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One Year

Nichts hält ewig, nur die Liebe...
von

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One Year

Nichts hält ewig, nur die Liebe...
 

Hallo, mein Name ist Elena.

Danke, dass ihr das lest, denn es ist mir wichtig. Es ist das letzte, was ich schreiben werde, denn meine Zeit ist wortwörtlich abgelaufen.

Ich bin schwerkrank und werde bald sterben. Man hatte bei mir Leukämie im Endstadium festgestellt. Vor einem Jahr hatte diese Diagnose mein ganzes bisheriges Leben komplett auf den Kopf gestellt.
 

Ich möchte euch hier eine kurze Biographie erzählen, das, was mir im Leben eben das wichtigste war. Meine Freunde und meine Liebe.

Ein wenig, was vor der Diagnose war, aber hauptsächlich, was mich während dieses Jahres bewegt hat.
 

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich gerade neunzehn Jahre alt bin und mich in einem viel zu grellen und sterilen Krankenhaus befinde, wo andauernd nur Ärzte und Pflegepersonal um mich herumwuseln.

Es ist langweilig und ernüchternd, in diesem weißen Zimmer auf das Ende zu warten, deshalb möchte ich diese Zeilen hier niederschreiben. Ich weiß noch nicht, wie viel ich erzählen werde, aber sicher genau das, was mich all die Jahre glücklich oder unglücklich gemacht hat.
 

Nun, wo fange ich denn an?
 

Ich war eine Schülerin und ging in die letzte Klasse eines Gymnasiums, hatte also gerade die dreizehnte Klasse begonnen. Ich war nicht besonders herausragend, was meine Noten betraf, aber ich war bei weitem nicht schlecht.

Ich hatte nicht allzu viele Freunde, aber die, die ich hatte, mochte ich schon sehr. Es gab meine zwei besten Freundinnen Jessica und Miranda, und Jessicas Freund Peter. Und es gab ihn, Peters Freund, einen Engel namens Manuel. Wir fünf waren mehr oder weniger eine eingespielte Clique und unternahmen viel zusammen. Wir gingen zusammen weg und spaßten, wir brauchten nichts dazu, es funktionierte perfekt.
 

Aber ich wagte es nicht, Manuel meine Liebe zu gestehen. Ich mochte ihn wirklich sehr, mein Herz schlug immer wie verrückt wenn er in der Nähe war und mich keck grinsend ansah. Zuerst wusste ich nicht, was das ganze Hormonzeug in mir wollte, doch nach und nach gestand ich mir ein, mich in ihn verliebt zu haben.

Ich war ein Spätzünder. Ich hatte mich nie besonders für Jungen interessiert, es gab schon Angebote, aber ich lehnte immer ab, weil ich noch nicht bereit war. Ich wollte den einen richtigen für mich, und keinen anderen. Ich hatte mir Manuel ausgesucht.
 

Ich verbrachte die zwölfte Klasse stillschweigend und verschwieg meine Gefühle vor allen anderen. Niemand sollte es wissen, denn ich beharrte darauf, dass diese Liebe niemals bestehen konnte, da er mit einer anderen flirtete, und das nicht zu knapp. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Zwei zusammenkämen, und die Schmach, die mich erwarten würde, wenn er mich abservierte, würde ich niemals ertragen.

Deshalb merkte niemand etwas von meinen Gefühlen, und er auch nicht, und ich wirkte kühl und verfremdet auf die anderen.
 

Die Jungs- und die Mädelsgruppe wuchs zusammen, also wurden wir Freunde, ich und Manuel, aber nur rein kameradschaftlich. Denn ich traute mich immer noch nicht.

Es war lustig, unsere gemeinsame Zeit, und ich denke heutzutage noch oft daran. Es ist das Schönste, was ich in meinen Leben hatte, diese Freundschaft.
 

In den großen Ferien waren wir unzertrennlich und verbrachten viel Zeit gemeinsam. Ich freute mich schon wieder auf die Schulzeit, denn dann würde ich sie noch viel öfter sehen, aber natürlich würde auch der Schulstress mit den vielen Arbeiten zunehmen, was mir herzlich egal war, da diese Art der Arbeit mir lag und ich binnen kürzester Zeit enorm viel aufnehmen könnte.
 

Aber zurück.

Die Schule begann oder besser, der zweite Teil meines Schulabschlusses lag nun vor mir und ich bekam dann doch ein wenig Angst vor dem kommenden dreiviertel Jahr.

Die Stundenpläne von uns waren ziemlich zerpflückt, aber dennoch hatten wir noch genug Zeit, um uns um die Freunde zu kümmern.
 

Ich nahm mir praktisch als Vorsatz für das neue Schuljahr vor, endlich meine Liebe zu gestehen, und vertraute mich schon bald meiner allerbesten Freundin Miranda an. Sie schien es zu verstehen und sagte mir, sie würde mich unterstützen, aber irgendwie hatte ich damals schon das Gefühl, dass sie es bereits wusste, dass ich in ihn verliebt gewesen bin. Das bestätigte sie mir aber erst später.

Ich begann, mich öfter mit ihm zu treffen, wenn auch nur freundschaftlich. Ich habe mich, glaube ich zumindest, wie ein verliebtes Huhn benommen, aber ich weiß nicht, ob er es bemerkt hat.

Ich denke schon, denn er hat immer irgendwie geschmunzelt.
 

