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Eisregen

Hinter den Kulissen - Gray x Lluvia
von

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Eisregen

Erzas Schritte verhallten hinter Gray, doch ihre Worte setzten sich in seinem Kopf fest, während er über das nächtliche Crocus hinausblickte. Die vielen Lichter glichen in seinen Augen dem Glitzern eines Gletschers.

Oder auch dem Meer bei Mondschein.

Gray seufzte.

Erza hatte schließlich Recht. Er wusste von Lluvias Gefühlen für ihn; er hätte schon blinder als ein augenloser Krebs sein müssen, um die mehr als offensichtlichen Zeichen zu übersehen. Anfangs hatte er erwartet, dass sich ihre Schwärmerei für ihn schnell wieder legen würde, sobald sie erst einmal Freunde in der Gilde gefunden hatte. Er war davon überzeugt gewesen, dass ihre Fixierung auf ihn allein an dieser Sache mit dem Sehen der Sonne nach ihrem ersten Kampf zu tun hatte und dem scheinbar endlos langem Alleinsein.

Doch Gray hatte sich geirrt.

Er konnte nicht mehr untätig herumstehen, also stieß er sich von dem Geländer ab, an dem er zuvor gelehnt hatte, und bewegte sich ins Gebäudeinnere. Allerdings hatte er noch keine große Lust, sich schlafen zu legen. Abgesehen davon würde ihn das wandelnde Streichholz ohnehin nicht zur Ruhe kommen lassen.

Die neue Bewegung seines Körpers ließ ihn gedanklich trotzdem nicht zur Ruhe kommen. Ein deutliches Zeichen dafür war die Tatsache, dass er sich bereits ausgezogen hatte. Allerdings wurde er primär durch einen Pagen des Hotels darauf hingewiesen, der ihm hinterher gelaufen war, um ihm seine Kleidung zurückzubringen und Gray aufzufordern, sich korrekt anzukleiden, wie es die Hausregeln ihrer Unterkunft verlangten.

Er murmelte etwas Unverbindliches, tat aber wie ihm geheißen. Unter den wachsamen Augen des Pagen verließ er schließlich das Hotel. Ziellos durchwanderte er daraufhin die Straßen Crocus‘.

Bereits in Phantom Lord schienen Lluvia und Gazille sich zumindest schon verstanden zu haben und diese seltsame Freundschaft schien sich nach ihrem gemeinsamen Beitritt bei Fairy Tail nur noch verstärkt zu haben. Und Lluvia hatte weitere Freunde gefunden, wie Lucy zum Beispiel.

Aber ihr Fokus lag immer noch auf Gray.

Er richtete seinen Blick auf den sternenklaren Himmel über sich.

Wie sollte er diese Sache geradebiegen? Es wäre ja alles schon wesentlich einfacher, wenn Lyon sich nicht mit seiner blöden Wette eingeschaltet hätte…

Gerade als er den Blick wieder senken wollte, fiel ihm eine einsame, kleine Wolke auf.

Eine Regenwolke.

Seine Füße hatten sich schon in Bewegung gesetzt, als sein Kopf noch mit Denken beschäftigt war.

Gray ging raschen Schrittes durch die Straßen und auf die Stelle zu über die die Wolke hing. Die Wolke bewegte sich keinen Millimeter vom Stück und bekräftigte Gray in seiner Annahme, dass dies keine gewöhnliche Regenwolke war.

Vage kam ihm die Gegend bekannt vor und er glaubte diesen Nachmittag mit Lluvia und Lyon hierhergekommen zu sein, ehe er sich hatte loseisen und fliehen können. Ja, ‚fliehen‘ war das richtige Wort. Lluvia alleine wäre ja in Ordnung gewesen, aber mit Lyon? Nie und nimmer.

Schließlich bog Gray um die Ecke eines geschlossenen Geschäftes für Herrenhüte und die schmale Gasse vor ihm gab den Blick auf einen Springbrunnen frei. Innerlich hatte er es zwar schon erwartet, dennoch erfreute es ihn nicht unbedingt, zu sehen, wie Lluvia niedergeschlagen auf dem Rand des Springbrunnens saß und der Regen auf sie hinunterrieselte.

Ist sie die ganze Zeit hier gewesen?

Er unterdrückte ein Seufzen und ging langsam auf sie zu.

Als er auf sie zukam, sah sie noch nicht einmal auf. Ihre langen, blauen Haare klebten bereits an ihren nackten Schultern und ihre Kleidung war vollkommen durchnässt, doch schien es sie nicht weiter zu kümmern; die Beschäftigung ihre Hände in ihrem Schoß zu wringen schien ihr ihre volle Aufmerksamkeit abzuverlangen.

Heute Nachmittag hatte sie so freudig und hübsch ausgesehen und nun saß sie hier bekümmert im Regen.

Gray fand, dass er ein Trottel war.

„Lluvia, was ist los?“, fragte er leise.

Etwas Blöderes hätte ich nicht fragen können, oder? Das ist doch wohl offensichtlich!

