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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Im Krankenhaus

Kapitel 48

Im Krankenhaus

 

 

„Was um Himmels willen ist passiert? Wie geht es meiner Tochter?“

 

Ein besorgter tobender Vater stürmte regelrecht auf die Rezeption im Krankenhaus. Die erschreckten Krankenschwestern zuckten bei der lauten Stimme zusammen und die kleinste unter ihnen hatte vor Schreck einen Stapel mit Patientenakten fallen gelassen. Ein Fluch ihrerseits folgte, da sie diese kurz zuvor alphabetisch sortiert hatte.

Hinter Andreas kamen nun auch Mirabelle und die anderen in die Eingangshalle gelaufen und verfolgten außer Atem das bunte Treiben an der Rezeption vor ihnen.

Die Schwestern hatten Mühe Andreas Ausbruch zu bändigen und überhäuften auch ihn mit Fragen, um herauszufinden, ob er auch ein direkter Angehöriger der Patientin war.

Er wollte schon zur nächsten Schimpftriade ausholen, als in diesem Moment Vaughn um die Ecke gerannt kam, der vom Geschrei des Vaters angelockt wurde.

 

Eilig überfiel ihn Nathalie und packte ihn ein wenig unsanft am Kragen.

„Wo ist Chelsea? Was hat Denny ihr angetan?“

„Beruhige dich erstmal, Nathalie.“, versuchte Mirabelle das junge Mädchen zu besänftigen.

„Vaughn wird uns alles erzählen, was wir wissen müssen, auch ohne dass du ihn gleich umbringst.“

 

Nathalie ließ ihn tatsächlich los und machte einen tiefen Atemzug, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen, ehe sie das Wort nun freundlicher an ihrem Gegenüber richtete.

„Sorry, aber das ganze ist zu viel für mich. Für uns. Wie geht es Chelsea?“

Vaughn konnte ihr nicht sauer sein, weil er ihre Gefühle um ihre Freundin verstand. Zwar wunderte er sich, dass sich Nathalie ohne Wiederworte bei ihm für ihre grobe Art entschuldigte, aber er konnte ihr nicht böse deswegen sein. Inzwischen war auch Andreas an ihn herangetreten und verlangte stumm von ihm Auskunft.

 

„Genaueres kann ich nicht sagen, außer dass Chelsea im Moment auf der Intensivstation liegt. Ich fand sie, nahe dem Hof in einer kleinen Holzhütte.“

„Die Hütte hatten wir vor vielen Jahren mal gebaut, aber nie genutzt.“, antwortete Andreas unvermittelt. „Das Feld gehört noch zu unserem Grundstück.“ Dieses Areal mit der selbstgebauten Holzhütte hatte er völlig verdrängt. Immerhin wurde es seit vielen Jahren nicht mehr benutzt. Außer zum Mähen, um Stroh und Futter für die Tiere zu erhalten.

„Das ist doch jetzt egal.“, mischte sich Lana ungeduldig ein. „Wie ging es dann weiter?“

 

„Die Tür war nicht abgeschlossen, weswegen es ein leichtes war, reinzugehen. Und dann sah ich Chelsea nur in ihrer Unterwäsche bekleidet auf einem Bett liegen. Sie war gefesselt und fror entsetzlich. Ihr Körper war schon ziemlich steif, als ich sie fand.“

An dieser Stelle musste Vaughn einen dicken Kloß hinunterschlucken. Der Anblick, dem ihm Chelsea bot, hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt.

Entsetzt hielten sich alle weiblichen Personen die Hände vor ihrem Mund. Andreas schluckte hörbar und suchte Halt an Elliots Schulter, der ihm am nächsten stand.

„Ich zögerte nicht lange.“, fand der junge Mann seine Fassung wieder. „Befreite Chelsea, zog sie wieder an und fuhr augenblicklich hierher. Meine Autoheizung brachte nicht viel. Hier angekommen, hatte man sich ihrer sofort angenommen. Dabei stellte der Arzt fest, dass sie hohes Fieber hatte. Da ich kein Angehöriger bin, durfte ich nicht zu ihr, obwohl ich mehrere Male darum gebeten hatte.“

 

„Können wir denn jetzt zu ihr? Du weißt doch, wo sie liegt?“, hakte Nathalie nach und neue Tränen traten ihr in die Augen.

