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Wie ich dich kennen lernte, wie ich dich hassen lernte, wie ich dich lieben lernte

von

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Wie ich dich hassen lernte - I

Die Tage, Wochen, sogar Jahre verstrichen und sie wurde immer älter. Von Gilbert hatte sie schon lange nichts mehr gehört. Aber ganz vergessen hatte sie ihn nie. Er war ihre Kindheit. Er war.. ihr Leben?

Nie konnte sie sein grinsen vergessen. Doch jetzt..

Sie war zu einer jungen Frau geworden, die ihr Land unter Kontrolle hatte. Sie konnte mittlerweile sehr viel mehr mitentscheiden, was ihre Regierung anging. Doch das was ihr heute gesagt wurde, versetzte ihr einen Schlag in die Magengrube. Sie sollte Roderich Edelstein - Österreich - heiraten um gemeinsam mit ihm gegen Preußen zu kämpfen. Zu der Zeit wusste sie noch nicht, dass Gilbert, der ehemalige Deutsche Orden, nun Preußen war.

Alles wurde vorbereitet, die Hochzeit, ihr Kleid. Einfach alles. Und dabei hatte sie diesen Herrn Edelstein noch nie gesehen. Sie wollte ihn nicht heiraten. Doch ihr blieb nichts anderes übrig, es war das beste für ihr Land und für ihre Landesleute.

Also wurde die Ungarin nach Österreich gefahren. Dort blieb ihr nicht viel zeit. Sie zerrten sie in ein Hochzeitskleid, schminkten sie, machten ihr die Haare und redeten alle davon, wie viel Glück sie doch habe, so einen wunderbaren Mann wie Roderich Edelstein heiraten zu dürfen. Elizavetas Gedanken aber, hingen immer wieder bei diesem kleinen Jungen, den sie im Wald auf der Lichtung kennen gelernt hatte. Und.. auch lieben gelernt hatte.

Sie wurde zur Kirche gefahren. Das hieß, sie würde ihren baldigen Ehemann gleich zum ersten mal sehen. Nervös schritt sie durch die Türe und ihr Blick war starr geradeaus gerichtet. Roderich drehte sich um. Für einen kurzen Augenblick war sie gewillt stehen zu bleiben, doch ein zweiter Blick zu ihrem Chef lies sie weiter laufen und neben Roderich stehen bleiben.

Nachdem alles vorbei war, Roderich und sie nun verheiratet waren, stiegen sie zusammen in eine Kutsche und wurden zu seinem Schloss gefahren. Bisher hatten sie kein Wort einander verloren. Liz sah aus dem Fenster der Kutsche, sah den Wald an sich vorbei ziehend. Wieder bahnte sich leise eine Träne über ihre Wange. Sie bereute es sehr damals weggerannt zu sein. Aber wie hätte sie anders reagieren sollen? Sie war ein kleines Kind gewesen.

Nun lebte sie schon einige Zeit bei dem Österreicher. Elizaveta hatte sich gut eingelebt, sie verstand sich auch mit Roderich. Er war sehr nett zu ihr, spielte ihr immer wieder was auf dem Piano vor. Doch.. er behandelte sie, wie man eine Frau nun einmal zu behandeln pflegte. Und das gefiel der Ungarin nicht. Sie konnte einfach nicht still auf dem Sofa sitzen, ein Stück Kuchen essen und dabei Kaffee oder Tee trinken. Sie wollte lieber über Felder und durch Wälder reiten. Aber das schickte sich nicht. Nicht für eine junge Dame wie sie.

Auch wenn Roderich nett und zuvorkommend zu ihr war. So fehlte ihr doch etwas.
 

Die Ungarin war gerade den Laub vor der Tür zusammen fegen, als der junge Preuße sich ihr näherte, er schien von allem gehört zu haben, die Hochzeit, dass diese gewisse Ungarin nun bei seinem Erzfeind lebte und nun wollte wissen, ob es wirklich die Ungarin war, die er von damals kannte. Elizaveta bemerkte ihn nicht. Sie sah stumm in den Himmel und wünschte sich wieder einmal auf die Lichtung in dem Wald, wo sie Gilbert das erste mal getroffen hatte.
 

Je älter Gilbert wurde,desto stärker wurde er auch.

Seine Macht war gewaltig gestiegen, genauso wie die Kälte in seinem Herzen. Er war gnadenlos und zerstörte alles was anderen und vielleicht auch ihm wichtig. Doch eines konnte er nicht lassen, immer und immer wieder erkundigte er sich nach Elizaveta, die er nie ganz vergessen hatte und so kam es, dass er von ihrer Verlobung und baldigen Hochzeit gehört hatte. Der Schock traf ihn allerdings erst, als er mitbekam, wen sie denn heiraten sollte. Roderich Edelstein! Sein größter Feind, der Mensch den er mit am meisten hasste! Der Österreicher war das genaue Gegenteil von ihm. Höflich, gut erzogen und immer fein gekleidet.

