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Mein Herz ist mir so schwer.

Es wird bald fallen.

Ich höre es schon

Splotsch, im Raum erschallen.

Wie es zerspringt,

wie es zerspringt …

 

 

Wieder eines dieser kitschigen Bücher. Irgendein Protagonist ist unglücklich in irgendeine Protagonistin verliebt und versinkt in ewigen Monologen in seinem Selbstmitleid. Oder seine „einzig wahre Liebe“ hat mal eben das Zeitliche gesegnet und er trauert ihr den Rest seinen (meist nicht allzu langen) Lebens nach.

Wieso gibt es eigentlich so viele schnulzige Liebesromane?

Ich weiß, ich sollte mich nicht beschweren, immerhin lese ich ja grade selbst so ein Teil. Aber wie soll ich mir denn sonst die Langeweile vertreiben? Mich zu Anna gesellen und mir ihre Soups antun?? Nein danke, da komm ich mit ihrer Buchersammlung noch besser weg, glaubt mir!

Und ja, etwas Sinnvolleres gibt es echt nicht zu tun! Wir haben tiefsten Winter, also kann ich auch nicht im Garten trainieren … zudem steht dort ein Dutzend Schneemänner im Weg. Wenn da einer nur einen Kratzer abbekäme, würde Horo sicher keine Ruhe geben ehe ich mit ihm ’nen neuen baue….ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich darauf ganz gewiss keine Lust habe.

Dabei haben wir inzwischen fast Weihnachten und der Schnee liegt schon seit Mitte November! (Ich weiß wie ungewöhnlich das für eine Großstadt wie diese ist – umso mehr bin ich mir sicher, dass ein gewisser Ainu an diesem Wetter nicht ganz unschuldig ist…) Jedenfalls gehen mir langsam auch die Bücher aus. Also nicht Annas, die hat mehr als genug! Aber meine eigenen und die wenigen von Yo und Horo, die man sich vielleicht auch noch antun könnte. Deshalb hocke ich jetzt hier mit diesem … seltsamen Etwas vor mir.

Wie kann man so was nur freiwillig lesen?!

Ich glaub ich geh doch lieber raus und vernichte die Schneemann-Armee….das könnte wenigstens spaßig werden.

Kurz hebe ich den Blick von dem „Buch“ und sehe aus dem Fenster. Ich sitze auf der Fensterbank und habe so einen guten Überblick über eben erwähnte Armee…mehr könnte man im ehemaligen Garten auch nicht mehr ausmachen. Abgesehen vom Erschaffer dieser weißen Horde, der schon wieder einen neuen Soldaten erschuf. Ich sehe es schon vor mir, wie die weiße Masse das Haus stürmt, geführt von Horo und einen Putschversuch an Anna startend … Er wäre tot wenn er das echt vorhätte.

Mal schauen wie viele neue Schneemänner hat er denn heute schon gebaut? Eins …. Zwei, drei … ist der da neu? Nein glaub nicht, aber der da noch! Also sind es fünf, mit dem, der noch in Arbeit ist.

Aber abgesehen davon…diese neunen Schneegestalten sehen mir gewissen realen Personen etwas zu ähnlich. Da wäre einer – unverkennbar wen es darstellen soll – mit einer riesigen Schneetolle auf dem Kopf! Ein weiterer hat Tannenzapfen am Kopf hängen, die wie Kopfhörer wirken sollen. (Tun sie mit etwas Fantasie auch.) Ein mehr als böse dreinschauender Schneemann steht direkt daneben…okay sagen wir Schneefrau, Horo hat versucht es anzudeuten, auch wenn es nicht allzu gelungen ist.

Dann der vierte Schneemann…er hat eine seltsame Schneespitze auf dem Kopf und einen komischen, langen Ast in der Hand … Horo erlebt den nächsten Morgen nicht, wenn er den nicht noch mal verbessert! Das sieht doch nicht aus wie ich! Also echt! So griesgrämig guck ich doch nie im Leben!

Na ja und der letzte Schneemann, an dem er noch herumbastelt, soll sicher ihn selbst darstellen. Er hat schon mit einem dickeren Ast sein Stirnband angedeutet und gerade fügt er noch mit ein paar Kohlestücken das Grinsegesicht hinzu.

