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Sweet Amoris with OC

von

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Es war warm. Es war weich. Und die verdammte Sonne sorgte dafür, dass der Raum einfach zu hell war. Grummelnd drehte ich mich zur Seite, um dafür zu sorgen, dass es um meine Augen herum irgendwo dunkler wäre. Als ich wieder richtig lag und dabei meine Beine hilflos in der Bettdecke verheddert hatte, kuschelte ich mich einigermaßen zufrieden an einen breiten Rücken.

Moment! Rücken?

Schlagartig riss ich meine Augen auf und brauchte erst mal ein paar Sekunden, um zu realisieren, was gestern Abend überhaupt passiert war. Ein leichtes, schmerzhaftes Pochen unterhalb meines Rückgrates sorgte im Wesentlichen dafür.

Gut, beginnen wir den Morgen doch damit, dass ich aufgrund der Erinnerung an gestern Nacht knallrot anliefe.

Ein paar Minuten lang lag ich so da und ließ die ganze Nacht Revue passieren, dachte immer wieder daran, dass ich es tatsächlich mit Lysander getan hatte. Ein leichtes Lächeln legte sich bei diesem Gedanken um meine Lippen. Schlimm war es überhaupt nicht gewesen, eher im Gegenteil. Es war total schön, wenn auch ein wenig schmerzhaft. Aber das musste beim ersten Mal ja so sein.

Weitere Zeit verging, in der ich auf den kräftigen Rücken mit dem Tattoo sah.

Moment Nummer 2! Tattoo?

Mir fiel ein, dass ich Lysanders Tattoo bisher nie wirklich gesehen hatte, vor allem nicht von so Nahem. Ich musste wirklich sagen, dass es auf seinem Rücken wirklich verdammt gut aussah. Zwei engelsgleiche Flügel auf seinen Schulterblättern, die nach unten hin in der Mitte zu Schmetterlingsflügeln übergingen. Irgendwie hatte es echt was. Wenn er wach war, würde ich ihn fragen, ob es auch irgendeine Bedeutung hatte.

Während ich mit den Fingerspitzen vorsichtig seine Tätowierung entlang fuhr, überlegte ich, ob ich deswegen jetzt ‚Mein Engel‘ oder so nennen sollte. Aber ne, lieber nicht. Das klingt wirklich zu kitschig, und vor allem zu peinlich.

Schnell zog ich meine Finger weg, als Lysander sich auf einmal um und auf den Rücken drehte.

»Kannst ruhig weiter machen.«, meinte er mit einem schiefen Lächeln und verschlafener Stimme. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und legte meine Hand nun direkt auf seine Brust, wo ich ihn ausgiebig kraulte. Ich meinte, daraufhin ein Schnurren von ihm zu hören.

Lysander hatte den Kopf in meine Richtung gedreht und blickte mich aus müden Augen, die unter verstrubbelten Haaren hervor lugten, an. So sah er noch heißer aus, als er eh schon war.

»Guten Morgen übrigens.«, begrüßte ich ihn mit einem kurzen Grinsen und kuschelte mich gleich wieder enger an seine Seite. Mein Kopf kam seinem näher, hielt dann aber inne.

»Morgen.«, nuschelte er noch knapp, bevor er ausgiebig gähnte. Erst danach küsste er mich.

Glücklich lächelnd sah ich ihm nach dem Kuss in die Augen. Der Blickkontakt wurde erst unterbrochen, als der Weißhaarige noch einmal gähnen musste, und es mich diesmal ansteckte. Im nächsten Moment spürte ich einen seiner Arme um meine Schultern, die mich zu ihm herunter drückten. Sofort schmiegte ich mich an seine Brust, auch wenn ich nun halb auf ihm lag. Ihn schien das nicht zu stören, also tat es mich auch nicht.

Die nächsten Küsse wurden von mal zu mal immer sanfter, was daran lag, dass Lysander beinahe wieder einschlief. Im Halbschlaf sah er nicht nur heiß, sondern auch noch verdammt süß aus. Was für eine Mischung. Ich war allerdings nun wach und würde kein zweites mal einschlafen können.

Grinsend wanderte ich daher mit meinen Lippen zu seinem Ohr und biss frech hinein, bis er mich leicht erschrocken ansah. Er konnte ja echt schnell wieder einpennen.

