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Die Sonne von Shin Mazako

von

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Im Tempel

Endlich ertönte die Stimme des Flugkapitäns, dass sie sich anschnallen sollten. In wenigen Minuten würden sie im Itami Airport landen.

Akashi hatte die Beine übereinander geschlagen und kümmerte sich nicht weiter um die Ansage. Auch von den anderen Fluggästen war keiner daran interessiert den Anweisungen des Kapitäns Folge zu leisten. Die Stewardess hielt sich schon lange im Hintergrund und kam nur noch, wenn man ausdrücklich nach ihr verlangte. Wolfram hatte Yuris Kopf auf seinem Schoss liegen und streichelte dessen Haar und Conrad wusste nicht genau, was ihn erwartete. Also saß er auch bewegungslos da und ließ nur den rechten Fuß wippen. Ein Glück, das Wolfram nur seekrank und nicht auch noch flugkrank wurde.

Das Flugzeug senkte sich ungewöhnlich sanft, fast spürte man nichts. Irritiert sah Conrad zu Akashi. Ob der bei der Landung vielleicht mithalf? Es war bei weitem nicht Conrads erster Flug. Sogar das helle nervige Geräusch fehlte. Fast wie ein Vogel, dachte er und sah wieder aus dem Fenster. Langsam konnte man immer besser die Landebahn erkennen. Auch andere Flugzeuge, allesamt Privatflieger. Oder lag es an dem Privatflugzeug? Conrad sah wieder zu Akashi, aber der hatte nur die Augen geschlossen und lächelte sanft. Hätte er anders ausgesehen – ja, das war die gleiche Haltung wie die von Julia. Conrad fühlte sich in Sicherheit. Auf der einen Seite, auf der anderen Seite hatte er jetzt schon Angst davor, wenn die beiden wieder ihre Plätze tauschen würden und Kurayami auftauchte. Lieber nicht anstarren. Womöglich beschwöre ich ihn sonst noch herauf.

Die Landung ging ohne Zwischenfall vonstatten. Natürlich auch alles weitere. Niemand sprach sie an, niemand schien sie überhaupt zu sehen. Vermutlich eine magische Barriere. Andernfalls konnte sich Conrad nicht erklären, weshalb nicht wenigstens mal einer zu ihnen hersah, als Wolfram Yuri auf den Armen aus dem Flughafengebäude trug.

„Es ginge viel schneller, wenn wir alleine wären,“ meinte Kurayami.

„Ja. Aber wer kümmert sich um Yuri wenn wir weg sind?“

„Ich verstehe nicht, was uns das angehen sollte.“

„Sehr viel. Mehr als du jetzt denkst. Du weißt doch, was wir vorhaben, oder immer noch nicht?“

Ein Brummen kam als Antwort, dann Schweigen.

„Von hier aus fahren wir mit dem Taxi zum Bahnhof...,“ wollte Akashi gerade erklären, als er laute und schnelle Schritte hinter ihnen hörte.

Alle drehten sich um und sahen einen jetzt schon verschwitzten Daikenja auf sich zu gerannt kommen. Als er sie endlich erreicht hatte legte er beide Hände auf die Oberschenkel und schnappte vornübergebeugt nach Luft.

„Ein Glück. Ich hab es geschafft und euch gefunden,“ keuchte er abgehakt.

„Was machst du hier?“ fuhr Wolfram ihn an.

Ken hatte sich wieder erholt. „Helfen.“

„Helfen? Wie?“ Auch Conrad war misstrauisch. „Hat Shinou dich geschickt?“

„Nein,“ Murata schüttelte den Kopf. „Schon vergessen? Yuri ist mein bester Freund.“

Conrad funkelte ihn böse an. „Vergessen! Davon habe ich nie etwas bemerkt.“

„Beruhigt euch. Sofort. Es ist gut, das der Daikenja da ist,“ meinte Akashi bestimmt und ging auf ein Taxi zu.

„Hm, am besten wir nehmen zwei.“

Murata und Wolfram gemeinsam mit Yuri setzten sich auf die Rückbank während sich Akashi neben den Fahrer setzte. Das zweite Taxi würde ihnen sicher folgen, und wenn nicht war es auch nicht schlimm.