Er kann froh sein, dass Anna ihren Schneemannklon sicher nie zu Gesicht bekommt. Zum einen war er, äh sie, von einer Horde ihrer weißen Kameraden umgeben und zum anderen interessierte sich die echte Anna nicht für das weiße Treiben in ihrem Garten.

Wie gesagt, da kann er froh drüber sein. Wer weiß was sie sonst mit ihm machen würde. Ihn dazu zwingen mit ihr Fern zu sehen? Das wäre Folter pur!

Aber zurück zu dem Buch hier. Ich hatte mir vorgenommen es wenigstens zu versuchen, so einen Schund zu lesen. (Denn sonst würde ich meine Zeit am Ende wirklich noch mit Schneemannbauen oder so was verbringen! Nicht auszudenken! Wie sähe das denn aus?!)

Also lesen…

 

Kaum schaffe ich es noch, meine Gedanken beisammen zu halten.

Kaum kann ich noch meine Gefühle vor dir verbergen!

So zerspringe doch endlich, du dummes Herz

Oder muss ich dich mit meinen eigenen Händen zerreißen?

 

...

Wie abgrundtief muss man sinken um so depressiv zu sein? Und das nur weil man verliebt ist? Pah! Klar kann einem so eine Verliebtheit zusetzen, aber nur wenn man so feige und dumm ist das in sich hineinzufressen! Warum müssen die Leute in solchen Geschichten nur so drauf sein? Und Frauen lesen so was auch noch gerne…Versteh die einer.

Frustriert schlage ich das Buch nun doch zu und lege es beiseite. Wieder schweift mein Blick aus dem Fenster. Horohoro ist inzwischen nicht mehr zu sehen. Hat ihn Anna doch erwischt und quält ihn nun? … Wohl eher nicht das würde man hören.

Aber wenigstens kann ich jetzt gefahrlos das Fenster öffnen. Letztens hab ich dafür gleich einen Schneeball abbekommen. Dass Horohoro DAS nicht unbeschadet überstanden hat, muss ich wohl nicht genauer erläutern. (Ich begreife immer noch nicht wie er das überhaupt überlebt hat…)

Die kühle Luft tut richtig gut. Zugegeben, ich bekomme sofort eine leichte Gänsehaut, aber das stört ja reichlich wenig, wenn man sonst den ganzen Tag im Warmen zubringt. Tief atme ich die frische, klare Luft ein, schließe dabei die Augen und genieße einfach nur den Moment. So schön ruhig … und friedlich. Keine Geschrei, keiner nervt, keiner brüllt Yo zusammen, keiner grölt seltsame Liebeshymnen über irgendwelche Frauen … sind die alle krank, oder warum ist es so scheiße still??

Genervt seufze ich. In einer Bewegung schließe ich das Fenster wieder und stehe auf. Besser ich sehe mal nach. Nicht das es Tote gab, ohne dass ich es mit ansehen durfte!

Schnellen Schrittes ist der Weg ins Erdgeschoss zurückgelegt. Dort finde ich einen ziemlich doof dreinschauenden Horo. Er steht einfach nur im Flur und macht ein Gesicht als hätte er einen Geist gesehen. Okay doofer Vergleich, aber ihr wisst was ich meine!

Ich gehe auf ihn zu und wedle mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum.

Keine Reaktion.

Ist er etwa scheintot? Oder im Stehen eingeschlafen? Ich dachte so was bekommt nur Yo hin.

Ich rüttle ihn „etwas“ unsanft an der Schulter. Diesmal reagiert er endlich und sieht mich überrascht an.

„Was stehst du hier so bedeppert rum?“

Er fasst sich nachdenklich ans Kinn und fängt an zu überlegen. Na toll, das kann dauern…

„Na ja ich bin eben reingekommen um schnell was zu essen, da kamen mir Yo und Anna entgegen…“

Super, sein Hirn scheint durch die Kälte schneller zu arbeiten als sonst!

„… und dann – halt dich fest! – haben die sich einfach so hier vor meinen Augen geküsst!! Und als ob das nicht Schock genug gewesen wäre hat Anna auch noch total verliebt geguckt und die Zwei sind zu ’nem Date weggegangen!!“

Okay, das ist echt gruselig.

„Was hat Yo ihr ins Essen gemischt?!“, frage ich ironisch, immer noch nicht mit dem mir eben Geschilderten fertig werdend. Was für eine … skurrile Vorstellung. Gut, dass ich das nicht miterleben musste!