„Ja. Ich schätze, Andreas wird zu ihr dürfen.“

So unmittelbar angesprochen zu werden, sorgte dafür, dass Andreas seine Schultern wieder straffte und er mit gefasster Miene zustimmend nickte. Die komplette Truppe setzte sich in Bewegung, als die Schiebetür am Eingang erneut aufging und Sabrina mit ihrem Vater angerannt kam. Ohne großartig zu reden wurden beide empfangen und auf dem Weg zu Chelseas Zimmer über den neuen Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt.

 

+++++
 

Schon wieder hieß es warten.

 

Es war nun mitten in der Nacht und die Temperaturen waren noch zusätzlich um einige Grad gesunken. Der lange Flur gab viel von der sterilen Atmosphäre im Krankenhaus wieder. Überall roch es nach Desinfektionsmitteln. Einige Gesundheits- und Krankenpflegerinnen liefen mal hektisch, mal weniger im Laufschritt an ihnen vorbei. Obwohl es in der Nacht war, gab es doch noch einiges für das Pflegepersonal zu tun. Etwas weiter von ihnen entfernt hörten sie eine Angestellte fluchen, die Probleme mit einem schlafwandelnden Patienten hatte und er auf einer falschen Station wieder aufgewacht war. Desorientiert und jammernd rief er nach Hilfe. Das so lange, bis die überforderte Pflegerin aufgetaucht war.

 

Familie und Freunde um Chelsea haben sich allesamt in einer kleinen Sitzecke der Station niedergelassen. Ein Kaffee/Tee- und Snackautomat stand an der Wand hinter ihnen und vor ihnen hatten sie Sicht auf eine große automatische Tür, hinter der sich Chelsea befand.

Niemand durfte im Moment zu ihr, auch Andreas nicht, da ihr Zustand noch nicht stabil war. Die Ärzte hofften, dass die Medikamente in der nächsten Stunde wirken würden, um ihnen bessere Nachrichten überbringen zu können. Chelseas Körper war nicht mehr gefroren, aber das Fieber war immer noch nicht gesunken. Im schlimmsten Fall hatte sich Chelsea eine Lungenentzündung zugezogen, aber das konnten die Ärzte nicht mit Gewissheit sagen, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht ausschließen.

 

Während alle darauf warteten, dass es Chelsea so bald wie möglich wieder besser gehen würde, berichtete Sabrina den Anwesenden, wie sie Denny gefasst haben.

„Als Mirabelle uns mitteilte, dass Chelsea entführt wurden war, haben mein Vater und ich sofort begonnen uns an der Suche zu beteiligen. Ein Glück hat mein Vater einige Bekannte bei der Polizei und konnte somit dafür sorgen, dass sie sich auf die Suche nach diesem Denny begeben. Vaters Einfluss ist bei den Beamten sehr hoch.“

„Damit haben wir wirklich eine Menge Glück gehabt.“, antwortete Elliot und nickte Regis dankend zu, der weiterhin steif und gerade auf seinem Stuhl neben seiner Tochter saß und fast unmerklich mit den Augen blinzelte.

 

„Nicht auszudenken, was alles geschehen wäre, wenn Chelsea in den Händen von diesem Typen geblieben wäre. Warum auch immer er sich dazu entschlossen hatte, noch einen Abstecher in dieser Kneipe zu machen, war für uns vom Vorteil. Somit konnte Vaughn Chelsea sicher aus ihrer misslichen Lage befreien.“

„Ja, das stimmt. Wir waren gerade an der Hütte angekommen, die Denny den Polizisten genannt hatte, als du uns schon angerufen hattest, um uns mitzuteilen, dass Chelsea inzwischen im Krankenhaus lag. Sehr viel wohler hatten wir uns trotzdem nicht gefühlt.“, besorgt senkte Sabrina ihren Blick und faltete ihre Hände in ihrem Schoß wie zu einem Gebet.

 

„Außerdem konnten die Beamten uns darüber informieren, dass Denny nicht der ist, der er vorgibt zu sein.“

„Was meinst du damit?“, hakte Vaughn nun doch interessiert nach. Eigentlich wollte er kein Wort mehr über diesen Bastard verlieren.

