Zum Inhalt der Seite

Wolfsgeheul

Zoro x Sanji
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Rudel

Es war Winter. Das Land war von einer feinen Schneeschicht überdeckt. Trotz der Sonne, die vom wolkenlosen Himmel auf die Erde hinab schien, war es doch ziemlich kalt. Kalt genug um den Eindruck entstehen zu lassen, dass es in weiterer Umgebung kein bisschen Leben mehr gab. Doch eben genau dies war auf einer Anhöhe am Rande des Waldes nicht der Fall. Von diesem Hügel aus hatte man einen guten Blick auf die angrenzende Grasebene. An diesem Tag jedoch konnte man dort nur eine weiße Fläche, die hin und wieder mal von einem kahlen, mit Schnee bedeckten Strauch unterbrochen wurde, sehen. Auf jenem Hügel aber gab es Bewegung, ein Zeichen von Leben in dieser sonst so öden und kahl wirkenden Landschaft.
 

Um genauer zu sein war es ein Rudel, ein recht kleines Rudel. Bestehend aus fünf leicht mager wirkenden Wölfen. Einer von ihnen, und gleichzeitig auch der größte, lag auf der Anhöhe und blickte auf die Ebene unter sich, schien nach etwas Ausschau zu halten. Sein schwarz-weißes Fell wehte leicht in dem schwachen Wind. Weiter unten am Hang tollte ein weiterer Wolf ausgelassen mit einem kleineren. Vermutlich ein Jungtier vom letzten Jahr. Der kleinere hatte rötlich-weißes Fell, sein Spielgefährte braun-schwarzes Fell. Ein viertes Tier mit bläulich-weißem Fell lief unruhig an den kleineren Bäumen am Waldrand entlang und schaute immer wieder zu dem großen Wolf auf der Anhöhe.
 

„Vivi, was hast du denn?“ Der fünfte Wolf trat nun zwischen zwei Bäumen hervor und schaute mit leicht genervtem Blick auf die bläuliche Wölfin. „Dein ganzes hin und her Gelaufe macht mich noch ganz wirr.“ Er hatte gelblich-weißes Fell und fiel besonders durch seine Beine auf, die vollkommen schwarz waren, ebenso wie die Spitzen seiner Ohren. Es war ein ziemlich schmächtiges Tier, doch ein Junges war er nicht mehr. „Tut mir Leid.“ Die Wölfin setzte sich unruhig hin und sah dann zu dem schmächtigen Wolf auf. „Ich frage mich nur, wann wir endlich wieder auf die Jagd gehen. Ich mache mir ein wenig Sorgen um Nami.“ Bei den letzten Worten drehte sie ihren Kopf leicht, um mit einem kurzen Blick auf das rötliche Tier ihre Worte zu unterstützen. „Vivi...“, nun setzte sich auch der gelbliche Wolf hin, wobei er aber den Blickkontakt mit dem Weibchen zu meiden versuchte. Er war hungrig und hatte keine Lust erneut Ärger mit Ruffy zu bekommen.
 

„Nami ist nun schon fast ein Jahr alt, sie wird das schon überleben“, sprach er schließlich weiter und blickte dann zu dem schwarzen Wolf, der auf der Anhöhe lag. „Ruffy wird schon nicht zulassen, dass ihr etwas passiert.“ Mit diesen Worten sprang er wieder auf, leckte Vivi kurz über die Lefze und lief dann zu den beiden spielenden Tieren. Früher hatte er immer versucht, sich an Vivi ranzumachen, doch da sie das Alphaweibchen ist, hatte das schon damals immer ordentlich Ärger gegeben. Doch nun hatte sie auch noch ein Junges. Seit Nami da war, reagierte Vivi auf ihn wesentlich gereizter, wenn er sie nervte, auch wenn es in seinen Augen doch nur nett gemeint war. Und von Ruffy brauchte er wohl gar nicht erst anzufangen...
 

Da tollte er doch lieber ein wenig mit Nami umher, auch wenn sie eigentlich der Grund dafür war. Aber er hatte ja von Anfang an gewusst, dass er keine Chance bei Vivi hatte und auch so konnte er mit der Kleinen gar nicht böse sein. Immerhin war es auch seine Aufgabe, sie zu beschützen, da wären solche Gefühle fehl am Platz gewesen. Während er noch auf die spielenden Wölfe zutrottete, riss sich Nami von dem bräunlichen Wolf los und sprang mit großen Sätzen auf den Neuankömmling zu. „Hey Sanji!“, rief der Zurückgelassene und folgte langsam Nami, die sich mittlerweile spielerisch in Sanjis Vorderlauf festgebissen hatte. Irgendwie tat die junge Wölfin dies verdammt gerne. „Sie scheint deine Beine zu mögen“, der Braune grinste ihn an, während er sich einen Sprung weit entfernt nieder ließ. „Ach sei ruhig, Lysop.“ Sanji knurrte ihn kurz an und brachte Nami dann mit einem kleinen Satz aus dem Gleichgewicht, so dass es ein Leichtes für ihn war, sie vollends umzuwerfen.
 

Nun lag die Wölfin unter ihm, doch es waren keinerlei Anzeichen von Angst oder Unterwerfung zu sehen. Nami war für ein Jungtier verdammt selbstbewusst, doch gerade das war es wohl, was Sanji an ihr gefiel. „Sie kannst du damit wohl nicht beeindrucken.“ Immer noch grinsend schaute Lysop Sanjis Versuchen zu, das Jungtier abzuschütteln. Dieses hatte mittlerweile wieder damit begonnen nach den Vorderbeinen des gelblichen Wolfes zu schnappen. „Dich will ich sehen“, erwiderte Sanji nur, brachte sich mit einem großen Satz vor der bissigen Nami in Sicherheit und grinste ebenfalls Lysop an. Nami kam derweilen wieder auf die Beine und schüttelte erst einmal den Schnee aus ihrem rötlichen Fell. „Sanji, ich hab Hunger“, beschwerte sie sich bei ihm, während auch sie sich hinsetzte.
 

„Sprich mit Ruffy, nicht mit mir.“ Bei diesen Worten legte er den Kopf in den Nacken, um einen kurzen Blick auf den Alphawolf zu erhaschen. „Ich könnte lediglich Mäuse mit dir jagen, aber so wie es aussieht, wäre das nicht gerade eine erfolgreiche Jagd.“ Es lag schon lange Schnee. Und auch wenn es nicht so aussah, lebte noch eine große Zahl anderer Tiere in diesem Wald, die alle darauf aus waren, etwas Essbares zwischen die Zähne zu bekommen. „Mir egal, Hauptsache jagen.“ Und schon stand sie wieder, vielleicht hätte Sanji sich etwas anders formulieren sollen. „Keine Angst, Sanji, ich werde ein gutes Wort bei Ruffy für dich einlegen“, mit einem Satz stand auch Lysop wieder und eilte bereits den Hang hinauf. Mit aufgestelltem Schweif folgte Nami ihm auf dem Schritt und zurück blieb ein überrumpelter Sanji. Na gut, vielleicht würden sie ja Glück haben und wirklich etwas erwischen. Und für die kleine Nami hätte er vermutlich alles getan, damit es ihr gut ging. Also folgte er den beiden zu Ruffy.
 

„Vater, ich geh mit Sanji jagen!“, rief Nami ehe Lysop auch nur zu Wort kommen konnte. Und sie fragte nicht, nein. Es war eine Aussage, die für die Wölfin schon längst feststand. Ruffy blieb liegen, musterte sein Junges kurz und meinte dann, „Pass aber auf, ich habe heute einen seltsamen Geruch in der Nase.“ Diese Aussage war vor allem an Sanji gerichtet und dieser wusste das auch. Er nickte kurz um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Nami dagegen schien dies völlig zu überhören, sie wollte nur noch jagen und lief auch sogleich in Richtung Wald. Sofort folgte Sanji ihr, damit er sie nicht aus den Augen verlor. Zwar war es im Schnee kein Schweres, sie wieder aufzufinden, doch er hatte keine sonderlich große Lust auf solche Jagden, und immerhin wollte er ja auf Nami aufpassen. Hinter sich konnte er nur noch Ruffy rufen hören, „Und bringt mir was mit!“, als sie bereits zwischen den Bäumen verschwanden. Vivi konnte dem ganzen nur wortlos zuschauen...

Der Eindringling

Obwohl die Bäume im Wald kahl waren, drang doch kaum das Licht bis auf den Boden. In dieser Jahreszeit war das Licht der Sonne nicht sehr stark und die Bäume bogen sich bereits leicht unter der schweren Last des Schnees. Nur hin und wieder fiel mal etwas der Last mit einem dumpfen Geräusch auf den stellenweise mit Schnee bedeckten Boden. Manchmal konnte man sogar mal einen Vogel zwitschern hören, doch sonst wirkte der Wald wie tot. Durch die leichte Schneeschicht auf dem Boden allerdings zog sich eine feine Spur Pfotenabdrücke. Sie stammte von einem einzelnen, größeren Tier, das in diesem Wald nach etwas Beute suchte. Es war ein kräftiger Wolf, der bis auf seine schwarzen Ohren und Hinterläufe, wie auch einem grünlichen Streifen, welcher sich von seiner Nasenspitze bis zur Schwanzspitze zog, vollkommen weiß war. Er war ein Einzelgänger. Und er wusste ziemlich genau, dass er sich hier in einem fremden Revier befand, doch das war ihm egal. Würde er um Erlaubnis fragen, in diesem Gebiet jagen zu dürfen, welches Rudel würde ihm das in diesen Zeiten schon gewähren?
 

Er hatte bereits einige Kämpfe hinter sich, nicht nur mit Wölfen. Besonders deutlich zeigte dies eine große Narbe, die quer über seine Brust verlief. Und wenn es nötig war, dann kämpfte er auch, er war nicht gerade ein schwaches Tier, auch wenn er gegen ein Rudel wohl kaum ankam. Für gewöhnlich respektierte er die Gebiete anderer Wölfe, doch in Zeiten, in denen er selbst so sehr hungerte, konnte er keine Rücksicht auf so etwas nehmen. Er selbst hatte sein Rudel bereits vor langer Zeit verlassen. Ein solches Leben war nichts für ihn. Auch eine Partnerin wollte er nicht an seiner Seite, er war wohl einfach der typische Einzelgänger und würde es vermutlich auch für den Rest seines Daseins bleiben.
 

Plötzlich hörte er ein lautes Geräusch verdammt nah an seiner linken Flanke. Aufgeschreckt sprang er zur Seite und drehte sich noch im Sprung leicht, um genau in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, schauen zu können. Der Wolf schnaubte verächtlich, als er sah, dass er sich lediglich vor einem herabfallenden Schneeklumpen erschreckt hatte. Trotzdem streckte er seine Schnauze nun in die Luft, um kurz zu wittern, sicher war sicher. Die eisige Luft durchströmte schmerzhaft seine Lungen, als er so tief einatmete und doch... Er ließ seine Nase zum Waldboden sinken und schnüffelte kurz, hatte er hier etwa gerade die Witterung einer Maus aufgenommen? Sie war zwar nicht mehr sonderlich frisch, doch sie war da. Und so machte er sich daran dieser zu folgen. Immerhin wollte er auch mal wieder etwas Fressbares in seinen Magen bekommen, das nicht schon eine Weile tot war.
 

Mit der Schnauze dicht am Boden folgte der kräftige Wolf der Spur, die langsam, aber sicher immer stärker wurde. Gerade als er sah, wie sich in etwas Entfernung der Schnee leicht bewegte und somit anzeigte, dass sich darunter höchstwahrscheinlich ein Tier befand, hörte er eine erschreckten Aufschrei. Mit einem Satz hatte er sich zu dem Geräusch umgedreht. Völlig angespannt stand er einem anderen Wolf gegenüber. Es war ein rötliches und anscheinend auch ein etwas jüngeres Tier. Er wusste nicht so recht was er nun tun sollte. Wenn es alleine war, hatte er noch ganz gute Chancen einen Kampf zu gewinnen, doch irgendwie zweifelte er daran. Was ihm im Augenblick aber am meisten beschäftigte war, warum er das nicht mitbekommen hatte. War er etwa so sehr auf seine Fährte konzentriert gewesen? „Wer bist du und was hast du hier zu suchen?“ Es war ein Weibchen und es schaute ihn nicht gerade freundlich an. Für ein Jungtier fand er dies recht beeindruckend, auch wenn man ihr ansah, dass sie etwas verunsichert war.
 

„Nami? Mit wem redest du da?“ Sogleich erschien noch ein zweiter Wolf. Doch als der Eindringling diesen zu Gesicht bekam, konnte er seine Zähne nur zu einem Grinsen blecken. „Wenn dieses Rudel nur aus solchen Tieren besteht, dann werde ich ein leichtes Spiel haben.“ Dies sagte er eher zu sich selbst, aber dennoch laut. Das gelbliche Tier, welches als letztes angekommen war, schaute den Fremden einen Moment verwirrt an, und sprang dann knurrend und mit steif abgestrecktem Schweif vor die junge Wölfin. „Was willst du hier? Das ist unser Revier.“ Der grünliche Wolf schaute sein Gegenüber völlig unbeeindruckt an. „Ich jage lediglich“, erwiderte er ruhig und schaute zu der Stelle, an der er eben noch eine Maus ausmachen hatte können, es war alles still. „Wir haben selbst genug Hunger, da können wir nicht noch einen Streuner mit durchfüttern“, mischte sich Nami mit einem leisen Knurren ein. Sanji dagegen schaute mit unbewegter Miene den Anderen an. Seine Gesichtszüge hatten sich wieder entspannt, nur sein Schweif stand noch leicht ab.
 

Der Eindringling konnte beobachten, wie diese Nami mit ihrer Schnauze dem anderen Wolf ans Hinterbein stubbste. „Sanji! Sag doch auch was.“ Nachdem Nami eben schon etwas gesagt hatte, war es verdächtig ruhig geworden. Er selbst würde nicht allzu viel von sich geben und dieser Sanji schien auch irgendwas zu haben. Er würde also einfach nur abwarten und schauen was passierte. Solange nicht noch mehr Wölfe auftauchten käme er auch nicht in sonderlich große Schwierigkeiten. „Verschwinde aus unserem Revier.“ Vielleicht war er zu hungrig zum Kämpfen, hatte eingesehen dass er eh keine Chance gegen diesen kräftigen Wolf hatte, oder es war einfach etwas anderes. Ihm selbst konnte das ja aber auch egal sein. „Und wenn ich nicht will?“ Herausfordernd schaute er diesen Sanji an. Eigentlich sollte er ja dankbar sein, dass man ihn so ohne weiteres gehen ließ, aber irgendwie wollte er sich damit nicht zufrieden geben.
 

„Dann wird es wohl oder übel zu einem Kampf kommen“, erwiderte Sanji nur kühl und schaute seinem Gegenüber dabei direkt in die Augen. Dieser blickte überrascht zurück und warf dann, als er nach einigen Sekunden den Blickkontakt unterbrach, seinen Kopf in den Nacken. In den Augen dieses schmächtigen Wolfes loderte mehr Kraft als er erwartet hätte. „Heute habt ihr noch mal Glück gehabt.“ Mit diesen Worten schaute er beide noch einmal an, wobei sein Blick einige Augenblicke länger an Sanji hängen blieb. Dann trabte er mit erhobenem Schweif langsam davon, wobei er aber seitlich von den beiden Wölfen lief, so dass er sie möglichst lange im Auge behalten konnte. Hinter sich konnte er noch die Stimme der kleinen Wölfin hören, wobei ein kurzes Grinsen über seine Lefzen huschte.

„Was soll das denn Sanji? Warum lässt du den einfach so gehen...?“ So schien das noch ein Weilchen zu gehen, bis der grünliche Wolf weit genug weg war, um die Beiden nicht mehr hören zu können. Nun war er hungrig und hatte die Gewissheit, dass dieses Rudel wusste, dass er sich auf ihrem Gebiet befand. Hier und heute würde er wohl keinen vollen Magen bekommen...

Die Heimkehr

„Was soll das denn Sanji? Warum lässt du den einfach so gehen? Der jagt uns Beute weg, die wir selbst brauchen und du machst nichts, das ist doch...“ Nami unterbrach sich selbst, als Sanji sich plötzlich zu ihr umdrehte und leise knurrte. „Nami... Was sind denn schon so ein paar Mäuse? Es sind harte Zeiten und er als Einzelgänger hat es da noch schwieriger.“ Nami warf ihm einen komischen Blick zu, der ihm signalisierte, dass sie es nicht verstand – oder verstehen wollte. „Natürlich gibt das anderen nicht das Recht einfach hier so zu jagen, aber... Später... Später wirst du das vielleicht mal verstehen.“ Sie zog missmutig eine Augenbraue hoch, ihre braunen Augen schienen Sanji förmlich zu durchbohren. „Er sah ziemlich kräftig aus“, setzte Sanji neu an, „Ich bin mir nicht sicher, ob ich einem solchen Gegner überlegen wäre. Und was bringe ich dir denn noch, wenn ich schwer verletzt oder tot am Boden liege? Ich will dich doch beschützen.“ Sanjis Stimme schien etwas traurig, also trat Nami einfach an seine Seite, schleckte ihm kurz über die Lefze und schaute ihn dann aufmunternd an.
 

„Ist schon in Ordnung. Jetzt lass uns aber endlich ein wenig jagen“, sie war nur halb so munter wie sie in diesem Augenblick wirkte, Sanji spürte das. Doch spätestens wenn sie eine Fährte aufnahm, würde sich ihre Laune wieder ändern, da war er sich sicher. Also trabten sie los, in die entgegengesetzte Richtung in der der Eindringling verschwunden war. Eine Weile folgten sie den Spuren, die dieser Wolf hinterlassen hatte. Sanji viel dabei auf, dass dieser erstaunlich große Pfoten hatte, selbst Ruffys waren noch etwas zierlicher. Für einen Augenblick fragte er sich, ob dieser Wolf nun wirklich ihr Revier verlassen würde, irgendwie zweifelte er daran. Auf jeden Fall musste er Ruffy diesen Vorfall nachher melden. Auch wenn der Andere ebenfalls hungrig war, so konnte er nicht zulassen, dass er ihnen einfach ihre Beute wegjagte. Das Rudel war nun mal wichtiger, als irgend so ein Streuner. Als Nami mit einem Mal stehen blieb und sich anspannte, wurde Sanji aus seinen Gedanken gerissen und schaute auf die rötliche Wölfin. Sie hatte also eine Spur aufgenommen...
 

Die Sonne stand bereits ziemlich weit unten am Horizont, als Sanji und Nami endlich wieder zurückkehrten. Die Wölfin schien bester Laune zu sein, und Sanji schaute einfach nur zufrieden drein. Solange bis er Ruffy erblickte, zudem er auch sogleich schlenderte. Währenddessen ging Nami zu Vivi um von ihrer Jagd zu berichten, auch Lysop gesellte sich mit der erstaunten Frage „Du hast wirklich was gefangen?“ dazu. „Wie Sanji, kein Fressen?“, enttäuscht blickte der Alphawolf den Neuankömmling an. „Und ich hatte mich schon so gefreut“, er ließ die Ohren hängen und schien zu schmollen. Manchmal fragte sich Sanji, wie so einer nur ein Leitwolf werden konnte. „Ruffy, wir haben unterwegs einen anderen Wolf getroffen“, nun horchte der Angesprochene auf und musterte Sanji ernst. „Du hast ihn sicher verjagt? Dann kommt er auch nicht mehr.“ Ruffy wirkte zuversichtlich und Sanji konnte nur nicken, so war Ruffy nun einmal. Solange das Rudel nicht in Gefahr war, sah er keinen Grund darin, andere anzugreifen. „Und Ruffy? Wir sollten die Tage auf Jagd gehen, etwas Fressbares würde uns allen mal gut tun.“ „Hmm, etwas Fressbares klingt gut. Mal schaun“, er bleckte die Zähne und grinste so Sanji an.
 