„WAS? Du meinst da war was im Essen? Aber dann haben wir das ja auch intus!!“

Gott, wie blöd kann man sein?  … Okay was frag ich überhaupt. Ich hab den lebenden Beweis für unbegrenzte Dummheit ja direkt vor mir stehen…

„Das war ein Scherz, du Vollidiot! Falls es dir entfallen ist, heute musstest du kochen und nicht Yo!“

Es dauert einige Augenblicke bis diese wichtige Information völlig durchsickert und Horo schließlich ein dümmliches „Ach stimmt ja…“ von sich gibt.

Ich kann mir nur an den Kopf fassen. Warum habe ich mich überhaupt auf diese Konversation eingelassen?

Okay ganz ruhig bleiben. Er kann nichts dafür, dass er so dämlich ist…

Ich hole einmal tief Luft und sehe ihn dann wieder möglichst neutral an. Bloß nicht wütend aussehen, sonst bringt er mich erst recht auf die Palme!

„Und weißt du rein zufällig auch wo der Rest (diese Irrenhauses) abgeblieben ist?“

Er zuckt nur beiläufig mit den Schultern und meint: „Nicht da.“ Dann scheint ihm wieder einzufallen, weshalb er überhaupt seine Schneefreunde verlassen hatte: Um den Kühlschrank zu plündern. Schade, dass Anna nicht da ist, sonst hätte sie noch einen Grund mehr ihn einen Kopf kürzer zu machen.

Aber wenigstens ist jetzt geklärt, warum es so ruhig ist. Alle sind sie geflüchtet und haben mich allein zurückgelassen. Irgendjemand muss ja auf Horo aufpassen. Am liebsten wäre ich ja jetzt auch gegangen und hätte ihn seinem Schicksal überlassen…aber wenn Anna wiederkommt und ihr Haus steht nicht mehr, macht sie mich nur dafür verantwortlich. Auf das Gezeter kann ich verzichten.

Ich seufze schwer und gehe dann langsam Horohoro hinterher.

Positiv denken. Ich hab sonst nur noch diese sinnlosen Bucher als Zeitvertreib. Wenn ich Glück habe, wird das hier wenigstens amüsant.

Als ich die Küche betrete sitzt er schon fleißig futternd am Küchentisch. Die Kühlschranktür hatte er einfach offen gelassen – sicher mit der Absicht noch mal zuzuschlagen.

Ich nehme mir nur ein Milchpäckchen heraus und schließe eben benanntes Objekt dann. Wir brauchen auch noch was zum Abendessen. Mehr bekommt dieser Vielfraß jetzt nicht.

Und selbst so. Sieh sich einer diesen Berg an vergeudetem Essen an, das da noch vor ihm auf dem Tisch liegt! Nicht zu reden von all den bereits leeren Jogurtbechern, zerknitterten Verpackungen und Krümeln, die er um sich herum verstreut hatte.

Am Besten ich tue so, als hätte ich nichts Gesehen, verschwinde still und leise und behaupte ich wäre schon vor Anna außer Haus gewesen. Genau, dann kann sie mir nicht die Schuld geben!

Aber Horo würde sicher nicht genug Intelligenz beweisen, um mir bei diesem Plan zu helfen. Er sagt ihr sicher, sobald sie ihn danach fragt, dass ich noch hier war, nachdem sie turtelnd an ihm vorbeigegangen waren. Anna braucht ihn nur einmal böse angucken, dann hat sie ihre Antwort.

Aber gut, dass will ich ihm mal nicht vorhalten – ich weiß nur zu gut was es für Folgen hat gegen Annas Diktatur Widerstand zu leisten.

Todesstrafe…oder schlimmer…

 

Stumm seufzend setze ich mich gegenüber von Horohoro an den Tisch und trinke von meiner Milch. Horo schaut daraufhin kurz auf – vermutlich überrascht darüber, dass ich mich dazu herablasse ihm Gesellschaft zu leisten – und isst dann unbekümmert weiter.

Gut während er noch mit Essen beschäftigt ist kann er auch noch nichts anstellen. Zeit um mir irgendetwas einfallen zu lassen.

