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The cage

Kisame/Itachi
von

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Schuld

Itachi hatte sich selten so wohl gefühlt wie in diesem Moment und dabei war das Pochen seiner Wunde nebensächlich. Nicht einmal jemand wie Orochimaru hätte ihm den Genuss dieses Augenblicks nehmen können, als er so vollkommen entspannt dort auf dem Bett lag. Auf der Seite und mit Sasuke in seinem Arm, der schließlich unter Tränen eingeschlafen war. Itachi konnte nicht aufhören, sein verweintes Gesicht anzusehen, ihm über die Wange zu streicheln…oder einfach nur seinem Atem zu lauschen.

Wie oft hatte er sich in den letzten Wochen gewünscht, es würde so sein. Die ganze Zeit über hatte er ihn vermisst, sich um ihn gesorgt…und nun waren sie wieder zusammen. Itachi würde nicht zulassen, dass man Sasuke noch einmal ein Leid antat, egal, was es ihn kosten würde.

Sein Bruder war nun in Sicherheit und sobald er Kakashi kontaktiert hatte, damit dieser sich mit ihm ins Ausland absetzte, würde er endlich einen Schlussstrich ziehen können. Zärtlich streichelte er dem Jungen durchs Haar, stellte sich vor, wie er erwachsen werden würde…ohne Hass und Gewalt, ohne Madaras Einfluss und das böse Blut, das Itachi selbst über ihn gebracht hatte.

Sicher würde Sasuke irgendwann zu seinem liebenswerten Charakter zurückfinden…er würde eine nette Frau finden, eine Familie gründen und ihm vielleicht irgendwann verzeihen können. Kakashi würde für ihn da sein und sich damit von seiner Schuld reinwaschen.

Itachi senkte halb die Lider, spürte doch einen Anflug von Wehmut in sich aufsteigen, auch wenn er natürlich wusste, dass er gar keine andere Wahl hatte. Solange Madara noch atmete, würde Sasuke niemals ganz in Sicherheit sein. Zumal Itachi nicht wollte, dass sein Bruder in ein paar Jahren auf die Idee kam, Rache an Madara für den Tod seiner Familie zu nehmen. Nein, er musste es beenden, allerdings hatte er davor noch eine Schuld zu begleichen. Eigentlich wartete er nur darauf, dass sich die Gelegenheit bot und er verspürte nicht einmal Angst bei dem Gedanken.

 

Tatsächlich öffnete sich nach einer Weile die Tür und es war wie erwartet Kisame, der mit missmutigem Gesichtsausdruck den Raum betrat. Itachi zog seinen Arm vorsichtig unter Sasukes Kopf hinweg und streichelte diesem noch einmal zart über die Wange, ehe er sich zu Kisame umdrehte und den Finger an die Lippen legte. Der Hüne verstand anscheinend, auch wenn er genervt wirkte. Itachi wusste auch, dass Sasuke keine fünf Jahre alt mehr war, doch er schien den Schlaf zu brauchen und er wollte ihm diesen nicht nehmen. Still schlich er aus dem Zimmer und sah zu, wie Kisame die Tür wieder von außen verschloss, was den Uchiha ein wenig beruhigte.

Es würde also niemand reinkommen – es sei denn, Orochimaru besäße einen Zweitschlüssel, was nicht ganz unwahrscheinlich war, jedoch hoffte Itachi, dass er nicht lange fortbleiben würde.

Schweigend folgte er Kisame in einen der Nebenräume, wartete, bis dieser die Tür geschlossen hatte und sich ihm zuwandte. Der Raum war wie auch sein eigener sehr kahl gehalten, Bett, Kommode…keine Fenster. Nun, sie würden auch nicht viel mehr brauchen, um das hier abzuschließen.

Itachi erinnerte sich noch daran, wie Kisame ihn vor wenigen Stunden abgewiesen hatte, weil er sich ihm offensichtlich angeboten hatte. Zwar wusste er nicht, was er sonst von ihm wollte – von dem Wissen über seine Vergangenheit einmal abgesehen –, doch damals hatte er von ihm verlangt, dass er mitmachte. Itachi wollte jetzt nicht reden und vielleicht konnte er ihm so zeigen, dass er nicht undankbar war…dass ihm bewusst war, was Kisame für ihn getan hatte. Ohne ihn wäre Sasuke jetzt Madara ausgeliefert und Itachis Leiche vermutlich schon in der nächsten Mülltonne entsorgt worden.

