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Das Schokoladenmädchen

von

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Es war ein warmer Sommerabend. Die Sonne knallte zwar nicht mehr so erbarmungslos vom Himmel herab und keine einzige Wolke war zu sehen. Es war ein Tag, an dem die Menschen in den Park gingen, um sich mit Freunden zu treffen, ins Freibad, um sich abzukühlen oder einfach etwas zu unternehmen.
 

Oder arbeiten mussten. Als Kellner. In einem so gut wie leeren Café.

Antonio seufzte, als er gedankenverloren aus dem Fenster sah. Draußen sah es viel zu schön aus, um hier festzusitzen. Viel verlockender erschien es, einfach alles hier stehen und liegen zu lassen und schnell zu verschwinden und Antonio blinzelte kurz, um seine seltsamen Gedanken loszuwerden. Er versank ohnehin zu häufig in seiner eigenen Welt.

Er hatte zurzeit sowieso andere Probleme, als das Festsitzen in einem Café, indem es nichts los war. Ein viel größeres Problem war-

„Hey, Antonio!“

„Hm?“ Der Angesprochene wandte sich um. An der anderen Seite des Tresens wartete, wie erwartet. Francis. Und natürlich Gilbert. Was hatte Antonio auch anderes erwarten können? „Was macht ihr denn hier?“

„Wir wollten nur über den aktuellen Stand der „Dinge“ erkundigen. Du verstehst?“, fragte Francis mit einem verschmitzten Lächeln. Auch Gilbert grinste ihn erwartungsvoll an.

Antonio trat zu Gilbert und Francis. Er wusste, was sie mit den „Dingen“ meinten. Schließlich konnte Antonio an so gut wie nichts oder eher jemanden anderes denken.
 

Obwohl es bereits Frühling war, regnete es draußen in Strömen. Das Café war gut besucht, viele von denen, die eben noch auf den Straßen unterwegs gewesen waren, flüchteten sich aus dem Regen in das warme Café.

So hetzten Antonio und die anderen wenigen Kellner durch das Café, um den ungewohnt großen Zahl an Kunden Herr zu werden. Und mitten in der Hektik erblickte Antonio sie. Sie saß an einem Tisch am Fenster und sah hinaus auf die nassen Straßen. Sie hatte so interessierte, grüne Augen. Blonde, noch vom Regen feuchte Locken. Volle, rote Lippen. Er konnte einfach nicht aufhören, sie anzusehen. Antonio wusste nicht, wie lange er sie nun schon perplex anstarrte, als er abrupt aus seinen Gedanken gerissen wurde.

„Äh… Entschuldigung?“, machte die junge Frau am Fenster auf sich aufmerksam.

„Hm, ja?“, antwortete der Braunhaarige verträumt.

Sie kicherte und lächelte freundlich. „Ich hätte gerne eine heiße Schokolade…“

„Ah, ja, natürlich“, antwortete Antonio und wuschelte sich durch das Haar, wie immer, wenn er nervös war. Er wandte sich gerade um, um der Bestellung nachzukommen, als die Frau ihn erneut ansprach: „Ach… Ach ja und…“

„Ja?“, fragte Antonio und drehte sich wieder zu ihr, ein schiefes Grinsen auf dem Gesicht. Sie war süß.

Die Blonde lächelte zurück und blickte Antonio aus ihren grünen Augen an. „Ah… Nichts, nichts. Ist schon in Ordnung“, meinte sie schließlich und wandte sich wieder dem Fenster zu.
 

Und seit diesem Tag kam die hübsche Blondine jede Woche in das Café, um sich eine heiße Schokolade zu bestellen.
 

Er konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Und genau darin lag sein Problem. Irgendwie hatte er es geschafft, sich hoffnungslos in das Mädchen zu verknallen. Immer, wenn er sah, dass sie das Café betrat, machte sein Herz einen Hüpfer und ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Und immer, wenn Antonio ihr einen Kakao brachte, so blieb er immer ein paar Minuten bei ihr, um sich zu unterhalten. Ihr Name war Isabelle van de Velden, sie war gebürtige Belgierin und sie studierte Kunst. Und sie war absolut bezaubernd. Nach einiger Zeit kannte er sie so gut, dass sie einfach ab und an zusammen etwas unternahmen. Dasaßen und redeten. Ins Kino gingen. Oder eher in die Kunstsammlung, wenn Isabelle wieder etwas zu den ausgestellten Werken erarbeiten sollte. Aber nie ging eine dieser Unternehmungen über das hinaus, was Freunde zusammen unternahmen.

„Nichts neues“, meinte er und versuchte sich ein Lächeln abzuringen.

„Wie bitte?“, fragte Gilbert ungläubig. „Kannst du mir nicht erzählen. Hattest du nicht irgendwie ein Date mit ihr? Oder was war das?“

„Eben, hattest du nicht gesagt, dass du in eurer… Beziehung etwas ändern willst?“, setzte Francis hinzu.

