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Just the moment

von

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Klirrende Kälte.

Es war ein wirklich eisiger Winter dieses Jahr, an den Baumstämmen hatte sich eine Eiskruste gebildet, Schnee lag überall, zentimeterhoch. Wenn man lauschte hörte man das Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln, das Atmen, und von weiter weg ein paar Stimmen, manchmal ein entferntes Lachen. Das Grün das sonst diesen Park überwucherte war völlig verschwunden, nur das weiß ist geblieben. Soviel weiß, das die Menagerie fast trist wirken lies in der sie sich befanden. Bereits eine halbe Stunde standen sie nun hier, dort, wo im Sommer die roten Pandas spielten, einfach nur still da. Warteten, dass die anderen sie vielleicht einholten.

Wobei... das war nicht das was Anya hoffte. Sie mochte die Stille, die Kälte. Sie war es gewohnt und es beruhigte sie. Natürlich wusste sie, dass so ein Zusammentreffen der Alliierten ein schönes und seltenes Ereignis war, und trotzdem war Sie war eben eher der introvertierte Mensch. Das Zusammensein mit anderen war anstrengend für die Russin. Wobei... ganz alleine war sie nicht in diesem Moment. Hin und wieder warf Anya einen Blick zu der Frau neben sich, wandte ihn schnell wieder ab und atmete tief aus, versuchte nicht zu seufzen dabei.

Verstohlen sah sie sie noch einmal an, sie konnte nicht anders, und nicht anders als ihre Schönheit zu bewundern. Ihre aufrechte Haltung, ihr blondes, engelsgleiche Haar, dass sie zwar zu einem französischen Knoten hochgesteckt hatte, aber die losen Strähnen rahmten ihre weichen Gesichtszüge ein. Die Augen geschlossen lehnte sie am Zaun, die behandschuhten Finger um die Stäbe gelegt. Es herrschte Stille. Es war nicht so, dass die Französin nicht versucht hätte ein Gespräch anzufangen, aber Anya war einfach viel zu ungeschickt um eine solche Konversation angemessen aufrecht zu erhalten. So waren sie zum Schluss beide verstummt und warteten auf die anderen, die sich unbedingt noch die Krokodile ansehen wollten, vor denen Francine sich gefürchtet hatte.
 

Ein Windstoß fuhr durch den Park, eiskalte, Anya hörte wie die Frau neben ihr zischend die Luft einzog. Sie war die Kälte mehr gewohnt als die andere. Jetzt erst brachte sie sich dazu etwas zu sagen. "Es ist kalt, nicht wahr? Wollen wir vielleicht etwas weiterlaufen, damit dir wärmer wird?" Sie fand, dass ihre Stimme sich seltsam anhörte in die Stille hinein.

Angesprochen von der Russin wandte Francine sich ihr zu, lächelte und nickte. Anya schluckte. Ihr Lächeln. Es ließ ihr Herz kurz stocken. Sie gingen weiter, stumm, beide ein Lächeln aufgelegt.

Die Russin wusste schon lange, dass sie etwas für Frankreich empfand, doch getraut es ihr zu sagen, das hatte sie sich nie. Wie auch? Mit der Gewissheit, dass das Augenmerk der anderen auf Menschen wie England gerichtet waren. So hatte sie die Nation immer nur aus der Ferne beobachtet, genau, jeden ihrer Schritte, ohne ihr sonderlich nah zu kommen. Auch wenn sie es so gern wollte.

Auch wenn ihr Stolz so groß war, dass sie es eigentlich nicht zugeben wollte, jetzt in diesem Moment, wo sie so nah beieinander liefen, dass ihre Arme sich fast berührten, merkte sie, dass Frankreich sie anrührte. Ihr Herz bewegte.
 

Sie waren beim nächsten Tiergehege angekommen. Eigentlich nur eine kleine Wiese, gefrorene Halme, mit Stall. Der Fleck war mit einer kleinen Mauer umgeben. "Sind hier auch keine Tiere?", fragte Frankreich enttäuscht und blickte sich suchend um. Natürlich waren nicht alle Tiere zu sehen, es war tiefer Winter. Wahrscheinlich nicht die beste Zeit, um solch einen Ausflug zu machen. Anya sah sich ebenfalls suchend um, dann entdeckte sie etwas. "Da, sieh mal!", sagte sie leise und deutete hinter den Stall, wo sich gerade etwas bewegt hatte. Francine rutschte näher heran, und folgte der Hand der Russin mit ihrem Blick. Ihre Arme berührten sich, ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.

