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Ich weiß, was du denkst

Sanji x Zoro
von

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Gedanken und Zweifel

„War's das?“, fragte Zoro leicht genervt.
 

„Eh?“
 

Sanji blieb abrupt stehen und wurde sich bewusst, was er da gerade vorgehabt hatte. Er stand weniger als einen Meter von Zoro entfernt und hatte anscheinend wirklich vorgehabt ihn auf gut Glück zu küssen, einfach, weil er es nicht mehr aus seinen Gedanken kriegen konnte. Dieser verfluchte Gedanke hatte sich einfach in seinen Kopf festgesetzt und hatten jegliche Funktion seines Körpers übernommen.
 

'Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Was mach ich da?', schrie sich Sanji selber im Geiste an.
 

Schnell machte er einige Schritte zurück und sah überall hin, nur nicht in Zoros Richtung. Sein Herz hämmerte wie wild gegen seinen Brustkorb und sein Kopf war hochrot. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, das im Garten mit Streichhölzern gespielt hatte, um ein kleines Lagerfeuer zu entzünden, jedoch zuvor von seinen Eltern erwischt wurde.
 

'Nein, ich wollte das nicht tun, nein. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Oh verflucht, er starrt mich an. Was soll ich nur machen?', dachte der Koch wie verrückt nach. „Wa- wa- was?“ Der Koch hatte eigentlich nicht vorgehabt zu stammeln, doch aus seinem Mund kamen die Worte zusammenhangslos hervorgeschossen.
 

„Das sollte ich dich lieber fragen... was benimmst du dich so merkwürdig?“
 

„I- Ich... wollte nur... uhm“, stotterte Sanji abermals. Er glaubte gleich im Erdboden versinken zu müssen, so peinlich war ihm die Situation.
 

Langsam fing Sanji an wieder zu Zoro zu sehen, der sich kein Stück von seinem Platz wegbewegt hatte und noch immer in der selben Position saß wie zuvor. Nur sein Gesicht sah ihn fragend an. Ahnte Zoro etwa, was er da vorgehabt hatte? Nein, das war es nicht, sonst würde er ihn nicht so komisch ansehen. Sanji konnte diesem Blick einfach nicht weiter standhalten und so drehte er sich um und öffnete die Luke – es war die nächstbeste Fluchtmöglichkeit vor der peinlichen Situation, in der er sich gerade befand.
 

„Ich g- geh zurück. Lass es dir schme- schmecken“, sagte Sanji und kletterte daraufhin die Sprossen hinunter. 'Ich muss hier weg, sonst mache oder sage ich etwas, das ich bereuen würde.'
 

Er nahm eine Sprosse und dann noch eine. Er konnte einfach nicht fassen, was da gerade passiert war. Er hatte die letzten Wochen so viel über Zoro nachgedacht, dass er sich selber wohl eine Gehirnwäsche verpasst hatte. Sein Blick war von all den verwirrenden und quälenden Gedanken ganz vernebelt, dass er eine der Sprossen mit seinem Fuß verfehlte und mit einem lauten Knall auf dem Deck der Sunny landete. Genervt rieb er sich sein Steißbein und versuchte sich aufzurichten, doch sein schmerzender Rücken und seine wackeligen Beine hinderten ihn daran. Und so saß er nun fluchend neben dem Hauptmast, hörte im Hintergrund wie seine Crewmitglieder fröhlich das Abendessen verspeisten und er fragte sich immer noch was da gerade passiert war.
 

Zerknirscht sah er in Richtung Küche. Normalerweise wäre er in so einer Situation sofort in die Küche gerannt und hätte sich dort versteckt, jedenfalls bis er sich beruhigt hätte, doch das war im Moment wohl nicht möglich. Hier weiter wie auf dem Präsentierteller sitzen war aber auch keine wirkliche Option – blieb also nur noch sein Zimmer, wo er allein sein konnte.
 

Sanji biss sich auf die Lippen, als er ein zweites Mal versuchte aufzustehen. Diesmal klappte es besser. Seine Beine fühlten sich immer noch schlapp an und sein Steißbein pochte vor Schmerz, doch wenigstens überstand er den Weg durch den Flur und über die Treppen bis zu seinem Zimmer. Als er die Tür aufdrückte, die er schon so oft geöffnet hatte, kamen ihm seine eigenen vier Wände auf einmal so fremd vor.
 


