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Elfenflügel

von

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Prolog

Elfenflügel
 


 

Es war ein sonniger Morgen. Sommer. Die Nacht endet kaum, daß sie angefangen hat, es wird praktisch nicht dunkel in diesen Hochsommernächten. Golden und ätherisch sickerte das Sonnenlicht durch das grüne Blätterdach des Buchenhaines. Eine leichte, warme Briese streifte durch die Bäume und wiegte die dünnen Zweige sanft hin und her. Ein beruhigendes Rauschen glitt durch die zahllosen Blätter, die im Sonnenlicht beinahe durchsichtig erschienen.

Es waren keine gewöhnliche Bäume, kein gewöhnlicher Hain. 17 Buchen waren in einem exakten Kreis angeordnet, die eine Fläche mit einem Durchmesser von 39 Fuß umschlossen. Im Mittelpunkt befand sich ein Dolmen, 21 Fuß hoch und 12 Ellen breit. Seine Grundform war oval, nach oben verjüngte sich der Stein, ebenso war seine Basis schlanker als der "Bauch" des Steines. Er wirkte ein wenig wie ein Hinkelstein. In den grauen grob behauenen Fels war ein Symbol eingemeißelt, mit großer Sorgfalt und beinahe unheimlicher Exaktheit bildete es ein Symbol aus den Schriftzeichen für Luft und Wasser. Das Symbol für Wasser stammte eindeutig aus den weißen Elfenschriften, die seit Jahrtausenden ausschließlich von den ranghöchsten Priesterinnen der weißen Elfen erlernt, gelehrt und angewandt wurden. Das Schriftzeichen für Luft war aus den Schriften der schwarzen Pegasi. Beide Schriftzeichen fügten sich zu einem perfekten, harmonischen Symbol zusammen.

Das Symbol schimmerte in einem bläulichem Licht, wechselte pulsierend immer wieder ins Violette.

Um den Dolmen standen 7 kleinere Dolmen, sie waren nur halb so groß wie der Hauptdolmen, aber immer noch sehr imposant.

Die kleineren Dolmen waren ebenfalls aus grob gehauenem grauen Stein und hatten jeder eine Gravur. Sie bestanden aus zwei Symbolen, die jeweils das gleiche Wort darstellten. Das eine Schriftzeichen aus der weißen Elfenschrift, das andere von den schwarzen Pegasi. Wie bei dem großen Doldmen, nur daß hier je ein Schriftzeichen für dasselbe Element eingemeißelt und auch nicht übereinander gelegt waren.

Jeria kannte die Schriftzeichen. Auch die, der schwarzen Pegasi. Sie war noch keine so hohe Priesterin, dennoch hatte sie sich bereits vor Jahren schon Zugang zu den Schriften Andaras verschafft.
 

Andara.

Eine Welt, in zwei Lager geteilt.

Auf der hellen Seite, in der die Sommernächte nie dunkel wurden, waren die weißen Elfen die Herrscher über das Reich der Solara, einem einfachen Volk mit wenig Technologie. Sie waren zumeist Bauern, die in monotonem Jahresablauf die Felder bestellten, Vieh züchteten und die Natur ringsum pflegten und am Leben hielten. Es gab auch Händler, Weber, Bäcker und solche, die die Tiere, die zum Verzehr gezüchtet wurden, für den Markt "vorbereiteten" Das hieß, sie töteten und zerteilten sie.

Alle notwendigen Handwerke waren vorhanden, der Markt florierte und das Volk war nicht arm und musste nicht hungern.

Das Gewinnen von Edelmetallen aber war dem Volk gänzlich untersagt, auch der Besitz wurde geächtet. So gab es keine Waffen, mit denen die Menschen hätten aufeinander losgehen können.

Das Leben in Solara war einfach, aber friedlich und so sollte es auch bleiben.

Dafür hatten die weißen Elfen zu sorgen.
 

Die andere Seite von Andara, die dunkle Seite, war den schwarzen Pegasi vorbehalten. Nigera. Eine Welt, die das Licht kaum kannte. Die Sommer dort waren zumeist stockfinster, der Winter lieferte kaum mehr Licht. Es war, als würde das Licht sie meiden, die Sonne den Anblick des kargen und wenig fruchtbaren Landes schmähen.

Das Volk, die Nigeraner, waren nicht so zufrieden wie die Menschen in Solara. Sie konnten keinen Ackerbau betreiben, die Pflanzen hatten ohne Licht keine Chance auch nur zu keimen. Die Landschaft war von zerklüfteten Felsen gezeichnet und es gab kaum einen Flecken, wo es Bäume oder Büsche gab. Nur ganz wenige krüppelige Schattendatteln konnten dort existieren. Entgegen ihres Namens jedoch trugen diese Bäume kein Früchte. Um zu überleben hatte diese knorrige Pflanze gewaltige Blätter ausgebildet, meist nur 20 bis 30 Stück an einem Baum. Sie waren so dunkelgrün, daß sie wirkten wie schwarze Decken, die kein Licht durchlassen würden, selbst wenn sie mit den Sonnenstrahlen in Berührung kommen würden. Der Baum war zu nichts zu gebrauchen.

Sein Holz brannte nicht. Wenn man es versuchte zu entflammen, glimmte es etwas und verlosch dann gleich wieder. Nicht einmal der stärkste Flammenzauber konnte dem Baum etwas anhaben. Dazu war das Holz so hart wie Felsen und ließ sich so gut wie gar nicht bearbeiten, nicht mit dem schärfsten und härtesten Schwert konnte man auch nur eine Kimme hineinschlagen.

