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Friends with Benefits

von

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"Ich muss dir etwas wichtiges sagen."

Richtig. Soviel weiß Draco bereits. Immerhin hatte Hawn seinen Brief mit diesem Satz begonnen. Den Brief, in dem er Draco hierher in sein Herrenhaus berufen hat. Nun sitzen sie beide im Salon beim Kamin, trinken Tee, und Draco stellt mit einem flüchtigen Blick zur Wanduhr zufrieden fest, dass es genau die richtige Zeit für Tee ist. Fünf Uhr, wie es in England Brauch ist.
 

Er nimmt einen weiteren Schluck, während er schweigend darauf wartet, dass Hawn endlich zur Sache kommt. Der mittelblonde, großgewachsene junge Mann neigt sehr häufig dazu, um den heißen Brei herumzureden, und seine Sätze unnötig in die Länge zu ziehen.

Für gewöhnlich ist Draco ein im Grunde recht geduldiger Mensch. Und bei Hawn bringt ihm Ungeduld ohnehin nicht viel. Also wartet er weiter, entspannt und ausgeglichen, wie es eben in der Natur der Malfoys liegt. Ein Malfoy ist schließlich weder aufbrausend noch heißblütig. Und Draco selbst hatte seinen ersten wahren Wutausbruch bisher noch nicht erlebt.
 

Es ist diese versnobte Ruhe und Gleichgültigkeit, die die Malfoys ausmacht. Es ist beinahe schon eine Art Erkennungszeichen.
 

Ausgeglichen und ruhig ist Hawn für gewöhnlich auch. Manchmal schon zu sehr. Und manchmal so sehr, dass er Draco leicht auf die Nerven geht. Dennoch treffen sich die beiden regelmäßig. Sei es zu einem Quidditchturnier, zu einem Butterbier oder Feuerwhisky im tropfenden Kessel, oder einfach bei Draco oder Hawn Zuhause, so wie jetzt auch. Kennengelernt haben sich die beiden während eines Quidditchturniers in der Nähe von Manchester. Die Tutshill Tornados gegen die Montrose Magpies. Draco war nie wirklich ein treuer Fan einer bestimmten Mannschaft gewesen. Für ihn zählte nur, wer das Spiel gewann. Hawn hingegen war und ist ein eingefleischter Magpies Fan.
 

Für Draco ist dieses damalige kennenelernen mit einem sehr negativen Ereignis verbunden. er hatte das Spiel damals zusammen mit seiner Mutter besucht. Sein Vater, Lucius Malfoy, saß und sitzt noch immer für mehrere Jahre in Askaban ein. Es ist ungerecht, auch wenn Draco weiß, dass es gerechtfertigt ist.
 

Irgendwo in der Mitte des Spiels war Draco aufgestanden, um die Herrentoiletten aufzusuchen. Auf dem Rückweg hatten ihn ein Paar halbstarke aufgehalten. ohne irgendeinen ersichtlichen Grund hatten sie angefangen ihn anzupöbeln und zu beleidigen. Sie hatten ihn als Todesser beschimpft, behauptet, er gehöre nach Askaban weggesperrt, genau wie sein Vater. Als sie seinen Vater weiter beleidigten, verlor Draco seine sonst so eiserne Fassung, und griff zu seinem Zauberstab.
 

Er wäre um einen Kampf sicherlich nicht umher gekommen, wäre nicht jemand dazwischen gegangen. Dieser jemand war kein geringerer als Hawn gewesen. Und seit diesem einen Tag hatte Draco keine Ruhe mehr vor dem jungen Zauberer gehabt. Zachary Hawn war ein Mensch, wie Draco ihn noch nie erlebt hatte. Hartnäckig und anhänglich, beinahe wie Pansy früher. Jedoch bei weitem nicht so aufdringlich. Er schaffte es auf wundersame Weise, dass jeder seine Gesellschaft genoss, ohne sie als lästig zu empfinden.
 

Nun gut, vielleicht nicht unbedingt jeder. Für sich selbst konnte Draco das allerdings sehr wohl behaupten. Dieser recht unkonventionelle Beginn ihrer Freundschaft liegt nun schon fast zwei Jahre zurück. Lästig findet Draco Hawn selbst heute nicht. Er kann ihn gut leiden. In letzter zeit stellt er das sehr häufig fest. Vielleicht liegt es daran, dass Hawn sein einziger Freund ist. Vielleicht aber mag Draco ihn auch einfach nur. Er genißet die Gesellschaft des anderen. Mit Hawn kann er über so ziemlich alles sprechen, was ihm auf der Seele lastet.
 