Ich bemerkte, dass mir immer das Herz schwer wurde, wenn er mit besagtem Mädchen redete oder sie nur ansah. Und wenn er mich nicht so beachtete, wie ich es eigentlich wollte. Ich wusste, das war egoistisch, wenn ich wollte, dass er nur mit mir redete und nur mich beachtete, aber ich wollte ihn nun mal so sehr... so sehr, dass mein Herz den ganzen ungesagten Herzschmerz und das Begehren nicht mehr ertrug und ich eine Zeit lang nicht mehr schlafen konnte, bis ich meinem Inneren klargemacht hatte, dass ich nicht mit ihm allein auf der Welt war.
 

Die Zeit danach wurde ich ein wenig ruhiger, wo ich eh schon ziemlich verschlossen war und nichts von meinem Innenleben einfach so preisgab oder meinen Gefühlen nachgab.

Mental gab es keinen Grund dafür, aber physisch schon. Ich hatte einfach Schmerzen.

Mein Körper schmerzte, und ich litt ständig unter Kopfschmerzen oder akuten Schwächeanfällen. es war mir peinlich, denn ich war mehr als einmal in der Schule leicht zusammengebrochen.
 

Mein Herz raste dann immer so, als schaffe es die Anstrengung nicht mehr, obwohl ich doch nur die Treppen hinaufgestiegen war. Es war mir unheimlich, aber genau der Grund, warum ich vor einem halben Jahr aufgehört hatte, Fußball zu spielen. Ich packte die Anstrengung einfach nicht mehr, denn ich stand viel zu oft mit rasendem Herzen am Spielfeldrand und meine Beine zitterten wie wild, und hörten nicht mehr auf damit. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer und ich hörte auf, auch wenn es mir schwer fiel, da ich diesen Sport liebte.
 

Ich wollte mich nicht mehr anstrengen, da ich diese offensichtliche Schwäche nicht in aller Öffentlichkeit zeigen wollte. Deshalb stoppte ich die anstrengenden Sachen, entschuldigte mich vom Sportunterricht, kam wenn überhaupt nur als Zuschauerin.

Ich beneidete die anderen, wenn sie Sport betrieben, denn ich merkte doch nun allmählich, dass meine Kondition und meine Kraft nachließen. Und den anderen fiel es auch auf, und sie triezten mich als Sportschwänzerin, was ich kommentarlos über mich ergehen ließ.
 

Damals kam ich noch nicht auf die Idee, dass ich schwerkrank sein könnte, also ging ich auch nicht zum Arzt. Ich wartete und hoffte darauf, dass es bald besser würde.

Nach einem halben Jahr Schmerzen, also in der fünften Schulwoche, bekamen meine Eltern mit, dass es mir nicht gut ging, und sie vereinbarten aus Vorsicht einen Arzttermin in einer kleinen Praxis.
 

Ich ahnte nichts, und ich wollte nicht zum Arzt, auch wenn mich neuerdings auch ein ständiges Gefühl der Atemnot befiel. Ich bekam immer weniger Luft, und mein Herzschlag war nun stetig erhöht.
 

Als ich an jenem Dienstag zum Arzt kam, checkte er mich einmal gründlich durch, und ich rang mich ab, ihm die Wahrheit zu erzählen, also genau das, was mich bedrückte in Sachen Körpergefühl. Ich erzählte ihm von den Schwindelanfällen, von den Zusammenbrüchen, von meinem erhöhten Puls und der ständigen Atemnot.

Er sah mich skeptisch an, dann sagte er mir, dass er keine Mängel feststellen könne, aber er schickte mich zur Sicherheit ins Krankenhaus zur Untersuchung meines Blutes, denn selbst ihm schien dieses Krankheitsbild seltsam vorzukommen.
 

Eine Woche verging, und ich hatte binnen dieser sieben Tage drei Zusammenbrüche, und auch der Lehrer bemerkte dies und schickte mich an einem Tag nach Hause. Meine Freunde machten sich immer mehr Sorgen um mich und verfolgten mich auf Schritt und Tritt, aber sie zwangen mich nicht, etwas zu sagen, sondern begleiteten mich einfach, und ich muss sagen, ich bin ihnen unendlich dankbar dafür. Diese Unterstützung war mir sehr wertvoll und ich freute mich jedes Mal, wenn ich sie sah und sie mit mir etwas unternahmen, auch wenn meine Beteiligung immer seltener geworden war, da ich mich körperlich immer nicht mehr aufraffen konnte, auch nur irgendetwas anzupacken.
 

Am nächsten Dienstag ging ich für zwei Tage ins Krankenhaus, damit sie mich einmal ganz untersuchen konnten. Mir wurde Blut abgenommen und sie machten seltsame Verrenkungsübungen, wobei ich aber sagen muss, dass ich bald keine Kraft mehr dazu hatte und aufgab, was auch der Arzt zur Kenntnis nahm.

Man röntgte mich und machte ein CT.

Noch fand man nichts, und ich wurde doch leicht panisch. Warum zum Teufel war ich denn so kraft- und saftlos, wenn ich nicht krank war?
 

Am ersten Tag geschah nichts mehr, aber am zweiten dann das Unfassbare.
 

Die Auswertungen des Bluttestes war da, und mir wurde schon ganz mulmig, als sich der Arzt hinsetzte und meine Eltern bat, dasselbe zu tun. Sie sahen mich nervös und ängstlich an, und ich sagte mir, dass ich das durchstehen werde, egal was da auf mich zukommen würde. Es konnte ja nicht so schlimm sein...
 

Aber das war es.

Ich erinnere mich nicht mehr daran, was geschehen war, als der Arzt mir gesagt hat, dass ich Leukämie hätte, aber ich weiß noch, dass ich geschrieen und geweint habe.