„Genau, klär uns auf, Sabrina!“, forderte auch Nathalie, die ihr am nächsten saß.

 

Sabrina wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als ihr Vater zum ersten Mal in dieser Runde das Wort an alle richtete.

„Denny ist ein hinterhältiger Betrüger. Mit falschen Papieren, also Zeugnissen und so weiter, hat er sich an eurer Schule eingeschrieben und vorgegeben wieder achtzehn zu sein. In Wirklichkeit ist er aber schon zwanzig Jahre alt. Sein richtiger Name ist Sebastian Mann. In den letzten zwei Jahren ist er viel umgezogen und hat sein Äußeres immer ein wenig verändert, um nicht so schnell von der Polizei erkannt zu werden. Wie dem auch sei, mit gefälschten Papieren war es für ihn ein leichtes, in einer neuen Umgebung wieder Fuß zu fassen.“

 

Nach dieser Offenbarung blieb jedem der Mund offen stehen. Sie alle waren entsetzt und sprachlos, dass sich so jemand unter ihnen gemischt hatte, ohne dass ihnen etwas Merkwürdiges an ihm aufgefallen war. Mal abgesehen von seiner Aktion mit Chelsea im Park.

 

„Und warum hat er sich dann als Schüler ausgegeben?“ Julia fand als erste ihre Sprache wieder. „Das alles ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“

„Sexuelle Straftaten sind in seiner Akte auch nicht vermerkt.“, antwortete Sabrina und führte die Erzählung ihres Vaters fort. „Es gab einige Frauen, die sich bei der Polizei über ihn beschwert hatten, weil sie sich von ihm belästigt fühlten, aber jedes Mal hatte es Denny, ich meine dieser Sebastian Mann es geschafft, sich geschickt aus der Affäre zu ziehen. Wenige Tage später hatten die besagten Frauen ihre Anzeige wieder zurückgezogen und kurz darauf, war er auch schon wieder aus der Stadt verschwunden. Die Polizei konnte ihn also nicht weiter beobachten oder dergleichen.“

 

„Das hört sich so an, als würde er in jeder neuen Stadt, sich wehrlose junge Frauen suchen und an ihnen vergehen. Ob sie es freiwillig wollten, bezweifle ich.“, schlussfolgerte Julia und lehnte sich müde an die Schulter ihrer Mutter, die ihr mütterlich über das Haar strich.

„Dazu kann ich nichts sagen, aber anzunehmen wäre es.“, antwortete Sabrina und dachte mit Anteilnahme an die vielen jungen unschuldigen Frauen, die Denny für seine Zwecke ausgenutzt haben musste.

 

„Doch, ich bin mir ziemlich sicher, dass alles gut werden wird. Chelsea ist stark. So schnell lässt sie sich nicht unterkriegen. Lasst uns gemeinsam hoffen und an Chelsea glauben. Und natürlich an die Ärzte. Sie wissen, was sie tun und würden nichts unversucht lassen, um ihr das Leben zu retten.“

 

Nach dieser klaren Ansprache sprach keiner mehr ein einziges Wort. Mit neuem Mut und Zuversicht, dass alles gut ausgehen würde, nickten sie sich gegenseitig zu und kamen im Stillen überein, dass Sabrina mit dem, was sie gesagt hatte, recht hat. Auch wenn es im Moment nicht rosig um ihre Freundin stand, konnten sie nicht ausschließen, dass sie gesund und munter wieder aufwachen würde. Denn, das Schlimmste hatte sie bereits hinter sich. Sie war Denny und seinem üblen Plan entkommen. Vaughn hatte sie, aller Wahrscheinlichkeit nach, rechtzeitig gefunden und ihr damit auch das Leben gerettet.