Ich könnte davon ausgehen, dass er eh den restlichen Tag draußen verbringt und seine Armee weiter aufrüstet. Jedoch ist das eher unwahrscheinlich. Die letzten Tage hat er damit auch immer am frühen Nachmittag aufgehört und ist stattdessen Yo auf die Nerven gegangen. Also werde vermutlich ich sein heutiges Opfer sein, da Yo ja – leider – nicht hier ist.

Hmmm… ich könnte ihn dazu zwingen irgendwo im Haus sauber zu machen, dann hätte ich meine Ruhe. Nur fraglich ob er wirklich etwas macht, wenn ich ihn nicht dauerhaft im Auge behalte. Nur, Horohoro beim Putzen zu zusehen ist doch die reinste Qual! Er ist doch so ein Tollpatsch, da kann man gar nicht hinsehen!

Und ihn still zu beschäftigen ist nahezu unmöglich. Ein Buch nimmt er doch nicht einmal freiwillig in die Hand. Ich könnte ihm auch einfach Papier und Buntstifte in die Hand drücken, aber das hat beim letzten Mal schon nicht allzu lange funktioniert. Im Nachhinein durfte ich nur den Tisch im Wohnzimmer schrubben, weil er ihn vollgeschmiert hatte...als wäre er ein Kleinkind…

„Re~en?“

Überrascht blickte ich auf. „Hm?“

Mit großen Kulleraugen sieht mich Horo an. Oh Gott. Er ist schon fertig mit essen! Und dieser Blick! Ich glaube, das macht mir sogar fast mehr Angst als Anna…aber nur fast!

„Wann ist Yo wieder da~?“

„Woher soll ich das wissen?!“, gerade so kann ich mich noch zusammenreißen ihn nicht anzuschreien. Okay, ganz ruhig bleiben, Ren. Bedenke mit wem du gerade sprichst, erwarte nicht zu viel…nein erwarte einfach gar nichts und steh das durch wie ein Mann!

Tief atme ich durch ehe ich weiter spreche.

„Du hast ihn doch selbst vorhin erst weggehen sehen. So schnell kommt er sicher nicht wieder, meinst du nicht auch?“

„Hmm….“ Horohoro scheint zu überlegen, nickt dann aber und sieht mich wieder mit großen Augen an. Gleich würde er mich irgendwas fragen, oder um irgendwas bitten worauf ich ganz sicher keinen Bock habe! So sieht er einen dann immer an! Dieser fiese Bambi-Blick! Da kann doch kein normaler Mensch nein sagen, ohne sich die nächsten 3 Jahre schlecht zu fühlen!

Das letzte Mal als ich in so einem Moment abgelehnt hatte, hab ich diesen Bick die nächsten 2 Wochen jeden Tag zu Gesicht bekommen!! So lange bis ich endlich klein bei gegeben habe!

Wenn er auch sonst total verblödet ist, das kann er! Leider…

„Aber, wenn Yo nicht da ist, wer spielt dann jetzt mit mir Videospiele…?“

Oh bitte nicht. Horo weiß doch, dass ich solche Spiele hasse! (Nicht zuletzt weil ich immer verliere…) Aber nein, er hat kein Erbarmen. Immer noch schaut er mich an. Er wartet nur darauf, dass ich anbiete mit zu machen. Blöder Ainu!

Ich seufze resignierend.

„Na gut, aber nicht den ganzen Nachmittag, klar?“

Schlagartig hellt sich sein Gesicht auf, überglücklich grinst er mich an und nickt eifrig.

Sogleich springt er fröhlich auf und will schon ins Wohnzimmer einfallen.

„Und wer denkst du räumt jetzt deinen Saustall hinter dir auf?“

Horo bleibt in der Tür stehen und sieht mich verdutzt an. Ich schaue ihn darauf besonders böse an und deute auf den Tisch. Auf diesem türmen sich immer noch die Überreste seines Attentats auf den Kühlschrank.

Resignierend schlurft er zurück in den Raum und beginnt aufzuräumen.

Hrm, wenigstens hört er noch auf mich, wenn ich ihn böse genug ansehe! Ich will mir gar nicht ausmalen was hier los gewesen wäre, wenn Anna irgendwann heute Abend ihre Küche so vorgefunden hätte.

Yo und Horo haben sowas schon Mal gemacht. Damals war ich nicht dabei, aber die Erzählungen gehen als wahre Horrormärchen durch!

