Zum Inhalt der Seite

Moments

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

2004

27. Oktober 2004
 

Er würde zu spät zum Unterricht kommen und das alles nur weil am frühen Ausnahmezustand in ihrem Schlafsaal geherrscht hatte. Chaos ausgelöst von einer Ratte, die sich aus einem anderen der Jungenschlafsäle im Kerker zu ihnen verirrt hatte. Die Gänge waren komplett leer, denn das Frühstück in der Großen Halle war bereits beendet und der Unterricht hatte bereits begonnen. Mit hastigen Schritten durchquerte der Erstklässler den Eingangsbereich hin zu der Haupttreppe, die in die höheren Stockwerke führte. Die wachsamen Augen der Portraits an den Wänden folgten ihm und noch im Gehen streifte er sich seinen schwarzen Umhang, mit dem Zeichen für das Hause Slytherin, über. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend erklomm er die Treppe. Seine Schritte halten von den Wänden wieder und waren neben seinem hastigen Atem das §inzige was überhaupt zu hören war.

Eulendreck, gerade zu Verteidigung gegen die dunklen Künste würde er zu spät kommen. Professor MacAvoy war nicht gerade einer der lockeren Lehrer, die Mal ein Auge zudrückten, sondern er hatte von der ersten Stunde an, den neuen Schüler verständlich machen wollen, wer hier die Autorität war und es war ihm gelungen. Ein komischer Kauz war dieser Kerl und er wollte nicht unbedingt der Erste sein, der unangenehm auffiel und für Punktabzug sorgte. Was beinah unvermeidlich war. Das Schuljahr hatte er vor ein paar Wochen angefangen und alles war für viele der Erstklässler immer noch völlig neu und verwirrend. Von den Treppen, die ständig ihre Richtung änderte, wie sie gerade lustig waren, hatte er bereits gewusst, aber niemand hatte ihn darauf vorbereitet, dass diese derart störrisch sein konnten. Dazu kam, dass jeder Gang noch irgendwie alle gefühlt gleich aussah. Eine geschlossene Tür nach der anderen. Leere Flure. War der Raum für Verteidigung gegen die dunklen Künste nun im zweiten Stockwerk, oder doch im Dritten? Der Junge mit den dunklen Haaren und den auffallend blauen Augen schnaubte entnervt und strich sich die Fransen aus dem Gesicht. Seine Haare waren mal wieder zu lang geworden. Er war auf dem oberen Treppenabsatz stehen geblieben und schien sichtlich unentschlossen und orientierungslos.

“Kann ich dir helfen, mein Kleiner?“ Der Angesprochene blickte sich um. Die Stimme kam aus einem der Potraits, welches direkt am Eingang zum zweiten Stock lag. Er starrte den alten Zauberer in seinem violletten Umhang misstrauisch an. Von einem Ravenclaw hatte er bei der Besenflugstunden gehört, dass die Portraits ihn mit ihrem Ratschlägen einen Streich gespielt hatte. Sie hatten ihn in eine Sackgasse gelockt und er hatte eine geschlagene Stunde gebraucht um zurück zu seinem Gemeinschaftsraum zu finden. Erstes hatte der Slytherin nicht vor sich in die Irre führen zu lassen und zweitens hasste er es von irgendjemanden Kleiner genannt zu werden und schon gar nicht von einem Mann aus einem magischen Portrait. Er war schließlich keine Fünf mehr.

“Nein, danke. Ich find den Weg schon“, antwortete der Schüler deswegen ein wenig kurz angebunden. Der Zauberer schien allerdings nicht beleidigt, sondern lächelte gutmütig. „Du solltest dich beeilen, sonst kommst du zu spät zum Unterricht.“ Die Belehrung zeigte seine Wirkung, auch wenn der Slytherin fand, dass er diesen Hinweis wirklich nicht gebraucht hätte. Eilig nahm er die nächste Treppe nach oben. Er bog in einem Gang ein, der ihm irgendwo her bekannt vorkam, nur um plötzlich vor einer weiteren steinernen Treppe zu stehen die geschwungen wohl zu irgendeinen Turm hoch führte, oder vielleicht auch nicht. Nein, hier war er eindeutig falsch. Trotzdem wagte er einen Blick die Treppe hochzuwerfen, um ausmachen wohin diese führen könnte.

