Zum Inhalt der Seite

Sweet Amoris with OC

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Seit meinem ersten Zusammentreffen mit Lysander vergingen einige Wochen, in denen nicht wirklich etwas erwähnbares passierte. Mit Castiel verstand ich mich zunehmend besser und mit Lys sowieso. Mittlerweile standen wir in den Pausen meistens zu viert an der Mauer des Schulgeländes oder saßen gemütlich und ein wenig gequetscht auf einer Bank. Luna hing mittlerweile auch öfters mit den Mädchen aus ihrer Klasse ab, sodass ich manchmal genau zwischen dem Rot- und dem Weißhaarigen saß. Etwas ausmachen tat es mir nicht im Geringsten. Nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass, wenn ichgerade mit Castiel redete, ein intensiver Blick in meinem Nacken klebte. Jedes mal wenn ich mich daraufhin umdrehte und Lysander neben mir saß, kritzelte dieser allerdings eifrig in seinem Notizbuch herum.

In einer Pause am Mittwochmorgen saß ich neben Lysander auf einer Bank auf dem Schulhof. Luna redete eifrig mit ihren Freundinnen, so wie die letzten zwei Tage auch. Ich fragte mich so langsam wirklich, was sie alles beredeten, da sie wirklich jede Minute ihre Köpfe zusammensteckten und manchmal auch Sachen auf eine Liste aufschrieben. Lautlos seufzend beobachtete ich meine beste Freundin ein wenig, da ich mich ein wenig langweilte, auch wenn Lysander direkt neben mir saß. Dieser schrieb allerdings, wie so oft, gedankenverloren ein paar Texte und war ganz in seine Notizen vertieft. Er blickte erst auf, als Castiel sich auf einmal zu uns gesellte.

»Hey, die Mädels veranstalten anscheinend am Wochenende `ne Übernachtungsparty.«, begrüßte er uns.

»Ja, und?«, fragend blickte ich zu Castiel, der stehen geblieben war, hoch. Auch Lysanders Blick war ein wenig irritiert, auch wenn er nichts dazu sagte. Er sagte ziemlich oft nicht viel, was relativ schade war, dabei hörte ich seine Stimme doch so gerne.

»Wenn die Mädels sowas machen, müssen wir ´nen Männerabend machen, ist doch klar.«, klärte uns Castiel schließlich auf mit einer Stimme als ob das doch selbstverständlich wäre. Ich ließ mir diese Idee ein paar mal durch den Kopf gehen und fand, dass sich das doch eigentlich ganz gut anhörte. Würde bestimmt lustig werden.

»Ich bin dabei.«, meinte ich schließlich und sah aus dem Augenwinkel Lysander nicken. Castiel lächelte leicht. Anscheinend war das jetzt also schon beschlossene Sache.

»Gut. Von mir aus können wir bei mir pennen, ich wohn ja eh alleine.« Dass Castiel ebenfalls eine eigene Wohnung hatte, wusste ich mittlerweile.

»Zu mir könnten wir auch.«, bot ich schulterzuckend an, woraufhin mich zwei Augenpaare intensiv ansahen. Hätte ich das jetzt nicht sagen sollen? Die beiden wussten doch, dass ich auch alleine wohnte.

>Dann gehen wir zu dir. Deine Wohnung kennen wir ja noch nicht.«, beschloß Castiel einfach mal. Mir sollte es recht sein. Platz war da, auch wenn man zum Schlafen wahrscheinlich mit einigen Decken den Boden belagern musste.

»Ja, ich will auch sehen, wo du wohnst.«, mischte sich nun auch Lysander ein. Endlich hatte er auch mal was gesagt.

»Okay, von mir aus.«, meinte ich nun lächelnd und zuckte abermals mit den Schultern. Es freute mich, dass meine neuen Freunde auch außerhalb der Schule zu mir kamen. Wir hatten uns bisher in der Freizeit kaum getroffen, außer, dass wir nach der Schule ein paar mal noch zu McDonalds gegangen waren. Nachts zu ihren Proben war ich bisher nie gegangen und es fiel auch kein Wort mehr darüber.