„Na ja…“, murmelte Antonio und fuhr sich verlegen durch sein Haar. „Also…“
 

„Und was will uns nun der Künstler damit sagen…“, murmelte Isabelle vor sich hin, als sie das Bild vor ihr konzentriert betrachtete. Gut, die Bezeichnung „Bild“ war eventuell etwas hochgegriffen. Denn um genau zu sein handelte es sich bei diesem Kunstwerk um nichts mehr, als einen geraden, blauen Strich auf einer weißen Leinwand. So sah es jedenfalls für Antonio aus.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete er, „vielleicht mochte er einfach nur blaue Striche?“

Isabelle kicherte und drehte sich wieder zu Antonio. „Was für eine Interpretation…“, schmunzelte sie.

Antonio grinste sie ebenfalls an. „Was hast du denn erwartet?“

„Weiß nicht…“ Die Belgierin zuckte die Schultern. „Ach komm, lass uns in ein anderes Abteil gehen… Ich mag den Stil nicht so sehr.“

„Magst du kein Blau?“

„Ach, komm einfach mit!“, forderte sie und hakte sich bei Antonio ein, um ihn weiter durch das Museum zu führen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sah er zu, wie Isabelle ihm die Gemälde erklärte. Er liebte es, wie ihre Augen dabei anfingen zu leuchten und wie sie gestikulierte, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Grund ging Antonio liebend gern mit der aufgeweckten Belgierin ins Museum. Heute jedoch hatte er noch einen anderen Grund.

Heute wollte er Isabelle gestehen, was er wirklich für sie empfand.
 

Die Beiden standen gerade vor Isabelles Lieblingsbild, dem „Schokoladenmädchen“. Sie konnte stundenlang darüber referieren, wie grazil und anmutig das Mädchen auf dem Bild aussah oder wie der Künstler den Pinsel aufgesetzt hatte.

Sie und Antonio betrachteten das Bild –eigentlich betrachtete nur Isabelle das Bild, Antonio betrachtete weiterhin Isabelle- in vollkommener Stille. Ein günstiger Zeitpunkt, ihr zu sagen, was er fühlte. Er klappte gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, als-

„Antonio?“

Er schloss seinen Mund wieder. „Hm?“

„Ich… äh… Darf ich dich mal etwas fragen?“

„Klar“, murmelte Antonio, dem sein Herz fast bis zum Hals schlug.

„Okay.“ Sie holte noch einmal tief Luft. „Also es geht um diesen, uhm, Typen“, murmelte sie und bedachte Antonio mit einem schüchternen Blick. „Du weißt schon…“

„Aha“, brachte Antonio noch geradeso heraus. Meinte sie etwa ihn?

„Und, na ja, ich wollte dich fragen, so als guten Freund, ob du denkst, dass Lovino zusagen würde, wenn ich ihn um ein Treffen bitte…?“
 

„Also hat sie schon jemanden“, endete Antonio seine Geschichte.

„Friendzoned!“, warf Gilbert hilfsbereit wie eh und je ein.

„Qualifizierter Kommentar, Gilbert…“ Francis rollte mit den Augen bedachte den Albino mit einem abwertenden Blick. Antonio starrte Gilbert währenddessen aus zusammengekniffenen Augen an.

Francis wandte sich wieder Antonio zu.

„Weißt du denn, wann sie ihr Rendezvous hat?“

„Nein…“, murmelte Antonio und hörte auf, den Albino böse anzustarren, „vielleicht heute oder morgen Abend, sie wollte ihn ja gleich fragen…“

„na dann hast du doch noch Zeit, ihr deine Liebe zu gestehen! Dem wird dir dann nichts mehr entgegenzusetzen haben“, meinte Francis. Antonio seufzte. Jedesmal, wenn es ums Thema „Liebe“ ging, musste Francis sich wie der große Berater aufspielen. Typisch Franzose.

„Ich habe dir doch schon gesagt, dass sie einen anderen hat. Den Typen aus ihrem Kurs.“

Francis machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das hat doch nichts zu bedeuten. Lass einfach l’amour sprechen!“

Einige Sekunden blieb es still.

Schließlich brachte Gilbert ein „Was?“ hervor.

„Ich meine nur, dass er es ihr bald sagen sollte, dann hat er vielleicht noch Chancen“, erklärte Francis und zwinkerte Antonio zu.

„Denkst du wirklich?“, fragte der Kellner.

„Aber natürlich, mon chér. Und wenn nicht, dann hast du es wenigstens versucht.“
 

„Und wenn nicht, dann hast du es wenigstens versucht.“
 

Schon den ganzen Tag gingen Antonio diese Worte im Kopf herum. Er wusste es ihr sagen, aber wie? Er kam hier nicht weg, Etwas niedergeschlagen machte sich Antonio wieder an die Arbeit und räumte das Geschirr von einem der leeren Tische weg. Als er wieder auf dem Weg in die Küche war, da sah er sie wieder. Sie saß allein am Fenster, ihre blonden Locken vielen ihr wieder ins Gesicht und der Blick ihrer grasgrünen Augen galt der Straße.