Leukämie?!, fragte ich mich immer wieder, und : Warum gerade ich? Ich habe doch nichts getan...
 

Die Zeit danach war schlimm. Die zwei Tage wuchsen aus zu einer Woche. Ich wusste nicht, was meine Eltern in der Schule sagten, aber anscheinend machten sie sich keine Sorgen, denn keiner kam, um mich zu besuchen.

Man machte weitere Tests, die mir aber noch lieb ausgedrückt, scheißegal waren. Es war egal, was noch kommen würde. Leukämie war nicht heilbar, so weit ich wusste...
 

Die Testergebnisse waren da, aber ich wollte nichts mehr wissen, ich lag im Krankenhaus, fühlte mich sehr einsam und auch meine Eltern konnten mir dieses Gefühl nicht mehr nehmen.

Ich dachte ständig nur an Manuel.

Denn mir war klar geworden, dass ich ihn wirklich liebe, denn ich wollte ihn unbedingt sehen, ihm alles gestehen, und einfach in seinen kräftigen Armen liegen.

Gleichzeitig wurde mir aber auch bewusst, dass diese Beziehung so wie ich sie mir wünschte, nicht mehr möglich war.

Ich war dem Tod geweiht, dass war mir nur allzu klar vor Augen.
 

Selbst wenn er mir seine Liebe gestehen würde, würde es nie mehr funktionieren. Ich würde sterben, und ihn selbst mit in diesen Abgrund reißen. Ich würde ihn mit meiner Liebe nur noch größere Schmerzen bereiten, denn die Trauer wäre größer als meine Schmach, nicht geliebt zu werden, und körperliche Schmerzen konnte man mit seelischen Wunden nicht vergleichen.
 

Ich würde ihm niemals sagen, was ich fühlte, das beschloss ich. Und ich dachte auch, dass es das beste wäre, mich von meinen Freunden zu entfernen.

Sie würden nur zu viel Trauer fühlen, oder ganz die Schule vergessen, wenn sie es bemerkten. Ich würde niemandem sagen, dass ich krank war.
 

Das alles würde ich aber nur dann umsetzen können, wenn ich endlich aus diesem Krankenhaus herauskommen würde, denn in mir wurde der Drang ganz stark, etwas zu tun, mein restliches Leben zu genießen, denn ich wusste noch nicht, wie lang ich noch hatte, bis auch dieses unter meinen Fingern hinfort gerann.
 

Aber auch hier machten mir die Ärzte einen Strich durch die Rechung. Ich dachte, ich hätte mehr Zeit, aber sie sagten mir mit vollem Ernst, dass ich nur noch etwa ein Jahr zu leben hätte, und eine Chemotherapie sinnlos wäre, da sie erstens nichts mehr nützen würde und zweitens sie mein Immunsystem noch weiter schwächen würde und andere Krankheiten noch schneller ausbrechen könnten, die ich dann aber nicht mehr verkraften würde.
 

Mir wurde also gesagt, ich hätte nur noch ein Jahr.

Das war der Schock gewesen. Ein Jahr? Das war ja nichts. Ein einziges blödes Jahr, und dann sollte es vorbei sein?

Ich wurde wütend, auf alle anderen und vor allem auf mich und auf Gott, der mir dies alles angetan hatte. Ich war nie sehr gläubig, aber ich brauchte ihn dieses Mal sehr, und sei es nur, weil ich die ganze Schuld an meinem Übel auf ihn lud. Er war zu meinem persönlichen Sündenbock geworden, und er konnte sich darüber nicht mal beschweren.
 

Ein Jahr.

Also ganze zwölf Monate, oder ganze 365 Tage. Besser noch 8760 Stunden oder umgerechnet 525600 Minuten. In Sekunden waren es 3153600.

Ich musste lachen. Ich begann, meine Sekunden zu zählen, und jeden davon schien mir auf einmal wichtig und wertvoll zu sein. Ich wollte keine davon verschwenden.

3153600 Sekunden... –1 Sekunde, - 1 weitere Sekunde...

Ich könnte ewig so weitermachen, aber mal ehrlich, dann hätte ich sie verschwendet.
 

Ich hatte viel geweint, war aber zu dem Entschluss gekommen, dass ich etwas machen wollte, um mich davon abzulenken, die Zeit herunter zu zählen.

Ich bedrängt die Ärzte, mich gehen zu lassen. Ich sah nicht ein, im Krankenhaus zu sein, wenn sie mir doch nicht helfen konnten. Ich wollte wenigstens nach Hause, in eine gewohnte Umgebung, zu geliebten Personen, auch wenn Manuel nicht darunter sein würde.
 

Nach weiteren drei Tagen voller Untersuchungen schickte man mich nach Hause, aber mit der Auflage, jede Woche mein Blut untersuchen zu lassen. Ich denke mal, sie ließen mich gehen, weil ich die ganze Zeit alle angeschrieen hatte, die mich auch nur doof anguckten.
 

Nach eineinhalb Wochen Krankenhausaufenthalt kam ich nach Hause, und ich fühlte mich entsetzlich müde. Es war alles anders geworden.

Sonst so schöne Dinge waren belanglos geworden, was mir unwichtig erschien, war mir jetzt immens wichtig.

Diese kurze Nachricht, mein Leben ende bald, hatte mein ganzes Leben, äußerlich wie innerlich, auf den Kopf gestellt.
 