Umgekehrt genauso. Entgegen vieler früherer Behauptungen konnte und kann Draco Geheimnisse sehr wohl und sogar sehr gut für sich behalten. Das natürlich aber auch nur, wenn er will. Mit Hawn wollte er es, und er tat es gerne.
 

Im Salon ist es noch immer so still, dass man nur das stetige Ticken der alten Wanduhr vernehmen kann. Nun wird Draco doch langsam ungeduldig. Hawn hat sich in seinem Sessel nach Vorne übergebeugt, und fährt sich durch sein dickes, kurzes Haar. Er wirkt nervös. Draco versteht nicht, woher dieses Verhalten so plötzlich kommt. Aber es verheißt mit Sicherheit nichts gutes.
 

Nun wird er langsam selbst nervös, lässt es sich jedoch nicht so ansehen, wie Hawn. Er behält seine Gefühle lieber für sich. Auch heute noch. Oder, besonders heute.
 

Er nimmt einen weiteren Schluck Tee zu sich, als Hawn sich plötzlich räuspert.
 

"ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich dir das so schonend wie möglich beibringen soll.", sagte er, und klingt dabei ziemlich kleinlaut. Er lächelt nervös, und sieht dann leicht erschrocken zu Draco auf, als der das Wort ergreift.
 

"Mach es dir nicht unnötig so schwer, Zach. Spuck's endlich aus." Er versucht gelassen zu klingen, und dabei seinen blasierten Ton zu wahren, um Hawn ein gefühl von Normalität zu vermitteln. Dieser nickt schließlich, mit einem erneuten, nervösen Lächeln.
 

"Ich bin schwul."
 

Er sieht Draco an, erwartungsvoll. Offenbar erwartet er irgendeine Reaktion. Draco zieht irritiert eine Braue hoch. Er hat keine Ahnung, welche Reaktion Hawn von ihm erwartet.
 

"Pardon?", ist das einzige, was ihm spontan in den Sinn kommt.
 

"Ich bin schwul.", wiederholt Hawn. Nun ist seine Nervosität aus seiner Stimme deutlich hörbar. Sie klingt leicht brüchig und unsicher.
 

"Ich bin nicht taub, Zach.", entgegnet Draco. Seine anfängliche Gelassenheit beginnt allmählich zu schwinden.
 

"Du weißt, was das bedeutet? Schwul sein?", will Hawn wissen.
 

"Blöd bin ich auch nicht. Selbstverständlich weiß ich, was das bedeutet.", gibt er leicht bissig zurück. "Man hört neuerdings überall davon. Es scheint fast schon sowas wie ein neuer Trend zu sein. Wobei es momentan bei frauen mehr verbreitet ist, als bei Männern."
 

Hawn starrt ihn an, als wäre ihm gerade ein zweiter Kopf gewachsen. Draco stutzt.
 

"Was ist?"
 

"Ein neuer Trend, sagst du?", fragt Hawn nach, nun mehr neugierig als nervös. Draco nickt achselnzuckend.
 

"Pansy hat mir davon erzählt, als sie neulich mit iherer Mutter bei uns zum Tee zu Besuch war. Sie meinte, sie hätte es auch bereits ausprobiert. War allerdings angeblich nicht ihr Ding gewesen."
 

"Pansy? Parkinson?", will Hawn wissen. Draco nickt nur. "Sie hat 'Es' bereits ausprobiert? Was genau meint sie mit 'Es'?"
 

"Na, was wohl? Alles eben. Küssen, Rumknutschen, Rummachen, das volle Programm.", antwortete Draco, und nippt wieder an seinem Tee.
 

"Auch... Sex?"
 

"Selbstverständlich auch Sex. Na ja, sofern man das unter zwei Frauen überhaupt als Sex bezeichnen kann." Draco schnaubt leicht spöttisch. Hawn starrt ihn noch immer so baff an, und Draco beginnt sich langsam zu fragen, ob ihm nicht tatsächlich irgendwo was wächst, was da nicht hingehört.
 

"Was ist los? Steht Voldemort hinter mir, oder wieso starrst du mich so entrüstet an?"
 

Hawn schüttelt den Kopf. "Nein. Nein, es ist nur... Ich bin überrascht, muss ich ehrlich sagen."
 

"So? Worüber? Darüber, dass ich das alles weiß? Haste wohl nicht mit gerechnet, wie?" Er grinst großspurig, und lehnt sich sehr zufrieden mit sich selbst auf der Couch zurück.
 