 


 

Beinahe eine Woche war es her, dass die Strohhutpiraten das letzte Mal Land gesehen hatten. Dem Großteil der Crew schien dies nichts auszumachen, doch der Schiffskoch machte sich zusehends Sorgen. Ihr letzter Zwischenstopp, und das kleine „Abenteuer“, welches ihnen dort widerfahren war, hatte leider nicht nur die Nachwirkung gehabt, dass sich seine und Zoros Beziehung kaum gebessert hatte sondern auch die stete Minderung der Essensvorräte.
 

Mit jeder Mahlzeit, die Sanji zubereitete konnte er regelrecht dabei zusehen, wie sich die Vorratskammer in einen leeren Raum verwandelte. Einmal täglich fragte er Nami, ob sie bald wieder Land erreichen würden, doch diese hatte als Antwort immer nur ein Schulterzucken übrig.
 

Es war seine Schuld. Seine Gedanken waren in den letzten Wochen einfach nicht bei seinen Pflichten gewesen und dies hatte sie nun in eine Misere gebracht. Missmutig sah er immer wieder in den Vorratsraum und zu der Tür, die das Essen eigentlich schützen sollte. Schützen vor was? Vor nächtlichen Hungerattacken gewisser Crewmitglieder, die drei große Schlösser an einer Tür als eine Einladung zum Stehlen verstanden. Sanji wollte gar nicht wissen wer genau es war, wobei er es sich vorstellen konnte.
 

Er hatte es bisher immer auf die Reihe gekriegt genug Essen zu besorgen, damit sie auch so eine Situation überstehen konnten. Dass Essen verschwand war schließlich nicht das erste Mal, sondern eher ein Normalzustand auf dem Schiff. Aber diesmal war es anders.
 

Seufzend besah sich Sanji das Desaster und er beschloss seufzend, dass eine Inventur Zeitverschwendung war. Einige Säcke Kartoffeln, hier und da lag noch etwas Gemüse, ein paar Packungen Mehl und das schien es gewesen zu sein. Im Kühlraum war die Lage nicht viel besser.
 

Ein weiterer, diesmal längerer Seufzer folgte. Langsam hob er seine Hand und fing an seine Schläfen zu massieren. Das war einfach nicht wahr. Frische Lebensmittel waren gar keine mehr da und mit dem Rest konnte er zwar weiterhin kochen, aber das war kein wirkliches Essen für ein gutes Leben, sondern nur etwas zum überleben.
 

„Sanji, bist du hier drin?“, hörte der Koch eine bekannte liebliche Stimme aus seiner Küche rufen.
 

Kurz zögerte er, doch dann antwortete er. „Ja, ich bin hier hinten. Warte, ich komm zu dir.“
 

Mit gesenktem Kopf verließ er die Kammer und schloss die Tür. Wie sollte er seinen Freunden das alles erklären? Langsam hob er seinen Kopf und sah Robin, die nur wenige Meter vor ihm stand, wie immer ein Buch in einer Hand hielt und ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte.
 

„Ist irgendetwas passiert?“, fragte die Archäologin, während sie den Schiffskoch genauer musterte.
 

„So könnte man das sagen“, sagte Sanji monoton und fing daraufhin an sofort in seiner Tasche nach einer Zigarette zu fischen. Eine gehörige Dosis Nikotin hatte er im Moment mehr als nötig. „Letzte Nacht hat sich wieder jemand an den Vorräten zu schaffen gemacht und das nicht zu knapp, darf ich hier hinzufügen. Wir werden die nächsten Tage wohl auf Festmahle verzichten müssen.“
 

„Ist etwa alles weg?“ Robins Augen waren vor Verwunderung geweitet – ein Ausdruck, den man bei der sonst so kühlen Frau selten sah.
 

„Nein, keine Angst“, winkte er ab. „Aber bei diesen Mägen ohne Boden, die wir auf dem Schiff haben, reicht das alles vielleicht noch für fünf, sechs Tage, wenn wir Glück haben, aber das auch nur, wenn ich alle Rationen durch mehr als die Hälfte teile.“
 

„Hm, das klingt nicht gut, Koch-san. Vielleicht sollten wir mit Nami reden?“
 

„Und was soll sie tun? Eine Insel aus dem Hut zaubern?“
 

„Da hast du wohl recht...“
 

„Wolltest du eigentlich etwas, Robin-chan, oder warum bist du in der Küche?“
 

„Oh, ich wollte nur sagen, dass ich mir zwei Tassen Kaffee nehme“, erwiderte die junge Frau, während sie sich die benannten Tassen aus dem Küchenschrank nahm. „Kann ich dir vielleicht helfen, indem ich mit der Crew rede?“
 

„Das wäre zu liebst. Ich habe es die letzten Tage mehrmals versucht, aber auf mich scheint keiner zu hören.“
 

„Dann werde ich das für dich übernehmen, Sanji, ruhe dich stattdessen ein wenig aus. Du siehst müde aus.“
 

„Danke, Robin-chan“, sagte der Koch und beobachtete wie die Archäologin die Tassen mit der beliebten schwarzen Flüssigkeit füllte und die Kombüse verließ.
 