Den Rest der Woche verbrachte ich zu Hause, wo ich mich regenerierte und meine geistige Kraft sammelte.

Meine Eltern hatten mir es freigestellt, ob ich noch zur Schule gehen wollte oder nicht.

Hm, was sollte ich denn tun?

Ich könnte zu Hause bleiben, für den Rest meines kurzen Lebens in meinem Zimmer hocken, oder ich konnte in die Schule gehen und mich dem Alltag einer ganz normalen Achtzehnjährigen stellen, denn erst in einem Monat wurde ich neunzehn.

Ich entschied mich für letzteres.

Ich wollte wenigstens noch den Anschein erwecken, normal zu sein, so weit es eben ging. Ich bekam eine Sportbefreiung, da mich die sportlichen Aktivitäten nur noch weiter schwächten.
 

Ich bereitete mich innerlich auf die Auseinandersetzung mit meinen Freunden vor, aber ich war verunsichert, da sie sich die ganze Zeit nicht hatten blicken lassen, nein, sie hatten nicht mal von sich hören lassen.

War ich ihnen denn wirklich so egal?

Jeder hätte sich doch mal gefragt, was mit jemanden sei, der zwei Wochen nicht zur Schule kam.

Ich hatte Angst vor Manuel.

In meiner Endzeitstimmung wäre ich sicher in der Lage, ihm alles zu gestehen und ihn mit zu reißen in meinen Abgrund.
 

Am darauffolgenden Montag fuhren mich meine Eltern in die Schule. Sie waren zwar nicht glücklich, dass ich diesen Weg gehen wollte, aber sie zeigten Verständnis, und mir war klar, dass sie sich Sorgen machten, aber zugleich wussten, dass ein Nein in dieser Angelegenheit mich zu sehr einschränken würde.

Ich wollte wenigstens irgendwie das Abitur schaffen. Auch wenn ich krank war.
 

Das Schulgebäude war irgendwie schöner geworden.

Früher dachte ich immer, es wäre absolut hässlich, aber nun musste ich zugeben, dass auch dieser Bau einen einzigartigen Charme hatte.

Ironie. Man erkannte erst, was man an etwas hat, wenn man es bald weggeben muss.

Die anderen beobachteten mich argwöhnisch, aber keiner fragte, was mit mir losgewesen sei. Nun, Miranda, Jessica, Peter und Manuel hatte ich noch nicht gesehen.
 

Sie kamen mir im Kollegstufenzimmer entgegen.

Sie sahen mich an, lächelten leicht, dann stand Manuel auf und umarte mich leicht, währenddessen all meine Emotionen wieder hoch kamen und ich sie nur schwer unterdrücken konnte. Er sah mich an, und fragte, ob alles wieder in Ordnung sei und was eigentlich gewesen war.

Die anderen kamen ihm hinterher und drückten mich kurz an sich, ehe sie in einiger Entfernung auf meine Antwort warteten. Sie sahen mich alle besorgt an, und sie sagten mir, dass sie wussten, dass ich im Krankenhaus war, aber sie wussten nicht, weshalb.
 

Ich sagte ihnen traurig, dass alles wieder in Ordnung sei.

Meine Eltern hatten ihnen anscheinend Bescheid gesagt, aber für die Wahrheit ihnen gegenüber hatten sie offenbar keinen Mut oder keine Kraft mehr übrig, denn auch sie erschöpfte mein Zustand immer mehr.

Ich sagte, dass alles bestens sei, ich hätte mir nur eine komische Krankheit eingefangen, die man nur schwer wieder loswurde, ich aber jetzt wieder gesund sei.
 

Sie glaubten mir nicht ganz, zumal ich ihnen nicht sagte, um was es sich für eine Krankheit handeln sollte, denn ich wusste es ja selbst nicht. Es gab ja keine.

Manuel sah mich etwas bekümmert an, doch bevor er etwas sagen konnte, läutete es zur ersten Stunde und ich ging langsam auf mein Klassenzimmer zu. Ich hatte ihn stehen gelassen. Ich hatte ihm nicht „Bis dann!“ oder „Ciao!“ gesagt, ich war einfach gegangen.

Der erste Schritt zur Entfremdung.
 

Die Lehrer betrachteten mich mit Stillschweigen, sahen mir aber die Erschöpfung an. Schon am ersten Tag wurde ich vom Jahrgansstufenleiter herausgeholt und ich erklärte ihm, was los sei.

Er war geschockt, aber ich sagte ihm, ich wolle keine Extrawurst, nur weil ich krank wäre, und er solle es auf keinen Fall weitererzählen.
 

Am ersten Tag ging ich den anderen erfolgreich aus dem Weg.
 

Am zweiten Tag versuchte Miranda, mich auszufragen, herauszubekommen, was nun eigentlich los sei. Aber ich erwiderte nicht viel darauf, nur, dass es anstrengend gewesen war und ich noch nicht ganz fit war. Deswegen sei ich auch so seltsam drauf.

Das glaubte sie mir natürlich nicht.
 

Die nächsten Tage vergingen, und keiner schaffte es, mir dieses Geheimnis meiner Krankheit zu entlocken. Sie distanzierten sich ein wenig von mir, weil sie nicht wussten, was sie davon halten sollten. Sie blickten mir seltsam nach, wenn ich ging, und sahen mich noch fragender an, wenn ich an ihnen vorbeiging und nichts sagte.
 

Die erste Woche verging, und ich hatte noch nicht viel geredet.
 