Ich grinste ihn daraufhin nur an und tat so, als ob nichts gewesen wäre. Als „Strafe“ dafür spürte ich auf einmal seine Hand an meinem Hintern, was meine vorige Röte wieder auf den Plan rief.

Einige Sekunden später lag Lys‘ Hand aber wieder brav auf meinem Rücken.

»Tut dir eigentlich was weh?«, fragte er mich schließlich besorgt und sah mich mit dementsprechendem Blick an.

»Naja.. es geht schon.«, erwiderte ich ehrlich und lächelnd. Lysanders besorgter Blick hielt aber an, auch wenn er kaum mehr etwas dazu sagte.

»Tut mir leid.«, meinte er noch nuschelnd, woraufhin ich ihn wieder küsste.

»Ist ja nicht deine Schuld.«, nuschelte ich vorher noch an seinen Lippen. Auch dieser Kuss hielt wieder einige Zeit an, wobei ich das Gefühl hatte, Lys wollte meine Lippen gar nicht mehr frei geben.

Erst als er, irgendwie schüchtern, fragte, ob wir vielleicht zusammen duschen wollten und ich daraufhin eifrig nickte, trennten sich unsere Münder.
 

Zusammen mit Lysander duschen war einfach herrlich.

Die Enge in der Duschkabine war prickelnd und dadurch, dass unseren Körper sowieso fast aneinander gedrückt waren, hatten wir auch nicht die Finger voneinander lassen können. Das Plätschern des Wassers gab dazu ein interessantes Hintergrundgeräusch.

Als wir es schließlich geschafft hatten, uns auch irgendwie zu waschen, war Lysander so fies, mir erst mal kein Handtuch zu geben. Erst, als ich ein wenig zu zittern anfing, da mir kalt war, rubbelte er mich ab, besonders am Rücken.

Nun saß ich aber in Boxershorts und einem viel zu großen Shirt von Lys mit ihm am Frühstückstisch. Ich knabberte an einem Stück Toastbrot, vor mir stand eine dampfende Tasse Kaffee. Der Weißhaarige hatte eigentlich zum Bäcker gehen wollen, bis ich ihn daran erinnerte, dass sonntags hier keine Bäckerei offen hatte. Er hatte mich daraufhin verlegen angegrinst und in den Küchenschränken nach etwas gesucht, was essbar und zum Frühstücken geeignet war. Cornflakes und Milch, die noch haltbar, gab es zumindest in diesem Haushalt. Nur irgendwie hatte ich das Gefühl, dass nicht Lysander es war, der die Einkäufe tätigte.

Während des Frühstücks fragte ich ihn, wie lange ich denn bei ihm bleiben dürfte. Es lief daraus hinaus, dass ich bis zum Spätnachmittag bei ihm blieb und wir allen möglichen Quatsch machten. Am liebsten hätte ich noch eine Nacht übernachtet, aber Lys meinte, dass sein Bruder, der heute Abend wieder kommen würde, das nicht so gerne hätte. Ich verstand es, auch wenn es mir schwer fiel schließlich auch wieder zu gehen.

Wir küssten uns noch lange zum Abschied direkt an der Haustür und machten aus, dass wir heute Abend zumindest noch wieder miteinander chatten würden.

In der Nacht konnte ich kaum einschlafen. Es war irgendwie ein seltsames Gefühl, wieder alleine in einem kalten Bett zu sein. Die ganze Zeit musste ich nur an Lys denken und rechnete immer wieder aus, wie viele Stunden es noch waren, bis ich vor der Schule wiedersehen würde. Und es waren definitiv viel zu viele Stunden.

Mit den Gedanken bei ihm übermannte mich aber schließlich doch die Müdigkeit und ich schlief durch, bis mein Wecker eiskalt meinte, dass jetzt Schluss damit wäre. Verdammter Wecker!
 

Nur noch zehn Minuten. Oder fünf. Oder wenigstens eine.

Ich wollte so verdammt einfach nicht aufstehen. Viel lieber dachte ich noch ein wenig an den gestrigen Tag und daran, was Lys mir vertrauensvolles noch anvertraut hatte.