“Ich würde da nicht hochgehen.“

Der Slytherin wirbelte herum und rechnete fast damit sich mit noch einem altklugen Portrait auseinandersetzen zu müssen, aber stattdessen stand ein blonder Junge nur ein paar Meter von ihm entfernt. Wo immer dieser auch hergekommen war. Der Gryffindor schien mindestens ein Jahr über ihn zu sein und er stand mit einer Selbstverständlichkeit in dem Gang, als wäre er absolut nichts Ungewöhnliches daran, dass er gerade ebenso wie er selbst im Unterricht sitzen sollte.

“Ich hab Peeves eben hier entlang schweben sehen und er hat auf die Stufen irgendwelche Schleim geschüttet“, erklärte der blonde Gryffindor weiter.

“Danke für die Warnung.“ Der Erstklässler ließ seine abwehrende Haltung fallen und begann den anderen Jungen eingehender zu betrachten. Er war ein kleines Stück größer als er selbst, sah aber blass aus, wenn nicht sogar fast ein wenig kränklich, was aber auch an dem Licht hätte liegen können. Er konnte sich nicht erinnern ihn vorher schon einmal gesehen zu haben, aber das musste rein gar nichts bedeuten. Er war ja schon froh, wenn er einigermaßen seinen Stundenplan auf die Reihe bekam und sich nicht wie gerade in diesem Moment vollkommen verfranzte. Vielleicht wäre es doch angebracht nach dem Weg zu fragen, wenn er gerade schon einmal die Möglichkeit dazu hatte. „Ich wollte nur zum Klassenzimmer für Verteidigung“, gab er selbstbewusster zurück, als er sich eigentlich spürte. Der andere Junge grinste, als würde er sich über irgendetwas amüsieren, oder sich gar über ihn lustig machen.

“Das ist aber im zweiten Stock.“ Der Slytherin zog die Augenbrauen zusammen.

“Klar.“ Wusste er natürlich. Zumindest sollte es so wirken. Er wollte ja nicht ganz als der letzte Troll dastehen. Er musste sich mittlerweile wirklich beeilen, wenn er nicht wollte, dass es zum Punktabzug noch eine saftige Strafarbeit hagelte. Er wollte sich gar nicht vorstellen was der Professor für Verteidigung sich alles ausdenken konnte. Das verbissene Gesicht ließ zwar kaum auf sonderliche Kreativität schließen, aber das musste ja nicht unbedingt was bedeuten. Der Erstklässler setzte sich wieder in Bewegung und wollte sich an dem komischen Jungen vorbei schieben. „Eh...danke...“ Seine Worte gingen fast in einem scheußlich, kratzigen Lachen unter, welches verdächtig nach dem Geräusch klang, welches erzeugt wurde, wenn man mit einem Nagel über Glas für, nur gehässiger.

' Sospan fach yn berwi ar y tan, sospan fawr yn berwi ar y llawr, a'r grath. Mae bys Mari-Ann wedi brifo, a Dafydd y gwas ddim yn iach...'

Der schiefe Gesang kam immer näher und plötzlich tauchte Peeves, der Poltergeist aus einer der dicken Steinwände auf. Seine hässliche Gestalt schimmerte leicht grünlich und seine dunklen Augen blitzen auf, als er die beiden Schüler entdeckte. Er unterbrach sein kleines Ständchen und begann breit und schadenfroh zu grinsen.

“Ei Ei, wen haben wir denn hier? Eine Schlange und einen Löwen, die den Unterricht verpassen? Nana, so gehört sich das aber nicht. Da müsste man direkt Mister Filch rufen... – oder noch besser einen der Lehrer.“ Das Lachen, welches auf diese Ansage folgte war gackernd und derart laut, dass sie befürchten mussten, dass jeden Moment tatsächlich ein Lehrer auftauchen würde.

