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Des Herzens tiefste Abgründe

Mit fremden Organen spielt man nicht~
von

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„Trottel. Du sollst HIERHER kommen“

Nichts ist essenzieller zum Leben, als die Luft zum Atmen. Ohne diesen Hauch des Lebens könnten die meisten Lebewesen dieser Welt nicht überleben geschweige denn existieren. Die Mischung aus Stickstoff, Sauerstoff und anderen minimal vorhandenen Gasen sicher unter Dasein, unsere Existenz. Mit diesem Atem können wir sogar andere Menschen retten. Von den zirka 20 % Sauerstoff in der Luft, die wir einatmen, atmen wir auch wieder einen gewissen Prozentsatz wieder aus. Und mit diesem übrigen Sauerstoff können wir ein Leben retten oder zumindest so lange aufrecht erhalten, bis Fachmänner eingreifen können. Doch was passiert mit uns, wenn wir keine Luft, keinen Sauerstoff bekommen, zum Beispiel beim Ertrinken?

Die Luft wird angehalten, man darf kein Wasser schlucken. Der gesamte Sauerstoffrest im Blut wird verbraucht und der Kohlenstoffdioxidgehalt steigt an. Der Atemreflex tritt ein. Man kann sich nicht dagegen wehren. Unwillkürlich atmet man ein oder zweimal tief ein. Dass dabei Wasser in die Lunge gerät, steht dabei außer Frage, immerhin befindet man sich im kühlen Nass. Da nun in beiden Lungenflügeln Kapazität und Material fehlt, um die Sauerstoffversorgung aufrecht zu erhalten, wird der Betroffene schließlich bewusstlos und ist nicht mehr Herr seiner Sinne und seiner Hülle. Ein paar Mal zuckt der Körper noch unkontrolliert auf, ein paar Reflexe, die dem Ende entgegen sehen. Nach einer Atempause und folgenden Schnappatmungen kommt es letztendlich zum vollständigen Atemstillstand. Das Herz schlägt noch für ein paar Momente weiter, doch auch seine Funktion wird irgendwann außer Kraft gesetzt.

Wahrlich kein schöner Tod~

Das sollte man keiner Menschenseele wünschen~
 

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Law fand in dieser Nacht keinen Schlaf mehr. Er hatte schon öfter schlechte Träume gehabt, auch welche, in denen vertraute, bekannte und gemochte Personen vor kamen und in Schwierigkeiten steckten. Aber diese Bilder in fast jeder Nacht und das seit Wochen... das ging ihm allmählich an die Substanz und ganz besonders auf die Nerven. Doch das war nicht mal das, was ihn am Meisten daran störte. Er hatte in der Vergangenheit gelegentlich mehrere Nächte hintereinander ohne Schlaf verbracht und das hatte er auch problemlos überlebt. Es störte den Arzt ungemein, dass er nicht wusste, woher diese Träume kamen. Immerhin hieß es ja, dass man erlebte und erfahrene Sachen in seinen Träumen verarbeitete, aber so was hatte er nie erlebt. Law hasste es etwas nicht zu wissen oder etwas nicht erklären zu können. So was wurmte ihn und brachte ihm nur schlechte Laune.

Kurz vor Sonnenaufgang war er in den Steuerraum zu seinen Nakama, die Nachtdienst schoben, gegangen und hatte veranlasst, dass sie weiter reisten. Schließlich mussten sie auch mal weiterkommen. Auf dieser Insel gab es keine Herzen mehr für seine Sammlung. Sie mussten zurück auf die See und nach Piraten Ausschau halten, auf deren Köpfe viel, viel Geld ausgesetzt war. Wenn Law der Weltregierung schon schlagende Herzen präsentieren wollte, dann aber auch welche von gesuchten und bedeutenden Piraten. Das macht eben mehr Eindruck. Und er lieferte ihnen gute Druckmittel. Aber für ihn stand es so wieso außer Frage, dass er Shichibukai wurde. Das war doch so was von klar. Zweifel waren hier weder erwünscht noch gerechtfertigt.
 

Es war immer angenehm still, wenn die Kombüse leer gefegt war. Seine Nakama waren toll, wirklich toll, aber alle auf einem Haufen waren sie echt anstrengend. Daher war es ein Genuss sich einen Kaffee zu machen und sich ganz entspannt in einen Stuhl sinken zu lassen. Es würde noch ein paar Stunden dauern, bis Wakame hier auftauchte, um das Frühstück für die ganze Crew vorzubereiten. Vielleicht fand er hier ein wenig Ruhe, bevor ihn der hektische Alltag mit jeder Menge Quetschungen, Prellungen und sonstigen Verletzungen wieder in die Mangel nahm.

Und es dauerte wirklich mehrere Stunden, bis der Smutje auf tauchte und seinen Käptn mit einem fragenden Blick musterte. Wakame war aber schlau genug, um Law nicht zu fragen, warum er hier schon saß. Er kümmerte sich lieber um das Frühstück für die ganze Crew, denn die würden auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bald wurde geschnitten und geraspelt und gekocht und gebraten und was nicht sonst noch alles. Der Duft lockte nach und nach die müden Gestalten aus ihren Zimmern hervor und es dauerte nicht lang, da herrschte reges Treiben in der Kombüse.

Die meisten Nakama saßen zusammen an einem Tisch und frühstückten gemeinsam, während sie sich ein wenig unterhielten.
 

„Der Käptn sieht heute echt gruselig aus, findet ihr nicht?“, murmelte einer der jüngeren Nakama namens Shachi. Seine Markenzeichen waren eine grün-rosane Mütze über den brauen Harren und eine dunkle Sonnenbrille und die trägt er selbst dann, wenn es dunkel war. Wahrscheinlich wollte er einfach nur cool wirken. Ganz gerne immer vor irgendwelchen Frauen.

„In wie fern gruselig?“, wollte ein anderer Nakama wissen. „Na, guck ihn dir doch mal an“, erwiderte Shachi und schob sich zwischendrin sein Frühstücksmüsli rein, „Er guckt seit einer halben Stunde auf ein und dieselbe Stelle, seit ich hier reingekommen bin, und er hat nur 15-Mal geblinzelt“. „Du hast auch keine anderen Probleme, oder Shachi?“, brummte Pen missmutig, der sich gerade erst gegenüber von dem Sonnenbrillenfanatiker gesetzt hatte. Der Pinguin war viel zu früh nach einer langen Nacht geweckt worden und war deswegen sehr schlecht drauf. „Aber Pen!-----“, wollte der Jüngere protestieren, aber sein Gegenüber brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Unverständlich grummelnd aß Shachi sein Müsli weiter. Doch dann erblickte er seine Rettung.

„Abigaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaail“, trötete er ihr lauthals entgegen, „Komm her, komm her, komm her“. „Sollte ihm nicht irgendwer die Batterien aus dem Hintern ziehen?“, meinte die Grünhaarige und setzte sich mit ihrem Frühstück neben ihn. Shachi erntete dafür grinsende Mienen der Anderen, doch das ignorierte er gekonnt. Er war wohl das aufgedrehteste Crewmitglied und konnte jedem mit seiner aufgekratzten Art auf die Nerven gehen. Bei manchen beherrschte er sich aber ein wenig, nur eben nicht bei allen. „Hey, Abbs“, meinte der Braunhaarige und rutschte zu ihr rüber. „Was?“, blaffte sie zurück. „Weißt du, was mit Law los ist?“, fragte er neugierig, aber leise, damit es keiner von den anderen Tischen mitbekam. Abigail hob die Augenbrauen und sah ihn argwöhnisch an: „Woher zum Henker soll ich das denn bitte wissen?“. „Na, du bist doch so ganz dick mit ihm“, erwiderte Shachi und fing sich einen dezenten Tritt von Pen unter dem Tisch ein. Das war für das morgendliche Frühstück das völlig verkehrte Thema. Weder Law noch Abigail waren dafür bekannt ausgiebig zu schlafen. Erstens, weil sie viel arbeiteten. Zweitens, weil man sie oft weckte. Dementsprechend hatten die beiden vor dem Essen eine eher gereizte Stimmung. Und außerdem...

„Was heißt hier denn ganz dick?“, wollte die junge Frau jetzt ganz genau wissen und schwang ihre Gabel gefährlich in seine Richtung. „Nun ja“, murmelte ihr Sitznachbar leicht nervös beim Anblick der spitzen Gabel, „Ein paar Jungs haben gesagt, dass er in letzter Zeit abends und auch nachts in deine Kajüte gekommen ist. Und naja...“. „Was ''Und naja''?“, murrte die Grünhaarige, sah ihn bedrohlich an und die Gabel näherte sich weiter seinem Gesicht. „Naja... jetzt ist er so schlecht drauf und...“, erzählte Shachi und bereute es schon überhaupt damit angefangen zu haben. Pen's Tritt hatte keine Wirkung gezeigt, „... vielleicht hast du ihm ja einen Korb gegeben... so öfters...“. Abigail musterte ihn einen Moment lang, holte dann mit der Gabel aus und stach sie punktgenau in Shachi's Müslischale, die daraufhin in zwei perfekte Teile gespalten wurde. Vor Schreck warf er sich reflexartig nach hinten und fiel somit vom Stuhl, der laut klappernd unter ihm lag. Die Milch und das Müsli rannen auf den Holztisch und an den den Seiten hinunter. Durch diesen kleinen Aufruhr wurde es schlagartig still in der Kombüse.

„Komm ja nie wieder auf so einen Gedanken, hast du mich verstanden, Shachi?“, blaffte sie ihn vor versammelter Mannschaft an. „O... O... Okay, Abbs“, starrte der Braunhaarige vom Boden hinauf. Die Schiffszimmerfrau nahm sich ihr Frühstück, holte sich eine neue Gabel, denn die Alte steckte ja im Tisch, und verschwand dann ohne weiteres Wort aus der Kombüse. Die Anderen sahen ihr kommentarlos nach. Jetzt hätte man eine Stecknadel fallen hören.

„Shachi, was hast du jetzt schon wieder angestellt?“, warf ihm Crewchefkoch Wakame an den Kopf. „Ach, gar nichts“, murmelte der Angesprochene. Am liebsten wäre er jetzt einfach in das nächstbeste schwarze Loch verschwunden, aber das tat sich ja nie auf, wenn man es dringend brauchte. „Hast du etwa wieder versucht, bei ihr zu landen?“, rief ihm ein Nakama von hinten zu, „Wie oft hast du es denn eigentlich mittlerweile versucht?“. „Das wird er doch nie schaffen“, meinte ein Anderer von der Seite. „Hat sie ihn beim ersten Mal nicht vom Schiff geworfen?“, sagte ein Dritter von der anderen Seite. „An der beißt sich doch jeder die Zähne aus. Etliche habens doch versucht“, entgegnete ein Vierter von vorne. „Nur unser kleiner Shachi versteht das nicht“, sagte wieder der Erste und ein allgemeines Gelächter trat ein. Shachi wurde knallrot und zog sich die Mütze tief ins Gesicht. Ja, er liebte Frauen ungemein und versuchte sich immer wieder vor dem schönen Geschlecht zu etablieren und zu profilieren. Ein Spaziergang auf Amazon Lily wäre die Erfüllung eines Traumes gewesen. Er, im Reich der Frauen. Herrlich...

Doch bei Abigail hatte er sehr früh gemerkt – nach einem erfrischenden Bad im Meer -, dass da nichts zu holen war. Sie war eine sehr hübsche Frau, aber so hübsch sie auch war, so knallhart war sie auch. Die anstrengende Schule der Zimmermänner der Firma Galeera. Irgendwie machte sie das noch interessanter, aber...

Er schlug sich selbst auf die Brust, um damit endlich aufzuhören. Denn das nächste Problem kam schon heran geschritten. „Shachi“, sagte Law und sah zu ihm herunter. „Ja, Käptn?“, erwiderte der Jüngere unter seiner Mütze, zog eben diese wieder hoch und schluckte erschrocken. „Was tust du da?“, fragte der Schwarzhaarige. „Öööööööööööööh...“, machte Shachi, anscheinen einen Moment zu lange. „Du nimmst dir jetzt sofort einen Lappen und einen Wischer und machst diese Sauerrei hier weg. Auf... der... Stelle!“, meckerte der Käpitän. „Aber Law, Abby hat-“, wollte der Braunhaarige protestieren, doch Law fuhr ihm mit einem „Sofort!“ dazwischen.

