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Hochzeitsglocken...

... auf Umwegen
von

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Endspurt

„Hach, es ist schön aus den Flitterwochen zu kommen“, erklärte Tsunade und warf sich ihr Haar über eine Schulter als sie mit frischem Teint an der übermüdeten Shizune vorbei in ihr Büro eilte.

„Eher Flittermonate“, flüsterte Shizune Sakura und Ino zu, die ihr während Tsunades Abwesenheit zur Hand gegangen waren. Sakura und Ino nickten heftig. Wer fuhr denn ein Vierteljahr lang auf Hochzeitsreise?

Das konnten tatsächlich nur Tsunade und Jiraiyah bringen.

„So, was steht denn an?“

Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch und machte sich fröhlich summend daran ihre Papiere durchzusehen.

„Leute?“ Sie sah auf, aber ihr antwortete keiner. Erst jetzt fielihr auf, dass alle drei Frauen dunkle Ringe unter den Augen hatten.

Etwas verspätet fiel ihr ein, dass sie die einzige war, die die letzten drei Monate mit Reisen und Sonnen verbracht hatte und machte eine großzügige Geste.

„Warum nehmt ihr euch nicht heute frei?“

Ob ihrer missmutigen Gesichter, hängte sie noch an. „Heute und morgen. Wie wä#r’s? Mein letztes Angebot.“

Ermattend nickend willigten sie ein und machten sich auf den Heimweg.

Shizune fiel zu Hause direkt auf ihr Bett und vergrub den Kopf in den Kissen, während Sakura erstmal Sasuke auf der Arbeit anrief, um ihm von der Ankunft der Hokage zu berichten. Ino hingegen kehrte zu einem kalten und leeren Apartement zurück.

Irgendwie war es ihr nicht gelungen zu ihrer gewohnten Fröhlichkeit zurück zu kehren, seitdem sie Shino endgültig den Laufpass gegeben hatte.

Sie hatte gedacht, dass sie das mit ihm gebacken kriegen würde, aber als sie gehört hatte, dass er sie liebte, waren bei ihr die Sicherungen durchgebrannt. Einen Tag lang war sie noch mit dem Gefühl herum gelaufen zu ersticken, dann hatte sie ihm klipp und klar gesagt, dass sie kein Interesse an ihm hatte. Das war einer der schwersten Telefonanrufe, die sie je hatte tätigen müssen.

Aber nun dachte sie immerzu nur an ihn. Und zwar dachte sie nicht daran, dass er gut aussah oder gut im Bett war, sondern sie dachte daran, dass er ihr immer so nette Dinge sagte und der einzige Kerl war, der nicht davon ausging, dass unter dem Make-Up, den blonden Haaren und der blonden Attitüde noch mehr steckte.

Neulich war sie mit jemandem ausgegangen, der sich vollkommen gewundert hatte als sie ihm erzählt hatte, dass sie ein Lieblingsbuch hatte. Nach dem Date, hatte sie dem Kerl die Tür vor der Nase zugeknallt und hatte sich erstmal auf ihr Bett geworfen und geheult.

Sie wusste nicht genau wie es ihm ging, weil sie sich mit ihren männlichen Freunden immer nur zu zweit traf und Shikamaru und Choji das nicht so gut einschätzen konnten, aber sie meinten, dass Shino und Kiba sich wieder vertragen hätten. Tenten, die öfter mit den Jungs als Gruppe etwas unternahm, hatte ihr allerdings anvertraut, dass das hauptsächlich damit zu tun hatte, dass Shino das Mädchen am Ende doch nicht gekriegt hatte. Ansonsten hätte Kiba wohl noch ein bisschen länger geschmollt. Soweit Tenten wusste, ging er aber mit niemandem aus zur Zeit.

Manchmal durchblätterte Ino die Brautzeitschriften nach einem Bild von ihm und ein paar Mal stand sie kurz davor in seiner Agentur anzurufen und das Feuerwehrmann-Paket zu bestellen, wenn sie abends allein zu Hause war und ein bisschen zuviel Wein oder Sekt getrunken hatte.

Aber er wusste schließlich, wo sie wohnte. Dann würde er sich bestimmt einfach krank melden und wen anderes schicken.