'Mal schaun'. Ruffy war schon komisch. Auf der einen Seite war er total verfressen, auf der anderen Seite aber zögerte er eine Jagd immer weiter raus. Aber mittlerweile kannte er Ruffy gut genug um zu wissen, dass auf seine Instinkte Verlass war, vielleicht hatte er noch keine gute Witterung aufgenommen. Dies würde Sanji allerdings nicht daran hindern, morgen auf Kleintierjagd zu gehen und dann mal etwas mehr als nur eine abgemagerte Maus zu fangen. „Hey Sanji“, wurde er aus seinen Vorbereitungen gerissen, „Über was grübelst du denn nach?“ Vor ihm stand Lysop, der ihn freudig ansah. „Kommst du morgen mit?“, stellte Sanji nur die Gegenfrage. Lysop war zwar nicht gerade der stärkste oder mutigste, doch dafür sehr geschickt was die Jagd, besonders wenn sie im Schnee stattfand, betraf. „Ja klar, was denkst du denn?“ Der braune Wolf schien sich ja riesig über dieses Angebot zu freuen, aber Sanji konnte das nur recht sein. Er hatte keine große Lust darauf, alleine jagen zu gehen, besonders nicht wenn noch so ein seltsamer Wolf im Wald rumlief, der nicht gerade schwach zu sein schien.
 

Lysop war da vielleicht nicht die optimale Begleitung, aber besser als gar nichts. „Sei vor Sonnenaufgang dann da“, sagte er noch, ehe er sich zu Nami und Vivi gesellte, die sich bereits vor dem kleinen Höhleneingang niedergelassen hatten. Diese Höhle wurde nur für die Jungen genutzt, deren Zahl nächstes Jahr hoffentlich größer ausfallen würde, und war schon für Vivi alleine viel zu klein. Auch Ruffy erhob sich langsam, streckte sich kurz und kam dann ebenfalls zu dem Rest seines Rudels. Schließlich rollten sich alle ein, dicht an dicht. So war man zumindest etwas gegen die Kälte der Nacht geschützt. Sanji hoffte nur, dass es nicht wieder schneien würde. Er hasste es, unter eine Schicht aus Schnee aufzuwachen, generell konnte es mal wieder wärmer werden. Dieser Platz war zwar einigermaßen geschützt, sonderlich angenehm waren diese Temperaturen trotzdem nicht. Nachdem man sich noch ein wenig geputzt hatte, dösten die Wölfe schließlich langsam ein.

Hasenjagd

Es war eine kalte Nacht, wie es die Nächte in letzter Zeit nur noch waren. Als Sanji aufwachte, war es noch dunkel, doch am Horizont war bereits ein zartes Rot zu sehen, das den baldigen Sonnenaufgang ankündigte. Erst einmal streckte er sich, nachdem er sich etwas vom Rest des Rudels entfernt hatte, um dieses nicht zu wecken, ausgiebig, um die Kälte aus seinen Knochen zu vertreiben. Er schaute zum sternenklaren Himmel hinauf und bemerkte bereits kurze Zeit später, wie sich eine weitere Gestalt aus den schlafenden Wölfen am Boden erhob. Aufgrund der Büsche, die um dieses Stück Wiese wuchsen, war ihr Schlafplatz gut vor Wind geschützt. Ausnahme war die Seite, die in Richtung der Anhöhe offen war. Doch von dort wehte nur selten Wind. Diesen konnte Sanji nun nur durch die Kronen der Bäume rauschen hören. Schließlich streckte er noch einmal seine schwarzen Vorderläufe und lief dann in den Wald hinein, wissend, dass Lysop sich direkt hinter ihm befand.
 

Als sie sich schließlich etwas von dem Lager entfernt hatten, begann jener auch schon zu sprechen. „Sanji, wo gehen wir hin?“ Ohne stehen zu bleiben antwortete der Angesprochene, „Dahin, wo deine Nase uns hinführt.“ Bei diesen Worten blieb Sanji schließlich doch stehen und grinste mit gebleckten Zähnen Lysop an. Im Schatten der Bäume konnte dieser das vermutlich nicht sehen, da er noch etwas entfernt von Sanji stand. Darauf antwortete Lysop nichts mehr, senkte nur seine Schnauze zum kalten Boden, um eine mögliche Spur aufzunehmen. Er war noch nicht richtig wach und die Kälte hatte seinen Körper noch nicht vollkommen verlassen. Schließlich setzte er sich in Bewegung, Sanji folgte ihm nur wortlos, hin und wieder mal in der Luft schnuppernd. Er versuchte nicht nur die Fährte von Beute, sondern auch von dem Eindringling aufzunehmen, wobei er allerdings hoffte, dass dieser sich nicht mehr in diesem Gebiet befand.
 

So liefen sie lange, die Sonne hatte ihren Weg über den Horizont bereits fortgesetzt und würde in einigen Stunden bereits ihren höchsten Stand erreichen. Ihre Körper waren nun gut erwärmt, doch müde waren sie noch lange nicht. Wenn es sein musste, konnten sie den ganzen Tag so laufen, nur der Hunger machte ihnen zu schaffen, schwächte sie. Mit einem Mal blieb Lysop stehen, schnupperte wild am Boden und schaute dann auf. „Ein Hase“, freudig horcht Sanji auf, bis er den seltsamen Ausdruck in Lysops Gesicht sah. „Was ist?“, Sanji hatte bereits eine dunkle Vorahnung. Irgendjemand scheint hier noch gewesen zu sein. Dies bestätigte seine Vorahnungen nur. Zwar waren sie sehr weit gelaufen, aber das konnten auch andere. Obwohl sie eigentlich in eine andere Richtung gelaufen waren, als der Fremde gestern abgezogen war. Nun aber senkte Sanji selbst seine Nase zu Boden, um ebenfalls die Fährte aufzunehmen. Eindeutig! Diesen Geruch würde er vermutlich nicht mehr so schnell vergessen. Doch die Spur war schon etwas älter, vermutlich war er von hier aus tiefer in ihr Gebiet vorgedrungen. Der Hasengeruch war wesentlich frischer.
 

„Keine Sorge, der ist schon lange weg“, versuchte er Lysop zu beruhigen, auch wenn er selbst an seinen Worten zweifelte. „Du hast eine frische Fährte gefunden, so etwas sollte uns nun wirklich nicht davon abhalten.“ Mit einem kurzen Schwanzwedeln versuchte er den Anderen aufzumuntern. „Aber... sollten wir das nicht Ruffy mitteilen?“ „Hab ich bereits. Gestern haben wir diesen Spur bereits schon aufgenommen.“ Nun ja, gewissermaßen stimmte dies. Dass sie den Eindringling auch getroffen hatte, damit musste er Lysop ja nicht auch noch unbedingt belasten. „Echt? Davon hatte Nami gar nichts erzählt.“ Immer noch war Lysops Blick sehr besorgt, doch dann, als Sanji nur aufgesetzt lächelte, nahm er die Spur wieder auf. Dieser folgten sie nun eine Weile, bis sie schließlich an einem dichteren Gestrüpp ankamen. Sanji hob leicht seinen Schweif und schaute zu Lysop. Sein Blick schien zu sagen, 'Du rechts, ich links', und schon teilten sie sich auf. Schon streifte Sanji an der linken Seite des Gestrüpps vorbei, seine Muskeln angespannt, bereit, jeden Augenblick zu reagieren. Auf jedes Geräusch achtend und auch seine Nase war nicht untätig. Lysop tat dasselbe auf der anderen Seite.
 

Plötzlich hörte er ein lautes Rascheln neben sich und rannte los, weiter an den dichten Sträuchern entlang und rief „Lysop!“ Er wusste, dass dieser nun die Jagd aufgenommen hatte, und versuchte so schnell wie möglich zu seinem Jagdpartner zu gelangen. Als er dann plötzlichen ein Aufjaulen hörte, welches eindeutig nicht von der Freude über Beute stammt, breitete sich leichte Panik in Sanji aus. Hier war das Gestrüpp bereits niedriger, so dass er nun einfach über dieses hinweg sprang. Dabei fügte er sich ein paar Kratzer an den Flanken zu und blieb mit seinem linken Hinterfuß an einem Dornenzweig hängen, doch nun war er auf der andern Seite und konnte schnellstmöglich zu Lysop gelangen. Er lief in die Richtung, aus der er eben noch das Jaulen gehört hatte, und vernahm schon nach kurzem ein tiefes, aber unsicheres Knurren. „Lysop, was ist los?“ Mit diesen Worten sprang er über einen Baumstamm hinweg an die Seite des braunen Wolfes und stand einem großen, weißen Wolf gegenüber. Dieser grüne Streifen war einfach unverkennbar. „Du schon wieder?“, knurrte Sanji den Fremden nun an. Sein Knurren war nicht so unsicher wie das Lysops. Er bemerkte, wie Lysop kurz stockte, „Du... du kennst den?“, dabei spürte er kurz den Blick des anderen auf sich ruhen, der sich sogleich aber wieder auf den Fremden richtete. Sanji ging nicht weiter darauf ein, sondern knurrte den großen Wolf vor sich noch etwas lauter an.
 

„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst verschwinden?“ Dabei trat er einen kleinen Schritt nach vorne, stand so etwas näher an ihm als Lysop. Trotz seiner schmächtigen Figur vermittelte dies einen recht bedrohlichen Eindruck, oder eher würde es. Der Eindringling stand einfach völlig unbeeindruckt vor ihm und schaute ihn ohne irgendeine Regung an. „Hätte ich ja gern gemacht, aber...“, zwar schien der Fremde völlig gelassen und sprach auch so, doch an seinen Muskeln, die durch den abgemagerten Körper deutlich sichtbar waren, konnte man sehen, wie angespannt er wirklich war. Vielleicht war er bei zwei ausgewachsenen Tieren, so schwächlich sie auch rüberkamen, einfach nur vorsichtig. „Aber?“, knurrte nun Lysop deutlich aufgeregt. „Hab mich verlaufen“, kam nur die trockene Antwort. „Verarsch mich nicht!“ Sanji konnte sich nur mit Beherrschung zurückhalten. Verlaufen? Was war das denn für eine Ausrede? „Tu ich nicht.“ Die völlig gelassene Stimme des Wolfes brachte Sanji nun dazu, nicht weiter nachzudenken. Mit einem großen Satz war er bei dem weißen Tier und versuchte dieses anzugreifen. Doch als er gerade zubeißen wollte, war schon keiner mehr da und er hörte nur noch das erschrockene Aufschreien Lysops. Das nächste, was er spürte, war ein stechender Schmerz in seinem Nacken und alles um ihn wurde für einen kurzen Augenblick schwarz.
 

Er hörte ein Rascheln, das sich immer weiter entfernte, und öffnete schlagartig die Augen. Lysop! Mit einem Ruck sprang er auf und empfand erst einmal ein starkes Schwindelgefühl. Auf dem Boden unter sich sah er Blut, es war nicht viel, doch alleine die Tatsache, dass er blutete, das hätte nicht passieren dürfen. Warum war er nur so ausgerastet, hatte sich so reizen lassen? Das war doch sonst nicht seine Art. Doch nun musste er sich erst einmal um Lysop kümmern. Er lief los, anfangs noch schwankend, dann immer sicherer. Der Geruch der beiden anderen Wölfe hing noch in der Luft, in seiner Nase, er musste ihm einfach nur folgen. Während des Laufens merkte er, dass er nur mit Mühe seinen linken Hinterlauf aufsetzen konnte, war das auch dieser Wolf gewesen? Nein, das war etwas anderes. Er erinnerte sich an dieses blöde Gestrüpp, sollte es etwa wirklich nur deswegen sein? Er versuchte, die Schmerzen zu unterdrücken, rannte weiter. Er musste Lysop finden, das hier war allein auf seinem Mist gewachsen. Vor sich konnte er bereits Kampfgeräusche hören. Als Sanji versuchte noch etwas schneller zu laufen, spürte er, wie sich etwas Warmes in seinem Nacken ausbreitete. Blutete er etwa doch stärker als gedacht?
 

Als er bei den Kämpfenden ankam, konnte er einen Bach hören, er musste so reißend sein, dass er nicht vollkommen eingefroren war. Zwar konnte er ihn nicht sehen, doch er musste sich hinter dem Abhang, der verdammt nah bei den Kämpfenden lag, befinden. Lysop lag gerade am Boden, über ihm der kräftige Wolf, der in zwar drohend anknurrte und am Boden hielt, doch sonst nichts weiter tat. Trotzdem konnte Sanji das Bild nicht weiter ertragen. „Hör auf! Ich bin dein Gegner, er hat nichts damit zu tun.“ Ihm war klar, dass er selbst eine genau so geringe Chance wie der braune Wolf hatte, doch er hatte diesen Kampf angefangen, er würde ihn auch beenden. Er konnte nicht zulassen, dass dieser Fremde einfach so durch ihr Revier streunte und eine Gefahr für das ganze Rudel bildete, auch wenn er dabei einiges aufs Spiel setzte. Erstaunlicherweise ließ der Wolf nun wirklich von seinem Freund ab und wandte sich Sanji zu. „Willst du wirklich einen Kampf haben?“ In seinem Knurren lag etwas bedrohliches, so dass sich Sanjis Nackenhaare unweigerlich aufrichteten. Trotzdem legte er als Antwort seine Ohren nur flach an den Kopf und knurrte leise. Der andere bleckte seine Zähne zu einem Grinsen und sagte dann, „Na gut... Sanji.“ Bei seinem Namen zuckte der Angesprochene kaum merklich zusammen.
 

„Und wie heißt du?“ Über seine Frage wunderte sich Sanji selbst noch am meisten. Er war doch sonst nicht so neugierig. War es nicht egal, wie dieser Wolf hieß? Das Einzige, worauf es nun ankam, war sich zu konzentrieren, damit er diesen Kampf auch gewinnen konnte und nicht, solch eine dämliche Frage zu stellen. Sein Gegenüber hatte noch einen Moment die Zähne gebleckt, ehe er kühl antwortete. „Zoro“ Mit diesem Wort sprang er bereits auf Sanji zu, um diesen zu Boden zu schmeißen. Der völlig überrumpelte Sanji hörte nur noch Lysop seinen Namen schreien, als er bereits den kalten Boden hart seine Schulter treffen spürte. Schnell kam er wieder auf die Beine, sprang zur Seite, ehe dieser Zoro ihm noch mehr Verletzungen zufügen konnte. Nun stand er ihm gegenüber, sein linker Hinterlauf immer noch angeschlagen und auch seine Schulter schmerzte nun heftig. Zudem seine Wunde am Nacken, die zwar nicht mehr allzu heftig zu bluten schien, doch trotzdem an seinem Kräften zehrte. Dies war ja einer super Einstieg in einen Kampf...

Der Aufbruch

Mit einer flinken Bewegung wich Sanji den Zähnen Zoros aus, die nun nur knapp neben seinem Ohr zusammen schnappten. Allerdings knickte der gelbliche Wolf nun leicht ein, da seine verwundete Schulter der Belastung des Ausweichmanövers nicht ganz standhalten konnte. Diese kleine Schwäche nutzte Zoro sofort aus, um Sanji erneut zu Boden zu werfen, sich über ihm zu platzieren und knurrend auf seinen Gegner hinab zu schauen. „Du hättest mich ja einfach in Ruhe ziehen lassen können.“ Dies klang mehr wie ein Vorwurf als eine Drohung. „Das habe... ich gestern bereits getan...“ Sanji presste die Worte keuchend heraus, da er nun auch noch die schwere Last Zoros auf seinen Rippen tragen musste. „Und ich habe mich verlaufen, das habe ich doch bereits gesagt.“ Nun schien sich dieser Zoro wirklich aufzuregen, was ihn selbst allerdings genauso verwirrte, wie den unter sich liegenden Sanji. Hatte er dies etwa wirklich ernst gemeint? Sanji wusste nicht, ob er lachen oder sich aus dem Griff seines Gegners befreien sollte.
 

Doch diese Entscheidung wurde ihm abgenommen, als er bereits im nächsten Augenblick das Heulen Ruffys hören konnte, das alle zusammenrufen sollte. „Sanji“, hörte er erneut Lysop rufen, der gar nicht allzu weit entfernt von den beiden stand. Dies lenkte die Aufmerksamkeit Zoros für einen kurzen Moment auf diesen. Sanji zögerte nicht länger, nutzte den Augenblick, um sich geschickt zu befreien und stand nun dem etwas verblüfft dreinschauenden Zoro gegenüber. Dieser schnaubte nur verächtlich. „Da hast du aber Glück gehabt.“ Er schien gar nicht weiterkämpfen zu wollen. Schon war Lysop an Sanjis Seite. „Wir müssen los“, flüsterte er diesem zu und lief bereits weiter. „Ich will dich hier nicht noch mal sehen“, knurrte dieser Zoro nur zu und verschwand dann, kurz nach Lysop, wieder in dem dichteren Wald. Vielleicht hatte er ja wirklich Glück gehabt. Doch wenn er noch mal auf diesen Wolf treffen sollte, so würde es unweigerlich zu einem erneuten Kampf kommen.
 

Sie, Sanji und Lysop, hatten eine ziemlich weite Strecke, die sie nun zurücklegen mussten. Lysop hatte bereits, kurz nachdem sie losgelaufen waren, geheult, um so Ruffy zu verständigen. Da hatte er Sanji auch gefragt, ob alles okay sei, hatte sich kurz seine Wunde angeschaut. Sanji hatte nur gemeint, dass das wieder schnell verheilen würde, zumindest hatte seine Wunde am Hals aufgehört zu bluten. Lysop schien von der ganzen Aktion glücklicherweise so gut wie gar keine Verletzungen davon getragen zu haben. Wenn durch seinen Leichtsinn ein Mitglied seines Rudels verletzt worden wäre, das hätte sich Sanji nicht verzeihen können.

Nun aber liefen sie, so schnell der gelbliche Wolf das mit seinem verletzten Lauf und seiner Schulter eben konnte. Zwar versuchte er möglichst die Schmerzen zu ignorieren, doch besonders wenn Hindernisse im Weg waren, fiel ihm dies schwer. Es dauerte länger als sonst, bis sie schließlich auf der kleinen Lichtung eintrafen, von der sie heute Morgen aus zur Jagd aufgebrochen waren. Nun war die Sonne bereits kurz davor, wieder am Horizont zu verschwinden. Sie hatten keine Beute gemacht, dafür aber einige Verletzungen mitgebracht.
 

Das Erste, was er erblickte, war Vivi, die etwas unruhig auf der Lichtung umher schritt. In ihrer Nähe lag Nami, die ihr gelangweilt zuschaute. Das Nächste, was er sah, war Ruffy, der auf ihn zugelaufen kam. „Sanji, was ist passiert?“ Er konnte deutlich spüren, wie sein blutiges Fell gemustert wurde. „Nichts be-“ „Wir sind so einem fiesen Wolf begegnet, der uns angegriffen hat“, fiel Lysop ihm Augenblicklich ins Wort. Sofort konnte Sanji sehen, wie sich Ruffys Miene verfinsterte. Er hatte gewusst, dass der Wolf so reagieren würde, hatte es deshalb vermeiden wollen, auch wenn er nicht wusste warum. Immerhin war dieser Zoro ein Eindringling, und trotzdem. Trotzdem wollte er nicht, dass sich wer anderes in diese Angelegenheit einmischte. Vielleicht weil er den begonnenen Kampf mit Zoro alleine beenden wollte, vielleicht aber auch aus einem ganz anderem Grund. „Ist der etwa immer noch hier?“ riss Ruffy Sanji aus seinen Gedanken. Der gelbliche Wolf nickte darauf einfach nur.
 

