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Die Geflügelte Schlange - Aufstieg

* * make love, not war * * - Teil 1
von

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5. Der Aufruhr

Zwölf Tage waren seit dem Überfall auf die Schädeloase vergangen, als Nefut mit Satteltaschen voller Lösegeld aus der Kameloase zurückkehrte. Nur für einen Gefangenen stand die Lösegeldzahlung noch aus - und der war nicht nur ein Angehöriger des Stammes, dem auch Nefut einst angehörte, sondern er hatte auch ein Schwert von Nefuts Vater mit sich geführt.
 

Da die Darashy sich zu dem letzten Gefangenen bisher nicht geäußert hatten, zeichnete sich ab, daß der junge Mann von Ashan wohl als Sklave verkauft werden würde, um Geld für ihn zu erhalten. Verhandlungen mit Sklavenhändlern dauerten gewöhnlich ihre Zeit und vielleicht konnte man das Ganze noch soweit hinauszögern, daß Nefut einige Antworten von diesem jungen Mann erhielt. Zuerst erstatte Nefut jedoch Ashan Bericht über die ausgelösten Gefangenen.
 

*
 

Doshans Zweiter Enwar hatte den Befehl, als Nefut im zum Teil bereits abgebauten Gefangenenlager eintraf. Er nahm Nefuts Liste der ausgelösten Gefangenen entgegen, dann ging er, um deren Abreise zur Kameloase für den nächsten Morgen zu organisieren. Nefut suchte nach Hamarem und traf ihn mit Derhan im Zelt der Befehlshaber beim Nachtessen an. Er begrüßte beide und nahm ihre Einladung zum Essen an.
 

"Ich hoffe, bei euch ist alles so glatt gelaufen, wie bei uns", begann Nefut dann das Gespräch. "Bereits vorgestern hatten wir die Gelder für alle Gefangenen zusammen, abgesehen von einem Darashy. Farhan will morgen hier sein, entweder mit oder ohne das Geld", sagte er an Derhan, Farhans Zweiten gewandt.
 

"Das wird auch Zeit", brummte Derhan kurz angebunden, dann aß er weiter. Hamarem sagte nichts und aß offensichtlich mit schlechtem Appetit. Er wirkte auch blasser als sonst. "Ist alles in Ordnung, Hamarem?" fragte Nefut besorgt.
 

Hamarem nickte nur und Derhan mischte sich ein: "Er hatte gesundheitliche Probleme in den letzten Tagen."
 

So schnell, daß Nefut nicht sicher war, ob er tatsächlich richtig gesehen hatte, warf Hamarem Derhan einen warnenden Blick zu. Wenn Hamarem gesundheitliche Probleme gehabt hatte, war natürlich Derhan mit ihrer Behebung beschäftigt gewesen, und vielleicht hatte es dabei Streit gegeben. Derhan war für seine scharfe und gelegentlich lästerliche Zunge bekannt.
 

"Herr, dieser Überfall hat doch bereits reichlich Profit gebracht. Könntet Ihr Ashan nicht einfach um die Freilassung des jungen Darashy bitten?" fragte Hamarem plötzlich und sah aus, als ob ihn Magenschmerzen plagten.
 

"Warum?" fragte Nefut zurück und schien Hamarems Magenschmerzen damit zu verstärken. Aber eigentlich brachte Hamarem Bitten an ihn doch nie ohne guten Grund vor.
 

Hamarem holte tief Luft und seufzte, dann hub er an: "Viele unserer Männer hier sind der Ansicht, daß der junge Darashy ein Unirdischer ist. Sie befürchten, den Zorn der Götter auf sich zu laden, wenn der junge Mann noch länger festgehalten wird."
 

Richtig, der Darashy hatte weiße Haare gehabt und bei Tageslicht hatte er auch deutlich jünger gewirkt, als bei dem nächtlichen Kampf. "Wenn ich mich recht erinnere, bist du ebenfalls der Ansicht, daß der Darashy ein Unirdischer ist", erinnerte Nefut seinen Zweiten. Hamarem hatte vor Nefuts Aufbruch in die Kameloase auch davon gesprochen, daß es Mord und Todschlag unter den Stammeslosen geben würde, wenn der Darashy mit unirdischem Blut gefangen gehalten werde.
 