Der Duft der Französin war überwältigend, wundervoll, und ihre blonden Haare berührten Anyas Gesicht. Sie zuckte leicht zurück, aber das bemerkte die anderen nicht, weil in diesem Moment die Tiere kamen, nach denen sie gesucht hatte.

Zwei Pferde, Fohlen und Muttertier, beide ganz in schwarz, bewegten sich auf die Wiese. Das Kleine sprang wild herum, strauchelte einmal. Francine lachte kurz auf.

Anya schluckte und musste nun wirklich lächeln. Es war immer so gewesen, dass ihr Inneres kalt war, auch wenn es vielleicht nach außen anders schien manches Mal. Doch in diesem Moment spürte sie, wie jemand ihr Herz erwärmte. Ihr ganzer Bauch wurde warm und ihre Brust, einfach nur durch ihr Lachen. Es ließ etwas in ihr abfallen, und sie lachte ebenfalls, es war ansteckend. Oder einfach nur das Glück, dass sie empfand, dass die Frau, die sie so berührte in ihrer Nähe lachte.

"Na komm!", sagte Frankreich liebevoll, nahm Anya an der Hand und führte sie weiter. Schockiert ließ sich die junge Frau mitziehen, immer wieder überrascht von der Lebendigkeit der anderen. Ihr Herz war gerade erfüllt, und ihr Kopf war leer, einfach weil jeder Gedanke diesen Moment unterbieten würde. Es war nicht nur de Kälte, die die Wärme und die Röte in ihren Wangen erzeugte.

"Es ist schön mal wieder Zeit mit dir allein zu verbringen. Es ist viel zu lange her." Bei diesem Satz riss Anya ihre Augen auf blickte Francine erstaunt an, die sie anlächelte. War das ihr Ernst? Unsicher nickte die Russin, wusste gerade nicht was sie tun sollte, konnte. Was sie wollte, wusste sie genau. Anya blieb stehen, mitten im Schritt, und zog die Französin zu sich. Eine Aktion die sie sich normalerweise niemals getraut hätte, doch nach diesen Sätzen, in dieser Umgebung, kam es ihr nicht falsch vor, und sie umarmte sie einfach. Drückte den Körper, der warm eingepackt war, an ihren, vergrub ihr Gesicht in den blonden Haaren, atmete tief ein. Sie konnte es nicht erklären was sie tat, aber die andere Nation wehrte sich auch nicht, umarmte Anya ebenfalls. So standen sie da, einige Momente, so nah war Anya ihrer Liebe schon lange nicht gewesen. Ja, sie liebte sie, wirklich.
 

Die Russin löste sich schüchtern aus der Umarmung, lief weiter, damit die andere nicht merkte wie eingeschüchtert sie war von sich selbst. Sie wollte auch nicht wirklich Francines Reaktion darauf sehen. Sie hätte noch ewig so dastehen können, aber es ging nicht. Sie schluckte, lief einen Schritt schneller, plötzlich merkte sie, wie jemand ihre Hand ergriff und sie sah wieder die Französin an ihrer Seite. Anya schluckte. Noch nie hatte jemand ihr Herz so bewegt wie die junge Frau neben ihr, sie schien das Eis zu schmelzen in das es eingefroren war und es wiederzubeleben.

Anya wollte, dass sie es wusste, aber sie fand die richtigen Worte nicht. Sie hatte nicht die Angst, dass die andere sie wegstoßen würde, Distanz suchen würde, weil es ja nicht wirklich so war, dass sie eine Nähe hatten. Sie fürchtete sich davor, nicht die richtigen Worte zu finden.

SIe liefen weiter, Anya wusste nicht was sie tun sollte. Zum einen weil sie so glücklich war, zum anderen weil sie wirklich keine Ahnung was das zu bedeuten hatte und weil sie sich noch nie iin einer solchen Situation befunden hatte.

