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Wingless

Leseprobe
von

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... in die richtige Richtung ...

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abgemeldet

KleineBine

Pataya

Inan
 

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--------- in die richtige Richtung ---------
 

Seine Augen sahen schwarzlackierte Nägel, erblickten silberne Ringe an tätowierten Händen, die an ebenso tätowierten Armen hingen. Und je weiter er seinen Blick wandern ließ, sah er direkt in ein paar dunkelbraune, aber eiskalte Augen.
 

Er ließ Nathan los, strich sich den fransigen braunen Pony ein wenig zur Seite und lächelte. „War das ’ne Tür vor die du gerannt bist, oder gehörst du auch zu dieser Truppe Typen, die auf Schmerzen steht?“
 

Verwirrt blickte Nathan den anderen nur schweigend an. „Na, da dein Wangenknochen“, erläuterte er ihm.
 

Erst da ging ihm ein Licht auf. Ach das… „Ja, eine recht große, kräftige Tür, die einen unheimlichen Tritt drauf hat“, gab er von sich und zuckte die Schultern.
 

„’N rohes, kaltes Steak sollte da helfen, zumindest war das zu Highschoolzeiten noch so“, wurde Nathan entgegen gebracht und der andere schob die Hände in die Taschen der schwarzen Lederjacke.
 

Mehr ließ der Fremde aber auch nicht verlauten. Er ging an dem Schwarzhaarigen vorbei, und war bereits an der ersten Treppe angelangt, als Nathan noch ein: „Ich werde es mir merken. Und danke fürs Auffangen“, von sich gab, ehe er sich auch in sein Zimmer begab.
 

Wie peinlich.

Jetzt stand er im Achtelfinale und musste von einem absolut unbekannten Typen davor bewahrt werden, auf die Fresse zu fallen. Peinlich.
 

Die Schlüsselkarte wurde halbherzig durch den Schlitz gezogen, als er sein Zimmer endlich erreicht hatte. Die Tür aufstoßend, schmiss er seine Tasche vor das Bett und schleppte sich in das angrenzende Bad.

Seine Klamotten fielen ungeachtet auf den Boden, das Wasser wurde kalt eingestellt, als er darunter stand.
 

Für einen Moment fühlte er sich, als wäre er wieder vollkommen wach, aber im nächsten Moment war es ihm, als würde jede Müdigkeit und Erschöpftheit sofort wieder zurück zu ihm finden.
 

Seine Stirn lehnte sich gegen die eiskalten Fliesen während er einfach nur versuchte, für ein paar Sekunden zu entspannen. Der Tag war mehr als anstrengend gewesen. Und mehr als brutal und kräftezehrend.

Ein Grund, warum er froh war, sich auf den Beinen halten zu können. Nathan griff nach einem der weißen Handtücher, stellte das Wasser ab und trocknete sich soweit ab, band das Handtuch um seine Hüfte und sah sich selbst im Spiegel gegenüber.
 

„Scheiße“, murmelte er vor sich hin, drehte sich leicht zur Seite und begutachtete die blau-grünlich angelaufene Seite seiner selbst. Ok, auf dieser könnte er schon einmal nicht schlafen. Und sein Gesicht sah auch nicht besser aus. Hatte er doch nun wirklich einen beachtlichen blauen Fleck in der Gegend des Wangenknochens. „Ich seh echt scheiße aus…“, stellte er für sich selbst fest.
 

Natürlich. Wie sollte es denn auch anders sein? So wie er kassiert hatte auf der Kampffläche, war das kein Wunder… Wirklich nicht.
 

„Mach es einfach besser…“, riet er seinem Spiegelbild. „Mach es in zwei Tagen einfach besser.“
 


 


 

Am nächsten Morgen war er früh wach. Kurz nach sechs Uhr zeigte sein Handy als er aus dem Bett stieg, der Dusche einen kurzen Besuch abstattete und sich dann in seine Sportkleidung hüllte. Der Platz vor dem Bett wurde vom Teppich befreit und auch die Stühle wurden ein wenig beiseite geschoben, die zu dem kleinen, runden Tisch gehörten.
 

Sich auf dem Boden niederlassend, zog er die Beine in den Schneidersitz, legte die Hände flach auf seine Knie und schloss die Augen.
 

Cooper hatte ihm das mal beigebracht. Kurz nachdem das mit Blake geschehen war. Nathan war eigentlich eine recht ruhige und ausgeglichene Person, nur seit diesem Vorfall verlor er manchmal die Nerven und glich einem wandelnden Wrack. Etwas, das Cooper nicht ertragen hatte und ihn somit zur Meditation gezwungen hatte. Bisher hatte diese ihren Zweck auch immer erfüllt gehabt. Und so musste es auch heute Morgen so sein. Noch war es still, sodass er jede Ruhe hatte, die er brauchte. Vor allem, weil er schon damit rechnete, dass seine Schwester ins Zimmer gestürmt kommen würde, sobald sie sich fertig gemacht hätte. Es war immer so.

Jeden Morgen das Gleiche.
 

Lindsay fiel gegen kurz vor sieben aus dem Bett, machte sich eine Stunde fertig und kam dann direkt zu Nathan. Er sollte sich verbessern. Es war meistens so, wenn er Urlaub hatte. Und heute dürfte er auch mit der jungen Lady rechnen. Da war er sich sicher.
 

Und er sollte Recht behalten.
 

Und kurz vor acht klickte das Schloss der Tür und ein leises ‚Nathan’ wurde von der jungen Frau gehaucht, als sie sich auf die Bettkante setzte.
 