Als wir gestern bei ihm am Frühstückstisch saßen, hatte ich ihn gefragt, ob sein Tattoo auch eine Bedeutung hatte. Eine berechtigte Frage, wie ich fand, aber er hatte sehr bei der Antwort gezögert. Dies auszusprechen war ihm auch nicht leicht gefallen, aber schließlich hatte er mir eine der traurigsten Geschichten erzählt, die ich je gehört hatte.

»Weißt du, ich hatte mal eine Schwester.«, begann er schwerfällig. Schon vom ersten Moment an, hatte mir die Betonung auf „hatte“ ganz und gar nicht gefallen.

»Damals lebten ich, meine Eltern, Leigh, und meine Schwester in einer Großstadt. Eines Tages waren wir mit Mary, so hieß sie, auf einem Spielplatz.« Lysanders Ausdruck wurde trauriger, je mehr er erzählt hatte. Ich wollte ihm sagen, dass er nicht weitereden müsse, wenn es ihm schwer fiele, aber erzählte weiter.

»Sie war so ein fröhliches Kind. Ein richtiger Sonnenschein.« Ein kurzes Lächeln hatte seine Lippen umspielt. »Und ich hatte sie verdammt gerne.«

»Aber dann, wie gesagt waren wir einem Spielstraße, entdeckte sie einen Schmetterling und rannte ihm hinterher. Wir alle hatten nur einen kleinen Moment nicht aufgepasst, da war sie verschwunden. Nur einen Moment später hörten wir einen leisen Aufprall, danach quietschten Reifen und eine Autotür knallte. Der Spielplatz war nicht unweit einer gut befahren Straße, Großstadt eben.« Lysander hatte eine Pause eingelegt und einen Schluck Kaffee genommen.

»Jede Hilfe kam für Mary zu spät. Sie lag auf der Straße, eine Blutlache um ihren Kopf herum wurde immer größer. Der Autofahrer hatte sie zu spät gesehen und konnte nicht mehr bremsen, da sie einfach direkt auf die Straße gelaufen war. Der Notarzt konnte auch nur noch ihren Tod ausmachen.« Wieder schwieg Lysander, aber er war noch nicht ganz fertig. Ich meinte, Tränen in seinen Augen glitzern gesehen zu haben, aber er hatte sich schnell über das Gesicht gewischt.

»Der Schmetterling, dem sie vom Spielplatz aus hinterher gelaufen war, saß auf ihrem toten Körper, bis sie abtransportiert wurde.«

Ich hatte bis dahin nur geschwiegen und auch danach fehlten mir einfach die Worte.

»Sie war doch erst vier Jahre alt gewesen. Mein kleiner Engel. Und dann war sie einfach tot.« Leise hatte er geseufzt und einmal kurz geschluckt.

»Deswegen das Tattoo. Als ich 16 war habe ich es mir, ohne dass meine Eltern davon wussten, stechen lassen. Es ist eine Erinnerung an sie. Kleine Schmetterlingsflügel, die in prächtige Federn, also Engelsflügel, übergehen.«

Mit diesen Worten hatte er seine Geschichte bezüglich seiner Tätowierung geendet und mir waren einfach nur die Tränen die Wangen hinunter gelaufen. Ich hatte kaum mehr aufhören können mit weine, weswegen Lysander ein wenig geschockt war, dass es mich so mitgenommen hatte. Ich war eben verdammt sensibel und wenn ich solche wahren, traurigen Geschichten hörte, konnte ich eben nicht anders.

Sofort war er um den Tisch herum gekommen und hatte mich in den Arm genommen. Ich beruhigte mich schnell wieder, da ich ihn deswegen nicht auch die ganze Zeit mit dem Thema konfrontieren wollte. Auch versuchte er mich abzulenken und hatte mich anschließen gefragt, quasi als Gegenleistung für seine Geschichte, warum ich alleine lebte. Die Story dahinter war allerdings auch nicht spektakulär, das passierte in den meisten RTL-Familien.

