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Nichts ist wie es scheint.

von

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Verratenes Geheimnis

Huhu,

mal wieder vielen Dank für die lieben Kommentare zum 7. Kapitel! Ich freue mich immer sehr zu lesen, dass euch meine Geschichte so gut gefällt! Kritik ist natürlich auch gerne willkommen, nur so kann man seine Sache besser machen ;)

Sorry dass es dieses Mal etwas länger gedauert hat, ich wusste nicht wirklich wie ich zu meinen Ideen überleiten sollte.

Gewöhnt euch aber besser schon einmal dran, denn nächste Woche geht bei mir die Schule wieder los und da es aufs Abitur zugeht wird es wohl des Öfteren etwas länger dauern bis ich ein neues Kapitel online stellen kann...

Aber jetzt erst einmal viel Spaß mit dem neuen Kapitel, ich hoffe es gefällt euch :)

Liebe Grüße!
 

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Kapitel 8: Verratenes Geheimnis
 

Am Mittwochmorgen war TenTen tatsächlich noch nicht wieder in der Schule aufgetaucht, was bei Neji immer schlechtere Laune verursachte. Er hatte seit dem Gespräch mit Gaara am Montag und der darauffolgenden Auseinandersetzung mit Hinata keine ruhige Minute mehr gehabt. Seine Gedanken überschlugen sich regelrecht und egal in welchem Zusammenhang, aber TenTen spielte immer eine Rolle.

Der Hyuuga seufzte und fuhr sich durch die Haare. Er saß im Kunstunterricht und schmierte unerkennbare Gestalten auf die Leinwand vor sich. Die letzten Stunden vor den Sommerferien hatten sie bisher immer damit verbracht, das zu zeichnen, was ihnen gerade in den Sinn kam. In Nejis Kopf herrschte jedoch ein so großes Durcheinander, dass nichts Erkennbares dabei herauskam.

„Zum Glück ist das meine letzte Stunde für heute“, dachte der Hyuuga mürrisch und griff zu einem anderen Pinsel, den er in die Farbe rot tunkte.

Eigentlich war Kunst neben Sport ein weiteres Fach, in dem Neji sich vollkommen von seiner Außenwelt zurückziehen konnte. So war es aber heute nicht. Nachdem er mit Gaara gesprochen hatte, hatte er sich vorgenommen TenTen spätestens heute nach der Schule zu besuchen, wenn sie bis dahin wirklich nicht wieder kommen sollte. Er hatte sich von all ihren Lehrern die Unterrichtsmaterialien sowie die Hausaufgaben geben lassen, damit er diesen Grund als Vorwand benutzen konnte, sie zu besuchen und nach ihr zu sehen.

„Wow, dein Bild ist wirklich... aussagekräftig...“, sagte Kankuro leicht amüsiert. Er saß mit Sai neben Neji und begutachtete sein Bild mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Hm“, kam es nur von dem Hyuuga und er legte seinen Pinsel beiseite.

„Du gehst heute nach der Schule zu ihr, oder?“, fragte der Sabakuno vorsichtig.

„Muss ja. Hab alle ihre Unterlagen“, entgegnete Neji kurz angebunden und zuckte mit den Schultern.

„Und du gehst nur deswegen?“

„Nein, keine Angst. Ich gehe auch wegen dem Streich hin, versprochen.“ Nejis Stimme war kühl und genervt. Er verstand nicht, wieso seine Freunde immer noch so auf ihren blöden Streich fixiert waren, obwohl sie wussten, dass TenTen vielleicht schwer krank war.

„Das meinte ich gar nicht, Neji“, sagte Kankuro ehrlich und Neji schaute skeptisch zu ihm, „ihr wart früher gut befreundet und anscheinend versteht ihr euch immer noch gut. Das mit ihrer Krankheit scheint dich zu beschäftigen.“

Auch Sai horchte nun auf und wandte sich seinen beiden Freunden zu. Neji wandte den Blick ab und schaute belanglos auf die Leinwand vor sich.

„Wenn sie dieselbe Krankheit hat, wie eure Mutter damals und eure Mutter daran gestorben ist... Dann bedeutet das, dass TenTen vielleicht auch...“, Neji stoppte und schüttelte den Kopf. Ihm wollte es noch nicht einmal über die Lippen kommen.

„Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Gaara sich irrt“, wandte Kankuro ein, schien gleichzeitig aber nicht wirklich überzeugt davon zu sein.

„Hat er euch nicht wenigstens gesagt, ob es so ist?“, fragte Neji ein bisschen hoffnungsvoll nach.

„Woher sollte er das jetzt wissen?“, mischte Sai sich ein, „er hat nur gesagt, dass es bei seiner Mutter auch so anfing.“

„Er hat sie am Montag besucht“, sagte Neji und schaute seine zwei Freunde an, „vielleicht hat sie es ihm ja gesagt...“

„Davon hat er gar nichts erwähnt“, äußerte sich Kankuro nachdenklich, „aber er hat sich auch nicht mehr viel bei uns blicken lassen. Zuhause sitzt er in seinem Zimmer herum und in den Pausen ist er neuerdings ja lieber bei Matsuri und deren Freunde.“

„In letzter Zeit kann ich ihm das nicht verdenken“, seufzte Sai und zeichnete an seinem Gemälde von Ino weiter.

„Wie meinst du das?“, wollte Kankuro wissen und auch Neji schaute fragend zu Sai.

„Na ja, in den meisten Pausen streiten wir nur noch. Meistens geht es da um den Streich mit TenTen, aber auch um andere Kleinigkeiten... Gaara war ja von Anfang an dagegen und er hat wohl einfach keine Lust sich das weiterhin anzutun... Ich fände es auch schade, wenn unsere Gruppe wegen so etwas auseinanderbrechen würde. Wir sind jetzt schon jahrelang befreundet und haben uns immer gut verstanden. Aber jedes Jahr bei den Streichen gehen unsere Meinungen auseinander und wir zoffen uns.“

„Vielleicht war diese Tradition doch keine so gute Idee“, meinte Neji abweisend.

„Ich fand sie bisher immer lustig, aber das mit den Streitereien stimmt schon... Ich weiß auch nicht, ob es das wirklich wert ist. Freundschaften sind wichtiger als für ein paar Wochen das Gesprächsthema zu sein...“, lenkte Kankuro ein und ein Hauch von Reue schwang in seiner Stimme mit.