Seufzend legte Sanji seinen Notizblock zur Seite und setzte sich an den Küchentisch. Was sollte er jetzt tun? Eigentlich konnte er nur darauf hoffen, dass Robins Standpredigt mehr Wirkung zeigte als seine Drohungen und Sicherheitsvorkehrungen. Er hätte nie gedacht, dass es dies jemals wieder erleben würde – das Gefühl von Verzweiflung.
 

Tief zog er an seiner Zigarette und drückte sie daraufhin in einem Aschenbecher aus, nur um sich sofort eine neue anzuzünden. Seine Beziehung zu Zoro hatte sich wirklich nicht gebessert. Meistens schwiegen sie sich an und wenn sie miteinander redeten hing eine Wolke der Unbehaglichkeit über ihnen, die von Luffy eindeutig beäugt wurde. Sanji rechnete bereits stark damit, dass Luffy ihn wirklich vom Schiff schmeißen würde, sobald sie die nächste Insel erreichten. Gestern war er kurz davor gewesen schon mal seine Sachen zu packen, damit er „bereit“ war. Schnell hatte er den Gedanken jedoch wieder verworfen. Er wollte hier bleiben. Er wollte nicht irgendwo ausgesetzt werden, obwohl es eindeutig seine eigene Schuld wäre. Schließlich hatte er Luffy diesen Vorschlag unterbreitet. Umnachtet muss er gewesen sein, wenn er sich seine Worte von vor wenigen Wochen in die Erinnerung rief. Nein, das durfte einfach nicht passieren. Hier war sein Zuhause, seine Familie war hier. Im Baratie hatte er zwar auch eine Familie, aber es würde nicht das Selbe sein, nicht nach all den Abenteuern mit der Strohhutbande.
 

Er hatte ja versucht mit Zoro wieder besser auszukommen, aber langsam schien er jegliche Hoffnung an das Kitten ihrer Beziehung aufzugeben. Er wusste, dass es nie wieder so wie Früher werden würde, dies hatte ihm Zoro mehr als nur einmal deutlich gemacht, aber innerlich konnte er einfach nicht damit abschließen. Erst waren sie nur Nakama gewesen, die sich stritten, aber sonst keine Probleme hatten, dann hatte Sanji die Beeren genommen und eine Art von Beziehung hatte sich entwickelt, die man eventuell und entfernt als eine freundschaftlich bezeichnen könnte. Und jetzt hatte Sanji nicht einmal mehr das Gefühl, dass sie Nakama waren, sondern einfach nur zusammen auf einem Schiff waren. Dies gefiel ihm nicht, gar nicht, doch er konnte beim besten Willen keine Lösung für sein Problem finden. Kleinigkeiten wie Zoro ebenfalls einen Snack bringen, während er Robin und Nami einen brachte, schienen den Schwertkämpfer regelrecht kalt zu lassen. Ebenso waren die Versuche eine Unterhaltung anzustreben erfolglos. Und das, was Sanji wohl am meisten auffiel war, dass sie nicht mehr kämpften. Dies war auch den anderen Crewmitgliedern aufgefallen und vor allem Luffy, der sie jedoch nicht nochmal darauf ansprach.
 

„Hach, das gibt es doch nicht“, seufzte Sanji und fing an mit seinem Stuhl zu kippeln. „Argh!“
 

Beinahe wäre sein Spielchen mit dem Stuhl die Hose gegangen, da das Schiff wohl auf eine größere Welle getroffen war und nun hin und her schwankte. Kurz ließ er seinen geschulten Blick über die Küche streifen, um zu überprüfen, ob auch nichts auf den Boden gefallen war. Zum Glück war dem nicht so. Das wäre ja auch noch zu schön gewesen, wenn eine kaputte Zuckerdose verstreut über den Boden liegen würde.
 

Mit einem Ruck positionierte er den Stuhl wieder an die richtige Stelle und rappelte sich auf. Eigentlich hätte er bald anfangen sollen zu kochen, doch da seine Lebensmittel nur noch begrenzt waren, brauchte er auch nicht mehr viel Zeit einplanen. Die kleine Zeitspanne von einer weiteren halben Stunde konnte er zum Nachdenken nutzen, obwohl er sich immer wieder im Kreis drehte und eh zu keiner Lösung kam.
 