»Sollen wir noch jemanden einladen? Nathaniel oder so?« Diese Frage hätte ich nun wirklich lieber nicht stellen sollen. Castiel warf mir einen verächtlichen Blick zu.

»Bloß nicht. Mit dem Streber kann man doch eh keinen Spaß haben.«, meinte der Rothaarige vielleicht ein wenig zu laut. Eigentlich hatte ich diesen Vorschlag ja nur gemacht, da Nathaniel gerade aus dem Schulgebäude kam und in unsere Richtung steuerte. Anscheinend hatte er Castiels Worte allerdings gehört, da er auf einmal stehen blieb und ein wenig geknickt aussah. Auf dem Absatz machte der Blonde schließlich kehrt und lief in die entgegengesetzte Richtung. Hatten die beiden schon wieder Stress, wie es Luna zu sagen pflegte?

Naja, es ging mich wohl auch nichts an, deshalb sagte ich lieber nichts mehr dazu.

Den restlichen Tag sowie den nächsten verbrachten wir damit, den ‘‘Männerabend‘‘ zu planen. Die Übernachtung sollte von Freitag auf Samstag sein und gegen Abend würde Lysander und Castiel bei mir in der Wohnung eintrudeln. Die Adresse dazu hatte ich ihnen gegeben, sowie meine Handynummer.

Luna hatte in der Schule auch schon spitz gekriegt, dass wir am Wochenende ebenfalls etwas planten, auch wenn sie dazu kaum etwas sagte. Am Montagmorgen würde sie mich ja eh mit Fragen überhäufen. Ich mit zwei gut aussehenden Kerlen, das konnte ja nicht gut gehen, hatte sie dazu einmal gemeint. Vielleicht war ja etwas Wahres dran an dieser Aussage.
 

Es war Abend. Meine Wohnung hatte ich aufgeräumt, gestaubsaugt, und entsprechend für einen Männerfilmabend hergerichtet. Wir hatten uns dazu entschlossen, einfach ein paar Filme zu dritt anzuschauen und Pizza zu bestellen; der Rest würde sich schon von alleine ergeben. Ein paar Decken, die ich finden konnte, hatte ich auch hergerichtet, damit Lysander und Castiel es sich bequem machen konnten, da sie ja bei mir übernachteten. Knabbereien, für die wir Geld zusammengelegt hatten, standen auch schon auf dem Couchtisch zwischen Couch und Fernseher bereit.

Gerade wollte ich noch einmal alles umräumen, da ich nicht still sitzen konnte und irgendwie total nervös war, als es klingelte. Mit schnellen Schritten war ich an der Tür, atmete noch einmal tief ein, und öffnete diese. Begrüßt wurde ich zuerst von einem lächelnden Lysander, anschließend von Castiel. Dieser schob sich direkt nach meinem »Kommt doch rein.« in die Wohnung, um einfach mal irgendwo einen Kasten Bier abzustellen. Ich war nicht sonderlich begeistert davon, aber zu einem echten Männerabend gehörte Bier irgendwie schon dazu.

Als auch Lysander in die Wohnung gekommen war, schloß ich hinter ihm die Tür. Nachdem er sich umgesehen hatte, stellte er eine Flasche Vodka, die er in der Hand hielt, neben den Bierkasten. Okay, jetzt wurde es kritisch. Alkohol vertrug ich nicht wirklich viel und ich hoffte, dass zumindest die hochprozentige Flasche geschlossen blieb. Dass ausgerechnet Lysander diese so selbstverständlich getragen hatte, wunderte mich allerdings irgendwie.

Nach dem üblichen >Schöne-Wohnung-BlaBla<, der Frage, wo denn das Bad ist und auch dem Anruf beim Pizzalieferdienst, saßen wir zu dritt auf meiner kleinen Couch. Es war relativ eng, aber das störte keinen und genügend Platz hatte man irgendwie auch noch.

