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Die Sonne von Shin Mazako

von

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Zwei Siegel

Murata drehte sich um und sah in Giselas flehende Augen. Sie hatte beschlossen nicht um den heißen Brei herum zu reden. „Aber was ist mit Julia? Ich meine, mit dem König? Eine reine Seele, wie die von Julia kann nicht – so dunkel sein. Ist sie, ist es möglich, das sie besessen ist?“

Murata grinste schwach. „Sie haben es also bemerkt. Nicht schlecht. Aber von einer ehemaligen Schülerin von Julia nicht anders zu erwarten.“

„Also – stimmt es!?“ bemerkte Sir Weller mit seltsam beklommener Stimme.

Gisela sah ihn unbehaglich von der Seite an. Sie hatte es zwar auch gespürt. Aber da war noch etwas anderes.

„Nein, es stimmt nicht. Yuri ist nicht Julia“, antwortete Murata und lächelte schief, er hasste es zu lügen, aber in diesem Fall war es noch nicht mal gelogen. Jedenfalls nicht richtig.

„Wie?“ Konrads Gesichtsausdruck zeigte deutliche Verwirrung. Er hatte sogar vergessen, Murata korrekt anzureden.

„Wie ich schon sagte“, meinte der kurz angebunden, drehte sich wieder um und ging die restlichen Stufen hoch zum Eingang.
 

Shinoutempel
 

Eigentlich hätte man sich denken können, dass das Licht in der Lage ist, sich zu heilen. Generell zu heilen. Nicht umsonst sagten Mütter ihren Kindern, es sei gesund nach draußen zu gehen und das taten sie nicht in der Nacht. Laut seines Strategen hegte dieser die Befürchtung, das Licht und Dunkelheit sich gegenseitig zerstören könnten, wenn einer von ihnen die Oberhand gewann. Allerdings war nur die Dunkelheit zerstörerischer Natur, das Licht hingegen nicht. Und demnach, musste er zwei Siegel gleichzeitig öffnen. Eines für die Dunkelheit und eines für das Licht. Das würde bedeuten, das Licht konnte sich zur Wehr setzen.

Im Grunde ganz einfach. Auf seinen Strategen wollte Shinou nicht warten. Der wurde ganz eindeutig von seinen Gefühlen beeinflusst.
 

Shinou stellte sich vor die Kugel, in der deutlich in Schwarz und Weiß getrennt Yuris Seele zu sehen war und setzte seine Magie frei.
 

Löse zwei Siegel und öffne das Tor

doch ich warne euch, sieht euch vor

Oben das Dunkel unten das Licht

vereinigt euch, bekämpft euch nicht
 

Trotzdem wollte Wolfram Yuri jetzt nicht einfach sich selbst überlassen. Es war schließlich seine Pflicht, auf ihn aufzupassen, nicht wahr? Ja, genau. Vielleicht waren seine Sorgen auch vollkommen unbegründet. Er rief nach einer der Wachen und befahl ihm, ein Buch zu bringen.

Dann zog er sich einen der protzigen Sessel näher an Yuris Bett. Nur für alle Fälle. Falls der einen Anfall bekam, oder so etwas.

Wolfram von Bielefeld setzte sich in den bequemen Sessel und seufzte. Ein Glas Wein dazu wäre auch nicht schlecht. Sein Blick fiel auf den Schlafenden.

Wie konnte man nur so gut aussehen, das war schon fast eine Beleidigung. Immerhin war er der Bestaussehende gewesen in ganz Shin Makoku, vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Ob das ein Grund war, einen kleinen Streit mit dem Schwarzhaarigen anzufangen? Nein, besser nicht. Sonst hätte der, naiv wie er war, noch angenommen, Wolfram wäre ein Narzisst. Es würde ihm schon noch ein anderer Grund einfallen. Die Wache klopfte leise an, und Wolfram bat ihn einzutreten.

„Ich hoffe, du hast mir ein interessantes Buch mitgebracht?“ fragte Wolfram ihn lauernd.

Der arme Mann wand sich hin und her bevor er gestand, dass die werte Frau Mutter des Grafen und ehemaligen Prinzen das Buch herausgesucht hatte.

„Oh - gut.“ Wolfram nickte und bemühte sich, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen.

„Gib es her und bring mir noch ein Glas Wein, am besten lässt du den auch aussuchen.“

Die Wache kam näher und legte mit zitternden Fingern das dicke in Leder eingebundene Buch in Wolframs ausgestreckte Hände. Wolfram nickte ihm gnädig zu und schloss seine smaragdgrünen Augen. Der Soldat atmete hörbar erleichtert auf und sagte dann eifrig: „Ich bringe euch sofort den Wein.“

„Ja, beeile dich mal, du unfähige Schildkröte.“

„Jawohl,“ salutierte der Angesprochene sofort.

Mit einem herablassenden Wink wurde er entlassen.

Wolfram sah nochmal kurz zu Yuri, oder vielleicht auch etwas länger, immerhin war er ja der neue König. Dann wandte er sich dem Wälzer auf seinen Beinen zu.

„Hochzeitsanzüge für Herren“ stand auf dem Einband.

„Oh Mutter“, stöhnte Wolfram, blätterte dann aber doch in dem Buch. Man konnte ja nicht wissen, was so alles auf einen zukam. Gute Vorbereitung war das A und O für jeden Soldaten. Der in den Krieg zog. Oder in die Ehe.



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