„Rückgängig machen können wir nichts. Aber möglicherweise können wir es in Zukunft besser machen“, schlug Sai vor und sowohl Kankuro als auch Neji nickten zustimmend, „nur kann man das Kiba wohl nie verständlich machen...“

„Vor allem nicht im Bezug auch TenTen. Er hasst sie immer noch dafür, dass sie Hinata damals so schlecht eingeredet hat...“, erinnerte Kankuro seine Freunde und schloss seine Farben, da die Schulklingel ertönte. Weder Sai noch Neji erwiderten etwas darauf, da sie wussten, dass Kankuro recht hatte.

Etwas nervös und angespannt packte Neji schnell seine Sachen zusammen, ohne vorher die Pinsel auszuspülen und überlegte sich in Gedanken schon einmal, was er zu TenTen sagen könnte. Er verabschiedete sich flüchtig von seinen Freunden und rannte förmlich aus dem Schulgebäude auf den Schulparkplatz zu seinem Auto, um zum Einfamilienhaus der Uminos zu fahren.
 

TenTen saß währenddessen in der Küche und schaute ihrem Bruder beim Tee kochen zu. Vor zwei Stunden war sie nach einer letzten, gründlichen Untersuchung durch Dr. Nara endlich aus den kahlen, erdrückenden, weißen Wänden entlassen worden. Der Schnitt an ihrem Bauch war gut verheilt und schmerzte auch beim Bewegen nicht mehr und auf die Medikamente sprang sie weiterhin gut an. Allerdings hatte sie Shikamarus Vater nun auch dazu verdonnert, zu regelmäßigen Nachuntersuchungen zu kommen, damit man das Wachstum der Krebszellen im Auge behalten und früh genug handeln könne.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Iruka und stellte ihr einen heißen Tee hin.

„Ein bisschen müde... Aber wenn ich den Tee getrunken habe, lege ich mich einfach ein bisschen hin...“, sagte TenTen und lächelte ihrem Bruder leicht zu, „du hättest dir wirklich nicht extra Urlaub nehmen müssen.“

„Ich weiß, dass ich es nicht musste. Ich wollte es aber“, entgegnete Iruka zwinkernd und ließ somit keine weitere Widerrede seiner kleinen Schwester zu.

TenTen nippte vorsichtig an ihrem Tee und ihre Gedanken wanderten zu Gaara. Sie hoffte, dass der Rotschopf ihre Krankheit auch wirklich für sich behalten würde. Eigentlich hielt sie ihn schon für ehrlich und vertrauenswürdig, aber auf der anderen Seite kannte sie ihn nur flüchtig, weshalb sie ein flaues Gefühl im Magen hatte.

„Wenn du in der Schule wärst, könntest du mir wenigstens sagen, ob alles in Ordnung ist...“, seufzte TenTen und schaute Iruka an, welcher sich ihr gegenüber auf den Stuhl niedergelassen hatte und ebenfalls einen Tee trank.

„Du meinst ob Lee oder Gaara dein Geheimnis herum posaunen?“

„Nein... Vielleicht ein bisschen, ja...“

„Sie sind anständige Kerle, TenTen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass Lee irgendetwas tun würde, dass du nicht willst? Und bei Gaara brauchst du dir auch keine Gedanken zu machen. Er redet doch sowieso nicht viel. Wieso sollte er das dann plötzlich ändern.“

TenTen kicherte leicht und schüttelte dann ihren Kopf. „Du bist unmöglich.“

„Wieso denn?“, fragte Iruka unschuldig, „ist doch so. Er ist sehr passiv.“

„Er wird seine Gründe haben... Manche Menschen sind einfach so“, nahm TenTen ihn ein wenig in Schutz.

„Das bestreite ich ja auch nicht... Aber er hat dich immerhin besucht und seine Mutter starb an Krebs. Ich glaube nicht, dass er dir etwas Böses will“, entgegnete Iruka und lächelte seine Schwester aufmunternd an.

„Woher weißt du das mit seiner Mutter? Ich habe das nicht erwähnt“, sagte TenTen und runzelte etwas die Stirn.

„Von einer Krankenschwester dort. Sie hat gesehen, wie er dich besucht hat und muss wohl auch damals schon gearbeitet haben, als seine Mutter im Krankenhaus lag“, erklärte Iruka mit einem Achselzucken, „und immerhin hast du ja jetzt insgesamt vier Freunde, die von deiner Krankheit Bescheid wissen. Unterstützung kannst du gebrauchen.“

TenTen nickte nur als Zeichen ihres Verständnisses, auch wenn ihr nicht klar war, wieso Iruka sich und Dr. Nara zu ihren 'Freunden' zählte und trank ihren Tee leer. Die warme Flüssigkeit machte sie nur noch schläfriger und schließlich stand die junge Umino gähnend auf.

„Ich lege mich dann ein bisschen hin...“, sagte sie und begab sich in ihr Zimmer, um sich dort ein wenig ins Bett zu legen.

Iruka begab sich daraufhin in sein Büro und machte sich an die Arbeit. Er hatte sich zwar Urlaub genommen, aber er war noch mit einigen freiwillig abgegebenen Arbeiten im Rückstand, da er sie noch nicht korrigiert hatte. Seine freie Zeit konnte er ja jetzt dafür nutzen.
 

Nach einer halben Stunde legte er gerade seine erste Mappe zur Seite und griff nach der zweiten, als es an der Tür klingelte. Iruka legte seinen Korrekturstift hin und begab sich in den Flur, wo er schließlich die Tür öffnete.

„Neji“, stellte er überrascht fest, „was suchst du denn hier?“

„Guten Tag, Herr Umino“, begrüßte Neji ihn etwas holprig, „ist denn TenTen zuhause?“ Die Frage erschien ihm etwas überflüssig, aber er wusste sich in dem Moment nicht besser zu helfen.

„Ja... Was gibt’s denn?“, fragte Iruka und lehnte sich an den Türrahmen. Er schien nicht vorzuhaben ihn hereinzubitten.