Sie seufzte.

Ihre Autoschlüssel lagen auf der Anrichte und in ihren Fingerkuppen kribbelte es. Sie starrte sie böse an. Es war fast als riefen sie nach ihr.

„Nein“, sagte sie ihnen. „Nein“, wiederholte sie noch einmal mit etwas mehr Nachdruck, doch es war vergebens. Letztendlich stand sie von ihrem Küchenstuhl auf, schnappte sich die Schlüssel und ging aus dem Haus nur, um sofort wieder herein zu kommen, ihr Aussehen im Spiegel zu überprüfen, ein wenig Concealer auf ihre Augenringe aufzutragen und dann noch einmal aus der Tür zu stürmen. Diesmal schaffte sie es auch bis zum Wagen, setzte sich entschlossen hinter das Steuer und konnte spüren wie ihr Herz pochte. Es schien als würde ihr ganzer Torso unter dem Pochen erzittern.

Mit ihrem Mobilfunktelefon schrieb sie Hinata eine Nachricht, um sie nach Shinos Adresse zu fragen. Wie immer hilfsbereit, schickte die Gute sie ihr sofort zu.

Ino schluckte und ließ den Wagen an.

Mit bebendem Körper fuhr sie zu Shinos Wohnung.

Der Parkplatz vor dem Mehrfamilienhaus war mit Büschen gesäumt und auf der Klingel stand ganz eindeutig „Aburame“. Sie drückte.

Aber es passierte nichts.

Sie klingelte noch mal. Dann noch einmal, diesmal länger. Dann klingelte sie sturm.

Aber es passierte nichts.
 

***
 

„Wie sieht’s eigentlich mit dir aus?“

Sasuke und Sakura waren dabei ihren alltäglichen Morgenputz durchzuführen. Ganz recht. Bei Sakura gab’s nicht nur Frühjahrsputz, sondern so eine Reinigungsaktion wurde jeden Tag durchgeführt. Das Gute daran war allerdings, dass sie nachdem sie die ganzen Putzmittel weggestellt hatte, sie auch darauf bestand ihn zu säubern und zwar zusammen mit sich unter der Dusche. Darüber hinaus hatte sie ihm glaubhaft versichert, dass sie darauf stand, wenn er gelbe Putzhandschuhe trug.

„Wie meinst du das, Liebling?“, wollte sie wissen, während sie den Staubsauger anschmiss. Weil dieser laut war, konnte Sakura nur ein Wort ausmachen: „…heiraten…“

Sofort schaltete sie das Getöse aus und blickte ihren Partner an. Sie lebten jetzt vier Monate zusammen. Er hatte seine kleine Wohnung sofort aufgegeben, was Sakura sehr erstaunlich fand, weil sie immer davon ausgegangen war, dass es schwer war mit ihr zusammen zu leben, da sie so pingelig war. Aber er kam irgendwie gut damit klar …

„Hast du mir gerade einen Antrag gemacht?“

Sasuke sah von ihrem Wohnzimmertisch auf, dessen Fläche er gerade abwischte.

„Nein“, sagte er wahrheitsgemäß, weil er den Blick in ihren Augen nicht genau deuten konnte. War sie nun erleichtert oder enttäuscht?

„Möchtest du, dass ich dir einen Antrag mache?“, erkundigte er sich vorsichtig, doch statt ihm zu antworten, verlangte Sakura zu wissen, was er dann vorhin gesagt hatte.

„Hast du vor überhaupt irgendwann zu heiraten, nachdem dich Tsunades Hochzeit so gestresst hat, hab’ ich gefragt.“

„Achso …“ Sakura lachte hysterisch, wischte nicht vorhandenen Staub von einem Regal und schwieg.

Sasuke kam auf die Füße, schritt zu seiner Freundin und legte ihr die gelb behandschuhten Arme um den Bauch.