»Naja. Meine Mum ist damals ungewollt mit mir schwanger geworden, mein Vater wollte mich nie und hatte mich das auch jahrelang spüren gelassen. Meine Mutter gab irgendwann mir die Schuld dafür, dass ihre Ehe in die Brüche ging. Und als das Jugendamt, wahrscheinlich von den Nachbarn, erfahren hatte, dass meine beiden Erzeuger mich regelmäßig schlugen, haben sie mich da rausgeholt und ins Heim gesteckt. Dort kam ich eben mit den anderen Kindern nicht zurecht und in einer WG mit ähnlichen Fällen fühlte ich mich auch nicht wohl. Und weil ich keine anderen verwandten mehr habe, oder nicht kenne, wohne ich eben alleine und bekomme die Wohnung bezahlt, bis ich meine Ausbildung abgeschlossen habe und eigenes Geld verdiene. Ansonsten kommt ca zweimal im Monat so ein Mensch vom Sozialamt oder so zu mir, um nach dem Rechten zu schauen, und das war es dann auch.« Ich hatte die Geschichte eher monoton runtergeleiert, als ob ich sie schon tausendmal erzählt hatte. Was auch so war. Die meisten reagierten betroffen darüber, aber meistens war mir die Reaktion egal. Für mich war eine intakte Familie mit liebenden Eltern eben nie in Frage gekommen und ich konnte es mir beim besten Willen auch nicht vorstellen.

»Das ist schrecklich.«, hatte Lysander dazu gemeint, aber ich hatte nur mit den Schultern gezuckt.

»Ich lebe auch seit ich ungefähr 15 war alleine mit meinem Bruder. Meine Eltern zogen sich… nach diesem Vorfall aufs Land zurück und wollten es ruhig und still haben. Für Leigh und mich war das allerdings auch mit der Schule ungünstig, sodass wir zusammenzogen. Er war eh schon volljährig, sodass das klar ging.« Auch Lysander hatte sich nun ruhiger angehört.

Nach diesen beiden Geschichten hatten wir uns wieder über „Normales“ unterhalten.
 

Wecker. Dieser verdammte, elendige Wecker. Verdammt und dennoch gesegnet sei derjenige, der das Ding damals erfunden hat. Zum zweiten Mal riss mich diese nervtötende Erfindung aus meinen, nun zugegebenermaßen, bittersüßen Träumen.

Ein drittes Mal ließ ich mir das allerdings nicht gefallen und stand auf, nur um mir danach zu überlegen, mich nicht doch noch einmal hinzulegen. Auch wenn es heute gewiss wieder warm werden würde, war mir direkt nach dem Aufstehen gleich wieder kalt. Naja, ab ins Bad, damit der routinemäßige Ablauf eines jeden Morgens beginnen konnte.

Wie üblich musste ich mich dann direkt auf dem Schulweg beeilen, damit ich vor der ersten Stunde noch ein paar Minuten mit Lysander verbringen konnte. Durch diesen Gedanken beschwingt landete ich sogleich auf dem Schulhof und nur kurze Zeit später in den Armen meines Freundes. Die Umarmung war zwar kurz, aber liebevoll; einen Kuss bekam ich direkt vor der Schule eh nie.

Bevor Lys und ich uns allerdings unterhalten konnten, kam auch schon Luna auf mich zugestürmt. Und zwar zugestürmt im wahrsten Sinne des Wortes. Ich musste aufpassen, dass sie mich nicht zu Boden riss, als sie mich mitten in ihrem Lauf stürmisch umarmte.

Sie wollte zwar auch gleich etwas sagen, musste dann aber erst mal keuchen und Luft holen, als ob sie einen Sprint von ihrem zu Hause bis hierher hinter sich hatte. Und wie ich diese Verrückte kannte, hatte sie das auch noch wirklich gemacht.

»Rate mal, wer ab morgen hierher kommen wird!«, begann sie nun mit freudiger, hibbeliger Stimme, während sie sich meine Hände schnappte und ein paar mal auf und ab sprang. Verwundert war ich allemal, nur Lysander, der daneben stand, war noch verwirrter.

Ich sah sie einfach nur fragend an und hoffte, dass sie mir die Antwort auch gleich geben würde, ohne dass ich elendig rumraten müsste.

»Rate!«, meinte sie dann allerdings sogleich, was meine Hoffnung in Luft auflöste.

»Ne, sag’s mir einfach.«, entgegnete ich ihr und sah es ihr an, dass sie es eh nicht länger verschweigen konnte.

»Dev kommt ab morgen an unsere Schule!«, posaunte Luna nun heraus.

Ich sah sie erst mit großen Augen an, anschließend breitete sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht aus.



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