„Ja, bitte?“
 

Er hielt die Augen geschlossen, bewegte sich keinen Meter. „Kommst du mit runter? Frühstücken?“
 

„Hm…“
 

„Ich hab Cooper schon getroffen. Er will gleich eine Runde laufen gehen. Ich komm mit. Bist du auch dabei?“
 

„Hm, bin ich.“
 

„Ok, sehen wir uns unten?“
 

„Auf jeden Fall.“
 

Er hörte ihr Aufglucksen, das sie immer tat, wenn sie sich freute und kurz darauf spürte er einen kurzen Kuss auf seiner Wange. Der Geruch ihres Parfums stieg ihm in die Nase.

Sie benutzte davon immer etwas. Und immer eine ganz bestimmte Sorte. Es roch stehst nach Frühling, wo Lindsay war. Allein aus dem Grund würde er sie wohl immer erkennen.

Selbst wenn sie nicht sprechen würde und er blind wäre.
 

Seine Augen jedoch öffnete er erst, als er wusste, dass sie weg war.
 

Seufzend erhob er sich, zog sich die Sachen zurecht und räumte das Zimmer wieder so, wie es sich gehörte, ehe er sich die weißen Laufschuhe anzog und ebenso runter in den Speisesaal ging.
 

Eine laut redende Menschenmenge erwartete ihn, sobald er durch die große Tür in den Saal kam. Überall fischte man Gesprächsfetzen über den Wettkampf aus der Luft heraus und Diskussionen, wer denn in die Viertelfinalrunde kommen könnte.

Unspektakulär, wie Nathan fand.
 

Er benötigte nicht lange, bis er seine Schwester gefunden hatte. Sie saß zusammen mit Cooper und Dennis an einem Tisch, nahe der Getränkeausgabe und unterhielt sich mit den beiden.
 

Langsam näherte er sich dem Trio, machte vorher aber einen Abstecher zum Buffet und setzte sich schließlich mit einer Tasse Kaffee in der Hand zwischen Cooper und Dennis an den Tisch.
 

„Morgen“, brachte er hervor und spürte den musternden Blick seines Vereinskollegen auf sich. „Hast aber ganz schön auf die Fresse bekommen, was?“, spottete Dennis auch gleich drauf los und hob die viel zu buschigen Augenbrauen in die Höhe.
 

„Halt die Fresse, Arschloch.“
 

Er konnte mit diesem Menschen noch nie so gut. Ihm wäre es lieber gewesen, dieser wäre ins Krankenhaus eingefahren und nicht Cevin. Der war immerhin ein fairer Fighter und ein recht umgänglicher Mensch. Nicht, wie dieses Arschloch neben ihm.
 

„Jungs. Bekommt euch wieder ein, ok? Es ist vollkommen normal, dass man nicht so aussieht, wie man in den Ring gegangen ist“, versuchte Cooper die Angelegenheit zu schlichten. Stechend lagen seine braunen Augen auf den beiden jungen Männern. Deutlich lag die Warnung in ihnen, sie beide sollten sich doch zusammenreißen.
 

Nathan kannte Cooper lange genug, um zu wissen, wie ihr Trainer tickte. Deswegen kam von ihm nur ein ruhiges ‚Sorry’, ehe er sich selbst seinem Kaffee widmete und die Fresse hielt.

Manchmal war Schweigen halt doch mehr wert.
 


 

12. Mai 2011
 

- erste Runde des Achtelfinales –
 

Nervös bewegte sich Nathan von einem Bein auf das andere, während seine Schwester ihm die Bandagen um die Hände wickelte. „Steh still, Nath“, mahnte sie ihn zum gefühlten hundertsten Mal. Doch er blieb nicht ruhig stehen. Er konnte nicht.

Sein Inneres war so nervös, dass er nicht still stehen konnte. Keine Sekunde. Bestimmt nicht.
 

Es würde immer schwerer werden und bisher hatte er sich von seinem Vorentscheid noch nicht einmal richtig erholt und sollte nun schon wieder in den Ring. Dieses Mal aber in einen richtigen Ring. Wie beim Boxen.

Scheiße. Früher war er in einer Breakedancecrew, heute schlug er sich den Kopf ein. Bitte, wo war er nur gelandet?
 

„Nath, das schaffst du schon. Es ist nur das Achtelfinale. Noch ist’s leicht“, sagte sie, schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und drückte ihn mit Gewalt auf einen der Stühle, stellte sich dann hinter ihn. Ihre schmalen Hände begannen seine verspannten Schultern zu massieren. „Schau zu, guck dir die Techniken der anderen an und entspann dich. Du machst das. Ok? Du schaffst das, du machst sie alle fertig und stehst nachher auf der Tribüne ganz oben auf dem Plätzchen!“, versuchte Lindsay es weiter, erhielt immer nur ein schwaches Nicken und hörte, wie ihr Bruder die Knöchel knacken ließ.
 

Auch ihre Worte schafften es nicht, ihn annähernd zur Ruhe zu bringen. Das ging einfach nicht. Er war einfach zu aufgewühlt.
 

Runde um Runde ging vorbei.

Einmal mehr musste der Notarzt einen von ihnen wegfahren. Andere mussten so versorgt werden. Die vorletzte Runde, bevor er dran war.

Sein Herz schlug schneller, sodass er meinte, man könnte es sogar sehen. Der Versuch, seine eigene Atmung ruhig zu bekommen, scheiterte.

