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Twisted Paradise

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1. Highway to hell?

Autorenkommentar:
 

Bekannter Plot, bekannte Situation. Zwei Menschen aus unserer Welt landen in irgendeiner fiktiven Welt und tragen ihren Teil zu der Originalgeschichte bei. Schon zigtausendmal gelesen? Auf ein Neues!
 

Es wird, so wie es aussieht, wieder einmal ein Monsterwerk, und ich muss mal schauen, in wie viele Teile ich es aufteile…(Bisher sind zwei große Geschichten geplant, eine, die an die Bücher angelehnt ist und eine, die danach spielt), aber vielleicht teile ich zumindest den ersten noch einmal; wir werden sehen.
 

Ich werde vermutlich jeden Samstag (Vor-)Mittag ein neues Kapitel hochladen.

Soweit erst einmal die Informationen. Viel Spaß beim Lesen.
 

(Ach ja, in unserer Welt beginnt die Geschichte 2010, da die beiden nichts von dem neuen Film mitbekommen haben.)
 

1. Highway to hell?
 

Der beste Zeitpunkt, ein Abenteuer zu beginnen, findet sich dann, wenn alle anderen Angelegenheiten erledigt sind, oder aber, wenn die Dinge einem so weit über den Kopf wachsen, dass man die Sterne nicht mehr zu erkennen vermag.
 

In einer Welt, in der der Begriff Abenteuer allerdings nur noch auf gelegentliche Seitensprünge mit anderen Liebespartnern angewendet wurde, war diese Weisheit natürlich längst in Vergessenheit geraten und fand sich nur noch in Kinder- und Jugenddetektivromanen, oder aber alten Sagen und Legenden.
 

Auch der Protagonist dieser Geschichte hatte keine Ahnung, was ihm bevorstand, als er an einem regnerischen Mittwochnachmittag die Stufen des Universitätsgebäudes hinuntersprintete und seine Schritte in Richtung des Parkhauses lenkte. Er hatte noch einige Bücher in die Bibliothek zurückgebracht und musste sich nun beeilen, denn er war verabredet und spät dran. Er hatte eingewilligt, seine Schwester zu einer Freundin nach Halle zu fahren, damit sie dort einige Zeit wohnte.

Melanie, so der Name seiner Schwester, hatte gerade Ferien, doch so wirklich genießen konnte sie diese in Berlin nicht. Die Umstände in ihrem Teil der Familie waren chaotisch und sie freute sich darauf, dem Ganzen endlich einmal zu entfliehen. Doch entgegen ihrer eigenen Meinung, dass sie durchaus den Zug hätte nehmen können, immerhin war sie sechzehn Jahre und damit schon mehr als alt genug dafür, bestand ihre Mutter darauf, dass sie gefahren wurde. Vermutlich hatte Cornelia Hof ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, denn sie war seit einem halben Jahr mit einem neuen Mann zusammen und über diesen und die momentan stattfindenden Hochzeitsplanungen hatte sie ihre Tochter mehr als sonst vernachlässigt. Und aus diesem Grund hatte sie Jeremy abgestellt, der allerdings nicht übermäßig begeistert davon war, auch wenn er natürlich tat, worum man ihn gebeten hatte.
 

In der Tat war sein eigenes Leben zu diesem Zeitpunkt alles andere als einfach. Sein Studium der altnordischen Sprachen und Schriften war sehr zeitaufwendig und obwohl er selbst erst im zweiten Jahr studierte, hatte er eingewilligt, mehrere Sommersprachkurse vorzubereiten und mitzubetreuen. Zudem war er in der vergangenen Woche im Archiv über seinen Freund gestolpert, wie er gerade einen anderen vernaschte. Die daraufhin in die Wege geleitete Trennung machte ihm wesentlich mehr zu schaffen, als er zugeben wollte. Dass sie unglücklicherweise in derselben Fakultät studierten, machte es für Jeremy nicht einfacher, Tom aus dem Weg zu gehen, auch wenn dieser zwei Semester über ihm war.

Auch nun, da er das Parkhaus betrat und schnellen Schrittes auf seinen dunkelblauen Toyota zusteuerte, verzog er beim Anblick von Toms rotem Sportwagen die Mundwinkel und fühlte einen Stich im Herzen. Doch er verdrängte es für den Augenblick. Er hatte wichtigeres zu tun, als seiner verflossenen Liebe nachzutrauern, der dies sowieso nicht verdiente – zumindest redete sich Jeremy das ein.
 