Das machte es einfacher für ihn, auf den Hünen, der merkwürdig abwesend wirkte, zuzugehen und die Arme um dessen Nacken zu legen. Er suchte seinen Blick, schauderte unwillkürlich, als ihm die grünen Raubtieraugen begegneten…wie lange war es her, dass sie sich derartig nahe gekommen waren.

Kisame öffnete den Mund, schien irgendetwas sagen zu wollen, doch dann schloss er ihn wieder. Die Situation zwischen ihnen war sonst immer recht einfach gewesen. Kisame hatte ihn bedrängt, bis er nachgegeben hatte und sie es miteinander getan hatten. Gefühlloser, gekaufter Sex, wie er ihn kannte. Nichts von Bedeutung…doch jetzt gab es mehr als das.

Itachi musterte ihn kurz, ehe er seine Lippen zart auf die des Älteren legte, diesem dabei in die Augen schaute. Damals hatte Itachi ihn gebissen oder den Kopf weggedreht, folglich musste Kisame es mögen, wenn er ihn küsste. Eine kräftige Hand legte sich in seinen Nacken, hielt ihn ungewöhnlich sanft fest. Itachi konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht wirklich deuten, er hatte ihn aber noch nie bei dem anderen gesehen. Der Kuss hielt nicht besonders lange an, weil der Uchiha es nicht wollte. Er löste sich von ihm, wunderte sich, dass Kisame ihn bisher weder gepackt und aufs Bett geschmissen hatte, noch ihm irgendeinen zweideutigen Spruch an den Kopf geworfen hatte.

Aber gut, er musste den Grund dafür nicht unbedingt wissen, ging stattdessen vor ihm in die Knie. Itachi sagte nichts, auch wenn er das Schweigen zwischen ihnen mittlerweile als unangenehm empfand. Mit ruhigen Händen und ohne auf seine immer noch schlechte Verfassung zu achten, machte er sich daran, Kisames Hose zu öffnen und zuckte gleich darauf zusammen, als sich die Hand, die eben noch in seinem Nacken gelegen hatte, in seinen Haaren verkrallte. Ein fester Ruck, der Itachi vor Schmerz keuchen ließ und er wurde nach hinten gestoßen, kam hart auf dem Boden auf. Verständnislos blickte er zu dem Hünen hoch, der ihn zähneknirschend anblickte und die Wut in seinen Augen schien Funken zu sprühen.

„Was zur Hölle sollte das schon wieder?!“, wurde er angefahren und schrak zusammen, als hätte er ihm erneut ins Gesicht geschlagen.

„Ich wollte…“, begann er, doch sogleich wurde ihm das Wort abgeschnitten.

„Sehe ich so aus, als würde ich jetzt gerade deinen Mund ficken wollen?! Verdammt noch mal! Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich dich nicht wie eine Hure ficken will! In keins deiner Löcher, zum Teufel noch mal!“

 

Itachi starrte ihn an, fühlte sich benommen und dass Kisame ihn so anschrie, machte es nicht besser. Fleckige Röte breitete sich auf seinen Wangen aus, er konnte es spüren…und er fühlte sich zutiefst gedemütigt. Er musste den Blick abwenden, um seine Fassung zu behalten, strich sich eine Strähne hinters Ohr. Seine Eingeweide krampften sich schmerzhaft zusammen, doch er ließ es sich nicht anmerken.

„…es würde mir nichts ausmachen“, murmelte er und Kisame stutzte.

„Was?“, blaffte er ihn an und Itachi räusperte sich.

„Mit dem Mund.“

„…“

Die Stille machte es nicht besser und Itachi wollte am liebsten aufstehen und den Raum verlassen. Nach allem rang er sich für den Hünen durch, es ihm zumindest oral zu machen und dieser wies ihn nicht nur ab, sondern stauchte ihn auch noch zusammen? Warum wollte er ihn überhaupt plötzlich nicht mehr? Das ergab doch keinen Sinn.

Er zuckte abermals zusammen, als Kisame sich einfach vor ihn auf den Boden fallen ließ, ihn genervt anblickte.