„H-hallo Gray-sama“, sagte sie leise und ausweichend und sah ihn dabei möglichst nicht an, sondern blickte betrübt an ihm vorbei in eine dunkle Ecke am Rand des Platzes.

Ein wenig ärgerlich mit sich selber zog er seine Jacke aus und legte sie ihr kurzerhand um die nassen Schultern. Gray fühlte, wie sie einen überraschten Laut ausstieß und zu ihm aufblickte, doch er sah sie nicht an, als er sich neben sie setzte.

Ihre Überraschung ließ den Regen kurz schwächer werden.

Er hätte ja seine eigene Verlegenheit mit einem abweisenden Spruch überspielt, aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass ihn das in seinem Vorhaben nicht weiterbringen würde. Außerdem hatte er Angst davor, was Erza mit ihm machen würde, wenn sie Wind davon bekommen würde…

„Es ist wegen vorhin, oder?“, wollte er leise wissen. Dabei stützte er die Ellenbogen auf seine Knie auf, aber sah sie immer noch nicht an.

Super. Das funktioniert sicher, wenn du sie nicht ansiehst…

Während er innerlich über sich selbst mit den Augen rollte, fühlte er wie Lluvia ihren Blick wieder von ihm abwandte und erneut ihre Hände im Schoß wrang. Der Regen wurde wieder stärker.

„A-also…“, begann sie leise zu stammeln. „Es tut Lluvia leid, dass sie Gray-sama gegenüber wieder…“, kam es betrübt gemurmelt von ihr. Sie beendete den Satz nicht und Gray wusste nicht genau, was ihr denn genau Leid tat. „Gray-sama wollte sicher mehr Zeit mit Lyon verbringen…“

Ein Blick aus dem Augenwinkel zeigte Gray ihren traurigen Gesichtsausdruck, wie ihre Lippen vor Unmut über sich selber bebten und wie sie noch stärker die Hände ineinander wrang.

Warum sagst du den Namen von dem Trottel so einfach und kannst meinen Namen nicht ohne Höflichkeitssuffix aussprechen?

Er streckte seine Hand nach ihren beiden in einander verkrampften aus, um sie davon abzuhalten, sich wohlmöglich noch irgendwas zu brechen, wenn sie so weitermachte.

„Lluvia.“

Sie war stocksteif geworden und starrte entgeistert auf seine Hand auf ihren. Der Regen hatte wieder ein bisschen nachgelassen.

„Lluvia“, sagte er erneut, doch sie starrte noch immer auf ihre Hände hinunter. Er war sich gerade nicht sicher, ob ihr bewusst war, dass sein Körper aus mehr als einer Hand bestand und zumindest sein Mund gerade versuchte, Kontakt zu ihr aufzunehmen.

„Lluvia, sieh mich bitte an“, forderte er sie auf.

Er war durchaus versucht, mit seiner anderen Hand nach ihrem Gesicht zu greifen und sie anderweitig dazu zu bewegen, ihn anzusehen, als ihr Blick nach oben schnellte. Jetzt war er doch ein bisschen froh darüber, es nicht getan zu haben, dann ihre Wangen waren jetzt schon vor Verlegenheit gerötet. Wenn er noch nach ihrem Gesicht gegriffen hätte, hätte ihr das sicher den Rest gegeben.

„Ich muss dir was sagen“, sagte er und schluckte. Super. Ausgerechnet jetzt musste seine Kehle trocken werden und er das Bedürfnis verspüren, in dunkle Ecken zu sehen. „Mir ist vollkommen egal, welches Team gewinnt.“

„Eh?“, kam es von Lluvia.

Natürlich hatte er wieder einmal das unbeschreibliche Talent, Dinge so auszudrücken, dass man sie gar nicht richtig verstehen konnte. Sie dachte jetzt sicher, es wäre ihm egal, wenn sie verlören und sie nach Lamia Scale müsste. Lluvias Gesichtsausdruck schloss sich schon wieder und Gray verfluchte sich innerlich für seine Ineloquenz.

Seine Stärken hatten ohnehin schon immer eher im Handeln anstatt im Reden gelegen, also handelte er.

Ohne vorher zu überlegen, wohlgemerkt.

Gray streckte auch noch seine zweite Hand nach Lluvia aus und ehe sie protestieren oder überhaupt irgendetwas machen konnte, zog er sie zu sich. Zu seiner eigenen Überraschung hatte er sie, ehe er sich versah, im Arm und ihr Regen tropfte für einige Sekunden auf ihn herunter, bevor er schließlich abebbte.

„G-Gray-sama?!“

„Warte. Hör mir erst zu, dann kannst du gehen oder was auch immer machen.“

Sie war stocksteif in seinen Armen, doch er fühlte wie sie schließlich nickte. Erleichtert stieß er seinen Atem aus, von dem er noch nicht einmal bemerkt hatte, wie er ihn angehalten hatte.

