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Das Vergessen

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Prolog

Das Vergessen
 

Molly sah zu, wie er die Reitgerte hob und auf die Leiche vor sich einschlug. Immer und immer wieder. Mal mit mehr, mal mit weniger Kraft. Dabei war sein Gesicht verzerrt. Ob vor Anstrengung oder vor Wut, konnte sie nicht genau sagen. Es war schwer für sie, seine Gefühle zu lesen, wenn er denn überhaupt welche Empfand.

Natürlich wusste sie, was er fühlen konnte. Sie hatte schon oft genug seine Gefühlsausbrüche mit einlebt. Gesehen wie er breit gegrinst hatte. Sich gefreut hatte, wie ein kleines Kind. Oder auch so ernst wurde, dass so mache Person Angst vor ihm bekam.

Manchmal glaubte sie fast, sie kannte zwei verschiedene Personen.

Es war auch nicht einmal ein wirklich falsches denken. Er war eine andere Person, zu mindestens spielte er das den meisten Leute vor. Und das auch noch ohne selbst etwas davon zu ahnen.

Sherlock Holmes, dass glaubte er zu sein. Ein Consulting Detektiv, der Fälle für die Polizei aufklärt. Ihnen unter die Arme griff, wenn sie nicht mehr weiter wusste. Dabei war er noch, ganz nebenbei, die wohl unausstehlichste Person auf der ganzen Welt.

Aber eigentlich war er jemand vollkommen anderes. Jemand der das genaue Gegenteil von dem war, was er vor gab zu sein.

So gerne würde sie ihn aufklären. Ihm sagen, wer er eigentlich war. Wie mit ihm Reisen gehen und Abenteuer erleben, ganz so wie zuvor. Doch sie hatte ihm versprochen, nichts zu sagen. Still zu bleiben und einfach nur über ihn zu wachen.

Es tat ihr im Herzen weh, nur zu zusehen, wie die Person die sie kannte, immer mehr und mehr verschwand. Und nur noch der eiskalte Sherlock Holmes zurück blieb.

Langsam begann sie sogar zu vergessen wie er eigentlich gewesen. Was für eine liebevolle und weise Person er einmal war. Was für ein Kämpfer. Aber sie war an ihr Versprechen gebunden. Durfte es nicht brechen. Denn sie wusste, wenn sie es aus solchen egoistischen Gründen tun würde, wäre das das Ende.

Mit einem traurigen Seufzen griff sie in ihre Hosentasche und zog eine Taschenuhr hervor. Sie lag schwer in ihrer kleinen Hand. Der Deckel war graviert mit schwungvollen Kreisen, dessen Bedeutung sie nicht einmal erahnen konnte.

„Oh Doktor…“ murmelte sie traurig und umschloss den kleinen Zeitmesser mit ihren dünnen Fingern. Das Metall war nicht kalt und sie hatte das Gefühl, als schlage ein Herz darin. „Warum kann ich einfach nicht nein sagen…?“

Kapitel 1

Kapitel 1
 

„Hattest du einen schlechten Tag?“

Molly lächelte etwas verkrampft den Mann mit der Reitgerte vor sich an. Es war ein seltsamer Anblick für sie gewesen, ihn auf eine Leiche einschlagen zu sehen. Doch sie musste zugeben, dass sie schon schlimmeres mit ihm erlebt, durchgestanden, hatte.

Sherlock sah sie nicht an. Interessiert sich nicht einmal dafür was sie sagte. „Sag bescheid, wenn sich etwas an der Leiche verändert ja?“ war seine Antwort auf seine Frage, während er vollkommen konzentriert in ein Notizbuch schrieb. Ihr Lächeln verschwand schnell wieder.

Ihr schmerzte es zu sehen, dass er sie nicht mehr kannte. Er nicht mehr der Mann war, denn sie kennen und auch auf eine eigene Weise lieben gelernt hatte. Dieser Mann war verschwunden und würde vielleicht nie wieder kehren. Aber diesen Gedanken schüttelte sie schnell ab. Molly wollte Positiv bleiben. Nicht daran denken, was alles schief gehen konnte. Immerhin gab es die Chance, dass sich alles zum Guten wenden würde. Auch wenn sie nur klein und fast gering war.

Kurz atmete sie tief durch um sich wieder zu fassen.

„Hör mal… uhm… wenn du vielleicht später noch etwas Zeit hast, dann…“

Doch wieder einmal hörte er nicht zu. „Seit wann trägst du Lippenstift?“ Verwirrt blinzelte Molly für einen Moment. Es überraschte sie immer wieder, wie schnell er solche Dinge sehen konnte, was für Kleinigkeiten ihm eigentlich auffielen. „Schon…die ganze Zeit über. Ich habe ihn nur gerade aufgefrischt.“ Stotterte sie als Antwort. Der misstrauische Blick von ihm verriet ihr sofort, dass er es wie immer besser wusste.

„Entschuldige, was hast du gesagt?“

„Möchtest du vielleicht einen Kaffee?“

Die Antwort, die sie bekam, war jedoch nicht die, die sie erwartet hatte. „Schwarz, zwei Stücke Zucker. Bring ihn nach oben, ja?“ Damit war er dann auch wieder verschwunden und ließ sie alleine zurück.

Der armen Molly rutschte das Herz in die Hosen. Nie im Leben würde sie sich an seine kalte und unnahbare Art gewöhnen. Und das wollte sie auch nicht. Sie wollte denn eigentlichen Mann, der Mann der Sherlock Holmes wirklich war, nicht vergessen. Es würde ihr nur das Herz brechen und wahrscheinlich auch seins.

Lange waren sie miteinander gereist. Wie lange konnte Molly schon nicht mehr sagen. Sie hatten die Zeit einfach vergessen. Ein schwaches Lächeln erschien auf ihren Lippen. Ja, die Zeit vergaß man schnell, wenn man mit dem Doktor reiste.