Die Blätter waren steif, zäh und dick. Das einzige, wozu sie hätten taugen können wäre als Belag für die Dächer der armseligen Behausungen der Nigeraner, wenn sie nicht so unglaublich schnell verrotten würden. Schaffte man es, eines der Blätter von der Schattendattel abzubekommen, was meistens ein langer, mühsamer und schweißtreibender Prozess war, so fing das Blatt schon an zu zerfallen, noch ehe es auch nur drei Schritte von seinem Mutterbaum fortgetragen war.
 

Es gab noch einige Moose und Flechten, die die Felsen überzogen, die aber keinerlei Nährwert aufwiesen. Man hätte ebenso das Stroh der Pferde essen können.

Auch Tiere wollten in Nigera nicht heimisch sein. Es gab einige Kerbtiere, Käfer, giftige Spinnen, stechende Insekten von aggressiver Natur. Außerdem einiges Kriechgetier, das in den Spalten der Felsen lebte und sich von den Flechten und gelegentlichen Insektenfängen ernährte. Kleine unbedeutende Tiere, kaum länger als der kleine Finger eines Kindes.

Die einzige Tierart, die es zu einer beachtlichen Größe einer Ziege gebracht hat, waren die Katarr, eine Rehart die vereinzelt in der Gegend von Nigera vorkamen. Sie bildeten keine Herden, was das aufspüren dieser Tiere äußerst schwierig machte. Sie hatten es geschafft mit den wenigen Nahrungsvorkommen Nigeras auszukommen und sich am Leben zu halten. Zumeist konnte man sie in der Nähe der Schattendatteln sehen, aber kaum daß man auch nur ihren Umriss gegen die karge Landschaft wahr genommen hatte, waren sie auch schon verschwunden, als würden sie sich in Luft auflösen. Niemand weiß, wo sie sich zur Ruhe legen oder wo sie ihre Jungen aufziehen.

Trotzdem gelang es manchen gewitzten Jäger eines dieser Tiere zu erlegen.

Das Fleisch der Katarr war grau, zäh und sehnig, es schmeckte tranig, fast ranzig, aber es war reich an Fett und Eiweiß. Ein seltener und trotz der mangelhaften Qualität ein kostbarer Festschmaus. Wenn man es lange genug gekocht hatte; beinahe vier Stunden; dann konnte man es einigermaßen beißen und kauen. Am besten war es noch in Salz getrocknet, dann konnte man die Streifen leicht zerbrechen. Es hatte sogar so etwas wie Geschmack bekommen, auch wenn dieser überwiegend vom Salz stammte. Man musste es lange im Mund behalten, darauf herumkauen und mit Getränken weich bekommen. Das hatte aber den Vorteil daß man nur wenig davon essen musste, um eine gewisse Sättigung zu erfahren.
 

Jeria stand vor dem großen Dolmen, der in der Mitte der kreisrunden Fläche stand, legte ihre linke Hand flach auf das in schwachem blauen Licht schimmernde Symbol.

Sofort began das Symbol im Wechsel von blau und violett zu pulsieren, als würde es die Magie, die in Jeria floss, erspüren und zum Leben erwachen.

Wasser und Wind.

Die Elemente, die Jeria gewählt hatten, schon in früher Kindheit.

Sie hatte kaum das Laufen gelernt als ihre Mutter entdeckte, daß das Kind mit dem Wasser spielen konnte, wie andere Kinder mit Sand oder Lehm. Sehr bald stellte sich außerdem heraus, das Jeria in der Lage war, den Wind dazu du bringen, die Wasserkugeln, die sie aus dem Bachlauf herausgehoben hatte, in Formen zu bringen. So bildete sie mit dem Wasser verschiedene Pflanzen, Tiere und Insekten nach, sogar Menschen, die sich bewegten als hätten sie ein Eigenleben.

Mandra, Jerias Mutter war stolz auf ihre Tochter. Sie selbst hatte nur geringe magische Begabungen. Sie konnte kaum den Wind dazu bringen, ein Blatt vom Boden zu heben.

So war es kein Wunder, daß Mandra ihre Tochter in deren Fähigkeiten unterstützte und schulte, wo sie nur konnte.

Sehr zu Jerias Unglück lernte sie auch sehr schnell die Sprache der weißen Elfen. Schon in ihrem zweiten Lebensjahr konnte sie sich unterhalten wie eine Erwachsene und beherrschte auch schon einige Worte und grammatikalische Floskeln aus der Sprache der schwarzen Pegasi.

Durch ihre große magische Begabung und das frühe Erlernen der Sprache wurde sie schon in ihrem vierten Sommer in die Tempel der Priesterinnen gebracht, wo sie weiter unterwiesen werden sollte.

Jeria litt sehr unter der Trennung zu ihrer Familie. Sie hatte noch zwei Brüder, Zwillinge, sie waren sechs Sommer älter als Jeria und sie hatte die zwei geliebt. Tolga und Antaris. Sie trieben mit ihrer Schwester zusammen allerlei Schabernack, nutzten die magischen Fähigkeiten Jerias für manche Streiche, die sie den Dorfbewohnern spielten. Harmlose Streiche jedoch immer wieder Anlass für Ärger.

Ihren Vater kannte Jeria nicht. In Solara war es nicht üblich, daß die Männer bei ihren Familien blieben.



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