Armer, armer Shachi. So viel Unrecht auf einmal, das war echt nicht zu fassen. Jetzt musste er auch noch den Essensraum wischen. Die Milch hatte sich nämlich mittlerweile durch das stetige Gewackel der Deep schön unter den Tischen verteilt. //Das ist sooooooooooo unfair//, jammerte er in sich hinein und war dann so damit beschäftigt, den Wischer zu holen, dass er nicht bemerkte, wie Law ebenfalls aus der Kombüse verschwand. Für seine Nakama war es aber ein verdammt amüsanter Anblick ihn wischen zu sehen. Ein paar feuerten ihn sogar an. //Grrrrrrr und dabei hab ich es nur fünfmal bei ihr versucht//, grummelte er und wischte fröhlich weiter. „Hey, Shachi“, brüllte einer mit einem herzlichen Lachen dazwischen, „Da drüben ist noch was“. Das johlende Gelächter verfolgte ihn bis zum letzten Wisch. //Wartet es nur ab...//, motzte Shachi und feudelte unter den Anfeuerungsrufen seiner vermeintlichen Freunde weiter.
 

Abigail stand an der Reling, zerpflückte ihr Brot und schob es ohne jeglichen Belag in ihren Mund. „Ist alles in Ordnung bei dir, Abigail?“, fragte ihr Käptn, als er sich neben sie gesellte. Sie verschluckte sich und hustete erst mal kräftig. „Erschreck... mich... doch... nicht so...“, prustete sie und ließ sich von Law auf den Rücken klopfen. „Mir geht es gut“, meinte sie dann, nach dem sie sich ausgehustet hatte, „Es ist nur anstrengend gleich so früh am Tag so genervt zu werden“. Da verschwand auch schon der letzte Happen Brot in ihrem Mund. Damit war auch das Frühstück für sie beendet.

„Was wollte er denn von dir?“, wollte der Ältere wissen. Er mochte es nicht, wenn es Konflikte innerhalb der Crew gab, vor allem nicht, wenn es um sexuelle Nötigung gegenüber der einzigen Frau der Mannschaft ging. Sicher, er wusste, dass sich seine Handwerkerin sehr erfolgreich zur Wehr setzen konnte. Aber auch vom Käptn dieser Crew musste es einen kräftigen Tadel, wenn nicht sogar eine Standpauke, und gelegentlich eine Strafe geben. Dann beschwerte sich Abigail zwar wegen dieser angeblichen Bevormundung, aber das kümmerte ihn herzlich wenig. Er musste schließlich für die Ordnung an Bord sorgen.

„Ach, die üblichen Sprüche und das gleiche dummdämliche Gelaber wie immer. Nichts Ernstes“, winkte die Jüngere ab, „Es ist nur nervig, wenn so was kurz vor dem Frühstück kommt“. „Ja, das kann ich verstehen“, erwiderte Law und sah aufs Meer hinaus. Sie musterte ihn einen Moment. //Irgendwie wirkt er anders als sonst//, dachte sie, wobei es bei ihrem Kapitän immer schwer zu sagen war, in welcher Stimmung er sich befand. Der Arzt hatte ein gutes Pokerface. Doch sie sprach ihn drauf an, denn sie waren alleine und keiner konnte zuhören. „Was ist mit dir, Law?“, fragte sie und sah zu ihm hoch. Sie war schließlich gut 30 Zentimeter kleiner als er. „Mich beschäftigen im Moment viele Sachen, Abigail. Viel zum Nachdenken“, erklärte er nach ein paar Minuten des Schweigens. Die Stille war schon etwas befremdlich, denn normalerweise wurde er von ihr mit Fragen gelöchert, „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“. „Seit wann mache ich mir denn Sorgen um dich?“, entgegnete Abigail und grinste breit. Eine dicke Lüge, das wusste er, ließ es sich aber nie anmerken. Sie war eine Frau und eine Frau machte sich immer Sorgen. Auch die Sorte Frau wie die Grünhaarige sie nun mal war. „Wir sehen uns später, Abby“, meinte Law und wandte sich ab. „Ja“, erwiderte Abigail, sah ihm kurz nachdenklich hinterher, schaute dann aber wieder aufs Wasser. Unbemerkt hatte sich ein Segelschiff in ihre Umgebung geschlichen. Keiner von beiden hatte es bemerkt. An dem Jolly war deutlich zu erkennen, dass es sich um ein Piratenschiff handelte. Es war ein kleineres Schiff in einem dunklen Braun mit schwarzen Segeln. Auf dem Hauptsegel als auch auf der Flagge war der Jolly zu erkennen. Ein Tigerschädel hinter dem sich zwei Stachelstreitkolben kreuzten. So etwas sah man nicht oft. Sie fragte sich kurz, ob die Mannschaft friedlich war oder nicht, doch eine kurze Reflexion des Sonnenlichtes auf einer metallischen Oberfläche nahm ihr die Entscheidung ab. „Law, pass auf!“, rief sie und sprang ihrem Käptn nach. Er drehte sich um und wurde von ihr zu Boden gerissen. Und das keinen Moment zu früh.

Es folgten mehrere Schüsse und ein Geräusch, das erahnen lässt, dass die Reling nicht mehr so aussah, wie sie sollte. Eine wirklich nette Begrüßung. Reflexartig legte Law die Arme um Abigail, um sie zu schützen. Zum Glück wurde aber keiner von beiden verletzt. Das war anscheinend wirklich nur eine Begrüßung. „Was zum...“, murmelte der Arzt, nach dem der Feuerhagel aufgehört hatte. Er sah zu der kleinen Frau, die auf ihm lag, hoch. „Bist du verletzt?“, hakte er leicht besorgt nach. „Höchstens das Trommelfell ist hin, aber noch klingelt es nur“, erwiderte sie und richtete sich auf, so dass sie jetzt auf ihm saß. Ein verärgertes „Oh“ kam ihr über die Lippen. Der Schwarzhaarige folgte ihrem Blick und teilte ihren Ärger sogleich. Die Reling sah jetzt aus wie Schweizer Käse, mit Löchern so groß wie Tennisbällen. Beide sahen es gar nicht gerne, wenn das Schiff, ihr Schiff, beschädigt wurde.