Sie blieben bei einem See stehen, der am Rand zugefroren war, das Eis glitzerte im Sonnenlicht, und der leichte Wind schlug kleine Wellen in der Seemitte. Ein paar schneeweiße Schwäne waren zu sehen, ließen sich treiben, voller Ruhe. Der ganze Ort war voller Ruhe und Stille, das Atmen und die Stille waren das einzige was zu hören war.

Immer noch Hand in Hand. Als sie eine Weile so still standen, bemerkte Anya, wie die junge Frau neben ihr anfing zu zittern. Kurz überlegte sie, dann zog sie sie weiter zu sich heran, legte ihr einen Arm um die Schulter um sie zu wärmen. Warum auch nicht? Warum sollte sie ihre Gefühle verbergen?

"Diese Tiere sind wunderschön", murmelte Francine, ließ sich keine Reaktion anmerken auf Anyas Umarmung. Wieder Stille. "...Sie verblassen vor deiner Schönheit.", erwiderte Anya ernst und starrte die Vögel weiter an.

Sie merkte wie Francine sie überrascht ansah, versuchte jedoch keine Miene zu verziehen. Sollte sie ein Geheimnis daraus machen, dass die Frau neben ihr eine Schönheit war? Wer konnte das schon? Die sinnlichen Lippen, das zierliche Gesicht, die großen Augen, ihr Haar, ihr Körper, ihr Duft, ihr Leuchten, ihr Gang. Selbst wenn sie sich anstrengte konnte sie keinen Makel feststellen.

Oder war Francine so überrascht, weil sie französisch mit ihr sprach? Zwar mit russischem Akzent, jedoch konnte Anya es immer noch fehlerfrei, auch wenn es schon lange her ist, seit sie es das letzte Mal benutzt hatte.
 

Francine hockte sich hin, beobachtete die Vögel, fuhr spielerisch mit den Fingern im Schnee, hinterließ Spuren. Aber auch die würden wieder verschwinden, unter Schnee, oder unter der Sonne.

Anya dachte immer mit Gefühlen oder Menschen wäre es wie mit Spuren im Schnee. Sie kommen, sind da, und wenn der Winter hart und eiskalt ist, die Spuren tief, dann können sie lange bleiben, doch am Ende verschwinden sie immer...

Doch wieviele Jahre waren nun vergangen und sie konnte die Gefühle verdrängen, doch die Spuren die Frankreich in ihrem Herzen hinterlassen hat, waren nicht verschwunden? Verdrängen und Vergessen, doch sobald ein Wiedersehen war, waren die Spuren wieder da, als wäre nie etwas gewesen. Und der Wunsch zusammen mit ihr Spuren zu hinterlassen war größer als jemals zuvor. Sie ging neben der Frau in die Hocke. Beobachtete sie eine Weile. Sie sagte nichts, sie sagte kein Wort, hob nur die Hand und fuhr der anderen durchs Haar. Sanft, berührte sie kaum. Ihr Herz klopfte dabei bis zum Hals, aber sie konnte sich nicht zurückhalten hatte es schon zu lange getan.

Wieder ein erstaunter Blick, dann ein Lächeln. Die Französin zog ihren Handschuh aus, und legte ihn auf die Wange der Russin. Sie war warm, und doch kälter als Anyas Gesicht.

Ihre Finger ließen das Blut in Anyas Adern gefrieren. Noch nie war ihr die Französin so unfassbar nahe. Sie spürte wie sanft über ihre Wange gestreichelt wurde und schluckte. Konnte den Blick nicht abwenden von diesen wunderschönen tiefen Augen. Wie einfach es wäre sie nun zu küssen. Sich einfach zu ihr beugen und... Der Blick der anderen Nation war ebenso liebevoll, neugierig. Ihre Augen leuchteten und Anya musste schlucken. Ihr Herz schlug so schnell und die Hand auf ihrer wange erwärmte sich langsam.

Nun... Eine Spur zu hinterlassen... So wie Francine es gerade mit Anyas Herzen tat, würde sie es tun durch einen einzigen Kuss? Sie war sich sicher, dass es in ihrem eigenen Herzen so besonders sein würde... Dass sie es niemals vergessen würde.