In der zweiten Woche versuchten sie, mit mir wieder ins Gespräch zu kommen, luden mich zu einem vielversprechenden Abend ein, aber ich sagte ab. Ich hatte sowieso keine Kraft und keine Lust dazu. Dann konnte ich es eh bleiben lassen.

Nach dieser Absage hatten sie anscheinend genug und ließen mich in Ruhe.

Ich war ihnen dankbar. Denn so müsste ich ihnen nicht erzählen, was los war mit mir. Ich mochte sie doch alle so, da wollte ich sie nicht weiter beunruhigen.
 

Manuel hatte ich nicht zu oft gesehen in diesen zwei Wochen, aber jedes Mal lächelte er mir zu.

Ich wollte nicht zurücklächeln, musste doch aber irgendwie. Diese neue Aufmerksamkeit gefiel mir eindeutig, auch wenn ich das ihm zuliebe gar nicht wollte. Er sollte sich nicht in mich verlieben.
 

In der dritten Woche war ich Einzelgängerin geworden. Man ignorierte mich mittlerweile. Nur Manuel schien unentwegt dieses Lächeln im Gesicht zu haben, wenn er mich sah.

Am Freitag nach der Schule fing er mich ab.

Er nahm mich beiseite und fragte mich, was eigentlich los sei. Ich würde mich so seltsam allen gegenüber verhalten, bla bla.

Er sah mich so ernst an mit seinen azurblauen Augen, dass ich mich darin verlor und verlegen zu Boden sah.

Es sei nichts, sagte ich ihm, aber er ließ nicht locker.
 

Er zwang mich, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen, wobei zwingen übertrieben gewesen wäre, aber nicht untreffend. Er sah mir in die Augen, und ich musste einfach Ja sagen.

Diese Aufmerksamkeit, dieses Interesse an mir... all das ließ mein Herz wieder pochen, und ich wusste, dass meine Liebe zu ihm nicht schwächer geworden war während der Zeit im Krankenhaus. Eher noch stärker, ließ mein Herz von sich hören.
 

So kam es, dass ich mich mit ihm in einem Café wiederfand, wo er sich und mir einen Latte Macchiato bestellte. Er sagte noch nichts, sondern beobachtete mich still und versuchte mich einzuschätzen.

Dann legte er los.

Er glaubte mir nichts, was ich die letzten Tage alles erzählt hatte. Er sehe in mir die Verbitterung und die Angst, die ich ständig in mir spürte, und er glaubte nicht, dass ich lebenslustiges Mädchen in letzter Zeit so unnahbar und angsterfüllt geworden sein soll. Er wollte Gründe, warum ich mich von den anderen so distanziert hatte, und warum ich ihn links liegen ließ.
 

Was sollte ich denn darauf antworten?

Doch nicht etwa die Wahrheit, denn dann wäre ich wieder soweit, wie ich es mir in Gedanken ausgemalt hatte. Ich würde ihn mitziehen, ihn und die anderen, denen ich ein bisschen was bedeutete.
 

Also schwieg ich und schüttelte leicht den Kopf, um ihm zu sagen, dass ich nichts davon erzählen würde.

Er sah mich verzweifelt an und trank aus seiner Tasse.

Es war zu ruhig hier.
 

Dann sagte er Folgenschweres:

Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Elena. Aber ich möchte, dass du mir vertraust. Du hast etwas, das spüre ich, und du willst eigentlich nicht, dass wir aufhören, Freunde zu sein, oder? Ich sehe es dir an. Du siehst jedes Mal sehnsüchtig zu uns, wenn wir beisammen sind, und du nicht dabei bist. Was ist los mit dir?

Er mache eine kurze effektive Pause, in der ich, rot im Gesicht, nur schweigen und den Tisch fixierte.

Ich will nicht, dass du leiden musst, weswegen auch immer. Du bist mir wichtig, weißt du? Sehr wichtig.
 

Seine Hand wanderte zu meiner und umschloss sie fest. Ich spürte seine Wärme durch seine engelsgleiche Haut. Ich konnte nicht anders, ich musste weinen. Die Tränen liefen mir unkontrolliert über die Wangen und Manuel setzte sich neben mich auf die Bank und streichelte mich sanft an der Wange, auch wenn er nichts sagte, es berührte mich sehr und ich fühlte mich in dem Moment einfach glücklich. Und zum ersten Mal konnte ich vergessen, dass ich krank war.
 

Ich lehnte mich gegen ihn, und packte seine Hand fester, schwieg aber immer noch.

Irgendwann beruhigte ich mich, aber ich war so unendlich müde...
 

Manuel schien nicht damit gerechnet zu haben, dass ich so einen Gefühlsausbruch haben könnte, aber er versuchte herauszuhören, warum. Dachte er, sein Geständnis würde mich so traurig machen? Hoffentlich nicht, denn das wollte ich nicht damit sagen.
 

Ich fühlte mich so betrogen. Man nahm mir erst alle Hoffnung, dann bekam ich die Liebe von demjenigen Mann, den ich schon so lange liebte, aber die Hoffnung kehrte nicht zurück, denn ich wusste, dass sich mein Schicksal nicht wegen ihm ändern würde.

Aber eine verzweifelte Hoffnung nagte in mir. Eine, die mir sagte, dass es doch irgendwo in mir eine Chance gebe, glücklich zu werden.
 

Manuel schaffte es, dass ich wieder aufhörte zu weinen, und sah mich fest an, ehe er sich mir näherte und dann seine Lippen auf meine legte.

Der Kuss war für mich einfach nur surreal.

Ich nahm ihn nicht wahr, sondern fühlte ihn einfach nur in meinem Innersten.