„Ich hoffe doch du hast ihm genauso zugesetzt?“ „Dein Rufen hat den Kampf unterbrochen, Ruffy“, erwiderte Lysop, wofür Sanji ihn dankbar war. „Hmmm... Sollte der mir über den Weg laufen, dann werde ich mich schon um ihn kümmern, keiner greift einfach so Mitglieder meines Rudels an.“ Sanji wollte gerade ein paar Einwände hervorbringen, immerhin war das nicht 'einfach so' gewesen. Außerdem wollte er diesen Kampf selbst zu Ende bringen, ohne irgendwelche Hilfe, doch dazu kam er gar nicht erst. Neben Ruffy erschien Nami, die diesen ungeduldig anschaute, „Brechen wir nun endlich auf?“ Bei diesen Worten ließ sie ihren Blick auch kurz über Sanji streifen. Er konnte in ihm zwar Sorge erkennen, was ihn auch riesig freute, doch Nami schien die Jagd nun mal wichtiger zu sein, was unter diesen Umständen auch durchaus berechtigt war. „Okay“, sagte Ruffy nur an seine Tochter gewandt und blickte dann wieder in Sanjis Richtung. „Meinst du, dass du mitkommen kannst?“ Auf diese Frage nickte der gelbliche Wolf nur. Vielleicht war er im Augenblick nicht in bester Verfassung, doch er wollte das Rudel auf keinen Fall im Stich lassen. Nun trat auch Vivi zu ihnen, mit einem kritischen Blick auf den verletzten Wolf. „Bist du dir sicher?“ „Natürlich Vivi, mir geht's gut.“ sagte er, erfreut über die Sorge des Weibchens, fügte dann aber noch etwas leiser hinzu, „Nur mein Bein macht mir etwas zu schaffen.“
 

Schon hatte er die Wölfin hinter sich, spürte, wie sie seinen verwundeten Lauf betrachtete und dann kurz darüber schleckte. Auf einmal biss sie aber in das Bein. Sanji zuckte zusammen, blieb aber stehen und atmete erleichtert aus, als der Schmerz mit einem Mal etwas nachließ und Vivi erneut über die Wunde schleckte. „Das war ein Dorn gewesen, jetzt müsste es besser sein?“ Mit dieser besorgten Frage trat die bläuliche Wölfin an Ruffys Seite. „Ja, vielen Dank, Vivi.“ Es fühlte sich wirklich schon etwas besser an, auch wenn das Bein nun wieder blutete, die Wunde würde schon schnell wieder verheilen. „Na dann, kanns ja endlich losgehen.“ Die Freude war Ruffy deutlich anzusehen. „Ich habe heute Mittag einen Sprung Rehe ausgemacht, wenn wir Glück haben erwischen wir eines von denen.“ Zuversichtlich schaute er dabei die zwei Neuankömmlinge an, denen er nun erklärte, wie sie bei der Jagd vorgehen würden. Sanji wusste, dass dies eine längere Hetzjagd werden würde und auch, dass er mit seinem noch nicht auskurierten Bein da keine sonderlich große Hilfe sein würde. Trotzdem wollte er zumindest versuchen, seine Rudelmitglieder zu unterstützen. Als endlich alles geklärt war brach das kleine Rudel auf.
 

Sie liefen am Waldrand entlang, an der Spitze befand sich Ruffy. Er schien eine Spur zu haben, der er stetig folgte. Sanji bildete das Schlusslicht. Er hinkte immer noch leicht, doch zumindest schmerzte es nicht mehr ganz so sehr wie vorhin. Nach einer Weile bog Ruffy in den Wald ein und der Rest des Rudels folgte ihm. Die Sonne war nun bereits hinterm Horizont verschwunden. Nur noch wenige Strahlen von ihr erleuchteten den Himmel, doch bald würden auch diese verschwinden und die Dunkelheit der Nacht würde sich über das Land legen. Die Kälte nahm bereits jetzt schon zu und die kalte Luft brannte den Wölfen in den Lungen. Trotzdem war sich Sanji sicher, dass dies eine erfolgreiche Jagd werden würde. Seit kurzem hatte er selbst eine Spur von Rehe aufgenommen, die sich hier in der Nähe vor nicht allzu langer Zeit aufgehalten haben mussten.
 

Nach einer Weile verließen sie den Wald wieder und liefen dicht an den Bäumen weiter. Zu ihrer Rechten lag nun eine große Wiese und die Witterung von Wild war nun deutlich zu vernehmen. Sanji allerdings spürte, dass er nicht mehr lange durchhalten konnte. Zwischen ihm und dem restlichen Rudel war bereits eine kleine Lücke entstanden, die immer zu wachsen schien. Sein Bein schmerzte ziemlich, doch er verdrängte die Schmerzen, so gut es eben ging, und versuchte sich auf die Jagd zu konzentrieren. Kurz hielt das Rudel an, sodass Sanji wieder zu den anderen Wölfen aufschließen konnte. Danach teilte es sich, nach einer kurzen Kopfbewegung von Ruffy auf. Lysop und Vivi liefen am Waldrand weiter, während Ruffy mit Nami zusammen kurz stehen blieb. Sanji trottete langsam hinter den beiden anderen her.
 

Er wusste wie es nun ablaufen würde. Ruffy und Nami würden versuchen sich möglichst nahe an die kleine Gruppe Rehe heranzuschleichen. Da der Wind gut stand, würden diese die Wölfe erst später bemerken, zumindest wenn alles gut lief. Wenn sie dann nah genug an dem Sprung waren, würde die Hetzjagd auch schon beginnen, wobei er zusammen mit Lysop und Vivi die Ablösung übernehmen würde. So hatten sie schon oft Beute gemacht. Jeder wusste was er zu tun hatte, nur war sich Sanji im Moment nicht sicher, ob er seinen Part auch übernehmen konnte. Noch während die kleine Gruppe parallel zu den anderen beiden Wölfen lief, schlich sich erneut dieser Geruch, der einfach nicht hierher gehörte, in Sanjis Nase. Unter seinem Fell kribbelte es leicht, doch weiter kümmerte er sich nicht darum. Im Augenblick war nur die Jagd wichtig, immerhin brauchten sie langsam mal etwas zu essen. Und schon konnte er die Rehe sehen, wie sie aufgehetzt davon sprangen. Hinter ihnen zwei Wölfe, vor ihnen, zwischen den Bäumen verborgen, drei weitere. Bereit zur Jagd spannte Sanji seine Muskeln an.

Erneutes Aufeinandertreffen

Da Sanji zu weit zurückgefallen war, kam er nicht mehr zum Zug und musste eher aufpassen, nicht von den fliehenden Rehen zertrampelt zu werden. Während er zum Rest seines Rudels trottete, das bei dem im, mittlerweile blutrot gefärbten, Schnee liegenden Reh stand, ärgerte er sich ziemlich über seine Nutzlosigkeit. Doch gleichzeitig war der Wolf auch glücklich, dass es nun wieder etwas zu fressen gab. Das Reh war kleiner, als es seine Gefährten gewesen waren und ziemlich abgemagert, für eine magenfüllende Mahlzeit würde der Fang dennoch reichen. Als Sanji dann endlich ankam waren Ruffy und Vivi bereits am Fressen. Der Rangordnung nach wäre er der Nächste gewesen, doch da er nur wenig getan hatte, ließ er, trotz des Speichels, der ihm bereits im Maul zusammen lief, Nami und Lysop den Vortritt.
 

Mittlerweile lag das Rudel faul im Schnee um den Kadaver und betrieb Fellpflege. Nur Sanji zupfte noch ein paar Fleischfetzen von den Knochen. Für mehr als einen Tag würde diese Beute auch nicht genügen. Aber nun mussten sie für mindestens eine Woche keine größere Jagd mehr starten und dieser Gedanke war durchaus angenehm. Doch plötzlich vernahmen seine Ohren ein Knurren – und nicht nur eins. Schnell hatte er sich umgedreht. Ruffy stand mit angelegten Ohren und knurrend da, starrte den Eindringling an. Auch Vivi und Nami knurrten. Nur von Lysop war ein kurzes Winseln zu hören. Er hatte die Begegnung von heute Morgen nicht vergessen. Sanji hatte den Fremden sofort erkannt und konnte nun auch wieder den Geruch zuordnen, der ihm bereits seit geraumer Zeit in der Nase lag.
 

„Was willst du hier?“ fragte Ruffy durch seine gebleckten Zähne. Er wusste sofort, wer dieser grünliche Wolf war und was noch wichtiger war, was er einem seiner Rudelmitglieder angetan hatte. „Fressen“ erwiderte Zoro kühl und auch Sanji legte seinen Ohren nun an. Er wollte keinen Kampf, besonders nicht, nachdem er nun endlich wieder etwas gefressen hatte. Doch dieser Wolf, was erlaubte der sich eigentlich? Spazierte hier seelenruhig durch ihr Revier, sogar noch, nachdem er zweimal aufgefordert worden war zu verschwinden. Und nun wollte er auch noch ihre Beute fressen – nicht dass noch viel übrig gewesen wäre. Hielt er sich etwa für so stark, dass er das einfach tun konnte? Oder war er einfach nur dumm, oder womöglich auch nur verzweifelt? Ruffy schien ähnliche Gedanken zu haben, denn ohne ein weiteres Wort stürzte er sich knurrend auf den Eindringling und drückte ihn zu Boden.
 

Der grüne Wolf jaulte überrascht auf. Mit diesem plötzlichen Angriff schien er nicht gerechnet zu haben, doch dann begann er ebenfalls zu knurrend und sich unter dem Alphatier zu winden. Eine Weile konnte Ruffy ihn noch am Boden halten, doch dann gelang es Zoro tatsächlich den Wolf über sich mit seinen Hinterläufen von sich zu stoßen. Mit einer anmutigen Bewegung richtete er sich wieder auf. Er war so abgemagert, dass man seine Knochen unter der Haut sehen konnte, doch gleichzeitig seine Muskeln, die bei der noch so kleinsten Bewegung deutlich sichtbar wurden. Schwach war dieser Wolf sicher nicht. Auch Ruffy hatte sich wieder aufgerichtet, blieb dieses Mal aber stehen. Auch er schien keine sonderliche Lust auf einen Kampf zu haben. „Verschwinde aus unserem Revier.“ Sein Knurren klang kühl und verdeutlichte, dass er kein 'nein' als Antwort akzeptieren würde.
 

„Was, gehört das hier etwa immer noch zu eurem Revier?“ Die Frage Zoros war wohl überflüssig, doch er schien sie wirklich ernst zu meinen. „Das würde ich ja liebend gerne tun, ich bin schon den ganzen Tag am Laufen.“ Nun klang er wieder ernster, aber auch anklagend. „Legt euch eben ein kleineres Revier zu.“ Nun reichte es Sanji, dieser Wolf brachte ihn wirklich auf die Palme. „Nur weil du zu dumm bist hier raus zu finden?“ Vermutlich nicht das schlauste, was er hätte sagen können. „Ach ja? Dann sei doch so freundlich und zeig mir einen Weg hier raus.“ Okay, das war genug. „Ich zeig dir gleich etwas Anderes.“ Mit einem lauten Knurren rannte er auf Zoro zu, biss ihn, den Überraschungsmoment ausnutzend, in die Flanke und rannte dann noch ein Stück weiter. Sein schmerzender Lauf war für diesen Moment wie vergessen, genauso wie die Tatsache, dass er eigentlich gar nicht kämpfen wollte. Er hörte nur noch die Worte „Sanji, nein!“, als er bereits hart zu Boden geworfen wurde und einen brennenden Schmerz in seiner Schulter spürte.
 

Sanji jaulte auf, rollte sich aber trotzdem blitzschnell zur Seite, um nicht noch mehr ab zu bekommen. Zoro war wirklich schnell, und stark. Er hatte so gut wie gar keine Chance gegen diesen Wolf. Doch auch Ruffys Ruf war da nun zu spät gekommen. Dieses Mal wollte Sanji den Kampf beenden. Er wusste nicht, warum er so wild darauf war, gegen den Fremden zu kämpfen, doch nun hatte er die Gelegenheit dazu, die sich ihm vielleicht nicht noch einmal bieten würde. Auch wenn der wenige Rest seines Verstandes, der noch geblieben war, sagte, dass dies eine der dümmsten Ideen war, die er je gehabt hatte. Geschickt verdrängte Sanji diesen kleinen Rest in seinem Kopf und konzentrierte sich dann auf seinen Gegner vor sich. Zoro hatte die Ohren angelegt, die Zähne gebleckt und blutete leicht aus der Flanke. Im Augenwinkel konnte er Ruffy unruhig umher gehen sehen, doch er unterbrach den Kampf nicht.
 

„Bist du dir sicher, dass du noch einmal gegen mich verlieren willst?“ Auch wenn die Frage so klang, als könnte Sanji sich noch einmal um entscheiden, so wusste er doch, dass seine Antwort egal sein würde. Nun brannte auch ein Feuer in Zoro, der diesen Kampf nicht einfach so aufgeben würde. Die einzige Hoffnung des gelben Wolfes war nun, dass sein Gegner einiges seiner Stärke durch seinen sichtbaren Hunger eingebüßt hatte. „Glaubst du ernsthaft ich verliere gegen einen Streuner wie dich?“ Leicht hob Sanji die Lefzen, ehe er erneut auf den fremden Wolf los sprang. Dieser wich jedoch mit einem geschickten Sprung zu Seite aus und nutzte diesen gleich noch dazu, Sanji mit seinem Körper zu rammen, sodass dieser ins Taumeln geriet. Aber auch an Zoro war dieser Angriff nicht spurenlos vorbei gegangen. Man konnte ihm ansehen, dass seine Flanke nun noch mehr schmerzte. Allerdings zögerte er keinen Moment und sprang sofort Sanji an, der nun völlig das Gleichgewicht verlor. Er fiel in den Schnee und blieb liegen.
 

„Sanji! Sanji!“ Dieses panische Gekreische konnte doch nur von einem kommen. Sanji wusste, dass Lysop es war, ohne die Augen öffnen zu müssen. Er war nicht ohnmächtig geworden, er hatte sich doch nur eine kleine Pause gönnen und sich dabei einen Plan überlegen wollen. Doch anscheinend war ihm nicht mal dies gestattet. Die nervigen Rufe wurden sogleich aber von einem wütenden Knurren unterbrochen. Es musste Zoro sein, so nah wie es klang. Sofort fragte er sich auch, warum dieser ihn nicht weiter angegriffen hatte. Dachte er etwa schon, dass er gewonnen hatte? Na warte, dachte sich Sanji und wollte den Wolf, der vor ihm stehen musste, überraschend angreifen, doch in dem Augenblick vernahm er die Stimme Ruffys. „Hey du.“ Zoro schien seine Aufmerksamkeit nun auf das Alphatier gerichtet zu haben. Eigentlich der perfekte Moment um anzugreifen, doch so hinterhältig war Sanji nicht. Was aber hatte Ruffy nun schon wieder vor?
 

„Hast du nicht Lust dich unserem Rudel anzuschließen?“ Bei dieser Frage fiel Sanji fast aus allen Wolken und vermutlich nicht nur er. Niemand verstand Ruffy wirklich, vermutlich nicht einmal Vivi. Was wollte er damit nur bezwecken? „Du willst mich in deinem Rudel haben?“ Es klang keine Sekunde so, als würde Zoro auch nur ernsthaft über dieses Angebot nachdenken. „Tut mir leid, aber für so etwas bin ich mir viel zu wertvoll.“ Dieser arrogante Ton war es, der Sanji nun wieder aufspringen und ihn erneut in Zoros bereits verletzte Flanke beißen zu lassen. „Du lässt echt nicht locker.“ Mit einem leisen Winseln schüttelte Zoro den lästigen Gegner ab und rannte in den Wald. Nur nach wenigen Sekunden hatte sich Sanji wieder gefangen und folgte dem grünen Wolf auf dem Schritt. Sie verschwanden beiden zwischen den Bäumen. Erst nach einigen Augenblicken reagierte auch das restliche Rudel und rannte den beiden Raufbolden hinterher.

Der Kampf

Wo rannte dieser Zoro nur hin? Er schien wirklich nicht den geringsten Hauch eines Orientierungssinnes zu haben. Und dann war er auch noch ein Einzelgänger? Kein Wunder, dass er so kräftig war, anders könnte er vermutlich auch gar nicht überleben. „Jetzt bleib doch mal stehen!“, kläffte Sanji schon etwas außer Atem, mittlerweile hatte auch wieder die Wunde an seinem Bein zu schmerzen begonnen. „Oder hast du etwa Angst?“ Kaum hatte Sanji diese Frage beendet, warf sich Zoro mit einem Male völlig unerwartet um, landete auf Sanji, riss diesen mit zu Boden und die beiden Wölfe begannen den Abhang hinunter zu kullern, an dem sie sich gerade befanden. Dass sich das restliche Rudel Sanjis hinter den beiden befand, nahm keiner der kämpfenden Wölfe wirklich wahr. Sie rutschten noch ein ganzes Stück den Hang hinunter, ehe Sanji Halt fand und sich wieder aufrichten konnte. Doch als hätte Zoro nichts gelernt, sprang er den gelblichen Wolf sofort wieder an.
 

Die Spur, die sie im Schnee hinterlassen hatte war nicht nur schlammig verfärbt, sondern teilweise auch mit Blut durchsetzt – und sie setzte sich fort. Die Wucht des kräftigen Wolfes ließ Sanji wieder das Gleichgewicht verlieren und seine Reise den Hang hinunter fortsetzen. Allerdings hatte er zuvor einen der Läufe Zoros mit den Zähnen erwischt, so dass dieser weiterhin folgte. Von außen mussten sie aussehen wie ein Knäuel, das unter lautem Knurren und mit gebleckten Zähnen aufeinander ein biss. Dabei nicht merkend, dass sie sich erschreckend nahe dem halb zugefrorenen Fluss näherten, der sich am Ende dieses Abhanges befand. Ebenfalls waren sie so sehr auf den jeweils anderen Wolf konzentriert, dass sie auch nicht die Rufe vernahmen, die nun vom oberen Ende des Hanges zu hören waren. Die Abkühlung im erfrischend kühlen, halb gefrorenen Fluss schien unausweichlich.
 

Als nun auch Sanji endlich den Fluss wahrnahm, war es bereits zu spät. Er konnte nicht einmal mehr etwas sagen, da fielen sie beide bereits mit einem lauten Platschen und einem erschreckten Aufjaulen in den reißenden Strom des Flusses. Sofort lösten sich die beiden Rüden voneinander, kämpften nun damit, überhaupt an der Wasseroberfläche zu bleiben und versuchten irgendwie wieder ans Ufer zu gelangen. Nur war dieses an dieser Stelle des Flusses zu steil, um wieder heraus klettern zu können. Nicht selten wurde Sanji von der Strömung unter Wasser gezogen und musste nach seinem Auftauchen dann erst einmal heftig nach Luft schnappen. Doch auch Zoro erging es nicht viel besser. Am Ufer konnte Sanji kurzzeitig Nami stehen sehen, die panisch zu ihm herab schaute, doch viel mehr konnte sie auch nicht tun. Er kannte den Fluss gut genug um zu wissen, dass die Strömung noch einiges schlimmer werden würde, er musste sofort hier raus.
 

Nachdem einige Versuche gescheitert waren, sich an dem leicht zugefrorenen, steilen Ufer festzuklammern, gab Sanji es schließlich auf, versuchte, die andere Seite des Flusses zu erreichen. Die Zurufe seines Rudels konnte er im Getöse des reißenden Wassers dabei nicht vernehmen. Doch schien das Ufer an der andern Seite nicht ganz so steil. Immer mal wieder stieß er gegen den grünen Wolf, der mit ihm zusammen flussabwärts getrieben wurde. Zoro schien nicht mehr viel zu tun, war er etwa ohnmächtig geworden? Sanji glaubte es nicht und er interessierte sich auch nicht weiter dafür. Im Augenblick war ihm nur sein Leben wichtig und so schwamm der gelbe Wolf. Plötzlich gelang es ihm einen Stein unter seinen Pfoten zu erwischen. Seine ganze Kraft wandte er gegen die Strömung, um weiterhin auf diesem zu bleiben und fand schließlich etwas Halt, als er den nächsten Stein erreichte. Hier wurde der Fluss bereits flacher, die Strömung schwächer, er hatte es geschafft. Mit noch ein paar mühsamen Schritten erreichte er das Ufer, das hier wirklich erstaunlich flach war. Erst einmal legte er sich hin, von Zoro war keine Spur mehr.
 