Die Pizza wurde relativ zügig geliefert und auch dafür hatten wir wieder zusammengelegt. Lediglich für die mitgebrachten Getränke hatten Castiel und Lysander einzeln gezahlt, quasi als »Entschädigung«, dass sie heute über Nacht hier schliefen. Wäre ja wirklich nicht nötig gewesen. Wirklich nicht!

Zur Pizza tranken wir das Bier, während auf der Mattscheibe schon der erste Film lief. Castiel hatte einige DVDs mitgebracht, sodass wir einige Stunden lang versorgt wären. Leider waren die DVDs hauptsächlich Horror-oder Splatterfilme, darunter auch ein Psycho-Thriller. Das meiste war, wer hätte es gedacht, ab 18 freigegeben.

Den ersten Film hielt ich noch gut durch, vor allem, da ich eh noch die meiste Zeit mit Essen beschäftigt war. Beim zweiten Film war es draußen mittlerweile dunkel und das einzige Licht in der Wohnung war das, was vom Fernseher ausging.

Nach Horrorfilmen sah irgendwann selbst das eigene Badezimmer irgendwie bedrohlich aus. Rasierer könnten ja plötzlich ein Eigenleben entwickeln und dich langsam aufschlitzen, um dich qualvoll verbluten zu lassen, während dein Föhn dich über dem laufenden Wasserhahn der Badewanne fesselt. Okay, so langsam wurden meine Gedanken wirklich zu abstrus.

Ich beeilte mich, aus dem Bad zu kommen, da die anderen beiden dieses auch noch aufsuchen mussten.

Als alle wieder auf der Couch saßen, wurde die Vodkaflasche geöffnet. Ich verzog ein wenig das Gesicht, als die drei Gläser anschließend mit Orangensaft aufgefüllt wurden. In meiner Küche fanden sie die zwei offensichtlich ja wunderbar zurecht.

Wir stießen an, als der dritte Film, den ich alleine nie im Leben angeschaut hätte, anfing. –ich nahm nur einen kleinen Schluck, bevor ich das Glas wieder abstellte, im Gegensatz zu Lysander und Castiel. Zum Trinken hätten mich die beiden bestimmt nicht gezwungen, wenn ich gesagt hätte, dass ich nichts wollte, aber naja, zu spät.

Die beiden anderen hatten jeweils schon fast das halbe Glas leer, als sie es abstellten und sich nach hinten lehnten. Ich hingegen würde wahrscheinlich bei diesem einem Glas bleiben, wenn überhaupt.

Auch ich lehnte mich nach hinten und fragte mich, ob der Film noch schlimmer werden würde, als er jetzt schon ist. Die Story war ziemlich makaber und in jeder Sekunde floß irgendwo Blut. Die ganze Stimmung war gedrückt und von passenden leisen Melodien untermalt. Bei der nächsten Szene wurde es allerdings verdächtig leise. Der Bildschirm war auch fast ganz schwarz, sodass man kaum etwas erkennen konnte, so wie der Protagonist in dem Film.

Auf einmal wurde es allerdings wieder hell und laut und eine hässliche Fratze war auf der Mattscheibe zu erkennen. Ich zuckte zusammen und konnte mir gerade noch so ein Quietschen unterdrücken. Erst einen Moment später, als mein Herz noch immer vor Schock hämmerte, bemerkte ich, dass ich je eine Hand in Castiels bzw. Lysanders gekrallt hatte. Ich wurde schlagartig rot, als ich es bemerkte. Nur gut, dass man es in der Dunkelheit nicht sehen konnte.

Ich wollte gerade meine Hände wieder zurückziehen, als ich ein leichtes Ziehen an einer davon vernahm. Es kam von links, also war es Lysander. Castiel hatte seine Hand bereits anstandslos zurückgezogen, wohingegen Lysander meine nun sanft umfasste. Konnte man noch röter werden als tomatenrot? Wenn ja, hatte ich das gerade geschafft.

Es tat allerdings gut, von ihm berührt zu werden und mir wurde bewusst, dass wir ja gerade richtig Händchen hielten. So richtig kitschig Händchen hielten. Hach ja, konnte das schön sein und… »F*CK!«, fluchte ich, als schon wieder so eine Fratze auf dem Bildschirm erschien und ich mich ein zweites mal zu Tode erschreckte. Was war das denn für ein Film?