 

Sein Blick war nur kurz von der Tür gewichen, die ihn von Chelsea trennte, um Sabrina nach ihrer Ansage anzusehen. Jedes der Mädchen war stärker, als sie auf dem ersten Blick erscheinen mögen. Zwar war Sabrina fast leichenblass, aber ihre Augen strahlten eine Zuversicht aus, die jeden in ihren Bann zog. Die Wärme und Entschlossenheit, die darin lagen, übertrug sich auf die anderen und ließ sie mit neuer Hoffnung nach vorne schauen. Dass sich Denny oder Sebastian, wie er auch immer heißen möge, als solch ein Verbrecher herausstellte, damit hatte auch er nicht gerechnet. Kein Wunder, dass er keine Skrupel hatte, sich an Chelsea am hellen Tage zu vergreifen und den Mumm hatte, sie sogar zu entführen.

 

Sein Herz zog sich krampfhaft zusammen, doch er glaubte an Sabrinas aufrichtige Worte.

Vaughn spürte, dass seine Chelsea noch nicht verloren war und richtete erneut seinen Blick auf die schwere Tür am Ende des Ganges.

 

Eine kräftige Hand legte sich auf seine linke Schulter. Irritiert sah sich der junge Mann abermals nach hinten und blickte direkt in Andreas ernstes Gesicht.

 

„Ich muss mich bei dir in aller Form entschuldigen.“, begann Andreas schuldbewusst das Gespräch. Jeder, der Anwesenden hatte seine Aufmerksamkeit nun auf die beiden wichtigsten Männer in Chelseas Leben gerichtet. Es fehlte nur noch Mark, der erst am frühen Vormittag zurück sein würde.

„Wie ich dich behandelt habe, war nicht richtig. Ich hatte ein falsches Bild von dir. Mirabelle hatte häufiger versucht, mich vom Gegenteil zu überzeugen und vor kurzem auch meine Tochter. Doch ich war und blieb weiterhin taub und blind für alles, was mich vom Gegenteil überzeugt hätte. Mein Stolz ließ es einfach nicht zu. Die Angst meine Tochter an dich zu verlieren, war zu groß. Ich konnte und wollte sie dir nie im Leben freiwillig übergeben. Dabei habe ich gesehen, wie glücklich Chelsea in den letzten Wochen gewesen war, wenn dein Name gefallen war. Ich war ein Idiot und Ignorant, dass ich das alles nicht sehen und vor allem wahrhaben wollte. Dieser Denny,“, bei der kurzen Erwähnung des Namens verzog sich Andreas Gesicht zu einer mordlustigen Grimasse. Die Gefühle, die für einen Augenblick an dem besorgten Vater sichtbar wurden, konnte jeder nachvollziehen.

 

„Denny hat mich reingelegt, ohne dass ich etwas davon bemerkt habe. Dabei konnte ich mich sonst immer auf meine gute Menschenkenntnis verlassen. Es…es tut mir aufrichtig Leid, Vaughn. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du meine geliebte und einzige Tochter gerettet hast. Noch dazu zweimal. Ich danke dir.“

 

Es kostete Andreas immense Überwindung seinen fatalen Fehler zuzugeben und sich bei Vaughn zu bedanken, den er für den eigentlichen Übeltäter gehalten hatte. Jedoch, ein richtiger Mann erkennt, wann er einen Fehler gemacht hatte und es bewies wahre Größe, wenn er diesen auch zugeben konnte.

 

Erleichtert und ebenfalls dankbar nahm Vaughn die ehrlich gemeinte Entschuldigung an. Für Chelsea und ihn wäre es sonst in Zukunft schwierig gewesen, friedlich miteinander auszukommen, wenn die beiden Männer sich nicht verstanden hätten. Doch so, war alles in bester Ordnung.

Jetzt musste nur noch Chelsea über den Berg sein und alles wäre wieder wie früher. Bevor Denny in deren Leben getreten war.

 

Nachdem eine weitere qualvolle halbe Stunde vergangen war, erschien endlich der Arzt mit der erlösenden Nachricht. Chelseas Fieber war gesunken. In ein paar Tagen würde sie wieder ganz gesund werden und sie wünschte Vaughn und ihren Vater unverzüglich zu sehen.

Ein erleichterter Jubelschrei ging durch die Freunde. Wieder wurden Tränen vergossen und Umarmungen wurden ausgetauscht. Die zwei angesprochenen Männer erhoben sich zeitgleich und gingen nebeneinander durch die schwere Verbindungstür am Ende des langen Flurs.

 

 



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