„Sanji?!“ Zwar war es hier einiges ruhiger als im Fluss selbst, trotzdem konnte er Ruffys Ruf kaum verstehen, besonders weil der Fluss auch etwas breiter war. Der gelbe Wolf hob nur aufmerksam den Kopf. Ihm war kalt und seine Gelenke schmerzten fürchterlich, langsam begann er am ganzen Leibe zu zittern. Er wusste, dass es schwierig war, einen Weg über den Fluss zu finden, doch es gab welche. Nur sollte er sich beeilen, ehe der ganze Schnee auf die Idee kam zu schmelzen, denn dann war ein Passieren undenkbar. Kurz heulte Sanji, mit zum Himmel empor gehobener Schnauze, auf, teilte dem Rest seines Rudels so mit, dass es ihm mehr oder minder gut ging und er schon wieder auf die andere Flussseite kommen würde. Für eine Weile blieben die Wölfe am anderen Ufer noch stehen, ehe Ruffy kaum merklich nickte und das Rudel dann wieder zwischen den Bäumen verschwand. Für einen kurzen Augenblick breitete sich das Gefühl von Einsamkeit in dem gelblichen Wolf aus. Doch dann raffte er sich wieder auf. Würde er hier weiterhin einfach nur rumliegen, würde er sich schon bald den Tod holen und das wollte er seinem Rudel und vor allem sich selbst nun wirklich nicht antun. Er wollte so schnell wie möglich wieder auf die andere Seite.
 

Noch ziemlich wackelig stand Sanji dann schließlich auf den Beinen. Er fror und sein nasses Fell hing triefend und schwer von seiner Haut. Kurz schleckte er sich über einzelne Fellstellen, doch dann begann er los zu trotten. Um den Fluss möglichst bequem zu passieren, musste er flussaufwärts laufen. Also schlug er sogleich auch diese Richtung ein. Doch bereits nach einigen Metern blieb er stehen, ließ seinen Blick über den Fluss streifen. Was wohl aus diesem Zorro geworden war? Er schien nicht mit Sanji zusammen aus dem Wasser gekommen zu sein. Und der Wolf wusste genau, dass die Strömung des Flusses weiter unten noch heftiger wurde. Doch schnell schüttelte er diese Gedanken wieder ab. Dieser Wolf war ein Eindringling gewesen, der hier nichts zu suchen gehabt hatte, somit hatte er dieses Schicksal nur verdient. Und so kräftig wie er war, hatte er sich zuvor sicherlich noch irgendwo aus dem Wasser gezogen, da war sich Sanji sicher.
 

Also setzte Sanji seinen Weg wieder fort, lief flussaufwärts durch den Schnee, der hier am Fluss nicht mehr ganz so tief war. Allerdings musste er darauf achten, nicht abzurutschen und erneut im kalten Wasser zu landen. Ihm war ja jetzt schon ziemlich kalt, er konnte nur hoffen, dass er sich nicht eine Erkältung einfangen würde. Mit halb eingefrorener Nase und tauben Pfoten lief der schlanke Wolf weiter und immer weiter. Mittlerweile war die Sonne bereits untergegangen und nur ein paar Sterne funkelten am Himmel. Es war Neumond und somit ziemlich dunkel, trotzdem konnte Sanji noch genug sehen um nicht irgendwo falsches hin zu treten. Was ihm viel mehr Sorgen bereitete, waren die Wolken am Himmel, die immer mal wieder die Sicht auf die Sterne nahmen. Auch sein mittlerweile stellenweise gefrorenes Fell kribbelte unangenehm, was baldigen Schneefall ankündigte. Und eine Sache, die Sanji nun überhaupt nicht gebrauchen konnte, war ein Schneesturm.
 

Diese Hoffnung schien jedoch schon in nächster Zeit enttäuscht zu werden. Bereits nach wenigen hundert Metern begannen die Wolken am Himmel die Sterne völlig zu bedecken. Einen Stern bekam der Wolf nun nur noch selten zu sehen. Und auch der Schneefall ließ nun nicht mehr lange auf sich warten, auch wenn es bis dahin nur wenige Flocken waren. Zwar war Sanji schon ziemlich lange nicht mehr hier gewesen – denn der Fluss war eigentlich eine Grenze ihres Reviers – doch er wusste, dass er seinem Ziel immer näher kam. Schließlich erreichte er die Stelle an von der er glaubte, dass er den Fluss gut überqueren konnte. Vorsichtig näherte Sanji sich dem Wasser, vor ihm war es nun schwarz und stand fast still, an manchen Stellen war es auch zugefroren. Doch in seinen Ohren war immer noch ein lautes Rauschen zu hören. Er hob langsam seinen Kopf, und was er sah ließ ihn sein Nackenfell aufstellen. Er war wirklich schon lange nicht mehr hier gewesen und konnte in der fast völligen Dunkelheit kaum noch etwas sehen, doch er würde sicherlich nicht einfach so auf seine Erinnerungen vertrauen.
 

Selbst in diesen Lichtverhältnissen noch konnte Sanji den reißenden Strom in Mitten des Flusses sehen, und noch mehr konnte er ihn hören. Mit einem leisen Winseln ließ er die Ohren hängen und legte sich hin. Entweder hatte sich der Fluss enorm verändert, oder er war an der falschen Stelle. Doch einfach weiterlaufen wollte Sanji nicht, wenn er nicht einmal genau wusste, wo er nun war. Zudem taten ihm seine Muskeln weh, er fror und seine Wunden schmerzten stark. Er war erschöpft und wollte sich am liebsten etwas ausruhen. Allerdings wusste er, dass es ihm dadurch nur noch schlechter gehen konnte, weshalb er sich nach wenigen Sekunden wieder aufrichtete und vorsichtig an der Wasseroberfläche schnupperte. Kurz nahm er einen Schluck von dem kalten Wasser. Er wollte es nicht einmal probieren, nur ein Stück in den Fluss zu treten, vielleicht wirkte die Strömung ja nur so stark. Doch einfach so, um mal zu schauen, würde der gelbe Wolf das eisige Wasser sicherlich nicht betreten. Zudem reichte einmal baden am Tag völlig wie er fand. Doch was sollte er nur tun? Ein anderer Übergang fiel ihm in Moment wirklich nicht ein, so dass er einen Augenblick einfach nur da stand, ehe er sich in die Richtung drehte, aus der er zuvor gekommen war, und loslief.

Unterschlupf für eine Nacht

Obwohl Sanjis Pfoten mittlerweile taub waren und er nur noch fror, so war der Rückweg doch angenehmer. Zumindest musste er nur noch darauf achten, dass er nicht stolperte oder ausrutschte. Wenn er schon auf dieser Seite des Flusses gefangen war, dann konnte er nur darauf hoffen, doch noch die richtige Stelle zum Überqueren finden, indem er den Fluss ablief. Auch wenn er im Augenblick so gut wie gar nichts sah. Aber irgendetwas musste er ja tun, wenn er nicht erfrieren wollte. Und vielleicht fand er dadurch diesen Zoro. Nicht dass er das unbedingt wollte, allerdings war Sanji schon neugierig, was aus ihm geworden war, ob er es auch geschafft hatte. Einen Kampf würde der gelbliche Wolf in seiner momentanen Verfassung aber eher verlieren. Ob es Zoro wohl auch so erging wie ihm selbst? Immerhin war er ebenfalls ins Wasser gefallen und hatte anscheinend auch schon eine ganze Weile nichts mehr gefressen gehabt. Nun, er würde ja sehen. Doch sollte er sich nicht so viele Gedanken darüber machen.
 

Mit wehmütigem Blick schaute Sanji dann zum Himmel. Entweder er traf Zoro und es würde zum Kampf kommen, oder eben nicht. Er wusste nur sicher, dass er zurück zu Nami und den anderen wollte. Ach Nami... Er hatte sie so gut wie immer um sich gehabt und merkte erst jetzt, als er alleine war, wie sehr er doch an ihr hing. Doch schon allein ihretwegen musste er wieder zurückkommen. Mit dieser neu gefassten Stärke und den Gedanken bei der jungen Wölfin lief er immer weiter. Nicht schnell, er hatte es ja nicht sonderlich eilig und am Tag vermutlich eh mehr Erfolg. Vor allem wollte er aber nicht auch noch seine letzten Kräfte aufbrauchen. So wie er im Augenblick lief, würde er noch lange laufen können.
 

Während der ganzen Zeit hielt er seine Ohren gespitzt, doch das Wasser behielt seine Strömung bei, rauschte nur mal lauter oder leiser. Wurde aber niemals so still, dass Sanji einen Versuch, den Fluss zu überqueren, gewagt hätte. Doch eine solche Stelle hätte er sicherlich bereits auf dem Hinweg bemerkt. Schließlich gelang der Wolf wieder an die Stelle, an der er sich aus dem Wasser gezogen hatte. Mittlerweile waren von dieser Aktion kaum noch Spuren übrig. Der frisch fallende Schnee hatte alles bedeckt und tat es auch weiterhin. Schnell lief Sanji weiter, es schien, als würde dieses Stürmchen in nächster Zeit noch schlimmer werden. Zumindest begann nun auch noch ein kühler, unangenehmer Wind zwischen den Bäumen hindurch zu pfeifen. Vielleicht sollte er nun doch langsam beginnen, nach einem windgeschützten und trockenen Unterschlupf für die Nacht zu suchen. Oder zumindest so lange, bis das Gröbste überstanden war. Doch nun wollte er sich erst einmal durch das vor ihm liegende Geröll kämpfen. Ab hier begann die Strömung nun deutlich stärker zu werden und dementsprechend wurde auch der Uferlauf steiler.
 

Der Abstieg war nicht gerade einfach. Ein Großteil der Steine war gefroren und Sanji rutschte immer mal wieder auf ihnen aus. Glücklicherweise konnte sich der Wolf, trotz seiner zitternden Muskeln, jedes Mal auf den Steinen halten. Denn er wusste, würde er hier ausrutschen und fallen, würde dies kein gutes Ende nehmen – besonders nicht, wenn er wieder im Wasser landen würde. Aus dieser Strömung würde er sich nicht so einfach raus ziehen können. Der hier doch recht starke Wind machte das ganze allerdings nicht viel einfacher. Letztendlich kam Sanji doch noch am Ende des kleinen Abhangs an und legte sich erst einmal schwer atmend in den Schnee. Auch wenn er wusste, dass das keine sonderlich gute Idee war, so wollte er seinen geschundenen Pfoten doch eine kleine Pause gönnen. Diese leckte er bei dieser Gelegenheit noch sauber, befreite sie von Dreck, der beim Laufen störte, und von Blut, das sich trotz des Bades vorhin teilweise immer noch in seinem Fell befand, beziehungsweise frisch aus seinen Wunden austrat. Diese hatten glücklicherweise aber größtenteils aufgehört zu bluten.
 

Obwohl Sanji gerne noch länger liegen geblieben wäre, erhob er sich mit einiger Mühe schließlich doch wieder. Und auch wenn er nicht lange hier gelegen hatte, so war sein Fell bereits jetzt mit einer feinen Schicht Schnee bedeckt. Kurz schüttelte er sich um das lästige Kalt loszuwerden und lief dann wieder los. Nun etwas schneller, immerhin wollte er die Nacht nach Möglichkeit überleben. Nach gar nicht so langer Zeit gelang er an zwei größere Felsen, die sich vor ihm auftürmten. In der Dunkelheit der Nacht konnte der Wolf nur erkennen, dass sie aneinander lagen. Neugierig trat er näher an die Felsen heran, schnupperte aufgeregt die Umgebung ab. Sofort nahm er diesen stechenden Geruch war und begann zu knurren. Er hatte es ja nahezu herausgefordert, aber was sollte er sonst machen? Langsam trat Sanji noch näher, gespannt, darauf vorbereitet, jeden Moment angegriffen zu werden. Hatte Zoro ihn nicht knurren gehört, so hatte er ihn vielleicht noch gar nicht bemerkt. Immerhin wehte der Wind aus der Richtung der Felsen zu Sanji, so dass dessen Geruch wohl kaum zu wittern war.
 

Schließlich erreichte er einen kleinen Spalt, der sich zwischen den beiden Felsen befand. Seine Ohren waren nach vorne gerichtet, doch er konnte keinen anderen Laut vernehmen als das Pfeifen des Windes. Mit aufs äußerste gespannten Muskeln betrat der Wolf vorsichtig die Höhle. Trotz der Kälte und des Windes schien es hier drinnen angenehm warm zu sein. Am Eingang war der Boden noch etwas schlammig und leicht gefroren, doch je weiter Sanji ins Innere des Felsen vordrang, desto trockener wurde auch der Boden. Nur eines hier störte... Wie angewurzelt blieb das gelbliche Tier stehen, als es plötzlich den Atem eines anderen Wolfes hörte. Hier roch es überall eindeutig nach Zoro, so dass er bei einem Angriff nicht hätte sagen können, wo sich sein Gegner befand. Allerdings hatten sich auch seine Augen schnell an die Lichtverhältnisse in der Höhle gewöhnt, so dass er zumindest einen Schatten vor sich ausmachen konnte. Der andere Wolf lag eindeutig, schien aber nicht zu schlafen. Denn während Sanji näher gekommen war, hatte er seinen Kopf leicht angehoben und geknurrt. Auch wenn man es nicht sehen konnte, so hatte Sanji seine Ohren dicht an den Kopf angelegt.
 

„Was... willst du?“ Knurrte Zoro und die Erschöpfung war ihm deutlich anzuhören. „Ich dachte nur du wärst vielleicht tot und ich hätte eine nette Mahlzeit gefunden.“ Spottete Sanji und war erleichtert darüber, dass der andere Wolf scheinbar nicht mehr kämpfen konnte. Sofort nach Sanjis Antwort hatte er den Kopf wieder auf seine Pfoten fallen lassen und verächtlich geschnaubt. Immer noch in etwas Entfernung ließ sich Sanji nun auf die Hinterläufe fallen und beobachtete den grünlichen Wolf, dessen Fellfarbe er hier natürlich nicht erkennen konnte, weiterhin aufmerksam. „Bin ich... etwa immer noch in eurem Revier?“ Fragte Zoro nach einer Weile schließlich genervt und man merkte an seiner Stimme deutlich, dass ihm ein Großteil seiner Körperkraft fehlte, selbst das Sprechen fiel ihm schwer. „Nicht mehr“, antwortete Sanji nur trocken, während er begann, sich das Fell zu putzen. Angst davor haben, angegriffen zu werden, musste er nun wirklich nicht mehr.
 

„Und was willst du dann hier?“ Langsam begann es dem Wolf wirklich Spaß zu machen. Zu sehen, dass dieser Zoro ihm wehrlos ausgeliefert war. So konnte er ihm aber auch nichts antun und somit sein eigentliches Vorhaben nicht vollziehen. Nun ja, im Augenblick hatte er dazu auch keine wirkliche Lust, er war erschöpft, müde und froh trotz der angenehmen Temperatur hier drin. „Falls du dich erinnerst, sind wir beide in den Fluss gefallen.“ Seine Stimme hatte einen leicht anklagenden Unterton. Natürlich gab er Zoro die Schuld, warum war er auch einfach nicht aus ihrem Revier verschwunden? Gleichzeitig war es ihm aber auch ein wenig unangenehm, da er dem anderen Wolf so vermittelte, dass er selbst nicht wieder zurückkehren konnte. „Und wieso bist du dann... HIER?“ Natürlich verstand Sanji die Frage, aber eigentlich hatte er keine große Lust zu antworten. Nachdem er nach einer Weile noch immer nicht geantwortet hatte, sprach Zoro einfach weiter. „Findet das kleine Wölfchen etwa nicht mehr zu seinem Rudel zurück?“ Obwohl er Zoros Augen nicht sehen konnte, so war sich Sanji sicher, dass Spott in diesen lag. Sanji wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte, und da er sowieso keine Lust mehr auf dieses Gespräch hatte, fragte er einfach nur, „Und du?“ Sollte der andere doch denken, was er wollte, er war einfach nur erschöpft und wollte sich ausruhen.
 

„Was und ich?“ Sanji konnte hören, wie sich der andere Wolf leicht bewegte. Er aber blieb einfach nur liegen, wusste er doch, dass im Augenblick von Zoro keinerlei Gefahr ausging. „Warum ich kein solch erbärmliches Wölfchen bin, das auf andere angewiesen ist?“ Der Spott in seiner Stimme war bei diesen Worten deutlich zu hören. Der gelbe Wolf blieb einfach ruhig, wenn Zoro meinte so darüber denken zu müssen. Er jedenfalls wusste, dass er sein Rudel niemals im Stich lassen würde, und dass nichts wichtiger war als das Wohl des Rudels. „Ich komme bestens alleine klar und kann mich um mich selbst kümmern.“ „Wie man an deinem Orientierungssinn sieht.“ Erwiderte Sanji sofort trocken und fragte sich, ob dieser wirklich so schlecht war, oder Zoro ihnen allen nur etwas vorgemacht hatte. Eine ganze Zeit verstrich in der Zoro kein Wort mehr sagte. Und auch Sanji hatte nichts mehr zu sagen. Während der Wind am Höhleneingang entlang pfiff und die Wölfe so noch etwas beruhigter waren, einen warmen Unterschlupf zu haben, döste Sanji langsam ein. Draußen tobte nun ein ordentlicher Schneesturm.

Zwiespalt

Sanjis Ohren zuckten leicht, als er langsam aufwachte. „Nami“, murmelte er noch im Halbschlaf und streckte seine Läufe aus. Jäh wurden seine Träume unterbrochen, als ein stechender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Schnell wurde sich der Wolf bewusst, was dies für Schmerzen waren und woher sie rührten. Schnell öffnete er die Augen und wollte aufspringen, was ihm allerdings misslang. Seine Gliedmaßen waren steif von dem kalten Boden, auf dem er geschlafen hatte. Zudem schmerzten seine Wunden zusätzlich, wie er ja bereits gemerkt hatte, weshalb er sich erst einmal mit ein paar Streckübungen im Liegen begnügte. Seine Augen ließ er dabei aber aufmerksam durch die Höhle schweifen, in die nun ein schwacher Lichtschimmer fiel, und seine Ohren waren gespitzt. „Na, schön geträumt?“ Im gleichen Augenblick, in dem er Zoro hörte, erblickte er ihn auch. Sein Kopf war leicht angehoben und er schaute mit gebleckten Zähnen zu dem gelben Wolf.
 

„Was? Bist du etwa immer noch hier?“ Sanji hatte gehofft, dass dieser Zoro vielleicht verschwunden war. Trotzdem entspannte er sich wieder etwas, auch wenn er sich über den Spott des anderen Wolfes ärgerte, und setzte sich langsam auf. „Ich war ja wohl zuerst hier, also was willst du hier noch?“ Sofort merkte Sanji, dass Zoro noch immer sehr schwach wirkte. Und nun, in dem trüben Licht, fiel ihm erst richtig das üble Aussehen des grünen Wolfes auf, was ihm sein Fell zu Berge stehen ließ. Zoros Fell, unter dem man deutlich seine Knochen und Muskeln sehen konnte, war dreckig und verklebt von seinem eigenen Blut. Zudem glaubte Sanji Wunden zu sehen, die nicht von ihm stammten. Entweder hatte Zoro danach noch einen Kampf im Wald gehabt, oder er hatte es nicht rechtzeitig aus dem Fluss geschafft und war in die starke Strömung geraten. Dann allerdings war es fast schon ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
 

Er schien Zoro eine ganze Weile einfach nur angestarrt zu haben, da dieser ihn mit einem Mal anknurrte, und somit aus seinen Gedanken riss. „Was ist? Gaff nicht so blöd.“ Er wirkte eindeutig gereizt. Kurz schüttelte Sanji seinen Kopf, ehe er sich umdrehte und zum Ausgang der Höhle ging. Sein Gang war noch etwas ungelenk, da sein Körper noch immer schmerzte, doch das würde sich schon noch geben – hoffentlich. Am Eingang der Höhle musste Sanji sich erst einmal nach draußen graben, da der Schnee ihn fast vollständig verschloss. Als Sanji dann endlich ins Freie treten konnte, wurde er erst einmal von dem weißen Schnee geblendet. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich seine Augen an das helle Licht gewöhnt hatten. Obwohl die Sonne schien, brannte ihm die frische, kühle Luft in der Lunge. Der Schnee war an der Oberfläche leicht gefroren. Trotzdem brach Sanji immer wieder in den Schnee ein, da er einfach zu schwer war. Nun etwas zu jagen würde verdammt schwierig werden.
 