„Verrate mir was in deinem durchorganisierten Köpfchen vorgeht“, bat er und streifte mit den Lippen ihren Hinterkopf. Nachdem sein Leben so düster und chaotisch gewesen war, kam ihm Sakura jede Minute, die er mit ihr verbrachte, wie ein Segen vor. Wie ein großer, belebter, durchstrukturierter Hafen, der ihn nie vom rechten Weg abkommen lassen würde. Deswegen machten ihm ihre seltsamen Angewohnheiten auch so wenig aus. Er brauchte sie, dafür würde er alles auf sich nehmen …

„Naja, ich hätte nichts dagegen einen Heiratsantrag zu bekommen, aber ich würde nicht heiraten wollen. Ich gkaube, da würde ich wahnsinnig werden …“, gestand sie und lehnte ihren Kopf an seine Brust.

„So, jetzt weißt du’s und was fängst du jetzt mit deinem Wissen an?“, war sie neugierig genug, um zu fragen. Manchmal fand sie Sasuke noch immer unergründlich und es wunderte sowie faszinierte sie, dass sie so einen tiefgründgen Mann an sich zu binden vermocht hatte. Ab und zu suchte sie in seiner Persönlichkeit nach einer Dunkelheit oder Bosheit, die früher von ihm Besitz ergriffen hatte, doch er verbarg sie gut vor ihr. Trotzdem versuchte sie sich nicht allzu viele Sorgen um ihn zu machen. Sie glaubte nicht, dass die Dunkelheit zurückkehren würde…

„Ach, da fällt mir schon ’was ein“, prophezeite er.
 

***
 

Sie brauchte ’was in den Magen!

Ino presste ihre Aktentasche an die Brust und schritt durch die Glastür in das Schnellrestaurant. Suchend fuhr ihr Blick über das Angebot und sie entschied sich für die Salatbar. ’Mal wieder. Wie immer.

Mittlerweile kam sie oft hierher, weil sie es zu Hause nicht aushielt. Meistens traf sie sich mit Sakura, aber heute hatte sie sich freigenommen und unternahm etwas mit Sasuke. Die Frauen hatten gestern am Telefon noch gerätselt, was er für seine Liebste geplant hatte, doch ihnen war beim besten Willen nicht eine realistische Möglichkeit in den Sinn gekommen.

Aber Ino war davon überzeugt, dass es etwas Großartiges sein müsste. Schließlich waren die beiden jetzt schon beinah ein halbes Jahr zusammen.

Und Ino war noch immer allein.

Sie versuchte nicht allzu oft darüber nachzudenken, wann sie das letzte Mal Sex gehabt hatte, denn das deprimierte sie nur noch mehr.

Es gab eine ganze Schublade in ihrem Hirn, die sie vorsichtshalber mit imaginärem Panzertape zugeklebt hatte, damit sie nicht in Versuchung käme und versuchen würde sie zu öffnen und an die Sachen dachte, die darin waren.

Ihr war nie klar gewesen, was es bedeutete Liebeskummer zu haben und hatte die Gefühle der Frauen in Liebesfilmen nie ganz nachvollziehen können, hatte sich immer gedacht „Warum reißt Drew Barrymore sich nicht einfach ’mal am Riemen und geht mit dem anderen Kerl aus? Der sieht schließlich auch gut aus und dann würde sie endlich von dem Protagonisten wegkommen.“

Aber mittlerweile wusste sie sehr genau weshalb Drew Barrymore das nicht tat. Weil sie es nicht konnte. Es war ihr nicht möglich. Diesen Ruck konnte sie sich nicht geben. Es kostete sie Mühe ihre Dates, wenn sie welche hatte, zum Abschied auf den Mund zu küssen, an Sex war gar nicht zu denken und daran etwas Echtes für sie zu empfinden auch nicht. Der Gedanke ließ ihr übel werden, dass sie so tun könnte als mochte sie diese Typen.

Stattdessen beneidete sie ihre Freundinnen, die alle glücklich mit ihren Partnern waren.

Sogar Shikamaru und Choji waren glücklicher als Ino!

Choji hatte erst vor kurzem ein Mitternachtsrestaurant neben einem der Stripclubs in der Stadt eröffnet, wo er die besten Omelettes für die Nachtwandler zubereitete und machte gutes Geld, das sie Ladies auf ihn aufmerksam machte.

Shikamarus Fernbeziehung mit Temari lief auch super. Zwar konnte er ihr nicht genau sagen, ob Temari ihn nun tatsächlich mochte oder nicht, weil sie es ihm nie sagte, doch Ino hatte ihm versichert, dass Temari ihm wahrscheinlich mit Haut und Haar verfallen war.

