Erster Schultag
„Hina. Hina! HINATA!!“ schrie ihr irgendjemand ins Gesicht, als wäre sie schwerhörig und rüttelte sie so sehr, dass Hinata glaubte, gleich aus dem Bett zu fallen. Damit das besser nicht geschah, öffnete sie verschlafen die Augen und sah sogleich in Tentens aufgewühltes Gesicht. „Wenn du nicht zu spät zum Unterricht kommen möchtest, dann solltest du jetzt besser aufwachen!“ rief sie erneut, ließ aber von ihr ab, als Hinata sich aufsetzte, um sich im Kleiderschrank ein T-Shirt heraus zu wühlen. Verwirrt sah die Blauhaarige auf ihr Handy, das neben ihr auf dem kleinen Nachttisch lag. ‘Was?! Schon 7:00 Uhr? In 15 Minuten beginnt der Unterricht!‘ Wie ein Blitz sprang sie aus ihrem Bett, zog sich ordentliche Kleidung an und rannte fast in die ebenso gehetzte Sakura hinein, die gerade aus dem Bad nebenan gestolpert kam. Während Hinata sich im Bad noch fertig machte, lief Tenten auch schon ungeduldig im Zimmer umher. „Tut mir leid. Ich hab vergessen den Wecker zu stellen! Und das auch noch am 1. Tag!“
Doch Sakura sah sie lächelnd an. „Ach komm schon! Zwar haben wir das Frühstück verpasst, aber heute werden doch sowieso erst mal nur die Bücher und Stundenpläne verteilt! Außerdem hab ich gehört, dass unser Klassenlehrer sich gern verspätet. Also haben wir noch eine Chance!“
Als die drei nach 10 Minuten dann endlich ihr Zimmer verließen, stellten sie fest, dass sie quer über den Hof mussten, um zum eigentlichen Schulgebäude zu gelangen. Nachdem sie auch das erfolgreich und in einem Höllentempo hinter sich gebracht hatten, war es nicht schwer das Zimmer der 9b zu finden, denn auf dem Flur trafen sie noch den Ananaszopf Shikamaru, der ihnen den Weg dorthin noch einmal bestätigte. Jedoch schien ER es überhaupt nicht eilig zu haben. Als Hinata dann mit ihren zwei Freundinnen den Raum betrat, atmete sie erleichtert auf. ‘Wir haben Glück! Der Lehrer ist noch nicht da!‘ Sie sah sich um und erkannte die Jungs von gestern wieder. Sie hatten sich in der letzten Bankreihe niedergelassen, wobei der Dunkelhaarige, der sich als Sasuke vorgestellt hatte, ausdruckslos und lässig auf seinem Platz saß und die anderen Mädels im Raum unauffällig beobachtete. Daneben fielen ihr die blonden Haare von Naruto auf, der gelangweilt einige Worte mit einem braunhaarigen Jungen wechselte, der auf beiden Wangen jeweils ein komisches rotes Zeichen hatte. Aber als der Blondschopf die Mädchen bemerkte, winkte er ihnen grinsend zu. Hinata lächelte ihn kurz unsicher an, bevor sie wegsah, da sie spürte, wie ihr wieder diese Röte ins Gesicht stieg. Wie von selbst hoben sich ihre Hände und sie fing an, ihre Zeigefinger aneinander zu tippen. Diese Handlung tat sie eigentlich seit der Grundschule nicht mehr und sie dachte, sie hätte es sich endlich abgewöhnt. ‘Was war nur los mit ihr? Warum schoss ihr das Blut in den Kopf, sobald sie ihm ins Gesicht sah? Und was bedeutete dieses kribbeln in ihrem Bauch, wenn sich ihre Blicke auch nur kurz trafen? Und warum wurde sie plötzlich so nervös?‘ Im Moment war sie einfach verwirrt. „Wo sollen wir uns hinsetzen?“ meinte sie schnell, um diese Fragen in eine Ecke, weit hinten in ihrem Gehirn, zu verdrängen. „Wie wärs dort?“ Tenten zeigte auf zwei Bänke am Fenster. Auf der Vordersten saß bereits ihr Cousin Neji. Einverstanden setzte sich Hinata neben ihre beste Freundin an den Fensterplatz, Sakura auf die Bank hinter den beiden. Auf den freien Stuhl neben ihr, stellte die rosahaarige ihre Tasche.