Der Gong hallte so grauenhaft laut in seinem Kopf wieder, dass er meinte, Kopfschmerzen davon zu bekommen. Und erst die Stimme des Menschen, der seinen Namen nannte.
 

„Shit“, fluchte er leise vor sich hin, erhob sich und Lindsay folgte ihm, genau wie Cooper. Die Seitenbespannungen wurden heruntergedrückt und Nathan begab sich ins Innere des Rings.
 

„Ich bin hier, Bruderherz. Denk dran, sollte es scheiße laufen, ich rette dich.“
 

Sie zwinkerte ihm zu, während Coop Nathan auf die Schulter klopfte. „Enttäusch mich nicht, mein Junge“, meinte er. Nathan nickte – mal wieder – nur daraufhin, drückte den Zahnschutz zurecht und stellte sich seinem Gegner gegenüber.
 

Ihm stand ein großer, breit und kräftig gebauter junger Mann gegenüber. Dessen Masse betrug mit Sicherheit das Doppelte von dem, was Nathan wog.
 

Sie traten gemeinsam in die Mitte, der Schiedsrichter verlor ein paar Worte, eine typische Geste unter Kämpfern folgte, dann der Gong – die schlimmsten Minuten in Nathans Leben begannen.
 

Er versuchte nur auszuweichen, zu blocken und darauf zu achten, keinen Schlag zu kassieren. Er selbst hatte noch keine Chance gehabt, durchzukommen.

Die Schreie seines Trainers gingen ihm zwar an die Ohren, aber kamen niemals im Speicher an.

Die Schreie seiner Schwester kamen niemals in seinem Speicher an. Er hatte zu viel hier zu tun, als dass er sich um die Zurufe kümmern konnte. Das Gegröle des Publikums ging ihm tierisch auf die Eier und dieser Kerl vor ihm, der ging ihm auch auf die Eier. Alles ging ihm auf die Eier. Er wollte nur noch, dass das hier zu ende war.
 

Das Ende der erste Runde wurde angekündigt, Nathan stolperte nur zurück in seine Ecke.
 

„Was machst du da?“
 

„Ich komm nicht durch“, gestand er Cooper, versuchte erst einmal zu Atem zu kommen. „Der hat eine krasse Deckung und er ist schneller als ich.“
 

„Quatsch nicht. Der ist nicht schneller als du. Du bewegst dich nur wie ein Reissack. Beweg dich. Du bist doch sonst so leichtfüßig!“, knurrte Cooper ihn an. „Beweg deine Scheißfüße. Bring ihn zum Fallen. Wenn der fällt, fällt er wie ein Stein. Sieh zu, mach ihn fertig!“
 

Schnell atmete Nathan noch zwei Mal durch, dann der nächste Gong. Die nächste Runde. Der erste Schlag des anderen saß, traf Nathan hart. Genau wie der folgende Ellenbogen.
 

„Nathan!“
 

Und jener Treffer des anderen mit dem Ellenbogen schien in Nathan einen Schalter umzulegen.
 

Auf sauber ausgeführte Schläge folgten plötzlich kaum zu parierenden Tritte. Es war, als würde Nathan einen anderen vor Augen haben. Jemanden, den er nicht leiden konnte. Ungewollt nahm das Gesicht des Mannes vor ihm das Gesicht eines der Zwölf an, die an Blakes Zustand schuld waren.

Ab da dauerte es nicht mehr lange. Schwer, und nicht zum ersten Mal, fiel der andere auf den Boden, schlug auf die Matte. Dieses Mal bewegte er auch nicht noch mal die Beine. Träge blieb sein Gegner auf der Matte liegen, die Runde war gewonnen.
 

Der Sieger der Runde stand fest. Lindsay kletterte über die Begrenzung, sprang ihrem Bruder in die Arme, kaum dass dieser sich zu ihr umgedreht hatte und auch Cooper hielt nur zufrieden die Hand nach oben.
 

„Das müssen wir feiern!“, meinte Lindsay, wuschelte Nathan durch die Haare. „Viertelfinale, ohoho! Viertelfinale!“
 

Es war kaum zu übersehen, dass sich seine Schwester für ihn freute. Und es war auch nicht zu überhören, dass sie die führende Cheerleaderin war. Immerhin waren immer noch alle Blicke auf sie gerichtet und sie trällerte ihre Siegeshymne vor sich hin.
 

Nathan hievte das Fliegengewicht seiner Schwester richtig auf seinen Arm, schlug bei Cooper ein und bekam auch gleich einen leichten Schlag in den Nacken von seinem Trainer verpasst.
 

„Du hättest das gleich so machen müssen!“, meinte Coop ernst, aber das Grinsen auf seinen Lippen verriet ihn.
 

„Komm, raus aus dem Ring. Wir haben da doch ein wenig zu verpflegen an dir.“
 

Ein Nicken kam von dem Rundensieger, während er seine Schwester über die Bänder hob und selbst drüber kletterte.
 

Seine Rippen brachten ihn langsam um. Es war grauenhaft zu atmen und seine Schulter fühlte sich auch an, als wäre er mit hundertachtzig vor eine Wand gerannt…
 

Er bezweifelte, dass er für eine Feier heute Abend gut genug drauf war. Aber es war immerhin ein Grund und vielleicht würde es ihm ja sogar mal wieder gut tun, auszugehen?
 


 


 

Am nächsten Morgen war er der Routine wegen schon sehr früh auf den Beinen. Die Sonne war noch lange nicht aufgegangen, als er bereits die Treppe zum Foyer herunter lief und das Hotel verließ, in welchem sie nächtigten.
 