„Warum?“, wollte er dann wissen. „Warum macht es dir nichts aus?“

Die Raubtieraugen fixierten ihn scharf und Itachi wusste nicht, ob es die Antwort war, die Kisame hören wollte. Aber er würde nicht lügen…dieses Mal nicht. Um dies zu unterstreichen, hob er den Kopf, erwiderte seinen Blick nun.

„Weil…ich dir etwas schuldig bin“, erwiderte er leise. „Ich habe dich und Zabuza hintergangen, als ihr mir vertraut habt. Du hast Sasuke da rausgeholt und dafür gesorgt, dass er in Sicherheit ist…und du hast mir das Leben gerettet. Du hast nicht zugelassen, dass Orochimaru mich anfasst und du hast mich nicht wieder missbraucht.“

Da Kisame nichts sagte, fuhr Itachi fort, neigte sogar den Kopf vor ihm.

„Und dafür bin ich dir dankbar.“

Immer noch blieb der Ältere stumm, auch wenn sein Blick die ganze Zeit auf ihm lag. Itachi wusste dessen Reaktion nicht zu deuten, doch er sagte lieber nichts mehr. Zwar verstand er nicht, weswegen der andere nun so zornig war, aber er wollte ihn nicht noch mehr reizen.

Kisame seufzte nach einigen Sekunden schwer aus, stützte sich dann nach hinten ab und schloss kurz die Augen. Er wirkte unruhig, so als würde ihm noch etwas auf der Zunge liegen. Warum sprach er es dann nicht wie sonst aus?

„Ich will deine scheiß Dankbarkeit nicht“, knurrte der Hüne und führte seine Worte dann noch etwas genauer aus. „Jedenfalls will ich nicht, dass du mir aus Dankbarkeit den Schwanz lutschst…verstanden?“

Itachi nickte einfach nur, auch wenn er gar nichts verstand. Das war nicht der Kisame, den er kannte…so viel stand fest und er fragte sich, was sich verändert hatte.

„Ich will…ach, ist doch auch egal, was ich will! Du wolltest mir alles erzählen! Wie sieht es damit aus, Uchiha?“

Das entsprach wohl der Wahrheit, auch wenn Itachi wenig Lust verspürte, genauer auszuholen. Er wollte es nicht noch einmal durchleben…und dennoch hatte er Kisame ein Versprechen gegeben, weswegen er zustimmte.

„Du hast Recht.“

Kisame schnaubte, ehe er sich erhob und Itachi gleich mit auf die Beine stellte, ihn aber zum Bett zog. Auf dieses wurde er in eine sitzende Position gedrückt und abwartend angesehen. Die Matratze senkte sich etwas, als der Hüne neben ihm Platz nahm.

„Erzähl!“, wurde ihm praktisch befohlen und Itachi entkam ein Seufzen.

Anscheinend würde er wohl nicht drum herum kommen…

„Es ist eine lange Geschichte“, murmelte er und sah ihn an.

Kisame schien das egal zu sein, denn er blickte ihn abwartend an. Kurz überlegte Itachi, wo er anfangen sollte, ehe er das Wort erhob.

„Ich war damals 13 Jahre alt…mein Vater wollte mich auf einem Internat anmelden, um meine schulischen Leistungen noch zu fördern. Er hat immer sehr viel Wert auf unsere Bildung gelegt…generell hatten Sasuke und ich alles, was wir für eine gute Zukunft brauchten…“

Kisame schnaubte.

„Und wie kommt’s dann, dass ihr beide jetzt hier seid und eure Eltern tot sind?“

Itachi lächelte bitter, ehe er fortfuhr…

 

 

Auch jetzt erinnerte er sich noch an das mulmige Gefühl, als sich seine Familie von ihm verabschiedet hatte. Keine Frage, es war mit Sicherheit ein gutes Internat, diesbezüglich traute er seinem Vater voll und ganz, jedoch war er noch nie so lange von seiner Familie und seinen Freunden getrennt gewesen. Trotzdem würde er sich zusammennehmen und hier sein Bestes tun, um einen überdurchschnittlichen Abschluss zu machen. Wenn er alt genug war, konnte er dann seine Ausbildung bei der Polizei beginnen, so wie es schon beinahe Tradition bei ihnen war.