Mein Herz schlug, und ich fühlte den drohenden Schwächeanfall in mir. Aber ich gab mich ihm hin, Leukämie hin oder her...

Aber wenn es so weitergehen würde, müsste ich ihm irgendwann die Wahrheit sagen.
 

Wir trennten uns einige Zeit später und sahen uns an. Ich wusste nicht, was meine Augen ihm alles offenbarten, aber mein Mund sagte ganz unvermittelt: Ich liebe dich.
 

Warum ich das gesagt habe, weiß ich jetzt, denn ich war damals ganz emotional überrascht gewesen und hatte meine Vernunft verloren.

Und als er dieselben Worte über die Lippen brachte, musste ich wieder weinen.
 

Ich sollte es ihm sagen, ging mir durch den Kopf, ich sollte ihm sagen, was mit mir los ist. Er muss es wissen...

Dachte ich, aber sagen tat ich nichts.

Ich genoss die Zweisamkeit und gab mich der trügerischen Hoffnung hin, doch noch eine Chance zu haben...
 

Wir trafen uns das Wochenende über jeden Tag, und jedes Mal wollte ich es ihm sagen, aber ich brachte es nicht mehr übers Herz. Ich wusste, auch eine jetzige Erklärung würde ihn in Trauer und Depressionen stürzen. Es war zu spät, ich hatte mein Ziel verfehlt, ihn zu schützen, aber meine Liebe gewonnen.
 

Am nächsten Montag entschuldigte ich mich bei Miranda, Jessica und Peter, so gemein zu ihnen gewesen zu sein, mit dem Versprechen, ich würde ihnen alles erzählen, wenn ich dafür bereit wäre, was ich noch nicht war.

Meine Beziehung zu Manuel hielt ich noch wie er geheim; wir wollten es langsam angehen.
 

Die nächste Woche war super gewesen, ich verbrachte die Zeit wieder mit meinen Freunden und meinem Freund Manuel. Die Schule war zwar anstrengend, aber langsam gewann ich wieder etwas Zuversicht und Hoffnung.

Die Woche darauf war unsere Beziehung kein Geheimnis mehr, und ich freute mich wieder des Lebens, das auf dem Krankenbett zerbrochen war, auch wenn noch zu viele Risse darin waren, die wohl nie mehr heilen würden.
 

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»10 Monate später«

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Inzwischen sind 10 Monate nach der Diagnose vergangen. Ich wurde wieder trauriger, wenn ich daran dachte, dass ich bald sterben würde. Auch wurde ich zusehends dünner, da mir die Lust am Essen vergangen war. Das fiel auch Manuel auf, als wir das erste Mal miteinander schliefen. Er sagte es mir ganz ernst, ich solle essen, sonst würde ich noch magersüchtig.

Aber warum denn? Ich wollte nichts mehr essen. Es schmeckte nicht einmal mehr.
 

Unsere Beziehung hatte gehalten. Wir waren noch glücklich.
 

Die Schule hatten wir gut hinter uns gebracht, er mit einem Durchschnitt von 1,4 und ich mit 1,9, da mir zuletzt ein wenig die Lust an der Schule gefehlt hatte.

Ich hatte Angst, etwas zu beenden. Ich wusste, die Schule war das letzte, was ich abschließen konnte.
 

Manuel würde bald zu studieren beginnen. Er hatte sich für Medizintechnik entschieden, und zwar in München. Eine Wohnung hatte er schon, denn seine Großeltern besaßen noch eine recht bequeme Wohnung dort, die sie nur zu gern ihrem Lieblingsenkel überließen.

Er fragte mich ständig, was ich denn machen würde.
 

Nichts, war die eigentliche Antwort, nur sterben. Aber das sagte ich natürlich nicht. Und er wusste immer noch nichts von meiner Leukämie, aber die Anzeichen waren doch nun schon sichtbar. Ich war zu dünn, zu blass und total kraftlos.
 

Ich sagte ihm, ich wüsste es noch nicht, aber studieren würde ich nicht. Hätte ich das gesagt, wäre er misstrauisch geworden, da ich nichts dafür getan hatte, um einen zu bekommen.
 

Zwei Monate waren es noch.

Ich musste es ihm sagen, aber ich wusste nicht, wie.

Aber eines Tages nahm ich mir einfach den Mut, den ich brauchte, und rief Manuel an. Wir trafen uns in dem Café.
 

Ich sah ihn kommen, und er wollte mir einen Kuss geben, aber ich winkte ab und setzte mich einfach. Er starrte mich nur fragend an, denn das hatte ich noch nie gemacht.

Ich spielte kurz nervös mit den Fingern, ehe ich zu ihm aufsah und er den Ernst der Lage kapierte.

Was er wohl dachte?

Vielleicht, dass ich einen anderen liebe, und ich ihn deswegen verlasse, ihn nicht mehr liebe und einfach gehe, oder wer weiß was. Er hatte nie mehr gefragt, was mit mir in diesen zwei Wochen los war.
 

Ich sprach ihn darauf an. Er sah mich an, etwas ängstlich und nervös, seine Hände zitterten.

Weißt du, warum ich im Krankenhaus war?

Er schüttelte nur den Kopf, war aber still und aufmerksam, auch wenn man es ihm ansah, dass er am liebsten wild umherrennen würde, um seine Angst du seine Neugier irgendwie zu stillen.
 

Ich lächelte sanft und sah den Tisch an. Ich weiß, dass ich ihm dabei in die Augen blicken sollte, aber das konnte ich nicht. Ich wollte ihn nicht sehen.