„NEIN!!!“
 

Sanji schreckte auf. Das war Namis Stimme gewesen! Wie ein Blitz sprang er von seinem Sitzplatz auf und rannte durch die Tür. Über ihn, auf dem oberen Deck, entdeckte er Nami und Robin, die sich über die Reling beugten.
 

„Was ist los?“, rief Sanji nach oben. Sichtlich erleichtert, dass Nami anscheinend nichts passiert war.
 

„Was war das für ein Gebrüll?“, meldete sich Brook zu Wort, der ebenfalls aus dem Schiff kam und seine Geige noch in der Hand hielt.
 

Es dauerte keine Minute, da war die ganze Crew an Deck und stellte die selbe Frage wie Sanji zuvor.
 

„Der Logport“, jammerte die Navigatorin und glitt zu Boden. „Er ist ins Wasser gefallen!“
 

„Was?!“, schrie Usopp. „Wann? Wo? Einer muss sofort hinterher springen!“
 

„Es ist passiert, als wir eine Welle getroffen haben“, erklärte Robin, die mit Nami zusammen war. „Wir hatten den Logport hier auf dem Tisch liegen, zusammen mit der Karte. Und dann kam die Welle und wir haben erst danach gesehen, dass der Logport weg ist.“
 

„Habt ihr schon auf dem Boden nachgesehen?“, fragte Franky.
 

„Nein, du Hirni!“, schrie Nami. „Daran haben wir gar nicht gedacht!“
 

Man konnte ihren Sarkasmus nicht überhören. Mit einem wütenden Gesicht, das wohl ihr selber galt, sah sie auf die offene See. Dort, irgendwo, schwamm ihr Logport und würde in Zukunft nur den Fischen den Weg weisen.
 

„Was machen wir denn nun, Nami?“, fragte Luffy. „Wie kommen wir zur nächsten Insel?“
 

„Ich...“, zögerte die Navigatorin. Sie schien zu überlegen. „Ich habe mir keine genauen Daten aufgeschrieben, da ich es nicht für nötig gehalten habe. Ich habe noch nie einen Logport verloren! Ich weiß zwar ungefähr in welche Richtung wir müssen, aber wenn wir nur einen Grad daneben liegen werden wir an der Insel vorbeifahren, ohne es überhaupt gemerkt zu haben.“
 

„Oh Gott, wir werden alle sterben“, weinte Chopper, der neben Usopp stand, welcher ebenso ein panisches Gesicht hatte.
 

„Es tut mir leid“, sagte Nami laut und man erkannte kleine Tränen in ihren Augenwinkeln.
 

Robin beugte sich nach unten und strich ihr über den Arm. Sie versuchte die Navigatorin zu beruhigen, aber es schien keine Wirkung zu zeigen. In der Zwischenzeit spielte sich bei Sanji eine ganz andere Szene ab: Sie würden die Insel verpassen und kläglich verhungern, da ihre Vorräte ausgegangen waren. Sie hatten seit Tagen keinen Fisch gefangen, da dieser Teil der Grandline wohl leider zu den fischarmen Gebieten gehörte.
 

„Was ist mit den Sternen? Wenn du dich danach-“, fragte Franky.
 

„Das wir nicht viel bringen“, seufzte Robin. „Hier, auf der Grandline, kann man sich nicht zuverlässig an den Sternen orientieren.“
 

„Super, und was machen wir jetzt?“, stöhnte der Halbroboter.
 

„Macht euch keine Sorgen!“, rief Luffy ihnen zu. „Nami, hey, Nami! Du hast doch gesagt, dass du den Kurs ungefähr noch weißt, nicht wahr? Dann werden wir schon die nächste Insel erreichen. Ich vertrau dir da voll und ganz.“
 

„Luffy...“, schniefte die Navigatorin.
 

„Kommt, Leute, seht doch nicht so aus wie sieben Tage Regenwetter. Nami hat uns immer zur nächsten Insel gelotst. Das wird sie auch diesmal schaffen“, sagte Luffy ermutigend.
 

„Meinst du wirklich, Luffy?“, schniefte Chopper. Große Kullertränen kamen aus seinen Augen.
 