Die Tür zum Deck krachte auf und eine Menschentraube von mehreren Nakama strömte heraus. Der Lärm der Schüsse war ja nicht zu überhören. Doch der Anblick von Käptn und Schiffszimmerfrau, die auf ihm hockte, war sehr irritierend. „Eeeeh“, machte ein Nakama aus der ersten Reihe, „Was macht ihr da?“. „Nicht das, wonach es aussieht, du Vogel“, wurde er von der Grünhaarigen angeblafft, die von Law herunterkrabbelte, um aufzustehen, „Falls ihr es überhört habt, was ich bezweifle, wir werden angegriffen“. „Kennt jemand den Jolly?“, fragte der Herr des Schiffes und rappelte sich ebenfalls auf. Er machte sich nichts aus Mannschaften, mit denen er nichts zu tun hatte. Deswegen wusste er auch nicht, mit wem sie es hier zu tun hatten. Was keine potenzielle Gefahrenquelle oder potenzieller Verbündeter war, was ohnehin ziemlich unwahrscheinlich war, war auch nicht wichtig für ihn.
 


 

„Das ist Black Tiger. Sein Kopfgeld beträgt laut dem letzten Steckbrief zirka 80 Millionen Berry“, berichtete Pen, der sich nach vorne gedrängt hatte und mehrere Zettel in der Hand hielt, „Es sind noch fünf weitere Mitglieder mit hohem Kopfgeld in der Crew. So zwischen 50 und 65 Millionen“. Der Pinguin wusste so was meistens, da er sich oft mit neuen Steckbriefen auseinander setzte. Er bestach auf Law's Anordnung hin häufig irgendeinen Gastwirt, um solche Informationen zu bekommen. „So hoch?“, erwiderte Law breit grinsend, „Dann macht euch bereit. Diese Kopfgelder holen wir uns“. Jubel war zu hören, endlich konnten sich die Jungs mal wieder austoben. „Pen wird euch sagen, wer diejenigen mit den brauchbaren Kopfgeldern sind. Schlagt sie KO, aber tötet sie nicht“, brüllte der Kapitän seine Anweisungen übers Deck, „Ich brauche sie schließlich lebend“. „Soll ich sie zur Sicherheit fahruntüchtig machen?“, fragte Abigail hinter ihm ganz ruhig mit verschränkten Armen. Sie brach nie in so einen Freudentaumel aus, wenn es um eine anstehende Rauferei mit anderen Piraten ging. Sie stürzte sich irgendwann auch ins Getümmel, aber das dauerte bei ihr. Wahrscheinlich weil sie es aus der Werft schon gewohnt war, sich jeden Tag mit Piraten oder sonstigem Pack anzulegen.

„Kannst du das denn?“, entgegnete Law und musterte sie über die Schulter hinweg. Sie legte den Kopf zur Seite, hob die Augenbrauen und meinte nur: „Bitte, mit wem redest du denn?“. Mit einer kurzen Bewegung löste sie ihre Haltung und richtete ihren linken Arm auf das fremde Schiff. „Das ist eine Sambuke“, erklärte die Schiffszimmerfrau fachmännisch und ließ zwei Knochen aus ihrem Handgelenk wachsen, einen nach unten und einen nach oben, parallel zu ihrem Körper, „Trifft man den Verbindungspunkt zwischen Mast und Großrah mit einem kraftvollen Schuss...“. Die beiden Knochen krümmten sich zu ihr hin und zwischen ihnen wuchs ein dünner, sehr flexibler Knochen. Dieses Gebilde ähnelte einem Bogen. „Und weiter?“, sagte der Schwarzhaarige ungeduldig, während hinter ihnen ihre Nakama wie aufgescheuchte Hühner hin und her rannten. „Hetz mich nicht“, erwiderte die Jüngere, hob die Hand hoch, damit das Handgelenk frei war und spannte ihren Knochenbogen mit der anderen Hand. Sie zielte einen Moment und schoss dann einen zirka 20 Zentimeter langen Speichenknochen ab. Er zischte kurz durch die Luft und endete dann genau da, wo er auch hin sollte. Im Mast des anderen Schiffes. Besser gesagt schoss der Knochen sauber durchs Holz durch. Mit lautem Krachen landeten riesige Holzstücke samt dem Segel auf dem Deck und begruben somit mehrere Seemänner unter sich. Die Heart Crew jubelte bei diesem Anblick. Sie fanden Abigail's Teufelsfrucht allesamt etwas skurril und makaber und es mag sich auch keiner damit anlegen, aber für solche Zwecke waren sie mehr als willkommen.

„Sehr nett, Abigail, aber...“, schmunzelte Law etwas, „... lass die Herzen bitte heile“. „Oh, du hast ''Bitte'' gesagt“, lachte Abigail und hielt sich ihr Schultergelenk. Der Schuss war immer etwas anstrengend für ihre Schulter, deswegen führte sie diese Technik auch nicht oft durch. „Das soll jetzt was heißen?“, meinte der Arzt und ließ sich von Bepo sein Schwert geben. Der beinahe treudoofe Bär schleppte das Ding auch immerzu für seinen Kapitän durch die Gegend. Die Jüngere kicherte leise: „Denk mal scharf nach. Du hast deinen Kopf ja nicht nur, um gut auszusehen“. Dann drehte sie sich um und verschwand unter Deck. Sie kämpfte schließlich nicht nur mit ihren Teufelskräften. Law sah ihr irritiert und perplex hinterher. //Was war das denn jetzt?//, dachte er sich, fand aber keine Antwort darauf. Darum konnte er sich später kümmern, denn etwas Anderes forderte jetzt seine Aufmerksamkeit ein. Schließlich mussten ein paar Herzen gejagt und entnommen werden und dafür musste er voll da sein. Da konnte man sich keine Fehler erlauben, jetzt, wo er es endlich schaffen konnte, die Herzen zu holen ohne den Besitzer zu töten. Und da das gegnerische Schiff nicht mehr verschwinden konnte...

Das konnte Abigail jetzt eigentlich immer machen, wenn sie angegriffen werden. War sehr effektiv. Nun ja, was solls.