Von der rechten Seite von Castiel konnte ich ein leises Kichern hören. Machte ihm der Film etwa gar nichts aus? Lässig, wie er auf der Couch hing konnte man meinen, er schaute gerade irgendeinen langweiligen Dokumentarfilm über Wale, oder über die Fortpflanzung von Schnecken.

Als ich zu Lysander rüber linste, bemerkte ich, dass er den Kopf in meine Richtung gedreht hatte. Ein vages Lächeln konnte ich in der Finsternis, die noch immer nur vom Fernseher durchbrochen wurde, erkennen.

Langsam ließ er meine Hand los, in die ich mich schon wieder gekrallt hatte. Hoffentlich hatte ich ihm nicht weh getan. Aber wahrscheinlich hatte er einfach keine Lust mehr, mit mir hier Händchen zu halten. Dementsprechend verwirrt war ich, als ich seinen Arm um meine Schultern spürte, der mich sanft an seine Seite zog. Bereitwillig lies ich den Zug zu und rutschte direkt ein kleines Stück zu ihm rüber. Gerade, als ich wieder zur Mattscheibe blickte, spürte ich den Arm enger um mich. Abermals begann mein Herz zu klopfen, aber diesmal nicht aus Schock wegen einer Szene.

Ein paar Minuten saß ich so da in denen ich gar nicht registrierte, dass ich mich immer enger an Lysanders Körper drückte. Ihn schien das nicht zu stören, da er sich sogar bereitwillig ein wenig umsetzte, damit ich mich besser an ihn schmiegen konnte. So nah bei ihm in seinen Armen war der Film auch gar nicht mehr so schlimm. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich eher darauf konzentrierte, wie es sich anfühlte hier zu sitzen und seinen Körper so nahe an meinem zu spüren.
 

Der Rest des Abends war irgendwo in meinem Gedächtnis verloren gegangen. Das stellte ich zumindest fest, während ich versuchte herauszufinden, wo ich gerade lag. Weich und gemütlich war es. Lag ich etwa in meinem Bett? Wie es sich anfühlte schon. Mit geschlossenen Augen blieb ich liegen und stellte fest, dass ich wirklich in meinem Bett liegen musste. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, vergangenen Abend schlafen gegangen zu sein.

Ich atmete tief ein und aus und bemerkte nach und nach, dass hier etwas nicht stimmte. Mir war angenehm warm und ich hatte kaum Platz, mich irgendwie zu regen. Als ich meinen Arm ausstrecken wollte, klatschte dieser an etwas Warmes, was sich ein wenig auf und ab bewegte. Das irritierte mich. Vorsichtig und langsam öffnete ich nun meine Augen, musste aber ein paar mal blinzeln, um etwas erkennen zu können.

Mein Blick fiel genau auf einen nackten Oberkörper. Und was für ein Oberkörper. Ein Sixpack ließ sich erahnen und auch sonst sah das Gesamtpaket ziemlich durchtrainiert aus. Was für ein Anblick am frühen Morgen. Als ich mit dem Blick allerdings höher bis über die breiten Schultern strich, erschrak ich leicht. Es war niemand anderer als Castiel, der sich mir hier so schlafend anbot. Ein paar Strähnen waren ihm ins Gesicht gefallen und er sah so friedlich dabei aus. Dass er meistens eine große und freche Klappe hatte, konnte man sich bei diesem Anblick kaum vorstellen. Wieder einmal spürte ich, wie sich die Röte in mein Gesicht schlich. Vielleicht sollte ich mich besser umdrehen, um nicht mit dem Sabbern anzufangen.

Gesagt getan, ereilte mich der nächste Schock. Wobei Schock wirklich zu negativ ausgedrückt war. Der nächste nackte Oberkörper hatte sich in mein Sichtfeld geschoben und dieser gehörte doch glatt zu Lysander. Darum hatte ich hier also in meinem Bett so wenig Platz. Zwei heiße Kerle meinten, sich ebenfalls hier rein zu quetschen. Oh-mein-Gott!