„Ähm... Kann ich kurz zu ihr? Ich habe hier die Unterrichtsmaterialien und Hausaufgaben, die sie die letzten drei Tage versäumt hat...“, erklärte der Hyuuga und zeigte eine dickere Mappe vor.

Iruka lächelte ihm leicht zu und nahm ihm die Mappe ab. „Danke. Ich werde sie ihr geben.“

Neji seufzte und trat einen Schritt zurück. „Ist sie noch sauer wegen Samstag und will mich nicht sehen?“, fragte er und schaute zu Iruka, der etwas verwirrt schien.

„Nein... Eigentlich hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen Samstag, weil sie dich sitzen gelassen hat, aber ich dachte das hätte Gaara dir ausgerichtet? Sie schläft nur gerade, deshalb kann ich dich jetzt nicht zu ihr lassen.“

„Achso...“, sagte Neji und schien erleichtert zu sein, dass es nicht an ihm lag, „ja, ja. Das hat er auch. Ich nehme es ihr nicht böse. Sie hatte ja ihre Gründe.“

„Ich hab ihr auch gesagt, dass du es verstehen wirst. Schließlich wird dir auch bewusst sein, dass mit ihrer Krankheit nicht zu spaßen ist.“

Neji nickte langsam und wunderte sich darüber, wieso Iruka so offen damit umging. Das war er schon damals nach seinem Referat.

„Wie geht es ihr denn?“, erkundigte sich der Hyuuga schließlich.

„Den Umständen entsprechend. Sie musste operiert werden und jetzt muss man mal schauen wie es sich entwickelt. Das befallene Gewebe konnte fast ganz entfernt werden, aber es kann natürlich auch wieder schlimmer werden.“

„Das befallene Gewebe?“, wiederholte Neji verwirrt.

„Ja...“, bestätigte Iruka und verstand Nejis Verständnisproblem nicht, „die Krebszellen schwirren ja nicht einfach so in ihrem Körper herum. Sie lagern sich an und breiten sich aus. Und nach drei Jahren kommt da schon viel zusammen...“

Neji stoppte kurz der Atem und er schaute Iruka geschockt an. Sein Mund wurde trocken und er konnte kaum glauben, was Iruka da gerade gesagt hatte.

„W-Was?“, fragte er überrumpelt.

Iruka hob eine Augenbraue und musterte Neji. Was genau davon hatte er jetzt nicht verstanden? Er sah seine vor Schock geweiteten Augen und seinen leicht offenen Mund. Erst dann wurde ihm bewusst, was das bedeutete.

„Oh, verdammt“, fluchte Iruka leise. Er trat aus der Tür heraus und zog sie hinter sich zu, so dass nur noch ein kleiner Spalt offen war. Das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, dass TenTen dieses Gespräch mitbekam. Er blickte immer noch zu Neji und sah leicht verärgert aus, „sie hat es euch gar nicht gesagt, oder?“ Seine Stimme klang leicht verzweifelt, aber auch noch leicht hoffnungsvoll.

„TenTen hat...“, das Wort 'Krebs' wollte Neji ebenso wenig über die Lippen kommen, wie am Morgen der Gedanke, dass sie sterben könnte.

TenTens großer Bruder fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Mist“, fluchte er immer wieder leise und überlegte, was er tun konnte.

„Hör zu“, sagte er schließlich und schaute Neji ernst an, der immer noch nicht fähig war sich zu fassen, „TenTen darf nicht erfahren, dass ich dir das gerade gesagt habe. Sie wird mich umbringen.“

„Seit drei Jahren...“, sagte Neji noch immer abwesend und hörte Iruka gar nicht richtig zu.

„Neji“, Iruka trat auf seinen Schüler zu und rüttelte ihn leicht an den Schultern, „hast du das verstanden?“

„Wieso hat sie nichts gesagt?“, stellte Neji die Gegenfrage und musterte seinen Lehrer.

„Das frage ich mich auch... Ich dachte sie hätte es dir und Hinata gesagt... Aber anscheinend wart ihr da schon zerstritten...“, seufzte Iruka und fuhr sich durch die Haare, „sie bringt mich sowas von um.“

„Ich werde es ihr nicht sagen...“, versprach Neji und erholte sich langsam vom ersten Schock.

„Darüber mache ich mir keine Sorgen. Aber TenTen kennt mich zu gut. Sie weiß wann ich etwas verbockt habe... Und ich bin schlecht im Überspielen...“

„Hm“, meinte Neji nachdenklich und wusste nichts Besseres zu erwidern.

„Alles okay?“, fragte Iruka leicht besorgt. Der Hyuuga-Sprössling war etwas blass geworden und sah überfordert aus.

„Ja... Ich denke schon... Ich habe nur nicht... damit... gerechnet“, antwortete der Angesprochene nach einigen Sekunden.

„Ich auch nicht mit deiner Reaktion“, entgegnete Iruka matt. Er hörte im Innern des Hauses ein leises Poltern und drehte sich kurz zur Haustür, dann wieder zu Neji, „ich denke, du solltest jetzt gehen. Ich werde ihr meine Sünde beichten, wenn ich es nicht mehr länger verstecken kann...“

„Denken Sie ich dürfte sie dann eventuell besuchen?“, fragte Neji vorsichtig, was Iruka mit einem leichten, angstvollen Lachen betonte.

„Wenn sie erst einmal weiß, dass du Bescheid weißt... Dann wird sie von ganz alleine auf dich zukommen... Vertrau mir...“

Neji nickte leicht und lächelte Iruka misslungen zu, bevor er sich mit einem 'Bis dann, schätze ich' verabschiedete und sich vom Haus entfernte.

Iruka wartete bis Neji in sein Auto gestiegen und losgefahren war und ging erst dann wieder zurück ins Haus, wo TenTen zum Glück noch nicht im Erdgeschoss war. Langsam schleichend begab er sich zurück in sein Büro und tat so, als hätte er die ganze Zeit gearbeitet.
 

„Mit wem hast du geredet?“, ertönte TenTens Stimme, als sie wenige Minuten später die Treppen herunterkam.

„Was?“, rief Iruka aus seinem Büro und tat so als hätte er sie nicht verstanden.

„Mit wem hast du geredet?“, wiederholte sie ihre Frage und trat in sein Büro.