Er würde jetzt einen weiteren Schritt in Richtung Ernennung zum Shichibukai machen. Der Pirat musste zugeben, dass er etwas aufgeregt war, aber positiv aufgeregt. Es freute ihn und er war gespannt. Gespannt auf diese faszinierende Reise, die jetzt und hier ihren richtigen Anfang nahm.
 


 

Die Jungs warfen sich ins Getümmel. Oh, wie lange es doch her war, dass sie sich mal wieder ordentlich raufen konnten. Beim Marinehauptquartier war es ihnen ja nicht erlaubt. Sie waren ja nur da, um den Strohhut zu holen. Und in die Neue Welt ging es noch nicht.

Natürlich achteten sie darauf, dass diejenigen, die wichtig waren, nicht ernsthaft verletzt wurden. Law ging dabei schon überlegter ans Werk. Er beobachtete seine Gegner und schlug dann zu. Das war effektiver, ging schneller und schonte seine kostbaren Kräfte. Die Herzen entnahm er immer geübter direkt vor Ort und ließ sie vorsichtig in seinen Behandlungsraum bringen. Es wäre mühselig gewesen, alle Ausgewählten aufs Schiff zu schaffen, ihnen dann dort die Herzen zu entnehmen und sie dann wieder zurück zu bringen. So ging es eben einfach schneller. Der Arzt schätzte es zeiteffektiv zu arbeiten. Doch seinen Leuten gönnte er diese Abwechslung. Immerhin musste sie neben dem Kampf am Hauptquartier auch noch auf das Abenteuer der Neuen Welt verzichten. Sie hatten dem zwar alle zugestimmt, doch der Käptn konnte sehen, dass sie es dennoch begeistert hätte. Bald würden sie in die Neue Welt reisen. Er wollte nur vorher Shichibukai werden, das war alles. Das machte den Start in der zweiten Hälfte der Grand Line bedeutend einfacher. Und außerdem sollte sich Kid schwarz ärgern, dass er kein Shichibukai geworden ist oder werden wollte.
 

Doch bevor Kid sich schwarz ärgern konnte, musste erst mal was getan werden. Dieses Schiff war der Beginn. Hier sollte sein Stern am Himmel der berühmt-berüchtigten Piraten seinen Startpunkt bekommen. Welche spannender Augenblick! Ein wenig schwelgte er ja schon in der Vorstellung, wie er zum Shichibukai ernannt wurde. Danach würde ordentlich gefeiert werden, so viel war schon mal klar. Und die Marine konnte ihn dann mal kreuzweise, denn angreifen durften die Soldaten ihn und seine Crew nicht. Sie mussten sie eher sogar unterstützen. Das war einfach herrlich. Law stellte sich vor wie blöd Kid und der Strohhut gucken würden, wenn er beim Kampf um das One Piece Hilfe von der Marine anfordern und dann ohne Schwierigkeiten Piratenkönig werden konnte. Fantastisch, einfach fantastisch! Doch in seinen Gedanken bemerkte er den hochgewachsenen, braungebrannten und ziemlich bulligen Mann mit dem Säbel nicht, der sich ihm langsam näherte. Er erhob seine Waffe und stürmte auf den Käptn der Heart Crew zu, der den Angreifer im letzten Augenblick wahrnahm und noch gerade so sein Nodachi ziehen konnte. Die beiden Klingen prallten gegeneinander und das Klirren war deutlich zu hören. „Ihr feigen Schweine“, zischte der wesentlich größere Mann mit einem fremd klingenden Akzent, „So hinterrücks anzugreifen“. Beide gaben in ihrem Druck gegen die andere Klinge nicht nach. „Erstens nennt sich so was Taktik“, erwiderte Law kühl und fixierte seinen Gegner, „Zweitens sind wir Piraten. Du solltest also sehr wohl wissen, dass wir nicht gerade die ehrlichste Gattung Mensch sind. Doch anscheinend scheinst du nicht der Hellste zu sein“. Diese Aussage mache seinen Angreifer noch wütender, wurde er doch gerade beleidigt. Er hob seinen Säbel mit beiden Händen über seinen Kopf und holte wieder nach Law aus. Der Schwarzhaarige sprang nach hinten, um auszuweichen, war der Schlag des Anderen doch recht rasant. Mit einem lauten Krach schlug die Klinge ins Deck und hinterließ einen langen und breiten Riss im Holz. Abigail würde fluchen und irgendjemanden schwer verletzen, sollte das mal ein Nakama auf der Deep verzapfen.

Doch zurück zur eigentlichen Sache. Schließlich hatte Law immer noch den lebendigen Fleischberg vor sich, der seine Waffe schon wieder erhob. //Wie lästig...//, dachte der Schwarzhaarige und hob seine rechte Hand mit der Handfläche nach oben, //Dabei will ich doch nur die Herzen haben//. Dass der Klops vor ihm vielleicht etwas dagegen haben könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Wozu auch? Dieser Abschaum sollte sich eher geehrt fühlen einer solch großen Sache dienen zu dürfen. Echt mal.