Ich sagte ihm eiskalt, dass wir uns trennen müssten.

Er sah mich an und begann mit einer Tirade an Widerreden, die ich mit einer langsamen und beherrschten Geste zum Anhalten brachte.
 

Ich sagte ihm, es habe nichts mit ihm zu tun, und das ich eigentlich auch gar nicht wollte. Das war wieder so ein Standard-Schlussmach-Spruch, aber mir fiel nichts passenderes ein. Er fragte, ob ich einen Neuen hätte, und ich verneinte.
 

Ich begann zu erzählen. Was war, bevor ich beim Arzt war, warum ich beim Arzt war, warum im Krankenhaus...

Und zu guter Letzt, was dabei hersausgekommen ist.

Er sah mich mit so viel Entsetzen an, dass mir die Tränen kamen. Und auch er verstand, was ich ihm mitteilen wollte. Die Erklärung, warum ich meine Freunde links liegen ließ, warum ich weinte, als er mir das Geständnis machte, all das war nun so was von klar.

Er setzte sich neben mich und wollte mich in den Arm nehmen, aber ich wollte nicht mehr. Es fiel um so viel schwerer, loszulassen, wenn man noch etwas liebte.

Auch das sagte ich ihm – wenn ich stürbe, würde ich ihn nur traurig zurücklassen, trauriger als jetzt, wo er nur mit der Wahrheit zu kämpfen hatte, und nicht mit meinem Tod.
 

Aber er wollte das nicht hören und zog mich zu sich. Ich sagte ihm, es wären nur noch zwei Monate, die ich hatte.

Er war entsetzt, aber er ließ mich nicht los. Nein, er hielt mich fest, und er weinte. Um mich.

Ich wollte, dass er ging und mich meinem Schicksal überließe, dass es so besser wäre, aber er rückte nicht ab.

Er küsste zart meine Wange, und sagte mir, dass er bleiben würde. Er würde nichts überstürzen, und er liebte mich, so wie ich war. Mit oder ohne Leukämie.
 

Wir gingen zu ihm. Er brachte mich zu seinem Bett und sagte mir, ich solle erst mal ausschlafen und über alles nachdenken, ehe er sich neben mich legte und tränenüberströmt mit mir gemeinsam einschlief.
 

Der nächste Morgen brachte mir die Gewissheit, die ich nicht haben wollte, die mich aber umso glücklicher machte, obwohl ich ihm sagte, dass ich das eigentlich nicht wollte. Ich wollte nicht, dass er sieht, wie ich langsam krepiere.

Denn er wollte bei mir bleiben.
 

Eine Woche später beichtete ich es meinen Freunden. Auch sie waren ganz aufgelöst, aber ich konnte sie trösten, denn ich hatte doch noch irgendwie Glück. Glück damit, sie als Freunde zu haben und Manuel als richtig festen Freund durch Dick und Dünn.
 

Und so verrann die Zeit. Meine Aufenthalte im Krankenhaus wurden länger und schmerzhafter. Manuel hatte sein Studium um ein Semester verschoben und blieb die ganze Zeit bei mir.
 

Die Ärzte sagten mir, dass die Werte rapide schlechter geworden waren, und zogen mir noch einen halben Monat ab.

Somit hatte ich nur noch einen.
 

Verzweifelt begann ich, mein Leben zu überdenken, konnte aber nur zwei Fehler finden, nämlich den einen, meinen Freunden nicht sofort etwas gesagt zu haben und Manuel mitgezogen zu haben in meinen eigenen persönlichen Abgrund.
 

Den letzten halben Monat, also zwei Woche, verbrachte ich bei Manuel, meinen Freunden und meinen Eltern.

Dann musste ich ins Krankenhaus.
 

Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Ich war todkrank, Manuel und ich hatten deswegen oft genug geweint. Ich würde sterben, dagegen konnte ich nichts tun. Und Manuel würde eine Zeit im Dunkel verbringen, bis er über mich hinweg war. Vielleicht hätte ich ihn anschnauzen sollen, damit er mich verließ, aber ich konnte nicht böse zu ihm sein oder ihm die Unwahrheit sagen.

Und er ließ sich nicht anmerken, wie schlecht es ihm wirklich ging wegen mir, aber ich kannte ihn schließlich.
 

Und nun sitze ich hier und schreibe euch das alles auf.

Warum? Weil ich eich erzählen möchte, wie mein Leben ausgesehen hat. Ich werde mit neunzehn Jahren sterben. Ich bin nicht alt geworden, ich habe nicht viel in meinem Leben gesehen, aber genug, um zu wissen, dass es mehrere solcher Fälle gibt wie mich, die noch so viele Träume haben wie ich.
 

Aber ich darf nicht undankbar sein, immerhin hatte ich noch ein Jahr, um meine Wünsche zu erfüllen, andere haben da keine Zeit mehr. Men denke an die vielen Opfer, die wegen eines Unfalls sterben, teilweise Kinder, die noch so viel vor sich hatten.

Oder unschuldige Opfer eines Terroranschlags zum Beispiel.
 

Ich werde nun den Stift niederlegen, und mein Zeugnis abgeben. Dies war mein Leben. Ich bin nun hier im Krankenhaus, und morgen endet meine vorgerechnete Zeit. Und ich merke auch, wie es eigentlich um mich steht. Ich habe keine Kraft mehr, und diese Zeilen haben mich den letzten Willen gekostet.