Der Verkehr in Berlin floss zäh dahin und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er mit einiger Verspätung am vereinbarten Treffpunkt ankam. Melanie, ein Mädchen mit schulterlangen, glatten schwarzen Haaren, saß unter einem Vorsprung auf einer Mauer und hörte Musik, sprang jedoch herunter, als sie den Wagen ihres Bruders entdeckte und kam herübergelaufen, als er am Straßenrand gehalten hatte. Sie warf die Tasche auf die Rückbank, umrundete dann das Auto und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. „Du bist spät!“, war ihre Begrüßung, doch Jeremy konnte es ihr nicht verübeln. Es war kalt und es wunderte ihn ein wenig, dass sie sich nicht aufregte. Vermutlich hatte ihre Musik sie bei Laune gehalten.

„Entschuldige. Hatte viel zu tun“, sagte er darum nur und fragte gleich darauf: „Was hörst du?“

„Den Hobbit’ von Tolkien.“

Erstaunt warf er ihr einen Blick zu, während er sich in den Verkehr einfädelte. Dann war es allerdings keine Überraschung, dass sie so ruhig war, dachte er bei sich, denn gemessen an den Umständen, welche die Gefährten Thorins zu bestreiten hatten, war ein wenig Regen und Kälte gar nichts.
 

Es war schon einige Zeit her, seit er Tolkiens Bücher zur Hand genommen hatte, doch die Geschichten waren ihm wohl vertraut. Bisweilen hatte er sogar Sindarin, Quenya und auch die anderen erfundenen Sprachen Mittelerdes in Ansätzen zu sprechen vermocht. Doch dass er sie gelernt hatte, war nun auch schon fast neun Jahre her; seit der erste Film herausgekommen war und die fehlenden Untertitel ihn so sehr störten, dass er kurzerhand beschlossen hatte, sich so intensiv mit den Sprachen zu beschäftigen, bis er nicht mehr auf die Untertitel angewesen wäre.

Teilweise hatte er auch spaßeshalber versucht, den Rest der Dialoge in Sindarin zu übersetzen. Aus der Distanz betrachtet hatte er es vermutlich damals doch ganz schön übertrieben.

Doch zu dem Zeitpunkt war es seine Zuflucht gewesen, als seine Eltern sich trennten und seine Mutter mit Melanie ausgezogen war, sein Vater zu trinken begonnen hatte und er sich so verlassen vorkam, als wäre er der einzige Mensch auf einem großen, düsteren und unheilvollen Planeten. Oft hatte er sich damals gewünscht, einfach nach Mittelerde gehen zu können, in welche Zeit auch immer. Von Orks und anderen Wesen gejagt zu werden, erschien ihm um so vieles angenehmer, als diese Einsamkeit. Dass viele Gejagte liebend gern mit ihm getauscht hätten, wenn es denn möglich gewesen wäre, hätte ihn nicht überrascht. Doch diese Option bestand nicht, und so hatte sich Jeremy wie alle anderen auch mit seinem Leben arrangieren müssen.
 

„Jemy?“

Er blickte auf und in grüne Augen, die ihn fragend anblickten. „Hm?“

Die Schwarzhaarige seufzte leise. „Ich hatte gefragt, ob ich den I-Pod anschließen soll, damit wir gemeinsam hören können.“ Erwartungsvoll blickte sie ihren Bruder an und als er nickte, tat sie, wie besprochen.

Wie es sein musste, waren Bilbo, Gandalf und die Zwerge auf dem Weg nach Imladris, respektive Bruchtal und innerlich seufzte Jeremy, grinste dann aber bei den Spottliedern der Elben, die so gar nicht zu den ernsten, vornehmen Gestalten passen wollten, die er sich ausgemalt hatte.
 

„Wie war dein Tag?“, versuchte der rothaarige Junge irgendwann, ein Gespräch zu beginnen, denn viel hatten sich Melanie und er nicht zu sagen. Sie sahen sich nur selten und von ihren Interessen her fanden sie nur wenige Überschneidungen, abgesehen von Fantasyliteratur, vereinzelten Bands und familieninternen Angelegenheiten wie der Frage, was man der Großmutter zum Geburtstag schenken sollte. Und schon das war alles andere als einfach.

„War in Ordnung. Zuhause herrscht das Chaos und Ben ist ein du weißt was, das Cornelia das Leben schwer macht.“ Auch Melanie nannte ihre Mutter nur noch beim Vornamen, denn das Verhältnis zwischen ihnen war gespannt und Melanie gab sich keine Mühe, daran etwas zu verändern. Sie wartete nur darauf, endlich ausziehen zu können, dann wäre es nicht mehr von Belang, so dachte sie zumindest und es waren ja auch nur noch zwei knappe Jahre.