Antonio konnte es kaum fassen. Schnell räumte er das Geschirr weg und machte sich dann auf zu Isabelle. Nur sie war nun wichtig, die Arbeit war ihm gerade herzlich egal.

„Bella?“, fragte er, als er sich den Weg zu ihr gebahnt hatte. Sie blickte überrascht auf und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Hallo, Antonio.“

„Was machst du denn hier? Ich.. Ich dachte, du hättest ein Date?“

„Ja… ja, schon… Aber er hat es dann abgesagt…“, flüsterte sie und sah auf die Tischplatte hinunter.

„Oh, äh, tut mir leid“, versuchte Antonio Isabelle zu trösten und setzte sich ihr gegenüber. Ihm war egal, was seine Kollegen nun über ihn dachten, es ging schließlich um Bella.

„Ach, ist doch halb so wild. Ich kannte ihn ja eigentlich ohnehin kaum“, meinte die Belgierin mit einem Schulterzucken und blickte Antonio unter ihren langen Wimpern hervor an. Sie sah aus, wie als wollte sie noch etwas anderes sagen, nur wusste nicht wie. Einige Sekunden blieb es still zwischen den beiden. Eigentlich wäre nun ein guter Zeitpunkt, so dachte Antonio, erneut zu versuchen, Isabelle seine Gefühle zu gestehen. Denn ein drittes Mal würde es vielleicht wirklich nicht geben.

„Bella“, durchbrach Antonio das Schweigen, „ich… ich wollte dir sagen, dass ich denke, dass du eine wundervolle Person bist, du… du bist nett und süß und hübsch und… äh… und ich würde gerne etwas mehr, als dein Freund sein“, murmelte Antonio und eine leichte Spur Rot stahl sich auf seine Wangen. Isabelle sah ihn einfach nur an und wurde langsam aber sicher ebenfalls rot. Vielleicht hätte er sich doch einen günstigeren Zeitpunkt aussuchen sollen.

„W-wie bitte?“, stotterte sie.

„Bella… Bella, ich liebe dich“, brachte Antonio schließlich heraus.

Ein kurzes Schweigen entstand, indem sich Antonio und Isabelle lange in die Augen sahen. Antonio versuchte eine Antwort in den Augen der anderen zu finden. Doch es war vergebens. Dann ganz langsam legte sie ihre Hände auf Antonios Wangen, lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Ich dich auch“
 

Glücklich hielt Antonio die Hand seiner Freundin. Es war nun drei Wochen her, dass er ihr seine Liebe gestanden hatte. Und wieder standen sie an der Stelle, an der sie bereits vor fast drei Wochen gestanden hatten. Vor dem „Schokoladenmädchen“. Isabelle drückte Antonios Hand etwas fester und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter, als sie fragte: „Kennst du eigentlich die Geschichte, wie das Bild entstanden ist?“

„Nein“, antwortete Antonio und grinste, „aber du wirst es mir sicher gleich erzählen.“

Die Belgierin kicherte kurz, bevor sie begann. „Also, es heißt, dass der junge Fürst, der das Bild später in Auftrag gab, im Jahr 1745 ein kleines Café besuchte, um dort, die bekannte heiße Schokolade zu probieren. Dort lernte er das schöne Schokoladenmädchen kennen, von der er sofort bezaubert war. Um sie näher kennen zu lernen, besucht er dann das Café fast täglich, nur um sie zu sehen… Am Ende hielt er schließlich um ihre Hand an“, endete sie und lächelte eines der Lächeln, die Antonio so an ihr mochte.

„Das hast du dir ausgedacht, oder?“, fragte Antonio grinsend.

„Nein, was denkst du von mir?“, erwiderte Isabelle lachend, bevor sich Antonio zu ihr hinunter beugte und ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen drückte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Freddie
2013-03-25T09:03:03+00:00 25.03.2013 10:03
Ich weiß nicht ob ich dich böse finden soll, weil ich zu einem Pair was ich eigentlich shippe (RomaBel) laut 'Oh nein' gesagt habe oder ob ich dich einfach lieben soll. -Zweiteres zum wütend sein bin ich eh zu faul XD

Oh Gott, der OS ist richtig süß und absolut Zucker und Honig!
Ich liebe realistische Romanzen und HeteroTalia finde ich ebenfalls wundertollig also großes fettes DANKE für diesen wundervollen OS.
*ich kann grad nicht wirklich glauben, dass ich die erste Reviewerin bin xD*

Dein Schreibstil ist genau so toll *3*

Ich würde gern über irgendwas Kritik geben, damit das Review irgendwie weniger sinnlos wird, aber mir fällt nichts ein XD

Jedenfalls ein OS erster Klasse

glG, Freddie
PS.: Sorry ich faile bei Reviews xD


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