Der Preuße verstand nicht, wie die Ungarin ihn nur heiraten konnte. Er kannte sie doch, das temperamentvolle Mädchen, dass am liebsten durch den Wald ritt, Höhlen erkundete und ihn lachend aus ihren strahlend schönen Augen ansah. Doch, so dachte Gilbert, Zeit verändert Menschen, vielleicht hatte auch Elizaveta sich verändert. Er beschloss, dass er sie noch einmal wiedersehen wollte, bevor der Krieg begann. Ein letztes Mal, ein endgültiger Abschied
 

Das Rascheln von Blättern, welches hinter ihr ertönte, nahm sie gar nicht richtig wahr. Die Brünette strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und blickte weiterhin in den strahlenden Himmel, indem die Vögel langsam in Richtung Süden flogen. Doch plötzlich wurde sie aufmerksam. Jemand war hinter ihr, sie spürte es. Und bevor dieser jemand sie berühren konnte, drehte sie sich um und ging dabei ein paar Schritte zurück um den Besen, den sie in der Hand hatte, schützend und als Waffe missbrauchend zwischen sich und ihrem Gegenüber zu bringen.

Dieser Jemand sah sie erschrocken an und hob seine Hände um zu zeigen, dass er nichts böses wollte. Die Ungarin ließ ihren Blick über den jungen Mann wandern. Er war groß, seine Haut war unnatürlich hell, ebenso seine Haare und seine Augen schimmerten rötlich. „Gilbert?“, flüsterte sie und ließ den Besen sinken.

Der Preuße nickte leicht und deutete ihr an, leise zu sein. Er befand sich auf gegnerischem Boden und wenn er nicht aufpasste, dann wurde er erwischt. Elizaveta brachte kein Wort heraus, sie stand stumm vor ihm und starrte ihn an. Erst als ihr Gegenüber leise auch ihren Namen flüsterte, fing sie an sich zu regen. Er war es wirklich. Es war wirklich Gilbert.

Der Wind strich durch ihre Haare und pustete ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht. Die Ungarin wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Jahrelang hatte sie sich ausgemalt, wie die Begegnung mit Gilbert wohl sein würde, sie hatte mit allem gerechnet, dass es genauso war wie früher, dass er sauer auf sie war, dass sie sauer auf ihn war, aber sie hatte nie damit gerechnet, dass sie sich beide gegenüber stehen würden und schweigen würden.
 

Langsam machte er einen Schritt auf sie zu. Immer vorsichtig und darauf bedacht rechtzeitig zu fliehen,schließlich befand er sich immer noch auf feindlichem Territorium. „Liz“, er benutzte ihren Spitznamen. „Ich habe dich vermisst“, murmelte er und versuchte zu grinsen, doch er schaffte es nicht ganz. All der Schmerz überrollte ihn. Schmerz und Sehnsucht, er wollte sie berühren, sie im Arm halten und nie mehr loslassen.

Er tat noch einen Schritt auf sie zu. Die Ungarin bewegte sich immer noch nicht, sah ihn lediglich an.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus und rannte die letzten Schritte. Er riss sie fast um als er sie in seine Arme schloss und sie fest an sich drückte.

Tränen sammelten sich in ihren Augen und ihre Hände krallten sich in seine Uniform. Sie konnte nicht anders, sie schluchzte auf. "Wieso bist du erst jetzt da? Wieso?" Ihre Finger krallten sich nur noch stärker in den Stoff und sie wollte ihn nicht mehr loslassen. Sie wollte nicht, dass er noch einmal verschwinden würde. "Gilbert", schluchzte sie. Er sollte nicht wieder weggehen.

Gilbert musste bei ihr bleiben! Er konnte nicht wieder gehen, das wollte sie nicht noch einmal mitmachen.

„Es tut mir so leid“, flüsterte er und strich ihr sanft über die Haare. „Ich dachte du hasst mich“

„Wie könnte ich dich hassen?“, erwiderte sie schluchzend. Sie hatte ihn nie gehasst und so würde ihn niemals hassen, nein, niemals.

"Ich habe immer gedacht du hasst mich, weil.. weil ich damals einfach abgehauen bin. Dich wieder sitzen gelassen habe."

Nur langsam beruhigte sie sich. Vorsichtig löste sie sich von ihm und wischte sich über die Wangen. Dann sah sie hoch. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch Gilbert Tränen in den Augen hatte. „Und du willst stark und mutig sein?“, flüsterte sie, konnte sich ein sanftes Lächeln aber nicht verkneifen. Er war wieder da. Er hatte sie gefunden und war wieder gekommen.



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