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Fallen und Fangen

von

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Ungeschminkt

Ein Düsenjet hätte mich nicht rabiater wecken können als das Pochen von Fingerknöcheln an der Fensterscheibe meines Wagens. Das dümmliche lächelnde Gesicht hinter dem Glas bereitete mir Kopfschmerzen... Oder verdankte ich das doch dem Wodka der letzten Nacht?

Wie gerne hätte ich mich umgedreht und weiter geschlafen! Viel lieber jedenfalls, als mich mit diesem Blondschopf auseinander zu setzen. Gerade mal so weit kurbelte ich das Fenster herunter, dass er hören konnte, wie ich auf russisch gereizt "Was?" blaffte.

Blondi wirkte verwirrt. "Bitte?", fragte er, bevor ihm aufging, dass ich nicht seine Muttersprache benutzt hatte. "Sprechen Sie französisch?", versuchte er es dann erneut und endete mit einem verzweifelten, grottig ausgesprochenen "Oder Englisch?" als ich nicht reagierte.

"Beides.", antwortete ich schließlich, diesmal auf Französisch, wie er es verlangt hatte. Obwohl ich ihn gerne noch etwas gepiesakt hätte - Ich wurde nicht gerne geweckt - War mir bewusst, dass sogar dieser Dummkopf irgendwann auf die Idee gekommen wäre, jemanden aus dem Hotel kommen zu lassen, um für ihn zu dolmatchen, und das wollte ich vermeiden. Durch den winzigen, offenen Schlitz des Fensters starrte ich ihn düster an, was ihn merklich nervös machte. Seine blauen Augen huschten unstet zu seinem kleinen Büro neben der Tiefgarageneinfahrt, zu einem luxuriösen Fort Mustang etwas weiter weg, zu einem übervollen Mülleimer an der Wand. Überallhin, nur meinem Blick wollten sie nicht begegnen. "Was wollen Sie?", fragte ich, immer noch angriffslustig, um seine Aufmerksamkeit zurück zu erlangen und ihn, wenn möglich, bald loszuwerden.

"Dieser..." Blondi räusperte sich, sichtlich unbehaglich. Ich warf einen Blick auf das Namensschild an seiner Brust. Naruto Uzumaki stand darauf, was wenig französisch klang. Allerdings sah er auch nicht sonderlich asiatisch aus, mit seiner wilden, goldblonden Mähne, den azur-Augen und dem sonnigen Teint. Endlich hatte er seine Sprache wiedergefunden: "Dieser Parkplatz ist nur für Hotelgäste, Monsieur."

"Ich bin Gast des Hotels.", antwortete ich eisig.

Uzumaki sah mich an. Ich sah Uzumaki an.

Und in der Luft zwischen uns baute sich die unausgesprochene Frage auf, warum ich die Nacht auf dem muffigen Sitz meines gemieteten Kleinwagens verbracht hatte, wenn ich für mehr als tausend Euro ein bequemes Bett im Pariser Hilton gebucht hatte. Ein Bett. Und eine Dusche. Und eine Aussicht, die nicht mit der schmutzigen Betonwand vor meiner genauso schmutzigen Windschutzscheibe zu vergleichen war. Sehnsucht regte sich in meiner Brust; Wie gerne hätte ich das alles in Anspruch genommen! Für eine Dusche hätte ich Blondi vermutlich sogar umgebracht...

"Natürlich, Monsieur.", brach der Parkhauswächter schließlich das Schweigen. "Soll ich dann jemanden für Ihr Gepäck...?"

"Nicht nötig." Ich fuhr das Fenster hoch, warf einen Blick in den Spiegel und stieg aus. Blondi schien überrascht, dass ich fast einen Kopf größer war als er. Mir entlockte diese Tatsache nicht mal ein müdes Lächeln. "Ich wollte sowieso gerade gehen."

Uzumaki musterte mit einiger Skepsis meine Koffer, die sich wirr hinten im Auto stapelten, doch er verkniff sich jeden Kommentar. Alles andere als angetan davon, mich von ihm angaffen lassen zu müssen, verließ ich das Parkhaus. Es entließ mich auf eine belebte Straße, deren Lärm mir in den Ohren pulsierte. Die Sonne blendete und brannte in den Augen. Ich setzte eine Sonnenbrille auf und mich in Bewegung. Vermutlich sah ich für meine Verhältnisse beschissen aus - Ich konnte es nicht sagen, da ich jede verspiegelte Häuserwand mied, um mir den Anblick zu ersparen - Und trotzdem spürte ich die Blicke einiger Frauen auf mir. Abwehrend stellte ich den Kragen meines schwarzen Trenchcoats auf, als führe der kalte Wind mir in den Nacken.

Ich hatte gestern einen absolut schrecklichen Tag gehabt und keine Lust auf derartige Aufmerksamkeit. Vielleicht war es sogar der schrecklichste Tag meiner bisher immerhin neunundzwanzig Lebensjahre, und wieder Erwarten war er nicht besser geworden, als ich versucht hatte, mir den Frust von der Seele zu trinken. Eigentlich hätte ich das wissen müssen, denn die Tatsache, dass ich betrunken die größte Scheiße verzapfte, war einer der Gründe, warum ich dem Alkohol eigentlich abgeschworen hatte. Allerdings war ich noch nie besonders gut in Selbstdisziplin gewesen und meine Entzüge dauerten selten länger als zwei, drei Monate an. Genauso hatte ich schon tausend Mal mit dem Rauchen aufgehört, und fand mich trotzdem immer wieder mit einer Kippe im Mund wieder.

Im Moment saß ich also nicht nur auf der Straße - Oder besser; In einer Tiefgarage mit einem nervigen Wächter - Sondern hatte auch noch einen gehörigen Kater, einen widerlichen Geschmack im Mund und konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wieso mein Steißbein mir so verdammt wehtat.

Mit Kaffee aus einem Starbucks in der Hand, den ich mir eigentlich gar nicht leisten konnte, setzte ich mich ans Ufer der Seine und zog mein Handy aus der Hosentasche. "Willkommen, Sasuke Uchiha.", verkündete das Display, als ich das Gerät einschaltete, und die Worte, der falsche Name, schmerzten, als hätte das dumme Ding mir einen elektrischen Schlag verpasst.

"Du hast kein Recht mehr auf meinen Namen - Ich habe keinen Sohn mehr in Frankreich."

Ich umklammerte das Plastikgehäuse fester. Mein Vater war schon immer jähzornig gewesen, noch viel mehr, seit keiner seiner Söhne den beruflichen Weg eingeschlagen hatte, den er für angebracht hielt. Aber gestern... Das war endgültig. Und so wenig von einem Familienmensch auch in mir steckte, dieser Gedanke schmerzte.

Ich schluckte Angst und Verbitterung herunter und sah meine Kontakte durch. Mit den meisten hatte ich nicht gesprochen, seit ich Moskau und mein Elternhaus verlassen hatte, aber das würde ich heute auch nicht ändern. Jemand aus Frankreich, aus Paris, war das, was ich brauchte. Jemanden mit einer Wohnung und einem freien Zimmer oder auch nur einer leeren Couch.

Während ich mehrere Bekanntschaften anrief, spielte ich in meinem Kopf die letzte Szene, an die ich mich aus der Nacht noch erinnern konnte, in meinem Kopf ab.
 

"Die Sl... Schü... Die Schlüssel." Ich sah die skeptisch gerunzelte Stirn der Rezeptionistin, als diese mich nach meiner Zimmernummer fragte, nur verschwommen. Meine Arme waren schwer auf die Theke gestützt, aber die war wohl nicht sonderlich fest im Boden verankert, denn sie wankte beträchtlich unter meinem Gewicht.

"... Mir leid..."

"Häh?", machte ich verwirrt.

"Es tut mir leid, Monsieur, aber das Zimmer wurde ausgecheckt - Heute um siebzehn Uhr. Sind Sie sicher..."

"Jaaa, ich bin mir sicher, dass das mein Zimmer ist, блядь.", beleidigte ich sie lallend auf Russisch. Sie hielt Letzteres wohl zum Glück für einen Rülpser. Ich fasste mir an den Kopf, der sich trotzdem munter weiter drehte, schloss erschöpft die Augen. "Was ist mit meinen Sachen...?"

"Ihr Gepäck steht im Hinterzimmer für Sie bereit. Soll ich es Ihnen bringen lassen, Monsieur?"

"Sie sollen mich in mein verficktes Zimmer lassen, Sie Hure!", fuhr ich sie an. Vermutlich war es mein Glück, dass ich, wenn ich betrunken war, meistens ins Russische verfiel, denn wenn sie mich verstanden hätte, hätte sie sicherlich umgehend den Sicherheitsdienst gerufen.

"Bitte, Monsieur...?"

"Monsieur, Monsieur...", äffte ich ihre Stimme nach, den Blick wütend in ihren verbohrt. "Das hat dieser Wichser mit Absicht..." Mein Kopf sackte etwas weg und ich hob ihn mit einiger Mühe an, ehe ich weiter sprach: "Das hat der Wichser mit Absicht gemacht, ja... Der засра́нец meint, ich kriech zu Kreuze, wenn er mir das Geld wegnimmt, aber da hat er sich getäuscht!"
 

So großspurig ich in der Hotelhalle getan hatte, so klein fühlte ich mich wenig später in der zugigen Tiefgarage, umringt von Gepäck und zu betrunken, um auch nur einen Schritt vor den anderen zu setzten. Ich wusste nicht mehr, wie ich meine Koffer in das Auto bekommen hatte, aber sobald ich im Wagen saß, war ich eingeschlafen. Vermutlich hatte ich noch Glück, dass ich nicht ausgeraubt worden war.

"Sasuke, Baby, ich hab schon gehört! Tut mir echt leid mit deinem Dad. Aber ihr kriegt das schon hin."

"Hey, du kennst den Alten doch..."

"Wir müssen was machen, um dich abzulenken, Süßer..."