 

Stumm erhebe ich mich und gehe langsam ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch liegen noch einige Kekse und eine angefangene Chipstüte. Beides jedoch recht sorgsam platziert und keineswegs unordentlich wirkend. Etwas anderes hätte Anna sicher auch nicht akzeptiert.

Ich nehme mir 2 von den Sitzkissen, die neben der Tür gestapelt sind, und lege sie an den Tisch. Wenn ich schon hier mit dem Volltrottel zocken muss, dann will ich wenigstens bequem sitzen und Süßkram futtern können! Und ein bisschen Tee wäre auch nicht schlecht…

Ich gehe zurück in die Küche, setze Wasser auf und bereite eine Teekanne vor. Horohoro indes ist fast fertig mit aufräumen. Nur war zu seinem Pech der Mülleimer schon übervoll. So ist er gezwungen diesen jetzt noch nach draußen zu bringen. Und ich musste nicht Mal was sagen damit er das macht, wow! Annas Erziehung trägt scheinbar doch allmählich Früchte!

Nahezu gleichzeitig kommen wir ihm Wohnzimmer an. Horo stürmt zum Fernsehtisch, schaltet die Konsole an und legt irgendeins seiner Lieblingsspiele ein. Im nächsten Moment hüpft er schon freudestrahlend zum Tisch und lässt sich auf eines der Kissen fallen.

Ich dagegen setze die Teekanne und 2 Tassen, man will ja schließlich nicht unhöflich sein, ruhig auf dem Tisch ab. Ganz und gar nicht begeistert beobachte ich wie irgendwelche bunten Bilder und nervige Musik vom Fernseher ausgehen. Der Ainu hält mir immer noch viel zu fröhlich einen der Kontroller hin. Uff wenn ich wenigstens wüsste was welcher Knopf bedeutet…

Das Schicksal meint es heute wirklich nicht gut mit mir. Erst dieses grottenschlechte Buch, dann muss ich auf den hier aufpassen und zu allem Überfluss werde ich zu so einer hirnlosen Tätigkeit gezwungen!

 

Wie zu erwarten war verliere ich die ersten 3 Runden, zugegeben ohne groß Widerstand zu leisten. Ich habe aber auch nicht wirklich Lust mir zu merken wie dieses Spiel funktioniert. Horo scheint das zwar nicht wirklich zu gefallen, denn er plappert ununterbrochen und versucht mir alles zu erklären, aber das interessiert mich herzlich wenig.

Nach weiteren 2 Versuchen, sieht er mich schließlich schmollend an.

„So macht das doch keinen Spaß!“

Ich greife nur unbeeindruckt nach einem Keks. Halleluja! Denkt der etwa mir macht das Spaß? Immer noch starrt er mich an, also meine ich schließlich: „Du wolltest doch unbedingt spielen, nicht ich.“

Entrüstet pustet er die Wangen auf. Als würde wegen so nem Spiel die Welt untergehen!

„Aber ich dachte eigentlich, dass du dir wenigstens Mühe geben würdest!“

Tja, Denken war ja auch noch nie deine Stärke. Diese Aussage ist nur ein weiterer Beweis dafür.

„Oder macht es dir etwa Spaß kampflos zu verlieren?“

Finster drehe ich mich zu ihm um. Wie war das?! Ich und freiwillig verlieren? Kampflos Aufgeben?!

„Willst du etwa sagen, ich wäre ein Feigling?!“

Dann bist du sofort einen Kopf kürzer! Oder okay, sagen wir ins 2 Minuten, leider bin ich gerade unbewaffnet…das lässt sicher aber schnell ändern!

„Na so lahm wie du gerade zockst, muss ich wohl davon ausgehen!“

Grinst der mich etwas auch noch frech an?! Okay, Herausforderung angenommen! Du wirst dir noch wünschen wieder zu deinen Schneefreunden in den Garten gegangen zu sein!!

„Pah! Das werden wir ja sehen! Gegen so einen Blödmann wie dich verlier ich doch nicht!“

„Pff, hast du doch schon 5 Mal!“

Ich ignoriere sein Kommentar einfach. Das war grade eh nur zum warm werden, genau! Jetzt zeig ich ihm was ein Ren Tao alles kann!

Horo startet eine neue Runde.

Diesmal gebe ich alles und versuche mich an so viel wie Möglich zu erinnern, von dem was er mir gerade erklärt hatte. Trotzdem verliere ich erneut und das auch noch ganz knapp, arg!