„Aber natürlich!“, bestätigte der Kapitän. „In ein paar Tagen werden wir Land sehen und ein neues Abenteuer erleben.“
 

Die Ansprache des Kapitäns schien Wirkung gezeigt zu haben. Die Stimmung erhellte sich zusehends. Sanji blickte sich in der Runde um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Zoro fehlte. Wie er ihn kannte schlief dieser im Ausguck und hatte gar nichts von dem Zwischenfall mitbekommen. Das war so typisch für ihn. Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, welches jedoch nur kurz dort verweilte. Zu schnell wurde die kurze Erheiterung von seinen steten Gedanken überlagert.
 

Beinahe automatisch und ohne es richtig zu wollen, sah er den Hauptmast hinauf, dort, wo Zoro mit hoher Wahrscheinlichkeit im Land der Träume war. 'Es tut mir leid, Zoro', dachte er. Diese Worte hatte er in den letzten Tagen immer wieder gedacht, doch nicht ausgesprochen. Egal wie oft er sie in Wirklichkeit sagen würde, es würde wohl kaum etwas an ihrer Situation ändern. Sondern sie vermutlich sogar verschlimmern, da Zoro eindeutig nicht daran erinnert werden wollte, dass Sanji wusste, dass er in ihn verliebt war.
 

Kommentarlos ging Sanji zurück in seine Kombüse. Hier brauchte wohl keiner mehr seine Hilfe. Nami wurde von Robin getröstet, die ihr wohl auch bei der Navigation helfen würde. Er konnte nur hoffen, dass ihre Berechnungen fehlerfrei sein würden, damit sie nicht in die Notlage gerieten Hunger zu leiden.
 

Kurz blickte Sanji auf die Küchenuhr. Es war an der Zeit das Abendessen zu kochen. Auch, wenn es wohl nur einen Berg an Bratkartoffeln geben würde. Mehr konnte er für den heutigen Tag nicht bereitstellen.
 

„Sanji, yohoho~ Soll ich dir beim Kochen helfen?“ Brook, hatte sich seinen Weg in die Kombüse gebahnt und seine Violine auf den Küchentisch abgelegt. „Robin hat erzählt, dass wir nicht mehr im Luxus schweben und da dachte ich mir, dass ich dir vielleicht helfen kann.“
 

„Das ist, uhm, nett von dir. Du kannst mir helfen Kartoffeln zu schneiden.“
 

Brook hielt ihm seinen ausgestreckten nach oben zeigenden Skelettdaumen entgegen, was wohl soviel hieß wie „Alles klar, Kumpel.“ Schweigend schleppten beide Kartoffeln in die Küche. Während Brook die „Drecksarbeit“ erledigte, mischte Sanji einige Kräuter zusammen, mit denen er die Bratkartoffeln schmackhaft machen wollte. Brook, der sonst immer zur gesprächigen Sorte gehörte, war zu Sanjis Verwunderung mehr als nur ruhig. Es war nicht so, dass er etwas dagegen hatte, aber ganz behaglich war ihm dabei auch nicht.
 

„Brook, warum hilfst du mir? Ihr helft mir doch sonst nicht beim Kochen“, sagte Sanji, als er einige Kräuter in seinem Mörser zerstieß.
 

„Hm, ich weiß nicht genau warum“, lachte Brook. „Vielleicht habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Essen geklaut habe.“
 

Für einige Sekunden herrschte eisiges Schweigen. Der Koch hatte seine Augen geschlossen. „Viel?“, fragte Sanji erschöpft.
 

„Nicht so viel wie unser Kapitän“, gab das Skelett kleinlaut von sich, während ein kleines Stück Kartoffel auf den Boden fiel.
 

„Ich frage lieber gar nicht wer alles von der Crew das Selbe getan hat“, stöhnte er, während er versuchte seinen Mörser vor Wut nicht zu zerstoßen.
 

„Du bist überraschend gelassen“, erwiderte Brook beinahe lachend. „Hätte gedacht, dass du ausrastest und mir meinen Schädel mit einem Messer spaltest.“
 

„Genau, Brook, ich bin mehr als gelassen“, knurrte Sanji genervt, „und nun schneide weiter Kartoffeln oder ich werde wirklich bald ein Messer werfen.“
 

Wenn das Skelett in der Lage wäre zu schlucken, hätte er das genau in diesem Moment getan. Sanjis Blick, als er ihn angesehen hatte, ließ ihn beinahe erstarren. Die Tatsache, dass der Koch ihn verschont hatte und der Blick, welcher Wut und Enttäuschung gleichzeitig gezeigt hatte, ließ den Musiker zum Entschluss kommen, dass Sanji aufgegeben hatte. Aufgegeben wie in „macht doch, was ihr wollt“. Alles, was übrig blieb war ein schlechtes Gewissen, welches er zurecht hatte. Brook wusste, dass der Rest der Crew ebenfalls von diesem Gefühl geplagt waren. Nun, alle, bis auf Luffy, der sich dem Ausmaß der Situation wohl nicht bewusst war, da er sonst nicht so viele Vorräte stibitzt hätte.
 