Ein kleiner Wirbelwind entstand über seiner Handfläche. „Room“, meinte der Käptn leise, dessen Geduldsfaden langsam überstrapaziert wurde. Sein Gegner war von diesem kleinen Wirbel nicht sonderlich beeindruckt, so dass er einen neuen Angriff startete. „Tze“, konnte man von Law hören, der aus dem Wirbel eine Kuppel erschuf, in die der Koloss geradewegs hinein lief. Blitzschnell wurde das Nodachi wieder gezogen. Und mit einem rasanten Schwerthieb wurde der Angreifer mit Leichtigkeit geköpft. Doch unter dem Einfluss von diesen Teufelskräften bedeutete das nicht den Tod. Es war lediglich eine kleine unblutige Abspaltung vom restlichen Körper. Das Haupt segelte durch die Luft und landete in der Hand des Verursachers. Der Arzt grinte breit zu dem Schädel hinunter, der ziemlich irritiert zu sein schien. „Was...“, murmelte er und versuchte sich umzudrehen. Sein Körper drehte sich mehrmals um sich selbst, doch sein Kopf blieb an Ort und Stelle. „Was hast du gemacht?“, pöbelte er nun den Piratenkapitän an. „Ich hab dich lediglich geköpft“, erwiderte er ohne Umschweife. „Du BASTARD!“, brüllte der Kopflose – oder auch Körperlose, wie man mag – und sein Körper setzte sich in Bewegung, „LOS, hol ihn dir“. Der Leib hob den Säbel und machte Anstalten Law zu jagen. Doch... der Körper an sich konnte ja nicht sehen, wohin er gehen musste. Also ditschte er unterwegs überall an. Gegen Kisten und Fässer, gegen Bruchstücke vom Segel. „Du sollst hierher kommen“, meckerte der Kopf, „Nach links... Nein, nicht so weit, wieder nach rechts...“. Law sah dem Schauspiel amüsiert zu und musste fast anfangen zu lachen, als der Körper mit einem lauten Klatscher gegen die noch stehenden Überreste des Mastes knallte. „Trottel. Du sollst HIERHER kommen“, motzte der Kopf lautstark und dies half jetzt endlich. Der Rest von ihm fand die richtige Richtung und lief mit erhobenem Säbel auf seinen Gegner zu. Der Kapitän reagierte blitzschnell und warf den Kopf über die Reling. Mit einem leisen Platschen tauchte er unter, doch leider tat das der Bewegung des Körpers noch keinen Abbruch. Law konnte den Säbelhieb gerade so abwehren. Er war kräftiger als der Vorherige. Anscheinend war der Kerl durch diesen... Vorfall in eine Art Raserei verfallen. Denn der Körper holte jetzt zu mehreren Schlägen hintereinander aus. Law hatte den Vorteil, dass er sehen konnte. Es war ein Leichtes die Säbelhiebe zu parieren. Trotzdem war es anstrengend dauerhaft abzuwehren, denn die Kraft des Anderen war wirklich enorm. //Er müsste doch bald keine Luft mehr haben//, dachte der Schwarzhaarige. Immerhin musste der Atemreflex in wenigen Sekunden einsetzen. Wenn sich das Wasser dann in die Bronchien setzt, war es ohnehin zu spät. Das überlebte niemand. Gefühlt dauerte es ewig, doch nach anstrengenden Momenten griff sich der Körper an den nicht mehr vorhandenen Hals auf seinen Schultern und zappelte in seinem Todeskampf. Er sackte zusammen, zitterte noch ein paar Mal und regte sich dann nicht mehr. „Na endlich“, murrte der Arzt und wischte sich über die Stirn. Er gönnte sich einen kurzen Moment der Ruhe, also aber ein weiterer Mann von hinten auftauchte und ins eine Richtung taumelte. Doch auch dieser fiel hin und blieb liegen. „Entschuldigung, Käptn“, brummte der Bepo, der Bär der Crew (von Abigail auch gerne Bettvorleger genannt), hinter ihm. „Schon in Ordnung“, erwiderte sein Kapitän. Bepo hatte ihm geradewegs Nummer 5 gebracht. Als Belehnung bekam der Eisbär eine kurze Krauleinheit hinter den Ohren, bevor er sich wieder ins Getümmel war. Law hingegen hatte etwas Anderes zu tun.
 

Während dessen waren Pen und Shachi mit einem ebenfalls ziemlich riesigen Exemplar der Spezies Mann beschäftigt. Der Kerl versuchte die Beiden mit einer rostigen Brechstange außer Gefecht zu setzen. Doch seine Nakama waren schneller und wendiger im Gegensatz zu dem riesigen Fleischberg, mit dem sie es zu tun hatten. Mit Teamwork und Geschick konnten sie diesen Typen KO schlagen. Diese Crew war allgemein sehr kräftig gebaut. Alles Hühnen mit breiten Schultern und vielen Muskeln. Ihre Haut war von der Sonne dunkler gefärbt, als die ihre. Das Schiff, die Ausstattung und die Crew wirkten sehr orientalisch, fast schon exotisch. Wo sie wohl herkamen? Nun, das war jetzt auch egal. Diese Mannschaft war eindeutig besiegt.

„Yeah, Pen, wir sind klasse“, freute sich Shachi und schlug Pen in die Hand. „Das haben wir super hinbekommen“, erwiderte dieser, wendete sich dann an Law, „Das war's dann wohl. Es sind alle KO und liegen sabbernd in irgendwelchen Ecken“. „Nein“, entgegnete der Arzt ernst und hielt ein weiteres Herz in der Hand, „Es fehlt noch jemand“. „Aber...“, murmelte der Pinguin und ließ seinen Blick über das Deck schweifen, „Hier läuft keiner mehr rum. Wer fehlt denn?“. „Der Käptn fehlt“, sagte Law trocken und widmete sich dem fünften Herz, „Er ist nicht aufgetaucht, nicht mal, um seine Crew zu unterstützen. Entweder er hat sich heimlich verdrückt, um seine Haut zu retten oder er versteckt sich noch irgendwo“. Den Zaunpfahl hat Pen deutlich wahrgenommen. Sein Käptn wollte alle Herzen haben, also mussten sie diesen Black Tiger auftreiben und das egal wie.

„Jungs!“, rief er seine Nakama zusammen, zumindest die, die in unmittelbarer Nähe auf dem Deck rumstanden, „Wir krempeln dieses Schiff jetzt um. Findet den Käptn der Crew und bringt ihn her. Und alles Andere auch, was gebraucht werden könnte. Logbücher, Schätze, Gold, Seekarten. Das Übliche eben, ihr wisst es ja“. Und dann ging das fröhliche Getrabe los. Jedenfalls von denen, die noch einigermaßen laufen konnten. Ein paar hatten dann doch etwas abbekommen. Von blauen Flecken über Schnittwunden bis hin zu kleinen Knochenbrüchen. Das bedeutete zwar jede Menge Arbeit für Law, aber keiner von ihnen war augenscheinlich lebensbedrohlich verletzt. Er würde aber nicht drum herum kommen alle genau unter die Lupe zu nehmen. Naja, das konnte er mit dem regelmäßigen Check-Up kombinieren, der ohnehin angestanden hätte. Sehr praktisch, wenn er es genau nahm. Das Eine ließ sich wunderbar mit dem Anderen verbinden. So was war ihm immer willkommen.

Die Stimmung unter seinen Leuten war ausgeglichen. Sie haben sich alle körperlich betätigt, was für Geist und Körper wirklich entspannend war, auch wenn es auch wehtat. Also konnte man damit rechnen, dass die nächsten Tage gute Laune an Bord herrschen würde.