„Achso... Ähm...“, Iruka spielte mit dem Stift in seiner Hand und deutete dann auf die Mappe, die Neji vorbeigebracht hatte.

„Ein Schulkamerad hat dir Unterrichtsmaterialien und Hausaufgaben vorbei gebracht“, meinte Iruka beiläufig.

TenTen griff nach der Mappe und schaute sich die Arbeitsblätter zufrieden an. „Endlich etwas zu tun. Wer hat die denn gebracht? Lee?“

„Neji“, sagte Iruka schnell und ohne aufzusehen, versuchte aber immer noch so desinteressiert wie möglich zu klingen.

„Neji?“, fragte TenTen skeptisch und musterte ihren Bruder misstrauisch.

„Ja“, bestätigte Iruka und schaute auf.

„Und wieso sagst du das so komisch?“

„Komisch? Ich war nur gerade von der Arbeit hier abgelenkt“, schwindelte Iruka und lächelte seine Schwester an.

TenTen seufzte und nahm Iruka die Arbeit ab. „Und jetzt sage es nochmal.“

„Neji war hier und hat die Mappe vorbeigebracht“, sagte Iruka ernst.

„Und das war alles, was er wollte?“

„Nein, er wollte zu dir. Aber du hast geschlafen, also hab ich ihn wieder weggeschickt“, erklärte ihr Bruder wahrheitsgetreu.

„Und über was habt ihr euch unterhalten?“, hakte TenTen weiter nach.

„Neugierig sind wir auch nicht, oder?“, stellte Iruka die Gegenfrage.

„Nicht ablenken, mein Lieber“, sagte TenTen schroff.

„Über nichts Bestimmtes“, Iruka zuckte mit den Schultern und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück.

TenTen schüttelte den Kopf und legte ihm die Arbeit wieder hin. „Ich kenne dich seit ich denken kann. Ich weiß schon, dass du lügst oder mir etwas verheimlichst, bevor du überhaupt etwas gesagt hast.“

„Achja? Und woher weißt du, wann ich lüge?“

„Das wüsstest du jetzt wohl gerne“, TenTen zwinkerte ihm zu und lehnte sich an seinen Schreibtisch, „also?“

Iruka seufzte und schaute seine kleine Schwester an. Sie würde nicht nachgeben bis er ihr die Wahrheit gesagt hatte. „Hast du Hinata und Neji vor drei Jahren von deiner Prognose erzählt?“

„Nein? Hinata und ich hatten uns schon gestritten. Ich dachte das wüsstest du. Aber jetzt lenke nicht vom Thema ab.“

„Tue ich nicht“, sagte Iruka und schaute ertappt, „ich wusste nämlich nicht, dass du ihnen nichts gesagt hast.“

„Wieso dieser Unterton?“, fragte TenTen nervös und richtete sich wieder auf. Ihr Blick lag auf Iruka und ließ keine seiner Bewegungen unbemerkt, „du hast doch nicht etwa -“

„Es tut mir Leid“, unterbrach ihr großer Bruder sie schnell und entschuldigend, „ich schwöre, ich dachte sie wissen Bescheid.“

„Iruka!“, sagte seine kleine Schwester sauer, „ich kann nicht glauben, dass du das getan hast.“

Iruka stand auf und hob beschwichtigend seine Arme. Dann trat er auf seine Schwester zu und wollte ihr beruhigend die Hände auf die Schulter legen, aber sie wich zurück.

„TenTen, es tut mir Leid. Wirklich“, bekräftigte er und versuchte sie zu besänftigen.

„Ich wusste früher oder später würde es schief gehen“, meinte TenTen bitter und verschränkte die Arme, „aber ausgerechnet Neji?“

„Es tut mir Leid“, wiederholte Iruka erneut und hoffte, dass sie sich schnell wieder beruhigen würde. Nach ihrer Operation war Aufregung bestimmt nicht das Beste. „Er hat versprochen nichts zu sagen.“

„Darum geht es mir doch gar nicht“, widersprach TenTen und klang verzweifelt, „ich will nicht noch jemanden, der mich bemitleidet. Er hat mich am Samstag behandelt wie einen normalen Menschen. Es tat gut nicht ständig umsorgt zu werden. Und nachdem ich es Lee gesagt habe, war er jetzt noch der Einzige, der mich normal behandelte.“

„Du musst ihm jetzt aber nichts mehr vorspielen. Und du musst nicht aufpassen mit dem, was du sagst. Wenn du es ihm erklärst, wird er es bestimmt verstehen und so wie Lee versuchen dich weiterhin normal zu behandeln.“

„Fährst du mich morgen in die Schule?“, fragte TenTen harsch und ging nicht auf seine Aussage ein.

„Du darfst noch nicht hin, TenTen...“, ermahnte Iruka sie vorsichtig.

„Ich will mit ihm reden“, bat sie streng.

„Er hat versprochen niemandem davon zu erzählen“, versicherte Iruka ihr erneut.

„Ich will ihn selbst darum bitten. Vielleicht hat er den Ernst der Lage nicht verstanden.“

„Oh, doch. Das hat er. Er war geschockter, als ich es erwartet hatte“, entgegnete Iruka ehrlich.

„Dann laufe ich eben in die Schule“, TenTen zuckte mit den Schultern und lief wieder in Richtung Treppe.

„TenTen“, seufzte Iruka, „ich fahre dich...“

„Schön“, erwiderte sie knapp, „ich bin in meinem Zimmer. Mir ist schwindelig.“ Sie ging die Treppen hinauf und kurz danach konnte Iruka hören, wie sie ihre Zimmertür schloss.

„Sturkopf“, murmelte er und versuchte sich wieder auf seine Arbeiten zu konzentrieren. Jedoch verfolgte ihn immer noch sein schlechtes Gewissen und er hoffte, dass TenTen ihm bald verzeihen würde.
 

Neji war schon fast zuhause gewesen, als er es sich anders überlegte und wendete. Er fuhr zu einem Basketballplatz, der 20 Minuten von dem Hyuuga Anwesen entfernt war und an einem kleinen See lag. Er parkte auf dem kleinen Parkplatz nebenan und holte einen Basketball aus seinem Kofferraum.