 


 

Sanjis größtes Problem genannt Marimo hatte sich in den Hintergrund gedrängt von der Vorratskrise, die sich nach weiteren vier Tagen nicht gebessert hatte. Nami hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und schien wie eine verrückte Berechnungen zu machen, um einer Insel näher zu kommen.
 

„Wie lang sollen wir noch auf der See herumirren?“, frage Usopp träge und mit einer Angel in der Hand.
 

„So lange es eben dauern wird“, erwiderte Franky. Er saß neben Usopp auf der Reling, ebenfalls mit einer Angel.
 

„Hmm... hast du schon einen Fisch gefangen?“
 

„Du warst doch dabei, als ich vor zwei Stunden einen Fisch gefangen habe!“
 

„Stimmt, hatte ich schon vergessen, da er nicht besonders groß war.“
 

„Fang du doch erst einmal überhaupt einen!“, schrie Franky den Kanonier an.
 

„Yohoho, lasst euch nicht entmutigen. Noch ein weiterer Fisch und wir können etwas essen außer Kartoffeln“, warf Brook dazwischen. Er saß nur einige Meter hinter den beiden auf dem Gras des Decks und stimmte seine Fidel.
 

„Das wäre alles nicht passiert, wenn Nami den Logport nicht verloren und Sanji mehr Vorräte gekauft hätte“, seufzte die Langnase.
 

Brook blickte über seine rechte Schulter zur Kombüse. Dort hatte er einen Schatten erhaschen können, der nun verschwunden war. Seine letzte Begegnung mit Sanji hatte ihm beinahe einer Kratzer im Schädel beschert. Sanji hatte eindeutig alles mitgehört.
 


 


 

Sanji hatte geahnt, dass es dazu kommen würde. Nun fing die Crew an ihm die Schuld zu geben. Seine Gedanken schienen sich immer wieder im Kreis zu drehen, als er den Fisch filetierte, den Franky gefangen hatte. Quälend langsam zog er einzelne Gräten heraus, die er nicht erwischt hatte und legte den fertigen eingelegten Fisch zurück in den Kühlschrank. In knapp einer Stunde sollte das Abendessen fertig sein, doch nun hatte er wahrlich keine Lust mehr darauf etwas zu kochen.
 

Immer mehr fühlte er sich verloren in den Gefühlen, die er die letzten Wochen durchlebt hatte. Nicht einmal das Kochen machte ihm Freude – was aber auch nicht verwunderlich war bei den raren Vorräten, die sie besaßen. Alles wirkte sinnlos im Angesicht des möglichen Rauswurfs aus der Crew.
 

Eher umständlich schloss er die Kühlschranktür wieder und sah sich in der Küche um. Eigentlich hatte er vorgehabt irgendein Dessert zu zaubern aus den wenigen Zutaten, die er zusammenkratzten konnte, aber diese Idee verschwand sofort, als er den ihm wohlbekannten Schwertkämpfer in der Tür stehen sah. Dieser mied wie in letzter Zeit immer seinen Blick und ging schnurstracks auf das Alkoholregal zu, um sich seine tägliche Sakeflasche zu genehmigen. Sanji beobachtete jede einzelne Bewegung der andere Person. Immer wieder öffnete er seine Mund, um etwas zu sagen, doch kein Gedanke oder Wort wollte sich so recht formen. Also blieb er einfach neben dem Kühlschrank stehen und sah dabei zu wie Zoro mit der dunkelgrünen Flasche die Kombüse verließ. Wieder einmal verspürte er diesen Drang Zoro einfach hinterher zu rennen und aufzuhalten; sich zu erklären und alles gut zu machen, doch er wusste, dass dies nicht funktionieren würde.
 

Müde schloss er seine Augen und holte den Fisch wieder aus dem Kühlschrank. Eigentlich hätte dieser noch ein wenig länger mit den Kräutern marinieren sollen, aber das war ihm jetzt egal. Er wollte das Abendessen einfach nur hinter sich bringen. Und hinter sich bringen war wohl auch das richtige Wort. Wie immer artete dies in eine laute Party aus, in der Brook sang und Luffy sich über das magere Mahl beschwerte. Es war alles wie immer. Selbst Zoro saß am Tisch. Er hatte sich an den am weitesten entfernten Platz von Sanji gesetzt und jener wunderte sich nicht mal mehr darüber. Doch das schmerzhafte Zusammenziehen in seiner Brust sagte ihm, dass die Situation von Tag zu Tag schlimmer wurde.
 

