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Die Sonne von Shin Mazako

von

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Zur Grenze

„Wir fahren zum Flughafen, und von dort aus fliegen wir nach Japan.“

Alle starrten ihn an. Damit hatte keiner gerechnet. Natürlich kannte Kurayami Zug und Flugzeug. Japan und Schweiz. Die Erinnerung war da. Murata erwartete sicher, dass er Magie einsetzen würde, und genau deshalb wollte er das nicht tun.
 

Conrad kannte sich am besten aus auf der Erde. Auch mit der Sprache hatte er keine Probleme. Dank einer Nasaerfindung hatte er fließend Englisch und auch etwas Französisch gelernt, als er zum ersten Mal hier war.

Mit verschränkten Armen saß er auf einem Stuhl, tief in Gedanken versunken. Julia war tot, ja. Aber warum musste nun auch noch Yuri sterben? Oder spielte das ohnehin keine Rolle mehr?

Wolfram von Bielefeld lief mit energischen Schritten im Zimmer auf und ab. Gelegentlich warf er seinem lethargischen Bruder missmutige Blicke zu. Das Universum interessierte ihn nicht im Geringsten. Er war sicher, dass Shinou jedes Problem irgendwie in den Griff bekommen würde. Was Wolfram ärgerte war vor allem, das er sich seines Verlobten beraubt fühlte. Am liebsten wäre er zu diesem Kurayami gegangen und hätte ein ernstes Wort mit ihm gesprochen. Und hatte er sich wirklich so in diesem Waschlappen Yuri getäuscht? Hatte er sich tatsächlich einfach so töten lassen? Die beiden besaßen doch die gleiche Kraft, oder nicht? Mehr noch, sie konnten ohne einander doch gar nicht sein.

Immer häufiger gab er ein abfälliges Brummen von sich. Tatenlos hier herumzustehen lag dem blonden Feuerdämon überhaupt nicht.

Gisela rief ihn mit sanfter Stimme zu sich. Wolfram tat, als gehorche er nur widerwillig, in Wirklichkeit war er aber ganz froh, dass sie eine Ärztin bei sich hatten, die sich um ihn kümmern würde.

Sie hieß ihn auf einen Stuhl zu setzen und hob dann ihre Hand über Wolframs goldblondes Haar. Dort ließ sie ihre Hand ein paar Minuten schweben, bis sie bemerkte, dass ihre Magie auf der Erde keinerlei Wirkung hatte. Verärgert schlug Wolfram ihre Hand weg, was ihm einen tadelnden Blick von seinem Bruder einbrachte. Der Satz, ihr seid noch allesamt nutzlos, der ihm schon auf der Zunge lag, schluckte er mit Mühe wieder unausgesprochen hinunter. Gisela hatte schließlich nur helfen wollen.
 

Kurayami sah aus dem Fenster. Er spürte, das es gleich soweit war. Geschmeidig stand er auf, ging zum Bett und nahm den unhandlichen Sarg so gut es ging unter den Arm. Mit einem schleifenden Geräusch verließ er das Zimmer und lief den Gang entlang, als eine auch schon eine blonde Schönheit herbeigerannt kam, um ihm mitzuteilen, dass die Limousine, die ihn zum Zug brachte, bereit stand.

Am liebsten hätte sie ihm gesagt, das er keinen Sarg spazieren tragen konnte, aber sie war zu froh den unheimlichen Gesellen loszuwerden, dass sie lieber schwieg. Wenn er nur schon weg wäre.

Dieser Frau würde ein Sarg auch gut stehen, dachte er, als ihn eine helle Stimme unterbrach.

„Lass sie. Sie hat Angst.“

Beim Klang dieser Stimme veränderte sich Karayamis zerstörerische Dunkelheit in die schützende Dunkelheit. In die, die zum Schlafen zum Träumen und zum Ausruhen einlud. Wäre es ihm möglich gewesen, hätte er sogar gelächelt.

„Sorge dich nicht um diese Menschenfrau, Akashi. Wir werden bald wieder alleine sein. Nur du und ich.“

Er schleifte den Sarg weiter den Gang hinunter, hörte wie hinter ihnen eine Tür aufgeschlagen wurde, aber setzte unbeirrt seinen Weg weiter fort. Am Ausgang war eine Treppe also nahm er den Sarg auf beide Arme, als trage er einen kostbaren Schatz und stieg die Stufen hinunter. Mittlerweile waren die drei anderen stumm an seine Seite getreten und hielten wortlos die Tür auf.

Im Zug selbst wurde er angewiesen, den Sarg im Gepäckraum zu verstauchen. Während Gisela, Conrad und Wolfram den Atem anhielten tat Kurayami einfach, wie man es ihm gesagt hatte. Mit unsichtbaren Schnüren band er sein zweites Ich fest und ging zurück in das ihm zugewiesene Abteil. Niemand und niemals würde man sie trennen können. Schon gar nicht, wenn man so schwach war, wie ein Shinou, ein Daikenja oder gar sonst jemand.

Er setzte sich lächelnd auf die gepolsterten Sitze und sah aus dem Fenster.

In etwa drei Stunden würden sie die Grenze erreichen. Bis dahin war noch viel Zeit. Genug Zeit, um das zu tun, was er von Anfang an vorhatte.



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