Das und vieles mehr bekam ich von meinen sogenannten Freunden zu hören, aber keiner reagierte auf meine Frage nach einer Unterkunft, bis ich schließlich aufgab. Ich schmiss meinen Kaffeebecher in den Fluss, klopfte mir den Staub von den Hosen und schnorrte bei einem hässlichen Mädchen eine Zigarette.

Sie lief ein Stück neben mir her, als ich am Flussufer entlang schlenderte, aber als sie merkte, dass ich sie ignorierte, machte sie beleidigt kehrt. Ich kam an kleinen Häusern, Läden und Bäumen vorbei, die sich alle für den Herbst und den baldigen Winter eingepackt hatten. Und das, obwohl es hier nie wirklich kalt wurde. Keiner von diesen baguettfressenden Waschlappen hatte je die minus vierzig Grad erlebt, die der eisige Wind durch Moskaus Straßen peitschte...

Aber es würde kalt genug werden, um einen verwöhnten Taugenichts in dünnen Versace-Stiefeln zur Eisskulptur zu verwandeln.

Ich kramte in den Taschen, fand aber nicht mehr als zehn Euro Bargeld und fünf Karten für Konten, die sich allesamt als gesperrt herausstellten. Eines musste man Fugaku lassen; Er war gründlich. Aber wenn ich eines von meinem Vater geerbt hatte, so war es sein Dickschädel, und ich würde gewiss nicht um Unterstützung betteln. Ich kam bestens alleine zurecht.
 

Das Gute an einem Gesicht wie meinem ist, dass man seine Drinks nie selbst zahlen muss.

Eine Hand auf dem Knie meines Sitznachbarn und schon stand ein neues Bier, ein neuer Shot, ein neuer Cocktail vor mir. Dass ich mich wie eine Schlampe benahm war mir egal. Zumindest müsste ich dann nicht in meinem Auto schlafen.

Interesse hatte ich eigentlich an keinem dieser Kerle. Ich wartete auf jemanden, aber da Kakashi für sein praktisch nicht vorhandenes Zeitmanagement bekannt war, war ich nicht überrascht von seiner Verspätung. Wovon ich hingegen doch überrascht war, war der Mann unter seinem Arm, als er doch endlich aufkreuzte.

Ich kannte Kakashi, seit ich nach Europa gekommen war, und nie, wirklich nie hatte ich einen so durchschnittlichen Kerl an der Seite des exzentrischen Fotografen gesehen. Braune Haare, braune Augen, relativ klein und schmächtig, blasses Lächeln im unscheinbarem Gesicht.

Ich musste seine Begleitung angestarrt haben, denn mein Bekannter räusperte sich. "Sasuke, das ist Iruka. Iruka, Sasuke." Der Brünette hielt mir die Hand hin, doch ich nippte nur an meinem Drink. Kakashi seufzte; Er kannte dieses Verhalten von mir zur Genüge. Iruka hingegen ließ irritiert die Hand sinken, was seinen Lover zum Eingreifen veranlasste. "Nun... Baby, holst du uns was zu trinken?"

Baby.

Ich verzog keine Miene, aber mir war schlecht. Das alles hier war nicht gut, angefangen mit dem kleinen, unterwürfigen Lächeln des Betthäschens, über das Geld, das Kakashi ihm gab, bishin zu dem sanften Blick, den der Fotograf ihm hinterher warf.

Kakashi mochte außergewöhnlich schöne Männer, je jünger und außergewöhnlicher, desto besser. Eine Weile hatte er in mir die Trophäe seiner kleinen Sammlung gesehen, doch das war jetzt scheinbar vorbei. Dieser Iruka war nicht sein Beutechema - Und trotzdem hatte Kakashi ihn angesehen wie einen Schatz, ganz von dem albernen Kosenamen abgesehen.

Ich legte mir bedächtig eine Erdnuss von der Theke in den Mund, den Blick abgewandt. "Baby?", fragte ich, die Stimme eindeutig höhnisch.

"Ah, das..." Kakashi lachte verlegen, winkte ab. "Das ist nichts. Wirklich... Süßer, du bist doch nicht eifersüchtig?"

Ich seufzte, sah ihn wieder an. "Nein." Und das war die Wahrheit. "Nur überrascht. Er ist... Anders."

"Ja, nicht wahr?", lächelte Kakashi, als wäre das etwas Gutes.

Ich zog es vor, ihn nicht über das Gegenteil aufzuklären, immerhin hatte ich ihn herbestellt, um über mich zu reden, nicht über seine neueste Eroberung. "Ich hab ein Problem."

Mein Gegenüber wurde wieder ernst. Scheinbar hatte mein Vater schon die ganze Stadt darüber informiert, dass er mich enterbt hatte. Na super. "Ich weiß - Und ehrlich gesagt ist ´Problem` noch milde ausgedrückt. Monsieur Uchiha hat deutlich gemacht, dass er dich nicht mehr unterstützt, also wird das auch niemand sonst tun. Mit ihm legt man sich nicht freiwillig an."

Herausfordernd senkte ich denk Kopf etwas, die Schultern angespannt, ohne die Augen von ihm abzuwenden. "Mit mir auch nicht, Kakashi..."

Der Fotograf kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich die Wahrheit sagte. Ich hatte zwar nicht die Macht und das Geld meines Vaters, aber ich war mindestens genauso kaltblütig wie er. Iruka bemerkte das angespannte Schweigen zwischen uns, als er zurückkehrte und wusste offenbar nicht, was er sagen sollte. Ich riss dem Betthäschen den Drink, den er mir gekauft hatte, praktisch aus der Hand und nahm einen tiefen Zug aus dem Glas.

"Was ist mit dir? Mit wem legst du dich lieber an?"

Ich sah deutlich, dass Kakashi dieser Frage lieber ausgewichen wäre, aber er wusste, dass ich es hasste, wenn man nicht deutlich Stellung bezog, also rang er sich doch zu einer widerwilligen Antwort durch: "Nun... Ich bin natürlich für dich da."

Ich schnaubte befriedigt. "Das Bier schmeckt hier echt Scheiße."

Ich schaffte es, das so rüber zu bringen, als wäre es Irukas Schuld.
 

Ich schlief schon lange mit Kakashi.

Er sah ziemlich gut aus, wenn er die dumme Maske abnahm, und Sex mit dem Fotografen gehörte in der Branche wohl irgendwie dazu, das hatte ich schnell gelernt. Am liebsten schoss er Bilder von mir, wenn ich nackt war. Mit dem Ordner voller Ablichtungen von mir, auf denen ich ihm einen blies oder seinen Schwanz ritt hätte er mich ruinieren können, aber er tat es nicht, genauso wenig wie mit den anderen Models, die er sich ins Bett holte. Auf Diskretion legte er großen Wert.

Der Sex mit ihm war nicht atemberaubend, aber ok, und er sorgte immer dafür, dass auch ich zum Orgasmus kam. Obwohl er sich eindeutig lieber bedienen und verwöhnen ließ, der faule Hund.

Als ich mit zu ihm gekommen war, hatte ich eigentlich über meine Möglichkeiten reden wollen, aber eins kam zum anderen und wir waren im Bett gelandet. Was mich nicht weiter störte, denn so musste ich wenigstens nicht im Auto übernachten.

Im Moment lehnte ich an der Rückseite von Kakashis Bett und betrachtete nachdenklich dessen mir zugewandten Rücken. Ich hatte eine Zigarette in der Hand, rauchte aber nicht wirklich. Nach nur einer Runde war er direkt eingeschlafen, was sonst gar nicht seine Art war. Am Anfang unserer Bekanntschaft hatte er mich oft so lange gefickt, bis ich ganz wund war - Damit ich es die nächsten Tage noch genießen konnte, wie er gerne gesagt hatte.

Heute nicht.

Heute hatte er ´Iruka!` gestöhnt, als er gekommen war, was er natürlich kategorisch abstritt, als ich ihn darauf hinwies.

Kakashi war verliebt.

Ich hätte nicht gedacht, dass es je dazu kommen würde, aber ich konnte es ihm ansehen - Absolut jeder konnte es ihm ansehen, genauso gut hätte er ein Neonschild basteln können. Er liebte diesen völlig durchschnittlichen, langweiligen Kerl, der eigentlich so überhaupt nicht sein Typ war. Aber vielleicht hatte ich seinen Geschmack auch nur falsch eingeschätzt. Und eigentlich hatte Kakashi auch immer zu mir gesagt ´Wenn ich einen bestimmten Typ hätte, wärst das du, Süßer.`.

Nun, wie ich vorhin schon festgestellt hatte, war ich nicht eifersüchtig. Es ging mir am Arsch vorbei, wen er gerade mal vögelte, solange er weiterhin mit mir arbeitete.

Nur war ich mir da leider gar nicht mehr so sicher.

Lange hielt es mich nicht in Kakashis Bett, weil ich einfach nicht schlafen konnte und keinen Wert auf seine bloße Nähe legte. Der Typ für Kuscheln war ich noch nie gewesen. Gegen sechs Uhr ging ich in die Küche, wo ich mir ein ausgiebiges Frühstück auf Omelette, Toast, Obstsalat und Müsli zubereitete. Gedankenverloren löffelte ich die Frühstücksflocken, den Blick unstet im Zimmer umherwandern lassend. Der Kaffee gluckerte in die uralte Maschine und erfüllte die Küche mit ihrem starken Aroma. Und im Aschenbecher, zwischen einem Flaschenöffner, Plastikmünzen für Einkaufswägen im Supermarkt und zerknüllten Belegen, lag ein bisschen Kleingeld auf einem fünf Euroschein. Ich zögerte. Er hatte mich am Abend schon eingeladen und hier schlafen lassen, von dem übertriebenen Frühstück, das ich mir selbst genommen hatte, ganz abgesehen... Aber das bisschen würde er nicht vermissen.

Rasch stopfte ich das Geld in die Hosentaschen. Beschämt und mit rasendem Herzen wandte ich mich wieder ab, aber Hunger hatte ich eigentlich keinen mehr, also ließ ich Müslischüssel, Toast, Eier und Obst zurück und verzog mich mit einer Tasse Kaffee und einer Bierflasche ins Wohnzimmer. Dort machte ich es mir vor dem Fernseher bequem, vor dem ich auch nach kurzer Zeit einschlief.
 