Es dauerte nicht lange, bis er sich einigermaßen eingelebt hatte…in den Pausen saß er oftmals allein im Hof und las sich die Briefe durch, die seine Mutter und Sasuke ihm schrieben. Sein kleiner Bruder war noch nicht besonders gut darin, weswegen er oft lieber etwas malte…es brachte Itachi jedes Mal zum Lächeln. Trotzdem er höflich zu jedem war, fand er nicht sofort Anschluss, vermutlich weil er immer schon recht still gewesen war. Es machte ihm nicht wirklich etwas aus, auch wenn er manchmal ein bisschen neidisch war, wenn er die einzelnen Cliquen beobachtete, wie sie irgendwelche Spiele spielten.

Itachi ahnte noch nicht, dass seine Kindheit an genau dem Tag enden würde, an dem man ihm mitteilen würde, dass ihn sein Onkel besuchen würde. Bis dato war niemals die Rede von einem Onkel gewesen, jedenfalls niemand mit dem Namen Uchiha Madara. Es gab einige Verwandte, aber mit vielen hatten seine Eltern keinen Kontakt, weswegen Itachi sich zuerst nicht einmal wunderte.

Nie würde er ihre erste Begegnung vergessen, denn schon da hatte Itachi das Gefühl, dieser Mensch würde ihn allein mit seiner Präsenz erdrücken. Die stechenden, dunklen Augen hatten ihn kalt gemustert, ehe sich ein freudloses Lächeln über seine Lippen gezogen hat.

„Er ist ein bisschen mager“, hatte Madara ihn begrüßt und sich dabei zu ihm heruntergebeugt, um ihn besser ansehen zu können.

Itachi wusste noch, wie er sein Kinn hin und her gedreht hatte, während der Leiter des Internats nur gemeint hatte, dass er ja auch noch ein halbes Kind sei. Itachi hatte damals nicht verstanden, dass er zu diesem Zeitpunkt verkauft worden war, wie es schon bei vielen vor ihm der Fall gewesen war. Damals hatte er trotz seiner Reife noch die Weltanschauung eines Kindes gehabt und auch wenn er am liebsten weggerannt wäre, hatte er brav ausgeharrt und sich schließlich an die Hand nehmen lassen. Wie das Lamm zur Schlachtbank war er Madara gefolgt, weil man ihm keine Wahl ließ.

Gehe niemals mit Fremden mit, egal, was sie dir auch erzählen mögen.

Er hätte beherzigen sollen, was ihm seine Mutter von klein auf gepredigt hatte.

 

Madara ließ ihn nicht mehr gehen. Er erklärte ihm, dass es von nun an neue Regeln geben würde, denen er sich zu fügen hatte – seine Regeln. In den ersten Tagen musste er fast ausschließlich an seiner Kondition arbeiten, die nicht einmal schlecht war, jedoch Madaras Ansprüchen nicht genügte. Es gab andere Kinder, die mit ihm trainiert wurden, doch bei ihm lag die Messlatte von Anfang an höher. Niemand sprach mit ihm, keiner verriet ihm, wozu er eigentlich hierher gebracht wurde, doch Itachi verstand langsam, dass er hier bleiben musste.

Madara wies ihn an, seiner Familie Briefe zu schreiben, damit niemand beunruhigt war. Dabei gab es dafür jeden Grund, doch als Itachi ihm einmal sagte, dass er nach Hause wollte, brachte ihm das eine schmerzhafte Ohrfeige ein. Würde er noch einmal mit dieser Bitte an ihn herantreten, würde er seinen kleinen Bruder auch noch holen. Mehr brauchte es nicht, um Itachi einen Maulkorb zu verpassen.

Es vergingen mehrere Wochen und gerade als Itachi sich mit der Situation einigermaßen abgefunden hatte, teilte der Mann namens Obito, der sie oftmals während des Trainings betreute, ihm mit, dass er nun soweit war, die nächste Stufe zu erreichen.

Das bedeutete, dass er nun mehrere Lektionen in Selbstverteidigung und Angriff absolvieren würde. Versagen war keine Option und es war wohl Itachis Glück, dass er sich nicht allzu ungeschickt dabei anstellte. Mit der Zeit fiel ihm auf, dass einige der Kinder plötzlich verschwanden. Es war unheimlich…doch Itachi fragte nicht, hatte begriffen, dass einige Dinge besser unausgesprochen blieben.