Shikamaru hatte sie nur zweifelnd angeblickt, doch Ino hatte bekräftigend genickt. Die Frau fuhr zweimal im Monat den ganzen Weg aus Suna-Gakure nach hier nur, um ihn zu sehen und schlief dann das ganze Wochenende sorglos in seinen Armen. Dass sie selbst nach einem halben Jahr sich nicht dazu durchringen konnte die drei kleinen Worte zu sagen, lag sicher nur an ihrer Kratzbürstenpersönlichkeit, aber die liebte Shika ja so an ihr. Deswegen würden die beiden auch in Zukunft super miteinander parat kommen …

Ino seufzte und schaufelte sich Salatblätter auf den Teller. Eigentlich freute sie sich ja für ihn. Shikamaru, der Faulsack, hatte eine Freundin bitter nötig. Der Meinung war sie schon immer gewesen, doch es linderte ihre eigene Einsamkeit leider nicht.

Das Panzertape um die Schublade löste sich ein wenig und Ino dachte an Tentens regelmäßige unauffällige Updates. Die Frau war im Grunde ihres Herzens sehr verständnisvoll. Wenn sie sich sahen und unterhielten, warf sie wie zufällig, völlig zusammenhangslos ein „Übrigens: Wie bisher“ und meinte damit, dass Shino noch immer mit niemandem ausging.

Schnell machte sie das Panzertape wieder fest und zwang sich an andere Dinge zu denken.

Ranch- oder Italian Dressing?

Schwere Entscheidung. Ino legte einen Finger ans Kinn und wiegte Pro und Kontra ab. Obwohl das Ranchdressing mehr Kalorien hatte, entschied sie sich letzten Endes doch dafür, weil sie ein bisschen Trostessen brauchte. Für andere war es Eiscreme oder Schokolade, aber für die figurbewusste Ino war es halt das kalorienreichere Salatdressing.

Als sie sich umwandte und ihr Tablet mit dem Teller und dem Glas Eistee zum nächsten Tisch tragen wollte, stand ihr plötzlich jemand im Weg, gegen dessen Brust sie prompt prallte, sodass sich ein Wirrwarr aus Tomaten, Salat, Gurke, Eistee und Ranchdressing über ihn ergoss.

„He, passen Sie a-a-a …“ Das Wort blieb ihr im Halse stecken als sie aufblickte und gebannt wurde von einem dunklen Augenpaar, deren Intensität ihrer Wirkung sie bereits verdrängt hatte. Daher traf sie sie nun umso härter.

Mit seinem Fuß wischte er die Überreste ihres Mittagessens zur Seite, damit der Gang wieder begehbar für die Leute hinter Ino wurde. Dann streckte er den Arm nach ihr aus. Allerdings nur, um sie beiseite zu nehmen, sodass sie nicht den gesamten Betrieb aufhielt.

„Ich komm jeden Tag hierher, um dich zu sehen. Ich sitze immer dort hinten in der Ecke mit einem anderen Kapuzenpullover und du bemerkst mich nie“, eröffnete er ihr. Ihr Blick fiel auf den dunklen Pullover, den sie gründlich versaut hatte.

Er war ihr tatsächlich nie aufgefallen, obwohl sie das schwer glauben konnte. Sie hätte gedacht, dass sie es sofort spüren würde, wenn er imselben Raum wäre wie sie.

Noch immer konnte sie nicht antworten, sondern starrte einfach auf seine beschmierte Brust.

Also fuhr er fort „Hinata sagte, du hättest meine Adresse …?“, aber dann verließ ihn doch sein Mut. Er lächelte den neugierigen Leuten in der Schlange sich abwesend entschuldigend zu, bevor er seinen intensiven Blick wieder auf Ino richtete.

„Tenten meinte, du interessierst dich noch …“ Wieder beendete er den Satz nicht.

Ino löste sich aus ihrer Starre, jedoch nicht, um ihm ins Gesicht zu sehen, sondern nur, um den Mund erst zu schließen und dann doch zum Sprechen anzusetzen.