Ohne ein Wort ging der Schiffskoch nach einer gefühlten Ewigkeit aus der Kombüse an die frische salzige Luft. Träge fischte er in seiner Jackettasche nach einer Zigarette und zündete sie an. 'Endlich ein Moment Ruhe', dachte er sich und ging auf die Reling zu, um sich abzustützen und das schwarze Wasser zu beobachten.
 

„Das ist doch alles scheiße“, flüsterte Sanji und stöhnte auf.
 

Er nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette. Was war nur mit dem so selbstsicheren Sanji passiert, der er noch vor wenigen Monaten war. Eigentlich wusste er, was er zu tun hatte oder besser gesagt wie er alles mit Zoro kitten konnte. Der Idealfall wäre eine Liebesbeziehung mit dem Schwertkämpfer einzugehen, denn er wusste, dass sie zu ihrer vorherigen Freundschaft oder was auch immer sie gehabt hatten, nicht zurück gehen könnten, egal was kommen würde. Aber wie dahin kommen? Denn so schwer es auch für Sanji war, er wusste, dass wenn Zoro ihm egal wäre, es ihn nicht so sehr stören würde, dass dieser ihn ignorierte. Es würde an ihm abprallen, so wie die vielen Flirtversuche, die er bei Frauen unternommen hatte.
 

Ein weiteres Mal steckte er den Glimmstängel zwischen seine Lippen, die ein leichtes Lächeln zierten.
 

Zoro liebte ihn, so wie noch nie jemand zuvor. Dessen war er sich bewusst und es gab ihm zugleich ein gutes wie auch ein schlechtes Gefühl. Wie konnte er dem Schwertkämpfer nach all dem Chaos, was er mit den Beeren angerichtet hatte nur begreiflich machen, was er fühlte. Er wusste ja nicht einmal die richtigen Worte dafür, was er empfand.
 

Seine Gedanken fanden ein Ende, als seine Finger schmerzhaft brannten und er die Zigarette über Bord warf.
 

Er musste mit Zoro reden, verdammt noch mal mit ihm reden und ihm begreiflich machen, was er fühlte oder was ihm durch den Kopf ging. Er wollte ihm alles sagen. Dass er die Strohhutbande nicht verlassen wollte, dass er Zoro nicht verlassen wollte und dass er etwas für ihn empfand. Sanji konnte schon erahnen wie dieser reagieren würde: ein verwirrter Gesichtsausdruck und ein schräges Lachen, als ob Sanji ihm einen Witz erzählt hätte. Aber das war egal. Wenn es sein musste, würde er dem Schwertkämpfer schon beweisen, was in ihm vorging. Im Notfall würde er ihn sogar ohne Vorwarnung küssen und Prügel beziehen. Er musste einfach IRGENDETWAS tun, damit dieser Stillstand aufhörte.
 

Sanji atmete tief ein und zupfte sein Jacket zurecht. Er hatte einen Entschluss gefasst und würde nicht mehr davon zurück gehen. Er hatte es satt sich so zu fühlen. Er wollte nicht weiter der Feigling sein und dieses unbeschreiblich schlechte Gewissen haben.
 

Zielstrebig setzte er zum Gehen an. Heute Abend, irgendwann heute Abend würde er zu Zoro gehen und sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Ganz plötzlich jedoch stolperte er und wäre beinahe hingefallen, wenn er sich nicht an der Reling festgehalten hätte.
 

„Verflucht. Was war das denn?“, fragte er verdutzt.
 

Die Sunny hatte einen Ruck bekommen und schwankte noch leicht. Ein weiterer Ruck folgte. Sanji zog sich am Holz hoch und sah ins Wasser hinunter. Seine Augen verengten sich und er erkannte in dem schwarzen Wasser eine Art von Schwanz, die kurz aus dem Wasser geragt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Kamoh_Kyo
2015-06-18T22:18:18+00:00 19.06.2015 00:18
Puuh! Damit hab ich auch nicht mehr gerechnet. Umso größer die Überraschung :D Ich musste allerdings erst mal das letzte Kapitel quer lesen, um wieder halbwegs zu wissen, was da war. Echt ne dumme Sache, in die die zwei sich da manovriert haben, aber ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie das einfach nicht hinbekommen mal Klartext zu reden - das fällt denen doch sonst nicht so schwer. Glaub ich^^
Ich bin auch mal gespannt, was da jetzt gerade seinen Schwanz gegen das Schiff geschlagen hat. Seekönig? Ist es jedenfalls bisher in meinem Kopf^^
Freu mich schon auf die wöchentlichen Fortsetzungen :D
Antwort von: abgemeldet
22.06.2015 19:41
Ich glaube viele mussten die letzten Kapitel noch einmal überfliegen xD
Von:  Ayumes
2015-06-18T14:16:00+00:00 18.06.2015 16:16
YEEEEEEES!!! Endlich eine neue Seite!!! Oh, Gott! Habe da so lange drauf gewartet und endlich geht es weiter! Ist tatsächlich die einzige FF, die ich noch lese, aber ich liebe sie so sehr und du stellst die Charaktere so gut dar! Es ist wie ein kleiner Film der sich in meinem Minihirn abspielt.. Einfach wundertollig! Hoffentlich gehts bald weiter ;)