„Glücklicherweise habe ich immer einen dabei“, dachte er sich und begab sich zu den Körben. Er hatte zwar keine Sportkleidung an, aber das war ihm im Moment egal. Er wollte einfach nur ungestört spielen und seinen Kopf frei bekommen. Und da niemand außer ihm und seinen Freunden diesen Platz benutzte, war das der perfekte Ort.

Er dribbelte sich kurz warm und warf dann ein paar Körbe aus verschiedenen Ausgangspositionen. Er knöpfte die obersten Knöpfe seines Hemdes auf, damit er etwas mehr Bewegungsfreiheit hatte und warf dann auch aus dem Laufen heraus und übte einige Sprünge. Er wandte die ganze Zeit über nur Techniken an, die er einwandfrei beherrschte und die er mit verbundenen Augen hätte machen können, damit er seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte.

TenTen hatte also wirklich Krebs. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Iruka ihm das gesagt hatte, war ihm nicht bewusst, wie schlimm ihr Zustand wirklich war. Natürlich hatte er mit dem Gedanken gespielt, dass sie sterben könne, wenn sie so krank war, wie die Mutter der Sabakunos damals, aber es waren nur Gedanken. Irukas Versprecher hatte es jedoch real gemacht und greifbar. Je mehr der Schock nachließ desto bewusster wurde sich Neji der heiklen Situation und dennoch wollte er es nicht wahrhaben.

TenTen war immer ein guter Mensch gewesen. Sie hatte nie schlecht von anderen geredet oder andere bereitwillig verletzt oder sonstiges. Sie war immer nur diejenige, die es abbekommen hatte. Wegen ihrer schulischen Einstellung wurde sie schon früher oft gehänselt und nach dem Streit mit seiner Cousine war es nur noch schlimmer geworden. Dann waren auch noch ihre Eltern gestorben, was ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatte und jetzt hatte sie Krebs. Womit hatte ein einzelner Mensch, der nie etwas falsch gemacht hatte, soviel Leid verdient?

„Das ist einfach nicht fair“, murrte Neji und schlug den Ball so fest auf den Boden, dass er höher als gewollt hüpfte und ihm gegen die Nase prallte.

„Au“, fluchte er, fing den Ball mit der einen und hielt sich die Nase mit der anderen Hand.

„Na, das hattest du auch mal besser drauf“, ertönte eine Stimme hinter ihm und Neji drehte sich zum Besitzer um.

„Kiba“, stellte er eher wenig erfreut fest und nickte Sasuke und Shikamaru zu, die ihn begleiteten.

„Wir dachten, dass wir dich hier finden können“, sagte Sasuke, schlug ihm den Basketball aus der Hand und fing selbst an zu dribbeln.

„Ja, wenn man dich zu Hause nicht findet, bist du immer hier“, meinte Kiba und ließ sich von Sasuke den Ball zuspielen.

„Aha“, entgegnete Neji mit wenig Interesse und tastete seine Nase noch etwas ab. Der Schmerz war verebbt und sie blutete zum Glück auch nicht.

Shikamaru begab sich zu einer Bank am Rand des Feldes und lehnte sich dagegen. Neji folgte ihm und ließ sich wortlos neben ihm nieder, während die anderen beiden ihnen sich den Ball immer abwechselnd zuspielend näherten.

„Kankuro hat erwähnt, dass du nach der Schule zu TenTen bist“, fing Kiba langsam an und auf seine und Sasukes Lippen stahl sich ein Grinsen.

„Und weiter?“, fragte Neji monoton.

„Wie laufen die Vorbereitungen? Sich um die arme, kranke TenTen zu kümmern, muss sie doch weich werden lassen“, sagte Sasuke schadenfroh.

Neji biss sich auf seine Lippen und versuchte sich zu beherrschen. „Es gibt keine Vorbereitungen mehr“, antwortete er schließlich schlicht.

„Wie? Hast du sie schon im Sack?“, freute sich Kiba und schaute Neji erfreut an.

„Nein, ich mach es nur nicht mehr.“ Neji schaute Kiba standhaft an, während jener ihn ungläubig anstarrte.

„Was hast du gesagt?“, wollte er unheilvoll wissen.

„Ich bin raus, Kiba. Diese drei Worte wirst du wohl noch verstehen.“ Nejis Blick war kalt und abweisend.

„Willst du uns verarschen? Wieso plötzlich dieser Sinneswandel?“, Sasuke schaute ihn etwas verärgert an.

„Eure Probleme hätte ich gern“, murmelte Neji genervt und redete dann wieder in normaler Lautstärke, „ich mach es einfach nicht mehr. Findet euch damit ab.“

Kiba und Sasuke setzten zu einer Widerrede ab, wurden aber von Shikamaru unterbrochen.

„Jungs, ihr habt ihn gehört. Akzeptiert es und fertig. Ist euch noch nicht aufgefallen, dass wir uns dieses Jahr mehr streiten als Spaß zu haben an unserer Idee?“

„Ja, aber nur weil Hyuuga so ein verdammtes Weichei ist. Diese Umino hat dir wohl den Kopf verdreht, heh?“ Kiba schaute seinen Kumpel angriffslustig an, aber Neji verdrehte nur die Augen und ging nicht darauf ein.
 

„Haben wir irgendetwas verpasst...?“, fragte Temaris Stimme bedacht, als sie sich mit Sakura und Hinata zu den Jungs gesellte und die dicke Luft bemerkte.

„Wie man es nimmt“, provozierte Kiba weiter und wandte seinen gehässigen Blick nicht von Neji ab, „unser kleines Baby hier wurde weich. Er ist nicht in der Lage den Streich auszuführen, da er dieses bestimmte Mädchen zu mögen scheint.“

Die Mädchen schauten erst etwas verwirrt umher, bis sie verstanden, um was und wen es ging.

„Schon wieder diese elende Geschichte“, seufzte Temari und gesellte sich zu ihrem Freund.

„Ja. Es nervt“, stimmte dieser ihr zu, legte seinen Kopf in den Nacken und schaute in den Himmel, „und zwar extrem.“

„Du kannst ja abhauen, wenn es dich nicht interessiert“, motzte Sasuke Shikamaru an und kassierte dafür ein Petzen seiner Freundin, die ihn mahnend anschaute.

„Du willst den Streich nicht durchziehen?“, fragte Hinata noch etwas zurückhaltend.