Eigentlich hätte er ja einen Weg über den Fluss suchen sollen, doch bei all seiner Treue zum Rudel, so konnte er diesen Wolf dort doch nicht einfach sterben lassen. Vielleicht war er ja dumm, aber er konnte das einfach nicht. Auch wenn es vermutlich wieder nur zu einem Kampf kommen würde, würde sich Zoro erholen. Aber vielleicht war es ja auch gerade das, was Sanji erreichen wollte, vielleicht wollte er diesen Kampf einfach nur zu Ende bringen, auch wenn das eigentlich gar nicht seine Art war. Wie auch immer, erst einmal würde er nun schauen, dass er etwas zu fressen fand und danach konnte er sich noch immer Gedanken über das Ganze machen. So stapfte er durch den Schnee, versuchte eine Witterung aufzunehmen oder etwas zu hören. Wobei seine Gedanken wieder abschweiften. Würden Ruffy und die anderen davon erfahren was er hier tat, wären sie sicherlich enttäuscht von ihm, würden ihn womöglich noch verstoßen. Allerdings fragte er sich auch, wie Ruffy an seiner Stelle handeln würde. Würde er einfach einen Artgenossen seinem Schicksal überlassen, was möglicherweise bedeutete, dass dieser starb? Er wusste es nicht.
 

Ein plötzliches Geräusch zog Sanjis gesamte Aufmerksamkeit auf sich und ließ den Wolf in seiner Bewegung erstarren. Konzentriert richtete er seine Ohren in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und versuchte etwas zu sehen. Den Geräuschen nach zu urteilen musste es ein größeres Tier sein, das Sanji aber nicht sehen konnte. Langsam, seinen Ohren folgend, schlich der Wolf in geduckter Haltung näher. Mal wieder stand der leichte Wind günstig, so dass er schnell eine Witterung aufnahm. Es schien ein Hase zu sein, den er aber erst sehen konnte, als er sich noch ein Stück näher herangeschlichen hatte. Ein grauer, nicht sonderlich gut genährt wirkender Hase saß unter einem kahlen Busch und schien nach etwas Fressbarem zu suchen. Es würde ziemlich schwierig werden, dieses Tier zu fangen. Mit seinem leichten Gewicht war er Sanji in dem hohen Schnee deutlich überlegen. Trotzdem ließ es der Wolf auf einen Versuch ankommen, schlich sich geduckt näher heran. Mit einem Mal richtete der Hase die Ohren auf und begann gleich darauf los zu hoppeln. Im gleichen Augenblick sprang Sanji auf und setzte hinter ihm her. Natürlich kam es so, wie es kommen musste. Der Hase glitt praktisch über den Schnee, während Sanji dauernd nur stecken blieb und es schließlich aufgab. Auch wenn er gestern erst etwas gefressen hatte, so war er trotzdem geschwächt und hatte Schmerzen.
 

Er legte sich bedrückt in den Schnee und blieb dort eine ganze Weile liegen. Plötzlich bewegte sich die Schneedecke vor ihm kaum merklich. Lediglich seine Ohren nahmen das dabei entstehende Geräusch wahr. Diese hatte Sanji nun steil nach vorne gerichtet und wartete gespannt. Sollte er doch noch Glück haben? Eine ganze Zeit lang schaute der Wolf dem Treiben aufmerksam zu, wie sich der Schnee immer mal wieder anhob. Irgendwann begann er sich langsam aufzurichten, darauf bedacht, möglichst keine allzu heftige Bewegung zu machen, die den kleinen Nager auf das Raubtier aufmerksam machen konnte. Mit gespanntem Körper verharrte der Wolf einen Augenblick, ehe er nach vorne sprang und dabei versuchte eine Flucht seiner Beute mithilfe seiner Pfoten zu verhindern. So ganz gelang es ihm nicht. Eine panische, anscheinend gut genährte Ratte kam aus ihrem Versteck gesprungen und wollte davon rennen. Blitzschnell schnappte Sanji mit den Zähnen nach ihr, bekam sie zu fassen und tötete sie augenblicklich. Zufrieden und mit der Ratte im Maul, richtete sich der Wolf wieder auf und lief los.
 

Das warme Fleisch in seinem Maul wie auch der Geruch seiner Beute machten es dem Wolf schwierig, sie nicht einfach selbst zu fressen. Es war zwar keine allzu große Ratte, dafür war sie aber etwas dicker. Im Gegensatz zu dem Hasen vorhin hatte sie Vorräte, von denen sie sich ernähren konnte. Doch ehe Sanji wieder bei der Höhle, in der sich Zoro hoffentlich noch befand, ankam, hörte er ein Heulen in der Ferne. Sofort blieb der Wolf stehen, zögerte kurz, ehe er die Ratte fallen ließ und ebenfalls heulte. Es war eine Antwort an sein Rudel, das sich anscheinend Sorgen machte. Nun erst wurde ihm wirklich klar, was er hier tat. Er ärgerte sich über sich selbst, trotzdem nahm er seine Beute wieder auf und lief, nun etwas schneller, weiter. Eigentlich wollte er diesen Zoro nicht mehr sehen, die Ratte aber einfach vor der Höhle abzulegen und zu hoffen, dass der Richtige sie bekam, war ihm aber auch zuwider. Also gab sich Sanji einen Ruck, schlüpfte durch den Spalt in das Innere der Felsen und sah im ersten Augenblick gar nichts mehr. Allerdings wurde er von einem gereizten Knurren begrüßt. „Was willst du denn schon wieder hier?“ Zoro hatte sich keinen Zentimeter wegbewegt, schien immer noch genauso da zu liegen wie schon vorhin, als Sanji die Höhle verlassen hatte.
 

„Ich...“ Sanji beließ es lieber bei einem bedrohlichen Knurren, als eine Antwort zu geben, nachher überlegte er es sich doch noch anders. Ein wenig zögerlich trat er näher an den grünen Wolf, der aber nicht mal mehr die Augen öffnete, als das andere Tier näher kam. Nur seine Zähne bleckte er bedrohlich, was im Gesamtbild aber eher armselig wirkte. Und wieder kam Mitleid in dem gelben Wolf auf, wofür er sich am liebsten selbst in den Schwanz gebissen hätte. Ohne noch etwas zu sagen setzte sich Sanji hin und ließ die Ratte fallen. Er bemerkte, wie sich Zoros Fell kurz, kaum merklich sträubte. „Denkst du etwa, ich will dein Mitleid?“ Knurrte er gereizt, doch es hatte eher die gegenteilige Wirkung auf Sanji. Nicht mehr daran denkend, dass Zoro eigentlich sein Gegner war, den er vor gar nicht allzu langer Zeit noch hatte besiegen wollen, legte sich Sanji nun etwas näher an den anderen Wolf. Sein Körper wirkte ziemlich kühl. Vorsichtig stupste Sanji ihn mit seiner Nase an die Schulter.
 

Sofort begann Zoro wild zu knurren, wollte aufspringen, doch knickte gleich wieder ein und winselte kurz leise. Auch wenn Zoro ausgehungert war, sich ein paar Wunden im Kampf gegen Sanji eingefangen hatte und im eiskalten Wasser baden gegangen war, so schwach konnte er deswegen nicht sein. Sanji hatte das immerhin auch durchgemacht – mehr oder weniger. Er musste also wirklich noch weiter flussabwärts getrieben worden sein. Immer noch mit höchster Vorsicht, da sich der gelbe Wolf aufgrund seiner Gutherzigkeit keine weitere Bisswunden einfangen wollte, drückte er seine Nase sachte gegen Zoros Kopf, der sofort zusammen zuckte. Es war also doch keine Einbildung gewesen, als Sanji geglaubt hatte, neue Wunden an Zoros Kopf entdeckt zu haben. Das Fell dort war mit getrocknetem Blut völlig verklebt und Sanji musste sich fragen, ob sich der Wolf noch schlimmere Verletzungen als diese zugezogen hatte. Nun begann das gelbliche Tier aber, den Kopf Zoros mit seiner Zunge möglichst behutsam zu säubern. Bis auf ein mürrisches Grummeln ließ der Wolf nichts weiter mehr von sich hören und ließ die Pflege über sich ergehen.
 

Die Sonne war bereits wieder dabei unterzugehen, als Sanji zwischen den Felsen hervor trat. Er hatte sich noch eine ganze Weile mit der Fellpflege des anderen Wolfes befasst. Beide hatten während der ganzen Zeit nichts mehr gesagt, auch hatte Zoro die Ratte nicht angerührt. Sanji konnte nur hoffen, dass er dies jetzt noch tat und sich auch erholte. Das alles wollte er ja nicht völlig umsonst gemacht haben. Mit gemischten Gefühlen machte er sich schnellen Fußes auf den Weg am Fluss entlang zu laufen. Nicht schon wieder wollte der Wolf bei Nacht einen Überweg suchen müssen. Zudem hatte er ein schlechtes Gewissen seinem Rudel gegenüber und wollte schnell zurück zu diesem. Die Sache mit Zoro war für ihn abgeschlossen, in ihr Revier würde der Wolf wohl nie wieder kommen, und somit würden sie sich auch nicht mehr über den Weg laufen. Nun musste nur noch er selbst einen Übergang über den Fluss finden. Doch dies sollte ihm schneller gelingen, als er glaubte.

Spezial: Zoro

Als Zoro die Augen öffnete, blendete ihn ein helles Licht. Er erinnerte sich wieder, wo er war und knurrte leicht. Doch Sanji schien weg zu sein, was ein seltsames Gefühl hervorrief. Doch eigentlich sollte er zufrieden damit sein. Dieser Wolf war ihm einfach nur mächtig auf den Geist gegangen. Was bildete der sich eigentlich ein? Glaubte der etwa, dass Zoro nicht alleine überleben konnte? Leicht hob der Wolf den Kopf, blickte in das helle Licht, das von der Sonne kommen musste und an das sich seine Augen nur langsam gewöhnten. Nach einer Weile nahm Zoro dann auch den Geruch auf, der schon die ganze Zeit in der Luft gehangen hatte. Ja, er erinnerte sich daran, wie Sanji ihm dieses Stück Fleisch gebracht hatte, und nein, er würde es sicherlich nicht anrühren. Immerhin hatte der Wolf auch seinen Stolz. Als er dann aufspringen wollte, um endlich diese Höhle zu verlassen, in der nun der Geruch Sanjis hing, gelang es ihm lediglich auf die Vorderläufe zu kommen. Seine Hinterbeine knickten wieder ein, so dass er nun mehr oder weniger saß. Er war einfach zu erschöpft.
 

Er hatte seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr gefressen, seine Muskeln schmerzten und sein Kopf dröhnte. Bei seinem Kampf in der strudelnden Strömung des Wassers musste er sich wohl ziemlich den Kopf gestoßen haben. Nun schaute er eine ganze Weile das Stück Fleisch an, das verwahrlost auf dem kalten Boden lag. Zwar war es nur eine Ratte, trotzdem lief dem Wolf das Wasser im Mund zusammen. Schließlich streckte er sich wütend nach dem Tier aus und fraß es unter einem leisen Grummeln. Diesem Sanji würde er es schon noch zeigen. Sobald er wieder bei Kräften war würde er zu ihm gehen und ihn ein für alle Mal besiegen. Warum sollte er dankbar dafür sein, dass er bemitleidet wurde? Da hätte er sich genauso gut einem Rudel anschließen können und das war wohl das Letzte, was er wollte. Nachdem er den kleinen Nager mit Haut und Haaren verschlungen hatte fühlte sich Zoro schon ein wenig besser, doch nun hatte er (noch) mehr Hunger, wollte noch mehr.
 

Nach einer Weile erhob sich das grünliche Tier und verließ schwankend die Höhle. In dem hohen Schnee, der überall lag, schien das Licht hier draußen noch heller, so dass Zoro erst einmal seine Augen zusammenkneifen musste. Hier war es auch einiges kälter als in der Höhle. Trotzdem wälzte er sich nun im Schnee, versuchte den Geruch Sanjis loszuwerden. Immerhin hatte dieser die ganze Nacht bei ihm gelegen und ihn zu allem Übel auch noch geputzt. Ein bedrohliches Knurren erklang aus der Kehle des Wolfes. Das würde er Sanji niemals vergeben, wie konnte er nur so mit ihm umgehen? Wutentbrannt stapfte Zoro durch den hohen Schnee, wobei er versuchte in der Nähe des Flusses zu bleiben. Er wollte das mit Sanji klären, sobald er wieder wie ein richtiger Wolf kämpfen konnte. Doch dazu musste er den gelben Wolf erst mal wieder finden. Hinter dem Fluss befand sich das Revier, in dem dieser lebte, das wusste Zoro schon mal. Er musste einfach nur wieder da rein und würde dann früher oder später wieder auf Sanji treffen.
 

Mit diesem Ziel im Hinterkopf, der Rache an Sanji, begab sich Zoro schließlich auf die Suche nach Nahrung. Er setzte ein paar Duftmarken, damit er die Höhle mit etwas Glück wieder finden konnte. Dass er tief in seinem Inneren doch dankbar für die fremde Hilfe war, erkannte Zoro nicht. Jedoch ahnte er diese Empfindungen und war verärgert mit sich selbst. Er war ein Einzelgänger, er brauchte keine fremde Hilfe, er war stark und schaffte alles alleine. Während er sich dies einredete, verschwand er zwischen den Bäumen und entfernte sich somit immer weiter vom Fluss. Die Ohren stets gespitzt, die Nase immer in der kalten Luft, mit der Hoffnung, die Fährte von irgendeinem Beutetier aufzunehmen. Noch stand die Sonne hoch, doch bald würde sie wieder hinter den Bergen in der Ferne verschwinden und dann würde es noch kälter werden.

Zweisamkeit

Gar nicht lange war Sanji flussabwärts gelaufen, als er vor sich anstatt der Wasseroberfläche nur noch eine Schicht aus Eis entdeckte. Die niedrigen Temperaturen des Tages mussten dafür gesorgt haben, dass der Fluss an dieser Stelle gefroren war. Misstrauisch stand der Wolf nun am Ufer, blickte auf das Eis. Sollte er es wagen? Hier schien der Fluss nicht allzu breit zu sein, was aber auch bedeuten konnte, dass er tief war. Wenn er hier einbrach, könnte das das Letzte sein, was er tat. Aber wenn es ihm gelang, dann war er wieder schon so gut wie bei seinem Rudel. Vorsichtig stellte er sich mit einer Pfote auf das Eis, verlagerte sein Gewicht auf diese – nichts geschah. Langsam folgten die restlichen Pfoten, bis er schließlich ganz auf der Eisdecke stand. War nur zu hoffen, dass ihn das Eis in der Mitte des Flusses genauso gut trug. Langsam, Schritt für Schritt, bewegte sich der Wolf nach vorne.
 

Als das Eis plötzlich mit einem lauten Krachen unter dem Wolf absackte, blieb dieser wie angewurzelt stehen. Vor sich konnte er einen dünnen Riss in dem gefrorenen Wasser, sowie Luftblasen unter der Eisschicht ausmachen. Sanji wusste nicht so recht, was er machen sollte. Er hatte bereits die Hälfte des Flusses überquert, das andere Ufer schien nur noch einen Katzensprung entfernt. Doch würde er nun einbrechen, so würde ihm das ganze auch nichts mehr bringen. Noch einen Augenblick stand er so da, schaute den Riss vor sich an, ehe er langsam seine Pfote hinter diesem platzierte. Ein weiteres Krachen ertönte, doch dieses kam nicht von vorne, sondern direkt von dem Eis unter sich. Von Panik erfasst machte der Wolf einen herzhaften Sprung nach vorne und lief, nur kurz nachdem er auf dem Eis aufkam, auch schon weiter. Er achtete nicht mehr darauf, wo er hintrat, ob die Eisschicht dick genug erschien, Sanji lief einfach.
 

Und tatsächlich kam er unversehrt auf der anderen Uferseite an. Noch ein Stück sprang er den leicht ansteigenden Hang hinauf, ehe er stehen blieb und sich zu dem Fluss umdrehte. Auf dessen Mitte war nun ein breiter Riss zu sehen und die eine Seite der Eisschicht war abgesackt. Aber zumindest hatte das Eis gehalten. Mit diesem Gedanken rannte Sanji weiter. Jetzt wollte er einfach nur noch nach Hause, zu seinem Rudel. Zwar erschwerte der viele Schnee das Unterfangen des Wolfes, doch irgendwann am Nachmittag, die Sonne schickte ihre schwachen Strahlen zur Erde und wärmte Sanji kaum, erreichte er dann doch das Lager des Rudels. Er hatte sich bereits mit einem kurzen Heulen angekündigt, doch als er das Lager erreichte fand er dort erst einmal niemanden vor. Wo sie waren wusste er nicht wirklich, immerhin waren sie gerade erst gestern schon auf Jagd gewesen. Doch als er sich dann dem Hügel, auf dem Ruffy die meiste Zeit lag, näherte, kam ihm plötzlich ein rotes Fellknäuel entgegen.
 

„Nami“, mit freudig wedelndem Schweif lief Sanji auf die Wölfin zu. Doch kaum war er bei ihr angekommen, wollte sich nun endlich etwas ausruhen, biss ihm Nami in die Schulter. Es war nicht sonderlich schmerzhaft, da sie glücklicherweise auch nicht eine seiner Wunden erwischte, doch ein scherzhafter Biss war das auch nicht. „Nami! Was soll das denn?“ Ein wenig erschrocken sprang Sanji zurück, aus der Reichweite von Namis Zähnen. „Was das soll? Das sollte ich dich fragen. Was sollte das gestern?“ Nami klang gereizt und schaute den gelblichen Wolf deutlich verärgert an. „Was meinst du? Zoro hatte es nicht anders verdient.“ Dass er dabei den Namen des Eindringlings genannt hatte, fiel Sanji gar nicht auf. Nami zögerte kurz, „Und das ist Grund, sich in solche Gefahr zu bringen?“ Erst jetzt bemerkte Sanji, dass sich Nami Sorgen gemacht haben musste. „Tut mir Leid, Nami“, winselte Sanji und senkte den Kopf. Und mit einem Schlag schien Namis Zorn wie verflogen, liebevoll stupste sie die Schnauze des gelblichen Wolfes mit ihrer an. „Versprich mir, dich nie wieder in solche Gefahr zu begeben.“
 

Bis zum Abend hatten sie beisammen im Schnee gelegen, als auch das restliche Rudel wieder auf der Lichtung erschien. Es gab eine freudige Begrüßung, es wurde geschnüffelt, geschleckt und man merkte dem Rudel seine Erleichterung an. Ruffy sagte nichts zu der Aktion von gestern, und auch die Anderen schienen darüber zu schweigen. Sanji konnte das nur recht so sein. Es war ja auch nicht unbedingt ehrenhaft gewesen, dass er ins Wasser gefallen und dabei beinah ertrunken war. Die drei Wölfe waren tatsächlich auf der Jagd gewesen, wie Sanji erfuhr. Eigentlich hatten sie den Fluss ablaufen wollen, als sie auf die Spur eines Kaninchens gestoßen waren. So wie es aussah waren sie auch erfolgreich gewesen. Sanji war ein wenig neidisch, da er selbst Hunger hatte. Doch auf dem Weg hierher hatte er kein Tier aufspüren können. Zumindest hatte er noch darin gedacht, sich ordentlich im Schnee zu wälzen. Er hatte sicherlich fürchterlich nach Zoro gestunken. Bei dem Gedanken verdunkelte sich für einen Augenblick sein Gesichtsausdruck.
 

