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Die Sonne von Shin Mazako

von

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Ohne Hoffnung

„Yuri“, brüllte Wolfram von Bielefeld los.

Auch als er ihn am Kragen packte und ordentlich durchschüttelte, passierte nichts. Das war ja nicht auszuhalten mit diesem König. Ständig war etwas mit ihm. Wolfram rannte auf den Gang und sprang vor die nächstbeste Wache, der er begegnete.

„Los, hol Gisela. Der König ist ohnmächtig.“

„Oh, aber ich muss im Auftrag eurer werten Frau Mutter Blumen schneiden.“

Wolfram traute seinen Ohren nicht. War es möglich, das der Mann da nicht wusste, wen er vor sich hatte? Nein, das konnte nicht sein. Es war ein Soldat, also musste er ihn auch kennen. Nicht zu vergessen, er hatte Wolframs Mutter erwähnt. Offensichtlich war es ein Verrückter oder einfach ein Lebensmüder.

„DER KÖNIG IST OHNE BEWUSSTSEIN UND ICH BRAUCHE KEINEN DER ES WAGT MIR WIEDERWORTE ZU GEBEN. Hol Gisela. SOFORT.“

Der gestandene Soldat, der zitternd immer kleiner geworden war, stotterte:“J-Jawohl.“

Wolfram eilte ins Zimmer zurück und kniete sich neben Yuri nieder. Er nahm seine Hand, die sich so heiß anfühlte wie seine eigene. War Yuri etwa auch ein Feuerdämon? Nein, er war König und an kein Element gebunden. „Yuri, wach auf!“
 

„Jetzt müssen wir warten“, sagte Murata bestimmt.

„Je länger wir warten, desto mehr geht zugrunde“, entgegnete ihm Shinou.

„Es bringt dir aber auch nichts, oder uns allen nichts, wenn du die Siegel alle gleichzeitig löst.“

Murata sah Shinou ernst und wütend in die Augen. „Die beiden Seelen die du in einer gefangen hast, würden sich nur gegenseitig zerstören.“

„Warum sollten sie das tun? Du lässt dich von deinen persönlichen Gefühlen leiten, Daikenja.“

„Weil es Gegensätze sind und weil sie nicht anders können.“

Shinou holte tief Luft. Auch wenn er schon vor 4000 Jahren gestorben war, brauchte er sie zum reden. „Ich dachte du hättest verstanden. Wir müssen das Risiko eben eingehen. Sonst ist alles verloren. Und – das Licht war schließlich einverstanden.“

„Natürlich war sie das. Was sollte die Sonne sonst sein, außer einverstanden? Aber bestimmt hat Julia nicht gedacht, das du so dumm sein könntest, und alle Siegel gleichzeitig lösen würdest.“

Murata schloss die Augen. Er musste sich beruhigen. Sachlich argumentieren.

Er riss sich zusammen, und sah fest in die blauen Augen, die von ihrer eigenen Überzeugung nichts eingebüßt hatten. „Sieh mal“, Murata hatte den Tonfall angenommen, mit dem ein Erwachsener einem Kind etwas erklären möchte. „Es ist doch das gleiche Prinzip, wie wenn du eine Katze zusammen mit einer Maus in einer Kiste einsperrst, und eine Wand dazwischen stellst. Entfernst du die Wand, frisst die Katze die Maus. Lässt du erst mal den Geruch durch, gewöhnen sich beide daran. Dann tauscht du die Wand gegen Glas, damit sie einander sehen. Am Ende kannst du das Glas entfernen.“ Aber das ändert auch nichts daran, das die Katze die Maus dennoch frisst, dachte Murata.

Shinou dachte nach. „Du hast wahrscheinlich recht. Also gut. Soll er sich seiner eigenen Dunkelheit stellen, oder seinem Licht, und sich daran gewöhnen.“

Murata atmete auf. Es spielte keine Rolle, wer von beiden die Oberhand gewann. Aber das eine der beiden noch schlafenden Kräfte stärker sein würde als die andere, war für Murata absolut sicher. Ob Licht oder Dunkelheit, solange eine existierte und von der anderen wenigstens ein kleiner Punkt übrig blieb, war alles in Ordnung. Dann konnte es irgendwann wieder neue Planeten geben und Leben. Aber für jetzt und für diese Welt gab es keine Hoffnung.
 

Die eingeschüchterte Wache lief kreuz und quer durch das Schloss auf der Suche nach der Heilerin. Wo konnte Gisela nur sein, um Shinous Willen. Er durfte auf keinen Fall ohne sie zurückkommen, sonst würde nur noch Asche von ihm übrigbleiben. Abgehetzt kam er zur Küche.

„Gisela, schnell, ist sie hier?“ keuchte er völlig außer Atem.

Konrad saß mit einer Tasse Tee bei den Dienstmädchen. „Was ist denn los?“ In Gedanken ging er schon einige Möglichkeiten durch. Anissiana vielleicht? Wollte sie ein Opfer für ihre Experimente? Aber dann hätte er eher nach Gwendal gerufen.

„Seine Majestät ist krank. Graf Wolfram schickt mich.“

„Ah, Wolfram, verstehe.“ Gelassen nahm er wieder einen Schluck, während der Soldat die Dienstmädchen ansah. Die zuckten aber nur bedauernd mit den Schultern.

„Nur keine Sorge.“ Konrad stellte die Tasse ab und stand auf. „Wolfram übertreibt. Der König hat eine schwere Reise und die Verwandlung in den Dämonenkönig hinter sich. Es ist nicht überraschend, das er sich unwohl fühlt.“

„Er ist ohne Bewusstsein.“

Konrad runzelte die Stirn. „Vielleicht sollte ich mir das doch mal ansehen. Du ruhst dich hier aus, Sangria wird dir einen Tee zubereiten. Doria.“

„Ja?“

„Du suchst nach Gisela. Schick sie dann zu uns.“

„Jawohl, Graf Konrad.“



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