Deshalb bitte ich um Verständnis, wenn sie so unausgeschmückt und neutral klingen. Ich schrieb, so schnell es meine blasse Hand zuließ, denn ich hätte bei jedem Wort einschlummern können.

Deshalb bin ich froh, dass ich es zu Ende bringen konnte.
 

Ich danke euch, dass ihr das gelesen habt.

Dass ihr an meinem kurzen Leben teilgenommen habt.

Und jetzt mache ich Schluss, denn ich sehe, dass Manuel gerade kommt – er lächelt wie immer, gibt mir einen langen, liebevollen Kuss und schmunzelt über diese Seiten, wie er es immer tut, wenn ich etwas tue.
 

Also dann. Noch Mal:
 

Danke.
 

Elena
 

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Nun möchte ich noch etwas sagen.

Ich bin Manuel, Elenas erster und einziger fester Freund.

Ich schreibe dies nun nach ihrem Tod am 14. 9., da ich einfach nicht mehr weiter weiß.

Ich bin am Ende mit meiner Kraft. Ich kann nicht ohne Elena leben.

Ich habe sie immer geliebt und werde es immer tun.
 

Deswegen möchte ich hier kurz festhalten:

Ich liebe dich, Elena, mehr als alles andere auf der Welt, und ich werde dich immer lieben.

Bis das der Tod uns scheidet, aber da sage ich nein. Der Tod kann uns nicht trennen.
 

Ich habe es versucht, ich wollte Elena vergessen und ein neues Leben beginnen, aber ich schaffte es einfach nicht.

Ich will es auch nicht.
 

Nun habe ich diese Zeilen gelesen und erkenne meine geliebte Elena darin, so wie sie wirklich war.

Sie starb drei Tage nach Vollendung dieses Manuskriptes. Seither trug ich es bei mir, und gab es niemanden, nicht einmal ihren Eltern.

Aber sie sollen es bekommen.
 

Ich habe mich entschieden, ihr zu folgen.

Ich will bei ihr sein, wo sie jetzt auch sein mag. Für immer und ewig.
 

Ich habe mich entschieden.

Heute Abend werde ich mich von einer Brücke stürzen.

Ich weiß, dass Elena dies gewiss nicht wollte, aber ich schaffe es nicht, ohne sie zu leben. Nichts macht mehr Freude, nichts kann mich ablenken.

Nun, ich habe mich entschlossen, und ich werde nicht mehr von meinem Plan abweichen.
 

Wenn ihr dieses Papier lest, dann bin ich bereits tot.

Dann schwimme ich ihr bei klarem Mondlicht entgegen.

Gebt euch nicht die Schuld, denn auch ich gebe Elena keine. Ich liebe sie, und mein Herz hält es nicht mehr aus ohne sie.
 

Tut mir sehr leid, wenn ich euch traurig machen sollte.

Miranda, Jessica, Peter – ihr ward die besten Freunde, die wir hatten.
 

In Liebe,
 

Manuel



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  AnniPeace
2013-12-08T21:40:59+00:00 08.12.2013 22:40
Du hast es echt geschafft, mich mit diesem einen One-Shot sowas von traurig, geschockt und verlangend zurückzulassen!!!

so kann das doch nicht enden D: das will ich nicht! Elenas Tod war schon mies, gerade noch zu verkraften, weil die Story nunmal um diese Krankheit geht, aber das am Ende hat mir hier den Rest gegeben!
Das musste doch nicht sein :(
ich weiß ja, wir Autoren haben immer das Verlangen, unsere Leser traurig und wütend zu machen, aber damit foltern wir doch nur unschuldige Menschen!
Nenene, so geht das aber nicht, meine Liebe!

Jetzt mal Spaß (oder Wut) beiseite, du hast einen unglaublich schönen und realistischen Schreibstil :) man kann sich gut in Elena hineinversetzen, und in Manuel leider auch.
Ich war die ganze Zeit dabei, über mein Leben nachzudenken, während ich mich fragte, was ich tun würde, wenn ich diese Diagnose erhalten würde.
Da läuft es einem wirklich eiskalt den Rücken hinunter.

Danke, dass du mir von dieser Geschichte erzählt hast, und trotzdem ein ♥-liches Fuck You, weil es so gemein ist ;)

Lieeeebe Grüße, Anni
Von:  amaiya
2012-04-12T10:00:56+00:00 12.04.2012 12:00
Wie versprochen habe ich deine Fanfiction Heute durchgelesen, und wie erwartet war sie in einem wundervollen Schreibstil geschrieben und berührte mein Herz. Es ist so ausführlichund Detalliert geschrieben, ich frage mich ob du etwas ähnliches selbst oder aus dem bekanntenkreis erfahren hast.
Ich hoffe natürlich das es dir nicht wiederfahren ist oder jemandem den du kennst.
Manuel und Elena...wie gern hätte ich ihnen ein gemeinsames Leben auf dieser Welt gegönnt. Doch es war leider nicht so. Ich hoffe sie finden sich tatsächlich auf der anderen seite Des Himmels wieder.
Du hast einige kurze Gespräche eingefügt, was ich sehr bewegend fand *schluchz* mega gerührt ! und ich wollte dich Fragen weshalb du diese nicht in "" gesetzt hast.

*standing Ovation*
ノ◕ヮ◕)ノ*:・゚✧

Ich empfehle dir zu versuchen sie irgendwo veröffentlichen zu lassen.
Schließlich ist sie sehr gut und spricht ein wichtiges Thema an !
Ich würde mich nicht wundern wen ich sie irgendwann irgendwo weiederfinde.

LG Amaiya


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