Nachdem Ruffy zusammen mit Vivi zum Hügel gegangen war, um sich dort auf seinen Lieblingsplatz, von dem aus er eine gute Aussicht über die Ebene hatte, zu legen, schaute Lysop neugierig zu Sanji. „Und?“ Sanji glaubte ein Grinsen in Lysops Gesicht zu erkennen. Auch Nami schien nun neugierig. Vorhin hatte sie ihn glücklicherweise nicht ausgefragt. Manchmal konnte der braune Wolf wirklich nerven. „Was und?“ Erwiderte Sanji genervt, wobei er sich dumm stellte. „Warum hast du so lange gebraucht? Bist du noch mal diesem Wolf über den Weg gelaufen?“ Mit neugierigem Gesicht setzte sich Lysop in den Schnee. Namis Ohren zuckten kurz und Sorge schlich sich in ihren Blick. „Ich fand keinen Weg über den Fluss.“ Auf Lysops zweite Frage ging er erst gar nicht ein. „Heute Morgen war er größtenteils zugefroren.“ Teilte der braune Wolf sogleich auch munter mit. Sanji zeigte ihm seine Zähne. „Glücklicherweise, was meinst du wie ich sonst hierhergekommen bin?“ „Du bist über das Eis gelaufen?“ Mischte sich Nami sogleich mit besorgter Stimme ein. „Keine Angst, ich war vorsichtig.“ Mit einem schiefen Lächeln schaute er die Jungwölfin an.
 

Lysop schien zu merken, dass Sanji erschöpft und somit auch ein wenig gereizt war. „Ruh dich lieber noch ein wenig aus, jetzt ist ja wieder alles in Ordnung.“ Mit 'In Ordnung' meinte Lysop, dass der Eindringling verjagt und das Rudel wieder in Sicherheit war. Trotzdem schweiften Sanjis Gedanken immer wieder mal zu dem große, kräftigen Wolf ab und er musste sich fragen, wie Zoro wohl aussah, wenn er nicht völlig abgemagert war. Doch in den nächsten Tagen wurden diese Gedanken immer seltener, bis Zoro fast schon vergessen war. Die Aufregung des Rudels legte sich wieder und das Leben konnte wieder wie gewohnt fortgesetzt werden. Doch seit diesem besonderen Tag fehlte Sanji etwas. Plötzlich war es so furchtbar trist und langweilig im Revier. Nichts Besonderes und Spannendes mehr, er wollte irgendetwas Aufregendes erleben, doch jeder Tag glich dem Tag davor und war eine Vorlage für den nächsten Tag. Diese Ruhe brachte lediglich Sicherheit, doch... Wollte er überhaupt Sicherheit?
 

Sein Leben lang hier verbringen, irgendwann vielleicht mal weg gehen, selbst Junge bekommen. Doch war das so viel spannender? War es etwa das, was in Zoros Kopf vorging? Warum er alleine reiste? Diese ganzen Gedanken machten dem Wolf Angst. Er brauchte sein Rudel doch, es war seine Familie, hier fühlte er sich sicher und wohl. Trotzdem redete er mit niemandem, zu groß die Angst ausgelacht oder gar gemieden zu werden. Sicherlich war das nur eine Phase, die er schon bald hinter sich lassen würde. Und so konzentrierte er sich lieber auf Nami, lenkte sich so auch ein wenig ab. Seine Beziehung zu ihr wurde immer enger, was Sanji durchaus zufrieden stellte. Auch wenn er glaubte immer öfter einen traurigen Schein in Vivis Augen erkennen zu können. Lag es an ihm? Er fragte nie, immerhin hatte sie ja Ruffy.

Frühling

Der kalte, unfreundliche Winter zog sich langsam zurück und der Frühling streckte seine Finger nach dem Land aus. Es wurde langsam wieder wärmer und hier und da war sogar vereinzelt die Knospe eine Blume, die schon bald blühen würde, zu finden. Doch noch war es Winter. Die Suche nach Beute war noch immer anstrengend und nachts musste man dich beieinander liegen, um nicht zu frieren. Es war ein frostiger Morgen. Die Sonne stieg erst mühsam am Himmel hinauf. Hin und wieder wehte ein angenehm warmer Wind über die Lichtung. Das Rudel war schon lange wach, gerade verschwanden drei Wölfe zwischen den Bäumen in den Wald. Zurück blieben Vivi und Sanji. Die Wölfin wirkte seltsam unförmig. Sie war schon eine Weile trächtig, doch nun konnte man es auch deutlich sehen. Schon bald würde sie ihre Jungen gebären, vor den meisten anderen Tieren des Waldes. So dass die Welpen später dann genug Nahrung finden würden, wenn sie selbst die ersten Jagdversuche wagen würden. Sanji hoffte dass das Rudel dieses Mal mehr Junge geschenkt bekam.
 

„Sanji, wann wirst du gehen?“ Verwirrt über die plötzlichen Worte der Wölfin schaute Sanji diese an. Vivi erkannte sofort seine Verwirrung. „Ich meine mit Nami.“ Wieder tauchte diese Trauer in ihrem Blick auf und Sanji wusste nun, was die Ursache dafür war. „Wer sagt denn, dass wir gehen werden?“ Natürlich hatte er das schon lange vorgehabt, doch irgendetwas war seltsam in letzter Zeit. Eine Weile stand Vivi einfach nur da, dann schnaubte sie kurz und ging den Hügel hoch. Sanji war verwirrt und fühlte sich schuldig. In letzter Zeit schien er wirklich alles falsch zu machen. Bedrückt zog er sich an den Waldrand der Lichtung zurück und legte sich unter einem großen Baum hin. Langsam stand die Sonne immer höher und es wurde ziemlich warm, zumindest deutlich wärmer, als es noch vor kurzem gewesen war. Mit dem Kopf auf seinen Pfoten liegend döste Sanji schließlich ein und begann zu träumen.
 

Er träumte davon, wie er über eine große Wiese rannte, der Wind sauste ihm um die Ohren. Irgendwann erblickte er Rehe vor sich. Freudig rannte er auf diese zu, begann sie zu hetzen. Sein Körper strotzte nur so vor Kraft und er genoss die Freiheit. Doch plötzlich riss ihn etwas zu Boden und ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Schulter aus. Seine Kraft war mit einem Mal verschwunden und er fühlte sich schlaff. Winselnd schreckte Sanji aus seinem Schlaf auf, und erschreckte gleich noch einmal, als er etwas über sich wahrnahm. Der Wolf wollte aufspringen, doch wurde er zu Boden gedrückt. Wild knurrend und blind vor Panik begann er um sich zu beißen, bis er etwas zwischen die Zähne bekam und zu biss. Er hörte ein Aufjaulen und kurz darauf war er auch schon frei. Schnell sprang Sanji auf und blickte seinen Angreifer an, sein Herz schien einen Schlag lang auszusetzen. Vor ihm stand ein großer, kräftiger Wolf, der ihn finster anschaute. Sanji war noch immer halb in seinem Traum gefangen und hatte sich noch nicht von dem Schrecken erholt, so dass er mit einem lauten Knurren die Ohren anlegte und seine Rute abstreckte. Seine Muskeln waren gespannt, bereit für einen Kampf.
 

Der andere Wolf jedoch begann seelenruhig seine Pfote, die nun blutete, zu lecken, wobei er Sanji im Auge behielt. „So begrüßt man also einen alten Freund?“ In seinen Augen lag ein Hass, der Sanji das Nackenfell zu Berge stehen ließ. „Freund?“ Der gelbliche Wolf knurrte und musterte das grünliche Tier vor sich misstrauisch. Mittlerweile hatte er sich wieder etwas beruhigt, ließ die Rute sinken und entspannte sich wieder ein wenig. Dieser Wolf kam ihn bekannt vor, aber woher nur? Verblüffung schlich sich in Zoros Blick, dann ein Hauch von Zweifel. „Sanji?“ Sein Name aus der Schnauze dieses Wolfes ließ den Angesprochenen erschaudern und mit einem Mal erinnerte er sich wieder. „Zoro“ Bedrohlich knurrend zog er die Lefzen zurück und schaute wütend den Eindringling an. Wieso war er schon wieder hier? So schlecht konnte ja wohl nicht einmal sein Orientierungssinn sein. „Hast du noch nicht genug vom letzten Mal? Wolltest du mich etwa feige im Schlaf umbringen?“
 

Verächtlich zog Zoro die Lefzen zurück. „Feige? Als ob ich einen schlafenden Wolf töten würde, schließlich habe ich auch meine Würde. Ich wollte dich lediglich wecken.“ Sanji konnte nicht genau sagen warum, aber er wusste, dass Zoro ihn gerade anlog. Doch als er seine Schulter bewegte schmerzte diese wirklich nicht mehr, so feste konnte der Wolf also nicht zugebissen haben. „Und jetzt willst du wieder kämpfen?“ Eigentlich war Sanji darüber nicht so begeistert. Zwar war Zoro schon wieder in ihr Revier eingedrungen, aber irgendwie war das Verlangen nach einem Kampf nicht mehr so stark wie damals. „Was? Hast du etwa Angst?“ Zoro zeigte seine weißen Zähne und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Sein Lauf hatte mittlerweile aufgehört zu bluten. „Das hättest du wohl gerne“, knurrte Sanji und drehte seinen Kopf leicht. Wo war Vivi? „Deine kleinen Freunde können dir jetzt auch nicht mehr helfen.“ Mit einem lauten Aufknurren stürzte sich Zoro auf den überraschten Wolf vor sich und sprang ihn um.
 

Erschrocken jaulte Sanji auf, als er auf einmal über den Boden rollte. Über sich spürte er den anderen Wolf, der ihn nun wieder runter drückte. Er wartete darauf gebissen zu werden, doch als der gelbliche Wolf die Augen öffnete, blickte er in Zoros Gesicht. Der Wolf schaute ihn einfach nur voller Wut, mit zurück gezogenen Lefzen an und rührte sich nicht mehr. Lange konnte Sanji dem Wolf nicht in die Augen blicken. Allerdings nutze er das unerwartete Zögern aus um sich zu befreien. Mit seinen Hinterläufen stieß er Zoro von sich, wobei er merkte, wie schwer der Wolf doch war. Doch was er da über sich spürte, waren fast nur Muskeln. Ein Zittern durchlief Sanjis Körper. Zoro hatte den Winter alleine überstehen müssen und trotzdem war er nun wieder gut genährt und schien gesund. Erneut spürte Sanji diese Sehnsucht, die er schon damals vernommen hatte. Er spürte Neid, doch gleichzeitig auch Abneigung. Und merkte dabei nicht, dass Zoro wieder sein Gleichgewicht gefunden und sich über ihn geschoben hatte.
 

Doch dieses Mal schaute er den gelblichen Wolf nicht einfach an, sondern biss zu. Sanji rechnete schon mit dem Schlimmsten. Er war abgelenkt gewesen, obwohl er mitten in einem Kampf war, und das von völlig unwichtigen Dingen. Nun musste er mit den Konsequenzen leben. Er jaulte auf als er die Zähne spürte, die sich in sein Fell bohrten, doch irgendetwas war komisch. Nach dem ersten Schreck öffnete Sanji seine Augen. „Was, hast du etwa nicht genug Mut?“ Gereizt blickte er Zoro an und fragte sich, was sein Problem war. Damals war er doch auch nicht so zimperlich gewesen. Zoro knurrte, er klang wirklich wütend. Doch es schien nicht an Sanjis Aussage zu liegen, irgendetwas anderes ärgerte ihn, aber was? Seine Kiefer lösten sich langsam von der mittlerweile schmerzenden Schulter des gelben Tieres, dann blickte er Sanji einfach nur wütend an. Sanji wurde unruhig, wollte sich irgendwie befreien. Doch der grüne Wolf hielt ihn weiterhin am Boden fest und wich nun auch seinen Zähnen aus. Nun hätte Sanji doch lieber einen Kampf gehabt, anstatt von diesem Irren einfach nur angestarrt zu werden. Wer weiß, vielleicht hatte sich Zoro ja doch irgendetwas eingefangen, Tollwut oder so.
 

Plötzlich grummelte der große Wolf aber etwas vor sich hin. Sanji war sich sicher, dass es Worte gewesen waren, doch er hatte sie nicht verstehen können. „Was?“ Noch immer wand er sich unter Zoro und versuchte sich zu befreien, doch langsam ließen seine Kräfte nach. „Ich sagte danke!“ Gereizt kläffte er den gelblichen Wolf an und zeigte seine scharfen Zähne. Sanji verstand nicht und blickte nur verwirrt zurück. Er hoffte dass das alles nur ein Traum war, dass er gleich einfach aufwachen und alles wieder normal sein würde. Er hatte keine Lust mehr auf diesen Mist. „Denkst du, so kannst du mich einfacher besiegen? Kämpfe doch einfach wie ein richtiger Wolf, oder hast du doch Angst?“ Nur langsam beruhigte sich Sanji wieder. Er wollte kämpfen, jetzt sofort. Er wollte nicht länger darauf warten, dass irgendwann vielleicht irgendetwas passierte, das hielt er einfach nicht mehr aus. Wütend knurrte er Zoro an, schnappte erneut nach dessen Läufen. Seine Kraft war wieder zurückgekehrt. Zoro dagegen schien nur noch mehr Hass in sich zu haben. „Du verstehst es einfach nicht!“ Er biss zu. Dieses Mal durchströmte echter Schmerz den gelben Wolf und er spürte das warme Blut, das nun sein Fell verklebte.

Nichts als Ärger

Knurrend blickte Sanji zu dem großen Wolf auf. Noch immer stand dieser über ihm und fletschte seine Zähne. „Du verstehst gar nichts.“ Er schien sich wieder ein wenig beruhigt zu haben. In seinen Augen lag noch immer Hass, doch nun hatte sich ein weiteres Gefühl dazu gemischt, das Sanji nicht deuten konnte. „Dann erklär es mir doch“, forderte Sanji, während er versuchte irgendwie an sein blutendes Ohr zu gelangen. Er hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, als Zoro auf einmal von dem schmächtigen Wolf abließ und sich stattdessen einfach neben ihn setzte. Sanji überlegte einen Augenblick, ob er diese Situation ausnutzen sollte, doch entschied sich dann lieber dagegen. Ein Stückchen von Zoro entfernt setzte er sich nun ebenfalls auf und musterte den anderen Wolf misstrauisch. Als der grünliche Wolf nach einer Weile noch immer nichts gesagt hatte, war Sanji nur noch gereizter. Um sein Ohr hatte er sich mittlerweile gekümmert, so gut es eben ging, und nun schaute er einfach nur zu Zoro.
 

Er wollte gerade wieder den Wolf anmeckern, als dieser kurz die Augen schloss und dann tatsächlich etwas von sich gab. „Erinnerst du dich nicht mehr?“ Ein wenig abwesend wirkend blickte Zoro auf den Boden vor sich. „Ach so.“ Schwanzwedelnd sprang Sanji auf, ehe er realisierte, was er da überhaupt tat. Und selbst wenn er sich für die Hilfe damals bedankte, was interessierte Sanji das schon? Dieser Zoro war schon wieder einfach so in ihr Revier eingedrungen, ohne sich anzukündigen und das obwohl er damals doch schon vertrieben worden war. Sanji sollte ihn einfach angreifen und töten, aber... er konnte es nicht. Ob es nun daran lag, dass der andere ihm um einiges überlegen war, oder vielleicht sogar an dem, was damals passiert war. Er wusste es nicht, das Einzige, das er wusste, war, dass Zoro nicht hier bleiben durfte. Spätestens wenn Ruffy zurückkam, würde es unschön werden. Sofort nachdem er den seltsamen Blick des grünlichen Wolfes bemerkt hatte, setzte sich Sanji mit einem Zähnefletschen wieder hin.
 

„Und nur deswegen kommst du wieder hier her? Sogar direkt in unser Lager? Wir könnten dich umbring-“ „Das ist euer Lager?“ Unterbrach ihn Zoro und schaute sich um. Er schien Sanji überhaupt nicht ernst zu nehmen. Natürlich ärgerte sich dieser, doch er sprach einfach weiter. „Verschwinde von hier, sofort.“ Er klang nicht wütend oder drohend. Es war fast schon ein Flehen. Doch entweder bemerkte es der andere Wolf nicht oder es interessierte ihn einfach nicht. Stattdessen lachte er kurz auf. „Glaubst du ernsthaft, ich finde hier wieder raus?“ Sanji fand, dass die Worte ein wenig widerwillig klangen. „Folge einfach deiner Spur“, knurrte er. „Magst du mich nicht lieber begleiten?“ Grinsend zeigte Zoro seine weißen Zähne, als Sanji nun aufsprang. „Das ist nun wirklich nicht mein Problem. Denkst du, es interessiert mich, wenn du nicht auf dich selbst aufpassen kannst?“ „Natürlich nicht“, erwiderte Zoro kühl in einem ironischen Ton. „Deswegen hast du mir damals auch nicht geholfen. Und deswegen hast du mich nun noch nicht angegriffen, ja nicht einmal dein Rudel benachrichtigt.“
 

Sanji fühlte sich ertappt und senkte seinen Kopf. „Versteh doch, dass das nicht geht. Wenn mein Rudel etwas davon erfährt, das kann ich ihnen nicht antun.“ Leicht schüttelte er seinen Kopf. Er hatte sie ja schon damals verraten, zumindest redete er sich das immer wieder ein. „Ach was, du hast nur Angst verstoßen zu werden“, knurrte Zoro. „Hier geht es doch gar nicht um dein Rudel, sondern nur um dich. Hab ich recht?“ Ein stechender Schmerz zog sich durch Sanjis Brust, als er sich schon wieder ertappt fühlte. Doch dann blickte er mit einem wütenden Funkeln in seinen Augen auf. „Selbst wenn, was geht dich das an?“ Wieso ließ er sich hier eigentlich so von einem Fremden runter machen? „Überhaupt nichts. Ich frage mich nur, ob das dann wirklich das Leben ist, das du führen willst.“ Sanji verstand nicht, was der Wolf von ihm wollte, trotzdem antwortete er mit zurückgezogenen Lefzen. „Ich will sicher nicht als einsame Seele durch die Wälder streifen. Nur weil du das machst, heißt es noch lange nicht, dass alle so sind.“ Und doch spürte der Wolf tief in seinem Inneren eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht dahin gehen zu können, wohin man wollte, ohne an irgendwelche Grenzen gebunden zu sein. Trotzdem würde er das niemals tun. Zum einen konnte er nicht einfach so sein Rudel verlassen und zum anderen würde er die Einsamkeit auf Dauer nicht ertragen. Ihm stand ein schönes Leben mit Nami bevor, was wollte er mehr?
 

„Und wenn du nicht einsam bist, dann würde es dir gefallen oder was?“ Listig funkelte Zoro den gelblichen Wolf an. Als dieser als Antwort nur knurrte, fühlte er sich bestätigt. „Du musst nicht alleine reisen. Du kannst dir doch einfach einen Wolf suchen, der an deiner Seite mit dir reist.“ „Nami?“ Verwirrt schaute Sanji den Wolf an. Er verstand nicht, warum Zoro ihm nun solche Tipps gab, warum er unbedingt wollte, dass Sanji ein Leben ohne ein Rudel begann. Und gleichzeitig bezweifelte er, dass Nami sich auf so etwas einlassen würde. Immerhin war sie eine Wölfin und würde irgendwann auch mal Junge bekommen wollen. Da konnten sie nicht quer durchs Land streifen ohne eine richtige Heimat mit einem sicheren Versteck zu haben. Doch schnell wurde Sanji aus seinen Gedanken gerissen, als Zoro mit gebleckten Zähnen auf ihn zu trat. Zu spät hatte Sanji die Bewegung bemerkt, so dass Zoro nun bereits direkt vor ihm stand und leise knurrte. Sanji legte die Ohren an und knurrte ebenfalls, nur deutlich lauter.
 

Doch dann streckte Zoro seine Schnauze plötzlich vor und somit näher heran an Sanji. Dieser verstummte augenblicklich und senkte demütig seinen Kopf. Einen Kampf würde er doch sowieso niemals gewinnen können. Dann aber kam ihm ein anderer Gedanke. Selbst wenn er das nicht konnte, so musste er trotzdem kämpfen. Immerhin war das hier sein Revier und er würde es nicht einfach so kampflos aufgeben. Gerade als er seinen Kopf wieder heben und sich Zoro zur Wehr setzen wollte, spürte er wie etwas Warmes über sein verletztes Ohr fuhr. Als er die Zunge spürte, zuckte Sanji zusammen und winselte leise. Der leichte Schmerz, den Sanji die ganze Zeit über gespürt hatte, war für einen kurzen Augenblick verschwunden, bis Zoro wieder von ihm abließ. „Was sollte das?“ Fuhr Sanji ihn knurrend an. „Das war die Rache für damals.“ Neckisch biss Zoro dem gelben Wolf in die Flanke und verschwand dann zwischen den Bäumen im Unterholz. Es dauerte nur wenige Augenblicke, ehe sich Sanji von dem Schock erholt hatte und dem grünlichen Tier folgen konnte.
 