Nach ein paar Minuten kamen die Ersten schon wieder aufs Deck zurück. Unter den Armen trugen sie ein paar Kisten und eingerollte Pergamente. Die Beschäftigung für die nächsten Stunden war damit auch schon besiegelt. Während Law sich um eventuelle Verletzte kümmerte, nahmen die Anderen die Beute unter die Lupe. Es war immerhin nicht alles wertvoll, was man so fand. Sogar der Smutje hatte eine Kiste gefunden oder besser gesagt zusammen gepackt. Eine Ladung Gewürze aus der hiesigen Kombüse. Nun ja, jedem das Seine.

„Sag mal, hast du Abby irgendwo gesehen?“, meinte dann ein Nakama mit einer kleinen Truhe im Arm zu einem anderen, der mehrere Bücher trug. „Nein, habe ich nicht“, erwiderte der Angesprochene, „Merkwürdig. Die ist doch sonst auch immer mit dabei“. „Vielleicht hatte sie keine Lust?“, sagte daraufhin der Erste. „Möglich“, entgegnete der Zweite, „Aber ich hatte damit gerechnet, dass sie ihren Frust von vorhin raus lassen will. Die wird schon irgendwo sein“. Sie redeten weiter und brachten ihre Beute auf die Deep. Erst jetzt war es Law auch aufgefallen. Er hatte den grünhaarigen Teufel auch nicht gesehen. Ja, Abigail konnte auch mal gerne ein kleiner Teufel sein. Vor allem mit diesen für ihn höchstinteressanten Teufelsfrüchten. Er war ja schon mehrere Male kurz davor zu fragen, ob er die mal etwas näher untersuchen durfte. Aber da der Käptn wusste, dass seine Schiffszimmerfrau Untersuchungen wie die Pest hasste... Ja, da war es schwierig das Thema anzusprechen. Neugierig war er trotzdem. Wer konnte schon von sich behaupten jemanden in der Crew zu haben, der seine Knochen nach Belieben wachsen lassen kann?
 

//Sie sah vorhin auch nicht sehr kampfeslustig aus...//, dachte er, //Wahrscheinlich hat sie sich sofort um die Schäden am Schiff gekümmert. Das wäre typisch Abigail//. Die Handwerkerin war da sehr gewissenhaft. Sie kümmerte sich meist sofort um Schäden an dem heißgeliebten U-Boot. Dafür ließ sie auch schon mal ein paar Kämpfe ausfallen. Das war ihm nur recht. Sie war nicht unnötig in Gefahr und machte sich dabei auch noch nützlich. Auf Frauen musste man schließlich immer besonders aufpassen, vor allem auf diese.

Er ordnete an, dass die Verletzten rüber geschafft wurden, denn er hatte mittlerweile keine Lust mehr zu warten. Die Herzen mussten dann auch bald mit Namen und Kopfgeld verstaut werden. Zu mal die Anderen drüben schon auf ihn warteten. Es stimmte ihn ein wenig missmutig, dass ihm ausgerechnet das Herz des Kapitäns durch die Lappen gegangen war. Der hatte schließlich das höchste Kopfgeld auf diesem Schiff. Aber vielleicht wurde er noch gefunden.

Er ging selber noch nicht rüber, sondern wartete auf Bepo und Pen, die nochmal alles abgesucht hatten. Aber er ahnte bereits, dass sich Black Tiger aus dem Staub gemacht hatte, wie auch immer. Eine tolle Teufelsfrucht oder ein raffiniertes Versteck im Schiff. Wer konnte das jetzt schon sagen.

„Nichts zu machen, Käptn“, meinte der Pinguin dann, als er mit dem Bären aufs Deck gekommen ist, „Nicht mal in seiner Kajüte war er zu finden“. Bepo nahm sich sofort wieder dem Nodachi von Law an und trug es an seiner Schulter, während er in der anderen Hand einen Stapel kleiner Bücher trug. „Was solls“, erwiderte der Schwarzhaarige leicht frustriert, „Fünf Herzen sind schon mal ein Anfang. Wir gehen zurück“. Das gegnerische Schiff wurde nun komplett geräumt. Sie hatten – fast – alles, was sie haben wollten, warum also noch unnötig Zeit verplempern.

Das Aufstöhnen auf Grund der Schmerzen war auf dem ganzen Deck zu hören. Die Meisten hatten mindestens eine Blessur davon getragen, unter denen sie jetzt qualvoll litten. Erst kämpfen wie die Großen und dann jammern wie die Kleinen. Es war immer dasselbe mit ihnen. Wie beim Saufen. Birne zu schütten und beim morgendlichen Kater dann so tun, als ob sie sterben würden. Manchmal waren sie aber auch die totalen Jammerlappen. Nicht mal die einzige Frau an Bord stellte sich so an, auch nicht wenn sie ihr monatliches Mädchenproblem hatte.

Law ging als Letztes zurück auf die Deep. Als Kapitän wollte er einfach alle sicher zurück wissen. Er verschaffte sich einen kleinen Überblick über die Verletzten an Deck. Auf den ersten Blick nichts Ernsthaftes dabei, aber Genaueres brachte erst eine detaillierte Untersuchung von allen. „Guck sie dir alle an und schick sie dann zu mir. Wie immer, erst die, die es am Schlimmsten getroffen hat“, sagte der Arzt zu Pen, der einfach nur nickte. Natürlich kannte er diese Prozedur. Der Pinguin war ebenfalls in Medizin ausgebildet, auch wenn er kein Arzt war. Er unterstütze seinen Käptn bei Operationen, die etwas schwerwiegender waren und bei denen man mehrere Hände brauchte. Wobei Law vieles mit seinen Teufelskräften richten konnte. Dennoch zog er es einfach vor, auf „altmodische“ Art und Weise zu operieren. Man durfte ja nicht aus der Übung kommen.

Während Pen los stiefelte, um nach zusehen, wer es am Dringensten brauchten, wollte sich Law gerade abwenden, um in seinen Behandlungsraum zu gehen. Doch es gab etwas an Bord seines Schiffes, was ihn wirklich sehr irritierte. Die Schäden an der Reling von der netten Begrüßung von Black Tiger waren immer noch da. Abigail hatte sich noch nicht darum gekümmert. Das fand er dann doch wirklich sehr merkwürdig. Sie war weder auf der Sambuke, um mit ihnen zu kämpfen, noch hatte sie die Deep repariert. Was zum Geier hatte dieses Weib schon wieder angestellt?