„Ich werde den Streich nicht durchziehen“, korrigierte Neji sie betonend.

„Wieso? Es ist nur ein Streich. Es geht ja nicht gegen TenTen persönlich. Es gibt jedes Jahr ein Opfer“, rechtfertigte Hinata das Vorhaben.

„Danke“, sagte Kiba und verbeugte sich übertrieben vor Hinata aufgrund ihrer Zustimmung.

„Das tue ich nicht für dich“, meinte sie abweisend.

„Nein, du tust es, um TenTen eins reinzuwürgen, weil sie Recht hatte. Und du in deinem Stolz verletzt bist und deine Fehler nicht eingestehen kannst“, äußerte Neji seine Missgunst.

„Hier geht es nicht um meine Probleme mit TenTen. Um die Opfer von den letzten Jahren hast du keinen so großen Wirbel gemacht. Mit ihnen hattest du auch kein Mitleid“, erklärte Hinata sich.

„Die waren auch nicht krank“, erwiderte Neji bitter und wandte seinen Blick leicht gen Boden.

„Meine Güte, weil sie jetzt eine Grippe oder etwas am Blinddarm oder sowas hat“, regte sich Kiba auf und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Sprich nicht von Dingen von denen du keine Ahnung hast“, sagte Neji schneidend und klang befehlend, „wenn du unbedingt deinen Streich haben willst. Mach es selber. Aber lass TenTen da raus.“

Kiba schnaubte aus und zeigte seinem Freund den Vogel. „Wieso sollte ich? Es war mit ihr geplant, also ziehen wir das so auch durch. Du kannst gerne gehen, wenn es dir nicht passt.“

Neji verdrehte erneut die Augen, sparte sich aber jegliches Kommentar. Er stand auf und knöpfte sein Hemd wieder zu. Er lief ohne ein weiteres Wort an seinen Freunden vorbei und wollte gehen, Kiba aber wollte ihn nicht so einfach davon kommen lassen. Er rannte ihm hinterher und passte ihn ab. Er stellte sich vor ihn und schubste ihn leicht nach hinten.

„Kiba, es reicht jetzt!“, sagte Temari laut und allein an ihrer Stimme konnte man hören, dass sie verdammt wütend war.

„Sie hat dich zu einem Weichei gemacht, Mann!“, Kiba schubste Neji erneut, wobei Letzterer nur ein kleines, überlegenes Lächeln auf den Lippen hatte.

„Hör auf mit dem Unsinn!“, mischte sich nun auch Sakura ein und forderte ihren Freund auf dazwischen zu gehen. Sasukes Versuch war eher gelangweilt. Er stellte sich lediglich neben die beiden und drückte sie leicht auseinander.

„Der alte Neji gefiel mir viel besser. Der war nicht so ein Angsthase“, provozierte Kiba Neji weiter und wollte ihn erneut nach hinten schubsen. Der Hyuuga jedoch fing seine Hände an den Handgelenken ab und drehte diese so weit nach außen bis Kiba leicht das Gesicht verzog.

„Ich meine es ernst. Lass es besser nicht darauf ankommen“, warnte Neji ihn und diesmal war er es, der ihn weg stoß. Kiba warf ihm einen vernichtenden Blick zu, welchen Neji ignorierte und seinen Weg zum Auto fortsetzte.

„Dein Basketball“, rief Sasuke ihm trocken hinterher.

„Kannst du behalten“, entgegnete Neji desinteressiert über seine Schulter ohne sich umzudrehen. Im nächsten Moment saß er im Auto und fuhr davon. Seine Freunde schauten ihm unschlüssig hinterher.

„Musste das sein?“, keifte Temari Kiba im nächsten Moment auch schon wieder an.

„Der dreht doch durch, nicht ich“, verteidigte sich Kiba und sah keinen Fehler in dem, das er getan hatte.

„Das ging echt ein bisschen zu weit, Kiba“, wandte Shikamaru sein Wort an ihn.

„Fängst du jetzt auch noch an?“, stöhnte der Angesprochene genervt.

„Du treibst einen Keil zwischen uns alle. Und das nur wegen einem dämlichen Streich, den man nach den Ferien schon wieder vergessen hat.“ Shikamaru ließ sich keinesfalls von Kibas 'coolen' Art beeindrucken.

„Ich? Wenn Neji sich nicht so quer stellen würde, wäre alles okay. Der soll nicht so ein Aufstand machen, weil die Kleine jetzt mal im Krankenhaus lag. Ist schon nichts Ernstes.“

„Jetzt reichts!“; unterbrach ihn Temari erneut und ballte wütend ihre Hände zu Fäusten, „sie ist verdammt nochmal krank, Kiba. Neji scheint der Einzige von euch zu sein, der versteht, wie schwierig die Situation ist. Sie kann sterben. Sie hat nicht nur eine normale Grippe. Also reiß dich zusammen und such dir ein anderes Opfer oder am besten schlägst du dir diese Streiche aus dem Kopf. Diese Tradition lohnt sich kein Stück.“

Temari packte ihre Tasche und entfernte sich ebenfalls wutentbrannt von der Gruppe.

„Temari!“, rief Sakura und lief ihr hinterher, „warte doch!“

„Was kann ich bitte dazu, dass deine Mutter tot ist? Muss ja nicht gleich jeder sterben?“, schrie Kiba ihr gefühlskalt hinterher. Shikamaru stoß sich von der Bank ab und schaute Kiba angewidert an.

„Das war jetzt sogar für dein Niveau zu tief“, mit diesen Worten folgte er seiner Freundin und Sakura in die entgegengesetzte Richtung.

Hinata seufzte und schaute den dreien hinterher. Dann wanderte ihr Blick zum Parkplatz, auf dem vor wenigen Minuten noch Nejis Auto gestanden hatte. Er schien die Sache mit TenTen wirklich ernst zu meinen. Er war gegenüber von Freunden noch nie handgreiflich geworden, jedoch hatten sie sich auch noch nie so oft und so heftig gestritten, wie in letzter Zeit. Das heute war dann wohl nur das i-Tüpfelchen gewesen.