Natürlich war die Nacht lang gewesen, aber Nathan konnte in fremden Betten schon immer beschissen schlafen.
 

Die Kopfhörer fanden den Weg auf seinen Kopf, die Musik wurde eingestellt und seine Füße trugen ihn zum ersten Kiosk, der um diese Zeit schon geöffnet hatte.
 

Er fertigte sein Frühstück mit irgendwas ungesund zuckrigem und einem Mineralwasser ab, ehe er seine Runde durch die nahe gelegenen Straßen zog. Die Zeit beachtete er gar nicht. Seine Füßen trugen ihn über den asphaltierten oder gepflasterten Gehweg, vorbei an noch geschlossenen Cafés, Restaurants, Hotels und, und, und.
 

Erst gegen kurz vor sieben war er bereits wieder am Hotel angekommen. Sein Herz schlug angenehm heftig gegen seine Brust, denn es war nicht aus Nervosität, sondern aus Anstrengung. Kurz stützte er seine Hände auf den Knien, atmete einige Male tief durch. Er war wach, zu hundert Prozent. Sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn wischend, schob er die Kopfhörer von den Ohren, sodass sie um seinem Hals zum Liegen kamen.
 

Immer noch hörte er das laute Wummern des Basses, welcher den Rap begleitete.
 

Seine Hand fasste das kühle Metall der Türklinke, als er das Hotel betrat.
 

Kühle Luft schlug ihm entgegen und schon vereinzelt konnte er Stimmen vernehmen. Hier und da sprachen die Hotelangestellten miteinander, während woanders die Stimmen von Gästen erklangen. Cooper konnte er noch nicht ausmachen, als er sich umsah. Und mit Lindsay konnte er ohnehin noch nicht rechnen. Also davon mal abgesehen.
 

Die Treppe in das Untergeschoss nehmend, erreichte er bald den Spa- und Fitnessbereich des Hotels. Sie hausten immerhin nicht in einem dieser Luxushotels, in denen man unter sich noch ein ganzes Casino vorfand oder etwas in der Art.
 

Sein Weg führte in den Korridor zu dem voll ausgestatteten Fitnessbereich.
 

Er drückte die Tür auf, befand sich in einem völlig aufgeräumten und ruhigen Raum.

Also war er allein. War auch ganz angenehm. Wie sollte es auch andere Menschen geben, die so bescheuert waren wie er und um diese unmenschliche Zeit aufstanden? Er glaubte nicht daran.
 

Leise schloss er die Tür hinter sich, aber kaum dass diese ins Schloss gefallen war, hörte er irgend einen Remix des Songs ‚Beautiful Liar’ von Shakira und Beyonce gut hörbar durch den großen Raum hallen.
 

Seine Augenbrauen hoben sich leicht an, ehe seine Füße ihn in diese Richtung brachten, aus welcher diese Musik kam.

Eine Tür, die zu einem separaten Raum führte, stand offen – ein Keil war darunter gesteckt, damit sie nicht immer wieder zufiel. Leise trat Nathan in den Türrahmen und lehnte sich gegen diesen.
 

Im Inneren des Raumes befand sich nichts weiter, als ein Regal mit kleinen Gymnastikbällen und diesen bunten Jogamatten. Die eine Wand war vollkommen verspiegelt und ein Ghettoblaster war das einzige, was vor dieser Spiegelwand stand.
 

Und unschwer war die große, schlanke aber durchaus trainierte, männliche Person zu erkennen, welche sich gekonnt zu den Tönen bewegte.
 

Er trug nur eine weite, schwarze Sporthose. Das Oberteil war wohl schon nervig geworden und lag wohl in irgendeiner Ecke. Zudem war er barfuss.
 

Moment, dachte Nathan, verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf leicht schief. War das nicht der Kerl, der ihn am ersten Tag hier aufgefangen hatte? Als Nathan ihn quasi umgerannt hatte?

Natürlich. Das ging gar nicht anders, dieses Tattoo an seinem rechten Arm verriet ihn.
 

„Jo“, hörte er auf einmal diese tiefe Stimme. „Was spannst’en hier so rum?“, wurde er eiskalt gefragt.
 

„Ich spanne nicht. Ich war nur neugierig, wer um diese Uhrzeit schon hier unten ist“, gestand Nathan. Er ließ sich nicht von dieser Person beeindrucken. Bestimmt nicht.
 

„Ach?“
 

Leise bewegte sich der andere auf Nathan zu, klaubte das Handtuch vom Boden und legte sich dieses über die Schultern, ehe er vor Nathan stehen blieb.
 

Wieder blitzten ihm die eiskalten, braunen Augen entgegen. Leicht hingen die braunen Haare vor diesen, aber diese Kälte wurde nicht verhangen. Leider.

Etwas unwohl fühlte sich Nathan schon, wenn er ehrlich sein sollte. Er hasste es, so angesehen zu werden.
 

„Und was machst du um diese Zeit hier unten?“, erhielt er die kühle Frage.
 

„Vor meinem Bett flüchten“, folgte die einfache, als auch simple Antwort.
 

„Vor der Rothaarigen, oder was?“
 

„Wie bitte?“
 

„Die Rothaarige. Deine Freundin?“
 

„Gott bewahre. Meine Schwester“, kam es leicht überrascht von Nathan zurück. Um Himmels Willen. Rothaarige waren nicht so sein Fall – und seine Schwester erst recht nicht. Allein bei dem Gedanken, dass man sie für ein Paar hielt, wurde ihm schlecht… Da kam er sich so pervers vor.
 