"Oh." Die Stimme war nicht laut, weckte mich aber dennoch. Mürrisch blinzelnd blickte ich auf und erkannte Iruka, der mich unsicher musterte. In der einen Hand hielt er eine Tüte mit Croissants und Baguette, in der anderen einen Schlüssel, den er rasch in der Manteltasche verschwinden ließ. Er hatte sogar einen Wohnungsschlüssel... Wie lange lief das mit den beiden eigentlich schon, ohne, dass ich davon wusste? "Ich wusste nicht, dass du bleiben würdest...", erklärte der Brünette unbehaglich, während er seine Einkäufe in der Küche verstaute. Er war eifersüchtig.

"Was ist dein Problem? Ich schlaf auf der Couch, oder?", antwortete ich bissig auf den nicht ausgesprochenen Vorwurf und gab mir keine Mühe, den typischen ´Ich wurde gefickt`-Gang zu verbergen, den meine schmerzende untere Hälfte fabrizierte, als ich ihm nachlief. In der Küche schmiss ich die leere Bierflasche weg und kippte den kalten Kaffee in die Spüle. Iruka fiel der Alkohol auf, den ich bereits jetzt, um halb zehn, intus hatte, aber er sagte nichts dazu. Hätte auch nichts gebracht. Immerhin war das meine Sache.

"Ich hab nichts gesagt."

Obwohl er älter war, versuchte er nicht mal, meine Position als ´Alpha-Männchen` in Frage zu stellen, was mich nervte. So schwach, nicht dazu fähig zu sein, konnte er nicht sein, sonst hätte er einen Mann wie Kakashi nie an sich binden können. Also musste es Souveränität sein, die ihn so gleichgültig auf meine Zickereien reagieren ließ. Und ich hasste es, wenn jemand mir so stillschweigend-überlegen gegenübertrat.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu, überschritt die unsichtbare Grenze, die jeder Mensch um sich zieht. Doch er blieb, wo er war. Sah unberührt aus seinen braunen Augen zu mir auf, sogar, als ich grob die Hand um sein Kinn legte und sein Kinn hin und her drehte. "Du bist echt hässlich."

"Und du bist ein Alkoholiker."

"Ah ja? Und hat dir noch keiner gesagt, dass die aggressiv werden, wenn man sie mit ihrem Problem konfrontiert?", knurrte ich und schupste den anderen gegen die Anrichte. Er keuchte, sah mich entsetzt an, als ich mich an ihn presste. "Dir kleinem Bastard hat man wohl das Hirn rausgevögelt..."

Ich genoss die Angst in seinen Augen, als ich ihn umdrehte und über die Theke drückte. Er wehrte sich und ich presste ihn mit der Hand in schmutziges Geschirr, was ihn schmerzlich aufwimmern ließ. Ich war eindeutig stärker als er und in meinem Zorn wäre ich sicher noch weiter gegangen, hätte Kakashi da nicht in der Küchentür gestanden und uns fassungslos angestarrt.

Ich ließ Iruka los. "An deiner Backe klebt ein Stück Apfel.", sagte ich ihm, leicht außer Atem, ansonsten aber gleichgültig.

Perplex wischte er das Obst aus dem Gesicht, offenbar unfähig, etwas zu erwidern. Auch der Fotograf sagte nichts, als ich an ihm vorbei die Küche verließ. Er folgte mir in die Diele, wo ich gerade den Mantel überzog, und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Was hast du jetzt vor?" Er wollte gar nicht wissen, wieso ich seinen Lover in der Küche misshandelt hatte. Das war so typisch.

"Ich hab immer noch ein paar Aufträge, damit komm ich vorerst zurecht. Die in der Agentur sollen einfach meinen Namen ändern, dann krieg ich schon Angebote."

"Klar... Sasuke?" Ich sah zu ihm. Er wirkte besorgt. "Trinken macht es nich besser."

Ich lächelte die Wahrheit weg.
 

Es war Mittag, als ich im Hotel ankam. Zu Fuß hatte es ewig gedauert und eigentlich hatte ich gar nicht dorthin gewollt, aber die Rezeptionistin hatte an mich adressierte Briefe. Also fuhr ich mir durch das Haar, setzte die Sonnenbrille auf, um alle Blicke aus meinem Gesicht und meinen Gedanken zu halten, kaute Kaugummi gegen den Biergeruch, betrat selbstbewusst das Hilton. Die Einrichtung war lächerlich protzig, genau mein Geschmack. Genau meine Welt, in die ich passte wie ein Fisch ins Wasser. Und jetzt sollte ich an Land leben und würde ersticken, wenn es nach meinem Vater ginge.

Es war nicht die Frau von Letztens am Empfang, obwohl sie mit ihrem blonden Haar, dem Einheitsgesicht und dem falschen Lächeln fast genauso aussah. Ich eröffnete, wer ich war, und sie holte die Briefe hervor.

"Anscheinend sind wir bei Ihren Kontakten noch als Ihre Adresse angegeben." Sie sprach die Aufforderung, das möglichst schnell zu ändern, nicht aus, aber sie war eindeutig.

"Ich werde das korrigieren."

"Und unser Parkhauswächter...

"Ich war heute sehr beschäftigt, werde meinen Wagen aber bald abholen.", erklärte ich und wandte mich ab. Drei der Einsendungen waren von Kunden, einer von meiner Agentur. Ich blieb auf der Straße stehen und öffnete den ersten, in dem stand, dass ich für eine größere Kampagne doch nicht der Richtige sei, sie sich aber für meine Bewerbung bedankten. Der zweite Brief hatte ganz ähnlichen Inhalt, der dritte machte deutlich, dass der Auftraggeber aufgrund seiner Beziehungen zu meinem Vater nicht weiter mit mir arbeiten könne. Auf ein Mal war mir eiskalt. Meine Hand zitterte, als ich den letzten Brief öffnete.

In diesem stand, ich sei für die Agentur nicht mehr vermittelbar und würde deshalb aus der Kartei genommen. Ich solle meine Fotos und Unterlagen zu ihrer Entlastung abholen, sonst würden sie sie innerhalb der nächsten drei Tage wegwerfen.

Die Zeilen verschwammen vor meinem Blick, genauso wie die ganze restliche Umgebung. Ich konnte nicht mehr atmen, schnappte nach Luft, die sich weigerte, in meine Lungen zu gelangen, und fühlte, wie mir die Knie nachgaben und ich in fremden Armen landete.

"Ist alles ok mit ihm?"

"Ruft den Krankenwagen!"

"Gehört er in das Hotel dort...?"

Ich hörte die Leute sprechen, die eine aufgeregte Schar um mich gebildet hatten, aber es klang, als wären sie weit weg, in einer anderen Welt. Mein eigenes Universum war nämlich gerade zerbrochen und ich fühlte mich, als würde ich auseinander fallen, wenn mich diese Arme, die mich immer noch stützten, losließen. Irgendjemand gab mir etwas zu trinken, das ich widerstandslos annahm, dann löste sich die Aufregung allmählich und die Menge zog ihrer Wege, ließen mich zurück auf der Bank vor dem Hilton, als wäre plötzlich alles wieder gut, nur, weil ich etwas getrunken hatte.

"Geht´s Ihnen gut?", fragte eine Stimme, die vermutlich zu dem Arm an meiner Schulter gehört.

"нет...", nuschelte ich.

"Wie? Ich verstehe Sie doch nicht, wenn Sie nicht französisch..."

"NEIN, ES GEHT MIR NICHT GUT!", blaffte ich und sah zum ersten Mal zu dem Mann, der mich aufgefangen hatte. Es war Blondi - Natürlich war er es, was hätte ich bei meinem Glück anderes erwarten sollen? - Und er sah nicht besonders erfreut aus darüber, dass ich ihn anschrie, obwohl er mir geholfen hatte, aber das war mir in dem Moment egal. Ich schupste seine Hände weg. "Mir geht es nicht gut.", wiederholte ich, etwas sachlicher diesmal, und erhob mich. "Aber das kann Ihnen egal sein."

Ich wollte mich abwenden, aber der unverschämte Kerl packte mich am Handgelenk und starrte mich wütend an. "Ich weiß nicht, was Ihr Problem ist, aber normale Menschen würden sich bedanken, wenn man ihnen hilft. Sie sind ein egozentrischer, selbstherrlicher Kerl, der..."

Er stockte und ich riss meine Hand los. "Was?", schnauzte ich ihn erneut auf russisch an, einfach, weil es ihn zur Weißglut trieb. "Was tue ich, ha?"

"Sie... Sie weinen ja...", sagte er, jetzt wieder ruhiger.

Ungläubig fasste ich mir an die Wangen und tatsächlich, meine Finger wurden feucht. Peinlich berührt wandte ich mich ab, schluckte schwer und wischte mir über die Augen. "Verschwinden Sie einfach...", knurrte ich.

Ich hörte Uzumaki schnauben und sah in der Glasfassade, wie er sich unschlüssig umdrehte, aber dann rang er sich dazu durch, mich an der Schulter zu fassen. "Kommen Sie mit runter und trinken einen Kaffee mit mir - Ihr Auto steht sowieso immer noch dort..."

Ich holte tief und zittrig Luft und sah zu ihm. Es war mir ein Rätsel, wieso, aber dieser Kerl hatte tatsächlich Mitleid mit mir, und das, obwohl ich ihn eigentlich nur angeschrien hatte. Aber... Mir sollte es recht sein. Kaffee war immer gut und mir war sowieso kalt. Also folgte ich Blondi in sein kleines Parkhäuschen, wo er mir den einzigen Stuhl anbot, den es gab, und mir die heiße, schwarze Flüssigkeit aus einer Termoskanne einschenkte.

"Ich habe aber keine Milch..."

"Ich trink ihn am liebsten Schwarz.", erwiderte ich, den Blick abgewandt. Es war mir unangenehm, dass er mich hatte weinen sehen. Solche Gefühlsregungen waren mir fremd, und es musste einfach an der Überanstrengung gelegen haben. Sonst hatte ich mich vor Menschen besser im Griff.