„Hm.“
 

Dann schwiegen sie. Sie erreichten die Autobahn und kamen zügig voran. Irgendwann begannen sie ein Gespräch über die Elben des Düsterwaldes und aus irgendeinem Grund entbrannte eine hitzige Diskussion über die lange Fehde zwischen Elben und Zwergen und die Stimmung wurde gespannt. Besonders energisch war der Wortwechsel kurz vor der Auffahrt auf die A9 und dort war es auch, dass die Geschichte ihre entscheidende Wendung nahm. Abgelenkt durch Melanie, die in diesem Moment ein in Jeremys Augen geradezu lächerliches Plädoyer für die Elben vorbrachte, schenkte der Rothaarige der Abfahrt nur mäßig seine Aufmerksamkeit und bemerkte den Geisterfahrer zu spät, der ihm um die Kurve entgegenkam. Er riss das Lenkrad herum und das Auto kollidierte mit der Leitplanke, bevor es diese schließlich durchbrach und sich im Straßengraben überschlug. Noch einige Zeit drehten sich die Räder in der Luft, doch davon bekamen die Insassen nichts mehr mit.
 

***
 

Jeremy blinzelte. Etwas kitzelte ihn an der Nase und ließ ihn leise niesen. Sonnenlicht fiel durch die dunkelgrünen Blätter und brannte unangenehm in den Augen. Er kniff sie zusammen und setzte sich stöhnend auf. Sein Kopf schmerzte höllisch und seine Sicht verschwamm, während er sich erfolglos an das Geschehene zu erinnern versuchte.
 

Sein Blick blieb an einem Bündel neben ihm hängen und obwohl es einen Moment dauerte, erkannte er doch erschrocken Melanie. Mit einem Satz war er bei ihr und drehte sie auf den Rücken. Sie sah furchtbar aus. Ihre Haare waren von Blut verklebt und auch ihre zerrissene Jacke war davon durchdrängt, doch als er ihren Puls fühlte, atmete er erleichtert auf. Sie lebte. Doch seine Versuche, sie zu wecken, blieben erfolglos. So krabbelte er auf die Beine, die ihm nur widerwillig gehorchten, und versuchte, das Mädchen hochzuheben, als ein stechender Schmerz seine Schulter durchzuckte und beinahe hätte er sie fallen lassen, doch es gelang ihm, ihren Körper an seinen zu pressen.

Mit großer Anstrengung schaffte er es, sie auf die Arme zu nehmen und Schritt für Schritt stolperte er auf der Suche nach Hilfe vorwärts.
 

Wo er war, konnte er nicht sagen, noch wie sie hierher gekommen waren, doch er dachte nicht darüber nach. Sein Interesse galt einzig einem Ort, an dem man ihnen würde helfen können und so schenkte er dem traumhaft schönen, lichten Wald keinerlei Aufmerksamkeit, nicht dem Vogelgesang, noch dem leisen Plätschern eines Flusses in der Nähe.
 

Er wusste nicht, wie lange er so gegangen war, die Augen und Arme schwer und die Sicht getrübt, als er zu einem kleinen Pfad gelangte. Nun musste er sich entscheiden, doch das fiel ihm nicht schwer, denn er hatte die Wahl, dem Weg in ansteigender Richtung, oder den Berg hinab zu folgen. Er wählte den letzteren, denn er fürchtete, dass ihm für den Anstieg nicht genügend Kraft zur Verfügung stand und das war sein Glück, denn nach einigen Windungen kam ein Tal in Sicht und mit ihm einige Häuser. Ermutigt stolperte er vorwärts, bis er ein offenes Tor erreichte und auf einen großen Platz trat, von welchem helle Stufen fortführten. Dort legte er Melanie vorsichtig ab und gestand seinen Beinen zu, ihren Dienst zu versagen. Erneut tastete er nach ihrem Puls und ein Lächeln huschte über sein Gesicht, während er ihr Handgelenk losließ und eine schwarze Strähne aus ihrem Gesicht strich.

„Halte durch!“, flüsterte er ihr zu und blickte auf, als er leise Stimmen und Schritte vernahm.

Eine Gruppe Leute näherte sich ihnen und allen voran ein hochgewachsener, vornehm gekleideter Mann, der auf der anderen Seite des Mädchens niederkniete und sie mit aufmerksamen Blick betrachtete, bevor er Jeremy ansah. Er hatte hellgraue Augen und der Junge hatte das Gefühl, dass sie in ihm lesen konnten, wie in einem Buch, doch es war nicht unangenehm. Wärme erfüllte sein Inneres und er spürte, wie er das Bewusstsein zu verlieren drohte.

„Bitte helfen Sie uns“, war alles, was er herausbrachte, bevor alles um ihn in Dunkelheit versank.



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