Itachi lernte bald, dass Versagen nicht ungestraft blieb. Verlor er einen Kampf gegen einen seiner Kameraden, brachte ihm dies Schläge ein. Wenn er dabei weinte oder flehte, wurde die Strafe verlängert und anschließend wurde er in diesen finsteren Raum gesperrt. Ohne Licht…angebunden…ohne etwas zu essen oder zu trinken. Er konnte die Schreie der anderen hören, wenn er dort eingesperrt wurde und es zermürbte ihn.

Es war schließlich Obito, der ihm verriet, dass Madara bisher mit ihm Nachsicht gezeigt hatte. Nicht weil sie über Ecken miteinander verwandt waren, so wie er auch mit Obito verwandt war oder weil er ihn so gern hatte, sondern einzig und allein deswegen, weil er Uchiha Fugakus Sohn war. Das machte ihn wichtig und gleichzeitig deutlich, dass er nicht unwillkürlich ausgesucht worden war.

Noch mehr Zeit verging und Itachi musste den Umgang mit Schusswaffen lernen. Er hasste Gewalt jeglicher Art und hatte sich immer vorgenommen, nur dann eine Pistole zu benutzen, wenn er Polizist wie sein Vater war und es unbedingt nötig sein würde. Es war tatsächlich nötig und zwar für sein eigenes Überleben. Nie würde er vergessen, wie er das erste Mal die Grenze überschritten und jemanden getötet hatte. Es sollte ein Mal von vielen werden, die ihn schwer traumatisierten und nachts schreiend aus dem Schlaf fahren ließen.

Nach seinem achten Monat dort fragte sich Itachi, warum seine Eltern niemals nach ihm sahen. Sicher, er schrieb jedes Mal ausdrücklich in seinen Briefen, dass er keinen Besuch wollte, weil er sich nur aufs Lernen konzentrieren wollte, doch wurde wirklich niemand misstrauisch? Itachi war gezwungen, jede Einladung seiner Mutter abzulehnen…er schottete sich mehr und mehr von allem ab und was blieb, war die Verzweiflung in seinem Inneren. Die Erkenntnis, dass er dieser Hölle niemals entkommen würde…doch es sollte noch schlimmer kommen.

 

 

„Weil er dich vergewaltigt hat?“

Kisame hatte bisher schweigend zugehört, ihn nicht einmal aus den Augen gelassen. Ein knappes Nicken war alles, was von dem Uchiha kam und er wusste nicht, ob er das genauer ausführen wollte. Genau genommen gab es da nicht viel zu erzählen, außer dass er ihn damit beinahe gebrochen hätte.

„Konnte nicht widerstehen oder was?“, brummte der Hüne und Itachi gab ein verächtliches Schnauben von sich.

„Ich wollte nicht mehr. Damals bin ich zu ihm gegangen und habe ihn auf Knien angefleht, mich gehen zu lassen…sieh mich nicht so an, Kisame. Ich war ein Kind und ich hatte Angst. Ich wollte niemanden mehr umbringen müssen…und er hat mir die Wahl gelassen.“

Itachis Lächeln drückte pure Verbitterung aus.

„Eigentlich war es beinahe wie ein Deal…“

Er musste Kisames Gesichtsausdruck nicht sehen, um zu wissen, wie dieser ihn nun ansah. Auch Kisame hatte ihm im Gefängnis einen Deal abgerungen, bei dem Itachi eigentlich nur verlieren konnte. Es war Erpressung in beiden Fällen gewesen, sonst nichts.

„…ich würde niemanden mehr töten müssen, wenn ich dafür etwas anderes anbiete. Er hat sich an mir vergangen, damit ich einen Eindruck davon habe, wie es sich anfühlen wird, wenn mich seine…Geschäftspartner buchen.“

Kisame erschauderte vor Ekel, war zeitgleich darüber erschrocken, wie sehr ihn das traf. Er wusste auch, warum dies so war, denn er selbst hatte Itachi Ähnliches angetan. Im Gefängnis…da hatte er ihn auch wie ein Stück Fleisch behandelt und sich sein Versprechen, die Beine für ihn zu spreizen, erkauft. Er hatte ihn misshandelt…auf dieselbe Weise, wie es schon jemand vor ihm getan hatte.