Eine Weile herrschte Schweigen. "Wollen Sie...?"

"Nein, ich will nicht darüber reden."

"Aber es wird bestimmt besser, wenn Sie..."

Ich lachte bitter. "Hören Sie auf mit den abgedroschenen Phrasen. Ich meine, was verstehen Sie schon? Sie sitzen hier in Ihrem kleinen, unordentlichen Häuschen, schauen Monitore an und lesen Zeitung."

Ich brauchte nicht laut auszusprechen, dass ich dieses Leben erbärmlich fand.

Blondi presste die Lippen aufeinander, schwieg eine Weile. "Gehen Sie.", sagte er dann.

"Bitte?"

"Gehen Sie. Wenn Sie so herablassend sein wollen, bitte, aber nicht bei mir."

Ich stutzte, denn so war ich noch nie behandelt worden. Außerdem hatte er mich ja wohl hergebeten! Aber ich sah ein, dass ich wohl etwas überreagiert hatte in meiner Wut... "Es... Tut mir leid...", nuschelte ich so leise, dass er es wohl nicht hören konnte.

"Was?"

"Es tut mir leid, ok?", blaffte ich ihn diesmal an und er lächelte befriedigt.

"Na also."

Schnaubend wandte ich den Blick ab, sah zu meinem Auto, das immer noch genauso chaotisch aussah wie am letzten Morgen. Eigentlich hätte Blondi es wohl auch schon längst abschleppen lassen können... Warum er es wohl nicht getan hatte?

"Waren Sie letztens auch so betrunken wegen der Sache, wegen der Sie vorhin geweint haben?" Ich verzog das Gesicht; Zwei äußerst peinliche Sachen in einem Satz ausgesprochen waren einfach zu viel. Das bemerkte jetzt wohl auch Uzumaki, denn er räusperte sich. "Ähm, ich meine, Sie haben den ganzen Weg vom Aufzug zu ihrem Auto über Ihren Vater geschimpft. Einiges hab ich nich verstanden, weil Sie wieder diesen Kauderwelsch geredet haben, aber..."

"Russisch."

"Häh?"

Ich sah ihn kühl an. "Das ist kein Kauderwelsch, sondern Russisch. Ich bin Russe."

"Oh..." Uzumaki kämmte sich durch das blonde Haar. An seinem Finger blitzte ein Ring. "Und warum sind Sie dann hier?"

"Ich bin Model." Oder war es zumindest bis vor kurzem.

"Aaaah...", machte er und ließ den Blick über meine Figur wandern, wobei er sein dümmliches, viel zu breites Grinsen zeigte. "Hab mir schon gedacht, dass Sie extrem gut aussehen und so. Außerdem sind Sie viel zu dünn für einen normalen Mann."

Ohne zu antworten drehte ich mich auf dem Stuhl etwas von ihm weg. So so, er fand mich also gutaussehend, etwas, das heterosexuelle Männer niemals einfach so in den Raum geworfen hätten - Vor allem die von der verheirateten Sorte nicht. Ich wusste gar nicht, wieso ich mich überhaupt mit ihm unterhielt, aber einfach so schweigend hier sitzen und seinen Kaffee austrinken konnte ich wohl auch nicht. Obwohl mir das ganz recht gewesen wäre. Erneut dachte ich an die Briefe, die Uzumaki zusammengefaltet und auf seinen Schreibtisch gelegt hatte und mir wurde schlecht. Solche widerlichen, feigen Hunde, die kuschten, nur, weil Fugaku sie herumkommandierte...

"Noch nen Kaffee?", fragte Blondi, dem das Schweigen sichtlich unangenehm war. Ich nickte. Warum er sich solche Mühe gab, verstand ich immer noch nicht, aber ich würde seine Freundlichkeit einfach ausnutzen, solange er es zuließ und dann verschwinden.

"Hast du eine Zigarette?"

Ich fragte nicht, ob ich ihn duzen durfte. Er hatte mich heulen gesehen, also ging das schon in Ordnung. Folgsam kramte er in der Hosentasche und durchwühlte seine Unordnung dann so emsig, dass er gar nicht bemerkte, wie die Tür aufging und ein älterer Mann schwarzem Topfschnitt in einer schmuddeligen Uniform hereintrat. Dieser musterte mich überrascht, lächelte dann aber.

"Was hast du uns denn da hübsches angeschleppt?", fragte er und küsste mir ungefragt die Hand. Rasch entzog ich ihm meine Finger. Ich wurde nicht gerne von Fremden angefasst.

"Oh, das ist..." Uzumaki geriet ins Stocken, als ihm einfiel, dass er meinen Namen noch gar nicht kannte.

Ich seufzte. "Uchiha. Sasuke Uchiha."

"Sehr erfreut, Sasuke. Ich bin René Marchand."

"Naruto." Uzumaki lächelte, als er mir die Zigarettenschachtel, die er auf dem kleinen Kühlschrank in der Ecke gefunden hatte, wie eine Jagdtrophäe oder einen besonderen Gunstbeweis überreichte. Ich zündete schweigend einen Glimmstängel an.

"Hah, ich bin umzingelt von Chinesen!", klagte der Neuankömmling theatralisch.

"Ich bin Franzose.", schmollte Naruto, der sich daran machte, seine Sachen zu packen. "Und Sasuke sagt, er kommt aus Russland."

"Normalerweise sagt man, die russischen Frauen seien so schön, dass sie die Hässlichkeit ihrer Männer aufwögen, aber du brauchst keine Frau, um gut auszusehen.", zwinkerte René. Ich zog unbeeindruckt die Brauen hoch. Aus welchem zweitklassigen Flirt-Ratgeber hatte er das denn? Und wer sagte ihm, dass ich nicht hetero war und ihm für das Gebagger eine runterhauen würde?

"Er ist ja auch Model... Lass ihn in Ruhe, René, er macht eine schwere Zeit durch."

"Waaas?! Oh, lass mich dich trösten, Sonnenschein!" René wollte mich in den Arm nehmen, aber noch bevor ich ihn davon abhalten konnte, tat Naruto das, indem er ihm eine Kopfnuss verpasste und lautstark auf ihn einschimpfte. Seufzend erhob ich mich, als die beiden sich weiter zankten. Ich drückte meine Zigarette aus und zog den Mantel an.

"Ich gehe jetzt." Beide sahen mich schockiert an, obwohl sie sich gegenseitig an den Kragen gingen.

"Nimmst du dein Auto mit?", fragte Naruto vorsichtig, als wir wenig später vor dem Büro standen. Ich schüttelte den Kopf, ging aber trotzdem zu dem Wagen. Blondi kratzte sich am Kopf und folgte mir dann. "Wohin gehst du... Äh!", unterbrach er sich, als ich anfing, mich auszuziehen.

Belustigt zog ich die Brauen hoch, ignorierte es ansonsten aber, wie er versuchte, mich möglichst heimlich beim Umziehen zu beobachten. Ich war es gewöhnt, mich vor anderen auszuziehen, also hatte ich kein Problem damit, und hierher dürfte keine der Überwachungskameras zeigen. Als ich wieder bekleidet war, räusperte ich mich und er wandte sich mir mit leicht geröteten Wangen zu. Wie alt war er, dass Nacktheit ihm so peinlich war? Zwölf? Mit verschränkten Armen lehnte ich an der Autotür und wartete darauf, dass er weitersprach oder ging, aber es dauerte etwas, bis er sich gefasst hatte.

"Du, ähm, hast ganz schön viel Zeug..."

Er hatte meinen Kleiderschrank zu Hause noch nicht gesehen... "Ich frag mich, wie ich das alles in mein Auto bekommen habe...", sinnierte ich, den Blick auf das Chaos im Wageninneren gerichtet.

"Du?" Naruto lachte. "Du hast geschlafen! Ich hab das eingeräumt!

Verwirrt blinzelte ich, als er erzählte, wie ich sturzbetrunken aus dem Fahrstuhl getorkelt war und sogar über meine eigenen Koffer gestolpert war - Wobei ich mir wohl auch das Steißbein geprellt hatte, das im übrigen immer noch verdammt weh tat. Er sagte, ich hätte ihn in dem ´Kauderwelsch` beschimpft, als er mir aufhalf, ihm mein Gepäck aufgedrückt und wäre in mein Auto gestiegen. Eigentlich hatte er mir die Schlüssel abnehmen wollen, aber ich hatte schon geschlafen, als er mit dem Gepäck nachgekommen war. Also hatte er für mich aufgeräumt und aufgepasst, dass niemand sich mir näherte.

Etwas verlegen ob der Fürsorge dieses Fremden senkte ich den Kopf und strich mir ein paar Strähnen hinters Ohr. "Hm... Das erklärt zumindest die Unordnung."

Er starrte mich fassungslos an. "Danke sagst du nie, oder?"

"Nicht zu Idioten, die sich von Betrunkenen ausnutzen lassen, nur, weil die scharf aussehen."

Ich sah ihn herausfordernd an, doch er stritt nicht ab, dass er mich attraktiv fand. Sonst wäre er wohl auch kaum noch hier, lange nachdem er Feierabend hatte. Ich bemerkte seinen Kollegen, der uns beobachtete und wandte mich schnaubend ab. "Was auch immer... Aurevoir."

Ich wollte ins Auto steigen, doch erneut fasste Naruto mich am Handgelenk. Mit seinen zusammengepressten Lippen sah er aus wie ein Kleinkind, deshalb klang es komisch, als er "Kann... Kann ich dich zum Essen einladen...?", fragte.

Das erstaunte mich jetzt doch. "Kommt drauf an, ob du dir das leisten kannst.", antwortete ich eher spöttisch als ablehnend.

"Im Gegensatz zu dir hab ich einen Job.", schmollte Blondi, der die Neckerei als Beleidigung aufgefasst hatte.

Ich zuckte zurück, riss die Hand aus seiner und die Tür meines Wagens auf. "Das geht dich gar nichts an.", fauchte ich und setzte ein russisches "Bastard." hinterher. Zu meiner Verärgerung hielt der Parkhauswächter mit Leichtigkeit die Autotür auf, so sehr ich auch daran riss.