„Irgendetwas muss zwischen den beiden vorgefallen sein... Anders würde er sie nicht so in Schutz nehmen“, überlegte sich Hinata in Gedanken und seufzte, „hoffentlich hat er sich nicht in sie verliebt. Das würde uns gerade noch fehlen.“

„Ich hasse deinen Cousin, weißt du das?“, fragte Kiba immer noch angesäuert. Er schien wirklich nicht zu verstehen, wieso sie ihn nun alle dafür verantwortlich machten.

„Das legt sich schon wieder“, meinte Sasuke und klang eher danach, als ob er sich selbst überzeugen wollte. Er wollte nicht zwischen die Fronten geraten, weshalb er sich für keine der beiden Seiten aussprach. Vielleicht hatte er auch nur Angst davor, dass Sakura ihm die Hölle heiß machen würden, wenn er sich für Kibas Seite äußerte.

„Wir müssen Neji von der Umino loskriegen... oder andersherum. Hauptsache sie ist weg“, murrte Kiba und griff nach Nejis Basketball. Er warf ihn mit aller Kraft in Richtung des kleinen Sees, auf dem er dann seewärts trieb.

„Ich lass mir was einfallen“, sagte Hinata und die beiden Jungs schauten sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, „was denn? Ich will sie nicht wieder in meinem Leben haben. Und da Nejis und meine Familie in einem Haus wohnen... Darf sie auch kein Teil von seinem Leben werden.“

Kiba grinste über beide Ohren, als er das hörte und Sasuke wandte schnell seinen Blick ab und hielt nach Sakura Ausschau.

„Na da bin ich mal gespannt“, meinte der Inuzuka vorfreudig. Hinata, Sasuke und Kiba machten sich dann schließlich auch auf den Weg nach Hause.
 

Mit einer Vollbremsung parkte Neji das Auto in der großen Einfahrt. Wenige Millimeter mehr und er wäre mit aller Wucht ans Garagentor gefahren. Er stieg aus und schlug die Tür lautstark zu, bevor er immer noch wütend zur Haustür stapfte und diese aufschloss, um einzutreten.

„Willst du mich jetzt einfach ignorieren und hier stehen lassen?“, fragte eine leise Mädchenstimme und Neji drehte sich genervt um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass jemand etwas abseits von der Haustür stand, aber er hatte auch keine Lust sich jetzt um Besuch zu kümmern. Im nächsten Moment wich jedoch die Verärgerung der Überraschung.

„TenTen...“, sagte er fragend. Das brünette Mädchen lehnte an der Hauswand und hatte die Arme verschränkt. Ihr fiel es schwer ihn anzuschauen und er merkte, dass sie sich unwohl fühlte.

„Was machst du denn hier?“

„Was denkst du wohl, was ich hier mache?“, kam ihre Gegenfrage.

„Iruka hat schon mit dir geredet“, stellte er fest und schloss die Haustür wieder. Er stellte sich neben sie und schaute nach vorne in den gepflegten Garten. TenTen tat es ihm gleich.

„Hattest du geklingelt?“, fragte er und versuchte das bestimmte Thema noch vor sich herzuschieben.

„Nein“, meinte TenTen langsam, „ich habe mich nicht getraut. Aber ich hab auch kein Auto gesehen, da dachte ich, ich warte einfach vor der Tür...“

Neji nickte verstehend. „Weiß Iruka, dass du hier bist?“

„Er hat mich hergefahren... Eigentlich wollte ich morgen in der Schule mit dir reden, aber ich habe mich dann doch für die unauffälligere Variante entschieden...“ TenTen atmete tief aus und schaute ihren Nachbar an, „können wir den Small-Talk unterlassen?“

„Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll...“, sagte Neji nach einer kurzen Pause und lächelte matt.

„Am Besten gar nicht. Vergiss einfach, was Iruka dir gesagt hat“, meinte TenTen gleichgültig und zuckte mit den Schultern. Sie stoß sich von der Hauswand ab und trat vor ihn, „okay?“

Der Hyuuga hob verständnislos eine Augenbraue. „Klar. Ich mache schnipp und schon habe ich vergessen, dass du Krebs hast und womöglich stirbst.“

Aus Reflex und Angst schaute sich TenTen schnell um und hoffte, dass niemand ihr Gespräch mithörte.

„Es ist niemand da. Hinatas und meine Eltern sind in der Firma, Hanabi bei ner Freundin und Hinata noch auf dem Basketballplatz“, nahm Neji ihr im nächsten Moment ihre Angst und richtete sich ebenfalls auf.

„Die letzten drei Jahre konntest du auch damit leben, ohne dass es dich beeinflusst hat“, meinte TenTen dann nur.

„Ja. Da wusste ich es ja auch noch nicht“, entgegnete Neji und wirkte wieder leicht gereizt. Was wollte sie eigentlich von ihm? „Soll ich einfach so tun, als wäre alles in Ordnung, auch wenn es offensichtlich nicht so ist? Mit Krebs ist nicht zu spaßen, TenTen.“

„Oh, wirklich?“, fragte sie sarkastisch, schüttelte den Kopf und wandte ihren Blick kurz von ihm ab, „behandle mich einfach wie vorher. Ich kann nicht noch mehr Mitleid und Sorge ertragen.“

„Darum geht es dir? Du willst kein Mitleid und niemanden, der sich um dich sorgt? Merkst du selbst wie abgedroschen das klingt? Tut mir Leid, aber es lässt mich nun mal nicht kalt.“ Seine Stimme war ernst und er schaute ihr ehrlich in die Augen.

„Wieso nicht?“, schrie sie ihn nahezu an und schien wirklich nicht zu verstehen, wieso Neji sich Sorgen um sie machte.

„Weil ich dich mag“, war seine schlichte Antwort, welche TenTen innehalten ließ. Sie starrte ihn kurz an, bevor sich ein trauriges Lächeln auf ihren Lippen bildete und sie sich wegdrehte.

„Ich hätte nicht herkommen sollen“, murmelte sie und wollte gehen, aber Neji griff sanft nach ihrer Hand und hielt sie zurück.

„TenTen, warte“, bat er und wollte, dass sie ihn anschaut, was sie aber nicht tat, „ich möchte dir nur helfen. Für dich da sein.“

„Ich will deine Hilfe aber nicht“, antwortete sie leise, klang aber wenig überzeugend, „und ich will auch nicht, dass du mich magst. Ignoriere mich einfach so wie die letzten drei Jahre.“

„Wieso sagst du das?“, wollte Neji wissen und ließ ihre Hand nicht los.