Sie hatten sich nicht sehr weit von der Lichtung entfernt, als Zoro wieder zum Stehen kam und nur kurz darauf von Sanji angesprungen wurde. Eigentlich hätte er sich mit seinem kräftigen Körperbau einfach dagegen stemmen und stehen bleiben können. Trotzdem fiel er nun auf dem Boden und lag mit einem Mal unter dem völlig überraschten Sanji. „Wieso willst du, dass ich mit Nami von hier weg gehe und so ein Leben führe wie du?“ Sein fragender Blick schien Zoro zu durchbohren. „Das habe ich nie behauptet, oder?“ Erwiderte dieser kühl und blieb völlig ruhig liegen. „Ich hatte lediglich gefragt, warum du dir nicht einen Weggefährten suchst, wenn du nicht alleine sein willst. Ich weiß ja nicht einmal wer diese Nami ist.“ Ohne jegliches Verständnis blickte Sanji auf den Wolf unter sich. Er verstand es einfach nicht. Weder was dieser Wolf von ihm wollte noch warum er ihn nicht schon längst verjagt hatte. „Okay, dann noch einmal für die ganz langsamen.“ Ärgerlich knurrte Zoro auf. Seine Kehle war Sanji bestens dargeboten, als der Wolf nun weiter sprach. „Ich frage dich, ob du mich in Zukunft auf meiner Wanderschaft begleiten willst.“

Flucht

Völlig perplex starrte Sanji den Wolf unter sich an. „Spinnst du?“, knurrte er wild und wollte Zoro gerade an die Kehle gehen, als dieser einfach aufsprang und Sanji von sich stieß. Das gelbliche Tier landete mit einem erschrockenem Aufjaulen auf dem Boden und sprang schnell wieder auf seine Läufe. Laut knurrend drehte er sich um, um sich, wild um sich schnappend, gegen seinen Angreifer zu verteidigen. Doch Zoro stand gelassen einige Schwanzlängen entfernt und grinste Sanji amüsiert an. „Was? Du darfst dich geehrt fühlen, so ein Angebot bekommt nicht jeder.“ „Verarsch mich nicht, du willst mich doch nur ärgern.“ Wild knurrend machte Sanji einen Schritt auf Zoro zu, als er plötzlich seinen Namen hörte. Mitten in seiner Bewegung erstarrte der Wolf, seine Ohren stellten sich auf, als er seinen Blick zur Seite richtete. Zwischen den Bäumen traten Nami und Ruffy hervor. Nami schaute ihn verständnislos an, während Ruffy seinen verärgerten Blick auf Zoro gerichtet hatte.
 

„Nami, Ruffy“ Ohne einen weiteren Blick an Zoro zu verschwenden sprang Sanji an Namis Seite, wobei sich zur Begrüßung ihre Nasenspitzen kurz berührten. „Bist du schon wieder hier?“ Fuhr der Alphawolf den Eindringling an. „War das beim letzten Mal nicht deutlich genug? Oder willst du dich nun doch unserem Rudel anschließen?“ Ruffy hatte seine Rute aufgestellt. Sanji hoffte, dass sich der Wolf beherrschen konnte. „Vergiss es“, erwiderte Zoro sofort und bleckte seine Zähne. „Ich musste nur etwas dem kleinen Wölfchen sagen.“ Während Zoro vor sich hin grinste, drehten sich die Köpfe der beiden Neuankömmlinge wie auf Befehl zu Sanji um. Dieser knurrte wütend. „Lass mich dir einen Tipp geben... Such dir ein Weibchen.“ Mit diesen Worten drehte sich der Wolf schon fast arrogant um zwischen den Bäumen zu verschwinden. Verwirrt schaute Nami ihm nach und knurrte dann Zoro an. „Verschwinde von hier und lass dich bloß nie wieder blicken.“ „Sonst was?“ Erwiderte Zoro sogleich scheinbar amüsiert. „Sonst bekommst du es mit mir zu tun“, mischte sich Ruffy ein und trat einen Schritt nach vorne.
 

Mit einem bedrohlichen Knurren und zurückgezogenen Lefzen blickte er Zoro wütend an. „Ich mag es wirklich nicht, wenn man mich nicht ernst nimmt.“ Der grüne Wolf zeigte ebenfalls seine Zähne und sein Nackenfell hatte sich aufgestellt. „Wieso sollte ich dich nicht ernst nehmen?“ „Ich werde nicht zulassen, dass du mein Rudel weiterhin terrorisierst. Dass du ungefragt in unser Revier eindringst. Wenn ich dich hier noch einmal sehe, glaub mir, dann war das das Letzte was du gemacht hast.“ Mit diesen drohenden Worten sprang Ruffy auch schon auf Zoro zu. In Namis Augen stand Angst. Sie verehrte ihren Vater sehr und wusste dass er stark war. Aber eben auch Zoro wirkte nicht gerade schwach, er war sogar noch größer als das Alphatier. Nami machte sich Sorgen, doch sie konnte nicht viel mehr machen als einfach nur zu zuschauen. Doch in ihrem Inneren beschäftigte sie noch etwas ganz anderes, was ihr sogar noch mehr Angst machte als dieser Kampf. Etwas, was sie gehört hatte, kurz bevor sie ihrem Rudel etwas von dem Eindringling mitgeteilt hatte.
 

Ein wenig eingeschnappt erreichte Sanji wieder die Lichtung. Dieser Zoro... Irgendwie breitete sich über seinem Ärger nun aber ein schuldbewusstes Gefühl aus. Er hätte dableiben und nicht einfach abhauen sollen. Aber dass die beiden Wölfe aufgetaucht waren hatte ihm ganz gut gepasst. So hatte er einfach von diesem wahnsinnigen Wolf verschwinden können. Nun war aber noch Nami bei ihm, was wenn ihr etwas passieren würde? Zurück wollte Sanji trotzdem nicht. Er vertraute nun darauf, dass Ruffy das alleine schaffte und ausnahmsweise mal keinen Blödsinn anstellte. Kaum hatte Sanji die Lichtung betreten sah er schon Vivi und Lysop die auf ihn zu kamen. „Sanji, ich dachte schon dir wäre etwas passiert. Warum hast du denn nichts gesagt?“ Besorgt schaute Vivi ihn an. Immerhin war sie die ganze Zeit hier gewesen und Sanji hatte sich einfach davon gestohlen. Beschämt senkte Sanji den Kopf. Doch ehe er etwas auf die Frage erwidern konnte sprang bereits Lysop an seine Seite. „War das wieder dieser Wolf von damals? Wo sind Ruffy und Nami?“
 

Sanji war erst einmal beeindruckt, dass sich Lysop noch an Zoro erinnern konnte. Immerhin hatte er selbst ihn nicht einmal erkannt, als er direkt vor ihm gestanden hatte. „Vermutlich noch bei Zoro“, antwortete er leise und beantwortete somit beide Fragen. Lysop knurrte und Vivi schaute besorgt zum Wald hin. „Was ist denn passiert?“ Nervös richtete die Wölfin ihren Blick wieder auf Sanji. Als plötzlich ein Aufheulen zu hören war, war sie mit nur wenigen Sprüngen bereits zwischen den Bäumen verschwunden. So schnell reagierten die zwei zurückgebliebenen Wölfe nicht. „Vivi, bleib hier“, rief Sanji und sprang ihr hinterher. Dicht hinter ihm lief Lysop. „Denk an deine Welpen.“ Trotzdem machte Vivi nicht langsamer und hatte Ruffy schnell gefunden. Sanji wollte zwar nicht schon wieder Zoro begegnen, immerhin war er ihn gerade losgeworden, doch er konnte auf keinen Fall zulassen, dass Vivi und somit dem jungen Leben, dass sie in sich trug, etwas zustieß. Der Anblick der sich ihm aber nun bot verwirrte den gelben Wolf eher.
 

Vor ihnen stand Ruffy, breit grinsend und mit hoch erhobener Rute. An seinem Maul war deutlich Blut zu sehen. Neben ihm stand Nami, die bei der Ankunft des restlichen Rudels mit ihrem Schweif zu wedeln begann. Von Zoro weit und breit keine Spur. Lediglich ein paar rote Tropfen auf dem Boden verrieten, wohin der Wolf verschwunden war. „Ruffy“ Vivi blieb erst stehen, als sie ihren Gefährten erreicht hatte und sie sich freudig begrüßten. Sie rieben ihre Nasen aneinander. „Was ist passiert?“ Während Ruffy erzählte wie einfach es gewesen war, dem Eindringling zu beißen und dieser dann schnell verschwunden war, konnte Sanji die Freude seines Rudels nicht teilen. Natürlich war er froh, dass niemandem etwas passiert war, aber irgendetwas störte ihn. Es war ein unbestimmtes Gefühl, das ihm sein Herz zuschnürte und ihn beunruhigte. Während sie zurückkehrten und auch auf der Lichtung blieb Sanji ein wenig abseits des Rudels, versuchte sich wieder zu beruhigen und zu verstehen, was überhaupt passiert war. Die ganze Zeit über wurde er von einem misstrauischen Augenpaar beäugt.
 

Es wurde dunkel. Die Wölfe dösten friedlich vor sich hin. Der Wind rauschte durch die Blätter der Bäume, die sie umgaben. Das fröhliche Gezwitscher der Vögel nahm langsam etwas ab. Schon bald würden diese Wesen sich zur Ruhe begeben, doch schlafen würde der Wald trotzdem nicht. Mit Anbruch der Nacht erwachten neue Tiere, die sich den Tag über in ihre Verstecke zurückgezogen hatten. Sanji spürte, wie etwas seine Flanke streifte. Es war zu stark für Wind, weshalb er langsam seine Augen öffnete. Vor ihm stand die rote Wölfin, die auf ihn herab blickte. Mit ihrer Körpersprache bedeutete sie Sanji ihr zu folgen und lief dann zu dem Hügel, auf dem ihr Vater oft saß. Nach einem Augenblick folgte auch Sanji ihr. Er war noch halb im Schlaf, trotzdem wollte er wissen, was Nami nun von ihm wollte. Er lief den Hügel hinauf und setzte sich neben Nami, die auf die weite Ebene unter ihnen blickte. Sanji tat es ihr eine Weile gleich, versuchte herauszufinden nach was sie schaute, wenn es da denn überhaupt einen bestimmten Fleck gab, und gab es schließlich auf.
 

„Was hast du?“ Fragte er mit einem leicht unruhigen Ton. Er ahnte nichts Gutes, alleine schon weil sich Nami sonst nie so verhielt. Nami dagegen schwieg erst einmal nur. Irgendwie musste Sanji dabei sofort an Zoro denken, immerhin hatte er ihn heute Mittag auch Ewigkeiten angeschwiegen. Aber vielleicht wollte Nami nun etwas Ähnliches sagen, Sanji spürte wie er nervös wurde. „Was ist damals passiert?“ Diese Frage riss den gelblichen Wolf nun völlig aus der Fassung. „Du weißt genau was ich meine. Damals, als du und... dieser Zoro in den Fluss gefallen waren. Du warst über einen Tag weg.“ „Was sollte ich denn machen? Es kam ein Schneesturm und ich konnte nicht einfach so den Fluss überqueren.“ Nami schaute ihn eine Weile missmutig an, bis sie dann weiter sprach. „Und warum war dieser Wolf heute wieder da?“ Er fand, dass Nami heute ziemlich neugierig war, etwas zu neugierig für seinen Geschmack. Doch was nun kam, ließ ihn die Augen aufreißen und Nami fast schon erschrocken anschauen. „Ich habe gehört, was er zu dir gesagt hat, dass ihr zusammen weggehen wollt.“

Der Streit

Wie gebannt starrte Sanji die Wölfin an. Erst wusste er nicht, was er sagen sollte, doch dann knurrte er nervös. „Dieser Wolf ist verrückt. Du glaubst doch nicht ernsthaft, das ich das tun würde, oder?“ Sanji wusste selbst nicht mehr, was er glauben sollte, aber zumindest hoffte er, dass Nami das so sah. „Du warst schon immer sehr eigen.“ Sie ließ ihren Blick zu seinem verletzten Ohr schweifen. Sanji blickte sie ein wenig überrascht an. Sie beide waren zwar miteinander aufgewachsen, aber mit so etwas hätte er nun doch nicht gerechnet. „Was soll das heißen? Ich bin immer für das Rudel da.“ Knurrend schaute er Nami an. Ihm gefiel es nicht, wie die Wölfin nun mit ihm redete. Er konnte ja schließlich nichts dafür, dass Zoro wieder hierher gekommen war. Und doch wusste er, auch wenn es eher nur ein Gefühl, eine böse Vorahnung war, dass nicht nur Zoro an allem Schuld hatte. „Das stimmt, aber bist du auch glücklich? Ich sehe doch, wie du dich nach der Ferne sehnst. Du brauchst andere Wölfe, aber du brauchst auch Freiheit, habe ich recht?“ Mit einem listigen Funkeln in den Augen knurrte Nami den gelben Wolf an.
 

„Das ist doch völliger Blöd-“ Ein lautes Heulen in der Ferne unterbrach Sanji und ließ ihn leicht zusammenzucken. Er wusste, dass es Zoro war. Doch was ihn viel mehr erschreckte, war die Tatsache, dass er dessen Nachricht, die er mit dem Heulen zum Himmel sendete, verstand. Nami bemerkte seine Verblüffung natürlich sofort. „Das ist er, nicht wahr? Wem willst du hier eigentlich etwas vormachen? Mir? Dem Rudel? Oder doch nur dir selbst?“ Wütend knurrte die Wölfin ihn an. Sanji verstand ihre Wut nicht so recht, trotzdem legte er seine Ohren an. „Ich mache niemandem etwas vor, ich will einfach nur nichts damit zu tun haben.“ Verzweiflung breitete sich in dem Wolf aus. Diese ganzen Gefühle, die ihm völlig unbekannt waren, die ein einziges Chaos in ihm bildeten. Wieso nur warf ihn dieser eine Wolf so sehr aus der Bahn? „Du verleugnest dich selbst“, knurrte Nami ihn wütend an. Doch in ihren Worten schwang noch ein anderer Ton mit, Neid. Sanji bemerkte ihn zwar, wusste aber nicht, was mit der Wölfin los war. Die ganze Zeit war doch alles in Ordnung gewesen.
 

„Nami“ Er klang fast traurig. Seine Ohren ließ er hängen, sein Kopf war gesenkt und er sah auf die weite Ebene unter sich. In weiter Ferne konnte man das erste helle Licht am Horizont ausmachen. Doch es würde noch lange dauern, bis es wirklich hell werden würde. „Ich weiß nicht, was los ist. Ich weiß nur, dass ich so weiter machen werde wie immer, es gibt doch-“ „Sei ruhig!“ Das rötliche Tier war aufgesprungen und knurrte ihn an. „Du wirst von hier verschwinden, sofort. Ich will dich nicht mehr hier sehen. Lebe dein Leben, gehe deinen Weg und werde glücklich. Glücklicher als du es mit mir jemals sein könntest.“ Den letzten Satz hatte sie nach einem kurzen Zögern, mit einer solch verletzten Stimme, dass es Sanji das Herz hätte zerreißen müssen, hinzugefügt. Doch der Wolf fühlte nur Befreiung, er verstand es selbst nicht. Es war doch Nami, Nami, mit der er hatte sein Leben verbringen wollen. „Nami...“ Auch wenn er sich nicht so fühlte, so ließen alleine diese Gedanken und Erinnerungen den Wolf nun leiden.
 

Doch Sanji brachte kein Wort mehr heraus. Er wusste nicht, was er sagen sollte, was er fühlen sollte. Alles schien so unwirklich und so weit weg zu sein. Selbst wenn er etwas zu sagen gewusst hätte, wäre er vermutlich nicht mehr dazu gekommen. Mit einem lauten Knurren sprang Nami ihn an, biss ihm in das wunde Ohr. Überrascht und vor Schmerzen aufjaulend fand sich Sanji plötzlich unter der Wölfin wieder. Der Biss war zwar nicht fest, doch er riss die Wunde wieder auf. Erneut an diesem Tag spürte Sanji das warme Blut. Doch was er viel stärker wahrnahm, war die Verzweiflung. Er wollte nicht von hier weg, von Nami, von Ruffy und Vivi, und auch nicht von Lysop. Sie waren seine Familie. Und doch schlug sein Herz für etwas anderes. Er wollte Grenzen überqueren, viel sehen und lernen. Er fühlte sich verstoßen, und das von Nami. Leise winselte er. Er wagte es nicht sich zu wehren, zu schuldbewusst fühlte er sich. „Verschwinde von hier, jetzt!“ Nami schnappte erneut nach ihm, verfehlte seine Nase aber nur knapp.
 

Verletzt kroch Sanji unter ihr hervor und richtete sich wieder auf. Er stand etwa zwei Schwanzlängen von Nami entfernt und schaute sie traurig an. Er öffnete sein Maul, wollte etwas sagen, doch dann schwieg er. Eine Weile schaute er Nami an, versuchte etwas anderes in ihrem Blick als Wut zu finden. Dann sprang er wortlos davon. Auf den Waldrand zu, wo er schließlich zwischen den Bäumen verschwand. Er rannte immer weiter, völlig ziellos. Er fühlte nichts mehr, er wusste nicht, was er machen sollte, wohin er sollte. Nami war nun erwachsen und er wusste nun, dass sie recht hatte. Auch wusste er, dass ihre Eltern eher ihn verstoßen würden als sie. Und dem Augenblick war er sich ganz sicher, dass sie beide nie mehr miteinander leben könnte, er hatte sich noch nie mit ihr gestritten. Sanji rannte schnell und immer schneller. Er hoffte diese ganzen Gedanken, Gefühle und Ängste einfach hinter sich lassen zu können. Bis sie ihn plötzlich mit einem Schlag, der ihn wie ein reeller Schlag mitten in den Magen traf, wieder einholten. Das Geräusch füllte die ganze Luft und ließ ihn erzittern. Seine Beine wurden schlaff, trotzdem zwang er sich dazu, weiter zu rennen.
 

Das Heulen, das nun die stille Luft beben ließ, war so sehr mit Schmerzen und Leid gefüllt, dass es Sanji schwer fiel, nicht zu antworten. Noch schwerer fiel ihm aber, nun nicht einfach umzukehren, zurück zu seinem Rudel zu gehen. Nun verstand er. Er hatte ein neues Ziel. Er steuerte auf den Fluss zu und rannte immer weiter. In sehr weiter Ferne waren vereinzelte Antworten auf das Heulen zu hören. Sie klangen ebenfalls traurig und einsam. Nami hasste ihn nicht, sie liebte ihn, doch sie liebte auch ihre Eltern. Er hatte sie nie verletzen wollen, doch er verstand, was sie wollte, was sie ihm sagte. Er wollte sie nicht noch mehr verärgern und dankte ihr im Geiste. Sanji versprach sich, sie niemals zu vergessen. Die ersten Sonnenstrahlen breiteten sich nun auch über dem Wald aus in dem sich der Wolf wie ein Schatten, mit großen Sprüngen, fortbewegte. Je weiter er rannte, desto mehr ließ er die Gefühle von Schuld, Angst und Ungewissen hinter sich. Schuld seinem Rudel gegenüber. Angst davor alleine zu sein. Und Ungewissen vor dem, was noch kam, was hinter dem breiten Fluss auf ihn wartete.
 