Er sah wütend aus. "Wenn du mich beleidigen willst, mach es so, dass ich es auch verstehe. Oder bist du feige?" Naruto ignorierte meine vor Wut geröteten Wangen und das warnende Knurren, indem er sich zu mir herunter lehnte. Er roch intensiv nach einem Aftershave, das mir den Atem raubte und mein Herz rasen ließ. "Ich hab die Briefe gesehen, als du halb ohnmächtig warst - Na und? Lach ich deswegen? Nein. Also schluck dein scheiß riesiges Ego runter und lern endlich, Hilfe anzunehmen. Die brauchst du nämlich, wie es aussieht."

"Ok."

"Häh?", machte er, verwirrt von meinem raschen Einlenken.

"Ich gehe mit dir essen, wenn du mich dann endlich in Ruhe lässt."

"Du bist ein Arschloch.", maulte er, aber ich konnte trotzdem sehen, dass er befriedigt lächelte, als er sich, die Hände in den Hosentaschen vergraben, abwandte.
 

Es regnete Sturzbäche. Das hatte es schon getan, als ich noch mit Naruto beim Abendessen gesessen hatte in einem kleinen Lokal unter einem Bürogebäude. Das Essen war nicht gut gewesen, aber ich war satt. Ich hatte ihm erzählt, wie ich nach Frankreich gekommen war, als ich zwanzig war, von meiner Karriere gesprochen, meine Aufträge auswendig aufgezählt und lustige Geschichten vom Set wiedergegeben. Ich hatte von den Promis geredet, die ich getroffen hatte, von Ländern die ich bereist hatte geschwärmt und dabei nicht erwähnt, wie viele Männer ich gehabt hatte. Wieso auch, es ging ihn nichts an... Und er hätte mich für billig gehalten, was mir aus irgendeinem Grund nicht egal war. Insgesamt redete ich mehr als sonst. Naruto interessierte sich wirklich für alles, stellte immer mehr Fragen und lachte an manchen Stellen ein viel zu lautes, aufdringliches Lachen, das uns die Aufmerksamkeit des ganzen Restaurants bescherte. Ihn kümmerte das nicht. Insgesamt machte er den Eindruck, als würde ihn nichts außer mir interessieren, was mir mehr schmeichelte, als ich erwartet hätte.

Als wir fertig waren, zahlte er und wir verließen das Lokal. Ich musste die Metro nehmen, und obwohl er ganz in der Nähe wohnte, brachte er mich noch zum Bahnsteig, wo er mir die Karte bezahlte. Auf dem leeren Gleis warteten wir schweigend, bis er unruhig wurde.

"Sasuke, ich... Willst du nicht...?"

Der Zug rauschte ein und ich stand auf. "Frag nicht. Du weißt, dass ich nein sage.", erklärte ich und lächelte, bevor ich einstieg und die elektrischen Türen zuschnappten.

Und jetzt stand ich hier, in dieser versifften, eiskalten Telefonzelle, die nach Urin stank und wünschte mir, ich wäre doch mit ihm gegangen und hätte im wahrsten Sinne des Wortes einen Fick darauf gegeben, für wie billig er mich hielt. Bis zum Hotel waren es einige Minuten zu Fuß, in denen ich mir vermutlich den Tod geholt hätte - Obwohl René mir wahrscheinlich sogar ein Handtuch besorgt hätte. Zurück in die Metrostation konnte ich auch nicht. Ich warf einen Blick auf mein Handy, auf das im übrigen kaum noch Geld geladen war, und stellte fest, dass es halb fünf Uhr Nachts war. Also kein Wunder, wieso Kakashi nicht an sein Telefon ging. Die andere Uhr, die ich auf dem Display eingestellt hatte, stand auf halb sieben. Zu Hause musste meine Familie grade aufgestanden sein...

Unschlüssig schob ich die Hand in die Hosentasche, in der das Kleingeld von Kakashi klimperte. Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, schob dieses Gefühl aber beiseite, als ich die Münzen in den Automaten stopfte. Ich zögerte. Der Regen hämmerte gegen die Glaswand und gegen meinen Kopf, in dem bis auf das schmerzhafte Pulsieren gähnende Leere herrschte. Dann tippte ich langsam die Nummer meines Zuhauses ein.

Es klingelte, als die Verbindung aufgebaut wurde. Mein Herz tanzte Casatchok, als es in der Leitung rauschte und ein kühles und nicht desto trotz vertrautes "приве́т?" zu hören war.

Ich schluckte meine Nervosität herunter oder versuchte es zumindest. "приве́т, Nána."

Ein Klicken und die Leitung war tot.

Ich starrte ins Leere. Er... Hatte einfach aufgelegt. Oder war die Verbindung abgebrochen? Nein, das konnte nicht sein, das Restgeld kullerte in den Schlitz. Dieses Mal half alles Schlucken nichts, die Tränen kamen wie bei einem kleinen Mädchen. Ich schämte mich und fühlte mich einsamer als jemals zuvor in meinem Leben. "Nána...", wimmerte ich und hätte mich am liebsten auf dem Boden zusammengekugelt, bis mein Vater mich holen kam wie damals, als ich noch ein Kind war und niemand mit mir spielen durfte, weil ihre Eltern Angst vor Fugaku hatten.

Stattdessen ließ das Pochen von Fingerknöcheln an Glas mich erschrocken herumfahren. Schon wieder dieser blonde Idiot! "Kannst du nicht mal mit der Klopferei aufhören?! Das treibt mich in den Wahnsinn!", fuhr ich ihn an und vergaß vor Schreck völlig zu heulen.

Die Spuren der Tränen sah Naruto natürlich trotzdem, und er runzelte die Stirn. "Du bist schon ne Heulsuse, oder?"

Widerwillig wischte ich mir über die Wangen. "Du hast überhaupt keine Ahnung... Was willst du eigentlich? Es ist fünf Uhr morgens, Dummkopf. Stalkst du mich?"

"N-Nein!", protestierte er, eine Spur zu laut und mit roten Wangen. "Es hat nur so geschüttet und da dachte ich... Weil du doch in deinem Auto wohnst..."

Erschöpft rieb ich mir über die Augen, dann trat ich näher zu ihm, unter den Regenschirm, den er mir wartend hinhielt. Wir waren uns sehr nahe und sein Körper strahlte in der Kälte der Nacht eine angenehme Hitze aus. "Weißt du... Kleine Jungs sollten nicht so scharf darauf sein, fremde Männer mit nach Hause zu nehmen...", raunte ich, seinen Lippen verwirrend nahe.

Er leckte sich über eben diese, sah von meinem Mund in meine Augen, spürte die Spannung zwischen uns und wollte ihr nachgeben, doch ich entzog mich dem Kuss. Schmollend wandte Naruto den Blick ab. "Ich bin zweiunddreißig, ok?"

"Echt?" Ich war ernstlich überrascht. "Du siehst aus wie zwanzig."

Jetzt grinste Blondi wieder und rieb sich unter der Nase. "Tja, gut gehalten."

"Ich würde das einfach ein Babyface nennen.", stichelte ich, wofür er mich mit den Ellenbogen in die Seite knuffte. "Bist du mit dem Auto da?" Ich sah mich nach wartenden Scheinwerfern um, aber da waren keine, nur prasselnder Herbstregen und Dunkelheit.

"Ähm, nö, mit der Metro. Ich wusste ja, wo du aussteigst und..." Er zuckte die Schultern.

"Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Um diese Zeit fährt kein Zug mehr."

"Wa...? Oh, Scheiße, stimmt!"

Ich holte tief Luft und drehte um, ging los in Richtung Hotel. Wie erwartet liefen er und sein Schirm mir nach. "Ich dachte, du bist der Franzose von uns, Idiot." Letzeres sagte ich auf Russisch, was ihn verärgerte. Als ich übersetzte, war er noch weniger angetan.

"Ich bin kein Idiot, ok? Daran hab ich halt nicht gedacht!"

"Ja, weil du mit dem Schwanz gedacht hast.", seufzte ich und er schwieg ausnahmsweise. Seine Ehrlichkeit amüsierte mich, aber das Schmunzeln wich aus meinem Gesicht, als mein Blick auf seinen Ehering fiel. Den einzigen Grund, aus dem ich nicht auf ihn einstieg und ihn nicht so ausnutze, wie er es offenbar gerne gehabt hätte.

"Ich BIN Franzose.", nuschelte Blondi nach einem kurzen Schweigen.

"Aha." Ich ließ den Blick über ihn gleiten und sein Aussehen bestätigte diese Aussage nur erneut. "Wieso dann der Name?"

"Meine Mom ist Japanerin - Aber das würdest du nicht glauben, sie hat nämlich knallrote Haare.", grinste er und wuschelte sich selbst durch das blonde Unkraut auf seinem Kopf, das praktisch nach einem Friseur lechzte.

"Leben deine Eltern auch in Paris?"

Das Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht, als er "Sie sind gestorben, als ich noch ein Kind war.", antwortete, aber von diesem Augenblick an wusste ich, dass er einfach nur ein verdammt guter Schauspieler war. Im Stillen verfluchte ich mich. Wieso hatte ich nicht die Klappe gehalten? Es kam nie etwas gutes raus, wenn man zu neugierig war! Aber er schien nicht beleidigt davon, dass ich kein Mitleid heuchelte oder Fragen stellte. Unser Schweigen war einträchtig. Angenehm.

Trotz Narutos Schirm waren unsere Hosen und die Schuhe bis auf die Socken durchweicht vom Regen, als wir am Hotel ankamen. Ich wollte direkt in die Tiefgarage, raus aus dem Sauwetter. Blondi bedeutete mir, zu warten, die Hand in meiner. "Wir sollten nicht einfach so rein. Der Typ, der jetzt Wache hat, ist ziemlich unangenehm, was... Ungebetene Gäste betrifft."

Ich war dankbar, dass er nicht ´Penner` sagte. Das hätte mein Stolz nicht ertragen.