Während sie zur Kaffeemaschine ging, hatte sie eine Hand in ihrer Tasche und umklammerte die schwungvoll gravierte Uhr. Wo immer sie hin ging, sie hatten die Uhr immer bei sich, ließ sie nie aus den Augen. Niemand, außer ihr, wusste wozu sie gut war. Eigentlich könnte sie sie einfach in ihrer Wohnung lassen. Doch das konnte sie nicht. Mit diesem Zeitmesser, hatte sie das Gefühl, wenigstens einen kleinen Teil des wahren Sherlocks mit sich herum zu tragen. So konnte sie seine eiskalte Art überstehen. Seine Gemeinheit hinnehmen, weiter lächeln und an seiner Seite sein.

Gedankenverloren starrte sie die Kaffeemaschine an, während diese das heiße Getränke zu bereitete. Immer mehr Erinnerungen kamen in ihr hoch. Dinge, die so surreal, so falsch, erschien. Dingen, von denen kaum ein Mensch wusste, dass sie überhaupt existierten. Hatte Molly sie wirklich gesehen oder war das ganze nur ein Traum gewesen?

Noch einwenig stärker umklammerte sie die Uhr in ihrer Hosentasche und versuchte angestrengt, sich so etwas nicht selbst einzureden. Auch wenn diese Reisen unglaublich gewesen waren, hatte sie diese dennoch erlebt. Ihre Reisen mit dem Doktor waren kein Traum gewesen!

Die Uhr, in ihrer Hand, begann zu pochen. Es war wie ein sanfter Herzschlag, als würde jemand dort drin leben. So seltsam es klang, doch das beruhigte sie. Für sie war es, als wollte der Doktor sie ruhiger stimmen, ihr gut zureden. Sagen, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Wie immer auf ihren Reisen.

„Danke Doktor.“ Murmelte sie leise, nahm den Kaffee zur Hand und füllte ihn in eine Tasse. Sie fügte zwei Stücke Zucker hinzu und ging damit zum Labor.

Auch wenn Molly oft den Mut verlor, am liebsten aufgeben wollte, versuchte sie durchzuhalten. Das hatte sie dem Doktor versprochen. Genauso wie er ihr versprochen hatte zurück zu kommen. Mit seiner alten Persönlichkeit, mit seinen alten Macken und vor allem mit seinem alten breitem Grinsen.

Wenn sie ehrlich war, war dies eine der Sachen, die sie am meisten vermisste. Dieses fast schon übernatürlich breite Grinsen, welche sie immer zum lächeln gebracht hatte. Er hatte es immer wieder geschafft, sie selbst in den schlimmsten Situationen wieder aufzubauen, ihr neuen Mut zu geben. Die Kraft durchzuhalten. Doch nun musste sie es alleine schaffen. Zeigen, dass sie stark genug war.

Sie betrat das Labor und fand dort nicht nur Sherlock vor, sondern auch zwei andere Männer. Einer davon war Mike. Sie kannte ihn, denn er arbeitete auch im Krankenhaus. Der Dritte jedoch war ihr vollkommen unbekannt. Aber sie hatte keine Zeit, ihn genauer in Augenschein zu nehmen.

„Ah Molly! Kaffe, danke!“

Mit einem gezwungenen und etwas schüchtern wirkenden Lächeln, reichte sie ihm die Tasse und wollte wieder gehen. Jedoch bemerkte er mal wieder etwas an ihr, was ihr selbst nicht im Traum aufgefallen wäre.

„Was ist mit dem Lippenstift passiert?“

Kurz stockte sie, wusste nicht was sie sagen sollte. Ohne, dass sie es selbst bemerkt hatte, hatte sie sich vor Nervosität den Lippenstift von den Lippen geleckt. Also versuchte sie schnell eine Ausrede dafür zu finden. Sie wollte auf keinen Fall, dass er etwas von ihrer Angst bemerkte.

„Uhm… er war nichts für mich.“ Stotterte sie wieder. „Nicht? Ich fand er stand dir gut. Nun wirken deine Lippen so…schmal!“

Natürlich wusste Molly, dass er das nur so sagte. Nur weil ihm danach war. Aber trotzdem musste wie wieder lächelt. Freute sich sogar richtig darüber. Wenn er so etwas zu ihr sagte, hatte sie das Gefühl, der Doktor würde zu ihr reden und nicht Sherlock.

Mit einem schon etwas besseren Gefühl, verlies sie den Raum. Doch dieses gute Gefühl verschwand schnell wieder, als sie plötzlich Sherlocks Stimme etwas von Mitbewohner sagen hörte. Wollte dieser dritte, fremde Mann sich etwas mit ihm eine Wohnung teilen? Wie auf Kommando schossen ihr die Worte des Doktors in den Sinn.

„Du musst auf mich aufpassen. Ich werde nicht mehr der sein, der ich vorher war. Sie werden wahrscheinlich nach mir suchen und wenn sie mich finden ist es vorbei. Wenn ich als Mensch sterbe, kann ich mich nicht mehr regenerien!“

Ihr Herz blieb in in der Brust stehen.

„Oh, verdammt…“

Kapitel 2

Kapitel 2
 

So genau wusste Molly nicht, was sie gegen diesen fremden Mann unternehmen konnte. Sie konnte schlecht einfach in den Raum stürmen und sagen, dass sie nicht wollte, dass irgendein vollkommen unbekannter Mann mit Sherlock zusammen wohnte. Wie würde das denn aussehen? Was würde er dann bloß von ihr denken?

Schnell schüttelte sie den Kopf um diesen Gedanken abzuschütteln. Es wäre ihr ganz schön peinlich so etwas zu machen und den Mut dazu hatte sie auch nicht, auch wenn sie versucht hatte, ihn sich einzureden. Im sich selbst motivieren war sie nicht so gut, wie es der Doktor war.

Trotz ihrer Angst, wollte sie ihn jedoch nicht aus den Augen lassen. Irgendwie musste sie es schaffen, die Beiden im Augen zu behalten. Sie musste sicher gehen, dass Niemand bemerkte, dass Sherlock nicht der war, für denn er sich selbst und alle anderen hielten. Die Schwierigkeit dabei war nur, dass Molly überhaupt keine Ahnung hatte wie. Immerhin hatte sie ein Leben, welches sie nicht so einfach liegen lassen konnte, auch wenn sie es schon einmal wegen des Doktors getan hatte. Dieses Mal lagen die Umstände etwas anders und sie hatte keine Tardis mit der sie einfach reisen konnte.