„Ihr saht gestern aus, wie’n Pärchen“, kam eine nüchterne Feststellung des Unbekannten vor ihm und ein Schulterzucken folgte dieser Aussage.
 

Aber damit war das Thema auch unter den Teppich gekehrt.
 

„Urlaub oder Wettkampf?“, fragte Nathan weiter. Er hasste es sich mit einer anderen Person anzuschweigen und er fand es unhöflich, einfach zu gehen. Vor allem interessierte er sich selbst auch noch für diese Art von ‚Sport’. Für ihn fiel Breakdance und Hip-Hop immer noch unter die Kategorie ‚Sport’.
 

„National-Dance-Contest und eine befreundete Band gibt demnächst ein Konzert in der Nähe.“
 

„Dance-Contest? Zuschauer?“
 

„Teilnehmer – mit meiner Crew“, wurde ihm erklärt und der Brünette drehte sich von ihm weg, ging auf den Ghettoblaster zu und stellte ihn aus.
 

„Du tanzt also wirklich?“
 

„Nein, es sieht nur so aus. Natürlich, du Supergenie“, kommentierte er recht trocken.
 

„Deine Crew besteht aus wie vielen Leuten?“
 

„Sieben mit mir. Zwei Mädchen, fünf Jungs. Und die andere-“
 

„Noch eine?“
 

„Ja? Ich begleite eine Crew im Alter von zehn bis zwölf hier her.“
 

„Choreograph?“
 

„Sonst wär ich arbeitslos, ja.“
 

„Klingt nach Spaß“, stellte Nathan für sich selbst fest und seufzte.
 

„Macht mehr Spaß, als sich freiwillig die Fresse breitschlagen zu lassen im Ring.“
 

Kopfschüttelnd konnte Nathan sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Stimmt wohl. Auch wenn er es nicht gern zugab, er lebte wohl doch schon sehr gefährlich mit dem, was er sein Hobby nannte.
 

Den anderen dabei beobachtend, wie dieser wieder zu ihm zurückkam, auf dem Weg zur Tür aber kurz aus Nathans Blickfeld verschwand.
 

Die Augenbraue hochziehend, wollte er schon um die Ecke linsen, blickte jedoch auf die Spiegelwand und sah, dass sich der Brünette lediglich ein Shirt überzog und die Füße in Sportschuhe verschwinden ließ.
 

Das Licht ging aus und wenige Sekunden später trat der andere neben ihm aus dem Raum, trat den Keil unter der Tür weg und tätigte eine Kopfbewegung, die Nathan andeutete, ihm zu folgen.
 

„Ian.“
 

Eine Hand erschien nahe vor ihm, als sie kurz vor dem Ausgang zu diesem Bereich standen. Es dauerte eine Weile, bis Nathan kapierte, was der Brünette wollte. Klick machte es und ein: „Nathan“, verließ seine Lippen.
 

Mehr sagte dann auch keiner. Schweigend liefen sie nebeneinander her, die Treppe hinauf, bis sie in der Lobby angelangt waren.

Stimmen drangen bereits zuhauf aus dem Speisesaal und Leute kamen einem entgegen. War es jetzt schon so spät, dass es bereits Frühstück gab?
 

„Viertelstunde hier unten.“
 

„Hm?“
 

Ein Seufzen war von Ian zu hören. „Bist wohl nicht der Hellste unter der Sonne, oder? In einer Viertelstunde wieder hier unten?“
 

„Ja, ja klar.“

Die mitgeklungene Beleidigung ignorierte er einfach gekonnt und nickte zur Unterstreichung seiner eigenen Worte noch einmal bekräftigen.
 

Er sollte ja wohl in einer Viertelstunde mit Duschen und Umziehen fertig sein. Immerhin war er keine Frau und keine Tunte, die länger brauchten als zehn Männer. Wobei …
 

Als er Ians Rückansicht betrachten durfte, da dieser sich bereits die Treppe hinauf bewegte, fragte er sich wirklich, ob er sich mit diesem Eisbrocken weiter abgeben wollte. Sie hatten ja wohl nicht viel miteinander zu reden. Jedoch von der anderen Seite betrachtet, waren die Umstände unter welchen sie sich kennengelernt hatten, auch nicht gerade so normal gewesen. Deswegen zuckte er auch nur die Schultern und stieg selbst die Treppen hinauf, um sich unter die Dusche zu stellen und die Sportklamotten gegen alltagstaugliche Kleidung zu tauschen. Letztlich kam er jedoch nicht darum herum, diesen langsam echt hässlichen, grünlichblauen Fleck auf seinem Wangenknochen zu verstecken, der sich dort gebildet hatte nach seinen ersten Fights. Ein bisschen von Lindsays Makeup drauf, das sie ihm dagelassen hatte – ok, er gab zu, er hatte es irgendwann mal heraus gefunden, dass man dann nicht ganz so beschissen wie eine Pflaume aussah – und schon fand er sich wieder unten in der Lobby ein.
 

Warum auch immer.
 

Immerhin war Ian alles andere als nett…
 

Und jener wartete bereits unten. Er trug weiße Turnschuhe, eine schwarze, weite Jeans die ihm weit über der Boxershorts hing und ein weißes Bandshirt mit vier großen roten Lettern und einem Logo.
 

„Gehen wir.“
 

Nathans Augenbrauen zuckten erneut in die Höhe. War er hier das Schoßhündchen oder wie? Seine Meinung bestätigte sich immer weiter. Ian war nicht nett. Und dennoch folgte er ihm. Das war krank.
 