Die Situation überforderte mich nun doch leicht. Warum lag ich mit diesen beiden in einem Bett? Und wie ich überhaupt hier rein gekommen? Und warum hatten die zwei obenrum nichts an?

Während ich mich all dies und noch viel mehr fragte, bemerkte ich gar nicht, wie sehr ich Lysander gerade anstarrte. Zumindest der Teil, der über die Bettdecke, die quer über uns drei lag, ragte.

Ich war irgendwann so in diesen leckeren Anblick und meine verworrenen Gedanken vertieft, dass ich es gar nicht registrierte, dass ich ebenfalls angesehen wurde. Ich zuckte leicht zusammen.

Lysanders Blick, der auf mir lag, sah irgendwie glasig aus und seine Lippen zierten ein nicht vertrautes Grinsen. Irgendetwas war komisch an ihm.

»Du bist also wach.«, meinte er in einem Tonfall, den ich gar nicht an ihm kannte. Antworten konnte ich einen Moment lang gar nicht, was aber auch gar nicht mehr nötig war, da der Weißhaarige wieder das Wort ergriff.

»Und du bist so verdammt rot.«, fügte er mit diesem merkwürdigen Grinsen hinzu. Ohje. Am liebsten würde ich mir jetzt die Decke über den Kopf ziehen, aber das war wohl nicht drin.

»Äh… ja, ich bin wach.«, erwiderte ich und hoffte, meine Stimme klang einigermaßen normal.

»Und warum bist du so rot?« Lysander widerholte seine Frage einfach, wobei sein Grinsen nicht aus seinem Gesicht weichen wollte. Die Antwort war ja eigentlich klar, nur aussprechen konnte ich das ja wohl nicht. Zwei tolle Kerle lagen mit mir hier auf engstem Raum und das halb nackt. Wer würde da nicht rot werden?

Da ich kaum wusste, was ich sagen wollte, rutschte mir schließlich das heraus, was ich eigentlich gar nicht sagen wollte. Mein Gehirn war gerade aber auch irgendwie zu einem Drittel nur Matsch.

»Naja… du hast schon einen tollen Oberkörper.«, murmelte ich zwar, es war aber dennoch gut verständlich. Jetzt war es Lysander, der kurz schwieg, aber dabei einfach noch ein wenig mehr grinste. So kannte ich ihn ja gar nicht. Was war denn los mit ihm?

»Findest du mich wirklich so toll?«, fragte er auf einmal, während ich spürte, wie er mich mit einem Arm näher an mich ranzog. Plötzlich lag ich ganz nahe an ihm. Ich hatte zwar noch mein Oberteil an, aber dennoch berührten sich unsere Körper mehr als genug. Seine Brust hob und senkte sich dicht an meiner und als auch noch sein Gesicht näher kam, spürte ich seinen Atem auf meiner Haut.

Mein Herz schlug bis zum Anschlag und auf einer Rotheitsskala von 1-10 hatte ich mindestens eine 20.

»Lysander?«, fragte ich vorsichtig, wobei mich seine unterschiedlich farbigen Augen in den Bann zogen. Wie hypnotisiert sah ich ihn an und auch er fixierte mich mit seinem Blick.

Ich bemerkte es gar nicht, dass er die wenigen Zentimeter, die zwischen unseren Gesichtern lagen, überbrückt hatte. Es fühlte sich an, als wäre mein Herz auf einmal stehen geblieben, als Lysanders Lippen auf meinen lagen. Ich riss zuerst meine Augen auf, doch als ich sah, dass Lys seine geschlossen hatte, tat ich es ihm gleich.

Zögernd erwiderte ich nach dem kurzen Moment des Schocks den Kuss, wobei ich nicht wusste, welcher Teufel mich da geritten hatte. Aber der Kuss war schließlich von Lysander ausgegangen!

Seine Lippen, die sich so sinnlich an meinen bewegten, fühlten sich so weich an. In diesem Gefühl konnte ich mich wirklich vollkommen verlieren.