„Im Endeffekt hatte ich keine Wahl, er wollte mir nur das Gefühl geben. Ich habe am Ende beides für ihn getan, damit er Sasuke in Ruhe lässt. Das war immer mein wunder Punkt…er wusste das.“

Kisame schwieg, hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Tut mir leid? Wohl kaum…er wäre ein Heuchler, wenn er versuchen würde, Itachi zu trösten. Nicht, nachdem er ihn selbst regelmäßig zum Sex gezwungen hatte, um seine Langeweile zu vertreiben. Wie schlimm das für den Uchiha die ganze Zeit gewesen sein musste, wurde ihm erst jetzt richtig klar und er schämte sich. Er schämte sich tatsächlich für seine Taten.

„Warum siehst du mich so an, Kisame?“

Der Angesprochene verengte die Augen, immerhin wusste Itachi es doch ganz genau. Er sah es in seinem Blick, dass er es wusste.

„Tue ich dir leid?“

Anscheinend wollte er es ihm jetzt noch mal richtig geben. Kisame hatte ja geahnt, dass dieses Anbieten nicht mehr als eine beglichene Rechnung darstellen würde und trotzdem fiel es ihm schwer, dies zu akzeptieren. Itachi würde niemals von sich aus auf ihn zukommen, weil er es wollte. Er selbst hatte dafür gesorgt, dass dies niemals passieren würde.

 

„Lehnst du mich deswegen ab? Weil du Schuldgefühle mir gegenüber hast?“

Kisame war kein Feigling, aber in diesem Moment wäre er nur allzu gern aufgesprungen und hätte den Raum verlassen. Stattdessen blickte er ihn starr an, kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, während Itachi etwas in diesem zu suchen schien.

„Mach dir keine Sorgen“, sagte er schließlich und klang nun nicht mehr wie eine lauernde Katze. „Du bist nicht wie er…“

Kisame hob eine Braue, als er das hörte. Bildete er sich das ein oder war der harte Zug um Itachis Mundwinkel weicher geworden? Na ja, er gab besser nicht zu viel darauf, schließlich war die Angelegenheit wohl kaum so einfach vom Tisch.

„…du magst kein Unschuldslamm sein, aber…du hast viel für mich getan, was du nicht hättest tun müssen. Ich werde beides nicht vergessen.“

Und was sollte das nun wieder bedeuten? Dass das für einen Punkteausgleich sorgte? Neutrale Gegebenheiten? Kisame schnaubte leise, schüttelte leicht den Kopf.

„Du meinst, wenn du mit deinem Bruder auf und davon bist, ja?“

Itachis Miene blieb unbeweglich.

„Vielleicht…ja“, erwiderte er dann und atmete durch. „Wenn du mich gehen lässt…“

„Habe ich eine Wahl?“

„Wir wissen beide, dass du die hast.“

Sie blickten einander an, unnachgiebig, musternd…und Kisame wusste, dass er Itachi vermutlich nie wiedersehen würde, wenn er ihn gehen ließ. Wenn er ihn allerdings zwang, würde das dafür sorgen, dass er ewig unzufrieden sein würde. Es gab hier keine Lösung für Zufriedenheit auf beiden Seiten, so viel hatte er verstanden.

„Erzähl weiter…du hast mir noch nicht alles gesagt“, forderte er, um die Stille zu brechen.

Zudem wollte er Zeit schinden, um sich mit diesen Gedanken nicht weiter auseinandersetzen zu müssen. Itachi war anzusehen, dass er mit dem Ausgang des Gesprächs nicht glücklich war, doch er nickte nur, schien sein Versprechen nicht brechen zu wollen. Es fehlten noch Puzzleteile, um Itachis Wesen nachvollziehen zu können. Bisher klang es eindeutig nach der Rolle des Opfers, doch ungewollt oder nicht, es war Tatsache, dass Itachi auch Täter war. Wenn er für Madara Leute umgebracht hatte, hieß das, dass er auf Befehl gehandelt hatte. Er war ausgeschickt worden und hatte im ersten Teil der Geschichte gehorcht wie ein Hund, anstatt zum Beispiel seinen Vater zu kontaktieren, damit dieser Akatsuki auf die Spur kam. Es hätte Beweise gegeben…allein die Spuren auf Itachis Körper und die anderen Kinder wären gültige Beweise gewesen, doch Kisame konnte sich denken, warum der Junge damals nicht gehandelt hatte. Wegen seinem Bruder und aus Angst, man würde seinem Verrat auf die Schliche kommen. Doch irgendwann musste sich das Blatt gewendet haben und diesen Teil wollte er jetzt auch unbedingt hören.