Sie setzten sich an einen freien Tisch, nahe dem Buffet, aber nicht so zentral, dass sie von jeglichen Menschen abgestarrt und genervt werden konnten.
 

„Kommst du von hier?“, richtete sich Ians Frage an ihn, ohne dass der von der Speisekarte aufsah.
 

„Von hier nicht.“
 

„Sondern?“
 

„Orlando.“
 

„Beschissene Stadt.“
 

„Ich finde sie jetzt nicht ganz so schrecklich“, gab Nathan ein wenig überfordert zu.
 

„Zu laut, zu nervig, zu viele kleine schnieke Vororte. Grauenhaft.“
 

„Bist du oft da?“
 

„Ich bin da aufgewachsen“, erhielt er die Antwort von Ian und stützte selbst seinen Kopf auf die Hand, während er die Rückseite der Karte studierte.
 

„Und du lebst jetzt wo?“
 

„Miami. Weit weg von all dieser Scheiße in Orlando.“
 

„Wo genau in Miami?“
 

„Strandnähe, reicht das?“
 

„Hey, ich hab nur gefragt, ok? Brauchst mir nicht gleich Eisbrocken entgegen zu werfen, Ian.“
 

„Hm“, kam es jedoch nur zurück und Nathan gab bereits jetzt auf, irgendwas sagen zu wollen, was dagegen hielt. Hätte ohnehin keinen Sinn, dachte er sich. „Das einzig Gute aus Orlando, ist die Musik.“
 

„Die da wäre?“ Also das wollte Nathan ja nun doch wissen. Er kannte nicht so wirklich viele Acts, die gute Musik machten. Vielleicht lag dies jedoch aber auch daran, dass er nicht so auf diese Metal-Rock-Bands abfuhr, die aus dem Boden sprossen, wie Pilze bei feuchtem Wetter.
 

Ian lehnte sich ein wenig zurück, deutete auf das Logo, welches seine Brust zierte. Kein Wort, kein Nichts.
 

„J.R.T.D?“

Irgendwoher kannte er diesen Namen. Nur irgendwie wollte es nicht klick machen, in seinem Kopf. Die dazu notwendige Datei war wohl nicht mehr aufruffähig…
 

„Jap. Metalband aus Orlando. Richtig gute Musik. Die treten auch demnächst hier auf. Komm vorbei.“
 

„Ich weiß nicht, ob ich dann Zeit habe. Ich vermeide es, während Turnieren die Abende lang werden zu lassen“, erklärte Nathan sich. Sonst wäre er auch nicht zu gebrauchen. Und gerade Konzerte waren meistens lang und ausdauerend- zumindest das, was nachher kam. Aftershow und dieser ganze Scheiß.
 

„Das ist nach dem Wettkampf. Glaub mir, du wirst es nicht bereuen.“
 

„Hm… Vielleicht. Wie hast du die kennengelernt?“
 

„Durch den Bassisten“, erhielt er die Antwort.
 

„Weiter. Ausführlicher, ich kann nicht in deinen Kopf gucken, Ian.“
 

Nathan erlaubte es sich einfach, den anderen ein wenig aus der Reserve zu locken. Sie würden sonst niemals ein Gespräch zusammenbekommen, das aus mehr als drei Wörtern pro Person bestand.
 

„Ich hab David – also den Bassisten - bei einem Skate-Contest kennengelernt. Er war mit seiner derzeitigen Freundin letztes Jahr dort gewesen. Facebook macht die Vernetzung möglich und irgendwann war ich dann bei einem Konzert dabei und hab die Truppe kennengelernt. Damals noch in der Ursprungsformation. Heute haben sie ja einen anderen Gitarristen.“
 

„Ok…“
 

„Du kennst die Band nicht, oder?“
 

„Nein – also ich meine doch, aber irgendwie kann ich sie gerade nicht zuordnen“, gestand er. Nein, konnte er wirklich nicht. Wie gesagt, die nötige Datei war seinem Hirn leider entfallen oder verrutscht.
 

„Warte“, kam es kühl zurück und wenig später wurde ihm ein Paar roter Kopfhörer entgegen gehalten.
 

Leicht zögernd nahm er diese entgegen, steckte sie sich in seine Ohren und wartete ab, was gleich auf ihn zukam. Seine Augen verfolgten, wie Ian seine Finger über das Samsung Galaxy gleiten ließ. Nur wenige Sekunden vergingen, bis er die ersten Gitarrenklänge vernahm. Zu Beginn sagte ihm dieser Song nichts. Weder die Art, wie die Gitarren klangen, noch wie die Drums eingesetzt wurden. Einzig und allein als die Sänger ihren Part einnahmen, legte sich der Schalter um und er nahm die Kopfhörer aus den Ohren, reichte sie zurück. „Kennste?“
 

„Mein Bruder ist begeistert von dieser Band – daher kenn ich die doch schon. Vom Hören auf jeden Fall“, erklärte er sich und nickte zusätzlich noch.
 

„Aber dein Bruder ist nicht hier?“
 

„Nein.“
 

„Warum?“
 

„Persönlich“, antwortete Nathan nur. Nein, das ging Ian dann ja nun wirklich nichts an, wenn er ehrlich sein sollte. So gut kannten sie sich nach den paar Minuten nicht. Und wenn schon Ian nicht die einfachste Frage beantworten wollte, dann musste Nathan so etwas erst recht nicht beantworten.
 

„Alles klar“, erhielt er die recht gechillte Antwort darauf und ein Schulterzucken.
 