TenTen hob ihren Blick und der Hyuuga erkannte, dass sie leicht feucht aussahen. „Weil es unfair ist dich dazu zu bringen mich zu mögen, obwohl ich genau weiß, dass ich nächstes Schuljahr womöglich schon gar nicht mehr hier sein werde.“

„Du hast mich ja nicht dazu gezwungen“, widersprach Neji ihr, „wir mochten uns früher doch auch. Und die drei Jahre, in denen ich dich ignoriert habe, waren komplett unbegründet.“

TenTen schüttelte erneut traurig den Kopf, versuchte die Tränen zurückzuhalten und schaute ihn ehrlich an. „Wieso musstest du ausgerechnet jetzt wieder den Kontakt zu mir aufbauen?“

Neji schwieg und wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Er konnte ihr schlecht von dem geplanten Streich erzählen. Auf der einen Seite, weil jetzt bestimmt nicht der beste Zeitpunkt war, es ihr zu beichten und auf der anderen Seite, weil es ihm nie wirklich um den Streich gegangen war. Ihm hatte der Gedanke gefallen wieder Zeit mit ihr zu verbringen.

„Wieso?“,wiederholte sie mit zitternder Stimme. Neji wusste sich nicht zu helfen, weshalb er sie einfach in eine Umarmung zog, um sie zu beruhigen. Anfangs wehrte sie sich dagegen und wollte sich wieder von ihm wegdrücken, doch als er seinen Griff etwas verfestigte, gab sie nach und ließ es zu.

Neji spürte ihre unregelmäßigen Atem und hörte ab und zu ein leises Schniefen, wobei sie ihre Tränen noch immer gut zurückhalten konnte.

„Wieso hast du uns damals nichts gesagt?“, flüsterte er leise an ihrem Ohr.

„Hinata und ich hatten uns erst gestritten und ihr habt kein Wort mehr mit mir geredet... Außerdem wollte ich genau das hier vermeiden“, nuschelte sie an seiner Schulter, versuchte aber nicht erneut sich aus der Umarmung zu lösen.

„Wer weiß noch davon?“, fragte er vorsichtig.

„Lee und Gaara... Aber erst seit kurzem... Dabei hat Gaara es erraten...“, antwortete TenTen mit ruhiger Stimme. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, aber Nejis Umarmung half ihr wirklich dabei sich zu beruhigen.

„Weil seine Mutter daran gestorben ist...“, schlussfolgerte Neji seufzend und spürte ein vages Nicken von TenTen an seiner Schulter.

Nach einigen Minuten der Stille und als sie sich wieder komplett beruhigt hatte, löste sich TenTen von Neji und schaute ihn mit leicht geröteten Wangen an.

„Danke...“, sagte sie etwas beschämt.

„Gern geschehen“, erwiderte Neji und lächelte leicht aufgrund ihrer Reaktion, „so schlimm war es doch gar nicht.“

„Idiot“, murmelte sie und griff nach ihrem Handy.

„Was machst du?“, fragte er und musterte sie.

„Ich rufe Iruka an. Damit er mich wieder abholt. Ich darf mich nicht überanstrengen“, in ihrer Stimme lag ein trotziger Unterton, welcher Neji zum Schmunzeln brachte.

„Ich kann dich fahren“, bot er ihr an, bevor sie Irukas Nummer wählen konnte, „dann hat Iruka sich den Weg gespart.“

TenTen runzelte skeptisch die Stirn und schaute zu seinem Auto. „Unter einer Bedingung.“

„Ja?“, fragte Neji verwirrt.

„Du rast nicht mehr so wie vorhin. Ich dachte einen Moment wirklich ich dürfte dich aus einem Wrack bergen“, antwortete TenTen trocken und Neji lachte.

„Okay, versprochen“, grinste Neji und TenTen lächelte schwach.

Sie begaben sich zu seinem Auto, wo Neji TenTen Gentlemanlike die Tür aufhob, und fuhren schließlich zu TenTen nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  tenten-chan94
2012-08-31T19:32:14+00:00 31.08.2012 21:32
ein tolles Kapitel :D
Kiba kann ja ein richtiger Ekel sein >.<
Das Neji jetzt von ihrer Krankheit weiß verleiht deiner Geschichte etwas sanftes :D
bitte mach weiter so und schreib schnell weiter :DD
lg Aki :**
Von:  Jacward
2012-08-14T10:21:13+00:00 14.08.2012 12:21
Hab mi die letzten zwei Kapitel jetzt durchgelesen und war wieder begeistert!
Ich finde, du beschreibst die Gefühle der Charakter sehr gut! Vor allem hat mir Neji im letzten Kapitel sehr gut gefallen! Und Gaara ist mir echt sympathisch!
Bin gespannt wie es mit den beiden jetzt weitergeht

LG
Von:  habdichlieb
2012-08-13T09:16:22+00:00 13.08.2012 11:16
Mal wieder ein super Kapitel. Endlich weiß es Neji. Klasse, wie er Kiba Kontra gegeben und endlich für sich einen Schlussstricht gezogen hat. Mal sehen, was sich Hinata ausdenken wird...uiuiuii...
Ich freu mich auf das nächste Kapitel :D

Bis zum nächsten Mal...
LG habdichlieb
Von:  Skalli_Otori
2012-08-12T11:57:56+00:00 12.08.2012 13:57
Da Kapitel war wirklich richtig schön. Vor allem das Gespräch zwischen TenTen und Neji am Ende. Einfach klasse. Ich hoffe Hinata zerstört das nicht alles wieder ._.
Mch weiter so.
Von:  fahnm
2012-08-10T19:13:21+00:00 10.08.2012 21:13
Klasse Kapi^^
Von:  Arina-Chan97
2012-08-10T15:57:38+00:00 10.08.2012 17:57
YAY!!!! endlich ein neues Kapitel *-*❤
go neji gibs Kiba er hat es verdient >=D
ich freu mich total das jetzt ein neues Kapitel online ist =D
und ich hoffe du schreibst gaaaaaaaaanz schnell weiter kann es kaum noch erwarten >.<


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