Unbewusst kuschelte ich mich enger an ihn und als ich spürte, dass Lysander seine Arme enger um mich gelegt hatte, schlang ich die meinen vorsichtig um seinen Hals. Der Kuss wurde intensiver.

Dass ich keine Hose anhatte und auch Lys nur mit Shorts bekleidet war nahm ich nur noch am Rande wahr. Die Gedanken, was vor ein paar Stunden passiert ist und wie ich in meinem Bett gelandet war, hatte ich mittlerweile vollkommen ausgeblendet. Ich konzentrierte mich gerade wirklich auf Schöneres.

Lysander konnte so verdammt gut küssen und ich hoffte, dass er es ebenso mochte. Jede Bewegung seiner Lippen prägte ich mir ein, sodass ich gut auf diese erwidern konnte. Immer wieder fuhren mir wohlige Schauer über den Rücken, was nicht zuletzt daran lag, dass Lysander eben jenen sanft streichelte. Zumindest so lange, bis seine Hand auf einmal auf Wanderschaft ging.

Seine schlanken Finger fuhren unter mein Oberteil und legten sich auf meinen nackten Rücken. Dort, wo er mich berührte, brannte meine Haut. Aber es war ein angenehmes Brennen. Es fühlte sich neu, aufgeregt an und in diesem Moment hoffte ich wirklich, er würde mich jetzt bloß nicht loslassen.

Doch wie es mit den schönsten Momenten so war, wurden sie immer wieder jäh unterbrochen.

Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass ja auch Castiel hier im Bett lag. Dieser hatte sich ein wenig aufgerichtet und seinen Kopf auf seinen angewinkelten Arm gestützt.

»Hey. Ich hab keinen Bock, euch beim rummachen zu zusehen.«, meinte der Rothaarige in genervten, aber auch müden Tonfall.

Ich zuckte zusammen. Den Kuss lösten wir daraufhin natürlich und zu meinem Bedauern zog Lysander nun auch seine arme zurück. Noch ein wenig geschockt und vor allem überfordert drehte ich mich auf den Rücken. Mit höchst geröteten Wangen blickte ich zu Castiel hoch, der mittlerweile aufgestanden war. Auch er war lediglich mit Boxershorts bekleidet.

»Ich darf ja sicher mal dein Bad benutzen.«, meinte er, während er sich umdrehte und aus dem Zimmer tappste, wobei er sich noch am Hinterkopf kratzte.
 

Ich blieb erst einmal mit dem Rücken auf der Matratze liegen. Bevor Castiel endgültig aus dem Zimmer verschwunden war, hatte ich mir schnell noch einen Blick auf seine Kehrseite erlaubt.

Schnell waren meine Gedanken aber wieder von Lysander gefangen. Dieser lag noch immer neben mir und war sogar ein kleines Stück wieder an mich rangerutscht. Wir schwiegen uns an, wobei ein intensiver Blickkontakt unserer Augen herrschte.

Langsam ordneten sich meine Gedanken und ich wurde ruhiger, was irgendwie verwunderlich war, da mein Herz noch am Rasen war. Ich erinnerte mich auch wieder an letzte Nacht, als ich nun erst jetzt den leichten Alkoholgeruch in der Luft bemerkte. Wie konnte ich den bloß nur bisher nicht wahr genommen hatten? Vielleicht vertrug ich doch weniger Alkohol, als ich gedacht habe. Diesen hatte ich gestrigen Abend nämlich noch zu mir genommen, bevor ich einfach auf der Couch eingeschlafen war. Den Horrorfilm musste ich irgendwann ausgeblendet haben was auch kein Wunder war, da ich ja in Lysanders Armen gelegen hatte. Lysander!

Mit noch immer geröteten Wangen sah ich ihn an. Der Nebel, der sich seit meinem Aufwachen um meinen Verstand gehüllt hatte, lichtete sich ein wenig. Blöder Alkohol aber auch, vermutlich lag es daran.