Schwer seufzend schlurfte sie zurück zur Leichenhalle. Dabei hielt sie die Uhr in ihrer Hosentasche wieder fest umklammert, die immer noch ruhig unter ihren dünnen Fingern pochte.

„Was soll ich nur machen Doktor?“ murmelte Molly vor sich hin, als wäre ihre Gesprächspartner direkt neben ihr. Aber das einzige was bei ihr war, war die Uhr. Kein besonders gesprächiger Redner. „Du hast mir gesagt, ich solle vorsichtig sein. Jeder Person die dir zu nah kommt, misstrauisch gegenüber sein. Wie soll ich dich dazu bekommen, Fremden misstrauisch gegenüber zu sein?“

Natürlich bekam sie keine Antwort auf ihre Fragen. Es war auch albern, diese Fragen nicht der Person zu stellen, die sie beantworten konnte. Aber der Doktor war leider nicht da, und daran lag das Problem.

Wenn Molly wollte, konnte sie dieses Problem bei Seite schaffen. Sie müsste einfach nur die Uhr öffnen und alles wäre wieder beim alten. Doch sie hatte dem Doktor versprochen, dies nur im äußersten Notfall zu tun, wenn sie keine andere Wahl mehr hatte. Denn wenn sie dies tat, würden sie gefunden werden, würde alles auffliegen.

Abermals seufzend bedeckte Molly ihr Gesicht mit den Händen. Vielleicht machte sie sich auch einfach nur viel zu viele Gedanken darüber. Immerhin kannte Sherlock diesen Mann überhaupt nicht, zu mindesten vermutete Molly das. Bisher hatte sie die Beiden noch nie zusammen gesehen. Und aus seiner Vergangenheit konnte er ihn nicht kennen, denn er hatte keine. Eigentlich gab es keinen Sherlock Holmes. Er war nur eine Erfindung des Doktors. Laut seiner Aussage, war es der Name einer Figur aus einem Buch, die aber Molly nicht kannte.

Wenn der Fremde ihn wirklich nicht kannte und nichts von seinen schlechten Eigenschaften wusste, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er es nicht mit ihm zusammen aushalten würde. Sherlock war nicht gerade ein Musterbeispiel eines Mitbewohners. Es konnte sein, dass er überhaupt nicht mit ihm zusammen wohnen wollte, wenn er von all diesen Sache erfuhr, die er machte!

Das war der Hoffnungsschimmer am Horizont für sie. Ein kleiner Funke, der ihre Angst wieder zurück in die hinterste Ecke ihres Kopfes verdrängte und sie einwenig ruhiger stimmte. Bestimmt würde er schneller wieder ausziehen, als das sie sich eine Methode ausdenken konnte, die Beiden zu beobachten.

Mit diesem doch etwas aufmunternden Gedanken, ging sie hinunter ins Leichenschauhaus. Doch sie betrat es nicht. Dafür ging sie in einen nah gelegenen alten Abstellraum, der eigentlich immer abgeschlossen war und nicht mehr benutzt wurde. Jedoch hatte Molly ihn wieder in Benutzung genommen. Aber nicht für Putzmittel oder ähnlichem, sondern als Versteck.

Molly zog einen Schlüsselbund aus der Tasche ihres Laborkittels hervor und schloss die Tür auf. Durch die Lampen im Flur, fiel spärlich Licht in den Raum, der sonst finster und dunkel war. Und neben alten Besen und Putzeimer, stand eine große blaue Telefonbox.

Die Tardis.

Damit sie nicht entdeckt wurde, hatten sie und der Doktor sie dort versteckt. Keiner durfte auch nur im geringsten ahnen, wo sie sich befand. Wenn sie in die falschen Hände fallen würde, wäre das eine Katastrophe. Es könnte das ganze Universum zerstören, hatte der Doktor ihr erklärt und sie darum gebeten, gut auf sein geliebtes Schiff acht zu geben. Das tat Molly auch.

Jeden Tag, wenn zur Arbeit kam, schaute sie nach dem Schiff. Begutachtete sie genau, ob sie irgendwelche Schäden oder sonstiges hatte. Auf keinen Fall wollte sie daran Schuld sein, wenn ihr etwas passierte.

Vorsichtig legte sie die Hand auf das blaue Holz und strich darüber. Es fühlte sich an wie immer, etwas rau und kalt.

„Du vermisst ihn auch, oder?“ fragte sie die Tardis, doch es kam keine Antwort. Schwach lächelte Molly. „Bald wird er wieder mit dir reisen, du musst nur etwas geduld haben. Genauso wie ich es haben muss…“

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Stunde um Stunde versuchte Molly sich einzureden, dass alles gut werden würde. Sherlock war klug genug, um auf sich selbst aufpassen zu können. Wenn dieser fremde Mann irgendwelche krummen Dinge vor hatte, würde er es sicherlich innerhalb von Sekunden merken. Das zumindest hoffte sie. Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig. Sie konnte den Beiden schließlich nicht einfach hinterher spionieren. Dafür hatte sie einfach nicht die Zeit und auch nicht das Wissen.

Mit lächerlichen und einfachen Ausreden versuchte sie sich selbst ruhiger zu stimmen. Es würde schon nichts passieren, sagte sie sich immer wieder. Auch wenn er ein Mensch war, bleibt er noch immer der Doktor. So leicht wird er sich von Niemand klein bekommen lassen. Doch sie wurde nur immer nervöser, konnte nicht einmal mehr still sitzen bleiben.

Selbst wenn er der Doktor war, hieß das nicht gleichzeitig, dass er unbesiegbar war. Er war im Moment nur ein einfacher Mensch, hatte so wohl Stärken als auch Schwächen. Zudem versteckte er sich vor jemanden, der vielleicht sogar noch mächtiger war als er. Wie sollte sie da ruhig bleiben?