„Du hast nicht aufgemacht …“

Shino berührte mit den Fingern nur federleicht ihre Unterarme, aber Inos platinfarbene Härchen stellten sich nichtsdestotrotz auf.

„Ich schwöre, ich war nicht zu Haus …“

Die Möglichkeit hatte Ino gar nicht in Betracht gezogen. Sie war davon überzeugt gewesen, dass er oben in seiner Wohnung saß und hämisch grinste oder sich zwang nicht zu öffnen oder es belächelte und für einen zweiten Versuch hatte sie nie die Entschlossenheit aufgebracht.

„Ich hab’ geklingelt …“, meinte sie schwach und hielt den Blick auf ihre Schuhe gerichtet. Es waren elegante Pumps mit einer lässigen kleinen Schleife an der Spitze. Sie fand sie sehr süß …

„Ino, bitte schau mich an.“ Ein verzweifelter, flehender Ton schwang in seiner tiefen Stimme mit, der das Unmögliche vollbrachte und Ino den Blick heben ließ.

„Ich hab’ gedacht, es wäre kein Problem für mich dich in Ruhe zu lassen, aber das war wohl falsch … Wenn du willst, kannst du noch so viele andere Kerle sehen wie du willst. Du musst mich auch nicht bei dir schlafen lassen oder mich überhaupt in der Öffentlichkeit treffen, aber lass mich bitte noch ’mal Zeit mit dir verbringen …“

Seine Augen machten sie ganz sprachlos, aber nicht so sprachlos wie seine Worte.

Sie hätte gern allen Männern zu seinen Gunsten entsagt in diesem Augenblick, doch so wie sie nun einmal war, regte sich ihr alter Stolz, der ihr sagte, dass er das ja nicht wissen müsste.

„Ich hab’ sogar sehr lange geklingelt“, gestand sie ihm, weil sie fand, dass er wenigstens das wissen dürfte. Schließlich hatte der Mann sich getraut sie beim Lunch einfach zu überraschen. Das muss ihn auch Mut gekostet haben.

Ino schluckte.

Wenn sie ihn jetzt gehen ließ, wäre sie dumm. Schließlich wusste sie jetzt, dass sie ihn brauchte, um in der Liebe glücklich zu sein. Sie war zwar nicht gern abhängig, aber sie hatte längst eingesehen, dass sie mit oder ohne ihn von ihm abhängig war. Der einzige Unterschied war, dass es mehr weh tat ohne ihn.

„Da ist die andere Möglöichkeit besser“, murmelte sie und Shinos Finger legten sich etwas fester um ihre Arme. „Von welcher Möglichkeit redest du?“, erkundigte er sich bange.

„Du hast mein Mittagessen … verschüttet. Aber du darfst mir gerne ein neues kaufen.“

Shinos Mundwinkel zuckten und Ino senkte verlegen den Kopf, um zu grinsen wie ein Honigkuchenpferdchen.
 

***
 

Und Ino hatte tatsächlich an etwas Großartiges gedacht.

Sakura lachte in sich hinein. Natürlich hätte sie sich gefreut, wenn er ihr irgendeine großartige, wahnsinnig romantische Geste gemacht hätte, denn schließlich wünschte sich irgendein Teil in ihr immer sich wie eine Prinzessin zu fühlen in einer Welt, in der alles perfekt war.

Aber Sakura hatte auch einen realistischen Teil, der sich auch darüber freuen konnte, dass Sasuke sie brauchte, um vor Tsunade auszusagen.

Eigentlich hätte Sakura da auch selber draufkommen müssen. Schließlich wusste sie, dass der Termin anstand.

Sasuke musste sich regelmäßig bei Tsunade melden und nachweisen, dass er einer ordentlichen Arbeit nachging und sich als guter Bürger Konohas und wichtiges Mitglied der Gesellschaft hervortat. Deshalb ließ er sich jede Stunde, die er Suppe für Obdachlose ausgab bescheinigen, damit er es zu diesen Treffen mitnehmen konnte. Unter anderem musste er auch einige Zeugen mitbringen. In der Regel waren das sie, Neji und Tenten, die heute aus irgendeinem Grund nicht da gewesen waren. Aber in der Regel waren sie die drei Hauptzeugen, die tatsächlich vor Tsunade erscheinen mussten und ein Gespräch mit ihr führen mussten. Einige der anderen Freunde oder Leute von der Arbeit oder der Suppenküche schickten ihre Beurteilungen geheim per Post zu. Das war alle paar Monate so.