„Wie kommt jemand, der Hip-Hop tanzt, zu Metal?“
 

„Weil Musik universell ist, Junge. Ich lege mich doch nicht auf eine Richtung fest“, erklärte Ian ihm, lehnte sich zurück und faltete die Hände auf dem Tisch. „Und wie kommt jemand wie du, mit einem recht hübschen Gesicht, zum Muay Thai?“
 

„Indem man sich von seinem Bruder bequatschen lässt. So kommt man zum Muay Thai.“
 

Nathan sah, wie Ians Augenbraue in die Höhe schossen und ein fragender Blick auf ihm zu ruhen begann. „Wegen deinem Bruder?“
 

„Als Zwilling hat man nun mal irgendwie die gleichen Hobbys. Irgendwie.“
 

„Zwilling? Von dir gibt’s noch einen?“, erhielt er die leicht überraschte, aber immer noch unterkühlte, Frage.
 

„So etwas soll es geben, Ian“, schmunzelte Nathan vor sich hin, lehnte sich leicht nach vorn und verschränkte die Arme auf dem Tisch.
 

„Und ihr seht gleich aus?“
 

„Nein. Er ist blond, hat braune Augen, ist zwanzig Zentimeter kleiner als ich und ein wenig pummelig.“
 

Nathans Antwort triefte nur so vor Ironie und jeder, der dies nicht erkannte, musste entweder immun dagegen sein, oder aber dieser jemand war einfach nur dämlich.
 

„Wirklich?“
 

Und es schien, als würde Letzteres auf Ian zutreffen. So sagte doch dessen Blick und dessen minimal veränderte Tonlage alles aus. Jedoch korrigierte Nathan seine Gedanken im selben Augenblick wieder. Ian war nicht der Typ, der so dämlich war. Auf jeden Fall wirkte er auf Nathan nicht so, als wäre er als Kind irgendwann vom Wickeltisch gefallen…
 

„Natürlich nicht! Wir sind eineiige Zwillinge, wir sehen uns beinahe zum Verwechseln ähnlich. Nur mit dem Unterschied, dass er der Collegetyp ist, gern Beziehungen führt und später am liebsten heiraten würde.“
 

„Das genaue Gegenteil von dir, also“, schlussfolgerte Ian aus den Worten des Schwarzhaarigen ihm Gegenüber.
 

„Jop“, gab Nathan bestätigend von sich und stand auf. Eine Tasse Kaffee würde seinen Tag ja jetzt perfekt machen.
 

„Kann man den kennenlernen?“
 

„Was dich angeht? Ganz sicher nicht.“
 

Nathan würde jemanden wie Ian nicht auf Blake loslassen. Nicht einmal jetzt, wo sein Zwilling doch im Koma lag. Blake war einfach viel zu ruhig und sanft, als dass er so einen Eisklotz wie Ian auch nur in dessen Nähe bringen könnte, auch wenn man das nicht glauben wollte. Immerhin war Blake ein Meister des Muay Thai, da dachte man oft nicht, dass eine solche Person einfühlsam und sanft sein konnte. Aber Blake war es. Und jemand wie Ian war nicht gut für seinen Zwilling. Ganz sicher nicht.
 

„Warum?“
 

„Hat seine Gründe.“
 

„Ah, schon klar.“
 

Über die Schulter blickend, erkannte er, dass Ian sich ebenso erhob, seine Hose etwas höher zog und ihm folgte.
 

„Was heißt hier: ‚Schon klar’?“, äffte er übertrieben nach und sah das kühle Schmunzeln auf den Lippen des anderen.
 

„Glaub mir, du weißt ganz genau, was ich damit meinte“, meinte Ian zu erklären, das Lächeln jedoch verschwand keine Sekunde lang.
 

„Nein, erzähl es mir doch bitte“, drängte Nathan, nahm sich eine Tasse und goss sich etwas von dem schwarzen Gebräu ein, ehe er sich zu dem Brünetten umdrehte und ihm abwartend entgegensah.
 

„Ich weiß nicht, was dein Problem ist, Nath.“
 

Doch Nathan unterbrach den ersten Satz schon, in dem er die Hand hob und sagte: „Nathan. Für dich bin ich nicht ‚Nath’.“
 

„Ok, Nathan“, zog Ian den Namen etwas in die Länge. „Gibt es gar keinen Zwillingsbruder oder was?“, folgte die Feststellung.
 

„Leck mich einfach, ok?“
 

„Jetzt gleich?“, kam der Konterspruch nur wenige Sekunden später.
 

Große, blaue Augen blickten gerade aus in eiskalte braune. „Was is?“, lachte Ian, zuckte die Schultern und wendete sich unberührt dem Buffet zu, nahm sich ein Tablett und lud sich erst einmal sein Frühstück auf. Es war dem Schwarzhaarigen, als hätte er nach dem Wetter gefragt und Ian hätte ihm gesagt, dass es draußen heiter sonnig war.

Sein Hirn kam nicht so schnell mit der Information hinterher, welche es verarbeiten sollte. Hatte Ian das gerade aus Spaß falsch verstanden oder meinte er es ernst?
 

„War das ernst gemeint?“, fragte er auch sogleich fassungslos nach. Er hoffte, es war nur ein Witz. Etwas, das man aus der Welt schaffen konnte, ohne weiter darüber nachdenken zu müssen. Aber allein die Aussicht auf das Gesicht des Brünetten…
 

Wieder nur ein Lächeln.
 