Es war gut, dass es keinen Abschied gegeben hatte, und doch war er nicht einfach so gegangen. Nami war da gewesen, das war sie immer für ihn. Sie hatte ihm die Freiheit geschenkt und würde ihn nicht schlecht vor den anderen dastehen lassen. Darauf vertraute er. Nami brauchte ihn nun nicht mehr. Sie war gewachsen, hatte viel gelernt und war zu einer klugen Wölfin herangereift. Sie hatte das erkannt, was Sanji niemals hätte sehen können. Endlich hatte Sanji den Fluss erreicht, der sich in der Morgendämmerung gemächlich durch den Wald schob. Sanji blieb kurz stehen, blickte auf das fließende Wasser vor sich. Sein Herz begann bei dem Gedanken, schon bald wie das Wasser frei durch das Land reisen zu können, schneller zu schlagen. Dann richtete er seinen Blick in den Himmel, wo noch schwach die letzten, langsam verblassenden Sterne zu sehen waren. Es war so weit. Er schloss seine Augen, räkelte seine Schnauze noch mehr dem Himmel entgegen und begann zu heulen. Es war ein Abschied, ohne große Bedeutung. Er verabschiedete sich einfach. Von seinem Rudel, dem Revier in dem er so lange gelebt hatte, von allem.
 

Dann sprang der Wolf in das Wasser. Es war an dieser Stelle nicht sehr tief, da die lange Dürre das Flussbett fast völlig hatte austrocknen lassen. Langsam watete er auf die andere Seite. Er schüttelte sein nasses Fell und blickte am Ufer entlang. „Nicht mehr lange.“ Er lief los, folgte dem Ruf der Freiheit, den er erst vorhin gehört hatte. Sanji wusste genau, was sein Ziel war. Sein Körper war voll von Mut. Doch je mehr er sich dem Ziel näherte, desto nervöser wurde er. Er zweifelte an dem was er da tat. Wusste dass er jeden Moment zurück konnte. Redete sich sogar ein, dass das nichts für ihn war. Doch der Wolf hatte seinen Entschluss gepackt. Er wollte sich nicht mehr von Gedanken an irgendwelche Pflichten kontrollieren lassen. Er wollte frei sein. Nie hatte er auch nur sein Rudel verraten, er war treu. Er hatte es verlassen, ja. Aber hatte dies unbedingt etwas mit Verrat zu tun? Er knurrte, diese Gedanken wollte er nicht mehr haben, nie mehr. Mit erhobenem Kopf blickte Sanji nach vorne. Der Anblick ließ ihn nochmals leise knurren, doch er lief weiter. Langsam immer weiter.

Spezial: Nami

Kaum war Sanji zwischen den Bäumen verschwunden, drehte sich Nami wütend um und rannte den Hang hinunter. Sie war wütend, wütend, weil sie sich so verloren fühlte. Trauer und Verzweiflung nagten an ihr. Vor ihr sprang etwas auf und huschte davon. Nami setzte dem kleinen Tier sofort nach. Sie rannte so lange hinter dem Kaninchen hinterher, bis es in seinem Bau verschwand. Wild knurrend schabte sie noch eine ganze Weile an dem Loch in der Erde herum, vergrößerte es und schnüffelte darin herum, bis sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Ein laute Heulen breitete sich über der Ebene und in der ganzen Umgebung aus. Sie heulte lange so und es gab auch Antworten. Diese trösteten die Wölfin nicht, aber zumindest fühlte sie sich nun nicht mehr so geladen. Mit gesenktem Kopf trabte Nami zu dem Lager des Rudels zurück. Warum nur hatte sie das getan?
 

Kaum hatte sie den Hang erreicht und begonnen diesen hinauf zu laufen, da hörte sie bereits ein Knurren über sich. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und hob den Kopf. Vor ihr stand Vivi, die ihre Tochter besorgt und fragend musterte. „Was ist passiert? Wo ist Sanji?“ Mit einem leisen Knurren trabte Nami an der Alphawölfin vorbei und legte sich, oben angekommen, in das Gras. Sofort gesellten sich auch Lysop und Ruffy zu ihr. „Ich habe ihn weggeschickt“, sagte sie nur mit schwerem Herzen. Doch diesen Schmerz musste die Wölfin für sich behalten und durfte ihn den Anderen nicht zeigen. „Warum?“ Ruffy schrie schon fast und schaute seine Tochter verständnislos an. „Ich wollte ihn nicht länger leiden lassen“, erwiderte sie nach einer kurzen Pause ruhig. Das kleine Rudel sagte nichts mehr. Sie konnten nur ahnen was geschehen war, doch eines wussten sie ganz sicher, Sanji war weg. Wenn Nami etwas tat, dann tat sie es richtig. Niemand machte ihr Vorwürfe, aber besonders Lysop litt nun unter dem unerwarteten Verlust.
 

Doch seine Gefühle waren nichts gegen die Trauer und Wut, die nun in Nami herrschte. Sie zweifelte an sich selbst. Immerhin hatte sie Sanji verletzt, ihn weggeschickt. Sie hatte gewusst, was auf sie zukommen würde, doch nun, wo es soweit war, wollte sie nicht mehr, dass es so war. Nami wollte wieder so leben können wie früher, mit Sanji an ihrer Seite. Sie ließ den Kopf traurig auf ihre Vorderpfoten sinken und döste langsam ein. Die anderen drei Wölfe wussten ebenfalls nicht, was sie tun sollten. Lysop hatte vorgeschlagen, Sanji einfach hinterher zu laufen und ihn zurück zu holen, doch Ruffy hatte ihn nur angeknurrt. So legten auch sie sich wieder hin und dachten noch lange nach. Als die Sonne sich dann immer weiter am Himmel erhob, hörten sie ein weit entferntes Heulen. Es klang frei. Mit gespitzten Ohren lauschten die Wölfe. Sie antworteten nicht, sie hörten einfach nur zu und ein fremdes Gefühl ergriff Besitzt von ihren Herzen.
 

„Nun bist du also frei“, murmelte Nami, die durch das Heulen aus ihrem leichten Schlaf gerissen worden war. Zu ihrer Trauer gesellte sich ein weiteres Gefühl, Freude. Sie freute sich für Sanji. Im Inneren wünschte sie ihm alles Gute. Gerne wäre sie mit ihm gegangen, doch so ein Leben wollte sie nicht. Sie hatte nichts gegen Neues und Aufregendes, aber sie wollte nicht ihr Rudel, ihre Familie verlassen. Sie wollte selbst einmal Welpen haben und dafür brauchte man ein Revier. Zudem war da dieser Zoro. Sie wusste dass er an allem Schuld war, und doch konnte sie ihm nicht böse sein. Sie mochte ihn nicht sonderlich, aber in seiner Gegenwart würde Sanji zumindest nicht verhungern oder von einem Bären getötet werde. Zumindest nicht so einfach, wie wenn er alleine war. Die Wölfin hoffte nur, dass sie mit ihrer Vermutung auch richtig lag, und er nun wirklich bei Zoro war. Sein Heulen vorhin hatte sie zwar gehört, aber nicht verstanden. Trotzdem glaubte sie, dass es ein Ruf gewesen war. Ein Ruf, der Sanji zu ihm lockte.
 

Die Sonnenstrahlen, die auf das Fell der Wölfin fielen, ließen es in einem schönen Orangeton leuchten, als diese aufstand. Sie würde jagen gehen. Jagen, auf dass Sanji und Zoro eine glückliche Zeit bevorstanden.

Der Traum

Als Sanji bei dem sitzenden Wolf ankam blieb er kurz vor diesem stehen und knurrte leise. „Du hast ziemlich lange gebraucht.“ Ruhig blickte Zoro den Wolf vor sich an. Doch diese Ruhe täuschte. Sanji erkannte dass er unter dieser Maske nervös war. „Ach, sei ruhig. Ich hoffe nur, dass du jetzt zufrieden bist, jetzt wo ich verstoßen wurde.“ „Glaubst du etwa ich wäre daran schuld?“ Fragte Zoro und knurrte leise. „Das glaube ich nicht nur, das weiß ich.“ Was tat er hier überhaupt? Sanji wollte zurück, und zwar schnell. „Wieso bist du dann nicht einfach dageblieben?“ Sanji fixierte den grünen Wolf ärgerlich. „Ich habe dir nur die Freiheit gegeben, die du wolltest. Und so dankt man mir?“ Das Knurren aus Sanjis Kehle wurde etwas lauter. „Und was hast du davon? Ich dachte du willst nichts mit anderen Wölfen zu tun haben?“ „Das stimmt“, antwortete Zoro nur, was den anderen innerlich noch mehr kochen ließ. Zoro schien es jedoch nicht übertreiben zu wollen, weshalb er noch weiter sprach. „Du aber hast etwas Besonderes an dir. Außerdem ist nach so langer Zeit ein wenig Gesellschaft wieder angenehm.“
 

Sanji schwieg. Etwas Besonderes an ihm? Was sollte das sein? Er war doch nur ein Wolf, der hin und her gerissen war, zwischen der Freiheit und dem ruhigen Leben im Rudel. „Wieso hast du dir dann nicht ein Weibchen gesucht?“ Seine Frage klang nun, als hätte der Wolf aufgegeben. „Du verstehst mich nicht. Ich will keine Welpen zeugen. Ich will weiter ziehen, mit einem Gefährten an meiner Seite.“ Sanji zitterte leicht. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, doch zumindest war er dann nicht alleine unterwegs. „Denkst du etwa, mit mir hast du dir da den richtigen ausgesucht?“ „Ja“, knurrte Zoro. „Du hasst mich doch“, redete Sanji weiter. Er wollte irgendein Signal, das ihm zu erkennen gab, was Zoro wirklich geplant hatte. Doch dessen Antwort brachte ihn nun völlig aus dem Konzept. „Nicht mehr.“ Zoro hatte ihn wirklich nicht leiden können, doch warum? Und warum war es nun nicht mehr so, warum wollte er nun sogar mit Sanji an seiner Seite weiter durchs Land streifen?
 

So viele Fragen schwirrten in Sanjis Kopf umher, doch er sprach keine Einzige von ihnen aus. Er starrte Zoro einfach nur an, als er mit einem Mal dessen Schwäche erkannte. „Ich war zu lange alleine. So wie ich es wollte. Ich bin glücklich, doch gleichzeitig lässt es auch die Wut in einem wachsen.“ Deshalb also. In einem Rudel hatten alle einander und man ließ solche Streuner nicht an diesem Glück teilhaben. Aber Zoro hatte ihm diese Freude nicht wegnehmen wollen. Der Wolf hatte einfach nur erkannt und sich selbst etwas Glück verschafft. Sanji fühlte sich nur als Mittel zum Zweck, doch gleichzeitig war er auch zufrieden damit. „Du hast diese Wut geschürt, aber sie gleichzeitig auch verjagt. Das weiß ich jetzt.“ Mit diesen Worten trat der große Wolf auf Sanji zu und betrachtete dessen Ohr. Es blutete zwar nicht mehr, gesund sah es trotzdem nicht aus. Und erst jetzt bemerkte Sanji, was er eigentlich hätte von Anfang an bemerken sollen. Zoro hinkte. Natürlich, er hatte dessen Jaulen im Wald gehört, als er gegen Ruffy gekämpft hatte.
 

Es war sein Hinterlauf. Auch wenn die Wunde gut gesäubert war, so konnte man sie nun doch deutlich erkennen. Sanji fragte sich nur, warum Zoro sich nicht gegen Ruffy gewehrt hatte. Er war stark, er hätte auf jeden Fall eine Chance gehabt. Stattdessen hatte er sich auch noch verletzen lassen und war dann einfach geflohen. Vielleicht hatte Zoro das auch nur seinetwegen getan? Sanji überkam ein schlechtes Gewissen. Zoro begann ungeachtet seines Beines Sanjis Wunde zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit zu säubern. Sanji winselte leise, ließ es jedoch wortlos über sich ergehen. Er wollte auch etwas für Zoro tun, doch er wusste beim besten Willen nicht, was das sein sollte. Das, was für sein Bein hatte getan werden können, war getan worden.
 

Die Sonne hatte mittlerweile ihren höchsten Stand am Himmel erreicht und brannte heiß auf die Erde hinab. Die beiden Wölfe lagen im Schatten eines Strauches nebeneinander und dösten. Sanji hatte einen wirren Traum. Er träumte von Nami und Zoro, aber auch von Ruffy, Vivi und Lysop. Alles verwand sich ineinander und ließ den Wolf schließlich aufschrecken. Sanji verstand nicht, was dieser Traum ihm hatte sagen wollen. Vermutlich begann er nun die Geschehnisse der letzten Zeit zu verarbeiten. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte und nun völlig wach war, drehte er seinen Kopf langsam an und blickte Zoro an. Wieder fühlte sich der Wolf wie in einem Traum, doch das hier war real. Eine Weile schaute er Zoro einfach nur an, wie er dalag und döste. Dann senkte Sanji seinen Kopf wieder, schmiegte sich an die Flanke des großen Wolfes. Er spürte die Wärme des anderen Wolfes. Doch sie war anders als die Wärme, die die Sonne in Form von Strahlen auf die Erde schickte. Schnell befand sich der gelbliche Wolf wieder im Reich der Träume.
 

Er kannte den Traum, er hatte ihn erst vor kurzem gehabt. Sanji rannte über eine große, weite Wiese. Vor ihm nichts anderes als das ewige Grün. Neben ihm Bäume, die er aber niemals erreichen konnte. Er rannte weiter und immer weiter, bis er vor sich Rehe entdeckte. Er erinnerte sich was letztes Mal an dieser Stelle des Traumes passiert war, trotzdem sprang er nun wieder auf die Rehe zu. Er wollte ihnen nachsetzen, doch als er sie endlich erreichte, verschwanden die Rehe einfach. Verblüfft erwachte Sanji aus seinem Traum und schaute sich um. Neben ihm lag noch immer Zoro, nun schaute dieser ihn aber an. Sanji zuckte leicht zurück, als er bemerkte, dass er noch immer dicht an Zoro gedrückt lag. „Was hast du nun vor?“ Fragend schaute Sanji den großen Wolf an. „Ich wollte nach Norden“, erwiderte Zoro und legte seinen Kopf auf seinen Pfoten ab. „Und... du weißt wo das ist?“ Sanjis Frage klang skeptisch und dazu hatte er wohl alles recht. Zoros Orientierungssinn war grauenhaft, das wusste er nun mittlerweile. Es musste schon ein Wunder gewesen sein, dass Zoro zu der Höhle hier zurückgefunden hatte.
 

„Natürlich“ Es klang so, als wolle Zoro noch etwas ergänzen, doch es kam nichts mehr. Na das kann ja abenteuerlich werden, dachte sich Sanji nur und knabbte Zoro dann in die Schulter. Er vertraute Zoro, auch wenn er eigentlich ein völlig fremder Wolf war. Sein ganzes Wesen strahlte etwas Beruhigendes aus und nun konnte sich Sanji auch wirklich entspannen. Allerdings wollte er Zoro auch mal wirklich glücklich sehen. Er wirkte immer so ernst und kühl. Es war nicht einfach, doch irgendwann würde er ihn sicher dazu bekommen. Bis zum Abend lagen die Wölfe dicht an dicht beieinander. Zoro ließ sein Bein auskurieren und Sanji genoss einfach nur den Augenblick. Doch als sich die Sonne immer mehr den Bergen in der Ferne näherte, stand Zoro plötzlich auf. „Kannst du so laufen?“ Fragte Sanji besorgt, nachdem er ebenfalls aufgestanden war und gesehen hatte, wie Zoro dastand. Er hoffte sehr, dass es keine schlimme Wunde war, die schnell wieder verheilte.
 

„Ich bin nicht schwach, du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Das ist doch schon so gut wie wieder verheilt.“ Sanji schaute missmutig drein, sagte aber nichts mehr. Zoro rieb seine Nase an der seines neuen Gefährten. Nach einem Augenblick, in dem sich Sanji nicht rührte, beendete Zoro den Kontakt wieder und drehte sich um, um der untergehenden Sonne zu folgen. Mit einem kurzen Zögern und nach einem ausgiebigen Blick zurück auf sein altes Revier folgte Sanji dem hinkenden Wolf schließlich. Sie waren nicht schnell unterwegs, doch sie bewegten sich immer weiter weg von Sanjis Vergangenheit, vorwärts in eine neue Zukunft. Sie kamen auf eine große Waldwiese, die Sanji an seinen Traum erinnerte. Ihnen bot sich ein atemberaubender Anblick. Die gerade untergehende Sonne tauchte die grüne Wiese in einen unnatürlichen Rotton. Die beiden Wölfe blieben für einen Moment stehen, um diesen Anblick auf sich wirken zu lassen.
 

Sanji erinnerte sich an seinen Traum, nur dass das hier real war. Er fasste neuen Mut und neue Zuversicht. Sein Leben würde nicht besser, aber auch nicht schlechter werden. Er würde nur freier leben, als er es jemals getan hatte. Sanjis Fell schimmerte in einen seltsamen Orangeton, während Zoro ebenso wie die Wiese in diesem Licht rot wirkte. Vor Sanji lag ein neues Leben, das mit diesem sonderbaren Augenblick begann. Sein Herz schlug schneller und er war froh, jemanden an seiner Seite zu wissen. Ohne darüber nachzudenken schmiegte er seine Flanke an die Zoros. Diesen Augenblick nahm er nicht nur mit seinen Augen, sondern auch mit seinem ganzen Körper auf und er wusste, dass er sich auf ewig an diesen Moment erinnern würde. Der Moment, in dem er nicht nur die Energie des Lebens, sondern auch des Wolfes neben sich an seiner Seite spürte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (26)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissYukiko
2013-02-01T19:52:56+00:00 01.02.2013 20:52
Also ich kann nicht sehr viel dazu sagen außer GENIAL!!!!!
Ich liebe es. aber biiiittttteeee bring noch nen 2. Teil raus.
Ich bin totaler Zorro Fan und weiß wie man Geschichten schreib und ich finde du hast ihn gut getroffen und Sanji sowieso.
GlG MissYukiko
Von:  Janina
2012-12-31T23:45:00+00:00 01.01.2013 00:45
Ach schadeeee dass du nicht noch weiter geschrieben hast, wie die zwei sich näher kommen und ihr neues Leben beginnen! >w< Aber trotzdem war die Geschichte sehr unterhaltsam gewesen! Vorallem spannend! *3*
Du schreibst toll, weiter so! =D
Ganz liebe Grüße
Janina
Von:  Janina
2012-12-31T23:36:35+00:00 01.01.2013 00:36
Ach wie herzzerreißeeeend! T.T Wenn ich mir vorstelle, die Wahl zu haben... Oh gott ich würde viel lieber mit Sanji mitgehen, als ihn davon zu jagen! Lieber würde ich meinen Eltern Lebewohl sagen als SANJI!!! xD NJAH~
Von:  Janina
2012-12-31T23:32:31+00:00 01.01.2013 00:32
Oj jaaaa (*-*) auf zu Zorro! <3
Wundervoll =D Ich freu mich riesig! hihi
Von:  Janina
2012-12-31T23:14:37+00:00 01.01.2013 00:14
Hahaha xD Nami ist eifersüchtig! *grins*
Kein Wunder... xD <3 NJAH <3 SPANNEND <3
Von:  Janina
2012-12-31T22:58:36+00:00 31.12.2012 23:58
JAAAAAAAAAA!! SAG JAAAAA SANJIIIII! (*D*) HACH ist das HERRLICH x] <3 <3

Von:  Janina
2012-12-31T22:45:06+00:00 31.12.2012 23:45
Huh? =D Wie darf man das jetzt verstehen? Ist Vivi an Sanji interessiert gewesen? (was mich nicht wundern würde <3 Njah <3) Und ihre Tochter Nami nun auch in Sanji??? xD
*gespannt ist wie hieraus noch ZorroXSanji werden wird*
Njaaah~
Von:  Janina
2012-12-31T22:38:09+00:00 31.12.2012 23:38
Böööh Zorro du kalter Typ! =D Hoffentlich kommt Sanji nochmal zurück *-* NJAH~ <3
Von:  Janina
2012-12-31T22:34:20+00:00 31.12.2012 23:34
Och nööö geh nicht zurück, Sanji! *D*
Njaaah die Stelle wo Sanji sich ihm nähert ist soooo süß!!! *schmacht* Und auch wie du beschrieben hast wie Sanji den Hasen gejagt und dann die Ratte gefangen hat... Wahnsinn! Ich hätte nicht gedacht, dass sowas so fesselnd sein könnte! x]
Von:  Janina
2012-12-31T22:24:15+00:00 31.12.2012 23:24
Njaaah wie süüß! x3 hihihi endlich sind sie allein! <3 hehe *aufgeregt weiter liest*


Zurück