Nicht nachdenken, den Kopf ausgeschaltet, sie beugte sich vor, bis ihre Lippen nur ganz knapp vor Francines waren, sie diesen unwahrscheinlich tollen Duft riechen konnte, Anya schluckte nochmal, fuhr mit der Hand von Frankreichs Haar zu ihrem Nacken, und drückte ihre Lippen auf Francines.

Es war wie ein Traum. Unglaublich. Ihre Lippen, der Duft, die Wärme, die Nähe, all das vereint in diesem perfekten Moment. Die Augen halb geschlossen genoss sie es, das hier, wonach sie sich schon so lange sehnte.

Frankreichs Lippen waren kühler als Anyas aber so unglaublich sanft und sie schmeckten so gut. Etwas so süßes wie ihre Lippen hatte Anya noch nie gekostet. Und das alles in einem Augenblick des Kusses. Sie merkte wie Francine unter der Berührung der Lippen wegzuckte, nicht ganz, jedoch spürbar, ihre Hand von Anyas Wange ließ. Das allein war Grund für diese sich zu lösen, nahm ihre Hände zu sich und sah die überraschte Francine schockiert an. Plötzlich war sie wieder im hier und jetzt. Plötzlich merkte sie was sie eben getan hatte. Da saß die Frau ihrer Träume ihr so nah, dass sie ihre Wärme immer noch spüren konnte. Anyas Wangen waren feuerrot, glühten. Was hatte sie nur getan, was? Der Blick der Französin war für sie nicht einzuschätzen. Überrascht... Schockiert... Entsetzt? Anyas Herz klopfte so schnell und tat so weh. Wie konnte sie nur Jahre der Verdrängung für einen solchen Augenblick aufgeben? All die Jahre der Zurückhaltung? Sie schluckte, biss sich auf die Unterlippe, versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Sie hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, irgendetwas. "Ich... Es... Tut mir so Leid, ... Ich meine... Vergiss es einfach... ja?", stotterte sie. Ihre Stimme war heiser, leise, aufgeregt. Ihre Worte französisch, russisch gemischt. Bevor Francine etwas erwidern konnte sprang Anya auf, lief mit schnellem Schritt davon.

Wie hatte sie sich nur soetwas trauen können? Was war das nur für ein Fehler gewesen? Was sollte sie jetzt nur tun? Es war so unglaublich peinlich... Lächerlich... Verstörend. Sie merkte wie ihr eine Träne über die Wange lief, an der sie zuvor noch Francines zarte Hand gespürt hatte und musste auflachen. Wie hatte sie glauben können sich soetwas erlauben zu können? Wie hatte sie denken können, dass das der richtige Moment war? Wie die Französin ihr Herz so bewegte, dass es wehtat. Wehtat ihre Nähe nicht zu spüren, wehtat, weil es diesen vollkommen unpassenden moment gewählt hatte. Sie lief immer weiter, ihre Schritte immer langsamer. War es okay gewesen Francine da sitzen zu lassen? So kalt wie ihr war? Anya blickte schuldbewusst zu Boden, auch wenn sie so wohl keiner sah. Sie hatte das Gefühl gerade einiges falsch gemacht zu haben.
 

Sie wusste nicht wie lange sie dort stand aber plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter, nur leicht, eine sanfte Berührung die Anya zusammenzucken ließ. Sie wusste wer es war. Natürlich. Sie drehte sich nicht um, ließ die Französin unbeachtet. Ihre Hand blieb auf Anyas Schulter liegen, eine Weile, beide stumm, immer noch musste Anya weinen. Wieso nur? Wieso konnte sie sie nicht in Ruhe lassen? Sie konnte doch nicht aufhören jetzt, jetzt wo ihr Herz so blank lag, befreit vom Eis, kam sie, berührte es weiter und weiter. Auf gefrorener Erde war es viel schwerer Spuren zu hinterlassen als auf frischer...