Zum Glück wich die Röte aus Hinatas Gesicht schnell wieder, sodass es keiner groß bemerkte. „Da seid ihr ja endlich. Wieso wart ihr nicht beim Frühstück?“ meinte Neji und sah die drei an. „Haben verschlafen.“ sagte Tenten grinsend. „Toll!“ war Neji`s sarkastischer Kommentar, bevor er sich wieder umdrehte.
Nun sind schon zehn Minuten seit dem Stundenklingeln vergangen und immer noch keine Spur von Kakashi-Sensei. Sakura spielte gelangweilt mit einem Bleistift, während Tenten ihren Kopf auf den Tisch gelegt hatte. Plötzlich machte es knack und die rosahaarige hielt zwei Hälften ihres ehemaligen Bleistiftes in der Hand. „Mann! Jetzt haben wir uns so abgehetzt und der schiebt hier `ne ruhige Kugel! Der darf mir dann einen neuen Bleistift kaufen!“ murrte sie und betrachtete die zwei Hälften. „Es ist bestimmt nur etwas dazwischen gekommen, dass ihn aufgehalten hat. Er wird bestimmt gleich da sein!“ versicherte Hinata ihr, obwohl es vielleicht nicht ganz überzeugend klang. Doch, welch ein Wunder, öffnete sich sogleich die Tür und der maskierte Lehrer betrat das Zimmer. In der rechten Hand hielt er ein Taschenbuch, doch Hinata konnte den Titel nicht wirklich erkennen. ‘Hat er etwa gelesen?!‘ war ihr erster Gedanke, doch den verwarf sie gleich wieder. ‘Nein! Wahrscheinlich ist es ein Notenbuch oder so!“
„Hallo Leute!“ begrüßte er die Schüler lächelnd, was man unter der Maske nur schlecht erkennen konnte. „Tut mir leid, dass ich so spät dran bin, aber ich musste auf dem Weg hierher noch einer älteren Frau behilflich sein.“ Die Blauhaarige hörte leises Gekicher, darunter auch Tenten, und musste selbst etwas schmunzeln. Nur Sakura sah genervt aus. „Was für eine billige Ausrede!“ murmelte sie grimmig. Hinata hatte wieder etwas Neues über ihre Zimmergenossin gelernt: Provoziere sie niemals, denn sie ist sehr leicht zu reizen! Doch das würde die Hyuuga so und so nicht tun. Das passte einfach nicht zu ihr. Und schließlich wollte sie keinen Ärger mit ihr.
Hinata wollte gar nicht wissen, wie wütend Sakura noch werden könnte. Denn, dass es sie schon wütend machte, wenn der Lehrer zu spät kam, gab ihr ein etwas mulmiges Gefühl.