„Sicher, dass du nicht blond bist? Oder hat dein Hirn bei den Fights mehr abbekommen, als gesund wäre?“

Als jedoch keine Antwort von Nathan kam, nahm Ian eine Hand von seinem Tablett und legte die andere auf Nathans Hintern. „Doch nicht hier, dann doch lieber in meinem Zimmer.“

Die Hand des Brünetten strich über seinen Hintern und Nathan fühlte sich, als könne er sich gar nicht mehr bewegen.

Ian verwirrte ihn. Er brachte ihn dazu, da zustehen, als hätte er einen Geist gesehen. Irgendwann jedoch konnte er zusehen, wie Ian seine Hand wieder zu sich nahm und zu ihrem Tisch zusteuerte.

Beinahe so, als wäre nie etwas gewesen.
 

Sprachlos blieb Nathan erst einen Augenblick stehen, ehe er ihm doch hinterher lief und sich ihm gegenüber fallen ließ. Wie vor wenigen Minuten auch.
 

Mit was für einer Person gab er sich hier gerade ab?

Hätte er das denken können, als er ihn vor ein paar Tagen vor dem Fall geschützt hatte?

Oder als er ihn vor vielleicht zwanzig Minuten unten in dem Raum angetroffen hatte? Irgendwie nicht. Aber je länger er Zeit mit ihm verbrachte, desto unheimlicher wurde Ian. Doch die Erkenntnis, dass Ian nicht nett war, wurde verschlimmert. Ian war nicht nur nicht nett, nein. Ian war sogar beinahe bösartig pervers!
 

„Ich bin nicht schwul, ok?“
 

„Das sagen sie alle“, lächelte Ian ihm entgegen, warf zwei Zuckerwürfel in seinen Kaffee und rührte diesen dann um, während er sein Kinn auf seiner Hand stützte und Nathan beinahe prüfend entgegen sah.
 

„Nein, wirklich nicht. Ich kann dem nichts abgewinnen.“
 

„Schon probiert?“
 

„Mit sechzehn, ja“, gab er zu und konnte sich ein genervtes Seufzen gerade so verkneifen.
 

„Und das ist jetzt wie lange her?“, wollte Ian wissen.
 

„Zwei Jahre.“
 

Das Lächeln auf Ians Lippen schwand augenblicklich und Nathan begann sich zu fragen, was er Falsches gesagt hatte. Nicht, dass es für ihn nicht schon normal war, dass Ian aussah, als wäre ihm das Gesicht eingefroren, aber es war dennoch ein wenig merkwürdig, den Brünetten so … überrascht zu sehen.
 

„Du bist achtzehn?“, folgte die leicht überforderte Frage.
 

„Ja, seit bereits elf Monaten“, antwortete er ihm und war nicht minder verwirrt. Was wollte Ian von ihm?
 

„Alter“, kam die auflachende Antwort. „Nicht ernsthaft jetzt, oder?“
 

„Doch“, bestätigte der Schwarzhaarige und zog die Augenbrauen fragend zusammen. „Was ist daran so schlimm?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Arisa_abukara
2012-03-23T21:45:32+00:00 23.03.2012 22:45
Ich komm kaum noch dazu FFs zu lesen, n wunder das ich das zu Ende gelesen hab x.x

alsooo,
das kapitel is echt gut,
zwar erfährt man nicht viel über Ian aber er is mir richtig sympatisvh xD
seine kühle Art is einfach nur toll x3
achja und das mit den eiskalten braunen Augen les ich das erste mal O.o
sonst kenn ich nur 'eiskalte blaue' augen xD
da viel mir dieses sprichwort ein, Braune augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich :3

Das Nath ihm nix über seinem Bruder erzählen will is verständlich, immerhin sagt man nicht jedem Fremden das der eigene Zwillingsbruder im Koma liegt und wie das alles passiert is usw.

die reaktion von Ian auf Blakes beschreibung war echt nur hammer, hab mich halb tot gelacht xD
aber dann noch die auf Naths alter...!! xDD

ich freu mich schon riiiiiiesig aufs nächste Kapitel ;D

lg Arisa ^-^
Von:  Teukie-Chan
2012-03-18T13:43:39+00:00 18.03.2012 14:43
HIHI
wie geil ich konnte mir an einigen stellen
das lachen absolut nicht verneifen
einfach fantastich das pitel ^^
mach schnell wieter so ja?

lg
Von:  Inan
2012-03-17T21:33:28+00:00 17.03.2012 22:33
Uh, ok, entweder Nathan sieht jünger oder älter aus oder Ian fühlt sich jetzt erschlagen von seiner halb-pädophilen Neigung oder er hat vor zwei Jahren mit einem Kerl rumgemacht, der aussah wie Nate und ist schockiert, ihn wieder zu sehen und ihn außerdem eventuell auch noch nicht bekehrt zu haben xD
Er ist aber schon ein klein wenig zickig geworden, als Ian dann wieder von Blake angefangen hat, es wäre niedlich, wenn es nicht so einen dramatischen Hintergrund hätte xD
Ian ist aber ne verdammt coole Sau :D
Super Kapitel <3
Von:  merumii
2012-03-17T13:50:25+00:00 17.03.2012 14:50
Awwww! Ich will weiter lesen =_=
bitte bitte schreib schnell weiter und lad hoch *-*
Und mir ist Ian total symphathisch...warum?
keine Ahnung er ist...einfach cool! O_O
Ich glaube so einen Kumpel hätte ich gerne xD

Naja ich freue mich auf jedenfall wenn es weiter geht x3



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