Unruhig spielte sie mit der Taschenuhr in ihrer Hand herum und versuchte sich auszudenken, wie sie diesen Fremden überprüfen könnte. Doch Minute um Minute verstrich ohne, dass sie auch nur die kleine Idee bekam. Weder wusste sie seinen Namen, seinen Beruf oder sonstiges über ihn. Wie sollte sie dann heraus finden, was er im Schilde führte und ob er hinter Sherlock her war?

Plötzlich kam ihr eine Idee.

Warum hatte sie nicht schon früher an ihn gedacht? Er war der einzige, der ebenfalls von der Sache mit dem Doktor wusste und ihr geholfen hatte, ihm ein neues Leben zu geben. Dafür gesorgt hatte, dass es niemand auffiel, dass es eigentlich gar keinen Sherlock Holmes gab. Auch wenn sie vom Doktor gewarnt worden war, diesen Mann, nur im äußersten Notfall um Hilfe zu bitten, blieb ihr keine andere Wahl.

Dieser Mann war gefährlich, hatte der Doktor ihr erklärt. Er habe viel Macht. Konnte, wenn er wollte, einen Krieg heraufbeschwören. Die Welt in ein Chaos ohne gleichen stürzen. Aber sie musste es tun.

Schnell zog Molly ihr Handy hervor und suchte die Nummer heraus, die der Doktor für sie eingespeichert hatte. Sie wählte sie, ohne darüber nachzudenken, was sie eigentlich am Telefon sagen sollte. Am anderen Ende begrüßte sie eine Frauenstimme.

„Ja?“ Mollys Herz rutschte ihr wieder in die Hose. Was sollte sie sagen? Sie konnte doch nicht einfach versuchen, einer fremden Frau zu erklären, was ihr Problem war. „Uhm… mein Name ist Molly Hooper und…“ begann sie, doch sie wurde schnell unterbrochen. „Warten Sie, ich werde Sie verbinden.“ Verwirrt blinzelnd konnte die arme Molly nun gar nichts mehr sagen. Nun verstand sie endlich was er Doktor wirklich gemeint hatte mit der Aussage, dass dieser Mann mächtig sei. Wenn er schon von ihr wusste, dann wusste er auch alles andere. Irgendwie behagte dieser Gedanke ihr nicht sonderlich. Eigentlich hatte sie nämlich gedacht, dass er nur soviel wusste, wie der Doktor ihm verraten hatte. Da hatte sie sich aber leider geirrt.

„Miss Hooper.“ Begrüßte sie plötzlich eine ruhige und höfliche Männerstimme am Telefon. Das musste der Mann sein, von dem der Doktor gesprochen hatte. „Ich nehme an Sie rufen an, weil etwas mit dem Doktor passiert ist?“ Endlich wachte sie aus ihrer Starre auf. „Ja, ich brauche Ihre Hilfe. Ein Fremder will mit ihm zusammen ziehen. Ich weiß nicht wer er ist oder was er im Schild führt!“ erkläre sie ihm schnell und hoffte dabei auf seine Mithilfe. Sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn er nein sagen würde. Es gab Niemand sonst, denn sie um so etwas bitten konnte. Keinen anderen, der vom Doktor wusste.

Für einen Moment war es still. Fast dachte Molly schon, er hätte aufgelegt, weil er ihre Bitte dumm und kindisch fand. Doch sie irrte sich.

„In Ordnung Miss Hooper. Ich nehme an, Sie wollen mit dabei sein, wenn ich ihn unter die Lupe nehme? Ich werde Ihnen einen Wagen vorbei schicken.“ Damit legte er einfach auf und ließ sie verwirrt am anderen Ende der Leitung zurück. Das alles war viel einfach gewesen, als sie erwartet hatte. Scheinbar war er mächtig, aber dadurch noch nicht verdorben. Eine wirklich erleichternde Tatsache.

Als sie am Abend das Krankenhaus verließ, stand am Eingang eine große schwarze Limousine. Bisher hatte sie solch ein Fahrzeug nur im Fernseher gesehen und nie aus der Nähe. Sollte das etwa der Wagen sein, der sie abholen sollte? Wieder wurde ihr einwenig mulmig zur Mute. Die ganze Sache, ihn angerufen und um Hilfe gebeten zu haben, gefiel ihr irgendwie immer noch nicht, auch wenn ihr keine andere Möglichkeit geblieben war. Aber das musste sie nun durchziehen.

Vorsichtig ging sie Schritt für Schritt auf den Wagen zu, noch immer unsicher ob er wirklich für sie bestimmt war. Doch als sie schon den Türgriff in der hand hatte und sie noch immer keiner aufhielt, wusste sie, dass sie richtig gelegen hatte. Schwer schluckend öffnete sie die Tür und stieg ein.

Der Innenraum des Wagens war dunkel. Die Sitze waren aus Leder und alles schien auf höchstes Niveau zugeschnitten zu sein. Schräg gegenüber von ihr saß ein Mann mit dünnen rotbraunen Haaren. Er lächelte sie nicht an. Seine Mine wirkte wie aus Stein gemeißelt, unecht und kalt. Die Unsicherheit in ihr, schrie sie förmlich an, wieder auszusteigen, doch sie zwang sich dazu sitzen zu bleiben. Der Doktor hatte sie vor ihm gewarnt, aber dennoch hatte er von ihm erzählt. Er hatte einen gewissen Grad an Vertrauen zu ihm. Zudem hatte er ihm geholfen, eine neue Identität anzunehmen. So schlecht und böse, wie er aussah, konnte er nicht sein.

„Guten Abend Miss Hooper.“ Begrüßte er sie und setzte dabei ein breites Lächeln auf, welches besonders falsch wirkte auf seinem sonst so kalten Gesicht. „Ich kann mir vorstellen, dass der Doktor ihnen nicht meinen Namen verraten hat, und das auch nicht ohne Grund. Dennoch möchte ich mich ihnen erst einmal vorstellen. Mein Name ist Mycroft Holmes.“ Bei dem Namen blinzelte sie verwirrt. Den gleichen Nachnamen hatte doch auch der Doktor für sich ausgesucht! War es nur Zufall oder doch Absicht? „Ich spiele Sherlocks Bruder, damit auch ich ihm im Auge habe:“ erklärte er ihr gleich, als hätte er ihre Frage in ihrem Gesicht ablesen können. Also versuchte nicht nur sie, auf ihn aufzupassen. Eine doch wenig erleichternde Vorstellung, diese Last nicht allein tragen zu müssen.