 

Allerdings kamen sie gar nicht soweit. Draußen ertönten laute Stimmen und Schritte, aufgeregtes Rufen und…Itachi weitete die Augen, als er Sasuke hörte. Innerhalb von Sekunden war er aufgesprungen, so als gäbe es seine Wunden gar nicht und sein hektischer Blick glitt zu Kisame. Dieser schien allerdings ebenso verwirrt wie er selbst. Was war hier los?

Draußen ertönten Schüsse…und Itachi wurde bleich wie die Wand, denn dieses Theater ließ nur einen Schluss zu: Madara musste sie gefunden haben.

Mit dieser Erkenntnis rannte er an dem Hünen vorbei hinaus…und er war vollkommen unbewaffnet.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Leute, Leute...eigentlich wollte ich erstmal etwas warten mit dem nächsten Kapitel.
Ich wollte die Sonne genießen und faul rumlungern - und das hab ich auch getan.
Bis mir eure ganzen lieben Kommentare eingefallen sind und ich so hochmotiviert war, dass ich euch nun ein neues Kapitel präsentieren kann.
Viele haben sich die KisaIta-Szene vielleicht herzlicher vorgestellt, aber ich hoffe, dass ihr sie dennoch mögt.
Fazit ist nämlich leider, dass Friede, Freude, Eierkuchen bei einer Beziehung wie in The cage einfach nicht möglich ist.
Itachi hat es hier gesagt...er vergisst beides nicht. Das schließt die Misshandlung durch Kisame ein, aber auch seine Hilfe.
Es wäre definitiv zu früh gewesen, wenn sie sich selig in den Armen gelegen hätten...aber ich hoffe, ihr habt zwischen den Zeilen gelesen... ;)
Nun wird es wieder brenzlig...die Verschnaufpause war kurz, aber Steine müssen ins Rollen gebracht werden und ich bin sehr gespannt, was ihr zu dem nächsten Kapitel sagt, denn das wird heftig.

In dem Sinne einen schönen Feiertag! <3

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2014-09-28T07:15:01+00:00 28.09.2014 09:15
Hey ☆*:.。. o(≧▽≦)o .。.:*☆

Die Flucht ist ja dann doch heftiger ausgefallen, als ich gedacht habe. Ich hoffe das Zabuza wieder auf die Beine kommt. Tja und bei Daidara kann man sich eben nie sicher sein, was bei dem verrückten gerade im Kopf geistert, aber da sich das verhältnis zu Zabuza so geändert hat, denk ich das man ihm vielleicht doch vertrauen kann, und der Überlauf mit Zabuza abgesprochen war?

Warum denken Männer eigentlich immer gleich, sie sein ein WeichEi, wenn sie sich mal um jemand kümmern den sie mögen?

Ich fand es gut, wie Kisame es dennoch versucht, Itachi wieder aufzupeppeln und das er nicht möchte das Madara gewinnt.

CuCu Jyorie

Von:  Hinatara
2014-06-10T16:33:17+00:00 10.06.2014 18:33
fuuuuuuuuuuuuuuuuu D:
So kannst du doch ein Kapitel nicht enden lassen q__q

Dass die beiden wohl noch einige Zeit brauchen werden (die sie hoffentlich bekommen, wenn nicht einer von beiden (oder beide) sterben, was ich i-wie doch ein wenig befürchte) find ich gar nicht schlimm, sogar eher realistisch. So gesehen: super :3

Nicht so super allerdings, dass man jetzt ein wenig Angst vor dem nächsten Kapitel hat DDDD:
Von: abgemeldet
2014-06-10T16:07:16+00:00 10.06.2014 18:07
Hammer hammer hammer hammer Kapitel!!
Die Szene mit Sasuke und Itachi war sooo schön! Fast schon richtig harmonisch :-)
Und das Gespräch zwischen Kisame und Itachi war auch toll beschrieben!
Woa und der Schluss! Du machst mir echt Angst grad :0
Bitte sei nicht so böse und reiß die Brüder außeinander :'( Bittee...*sniff*
Lieber solln sie Madara kräftig in den Arsch treten!! :0
Freu mich schon auf mehr KisaIta *-*
Ganz liebe Grüße


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