“Verschwinde gefälligst, Peeves!“, rief der blonde Junge, der nun neben ihm stand, genervt. Wenn auch er Angst hatte davor entdeckt zu werden, dann ließ er es sich nicht anmerken. Der Slytherin sah aus den Augenwinkeln, wie der Andere in seine Hosentasche griff und seinen Zauberstab aus hellem Holz hervorzog.

“Jaja, ich sollte euch beide dringend melden“, amüsierte sich der Poltergeist weiter, auch wenn er den Zauberstab bereits entdeckt hatte, schien er keinen sonderlichen Respekt vor den Schülern zu haben. Wieso auch? Denn schließlich hatte der Geist vor so gut wie niemanden Respekt, außer vielleicht der Schulleiterin. Da konnte ihn ein Zauberstab kaum beeindrucken. Trotzdem schwang der Löwe ihn durch die Luft und richtete ihn auf eine der Kerzen im Gang, die direkte neben Peeves an der Wand hing. „Incendio!“, blaffte er und die Flamme der Kerze flammte wie eine Stichflamme auf und brannte heller als noch Sekunden zuvor, aber Peeves ließ sich nicht abbringen. Der Slytherin wusste zwar nicht ganz genau was er tun sollte, aber im nächsten Moment hatte auch er seinen Zauberstab schon in der Hand. Auf die schnelle fiel ihm kein Spruch ein, der Sinn ergeben hätte, er war immerhin erst im ersten Schuljahr. Also machte er nur eine ungeduldige und unsauber ausgeführte Bewegung. Im nächsten Augenblick erfüllte das Zerspringen von Glas den Flur und Splitter stoben durch die Gegend. Das Glas um die längliche Kerze herum war zersprungen. Das war zwar nicht ganz das was er beabsichtigt hatte, aber es erfüllte seinen Dienst. Peeves wurde abgelenkt und diesen kleinen Moment nutzen die beiden Jungs um sich an ihm vorbei zu stehlen. Dem Löwen folgte die Schlange. Sein Arm streifte den Geist nur, aber selbst diese kurze Berührung hinterließ ein Gefühl, als hätte er gerade in eiskaltes Wasser gegriffen. Er erschauderte und die Nackenhaare stellten sich auf, aber er lief weiter. Peeves fluchen verfolgte sie, als sie die Treppe nach unten nahmen und an dem Portrait mit dem Zauberer vorbei in den zweiten Stock flohen um sich dort hinter einer der großen, steinernen Statue zu verstecken. Das Herz klopfte beiden Jungen bis in den Hals und sie versuchten vollkommen still zu sein. Der Poltergeist rief nach ihnen und der Slytherin entschloss sich, dass es besser war, wenn er jetzt in den Unterricht gegen würde. Er sah zu dem Zweitklässler und grinste leicht.

“Oliver. Oliver Coven“, erklärte er und streckte dem Blonden seine Hand entgegen, die dieser sofort erfasste.

“Michail van der Fecht“, erwiderte er und grinste mindestens genau so breit.
 

Er war Samstagmorgen und man konnte kaum ignorieren, dass Halloween immer näher rückte. Die Schüler waren aufgeregt und überall im Schloss tauchten plötzlich Kürbisse auf, ob nun im Essen, oder einfach nur als Dekoration. Auch Oliver freute sich schon auf sein erstes Halloween auf Hogwarts und trotzdem stocherte er an diesem Morgen schlecht gelaunt in seinen Bohnen herum und schob sie von einer Seite seines Teller auf den anderen. Gegenüber von ihm saßen zwei Mädchen aus seinem Jahrgang. Charlotte und Lilian. Die beiden redeten laut über ihre Kostüme die sie zu Halloween tragen würden und schienen in ihrer Begeisterung kaum zu stoppen, so wie sie kicherten. Oliver sah kurz zu ihnen auf und dachte dann lieber wieder an seine Strafe, die er heute Abend bei Professor McAvoy abzusitzen hatte. So in Gedanken versunken merkte er erst im letzten Moment, dass sich jemand neben ihn auf den Platz schob, der nicht die übliche Krawattenfarbe hatte, die an diesem Tisch vorherrschte. Auch die beiden Mädchen blickte auf und musterten den blonden Jungen. Es war Michail. Der Slyhterin war nicht minder überrascht über diese Feststellung. Der Löwe schien ihm beste Laune zu haben. Er war immer noch so blass im Gesicht wie gestern, aber sein gewinnendes Lächeln spielte darüber hinweg. Merkte er nicht, dass er am falschen Tisch saß?