„Der Mann, von dem sie mir erzählt haben.“ Begann er zu erzählen und zog dabei ein kleines schwarzes Notizbuch aus der Innentasche seines Sakkos hervor. Er blätterte hin bis zur richtigen Seite und las vor, was dort zu stehen schien. „John Watson. Alter 35. Er ist gerade aus dem Krieg wieder gekommen mit einer Schussverletzung an der linken Schulter.“ Erwartungsvoll starrte Molly ihn an. Hoffte darauf, dass er noch mehr sagen würde, doch es kam nichts. „Aber… sie haben mich doch nicht nur deswegen hierher geholt oder?“ fragte sie noch immer etwas unsicher. Wieder erschien dieses falsche Lächeln auf dem Gesicht ihres gegenübers, welches ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Zwar schien er einer von den guten zu sein, doch er wirkte trotzdem unheimlich. „Sehr gut Miss Hooper.“ Lobte er sie und verstaute das Notizbuch wieder an seinem Platz. „Ich werde ihn persönlich Verhören. Immerhin können schriftliche Daten lügen!“

Der Wagen brachte sie zu einer alten Lagerhalle, wo sich Mollys und Mycroft Holmes Wege trennten. Sie wurde in einem abgesonderten Raum gebracht, der mit Fernsehern ausgestatten waren, mit denen sie alles beobachten und hören konnte, was Mycroft und John taten. Mycroft hingegen stellte sich direkt ins schwummrige Licht der Halle, genau ins Blickfeld der Kameras durch die Molly alles sah, und wartete.

Es dauerte ein paar Minuten bis eine Limousine, ähnlich der mit der sie angekommen war, in die Halle fuhr. Als der Wagen stehen blieb stieg John aus und hinkte auf Mycroft zu. Im Krankenhaus hatte sie seine Krücke überhaupt nicht bemerkt. Konnte jemand, der so verletzt war, es wirklich auf Sherlock abgesehen haben?

„Setzen sie sich John.“ Bat Mycroft und wies mit seinem Regenschirm auf den Stuhl der vor ihm stand. Doch dieser schien diese Bitte vollkommen zu ignorieren und hinkte einfach weiter auf ihn zu, an dem Stuhl vorbei. „Sie wissen, dass ich ein Telefon habe.“ Sprach er vollkommen ruhig und gelassen, als es diese Situation das normalste der Welt. Er schien nicht auch nur den Hauch von Angst zu verspüren. „Das war wirklich sehr clever, aber sie hätten mich auch einfach anrufen können.“ Molly fragte sich für einen Moment, was Mycroft wohl getan hatte, um ihn hierher zu bringen. Aber diese Frage zwang sie sich schnell wieder zu vergessen. Sie traute ihm alles zu, von daher war ihre Unwissenheit doch etwas recht angenehmes. „Wenn jemand der Aufmerksamkeit von Sherlock Holmes entkommen will, findet er Mittel und Wege dazu. Ihr Bein muss schmerzen, bitte setzen Sie sich.“ Bat er ihn und lächelte wieder auf diese weise, die Molly so gruselig fand. Aber John schien das nicht im Geringsten zu interessieren. „Ich will mich nicht setzen.“ Erwiderte er schnell und blickte ihn dabei kühl an. Schwer musste Molly schlucken. Diese ganze Atmosphäre zwischen den Beiden war eiskalt. Es war, als würden sie sich gegenseitig mit nur einen Blick umbringen können.

Mycroft schien dies zu verwundern. „Sie scheinen nicht die geringste Angst zu verspüren.“ Stellte er fest und lächelte wieder. Diesmal jedoch passte zu seiner steinernen Miene, recht kühl. „Sie sehen nicht sehr angst einflössend aus.“ Antwortete John ihm lässig und sein Gegenüber begann zu lachen. Beinah glaubte Molly, Mycroft würde diese ganze Unterhaltung als schon fast amüsant, zu empfinden. „Ja…“ lachte er weiter. „Der Mut des Soldaten. Mut ist bei weitem das freundlichste Wort für Dummheit, finden Sie nicht?“ Auch wenn Molly nicht sonderlich gut mit Menschen war, konnte sie doch auf Johns Gesicht ablesen, dass er genervt von ihm war. Ihm gefiel wohl nicht, was er da hörte. Sie verstand das nur zu gut.

„Was ist ihre Verbindung zu Sherlock Holmes?“ fragte Mycroft plötzlich gerade heraus. Der Anfang des Gesprächs schien nur Smalltalk gewesen zu sein. Ganz so als wollte er erst warm werden um dann richtig los zu legen. „Ich…uhm… habe keine. Ich…kenne ihn nicht einmal richtig. Erst gestern habe ich ihn kennen gelernt.“ Stotterte er sich zusammen. Auf diese frage schien er nicht wirklich vorbereitet gewesen zu sein. Doch Mycroft war ihm misstrauisch gegenüber und hakte weiter nach. „Und seit gestern wohnen sie zusammen. Heute haben sie sogar angefangen Verbrechen mit ihm zu lösen. Gibt es bis zum Ende der Woche noch mehr glückliche Nachrichten?“ Verwirrt blinzelte Molly. Sie wohnten also schon zusammen? Und er half ihm auch bei seinem Job? Wie viel wusste dieser Mann eigentlich schon, was sie nicht wusste? Diese Tatsache frustrierte sie doch schon einwenig.