„Zum Kintetsu Nara Bahnhof,“ sagte Akashi knapp und schnallte sich an.
 

Conrad saß mit Gisela im zweiten Taxi. Die Fahrt von ihnen als auch die Fahrt von dem Taxi vor ihnen war ziemlich abenteuerlich. Entweder ließ Akashi den Fahrer einfach machen, oder die beiden hatten schon getauscht.

Beim Bahnhof stieg Akashi aus, er kümmerte sich keinen Deut um die Bezahlung. Conrad wollte das schon übernehmen als er sah, dass Murata bezahlte. Er bezahlte seinen eigenen Fahrer und sah sich nach Akashi um.

Wolfram stand in seiner Nähe und hatte mittlerweile sichtlich Mühe, Yuri noch länger mit sich herum zu tragen.

Aber das musste er auch nicht. Akashi ging auf einen Bus zu und stieg ein. Wolfram folgte ihm und belegte die gesamte Hinterbank. Ken setzte sich vor Wolfram und hinter Akashi und Conrad hatte beschlossen, endlich zu fragen wohin es eigentlich gehen sollte und warum.

Also setzte er sich neben Akashi.

„Wohin fahren wir?“

„Zum Tempel.“

„Ja, aber zu welchem und wozu?“

Akashi antwortete nicht sofort. Schließlich sagte er: „Zum Horyuji Tempel. Eine der besten historischen Stätten in Japan. Sogar der weltweit Älteste mit hölzerner Struktur. Wir werden zwei Stunden unterwegs sein.“

„Und was tun wir dort?“

„Ihr werdet gar nichts tun, sondern vor dem Tempel warten bis die Sonne untergeht.“

An Akashis Tonfall konnte man hören, dass er nichts weiter darüber sagen würde.

Und – ob es Yuri danach gut gehen würde, das wagte Konrad nicht zu fragen.
 

Zwei Stunden später standen sie vor jenem Tempel. Er war tatsächlich aus Holz und man konnte sehen, das er nach der alten Tradition gebaut war. Akashi sah ihn seltsam verträumt an. Minutenlang bewegte er sich nicht.

Dann schnipste er mit den Fingern und Yuri löste sich wie von Zauberhand aus Wolframs Klammergriff und schwebte in der Luft.

„Ihr werdet hier warten.“ Es waren zwei Stimmen. Und sie klangen wie ein Echo. Eine Stimme klang wie das Echo der anderen. Total unheimlich. Der Protest auf Wolframs Lippen erstarb. Das hier war nicht der richtige Zeitpunkt für Besitzansprüche oder Eifersuchtsszenen. Der blonde Dämon spürte das.

Akashi/Kurayami und Murata liefen Seite an Seite zu dem Gebäude, in der Mitte schwebte Yuri. Ein bizarrer Anblick.

„Wieso darf der mit, aber ich nicht?“ murrte Wolfram, kaum das sie außer Hörweite waren.

„Ich glaube, Akashi sagte vorhin etwas davon, das der Daikenja hilfreich sein könnte.“

„Pah.“
 

Das Tor wurde ihnen von zwei Kitsune geöffnet. Beide hatten menschliche Gestalt angenommen, zumindest zur Hälfte und waren schneeweiß. Ein Zeichen dafür, das sie einem Gott dienten. Sie hatten nur einen Schweif, wie Murata feststellte, aber das hatte nichts zu bedeuten. Es konnten genauso gut neun sein. Er hoffte nur, das es keinen unangenehmen Grund hatte, dass sie nur einen zeigten.

Nachdem sie eingetreten waren, schlossen die beiden verzauberten Wesen wieder das Tor, drehten sich um und gingen voraus.

Akashi/Kurayami und Murata folgten, immer noch Yuri in ihrer Mitte schwebend.

Vor einer Tatamimatte blieben sie stehen, griffen nach Yuri und zogen ihn sanft auf die Reismatte. Akashi/Kurayami ließ Yuri los.

„Gut fangen wir an.“

Der Körper, der ihnen beide gehörte, streckte seine Arme aus.



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