„Ach fuck!“

Ich lasse mich nach hinten Fallen und verschränke die Arme.

Horohoro indes lacht nur und dreht sich schließlich grinsend zu mir um.

„Das ist sowieso unfair! Du spielst diesen Mist fast jeden Tag, wie soll ich da ne reale Chance haben?!“

Genau deshalb wollte ich mir erst gar nicht so viel Mühe geben. Dann ist es doch erst wirklich schlimm zu verlieren! Besonders gegen diesen Dussel!

„Ey jetzt schmoll doch nicht gleich, Ren! Du hast es grade das erste Mal richtig versucht und mich dabei fast fertig gemacht! Das ist doch cool!“

Grinsend nimmt er sich die Chipstüte und futtert fröhlich vor sich hin.

Ich setze mich indes wieder auf und nehme einen Schluck von dem Tee…ich sollte mich echt nicht so leicht aufregen, oh man…

„Fast ist mir aber nicht gut genug.“

Er grinst nur weiter, und legt die Chips wieder weg.

„Heißt das etwa, du gibst auf?“

„Pff, als ob! Dich mach ich fertig!“

Allmählich kann ich mir ein Grinsen auch nicht mehr verkneifen. Mir ist durchaus klar, dass dieser Idiot mich gerade mehr oder minder dazu manipulieren will tatsächlich Spaß zu haben. Ich bezweifle jedoch stark, dass er das bewusst macht. Dazu fehlt ihm echt der Grips.

Und trotzdem, er meint es ja nur gut. Das muss ich wohl oder übel eingestehen.

Auch wenn er ein totaler Vollidiot ist, im Grunde ist er ein netter Kerl.

 

Einige Stunden und zahlreiche Siege meinerseits später, stehen plötzlich Yo und Anna im Wohnzimmer. Verwundert drehe ich mich um. Blind hämmere ich weiter auf die Knöpfe ein und schaffe es dabei sogar irgendwie Horohoro ein letztes Mal zu schlagen! Zumindest seinem alles andere als begeisterten Gejammer nach zu folgen.

Zeit um mich noch mal umzudrehen habe ich nicht, denn Anna wirft uns beiden ihren berüchtigten Todesblick zu.

Oh nein…was auch immer der Idiot angestellt hat…

„Was tut ihr da?!“

Nun scheint auch Horo endlich den Ernst der Lage zu begreifen, denn noch schneller als die Konsole an war, geht sie gerade wieder aus und eine beängstigende Stille tritt ein. Niemand traut sich etwas zu sagen.

„Horohoro, was habe ich dir vorhin gesagt sollt ihr erledigen, bis Yo und ich zurück sind?!“

Entnervt drehe ich mich zu Horo um. Ich glaub es nicht, wieso muss der so vergesslich sein?! Und egal was ich sage, Anna wird so oder so uns beide bestrafen, echt toll…

Und dieser Dunkelfuchs schaut nur bedeppert drein und schafft es nicht einmal jetzt sich zu erinnern…das macht das Ganze nicht besser…ganz und gar nicht!

Yo gibt sein Bestes Anna zu beruhigen, hat jedoch scheinbar keinen großen Erfolg. Diese sieht kein bisschen weniger wütend aus.

„Ihr zwei!“ – dabei zeigt sie erst auf mich, dann auf Horohoro – „Jetzt! Küche! Abendessen!“

Ohne lange zu überlegen erhebe ich mich. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie der Ainu nur vor Schreck versteinert dasitzt. Eigentlich sollte ich ihn ja seinem Schicksal überlassen, verdient hätte er es. Aber eigentlich bestrafe ich ihn für die Dummheit lieber selbst. Zwiebeln schneiden und schälen steht da gerade ganz oben auf der Liste…

Schnell greife ich also nach seinem Arm und schleife ihn mit.

„Aber dalli! In einer halben Stunde will ich essen!“

Ich mache noch einen Schritt schneller und auch Horo schreckt aus seiner Starre auf und läuft mir endlich selbstständig nach.

Kaum dass wir in der Küche sind, knalle ich die Tür hinter uns zu.

Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank.

„Hat sie gesagt was sie essen will?“

Ein kurzer wütender Blick auf den Ainu genügt, damit er wild den Kopf schüttelt.