Jetzt war es mir auch ersichtlich, warum Lysander sich so verhielt. Ich reimte mir zusammen, dass er gestern bestimmt um einiges mehr getrunken hatte als ich und jetzt vielleicht noch nicht ganz nüchtern war. Sonst hätte er mich doch nicht einfach so geküsst? Oder?

Sein Verhalten könnte mir diesen Gedankengang zumindest bestätigen. Als ich nun auch nicht nur seine Augen, sondern auch sein ganzes, schönes Gesicht intensiver musterte, stellte ich fest, dass er irgendwie leicht fertig und müde aussah. Sein Blick war noch immer leicht glasig und auch sein Atem ließ vorherigen Alkoholkonsum nicht ausschließen. Innerlich beschloß ich, mit den beiden bloß nichts mehr trinken zu gehen.

Langsam aber sicher richtete ich mich von der Matratze auf, wurde aber auf einmal von Lysander daran gehindert. Mit der Hand an der Schulter drückte mich der Weißhaarige wieder nach unten und beugte sich anschließend über mich. Sein Gesicht kam meinen schon wieder so verdammt nahe.

Tat er das nur, weil er gerade nicht ganz nüchtern war?

Bevor unsere Lippen sich ein zweites mal fanden, wurden wir abermals von Castiel gestört. Dieser lehnte nun lässig im Türrahmen und beobachtete die ihm dar gebotene Szenerie. Als Lys den Rothaarigen ebenfalls bemerkte, ließ er mit einem Murren von mir ab und stand auf.

Mein Blick fiel diesmal auf Lysanders durchtrainierten Rücken und was ich dort sah, überraschte mich wirklich. Der Weißhaarige war doch tatsächlich tättowiert! Irgendwie hätte ich von ihm das gar nicht erwartet. Allerdings mochte ich Tattoos, sodass es schon wieder ein Pluspunkt für ihn war.

Castiel, der bereits angezogen war, ergriff ein weiteres mal das Wort.

»Hey, Lucio. Ich glaube wir hauen dann mal ab. So wie es aussieht, muss Lys erstmal richtig ausnüchtern.« Ich nickte bei diesen Worten. Abermals ging mir zu viel im Kopf herum, als dass ich etwas Gescheites antworten konnte.
 

Rund eine Viertelstunde später standen Castiel und Lysander angezogen und bereit zum Gehen im Flur vor meiner Haustür. Der Rothaarige entschuldigte sich netterweise dafür, dass sie mir ein kleines Chaos hinterlassen hatten und bot sogar an, am Nachmittag noch einmal vorbeizukommen, um mir beim sauber machen zu helfen. Ich lehnte das Angebot dankend an.

Auch hatte mir Castiel erzählt, dass ich beim Film schauen wirklich irgendwann eingeschlafen war und die beiden mich deswegen ins Bett gelegt hatten. Er und Lysander hatten sich daraufhin noch einen Film reingezogen und dabei noch einiges getrunken und da sie den Boden einfach zu unbequem fanden (und sie anscheinend die bereit gelegten Decken einfach ignoriert hatten) hatten sie sich einfach zu mir ins Bett gequetscht. Ganz toll. Nächstes mal lege ich mich auch einfach so in ein fremdes Bett.

Castiel wuschelte mir zum Abschied freundschaftlich durchs Haar, Lysander umarmte mich einfach ein wenig unbeholfen. Seufzend schob daraufhin der Rothaarige seinen Kumpel aus der Tür. Als ich diese kurz darauf geschlossen hatte, seufzte ich. Mein Herz hatte sich zwar mittlerweile beruhigt, aber meine Gedanken nicht. Der Kuss von Lysander wollte mir einfach nicht aus dem Kopf. Dass ich ihn mochte, vielleicht auch mehr als nur mochte, konnte ich mir ja eingestehen, aber wie es da bei dem Weißhaarigen aussah, machte mich noch ganz konfus.

Ich beschloß, mich erstmal ans Aufräumen zu machen, was nach einer Aspirin auch in die Tat umgesetzt wurde. Von Lysander musste ich eine Antwort erhalten, das war klar. Wie ich ihm jetzt aber gegenüber treten sollte, das wusste ich wiederum nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück