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Blast from the Past

Das Phantom der Oper
von

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ERSTER TEIL

Blast from the Past
 


 

ERSTER TEIL
 

Kind aus der Dunkelheit,

treibend durch Raum und Zeit.

Dein Weg ist einsam.

Lern im Dunkeln ihn zu finden.
 


 

Wer schweigt und spricht mit dir?

Wer teilt sein Licht mit dir?

Dein Weg ist einsam.

Lernan dich allein zu glauben.
 


 

Von der Hand, die deine berührt,

darfst du niemals träumen.

Dein Herz bleibt dein.

Es schlägt für sich allein.
 


 

Drum tanz mit der Einsamkeit.

Kind aus der Dunkelheit.

Dein Weg ist einsam.

Lerne dabei, gerne allein zu sein.
 


 

Dein Weg ist einsam.

Lieb diesen Weg.

Leb diesen Weg...

allein!
 


 

Erstes Kapitel - Opera Populaire
 

Es war im Jahre 1871. Die Nacht brach herein und ich pilgerte noch immer durch die Straßen von Paris. Schon vor Stunden war ich von der Rue de Rivoli in die Av. de l’Opéra abgebogen, doch diese Straßen schienen kein Ende zu haben. Die Straße erstreckte sich über eine beachtliche Länge und die unzähligen Häuser standen am Rand, links und rechts, wie Zuschauer bei einer Tragödie.

Ich lief und lief, immer weiter geradeaus, nicht wissend ob ich für die Nacht eine Bleibe finden würde oder wo ich eigentlich hinlief. Noch vor kürzester Zeit lebte ich in der Notre Dame de Paris, genau genommen noch in der letzten Nacht, doch da ich kein Opfer der Gendarmen war, durfte ich nur für wenige Tage dort verweilen.
 

Mir war sehr kalt und ich zitterte am ganzen Leib wie Espenlaub das vom Wind gewalttätig umweht wurde. Mein Umhang aus den verschiedensten Brauntönen von Hasenfellen, der mir Wärme spenden sollte, zerlegte sich in ein Dutzend Teile als ich ihn hastig aus meiner Kuhhauttasche zog, weil mich der Regen überrascht hatte. Denn das Garn, mit denen ich sie - nicht sehr ordentlich, weil es sonst nicht ausreichte - verbunden hatte, war sehr alt und so war ich gezwungen die einzelnen Felle wieder in die Tasche zu stopfen und mich dem Angriff des Wetters auszusetzen. Das brachte mich so in Wut das ich, statt mich irgendwo unterzustellen, auf der Stelle mit meinen Füßen - die wohl die Durchlöchertesten und schmutzigsten Schuhe in ganz Frankreich trugen - auf das Pflaster der Straße stampfte. Dann begann ich in voller Erregung an der leuchtenden Laterne, die im Umkreis von sechs Metern meine einzige Lichtquelle war, meiner Wut freien Lauf zu lassen und aus meinen Mund kamen die wohl schlimmsten Flüche und Verwünschungen die ein Mensch nur aussprechen konnte.
 

Das passte zu diesem fürchterlichen Tag. Erst wurde ich von einem Offizier fortgejagt, weil ich öffentliches Ärgernis erregte, indem ich auf der Straße tanzte um ein paar Münzen zu verdienen. Dann musste ich mir einen anderen Platz zum Tanzen suchen, bei dem es auch nicht besser verlief. Und letzt endlich musste ich mein Essen stehlen, wobei ich beinahe erwischt worden war. Und als ich dachte der Tag könne nicht schlimmer werden, fing es jetzt auch noch zu regnen an, und statt das mich mein Fellumhang davor schützte, musste er genau in diesem Moment auseinander reißen. Während ich weiterhin gegen die blöde Laterne trat, lösten sich die Nähte meines rechten Schuhs und die Stofffetzen rutschten von meinen Füßen.

Plötzlich stieß ich ungewollt einen spitzen Schrei aus, den ich nicht zu unterdrücken vermochte. Ich wollte, doch ich konnte nicht, denn ich musste meine Frustration endlich einmal hinausschreien. Und obwohl ich wusste, dass ich damit einige Menschen aus ihren Betten jagen würde, die gleich mit harten Gegenständen nach mir werfen und mir zu schreien, ich solle mit dem Katzengejammer aufhören, versteckte ich mich nicht. Doch meine Erwartung wurde nicht bestätigt. Verwundert sah ich mich um. Ich bekam es allmählich mit der Angst zu tun. Denn die Fenster blieben stumm und schwarz. Keine Menschenseele war auf der Straße, als ob eine todbringende Pest in Windeseile alle dahingerafft hätte und ich die einzige Überlebende in diesem tragischen Stück war. Es war mir unheimlich, obgleich ich wusste, dass keine Pest diese Stadt heimsuchte und alles in Ordnung war. Ich sah mich nochmals um. Alle Gassen erschienen mir durch ihre düstere Ruhe Angst einflößend.
 

Plötzlich leckte mir eine kalte Zunge meine rechte Hand ab, und ehe ich vor Schreck aufschreien konnte, sah ich die Ursache dafür neben mir. Mein treuer Gefährte auf vier Pfoten sah mich an und begann zu jaulen. Ich sah ihm in die Augen, die von dem kalten Licht der Laternen angestrahlt wurden und mich glauben lassen wollten sie wären leuchtendgrün. Er erwiderte den Blick nicht lang. Meine Hand legte sich geistesabwesend auf seinen feuchten, zerzausten, schwarzen Kopf und begann seine Ohren zu kraulen. „Ach Rowen. Was ist nur mit mir los? Ich bin doch sonst auch nicht so ängstlich.“ Auf meiner Frage folgte ein weiteres Jaulen. „Du hast Recht, das ist jetzt unwichtig. Wir sollten uns schnell ein trockenes Fleckchen suchen.“ Und als ob Gott der Allmächtige diese Aussage bestätigen wolle, vernahm ich ein lautes Grollen auf welches ein Blitz folgte und die Stadt für einen Bruchteil einer Sekunde in Taghelles Licht tauchte.
 

Ich erschrak abermals und rannte weiter geradeaus, an meiner Seite mein langjähriger Freund, in der Hoffnung, dass wir bald einen Unterschlupf finden würden. Mein Kleid war durchtränkt von den vielen Tropfen die sich zu Regen vereint hatten und unaufhörlich auf mich niederprasselten. Ich rannte und rannte als ginge es um mein Leben. Ich sehnte mich danach endlich Schutz vor diesem furchtbaren Unwetter zu finden. Es ängstigte mich nichts außer Gewitter. Das laute Donnergrollen jagte mir Schweißtriefende Angst über dem Rücken. Als ich an der Seitenstraße Rue St - Augustinvorbei rennen wollte, bemerkte ich aus meinem Augenwinkel, dass etwas Großes, Dunkles auf mich zukam. Ich stand wie ein zu Tode geängstigtes Reh da und bewegte mich nicht von der Stelle. Ehe mich die Hufe dieser mir riesig erscheinenden Pferde unter sich begraben konnten, wurde ich von einem Paar spitzer Zähne an meiner Hüfte gepackt und schmerzlich wieder auf den Gehweg gezogen. Der packende Biss tat sehr weh und würde möglicherweise Narben hinterlassen, da mein Kleid nicht sehr dick war. Eigentlich war es nur für den Sommer geeignet. Doch was kümmerten mich Narben wenn ich beinahe mein Leben gelassen hätte. „Pass doch auf du dreckiges Balg!“, rief die schwarze, eingehüllte Gestalt auf dem Sitz des Kutschers, spuckte mir vor die Füße und verschwand in der kalten Dunkelheit der Nacht.
 

Ich verfluchte ihn kurz in meiner Muttersprache, doch verschwendete ich meine Aufmerksamkeit nicht an diesen Unhold, sondern schenkte sie meinem Liebling von Hund. „Danke Rowen!“, ich kniete mich vor ihm hin, nahm sein Kopf in meine schmutzigen, mit Schrammen übersäten Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Schnauze. „Was wäre ich nur ohne dich.“ Als ich mich wieder aufrichten wollte, durchzuckte mich der Schmerz seines rettenden Bisses. Rowen begann zu winseln und zog seinen Schwanz ein um mir seine Entschuldigung zu signalisieren. „Schon gut. Lieber ein Schmerz an der Hüfte, als nicht mehr am Leben zu sein.“ Plötzlich begann es wieder zu Donnern. Es hatte wohl kurzzeitig aufgehört, oder ich war zu abgelenkt um es zu bemerken. Doch jetzt stieg wieder die altbekannte Angst nach oben und wir rannten weiter durch die Nacht.
 

Es wehrte nicht lange und ich konnte ein monströses Gebäude in der Ferne aufragen sehen. Je näher wir kamen desto größer, und vor allem höher wurde es. Wir rannten in Windeseile über den Place de l’Opera, an den Cafe de l’Opera vorbei und spurteten die Stufen des riesigen Gebäudes hinauf. Über den vier Säulen, die vor der Tür standen, stand in goldenen Lettern Opera Populaire. Die drei Türen waren glücklicherweise, mit Hilfe der Säulen überdacht und dementsprechend auch trocken. Unter normalen Umständen würde ich klopfen und um Asyl bitten, doch da es kein normales Gebäude war, traute ich mich nicht. So ein schmutziges Ding wie mich, würden sie nie in so ein erhabenes Haus lassen. Sie würden mich mit größter Verachtung fortjagen, und bevor ich mich wieder dem Regen aussetzte blieb ich lieber hier.
 

Doch als es noch stärker zu Donnern begann, was meiner Ansicht nach gar nicht mehr möglich war - doch der Donner bewies mir das Gegenteil - bekam ich panische Angst und änderte meine Meinung schlagartig. Ich sprang auf und mit einem Hechtsprung war ich auch schon vor der näheren rechten roten Tür und versuchte - in der Hoffnung nicht abgewiesen zu werden - hinein zu kommen.
 

Meine Faust schlug hart gegen die große Eingangstür. „Zuflucht. Um Gottes Willen gewährt uns Einlass.“ Wieder kam ein ohrenbetäubender Donner und meine Angst stieg weiter an. Nun hämmerte ich mit all meiner Kraft, meine Handfläche begann ein wenig warm zu werden und plötzlich sah ich die Tropfen meines eigenen Lebenssaftes auf den Stein des Einganges klatschen. „ASYL! ASYL! BITTE GEBT UNS ASYL!“ Meine Angst stieg ins Unermessliche. Ich wollte nicht auf den Stufen der Oper sterben. Nicht jetzt. Nicht hier. Und auch nicht in den nächsten Jahren. Ich sah zu Rowen. Er sah mich kurz an und begann mit seinen Krallen an der Tür zu kratzen und zu bellen. Er hatte Recht. Ich sollte noch nicht aufgeben. Einmal wollte ich es noch versuchen. Nun nahm ich beide Fäuste und schlug sie mir an dieser Tür, die mir doch hoffentlich bald Einlass gewähren würde, wund und blutig. Als ich wieder schreien wollte brach meine Stimme vollkommen ab. Ich brachte keinen Ton mehr aus meinem Mund. Meine Stimme versagte unter dieser Anstrengung. Doch wollte ich nicht ungehört bleiben, denn wenn ich es bliebe müsste ich hier draußen in der Kälte sterben, das wusste ich. Statt noch einmal den Versuch zu starten zu schreien, begannen salzige Tränen an meinen Wangen herunter zu laufen.
 

Tränen der Verzweiflung und des Hasses. Hass auf mein beklagenswertes Leben. Hass auf mein Volk das mich wegen einer Lüge verstoßen hatte. Hass auf Gott und dieser Oper die mich ebenfalls zu verstoßen schienen. Mit dem Hämmern hatte ich schon lange aufgehört. Es brachte mir nichts, nur blutige Hände. Ich rutschte an der Tür hinunter und weinte weiter. So endete also mein Leben. Ich würde auf den Stufen dieses Liedertheaters sterben, weil sie ein hässliches, schmutziges Etwas nicht einlassen wollten. Stören würde es doch sowieso niemanden, war ich doch nur ein Fettfleck unter diesen ehrwürdigen Leuten.
 

Ich setzte mich mit dem Rücken gegen die Tür, meine Beine angewinkelt, meine Arme um die Knie geschlungen, verbarg mein Gesicht zwischen ihnen und weinte bittere Tränen. Rowen setzte sich neben mich und leckte mir die Hände sauber. Ich sah auf und schaute ihm in Gedanken verloren dabei zu. Er war mein einziger Freund, meine Familie. Er hatte nur mich und ich nur ihn auf dieser grausamen Welt. Ich durfte nicht vor Kälte sterben und ihn alleine lassen. Das würde er mir nie verzeihen und ich mir schon gar nicht. Ich legte meine Arme um ihn und kuschelte mich dicht an ihn heran um uns warm zu halten. Es würde eine lange Nacht werden. Denn Schlafen durfte ich in dieser Nacht nicht. Sonst wäre es mein Ende werden. Und seines auch.
 

Fortsetzung folgt …



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