Gemeinsam umrundeten wir das Gebäude und betraten den Bediensteteneingang mit Narutos Schlüssel. Durch die Küche, in der meine Begleitung freundlich begrüßt wurde, gelangten wir zu dem Aufzug, mit dem Lebensmittel in jedes Stockwerk des Hotels gebracht wurden. Wir fuhren in die Garage. Von einem Auto zum anderen schlichen wir in Richtung meines Wagens. Als ich hinter einem BMW hervor linste, erkannte ich, dass tatsächlich nicht René im Büro saß, sondern ein bulliger Typ mit einer Zeitung, über deren Rand hinweg er ab und zu mürrische Blicke auf seinen Überwachungsmonitor warf.

Wie die Teenager lachten wir unterdrückt, als wir uns weiter schoben und schupsten und übereinander kugelten, als wir ungelenk ins Auto krabbelten. Ich hatte den Schaltknüppel im Rücken, aber es war mir egal, als ich aufsah und in Blondis verdammte blaue Augen blickte, die mir einen heißen Schauer den Rücken runterjagten, so viel Begehren lag in ihnen.

Er schluckte, war aufgeregt wie ein Junge vor seinem ersten Mal, als seine Finger meine Wange berührten. Seine Zärtlichkeit war erstaunlich und ungewohnt, aber ich ließ es zu, hob ihm sogar das Gesicht entgegen und drückte die Lippen auf seine. Ein befreites Stöhnen kam über seine Lippen, als er auf den Kuss einging und ihn zu meiner Überraschung sogar zu dominieren versuchte. Das wiederum passte mir allerdings nicht, sodass ich seine Zunge aus meinem Mund drängte, woraufhin ein kleines Gerangel entstand, das mit geröteten Wangen, seinem Ständer an meinem Bein und einem schmerzlichen Keuchen meinerseits führte, als er mich zu grob gegen den Schalthebel drückte.

"E-Entschuldige...!", schnaufte Naruto und setzte sich auf. Ich tat es ihm gleich. Mit abgewandtem Gesicht wischte ich den Speichel aus dem Mundwinkel und rutschte auf den Fahrersitz.

"Idiot... Mach die Tür zu.", befahl ich und er tat, was ich sagte. Auf dem Hintersitz kramte ich, bis ich eine Jacke fand, in die ich mich einkuschelte.

"Äh... Fahren wir nicht zu mir?"

"Ich hab doch schon gesagt, dass ich das nicht tun werde. Jetzt schlaf einfach.", knurrte ich. Eine Weile saß er da, dann hörte ich, wie er sich irgendein Kleidungsstück von mir als Decke holte und es sich notdürftig bequem machte.
 

Ich hatte kaum geschlafen, was zum einen daran lag, dass Naruto schnarchte wie eine Motorsäge und zum anderen daran, dass ich ihn nicht hätte küssen sollen. Meine Gefühlslage schwankte immer wieder von Erregung zu Schuldgefühlen, was nicht gerade angenehm war. Hinzu kam, dass eigentlich nicht vorhandene Gespräch mit meinem Vater. Was sollte ich denn sonst machen, außer bei ihm zu Kreuze kriechen...? Ich hätte ja noch nicht mal das Geld, um nach Hause zu kommen, wie er es gewollt hatte. Ich saß im beschissenen, verregneten Frankreich fest mit einem beschissenen, verheirateten Blondi, der an mir klebte wie ein streunender Hund dem man etwas zu Fressen zugeworfen hatte und wusste nicht mehr, was ich tun sollte.

Narutos Kopf lag an meiner Schulter, die Hand hatte er locker auf meinem Oberschenkel platziert, den er im Schlaf immer wieder sacht drückte, wie um sich zu vergewissern, dass ich noch da war. Am liebsten hätte ich ihn rausgeschmissen. Raus aus meinem Auto, raus aus meinem Leben. Er war ein Störfaktor, den ich im Moment nicht ertragen konnte. Andererseits wäre ich ohne ihn wahrscheinlich schon verhungert oder erfroren.

Blinzelnd wachte er auf. "Hi...", lächelte er müde.

Ich sah aus dem Fenster.

Naruto knuffte mich gegen das Bein. "Du hast echt Stimmungsschwankungen... Bist du hungrig?"

Erneut ließ ich mich von ihm zum Essen einladen und sah fragend zu ihm, als ich bemerkte, dass er mich anstarrte. Er lächelte, erwiderte meinen Blick offener, als jeder andere es getan hätte. Es hatte etwas Faszinierendes, wie er sich scheinbar völlig auf mich einließ. Kein Handy lag auf dem Tisch, kein Pager piepste, kein I-Pad, auf dem die neusten Nachrichten blinkten, keine auf die Passanten vor dem Fenster gerichteten Augen. Nur ich.

Das war mir zu viel der Aufmerksamkeit. "Was?", fragte ich und zerpflückte mein Croissant auf dem Teller.

"Was war gestern los?"

Jetzt wurde mein Gesicht abweisend. "Nichts."

"Du hast geheult."

"Das tue ich oft. Hast doch selbst gesagt, ich sei eine Heulsuse."

"Nein. Du hasst es, zu weinen, das hat man gemerkt und noch mehr, wenn es jemand sieht.", beharrte er und schob über den Tisch die Hand auf meine zu. Ich entzog ihm die Finger. "Was war los?"

Und plötzlich dachte ich; Was soll´s? Dieser Kerl hat dich heulen sehen, nicht nur ein Mal. Warum nicht er? Warum mich zur Einsamkeit verdammen, über die ich in Selbstmitleid zerfloss, wenn er mir seine Hilfe anbot? Warum nicht ein Mal loslassen und ´Ja!` sagen, ´Ja, ich brauche deine Hilfe.`?

Aber die Worte in meinem Kopf wollten einfach nicht über meine Lippen, also zuckte ich nur die Schultern und sah weg. Ich wollte, wollte ihm wirklich vertrauen, aber ich konnte nicht. Dreißig Jahre Schweigen lassen sich nicht so leicht zerbrechen.

Mit einem genervten Knurren warf Naruto die Serviette auf den Tisch und gab auf. Ich sah es in seinen Augen: Er gab auf und würde mich hinter meiner psychischen Mauer verrotten lassen, wenn ich es nicht schaffte, ihn von selbst an mich ranzulassen.

"Gehen wir... Nachher noch zu dir?"

Mein Herz raste, als ich das fragte, aber jeder Gedanke an eine Ehefrau, an mögliche Kinder, war wie weggespült. Ich wollte nicht, dass er mich so sitzen ließ, konnte es nicht riskieren, weil ich sonst untergehen würde, ganz sicher. Und die einzige Art für mich, Nähe zuzulassen, was Körperlichkeit, also bot ich ihm diese indirekt an.

Er sah erstaunt aus, nickte dann aber nur langsam, bevor er die Bedienung rief und zahlte. Gemeinsam setzten wir uns in meinen Wagen. Er sagte mir seine Adresse. Dann schwiegen wir.

Was machst du da, Idiot?, schimpfte ich mich jetzt, aber es war schon zu spät. Ich wollte das. Ich brauchte das. So einfach war es. Aus. Ich war schon immer egoistisch gewesen, da unterschied ich mich nicht im geringsten von den restlichen sieben Milliarden Homosapiens auf diesem Planeten.

Wir schwiegen, angespannt diesmal. Seine Wohnung lag etwas außerhalb des Zentrums in einer Mittelklasse-Wohngegend voller Mehrfamilienhäuser und Spielplätze. Vor einem ebendieser Häuser bedeutete er mir, auszusteigen. Ohne etwas zu sagen nahm er zwei Koffer aus dem Wagen; Uns war beiden klar, dass ich erstmal bleiben würde. Als ich folgte, sah ich zufällig auf und entdeckte eine Nachbarin, die uns aus ihrem Fenster beobachtete, dann aber schnell in ihrem Zimmer verschwand, als sie meinen Blick bemerkte.

"Was hat die denn?"

Naruto spannte leicht den Nacken an, entspannte sich aber genauso schnell und betrat den Flur. "Die alte Schachtel ist zu selten unter Leuten. Ein bisschen durchgeknallt, würde ich sagen, mach dir keine Sorgen." Eine Treppe führte in den ersten Stock, wo wir seine Wohnung betraten. Drei Zimmer, Küche und Bad. Im Vorbeigehen erhaschte ich einen Blick auf eine fast völlig rosa dekoriertes Zimmer und ein lächelndes Justin Bieber Poster, ehe mein Gastgeber die Tür zu diesem Raum zuzog. Eine Tochter also.

Gemeinsam platzierten wir mein Gepäck im Wohnzimmer und gemeinsam fühlten wir uns Fehl am Platze, als das erledigt war. "Äh, setz dich doch..."

Ich tat es.

Offensichtlich wollte er nicht darüber reden, was wir hier taten, fühlte sich im Schweigen aber auch unbehaglich. Nervös drehte er an seinem Ehering. "Die Nachbarin..."

"Deine Frau ist noch nicht so lange ausgezogen."

Naruto stockte, die Augen leicht geweitet. Hatte wohl gedacht, ich hätte es nicht gemerkt. Er lächelte, dasselbe falsche Lächeln, das er aufgesetzt hatte, als er von seinen Eltern gesprochen hatte. Irgendwo in seinem Herzen hatte er dieses spezielle Lächeln in eine Kiste gepackt um es rauszuholen, wenn er es brauchte.

"Drei Monate."

"Mhm."

"Wir haben uns getrennt..."

"Hör zu, ich will das gar nicht wissen.", unterbrach ich und sah ihn kühl an. Ich hatte genug eigene Probleme, mit seinen konnte ich mich nicht auch noch befassen, ganz davon abgesehen machte mein schlechte Gewissen sich wieder breit. Ich nahm einem kleinen Mädchen den Papa weg, wenn ich blieb.

Naruto runzelte die Stirn verärgert. "Ah, nein? Ist mir schon klar, du willst einfach nur irgendwo schlafen, aber..."

"Schon gut." Seufzend zog ich mir den Pullover aus. "Umsonst nicht."

Entsetzt beobachtete er, wie ich aufstand und vor ihm auf die Knie ging, dann wedelte er, das Gesicht knallrot, mit den Händen. "Da-Das meinte ich nicht!"

Abfällig schnaubend legte ich den Kopf zur Seite. Nicht, dass ich so scharf darauf gewesen wäre, mit ihm zu schlafen, aber es war mir als die einzige mögliche Folge meines Kommens erschienen. Es war so lächerlich offensichtlich, wie heiß er auf mich war, und irgendetwas musste er sich doch davon erhoffen, einen Fremden zu sich einzuladen und ihn durchzufüttern. Er war doch auch nur einer der sieben Milliarden Egoisten auf der Welt, nur vielleicht etwas naiver als die meisten anderen.

"Was ist dein Problem?", fragte ich, obwohl ich lieber mein eigenes gekannt hätte. Er bot sich so willig an und ich verlangte, einen Preis für seine Dummheit zu zahlen? Fragte sich nur, wer wirklich der Dumme von uns war. "Geht es um die Frau? Du hast selbst gesagt, ihr seid getrennt."

"Jaa, schon, aber..." Naruto biss sich auf die Lippe. "Es geht nicht um sie... Doch... Ach, ich weiß auch nicht." Angestrengt stieß er die Luft aus und sah mich nicht an. "Sie... Ist wegen einem wie dir gegangen."

Ich war beleidigt, weil ich mich für außergewöhnlich hielt, sagte aber nichts dazu. Jetzt musste ich mir doch seine Lebensgeschichte anhören und ich wusste nicht, ob mir dieser Preis für mein Bleiben lieber als Sex war. Jedenfalls kam ich mir plötzlich etwas albern vor, so oben ohne, aber anziehen wollte ich mich auch nicht. Der Anblick gefiel ihm offensichtlich und vielleicht überlegte er es sich ja noch mal anders und nahm mein Angebot an.

Er erzählte vom Tod seiner Eltern und wie er bei einem Freund der beiden aufwuchs. Er erzählte von einer Kindheit und Jugend voller Gewalt, Drogen und Sex und davon, wie er seine Frau - Sakura - Kennengelernt hatte. Davon, wie sie ihn an den Haaren aus seinem Sumpf gezogen und seine Annäherungsversuche jahrelang abgewiesen hatte, bis ihre Tochter sich nach einer Weihnachtsnacht, in der sie gemeinsam die Einsamkeit bekämpft hatten, angekündigt hatte. Er erzählte von seiner Hochzeit und ich glaubte ihm, als er sagte, er sei an dem Tag der glücklichste Idiot der Welt gewesen. Er erzählte von ihrem Zusammenleben, von der Geburt, von Manons ersten Schritten...

Und er erzählte von Gael.

Er hatte Sakura geliebt, tat es noch jetzt, aber nie auf diese endgültige, alles andere verbrennende, ewig bindende Art, die er suchte. Sie hatte ihn und seine Liebe ständig nur hingenommen, ohne ihn wirklich völlig anzunehmen, ständig geglaubt, es gäbe noch etwas besseres, mehr, für sie, und der Animateur aus der Ferienanlage, auf welcher die Familie ihren Urlaub verbrachte, hatte ihm das, wenn auch nur sehr kurz, bieten können.

"Gael war... Anders.", sagte Naruto und war der zweite in wenigen Tagen, der das wie etwas Gutes betonte. Auch ihn belehrte ich keines Besseren. "Vor allem im Bett. Sakura ist sehr zierlich, fast zerbrechlich. Bei ihm musste ich keine Angst haben, dass er unter mir kaputt ging, wenn wir es taten."

Er beschrieb ihre Liaison in prickelnden Einzelheiten, die bei mir Neugierde entfachten. Ich wollte dieses Biest sehen, besitzen, zähmen, das in der Brust dieses sonst so liebevollen, emotionalen Mannes hauste. Laut ihm hatte nicht mal dieser Gael es lange sättigen können, aber ich hätte es gerne gefüttert.

Am vorletzten Urlaubstag hatte Sakura die beiden Männer erwischt. Außer sich vor Wut war sie abgereist und Naruto war ihr gefolgt. Das war im letzten Sommer gewesen und sie war bei ihm geblieben bis vor etwa drei Monaten, als plötzlich alle ihre Sachen weg gewesen waren und ein Zettel auf dem Küchentisch lag, auf dem sie in steifen Worten verkündete, sie könne das nicht mehr und würde zu ihrer Mutter ziehen.

"Du glaubst gar nicht...", lachte Naruto mit von Wein schwerer Stimme. Wir saßen auf der Couch und hatten zwei Flaschen schon fast geleert. Ich fühlte mich angenehm betäubt und strich mit den Fingern durch sein Goldhaar. "Du glaubst nich, wie ich sie angebettelt habe, mich zurück zu nehmen! Und das, obwohl wir beide wissen, dass sie mich auch liebt... Ich liebe sie, Sasuke... Ich liebe sie doch..."

Letzteres war nur noch ein Wimmern. Ich spürte etwas Feuchtes an meiner Halsbeuge, wo sein Gesicht ruhte und ließ die Finger über seine Wange gleiten. Erstaunt musterte ich die Tränen, die daran glitzerten. Das es nicht meine waren, war seltsam befriedigend. Bisher hatte er an mir gelehnt, doch jetzt setzte er sich auf und wischte sich ungeduldig über die Wangen. Ich war nicht gut darin, jemanden zu trösten. Also folgte ich dem Instinkt, den ich schon die ganze Zeit hatte, und leckte ihm die Flüssigkeit aus dem Gesicht. Eigentlich wollte ich natürlich etwas ganz anderes ablecken, aber immer eins nach dem anderen.

Beide verwirrt, starrten wir uns an, dann zerrten wir uns gegenseitig aneinander um uns hungrig zu küssen. Ich hatte nie besonderen Wert auf Küssen gelegt. Das Speichelaustauschen fand ich sogar eher eklig - Auch, wenn es gesund sein mochte - Aber bei Naruto war es etwas anderes. Ich war wie gefangen in seinem fordernden Zungenspiel, das überhaupt nichts von seinem halben Zusammenbruch eben spüren ließ. Seine ungeduldigen Finger strichen über meine Brust und meine Arme und ich knurrte drohend, als er mich grob in die Nippel zwickte. Wütend grub ich die Nägel in seinen Nacken, aber das störte ihn nicht. Er zerrte am Reißverschluss meiner Hose und schob sie mir in einem Gewühl aus Händen und Beinen von den Hüften, sodass ich nur noch in Wäsche neben ihm saß. Mit einem neuen Kuss presste er mich auf die Couch. Bisher hatte ich ihn einfach gewähren lassen, aber jetzt tastete ich nach seiner Hose. Als diese offen war, stellte ich erstaunt fest, dass er von dem bisschen Knutschen und Fummeln völlig hart war... Und, dass er mehr als nur gut bestückt war.

Heiser rollte mein Name über seine Lippen, als ich ihn anfasste. Ich grinste befriedigt, massierte ihn kräftiger, bis er plötzlich aufhörte, die Hüften in meine Hand zu stoßen. Verwirrt sah ich zu ihm auf. Sein Blick war nicht mehr glasig und nicht mal mehr auf mich gerichtet, stattdessen sah er zur Tür.

"Spinnst du?", fauchte ich wütend und quetschte sein plötzlich schlaffes Teil grob. Ich meine, was bildet er sich ein, an was anderes zu denken wenn ich hier unter ihm lag und ihm einen runterholte?

"Das... Frage ich mich allerdings auch.", gab eine weibliche Stimme zur Antwort.

"Sakura...", bestätigte Naruto meine Vermutung fast wimmernd. Er kletterte von mir runter und vergaß vor Schreck, dass sein Schwanz noch aus der offenen Hose hing.

Am liebsten wäre ich hier liegen geblieben und hätte mich in Luft aufgelöst. Was war nur in mich gefahren? Ich hatte doch von ihr gewusst! Von ihr und dem Kind, das seinen Papa jetzt freudig aber verwirrt begrüßte und mir mit seiner hohen Stimme vor Augen führte, wie widerwärtig ich war.

"Geh spielen, ja, Schatz?", sagte die Frau mit vor Wut bebender Stimme und ich hörte sich entfernendes Fußgetrappel.

Ich schloss eine Sekunde die Augen, setzte eine gleichgültige Miene auf und erhob mich. Sakura war wohl mal hübsch gewesen, jetzt aber sah sie nur noch müde und zornig aus. Sie wurde bleich, als sie mich ansah, dann blitzten ihre Augen wütend zu ihrem Ehemann. "In unserer Wohnung?", fragte sie. "Deine Schlampe ist IN UNSERER WOHNUNG WENN DU WEIßT, DASS DEINE TOCHTER HIERHER KOMMT?!"

"Das ist... Sasuke..." Narutos Stimme klang schwach. Er sah lächerlich aus mit seinem zerwühlten Haar, der offenen Hose, dem zerknitterten Hemd. Lächerlich erotisch.

"Na und?", blaffte seine Frau. "Soll ich ihm jetzt die verdammte Hand schütteln oder was erwartest du?!"

Lieber nicht, dachte ich, während ich in meine Hose stieg. Da klebt noch das Sperma von deinem Mann dran. Ich ignorierte, dass sie mich im Verlauf des Streits noch öfter ´Schlampe` nannte oder sogar ´Hure` und ´Stricher`. Denn genauso hatte ich mich ja schließlich verhalten.

"Deine Tochter spielt da! Gott, du widerst mich so an... Und zieh dich endlich anständig an!"

Hilflos kam Naruto ihrer Anweisung nach. Offensichtlich fühlte er sich genauso schrecklich wie ich, nur, dass er nicht weglaufen konnte, so, wie ich das jetzt tun würde.

Als ich an ihr vorbei ging, richteten sich Aufmerksamkeit und Zorn von Sakura auf mich. "Jaa, verpiss dich, bevor ich dich hier rausprügel. Du bist genauso ekelhaft wie er, du Miststück!"