Sie unterdrückte ein Schluchzen, versuchte es. Es sollte sie niemand so schwach sehen, so weinerlich, so... "Drehst du dich nicht zu mir um?", fragte Francine liebevoll in ihrem perfekten Französisch. Allein der Klang ihrer Stimme war für Anya ein Grund zusammenzuzucken. Schnell schüttelte sie den Kopf. Nein, sie sollte sie nicht so sehen. Wieder Stille. Sie sollte weggehen, einfach nur gehen, und nicht wiederkommen, dann konnten sie das vielleicht beide vergessen. Dieses Ereignis. Aber Frankreich ging nicht. Sie blieb. Sie wartete. Die Hand immer noch an Anyas Schulter.

Nach einer Weile des Schweigens, spürte sie, wie Francine die Hand von ihrer Schulter nahm und ihre Arme von hinten um die Russin legte. Sie fest an sich drückte, presste ihr Gesicht in ihre Halsbeuge.

Anya keuchte auf, zuckte zusammen, wagte es immer noch nicht die Frau hinter sich anzusehen. Sie spürte ihren warmen Körper an ihrem Rücken, ihre Arme um ihre Taille, ihre Lippen an ihrem Haar, und ihren sanften, warmen Atem. Roch sie, so nah bei sich, Anya wähnte sich im Himmel. Und doch wollten die Tränen nicht aufhören zu fließen, leise. Sie sah auf Frankreichs Hände hinab, schlanke ineinander verschränkte Finger, perfekte Nägel hielten sie fest. Was sollte sie nun tun? Warum tat Francine soetwas? Sollte das ein Trost sein? Ahnte sie nicht, dass sie sie damit nur noch mehr verwirrte, noch mehr durcheinander brachte? Sie konnte doch mit ihren eigenen Gefühlen nicht umgehen. Und nur dastehen... so kalt konnte sie nicht sein. Nicht zu der Frau, die sie über alles liebte. Zögernd legte sie ihre zitternde, tränennasse Hand auf Frankreichs und seufzte leise auf. Sie spürte wie kalt sie waren und wünschte sich so sehr den Körper der jungen Frau zu wärmen. Der Gedanke brachte sie ein wenig zum Lächeln.

"Hörst du nun auf zu weinen und umarmst mich richtig?", flüsterte sie Anya leise ins Ohr. "... Bitte." Das letzte Wort war nur ein Hauchen, doch es brachte Anya zum erröten. Sie zeigte keine körperliche Reaktion, als hätte sie es nicht gehört. In ihren Gedanken rumorte es, aber sie konnte keinen davon fassen.

Francine machte sich von Anya los, stand wieder still hinter ihr. Rührte sich nicht. Worauf wartete sie, dass Anya sich nun wirklich umdrehte und sie in den Arm schloss? Als wären sie beste Freundinnen? Aber sie konnten auch nicht die ganze Zeit so stehen, und warten bis irgendetwas passierte. Als wären sie Statuen, so trist in dieser tristen Umgebung.

Anya schluckte, drehte sich halb zu ihr um, sah auf den Boden, auf die Stiefel der jungen Frau vor ihr. Wieder einen Moment standen sie so da. Dann trat Frankreich einen Schritt an Anya heran, ihre Körper berührten sich, ihr Gesicht lag an Anyas, ihre beiden Wangen aneinander. Schockiert riss Anya die Augen auf, wusste nicht was sie tu sollte. Was sollte das? Wollte Francine sie ärgern? Sie provozieren? Sie auf den Arm nehmen? So kam sie sich gerade vor. Wieso sonst tat sie das? Wieso ließ sie sie nicht in Frieden? Es war so unfair, sie würde gerne... ihre Gedanken spielten verrückt.
 