Als er sie dann vorgestern beim Abendessen gebeten hatte sich für heute freizunehmen, hatte

sie sich erstmal nichts dabei gedacht, sondern war seiner Bitte einfach erstmal nachgekommen.

Erst als sie Ino angerufen hatte, um ihr stehendes Mittagessendate abzusagen, waren ihr Hoffnungen gekommen, weil ihre Freundin erwähnt hatte, dass sie schon ein halbes Jahr zusammen waren. Dann waren ihre Phantasien mit ihnen durchgegangen und sie hatten sich alles Mögliche erträumt.

Aber das brauchte Sakura nicht. Im Auto auf dem Weg von Tsunade nach Hause, lächelte sie still in sich hinein, nahm seine Hand kurz in ihre und wusste, dass sie glücklich war.

„Alles klar, Boss?“

Sie nickte. Sie liebte es, wenn dieser große, starke Mann sie Boss nannte.

Sakura freute sich schon auf ein gemütliches Abendessen mit Sasuke, denn danach würden sie noch schnell das Bad schrubben und sich in die Falle schmeißen, doch als er ihr die Tür öffnete erlitt sie einen Schock.

Und ob sie sich heute in die Falle schmeißen würden! Aber hallo!

Ihr Freund hatte sich heute eine ganz besondere Belohnung im Bett verdient, denn ein Streicherqartett erwartete sie in ihrem Flur.

Sobald die Musiker sie erblickt hatten, begannen sie die süßeste, kleine Melodie zu spielen. Aber damit nicht genug. Der ganze Flur war vollgestellt mit riesigen Stehvasen, aus denen Gott wusste wie viele blutrote Rosen ragten. Dazwischen waren hohe Kerzenständer aufgestellt, die das Ambiente mit ihrem weichen Licht unterstützten.

„Sakura“, drang seine sanfte Stimme an ihr Ohr. Sie wandte ihren staunenden Blick von den Musikern, den Kerzen und Blumen ab und ihrem Liebsten zu.

Er hatte die Augenbrauen erwartungsvoll hochgezogen und begann sich auf ein Knie niederzulassen.

„Halt!“, schrie Sakura. Die Musiker wurden etwas unsicher, spielten dann aber doch ohne Unterbrechung weiter. Sasuke blieb einfach auf einem Knie und blickte ihr besorgt ins Antlitz hoch.

„Geht’s dir gut?“

„Ja, warte nur einen Augenblick. Ich glaube, ich werde sonst ohnmächtig.“ Sie sagte es ganz nüchtern, aber eine Sekunde war ihr tatsächlich schwindelig. Aber dann atmete sie ein paar Mal tief durch, zog die dämliche Daunenjacke und ihren Schal aus und zupfte ihre Bluse zu Recht. Dann setzte sie ein ehrliches, strahlendes Lächeln auf und gab ihm ihre Hände.

„Schieß los“, gab sie ihm die Erlaubnis seine Show durchzuziehen.

Sie war sich noch nicht ganz sicher, ob gerade passierte, was tatsächlich passierte, obwohl der Herabfall auf ein Knie eigentlich ein eindeutiges Indiz sein sollte, doch bei Sasuke konnte man nie wissen. Egal, was es war, sie wäre glücklich.

„Weißt du noch, dass du vor zwei Monaten gesagt hast, dass du einen Heiratsantrag ohne Hochzeit wolltest?“

Nein, das wusste sie nicht mehr. Sie runtzelte kurz die Stirn. An so etwas Wichtiges müsste sie sich doch erinnern, oder?

„Eh, nein, Sasuke.“

Ein wenig schien er aus dem Konzept gebracht, doch er räusperte sich nur und fuhr dann fort.