“Reichst du mir mal die Milch?“, fragte er und schüttete sich ungerührt Müsli in die Schüssel, die vor ihm stand. Oliver kam seiner Bitte nach, ohne auch nur eine Frage zu stellen, obwohl ihm so einige auf der Zunge lagen, aber er hatte so das Gefühl, dass der Gryffindor sich gleich von selbst erklären würde. Aber erst wurde in alles Gemütlichkeit das Frühstück zubereitet, als wäre es das Normalste auf der Welt als Löwe am Tisch der Feinde, also sprich, der Slytherins, zu sitzen.

“Ich hab gehört, dass es gestern Punktabzug gab“, begann er das Gespräch. Oliver sah ihn von der Seite an und brummte nur leise.

“Ich bin Dank Peeves eine Viertelstunde zu spät gewesen.“ Fünfzehn Punkte hatte der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste ihm dafür abgezogen, dabei hatte er ihm erklärt, dass das garantiert nicht seine Schuld gewesen war. „Bist du da wenigstens noch weggekommen?“ Immerhin hatte der Poltergeist immer noch nach ihnen gesucht und er wusste nicht, ob Michail vielleicht nicht doch auch irgendwo dort Unterricht gehabt hatte. Der blonde Löwe nickte nur und in seinen grauen Augen blitze der kindliche Schalk auf. „Klar, gar kein Problem. Ich ken'n eine Abkürzung aus dem zweiten Stock“, antwortete er und senkte dabei fast verschwörerisch die Stimme. Lilian und Charlotte hatten zum Glück wieder ihr Gespräch über den Halloweenabend aufgenommen.

“Wie meinst du das?“, halte Oliver skeptisch und doch mit einem Hauch von Bewunderung für den Älteren nach. Dieser lachte nur leise und lehnte sich ihm nun ein kleines Stück entgegen und stützte dabei einen Ellbogen auf den stabilen Tisch. „Ich zeig's dir. Wir treffen uns heute Abend im zweiten Stock, wenn du dich traust.“ Mit diesen Worten, erhob er sich vom Tisch der Schlange, ohne sein Müsli überhaupt wirklich angerührt zu haben...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissAnni
2012-05-05T10:00:12+00:00 05.05.2012 12:00
Noch ein Kennenlernen! |D
So in der Art hab ich mir das auch gedacht, auch wenn Oli natürlich niemals zu spät kommen würde. *hust* ja nee, is klar. Haha, Peeves singt Sosban Fach. XD Passt voll gut! Auf solche Ideen komm ich irgendwie nie. Aber die beiden dürften ihm ja inzwischen schon mehr als bekannt sein. Vor allem dank der Showeinlage. Woah, Micha ganz lässig und Oli voll der Noob ;A; So wie heute noch! Einfach mal machen, egal was passiert, der Löwe hat schon seine Ideen... hehe.
Am besten gefällt mir, dass Oli so tut, als wüsste er voll Bescheid. Zweiter Stock? Alter, is klar, ih weiß alles! Das kommt heut kaum noch raus, aber die kennen sich halt zu gut, nech?
Oh man, und Michas Selbstverständlichkeit am Ende! xDD Schon in der zweiten Klasse! Aber ehrlich? Er is schon so'n kleiner Troll: Setzt sich dahin, labert n bisschen, geht wieder und lässt alle perplex zurück. Ich will nicht wissen, wie Lil und Charlie geguckt haben. Oli findet die beiden da eh voll doof. Der sitzt da nur, weil kein andrer Platz frei war (oder er keine Freunde hat ;A;) e.e


Zurück