"Wieso... sagst du nichts?", wisperte Frankreich, legte ihr Gesicht wieder in Anyas Halsbeuge, ihre Hand auf ihr Brustbein. "Dein Herz schlägt so schnell..." SIe lächelte. Sie hatte Recht. Sie hatte vollkommen Recht und Anya schien es, als hätte sie sie vollkommen durchschaut. Stille. Was sollte sie sagen? Sie war dran. Frankreichs Frage beantworten. "Weil Worte nicht ausdrücken können was ich gerade empfinde." Es war die Wahrheit. Und sollte sie sie nun dafür verurteilen, war es egal. Es stimmte. Francine sagte nichts, bewegte ihren Kopf nicht, nur legte sie ihren anderen Arm wieder um die Taille der Russin und zog sie ganz eng an sich. Atmete tief. Anya wusste nicht was sie tun sollte, ihre Arme hingen frei herunter, sie kam sich so dumm vor. Was sollte das nur... Ihr Herz schmerzte nichts zu tun als abzuwarten. Sie würde so gerne... Warum tat sie es nicht? Anya schluckte, ihr Atem ging schneller. So schloss sie ihre Arme um den zierlichen Körper der Französin und seufzte auf. Die junge Frau wehrte sich nicht, und so standen sie Arm in Arm und schwiegen sich an, bis Francine schließlich meinte: "Versuch es zu sagen... ich würde es so gerne hören...", flüsterte sie fuhr mit ihrer Hand den Hals hoch und legte ihr Gesicht, ihre Lippen, an Anyas Hals. Anya erstarrte. Was sollte sie nun sagen, wie könnte sie ihr einen Wunsch abschlagen? Es ging nicht. Sie konnte ihre Gefühle auch nicht beschreiben, nicht in französisch, nicht in russisch, keine Sprache der Welt hätte es perfekt beschreiben können außer... "Je t'aime...." , hauchte die Russin kaum hörbar, ihre Wangen glühten als sie das sagte.
 

Sie hörte das glockenhelle, leise Lachen der Französin. Dann spürte Anya wie Francine ihren Kopf hob, gemeinsam mit ihrer Hand, die nun wieder auf ihrer Wange lag. Ihre Lippen... wieder nur zwei Zentimeter entfernt, so nah, dass Anya Francines Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Anya schluckte. Was sollte das? War das die Reaktion? War das ein Spiel für sie? Sie wollte kein Spielzeug sein, dafür empfand sie viel zu viel, konnte nur noch an die Französin denken.

Und dann... spürte sie plötzlich... Frankreichs Lippen. Frankreichs Lippen auf ihren. Ihre Augen waren geschlossen, Anyas hingegen weit aufgerissen vor Schreck. WAS? Ihre Gedanken überschlugen sich, was sollte sie tun? Was sollte das? Anya lockerte ihre Umarmung, war nicht sicher was von ihr erwartet wurde... Ihr Herz pochte so schnell, dass sie dachte es explodiert. Doch. Sie würde es wagen. Wie konnte da... nichts sein, wenn Frankreich ihr hinterhergelaufen kam und sie dann auch noch küsste? War es ihr Ernst? Aber.. selbst wenn nicht... war es nicht egal, solang sie in diesem Moment glücklich sein konnte, mit ihr? Anya spürte wie sie am ganzen Körper Gänsehaut hatte, ein so wohliges Gefühl durchströmte sie. Diese Lippen, dieser Geschmack. Sie wollte gerade den Kuss erwidern, als Francine sich löste. Anya musste wohl sehr enttäuscht oder verwirrt aussehen, ihr Gesichtsausdruck zauberte dem wundervollen Wesen vor ihr jedenfalls wieder ein Lächeln aufs Gesicht, dass in Anyas Bauch Schmetterlinge toben ließen. Frankreich fuhr mit ihren Fingern an Anyas Lippen, musterte ihr Gesicht, Anya zuckte leicht weg, jedoch nicht so sehr, dass sie den Kontakt verloren. Ihr Atem war schnell und heiß, Tränen schossen ihr in die Augen, ihre Wangen glühten. Was sollte das? Es war so verwirrend? Wieso beobachtete Francine sie so genau? Anya schluckte, konnte ihren Blick aber ebenfalls nicht abwenden. Frankreich war einfach viel zu schön, viel zu anziehend, viel zu wundervoll, viel zu engelsgleich.

Und der Engel flüsterte: "...Je ...t'aime ..trop..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hamani
2012-07-17T17:13:48+00:00 17.07.2012 19:13
Ich liebe das Pairing so sehr. ♥
Und ich finde es süß wie du Anyas Gefühle beschreibst, das zögerliche, ängstliche und unsichere.
Wie du Francine darstellst gefällt mir auch total ♥ Auch wenn der Name nicht ganz mein Fall ist.
Ich will mehr lesen!


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