Grübelnd genehmigte er sich seine Gute-Nacht-Tasse, gefüllt mit mildem Kaffee und ließ seinen Blick über die am Boden verteilten Unterhosen schweifen.
Für das, dass er Tweek Tweak war, der Kaffeejunkie wie er im Buch stand, wohlgemerkt in einem Alter in dem Kaffee eindeutig noch nicht auf der Getränkekarte stehen sollte, verhielt er sich ungewöhnlich ruhig.
Mit einem Seufzen setzte er die Tasse vom Mund ab und wischte sich höchst unmanierlich an seinem kurzen Pyjamaärmel den Mund ab.
Wie schnell die Zeit verging, noch vor ein paar Jahren hatte er vor diesem Schrank gesessen, in der gleichen Pyjamahose, die ihm in der Zwischenzeit etwas zu kurz geworden war, und hatte seinen Verteidigungsfeldzug für das Wohl seiner Unterhosen gegen diese Halunken begonnen.
Eigentlich hatte ihn Craig einst darauf gebracht endlich mit diesen Zwergen einen etwas rüderen Ton anzuschlagen, doch dabei war es im Laufe der Zeit nicht geblieben und er selber war über sich wahrlich überrascht.
Was die Vorpubertät alles bewirken konnte...
In dem Alter wo seine Geschlechtsgenossen anfingen, ihre Gedanken größtenteils um die versteckten Geheimnisse von weiblichen Geschlechtsteilen kreisen zu lassen, hatte er endlich viele seiner Ticks in den Griff bekommen.
Sie waren zwar immer noch da und beeinflussten nicht gerade unerheblich seinen Alltag, doch traten sie nicht mehr in der gleichen Intensität wie früher auf. Wieder setzte er die Tasse an die Lippen.
Gut, einen Teil der Stabilisierung seines Gemütes hatte er Craig zu verdanken. Dieser hatte zwar in vielen Fällen wahre Rosskuren an ihm angewandt, aber es hatte Wirkung gezeigt.
Nicht nur, dass er hin und wieder sich aufraffte um seinen Ängsten entgegen zu treten, nein, er hatte sogar begonnen seine Paranoia zu zähmen.
Sie würde ihn wahrscheinlich zeitlebens nie völlig verlassen, aber sie würde ihn nie wieder so im Griff haben wie ein paar Jahre zuvor.
Unter seinen vier Buchstaben begann es laut zu werden und er konnte spüren wie sie an seiner Sitzfläche zu pochen begannen.
Gelassen trank er weiter seinen Kaffee.
Hätte er noch das gleiche fragile Nervenkostüm wie damals in der vierten Klasse, so war er sich sicher hätte er dies nie gewagt.
Doch nun waren einfach die Zeiten gekommen, wo diese Würmer aufhören sollten seinen Alltag zu terrorisieren, und daran gut beraten waren zu akzeptieren, dass seine Privatsphäre bei den Unterhosen anfing.
Er war ja kein Neunjähriger mehr den man nach Belieben herumschubsen kann! Außerdem hatte er die letzten Jahre genügend Zeit gehabt sich Abwehrstrategien zu überlegen. Wieder pochte es an der dünnen Schicht Plastik, welche seinen Hintern von den Dieben trennte.
Was damals zögerlich mit dem Herzeigen des Stinkefingers nach Craigs Art begonnen hatte, war nun zu einer regelrechten Jagd ausgeartet. Er hatte lernen müssen schnell zu reagieren und immer das passende Equipment in Reichweite zu haben, sehr zum Ärgernis seiner Mutter.
"Lass uns raus!!", keifte es nun unter seinem Po.
Er jedoch ignorierte die Stimmen und schlürfte ruhig den letzten Schluck der braunen Brühe auf, während er weiterhin völlig selbstbewusst sitzen blieb, als könne ihn nichts von seiner Sitzfläche runterzerren.
Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie diese Zwerge ihn nicht nur verbal beleidigten. Er zuckte daraufhin nur die Schultern.
Die Unterhosenwichteln hätten schon seit geraumer Zeit merken müssen, dass die fetten Jahre vorbei waren.
Spätestens dann als er gelernt hatte, mit einem Wäschekorb auf Fabelwesenfang zu gehen.