„Wer sind Sie?“ begann nun John zu fragen. „Nur eine interessierte Partei.“ Erwiderte Mycroft fast schon amüsiert darauf. Scheinbar begann nun endlich die heiße Phase des Gesprächs. „Interessiert in Sherlock? Warum? Ich vermute ihr seit keine Freunde?“ Nun schien John genauso misstrauisch zu sein, wie es auch Mycroft war. Hatte Molly mit ihrer Vermutung etwa falsch gelegen? „Sie haben ihn kennen gelernt. Wie viele Freunde glauben sie hat er?“ Für einen Moment waren Beide still. Molly meinte sogar ein Nicken von John zu sehen, ganz so als würde er verstehen was er meinte. Es war wirklich traurig, wenn Molly daran dachte, wie viele Freunde Sherlock eigentlich hatte. Doch er wusste von keinen von ihnen.

„Ich bin wohl das, was einem Freund am nächsten kommt für einen Freund.“ Klärte er ihn auf und spielte dabei, schon fast Gedankenverloren mit seinem Regenschirm herum.

„Und das wäre..?“

„Ein Feind.“

„Ein Feind?“

Auch Molly war von dieser Antwort etwas erschrocken. Sagte er da vielleicht die Wahrheit? Hatte der Doktor sie deswegen vor diesem Mann gewarnt? Gut vorstellen konnte sie sich das. Aber das erklärte nicht, warum er diesem Mann vertraute.

„In seinem Kopf bestimmt. Wenn Sie ihn nach mir fragen würden, würde er sicherlich sagen, ich sei sein Erzfeind. Er liebt es dramatisch zu sein.“ Antwortete er vollkommen gelassen, als sei dies normal. Für einen Außenstehenden wie John musste dies noch seltsamer wirken. Wahrscheinlich hielt er ihn gerade für den Bösewicht. „Gut, das sie nicht so sind.“ Fast hätte Molly angefangen zu lachen. Nun war er nicht mehr nur misstrauisch, sondern auch noch zynisch und sarkastisch.

Plötzlich war das Klingeln eines Telefons zu hören. Molly saß nun angespannt an ihrem Platz. War das vielleicht Sherlock, der schon auf der Suche nach ihm war? Oder doch jemand ganz anders? John zog sein Handy hervor und las die Nachricht. „Ich hoffe ich halte Sie von nichts ab.“ Der Blick von John wandte sich von seinem Telefon ab, wieder hoch zu Mycroft. „Nicht wirklich.“ Sagte er beiläufig.

„Gedenken sie die Sache mit Sherlock Holmes weiter zu führen?“ fragte Mycroft. Seine Stimme war nur strenger als zuvor. Er wollte auf Teufel komm raus wissen, ob der Mann vor ihm wirklich ein ganz normaler einfacher Mensch war. „Ich könnte falsch liegen, aber ich glaube, dass geht sie nichts an.“ Gab John als Antwort und starrte ihn dabei giftig an. „Es könnte…“ begann er doch John unterbrach ihn schnell. “Könnte es nicht!“

So langsam zweifelte Molly immer mehr daran, dass John wirklich ein Spion oder ähnliches sein könnte. Irgendwas in ihr sagte ihr, dass sie sich bei ihm geirrt hatte. Er stellte keine Gefahr für den Doktor oder seine falsche Identität da. Zumindest solange er davon nichts erfuhr.

Nun holte Mycroft sein Notizbuch hervor und blätterte wieder einmal darin. „Wenn sie wirklich in…“ Er blätterte ein paar Seiten weiter, bis er zur richtigen kam. „…221b Bakerstreet einziehen würde ich mich freuen Ihnen eine bestimmte Summe an Geld zu kommen zu lassen, um sie zu unterstützen.“ Während er sprach stampfte John unruhig auf der Stellte herum. Entweder schmerzte sein Bein oder er war es langsam leid mit ihm zu reden. „Warum?“ fragte er und blickte dabei in das noch immer Emotionslose Gesicht seines Gegenübers.

„Nun, sie sind kein gesunder Mann.“

„Im Austausch für was?“

Es war einen kurzen Moment zwischen den Beiden still. Molly hatte das Gefühl, dass Mycroft dieses Gespräch irgendwie aus den Händen glitt. Er hatte wohl, genauso wie sie geglaubt, dass er Sherlock etwas böses wollte und merkte nun dass er sich geirrt hatte. Also musste er sich etwas ausdenken.

„Informationen.“ Schoss es dann plötzlich aus ihm heraus. „Ins spezielles oder besonderes bei dem sie sich schlecht fühlen. Ich möchte nur wissen, wie es ihm geht.“ John schien das ganze nur noch suspekter zu werden und hakte nach. „Warum?“

Die emotionslose Mine von Mycroft wurde ernst. Jedoch nicht aufgesetzt oder gespielt. „Ich sorge mich um ihn, ständig.“ Sagte er damit wirklich die Wahrheit?

„Wie nett von ihnen.“ Erwiderte John nur, noch immer genauso kühl wie vorher. Im Gegensatz zu Molly, schien er ihm das überhaupt nicht zu glauben. „Ich würde es übrigens bevorzugen, wenn diese Sache unangesprochen bleibt. Wir haben etwas, was man eine schwierige Beziehung nennt.“

Wieder klingelte Johns Telefon. Er hatte erneut eine Nachricht bekommen und er zog wieder einmal sein Handy hervor um sie zu lesen. Für wieder ein paar Sekunden war es still, bevor Johns Antwort kam.

„Nein.“

„Wenn sie zeit zum nachdenken brauchen…“

„Werde ich nicht!“

Erneut lachte Mycroft auf. Wieder auf eine gespielte Weise, die man sofort durchschauen konnte. „Sie sind sehr schnell loyal.“ Bemerkte er an und lächelte dabei bedrohlich. Sein Misstrauen war wohl noch nicht ganz aus dem Weg geräumt, was Molly irgendwie nach vollziehen konnte. Wer würde schon jemand trauen, der solch ein Vertrauen in einem Menschen wie Sherlock hatte? „Nein, bin ich nicht. Ich bin einfach nur nicht interessiert.“ Versuchte sich John auszureden, fast so als wollte er nicht zugeben, dass er überhaupt vertrauen fassen konnte. Molly fragte sich warum.