Nachdem Kakashi die Anwesenheit aller bestätigt hatte und sich alle kurz vorstellen mussten, sprach er: „Ich habe hier eure Stundenpläne. Reicht sie bitte mal durch. Jeder nimmt sich einen, bevor er die Restlichen weitergibt.“ und kramte sie aus einer der Schubladen des Lehrertisches. Als alle verteilt waren, staunten einige nicht schlecht. „Wow! Wir haben in der Woche nur zwei Stunden Mathe und Japanisch!“ raunte eine Stimme durch das Zimmer. Hinata wusste, diese Stimme gehörte Naruto. Sie blickte auf ihren Plan. Er hatte recht! Japanisch hatten sie donnerstags und Mathe dienstags. Außerdem hatten sie in der Woche nur eine Stunde Chemie und Physik! „Ach, du kannst zählen?“ schaltete sich eine andere Stimme ein. Sie gehörte dem Braunhaarigen, mit dem Naruto am Anfang der Stunde geredet hatte. Sein Name war Kiba Inuzuka. Jetzt sprach Kakashi-Sensei wieder: „Aber dafür habt ihr umso öfters die Fächer Musik, Kunst und Sport! Und zu Sport gehört auch das Tanzen. Und da ihr beiden euch so prächtig zu verstehen scheint, werde ich die Sitzordnung gleich einmal etwas ändern!“ Den Schülern entwich ein genervtes Seufzen. „Gut! Dann sind wir uns ja einig!“ fügte er noch hinzu und blickte sich nachdenklich in der Klasse um. Dann nickte er zufrieden. ‘Hatte er sich etwa gerade in seinen Gedanken eine neue Sitzordnung überlegt?‘ Erwartungsvoll sah Hinata vor zur Tafel. „Also gut. Fangen wir mit der Wandreihe an. Shikamaru, du wirst dich bitte neben Sakura, dort drüben, setzen.“ Der braunhaarige Ananaszopf hatte, genau wie Tenten am Anfang der Stunde, die Arme auf den Tisch gelegt und den Kopf darin vergraben. Doch bis jetzt hatte er ihn nicht einmal wieder angehoben. „Shikamaru?“ hakte Kakashi nach und stellte sich dann genau neben die Bank des Braunhaarigen. Er räusperte sich laut und Shikamaru hob einige Momente später den Kopf. Er gähnte und streckte sich erst noch ausgiebig, bevor er sich dem Lehrer zuwandte. „Was ist denn?“ Kakashi-Sensei seufzte: „Ist sogar schon der 1. Schultag so langweilig für dich, dass du gleich in der ersten Stunde einschlafen musst? Du sollst dich neben Sakura setzen!“ Mehr sagte er schon gar nicht, sondern verteilte weiter die neuen Sitzplätze. Bald hatte sich die letzte Reihe in der Mitte, so wie sie anfangs gewesen war, fast aufgelöst. Dort saß jetzt nur noch Sasuke, neben ihm die blonde Tussi, die ihn schon seit geraumer Zeit verträumt anstarrte, und auf der anderen Seite ein ruhiger, ebenso ausdrucksloser, rothaariger Junge namens Gaara. Kiba saß vor den dreien neben Temari und Kankuro. Und zu Hinatas Entsetzen, wurde Naruto genau auf den freien Platz vor ihr ,neben Neji, gesetzt. Sie, Tenten, Neji und Sakura waren wohl die einzigen, die ihren Platz nicht wechseln mussten, zum Glück! Doch aus irgendeinem Grund gefiel es Hinata überhaupt nicht, dass sie, um zur Tafel zu sehen, an dem Blondschopf vorbeiblicken musste! Aber damit müsste sie sich wohl abfinden,…irgendwie.
In der nächsten Stunde wurden noch die Schulbücher ausgeteilt und dann war der "Unterricht" für diesen Tag auch schon beendet.
Das Mittagessen war ziemlich lecker, wie Hinata feststellte. Es gab Makkaroni und alle haben sich mächtig die Bäuche voll geschlagen.
Am Nachmittag hatten sich ALLE Mädchen in Zimmer 3 eingefunden, um sich besser kennen zu lernen. Dabei stellte sich heraus, dass die blonde „Tussi“, namens Ino, eigentlich ganz ok war. Manchmal hatte sie zwar ihre Macken, aber damit konnte man sich anfreunden. Und Temari war auch ganz nett, außer, dass sie ab und zu etwas genervt wirkte.
„Hey Mädels. Wie wärs, wenn wir ein kleines Spielchen spielen, um uns besser kennen zu lernen?“ fragte Ino. „Und welches, bitte?“ hakte Sakura nach, nachdem sie das letzte ihrer vielen Star-Poster an die Wand geheftet hatte und diese zufrieden betrachtete.
„Wahrheit oder Pflicht!“