„Aber das hast du und ich weiß … dass du bestimmte Vorstellungen hast.“ Er meinte bestimmt diese Prinzessin-Phantasie von ihr. „Und deshalb habe ich das hier für dich vorbereitet, aber der Clou ist, du musst nicht ja sagen. Du darfst ruhig nein sagen, damit du keine Hochzeit haben musst. Du sollst nur wissen, dass ich … ja, dass ich bereit wäre.“

Sein Blick verriet, dass er sich mit dieser wunderbaren romantischen Geste auf unsicherem Untergrund bewegte, weil er in der Regel nicht der Typ war, der das Prinzip der Romantik durchblickte, aber ihm war ganz deutlich anzusehen, dass er hoffte, dass es ihr gefiel, weil er sich echt für sie ins Zeug gelegt hatte.

„Aber Sasuke, das ist Quatsch, was ich gesagt habe. Wenn du mich fragst, sage ich auch ja!“, behauptete sie verwirrt.

„Aber, aber … Du hast gesagt, du würdest wahnsinnig werden, wenn du noch eine Hochzeit-“

„Dann werde ich eben wahnsinnig! Deswegen verzichte ich doch nicht darauf dich heiraten zu dürfen! Fragst du mich denn jetzt oder nicht?“, erwiderte sie heftig. Ihr Stirnrunzeln wurde immer tiefer und Sasuke fühlte sich als fiele er aus allen Wolken.

„Dann … Dann werde wahnsinnig und heirate mich!“

„Okay!“, schniefte Sakura und wusste nicht, ob sie weiter die Stirn runzeln oder lachen oder weinen sollte. „Okay!“, versicherte sie noch einmal heftig und fuhr dann fort mit „Ja! Ja, meine ich!!“

Er kam zu ihr wieder hoch und nahm sie in den Arm. Sie legte den Kopf an seine Schulter, um ein paar Tränen der Freude zu vergießen. Dann riss sie seinen Kopf herum und küsste ihn stürmisch.
 

***
 

„Glaubst du, Sasuke hat Erfolg?“

„Will ich doch hoffen. Ich habe nicht umsonst den ganzen Tag bei ihm im Flur geschuftet.“

Neji und Tenten saßen bei ihm zu Hause auf der Couch und schauten sich einen Actionfilm an.

Sie waren vor etwa einer Stunde damit fertig geworden zwanzigtausend Rosen in Vasen zu stopfen, die sie vorher mit dem Wagen zu Sasukes Wohnung hatten fahren müssen. Die Vasen und die Kerzenständer hatten sie dann noch das Treppenhaus hochschleppen dürfen und dann optisch ansprechend aufstellen dürfen, was gar nicht so einfach war, da beide für so etwas eher untalentiert waren. Dann hatten sie noch eine halbe Stunde herumgesessen, sich darüber lustig gemacht wie verdammt sauber alles war und darauf gewartet, dass die Musiker ankamen.

„Willst du so was auch ’mal haben?“, fragte er sie ein wenig nachdenklich ohne die Augen vom Fernsehbildschirm zu nehmen.

„Neji“, eröffnete sie ihm. „Wenn du jemals auf die Idee kommst so etwas Verrücktes zu machen, muss ich dich, glaube ich, schlagen.“

Sie steckte sich einen Löffel Eiscreme in den Mund, die er noch immer nachkaufen musste, obwohl er sie selbst nie anrührte, und verfolgte einen Stunt des Protagonisten im Film.

Er betrachtete das Profil seiner Freundin. Tenten war noch immer seine beste Freundin und Geliebte zugleich. Wenn sein Hirn sich zufällig einmal in die Welt der Gefühle verirrte, war ihm klar, dass sie ihm das Wichtigste auf der ganzen Welt war, aber das geschah nicht so oft und so war sie einfach sein bester Kumpel, mit dem er oft ganz phantastischen Sex hatte und dem er alles erzählen konnte, wenn er das Bedürfnis dazu verspürte.

Einem Impuls folgend lehnte er sich zu ihr und legte die Lippen an ihren Hals, begann sie zärtlich zu küssen. Sofort reagierte ihr Körper, indem sie die Augen schloss und den Kopf in den Nacken legte. Unsicher stellte sie die Eiscreme auf dem Boden ab und fand mit ihren Lippen seinen Mund. Gekonnt drückte sie ihn nach hinten in die Sofakissen und schwang sich rittlings auf ihn. Da sie sowieso nur eins seiner T-Shirts trug, obwohl sie mittlerweile beinah ihre ganzen Kleidungsstücke bei ihm deponiert hatte, hatte er es mit dem Entkleiden nicht schwer.