"Ich muss gestehen, ich habe nicht damit gerechnet, dass du so darauf reagieren würdest. Geschweige denn, dass du so locker damit umgehst."
 

"Wie soll ich sonst reagieren? Das Geschirr vom Tisch fegen, und wie vom Werwolf gejagt aus dem Haus hetzen? Mich wochenlang nicht mehr melden, und dir irgendwann die Freundschaft kündigen? Nein danke. Das ist dann doch etwas zu dramatisch für meinen Geschmack.", scherzt Draco, und verschränkt lässig die Arme hinterm Kopf.
 

"Hast du es eigentlich schon ausprobiert?", fragt er dann nach. Die Frage scheint für Hawn sehr unerwartet zu kommen, und er sieht sein weißblondes Gegenüber deutlich irritiert an. Er scheint einen Moment überlegen zu müssen, als wäre er sich nicht sicher, was Draco eigentlich genau meint.
 

"Um ehrlich zu sein... ja. Habe ich.", antwortete er schließlich, wobei es ihm offenbar unangenehm ist darüber zu sprechen.
 

Draco zieht fragend eine Braue hoch, und sieht den anderen stillschweigend und nachdenklich an.
 

"Tatsächlich?", fragt er dann schließlich, und setzt sich wieder gerade hin. "Mit wem?"
 

Hawn zuckt mit den Achseln. Nun ist es noch offensichtlicher, dass er nicht darüber reden will. Draco ist jedoch nicht bereit, das Thema jetzt einfach fallenzulassen. So unangenehm es für Hawn auch sein mag, er muss einfach mehr darüber wissen.
 

"Ich gehe mal davon aus, dass ich ihn nicht kenne.", meint er mit seinem üblichen, schleppenden Tonfall. "Wenn du mir schon nicht verraten willst, mit wem, dann erzähl wenigstens, wie es war."
 

"Du willst ernsthaft von mir hören, wie es war?"
 

Draco nickt entschlossen. "Klar. Wieso denn auch nicht?"
 

"Nicht das wieso interessiert mich, sondern das 'wozu'. Wozu willst du das wissen?"
 

"Ich bin von Natur aus neugierig, Hawn. Und nun fang endlich an zu reden.", entgegnet Draco leicht ungeduldig und offensichtlich auch einwenig genervt.
 

Hawn hat für einen Augenblick wieder diesen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht.
 

"Es war ganz okay.", beginnt er schließlich zu erzählen. "Irgendwie war es viel besser, als mit einer Frau. Und vorallem viel enger und intensiver."
 

Draco hebt seine Hand und unterbricht ihn. "Einen Moment. Sagtest du gerade, es ist 'enger'?", fragt er deutlich verwirrt. Hawn nickt nur.
 

"Wie darf ich das verstehen, enger? Wo enger?" Er überlegt einen Moment, dann verzieht er leicht angewidert das Gesicht. "Eeeew, du meinst doch hoffentlich nicht-? Du hast doch wohl nicht-?"
 

"Hinten rein.", vervollständigt Hawn seinen Gedankengang.
 

"Hinten rein?", wiederholt Draco, und verzieht wieder angewidert das Gesicht.
 

Hawn nickt.
 

"Dann will ich es gar nicht mehr genauer wissen.", sagt Draco, und wirft einen Blick zur Uhr hinüber. "Halb Sechs. Ich werd dann mal langsam.", meint er, und leert seine Teetasse mit einem Schluck. "Danke für den Tee. Und die äußerst anregende Unterhaltung über gleichgeschlechtlichen Beischlaf." Als er aufsteht, erhebt sich auch Hawn aus seinem Sessel.
 

"Immer wieder gern.", entgegnet er und grinst nun breit. Seine Nervosität ist damit wohl komplett verflogen. "Falls du dich allerdings doch noch entschließend solltest, mehr darüber zu erfahren, oder es sogar mal auszuprobieren, weißt du ja, wo du mich findest."
 

"Pff. Das wird sicher nicht so schnell passieren.", erwidert Draco Hawns augenscheinlichen Scherz spöttisch, und nimmt sich etwas vom Flohpulver, welches in einer Schüssel neben dem großen, offenen Kamin steht. Dann tritt er in die Feuerstelle hinein, und wendet sich seinem Gastgeber und engsten Vertrauten zu.
 

"Sag niemals nie.", meint dieser nocheinmal mit seinem üblichen, breiten Grinsen, bevor Draco das Pulver vor sich auf den Kaminboden wirft, sein Ziel nennt, und in den grünen Flammen verschwindet.



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