Still starrten sie sich für Sekunden an, bevor Mycroft wieder sein Notizbuch hervor holte. „Kann kein Vertrauen fasst, heißt es hier.“ Erklärte er und schlug wieder eine bestimmt Seite darin auf. Das erste Mal, seitdem John hier angekommen war, schien es als hätte er Angst. Als hätte Mycroft Informationen über ihn, die sonst keiner wusste und auch Niemand wissen sollte. Molly wurde nun hellhörig.

„Kann es sein, dass Sie Sherlock Holmes mehr vertrauen als allen anderen?“

„Wer sagt das ich ihm vertraue?“

„Sie scheinen nicht der Mensch zu sein, der einfach Freunde findet?“

„Sind wir fertig?“

Nun schien er endgültig genug zu haben. In seinem Gesicht konnte sie Nervosität lesen. Es schien ihm zu behagen, dass er so einfach durchschaut wurde von einem komplett Fremden. Auch Mycroft schaute etwas verwundert zu seinem Gesprächspartner.

„Sagen Sie es mir.“

Stille. Nichts weiter wurde ausgetauscht, als ein paar Blicke. Dann drehte sich John um und hinkte zurück zum Auto. Er wollte wirklich gehen, hatte wirklich mehr als genug von Mycroft.

Molly achtete nicht mehr wirklich darauf was John machte, sondern schaute Mycroft an. Er schien endlich akzeptiert zu haben, dass John nicht der war, für denn er ihn gehalten hatte und seufzte tonlos. „Ich kann mir vorstellen, dass Leute sie vor ihm gewarnt haben. Aber an ihrer linken Hand kann ich sehen, dass nicht von seiner Seite weichen werfen.“

Verwirrt blieb John stehen und drehte sich um. Hinkte ein paar Schritte zurück. Genauso wie Molly, schien auch er vollkommen verwirrt von ihm zu sein. „Von meiner was..?“ Mycroft lächelte. „Zeigen Sie sie mir.“

Für einen Moment schien John zu überlegen, ob es wirklich ratsam seien würde, diesem Mann seine Hand zu zeigen. Es schien ihm unangenehm zu sein, doch trotz dessen hob er sie, damit Mycroft sie sehen konnte. Dieser ging ein paar Schritte auf ihn zu. Legte seinen Regenschirm von der rechten in die linke Hand und war wollte gerade die Hand des Ex Soldaten berührten, als dieser sie weg zog. „Nicht…“ murmelte er, doch er vorwurfsvoll Blick von Mycroft brachte ihn schließlich doch dazu, die Berührung zu zulassen.

„Bemerkenswert.“ Gab er zu, als er die Hand betrachtet hatte und drehte John dann wieder den Rücken zu, ohne eine vernünftige Antwort zu geben. Also musste er mal wieder nachfragen. „Was?“

„Die meisten Leute ziehen durch die Stadt und sehen nichts weiter als Autos, Läden und Autos. Doch wenn sie mit Sherlock Holmes gehen, sehen sie das Schlachtfeld. Sie haben es schon gesehen nicht wahr?“

Diese Anspielung verstand John nicht, wieder musste er nachfragen um bekam auch so gleich die Antwort. „Sie haben ein Trauma in ihrer linken Hand, welches Zittern hervor ruft.“ Als Antwort nickte John kurz und Mycroft fuhr weiter fort. „Ihre Therapeutin glaubt sie werden von der Erinnerung ihrer Militärzeit verfolgt.“

„Wer zum Teufel sind Sie?“

Mycroft schaute John auf eine Weise an, die Molly in der kurzen Zeit die sie ihn kannte, von ihm nicht erwartet hatte. War das dort Mitleid in seinen Augen? Oder vielleicht sogar Freude, weil er seinen Schwachpunkt gefunden hatte?

„Feuern Sie sie. Es ist genau anders rum. Sie sind unter Stress in diesem Moment und Ihre Hand ist absolut ruhig. Sie werden nicht vom Krieg verfolgt, Doktor Watson, Sie vermissen ihn!“ Eine Art von Sieg spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. Molly fand, dass er schon fast grinste.

„Willkommen zurück!“ flüsterte er ihm zu, bevor er sich umdrehte und ging. Seine Stimmung schien gerade zu aufgedreht zu sein, denn während des Laufens begann er mit seinem Regenschirm herum zu spielen. Und als wieder Johns Handy klingelte sagte er zum Abschied, „Zeit um die richtige Seite zu wähnen Doktor Watson!“

Molly ließ sich zurück in ihren Stuhl sinken und atmete schwer dabei. Warum sie das Gespräch so mitgenommen hatte, konnte sie nicht sagen. Aber es war wirklich unglaublich gewesen, wie sich die Stimmung zwischen den Beiden binnen von Sekunden geändert hatte. Nun verstand Molly die Warnung des Doktors wirklich.

Die Tür öffnete sich und Mycroft trat herein. Er wirkte vergnügt und Molly konnte in ihrem Zustand nur eine einzige Frage stellen.

„Erzfeinde?“

„Torchwood.“

Kapitel 4

Kapitel 4
 

Was Sherlock und John erlebten, erfuhr Molly erst viel später.

Sie bekam es nur nebenbei mir, aus Berichten von Polizisten, die wenn sie zu ihr runter kamen, sehr viel redeten und von Mycroft Holmes, der ihr kurze Nachrichten auf ihr Handy schickte, um sie auf dem Laufenden zu halten.

Dafür war Molly ihm sehr dankbar. Sie wollte sich Sherlock nicht auf drängen und versuchen ihn so auszuspionieren. Das würde er sofort durchschauen. Er war viel zu klug, um dass nicht binnen Sekunden heraus zu finden. Mycroft hingegen tat nichts anders, als ihn ständig beschatten zu lassen, zu schauen wie es ihm ging. Bei ihm war es zu einem gewissen Grad normal und daher nicht auffällig.

So erfuhr sie, dass sich die Beiden scheinbar in unglaublich kurzer Zeit angefreundet hatten und nun zusammen Sherlocks Fälle bearbeiteten. Warum genau konnte Mycroft ihr nicht sagen, nur dass Sherlock John vollkommen zu vertrauen schien.