LG <3
Antwort von: abgemeldet
18.06.2015 18:43
Danke ^^ Der "Film" ist noch nicht im Epilog, aber im Endspurt
Von:  LittleMarimo
2015-06-17T14:38:47+00:00 17.06.2015 16:38
Duuuuu x.x wie kannst du nur ein Kapitel hochladen wenn ich auf arbeit bin.. Erst hab ich gedacht: " yay!" dann "..4000 wörter?! Dafür reicht die minipause nicht!"..
Jetz musste ich tatsächlich erst bis feierabend warten.. Dann im berufsstau stehen heim kommen und dann endlich lesen

Naja genug gequengelt.
SUPER KAPPI!
Schlechte Situation für Sanji.. Kaum noch essen.. Kein kurs.. Alle werden gereizt.. Und danm auch noch ein seemonster.. Naja.. Fleisch.. :D
Und dazu noch die sache mit zorro... Was wenn er einfach mal die beeren nimmt? Klar.. Es is mies... Und gefährlich.. Aber.. Dann wüsste er Bescheid...

Naja wie gesagt SUUUPEEEER KAPI SUUUPEEEEER STORY SUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUPEEEEEEEEEEEER MACHIAVELLISMX!!!!
Antwort von: abgemeldet
17.06.2015 16:48
HAHA Danke ^_^ Da freut sich aber jemand überschwänglich und das freut natürlich auch mich dann.

Keine Angst. So wie es aussieht wird das nächste Kapitel etwas länger werden. Jedenfalls in meiner Vorstellung her, wird da einiges passieren.
Das Kapitel, welches heute online gegangen ist, ist eher die Einführung, um in die Situation reinzukommen und gewisse Problematiken einzuführen.

Aber ja... FLEISCH! Oder auch nicht? Vielleicht doch kein Fleisch? xD Wer weiß...
Antwort von:  LittleMarimo
17.06.2015 17:24
Seemonster gehören doch zu fleisch. Oder doch fisch? Egal! Wenn Ruffy es sieht wird er es essen wollen!

Warte... 4000 worte sind ne Einführung?...
Woooow im nächsten kapi wird definitiv was passieren.. O_o
Ja ich freu mich :3 weil ich die story genial finde :3
Und hoffentlich bin ich dann schon im feierabend wenn das kapitel raus is :D :D
Von:  Maffin
2015-06-17T12:58:12+00:00 17.06.2015 14:58
Hach gottchen, ich erinner mich kaum ^^° aber die ff ist trotzdem (immer noch) sehr schön und ich bin gespannt, wie das ende nun wohl wird :)
Und ich kanns verstehen, wenn lang kein neues kapi kommt. Bin so ne schreibfaule sau xD
Antwort von: abgemeldet
17.06.2015 15:04
xD Vielleicht sollten wir einen Club aufmachen? "Der Club der faulen Säue". Das klingt dann nur so ein bisschen wie "der Club der toten Dichter" xD
Antwort von:  Maffin
17.06.2015 17:41
Perfeeeekt xD und dann kommen da alle unsere storys rein xD
Antwort von: abgemeldet
17.06.2015 17:46
Aber da brauchen wir Kriterien.... "Schaffenspause" aller paar Kapitel von mindestens einem halben Jahr aufwärts xD
Antwort von:  Maffin
17.06.2015 17:58
Also bis jetzt bin ich vizepräsident was das angeht xD
Antwort von: abgemeldet
17.06.2015 17:59
Und ich Präsident, wegen den zwei Jahren? xD
Antwort von:  Maffin
18.06.2015 18:55
ja XD obwohl. an die 4 ffs ohne fortsetzung mit nur ein bis zwei kapis in 2 jahren? hmmm....


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