„Sie…sie hat nur gesagt wir sollen bis 6 Uhr fertig sein mit kochen…“

Ich muss nicht erst auf die Uhr sehen, um zu wissen, dass es gerade fast genau so spät sein wird.

„Okay. Du wäschst und schneidest das Gemüse. Und die Zwiebeln!“

Ich hole indes einige andere Sachen aus dem Kühlschrank und mache den Herd an.

„Und trödel nicht rum!!“

Ohne weitere Worte machen wir uns an die Arbeit. Gerade so rechtzeitig schaffen wir es alles aufzutischen. Erschöpft lassen wir uns am Tisch fallen. Auch Manta und Ryu sind inzwischen wieder daheim. Na toll und keiner durfte uns helfen, so wie ich Anna kenne…

Trotz der Eile ist das ganze zum Glück genießbar geworden. Eigentlich gehört kochen absolut nicht zu meinen Stärken…und zu Horos genauso wenig. Ein wahres Wunder, dass dabei etwas Genießbares rausgekommen ist!

Oder ich hab inzwischen einfach nur so großen Hunger, dass einfach alles Lecker gewesen wäre.

 

Nach dem Essen müssen wir zur Strafe auch noch den Abwasch machen…oder sagen wir besser, Horo macht den Abwasch. Ich trockne nur das nötigste ab und lasse den Rest zum Abtrocknen stehen. Die ganze Zeit wechseln wir kein weiteres Wort. Für den Ainu eher selten, dass er so ruhig ist. Sollte ich mir jetzt Sorgen machen?

Auch als wir uns wieder zu den anderen ins Wohnzimmer setzten (dürfen), gibt er keinen Mucks von sich und sitzt nur still neben mir.

Warum läuft er mir überhaupt die ganze Zeit nach?! Wenn ich so drüber nachdenke hat er auch nicht ein Mal protestiert als ich ihm die ganze unschöne Arbeit aufgehalt habe. Sonst muss man da doch immer erst stundenlang diskutieren…gruselig…

Oder hat er vielleicht echt Schuldgefühle, weil er mich da mit reingezogen hat? Neee… Als er vor 3 Wochen das Wohnzimmer verwüstet hat, anstatt wie ich ihm sagte in seinem Zimmer zu bleiben, zeigte er auch keinen Funken Reue.

Aber gut, da hatte ich auch so lange mit Anna rumgestritten, bis sie nur ihn betraft hat und ich lediglich die ganze nächste Woche einkaufen gehen musste. Trotzdem schlimm genug.

 

„Sag mal, Ren“, Yo lehnt sich leicht zu mir rüber und flüstert in einem besorgten Ton, „Was ist denn mit Horo los?“

Kopfschüttelnd drehe ich mich zu ihm und flüstere zurück: „Das frag ich mich auch schon. Bevor ihr Heim gekommen seid, war er noch ganz normal…“

Yo zuckt darauf nur verständnislos mit den Schultern und auch Manta wirkt eher ratlos. Ich wende mich wieder dem Ainu zu. Immer noch sitzt er ganz brav da und sieht teilnahmslos in die Runde. Er wirkt, als würde er über irgendetwas nachdenken.

Als ich mich wieder zu Yo umdrehe, redet dieser bereits mit den anderen über irgendetwas anderes.

Erst versuche ich das ganze zu ignorieren. Nach einer Weile nervt mich dieses seltsame Verhalten aber so sehr, dass ich lieber wieder nach oben gehe. Da wartet doch eh noch dieses seltsame Buch auf mich und will mich weiter quälen.

„Ich geh auf mein Zimmer. Gute Nacht.“

Die anderen Grüßen lächelnd zurück, während ich bereits aufstehe und den Raum verlasse. Ich drehe mich nicht noch einmal um und schließe nur schnell die Tür hinter mir.

Ich kann es einfach nicht mit ansehen, wenn jemand so neben sich steht. Das nervt total! Da verzieh ich mich lieber und grübel alleine vor mich hin, aber sowas macht man doch nicht, wenn man mit seinen Freunden zusammen ist! Doofer Horo!

Wehe der ist morgen nicht wieder gut drauf! Dann prügel ich aus ihm raus, was los ist!!

Ich laufe mit diesen Gedanken und weiteren Flüchen an Anna, Horo und vor allem dieses dumme Videospiel die Treppe hinauf und betrete mein Zimmer.