Einwenig besorgt, wegen dieser Entwicklung, war Molly noch immer Auch wenn sie bisher nichts gefunden hatten, was darauf hinwies, dass John ein Spion war, gefiel ihr das ganze nicht. Sie machte sich Sorgen um ihn. Egal wie sehr Mycroft sie versuchte zu beruhigen, sie mit seinen Nachrichten milde zu stimmen wollte, Molly hatte keine ruhige Minute mehr.

Schon bevor der Sache mit John, hatte sie Sorgen um ihn gemacht. Immerhin wusste Molly von Doktor, dass dort draußen jemand war, der es auf sein Leben abgesehen hatte und vielleicht sogar auf seine Tardis. Wie sollte sie so einfach dabei ruhig bleiben? Doch nun wurde es immer schlimmer.

Solange Sherlock Niemand an sich ran ließ, war er einiger Masse geschützt, durch nichts angreifbar. Aber er war noch immer zu einem gewissen Teil der Doktor. Auch wenn er allein sein wollte, irgendwen müsste er auf kurz oder lang an sich heran lassen. Eigentlich hatte Molly gehofft, sie würde es selbst sein. Leider hatte sie sich da geirrt. Nun war John an seiner Seite und würde in Dinge hinein gezogen werden, von denen er nicht die geringste Ahnung hatte.
 

Ruhelos rannte Molly durch ihr Labor. Schon seit Wochen konnte sie nicht anders, musste ständig in Bewegung sein, nur um nicht nachzudenken. Was genau diese Ruhelosigkeit auslöste, wusste sie nicht. Es konnte alles sein.

Angst.

Panik.

Nervosität.

Ihr war klar, dass es nichts helfen würde. Es würde nicht helfen, wenn sie sich ihren Kopf über etwas zerbrach, was bisher noch nicht passiert ist. Doch trotzdem konnte sie nicht aufhören darüber nachzudenken. Sie wollte vorbereitet sein, wenn etwas geschah. Aber wie sollte sie das, wenn sie nicht einmal wusste, was auf sie zu kommen würde?

Warum hatte der Doktor ihr nicht gesagt, was sie verfolgte? Wenn sie mehr darüber wissen würde, wäre es sicherlich einfacher ihm zu helfen, ihn zu beschützen. Ob er Mycroft aufgeklärt hatte? Die Wahrscheinlichkeit dafür war mehr als nur gering. Warum sollte er einen eigentlichen Feind über so etwas aufklären, aber sie nicht?

Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr hatte sie das Gefühl, wahnsinnig zu werden. Molly wollte doch einfach nur einem Freund helfen, jemanden unterstützen, der für sie schon fast wie eine Art Vater war. Jedoch war sie dazu verdammt auf die Gefahr zu warten. Wahrscheinlich nicht einmal zu bemerken, wenn sie da war.

Mit einem lauten Seufzen ließ sie sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen und fuhr sich mit einer Hand durch ihr langes Haar. Das ganze Warten, nicht wissen was auf sie zu kam, war zu verrückt werden. Jeder Cyberman, jeder Dalek und auch jedes andere Alien, dem sie zusammen mit dem Doktor begegnet war, war leichter zu ertragen gewesen als das ihr. Nichts war schlimmer für sie, als das Warten auf ein Ende, welches kommen konnte oder nicht.

Das alles konnte immerhin auch ein einziger großer Irrtum sein. Einer Fehler, welche der Doktor zwar nicht oft machte, aber sie kamen vor. Auch er war nicht unfehlbar, wenn sie es die meiste Zeit über glauben wollte.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Molly wurde aus ihren Gedanken gerissen. In der Tür stand ein Mann, gerade mal ein paar cm größer als sie, mit schwarzen Haaren. Er grinste ihr verlegen zu.

„Hallo, mein Name ist Jim Moriarty. Ich wurde hier runter geschickt, wegen eines Problems mit den Computer!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  toru-san
2012-07-29T13:00:23+00:00 29.07.2012 15:00
Hallo,

die Idee ist ja genial. Sowohl der Doktor, als auch Sherlock sind ja beide etwas .. naja, herablassend. Auch wenn der Doktor es nicht so oft rauslässt ;)

Die Szenen aus Sherlock hast du gut für deine Geschichte interpretiert. Auch das sich hinter Mycroft Torchwood als freundlicher Gegenspieler des Doktors versteckt, ist gut überlegt.

Auch dein Schreibstil finde ich gut. Alles aus Mollys Sicht zu schreiben, gibt dem ganzen einen guten Blickwinkel.

Also: mach weiter!

Liebe Grüße,
Toru
Von:  Linni-chan
2012-04-21T14:09:02+00:00 21.04.2012 16:09
Schon als ich die Inhaltsangabe gelesen habe, dachte ich: "Oh, Sherlock ist der Doktor?" - Sherlock ist der Doktor. Auch wenn ich die Vorstellung an sich etwas befremdlich finde, hast du die Geschichte bis hierhin gut umgesetzt. Mir gefällt vor allem, dass sie aus der Perspektive von Molly geschrieben ist und du die Sache mit der Taschenuhr eingebracht hast.
Und es ist ein interessanter Gedanke, dass der Doktor zu jemandem werden könnte, der so verschieden ist von John Smith in Human Nature/Family of Blood. Ich mochte auch die Anspielung, dass er den Namen Sherlock Holmes aus einem Buch hat (und während ich las, aber noch bevor ich an diese Stelle kam, habe ich gedacht, das wäre eine wirklich nette Idee :D).
Stilistisch ist das bis jetzt auch das beste, was ich von dir gelesen habe. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, es hat einen sehr angenehmen, lockeren Lesefluss und auf mich wirkt es, als wäre es dir leicht gefallen, die Geschichte zu schreiben. Da hast du dich auf jeden Fall verbessert, mach weiter so! :)
Ich freue mich auf alle Fälle schon auf die Fortsetzung und bin gespannt, was du dir noch überlegt hast :D


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