Ich hatte gehen wollen. Wirklich. Ich gönnte ihr jede Beleidigung und das Geschrei und jede Sekunde ihres Tobsuchtsanfalls. Aber als sie mir vor die Füße spuckte, blieb ich stehen. Ihre grünen Augen begegneten meinen unerschrocken, sogar herausfordernd. Vermutlich hätte sie versucht, mir die Nase zu brechen, wenn ich ihr, wie ich es gerade wollte, eine mitgab. Narutos Hand, die zaghaft auf meinem Rücken lag und sein leises "Bitte..." brachten mich dazu, es nicht darauf anzulegen.

In der Tür des Kinderzimmers stand Manon. Sie hatte das rote Haar der Großmutter und die grünen Augen Sakuras, die sie jetzt erschrocken geweitet hatte, als sie zu mir aufsah. "Hallo...", nuschelte sie mit dem Daumen im Mund, obwohl sie für diese Geste eigentlich schon zu alt war.

"Прости́те, пожалуйста.", flüsterte ich und ging.

Ich hörte noch die Frau "Ich sorg dafür, dass du Manon nie wieder siehst!" brüllen, bevor ich die Tür hinter mir zuzog.
 

Ihm musste klar gewesen sein, dass ich vorhatte, zurück zu kommen - Meine Koffer hatte ich schließlich bei ihm gelassen. Vielleicht hätte er sonst nicht tausend Mal angerufen. Die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Aber eigentlich glaubte ich das nicht.

Naruto sah nicht gut aus, als wir uns am Abend trafen. Schweigend setzte er sich neben mich auf die Stufen unter der Sacre Coeur und starrte auf die Stadt in den Hügeln unter uns, die schon in sanftes, abendliches Goldrot getaucht war. Ich zündete schweigend eine Zigarette an und wartete, dass er etwas sagen würde.

"Tut mir leid, dass sie dich beleidigt hat.", fing er schließlich recht lahm an.

Ich nickte.

"Die Situation ist schwierig und... Wegen Manon... Sonst ist sie nicht so..."

Ich nickte erneut.

"Jetzt sag doch was, du Blödmann.", verlangte er und trat mir gegen das Schienbein.

Wütend funkelte ich ihn an. "Ich rauche, ok?"

"Du hast einfach keine Lust, dich damit auseinander zu setzten.", behauptete Naruto und traf damit ins Schwarze. In solchen Gesprächen war ich nie gut gewesen. Und was sollte ich zu der Sache groß sagen? Es war offensichtlich, dass wir Scheiße gebaut hatten.

Als ihm aufging, dass ich darauf nichts erwidern würde, sprach er weiter. "Was hast du jetzt vor?"

Ich zog an meiner Zigarette und sah über Paris. Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Letztendlich setzte ich einfach voraus, dass ich bei ihm bleiben konnte und dann würde ich weitersehen müssen. Meine Modelkarriere konnte ich wohl an den Nagel hängen, selbst wenn ich mich mit meinem Vater aussöhnen sollte. Mit fast dreißig würde ich nie wieder eine Agentur finden. Aber was dann?

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Blondi sich unruhig über die Lippen leckte und die Fußballen wippte. Ihm war klar, dass ich nicht bitten würde, bei ihm bleiben zu können. Eigentlich wollte er es mir aber auch nicht so leicht machen und es mir anbieten - Obwohl es offensichtlich war, dass er mich bei sich haben wollte. Ich schnaubte amüsiert, weil sein Gesicht so leicht zu lesen war wie das eines Kindes.

Schließlich ergab er sich, ohne jedoch die Niederlage direkt einzugestehen. "Du wirst einen Job brauchen. Darum kümmern wir uns noch."

Es war überraschend, dass er doch nicht ganz so scharf darauf war, mich durchzufüttern, wie es zuerst den Anschein hatte, aber das war in Ordnung, immerhin zahlte er schon für Frau und Kind. Gemeinsam durchquerten wir das Künstlerviertel nahe der Kirche, um zu meinem Auto zu gelangen. Unterwegs zündete ich mir noch eine Zigarette an, was mir einen missbilligenden Blick meiner Begleitung einbrachte.

"Das muss auch aufhören!"

Wenn du bei mir wohnen willst, setzte ich in Gedanken seinen Satz fort.

Ich war etwas erstaunt, wie wenig mir die Vorstellung, zu ihm zu ziehen, ausmachte. Gestern hatte ich noch nicht mal einen Lover und jetzt wohnte ich bei einem Mann, den ich kaum kannte... Was das aus uns machte, darüber wollte ich jetzt noch nicht so genau nachdenken.

"Reden könntest du auch etwas mehr..."

"Und du könntest weniger meckern. Wer bist du, meine Mutter?" Ich ließ den Motor an, um mich in den dichten Feierabendverkehr der Hauptstadt einzufädeln.

"Wenn du mit mir sprechen würdest, müsste ich nicht meckern.", schmollte er und schwieg eine Weile, bevor er die Hand auf meine am Schalthebel legte. Als ich nur leise brummte, fing er an, meine Finger mit seinen nachzuzeichnen. "Hey...", fing er schließlich wieder an.

"Mhm.", machte ich abweisend und hoffte, er wolle jetzt nicht über eine Beziehung reden.

"Sagst du mir irgendwann, was in der Nacht passiert ist, als du so betrunken warst?"

"Warum interessiert dich das so?"

"DU interessierst mich.", betonte er ehrlich, ohne rot zu werden. "Alles an dir interessiert mich... Irgendwie."

Ich schnaubte und wusste selbst nicht, ob das schmeichelhaft oder beunruhigend war. Wir kannten uns ja kaum. Aber vielleicht war es genau diese seine Beharrlichkeit, die es brauchte, damit ich ihn an mich ranließ. Vielleicht wollte ich ihn irgendwann gar nicht mehr außen vor lassen. Vielleicht war er zwar ein Idiot - Ok, das war er sogar ganz sicher - Aber die Ruhe, die seine Nähe mir gab, könnte ihn irgendwann zu mehr machen, da war ich mir noch nicht sicher.

"Also? Sagst du es mir?"

Ich lächelte. "Vielleicht."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ChiliCat
2015-09-07T23:07:43+00:00 08.09.2015 01:07
So ein One-Shot Monster *__*
Aber so gut! O__O
Naruto kann ich mir als quirligen Franzosen echt gut vorstellen und "der Russe" passt auch super zu Sasuke ^^
Ich mag die Geschichte - aber sie trägt nicht dazu bei, dass ich Sakura mehr mag :P
Die Regenschirm-Szene mit Naruto hat's mir besonders angetan ♥3♥
ich weiß allerdings nicht so genau, warum eigentllich xD
Und dein Schreibstil gefällt mir sowieso ;3
Hm... sonst fällt mir gerade nichts mehr ein xD
Aber das darf sein, es ist schließlich 1 Uhr morgens x3
Man liest sich - vielleicht mal in längeren Kommis zu früheren Zeien xD
LG ChiliCat
Antwort von:  RedRidingHoodie
08.09.2015 20:46
´Monster` sagst du xD° so lang ist es doch gar nicht! Aber freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.
Wegen Sakura… Na ja… Wie hättest du reagiert, wenn dein Mann dich in der eigenen Wohnung mit nem anderen Kerl betrügt - Zum wiederholten male? xD° Ich wäre glaube ich auch sauer, und Sakura ist eben impulsiv.
Die Regenschirm-Szene mag ich auch - Beinahe-Küsse sind toll. :3

Vielen, vielen Lieben Dank für den Kommentar, ich freue mich sehr. <3
Antwort von:  ChiliCat
08.09.2015 22:52
Ich wäre beim zweiten Mal eher nicht überrascht, ehrlich gesagt... und nach drei Monaten sähe das Ganze schon wieder anders aus, da hätte ich Naruto schon voll abgeschossen (vorausgesetzt, er ist wirklich scwul und nicht bisexuell) ^^' und würde eigentlich nur noch wegen der Tochter hingehen...
Gut, wenn er so kacke ist und nach Vereinbarung jemanden da hat, würde ich ihm wahrscheinlich auch ne Szene machen xD
Aber hauptsächliche wegen der Kleinen... .__. für sie wär ich dermaßen sauer >:(

Und ja: MOnster :D
Die meisten, die ich bis jetzt gelesen habe, sind weitaus kürzer ... aber deine OS scheinen alle eher lang zu sein xD

Und wie gesagt: Lesen hat sich gelohnt ♥
Antwort von:  RedRidingHoodie
08.09.2015 23:01
Sie ist auch nicht überrascht, sondern sauer, wie man an den ganzen Schimpfworten bemerkt, und ja, auch zum großen Teil wegen Der Tochter, aber eben auch, weil Naruto jahrelang, seit sie Teenager waren, um Sie geworben hat und dann gibt sie ihm nach, es läuft gut und er knallt jemand anderen. Sie fühlt sich halt verarscht x'D
Naruto würde ich als 'gelegenheitssexuell' bezeichnen. Er liebt Sakura wirklich und noch mehr sein Kind, aber wenn er von jemandem so fasziniert ist wie von Sasuke geht es wohl mit ihm durch... Davon abgesehen, dass Sasuke natürlich die Liebe seines Lebens ist und er tief in seinem Herzen spürt, dass sie füreinander geschaffen sind... Oder so 😂
Naja man braucht ja auch etwas Zeit, die Story zu entwickeln... Solang es nicht langatmig war ist ja alles gut :D
Von:  naruhinaxXx
2015-07-02T19:10:00+00:00 02.07.2015 21:10
find die Story richtige Klasse
Antwort von:  RedRidingHoodie
03.07.2015 08:41
Das freut mich, danke ^^
Von:  -Yuuji-
2013-01-12T05:41:46+00:00 12.01.2013 06:41
Ich habe das ganze mal überflogen und die letzten Seiten gelesen, um mir einen Überblick von Deinem Schreibstil zu machen und ich muss sagen:
Es liest sich fließend und ist gut aufgebaut, vor allem aber auch sind die Charaktere noch so original, dass man sie wiedererkennt.


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