„Und du willst wirklich keine Romantik?“, vergewisserte er sich, weil eine nervige, kleine Stimme der Unsicherheit ihm gebot sich absolute Klarheit zu verschaffen.

Da nahm sie sein Gesicht in ihre wunderbaren Hände und sah ihm tief in die Augen.

„Actionfilme und Eiscreme sind alle Romantik, die ich brauche“, versprach sie, bevor sie sich innig von ihm küssen ließ.
 

***
 

„Tut mir Leid, dass ich dich damals abserviert habe“, sagte Ino unvermittelt. Sie lag bei Shino zu Hause auf seinem Bett in seinen Armen, den Kopf auf seine Brust gebettet.

Vor einer Woche hatte er sie im Schnellrestaurant überfallen und seitdem waren sie fast jeden Abend ausgegangen, aber heute Abend hatte sie zum ersten Mal zu ihm gesagt „Lust noch ein paar weitere meiner Phantasien kennen zu lernen?“

Er war nur allzu gewillt gewesen.

Sie konnte ihr Glück auch noch nicht richtig fassen, aber sie wusste, dass er sich zu genau der richtigen Zeit gemeldet hatte. Denn sonst wäre sie sicherlich depressiv geworden als Sakura ihr am nächsten Tag aufgeregt erzählt hatte, dass sie Sasuke heiraten würde.

Heiraten! Krass, hatte Ino gedacht.

Aber nun hatte sie ihren Shino ja wieder.

Ja, sie nannte ihn ihren Shino.

„Schon gut“, murmelte er in ihr Haar hinein, aber sie hatte trotzdem das Bedürfnis sich ihm zu erklären. Sie wollte nicht, dass er ein falsches Bild von ihr bekam.

„Es war nur so, dass alles so schnell ging und … du warst dir so … so sicher und wusstest sofort, was du wolltest…“

„Wusste ich ja dann doch nicht so genau. Sonst hätte ich mich früher gemeldet“, versicherte er ihr mit schläfriger Stimme als sie nicht fortfuhr.

„Ich war sehr einsam“, gestand sie ihm. „Ich hab’ auch niemand anderes in mein Bett gelassen“, rang sie sich ab und sie konnte spüren wie er mit dem Kopf nickte und die Arme noch enger um sie schlang.

„Danke, dass du auf mich gewartet hast“, brachte er noch hervor und küsste ihren Scheitel.

„Kein Ding, aber sag es nicht noch ’mal, okay?“

Shino lachte. Nein, er würde sie bestimmt nicht noch einmal zu etwas bewegen, dass ihr zu schnell ging. Von ihm aus könnten sie den Rest ihres Lebens mit daten verbringen so lange er sich an ihrem sonnigen Wesen erfreuen konnte. Für sie zog er auch gerne sein Feuerwehrkostüm an und tanzte für sie. Was immer sie wollte!

„Nein, ganz bestimmt nicht.“

„Gut.“ Sie kuschelte sich an ihn und genoss das Gefühl absolut geborgen zu sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Milena
2012-12-27T22:52:50+00:00 27.12.2012 23:52
Toll geschrieben.....
War ne echt witzige Story...
LG, Milena
Von:  Hasel
2012-12-13T00:17:04+00:00 13.12.2012 01:17
*heul* ich will ne hochzeit zwischen neji und ten ;(
aber ansonsten muss ich echt mal sagen: das ist meine absoulute
lieblings fanfic!!!!!! darauf kannst du dich verlassen ih hab schon ne
menge fanfics gelesen aber nicht mal süße versuchung kommt an
deine storis dran ;D
Von: abgemeldet
2012-11-01T13:47:50+00:00 01.11.2012 14:47
Klein Ino ist happy. *freu*
Tolles Kappi
Freu mich aufs nächste
Von:  fahnm
2012-11-01T01:14:17+00:00 01.11.2012 02:14
Super Kapi^^
Mach weiter so.^^


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