Kurz bleibe ich in der Tür stehen. Es ist bereits tiefste Nacht und nur das Licht vom Flur scheint in mein Zimmer, teilweise verdeckt von meinem Schatten.

Ich gehe zum Schreibtisch und schalte das Licht ein. Als ich mich wieder umdrehe um die Tür zu schließen, steht plötzlich jemand an der Tür. Ich zucke merklich zusammen.

Damit habe ich gerade wirklich nicht gerechnet. Ich hab nicht einmal gehört, dass er mir gefolgt war!

„Horo, sag mal willst du mich umbringen?! Schleich dich doch nicht so an!“

Er sieht mich nur verblüfft an und grinst anschließend. Ganz toll. Jetzt hat er wieder gute Laune oder wie? Danke auch…

„Sorry, ich dachte nicht dass der große Ren Tao so schreckhaft ist!“, scherzt er und kommt ein paar Schritte in den Raum.

„Ich geb dir gleich schreckhaft!!“

Ich sehe ihn finster an und gehe innerlich schon durch welche Waffe ich am schnellsten erreichen könnte, um ihn aufzuschlitzen für diese Frechheit! Ich und schreckhaft! Pah, dass ich nicht lache!

Aber er grinst nur weiter und winkt kurz ab.

„Danke.“

Wie jetzt…

Häh?

„‘Danke‘ wofür?“

Muss ich den Typen verstehen?

„Dafür, dass du mich vorhin nicht einfach hast hängen lassen.“

Er kommt im Reden weiter auf mich zu und umarmt mich kurz.

Ich bin schlicht zu überrascht um irgendwie zu reagieren.

„Wer weiß was Anna mit mir gemacht hätte, wenn ich dort sitzen geblieben wäre…“

Verwirrt sehe ich ihn an. Er steht immer noch direkt vor mir und lächelt mir zu. In seinen Augen kann man wirklich nur eine ehrliche Dankbarkeit lesen.

Ich nicke einfach nur. Eine bessere Reaktion darauf fällt mir nicht ein.

Horohoro geht wieder langsam zur Tür und lacht dabei fröhlich auf.

„Ich hätte echt nicht erwartet, dass du sowas nettes machen kannst, hat mich ganz schön verblüfft! Also, danke noch mal!“

Damit wendet er sich ab und geht in den Flur.

Bitte was?!

„Ich bin immer nett, du Vollpfosten!!“

Ich laufe ihm nach. Auch wenn meine Stimme ernsthaft sauer klingt, so kann ich mir ein grinsen auch nicht verkneifen. Und Horo lacht auch nur erneut, während er sich zu mir umdreht und kurz stehen bleibt.

„Davon merkt man sonst aber nicht so viel.“

Damit streckt er mir die Zunge raus und verwindet im nächsten Moment schnell nach unten.

„Na warte! Das wirst du bereuen!!“

 

 

 

Die Seele lacht

Fröhlichkeit erklingt

Die größte Macht

Ins Bewusstsein dringt

 

Bald schon

Wirst auch du erkennen

Wahrhaftiger Lohn

Ist des Geistes Können



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Glennstar
2014-06-24T11:03:52+00:00 24.06.2014 13:03
Hallo :-)
Die ff ist jetzt zwar schon ein bisschen älter, aber über Kommis freut man sich immer, oder? ;D
Während des Lesens dachte ich mir so oft: Wie süß!
Die Schneemänner waren eine tolle Idee. So hatte Horo was zu tun und Ren konnte sich aufregen.
Scheinbar ist Ren ein Naturtalent beim Zocken, wenn er einen Profi wie Horo schlagen kann. Oder hat er ihn etwa gewinnen lassen?
Ein Glück, dass es keine schlimmere Strafe von Anna gab.
Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen!
Antwort von:  LittleSara
24.06.2014 17:05
Aww, vielen Dank! >//<
Natürlich freut man sich immer über Kommentare!
Um deine Frage zu beantworten: Ich hab mir dabei nicht viel gedacht (oder kann mich zumindest nicht dran erinnern xD) Die ganze Geschichte sollte eigentlich nur putzig und süß werden, ohne dass ich mir viel Gedanken gemacht habe. Es freut mich, dass bei dir scheinbar genau das mit dem "süß" angekommen ist! :D

Vielen Dank für dein Kommentar!
Ich freu mich grad total! x3


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