„Was ich damit sagen wollte, ist, dass mir egal ist, welches unserer Teams gewinnt. Mir ist egal, ob Team A oder Team B gewinnt. Und mir ist genauso egal, dass der Master euch, wenn ihr gewinnt, erlauben wird, einen Tag lang alles von uns zu verlangen. Was auch immer das dann sein wird.“

Während er redete, bemerkte er, wie sich Lluvia ein bisschen entspannte und ihre Hände in sein Hemd grub. Mit einem Mal wurde ihm sehr bewusst, dass er gerade tatsächlich Lluvia im Arm hielt und keiner von beiden gerade geistig umnachtet oder schwer verletzt war. Es war irgendwie… nett.

„Lluvia würde nichts allzu Schlimmes von Gray-sama verlangen“, murmelte sie verlegen gegen seine Schulter.

Gray grinste dabei schwach in ihre feuchten Haare. Ihm war klar, dass sie nichts ‚Schlimmes‘ von ihm verlangen würde…

Er räusperte sich. „Wie auch immer. Mir ist aber nicht egal, was passiert, wenn Lyons Team gewinnt. Ich will nicht, dass du mit ihm zu Lamia Scale gehst.“

„Lluvia wird auch nicht zu Lamia Scale gehen“, sagte sie immer noch mit ihrer verlegenen Stimme, klang aber dabei sehr bestimmt.

Gray war so überrascht, dass er sich ein bisschen von ihr löste, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Blick war auf ihre Hände gerichtet, wie sie sich an Grays Hemd festhielten. Ehe er etwas sagen konnte, ergriff sie wieder das Wort.

„Gray-sama und Lyon haben diese Wette ohne Lluvias Zustimmung abgeschlossen und Lluvia will Fairy Tail nicht verlassen, also wird Lluvia auch nicht gehen.“ Gegen Ende sah sie schon fast stur zu Gray hinauf, mit ihren roten Wangen und ihren zusammengezogenen Brauen.

Gray musste lächeln und zog sie wieder näher an sich heran. „Sehr gut. Sehr gut“, murmelte er wieder in ihre Haare.

Eigentlich wollte er sie bald wieder loslassen, denn wer wusste schon, was mit ihrem Blutdruck noch so alles passieren konnte, wenn er sie weiter festhielt, aber sie überraschte ihn erneut.

„G-Gray-sama?“ Sie klang schon wieder verlegen und er brummte einen zustimmenden Laut. „Können Gray-sama und Lluvia vielleicht noch ein bisschen so bleiben?“, fragte sie schüchtern und leise.

„Unter einer Bedingung.“

Er fühlte, wie sie wieder an seiner Schulter nickte und sein Hemd fester griff.

„Kein Regen mehr.“

„Kein Regen mehr“, versprach sie vehement und klang dabei so bestimmt, wie er sie noch nie zuvor gehört hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Haruko_Yuki
2016-06-05T09:26:39+00:00 05.06.2016 11:26
awww Gruvia~♥
Wirklich schön und süß~
Gefällt mir sehr gut
Von:  Principessa
2015-10-25T19:54:20+00:00 25.10.2015 20:54
Lesen und quietschen, so muss das sein.
Ich liebe den OS!
Von: abgemeldet
2012-12-21T08:16:19+00:00 21.12.2012 09:16
Kawaii!
Das solltest du unbedingt mal zu Hiro Mashima schicken, damit er die Story in Tat umsetzen kann! >w<
Von:  Salzstreuer
2012-11-30T15:56:37+00:00 30.11.2012 16:56
SEHR süß und toll, nur lies dir deinen Text nochmals durch, du hast fehler wie "... sich korrekt zu anzukleiden(??), wie es die Hausregeln ihrer Unterkunft verlangten."
lg
Von:  Soichiro
2012-10-28T12:29:50+00:00 28.10.2012 13:29
Und wieder ein Kommentar von mir :D

Also ich finde auch diese Geschichte ist dir wirklich gelungen :)
Und mein Lob kann ich auch wiederholen, denn ich finde auch dieses Mal triffst du die Charaktere sehr gut!

Ich finde diese kleine Geschichte wirklich unheimlich süß :)
Das Ende ist echt richtig niedlich!
Und dein Schreibstil begeistert mich erneut, das Lesen fällt einem unheimlich leicht und macht vor allem auch richtig Spaß

Von:  Nioria
2012-07-26T10:39:29+00:00 26.07.2012 12:39
Ohhh ist das süüüß <333
Echt traurig, dass es nur wenige solcher FF's gibt. :/
Würde mir wünschen es gäbe mehr.
Gerade über Gray und Lluvia.
Von: Maryhase
2012-07-14T12:02:02+00:00 14.07.2012 14:02
>////////<
Wie süüüüüüüüüüüüß!!!!
Wirklich, ganz toll ^^
Juvia und ihr Gray!!
Auch wenn er sie nur in den Arm genommen hat, das war ein wirklich schöner OS ♥

Liebe Grüße,

maryjoa3004
Von:  Raishyra
2012-07-13T18:28:27+00:00 13.07.2012 20:28
Niedlich <3

Hast du sehr schön geschrieben^^


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