„Shachi“, sagte er leise zu dem Braunhaarigen, der neben ihm einem Nakama beim Hinsetzen geholfen hatte. „Ja, Käptn?“, erwiderte Shachi verwundert, warum Law so leise mit ihm sprach. „Geh unter Deck und such nach Abigail. Irgendetwas stimmt da nicht“, meinte der Arzt, „Ich komme gleich nach“. Der Orca – sein Name hatte diese Bedeutung – nickte schnell und machte sich auf den Weg. Law hatte immerhin noch was in der der Hand und das musste erst mal sorgsam verstaut werden. Die ganze Arbeit durfte schließlich nicht umsonst gewesen sein. Also wollte er das immer noch schlagende Organ in einen Behandlungsraum zu den Anderen bringen. Er hatte seine Nakama, die sie hierher gebracht hatten, angewiesen, die dazu gehörigen Steckbriefe davor zu legen, damit er die Herzen auseinander halten konnte.
 

Er wandte seinen Nakama auf dem Deck den Rücken zu, aber dann fiel ihm etwas in Auge. Hinter der Sambuke lag ein anderes Schiff vor Anker. Es war wesentlich größer als dieser Exotenkahn. Mindestens doppelt so groß und viel edler im Aussehen. Dunkelbraunes Holz mit goldgelben Verzierungen. Abigail hätte ihm sicher sagen können, was das für eine Art Schiff war.

Die Segel waren schneeweiß, zumindest sah der Stoff aus der Ferne danach aus. Doch eine Flagge war nicht zu erkennen. Eine Patrouille der Marine? Ein Händerlschiff? Oder doch Piraten? Konnte man nicht eindeutig sagen. Er fragte sich, wo es plötzlich her kam.

Warum hatte er es nicht schon vorher gesehen? War es schon die ganze Zeit über da? Hatten sie das ganze Spektakel mitangesehen?

Ein ungutes Gefühl beschlich Law, obwohl die dieses Schiffes anscheinend keine Anstalten machte ein- oder anzugreifen. Der Anker hing, soweit er es erkennen konnte, im Wasser und die Segel waren an ihrem gewohnten Platz zusammen gerafft. Nein, sie würden definitiv nicht angreifen, zumindest noch nicht. Der Schwarzhaarige wandte sich an einen noch mehr oder minder fit aussehenden Nakama: „Behalt das Schiff dort hinten im Auge. Schlag Alarm, wenn es irgendwelche Manöver veranstaltet“. Sein Kamerade nickte und positionierte sich zum Beobachten. Er selber setzte seinen Weg unter Deck weiter fort. Trotzdem ließ ihm dieses Schiff keine Ruhe. Es war merkwürdig, dass es keiner bemerkt hatte vor allem bei der Größe. Oder waren sie einfach nur von ihren Kämpfen so abgelenkt gewesen, dass sie es nicht wahrnahmen? Es fuchste Law, dass er so unaufmerksam war, war das doch sonst nicht seine Art. Was solls... So lange die keine Aktionen starten wollten, wollte er sich auch nicht darum kümmern. Er hatte Wichtigeres zu erledigen.
 

„Mmmmmmm“, machte ein braunhaariger Mann mit einem zufriedenen Grinsen auf dem fremden, viel größeren Schiff, „Er ist als der Mann, von dem ER gesprochen hat. Interessant. Seine ganze Crew scheint interessant zu sein“. Das Fernrohr in seiner linken Hand glänzte in der Sonne. „Haben Sie jemand Bestimmtes im Auge, Kapitän?“, fragte ein anderer Mann, höchstwahrscheinlich einer seiner Untergebenen, so wie er mit ihm spricht. „Oh ja“, erwiderte der Käptn und leckte sich genussvoll über die Lippen. Er war fasziniert von dem, was er gesehen hatte und seine Kehle schnürte sich aufgeregt und erfreut zusammen. „Bring mir die Teleschnecke“, befahl er seinem Diener, „Ich hab ein wichtiges Telefonat zu führen“. Der Angesprochene eilte sofort los, um seinen Befehl auszuführen. Mit einem breiten Grinsen konnte es der Käptn kaum erwarten. Diese... Jagd würde sehr amüsant und spannend werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Wingsy
2013-08-15T20:22:33+00:00 15.08.2013 22:22
Das mit Shachi am Anfang war echt lustig, der arme Kerl xDDDDD
Aber einer muss so was ja mal sagen ;P

Ich hoffe Abby ist noch nichts passiert, hab das Gefühl, dass dieser Kerl sie schon hat bzw. das Laws Alptraum nun wahr werden soll O___O
Mich wunderts nur, dass Law dennoch so ruhig ist, obwohl sie wohl weg zu sein scheint. Dass er nicht gleich Panik schiebt oder so xDD
Von:  fahnm
2013-06-19T21:43:29+00:00 19.06.2013 23:43
Spitzen Kapi^^
Antwort von:  Kiwikeks
20.06.2013 16:37
Danke :D
Von:  TrafalgarLaw2210
2013-06-18T15:12:53+00:00 18.06.2013 17:12
Eerstmal: Hurra es gibt ein neues Kapitel!! *-*
Zweitens: Über Schreibfehler sehe ich großzügig hinweg, sie häufen sich ja nicht so sehr dass es nicht mehr lesbar wäre
Drittens: Ein sehr interessantes Kapitel, ich musste das ein oder andere Mal doch wirklich schmunzeln...nur wo steckt Abby? Und was hat esmit demanderen Schiff da auf sich?
Bitte schreib diesmal etwas schneller weiter als davor:3
Antwort von:  Kiwikeks
18.06.2013 20:50
Danke für deinen Kommi **
Ich freu mich immer über so was *freu freu freu*

Das folgende kapitel ist fast fertig ^^
Das hing eigentlich noch an diesem dran, aber als ich dann das eine oder andere noch reingemischt hab, wurde es zu lang ^^
wurde also geteilt xD
sollte dieses mal nicht zu lange dauern... xDD


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