Derhan lächelte versonnen, schwieg jedoch. Von ihm war kaum anzunehmen, daß er irgendjemanden für einen Unirdischen hielt. Dazu hatte er viel zu wenig Respekt vor dem Göttlichen.
 

"Es liegt zumindest im Bereich des Möglichen, Herr", quälte Hamarem derweil heraus.
 

"Ich werde sehen, was ich machen kann", versprach Nefut. Wenn der letzte Gefangene seine Freilassung Nefut zu verdanken hatte, würde er vielleicht dankbar genug für die Beantwortung einiger Fragen sein. "Ich brauche für Ashan aber bessere Argumente, als nur die Bitte, einen Gefangenen ohne Lösegeld freizulassen."
 

Hamarem öffnete schon den Mund, aber Nefut schnitt ihm das Wort ab. "Wir reden später darüber." Denn solche Dinge sollte man nicht vor Zeugen besprechen.
 

*
 

Früh am nächsten Morgen kehrten Nefuts Männer Lehan, Nesfat und Mutar aus demGefangenenlager zurück. Nefut hoffte, am Vormittag eine Gelegenheit für ein ungestörtes Gespräch mit Hamarem zu finden, zunächst mußte er mit seinen Männern jedoch die unter Hamarems Führung wieder einmal vernachlässigten Waffenübungen mit den Männern nachholen. Nach wenigen Augenblicken wurde Nefut jedoch in Ashans Zelt zitiert, und es stellte sich heraus, daß der nächste Überfall bereits geplant und ein Teil des Lösegeldes aus dem letzten Überfall auch schon als Bestechungsgeld für die Wächter einer Gewürzkarawane aus Ma'ouwat ausgegeben worden war.
 

Als Nefut dann endlich wieder in sein Zelt zurückkehrte, war Lehan schon damit beschäftigt, das Nachtessen zu kochen. Angesichts des zu erwartenden Eintopfes aus Getreide und Kichererbsen erinnerte Nefut sich wehmütig an die Speisen mit vielen frischen Zutaten, die er in der Kameloase hatte genießen können. Und da bei dem nächsten Überfall kein Lösegeld einzutreiben war, konnte es noch Monate dauern, bis er wieder in den Genuß der relativen Freiheit und des Wohllebens dort kam. Größere Karawanen mit Reisenden, die einen Überfall lohnend machten, waren erst wieder nach dem Sommer zu erwarten. Vielleicht hätte er doch Serahs Bitte, bei ihr zu bleiben, sie zur Frau zu nehmen und Farhan und Terhan allein zurückzuschicken, ernsthafter erwägen sollen. Aber er konnte sich nicht dazu durchringen, seinen treuen Zweiten allein bei den Stammeslosen zurückzulassen.
 

Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, begann Nefut vor dem Zelt mit seinen Waffenübungen, als Mutar plötzlich neben ihm stand und fragte: "Herr, darf ich euch stören?"
 

"Was ist, Mutar?" Jetzt hatte der nervtötende Alltag ihn also wieder: nach Ashans Einberufungen von Beratungsrunden, in denen keiner wagen durfte, Ratschläge vorzubringen, die von Ashans Ansichten abwichen, kamen nun irgendwelche Streitigkeiten in seiner Zeltgemeinschaft, die zu schlichten waren. Die letzten zehn Tage, in denen er sein eigenen Herr hatte sein können, waren so wunderbar gewesen.
 

"Herr, hört ihr mir zu?" fragte Mutar ungewohnt drängend nach.
 

Nefuts mußte sich von seinen Gedanken an die Bequemlichkeit der Kameloase regelrecht losreißen. "Ja, Mutar, ich höre dir zu."
 

"Herr, die Unruhe unter den Männern über den letzten Gefangenen, den jungen Darashy, ist groß. Sie... wir sehen mit Unbehagen der Aussicht entgegen, daß er als Sklave verkauft wird", sagte Mutar dann leise mit gesenktem Blick.
 

"Und weswegen sehen du und andere dem mit Unbehagen entgegen?" wollte Nefut wissen.
 

Jetzt sah Mutar auf, die leichte Panik im Blick war Nefut an ihm nicht gewöhnt. "Herr, er ist von unirdischem Blut! Die Götter werden uns strafen, wenn wir ihn nicht nur gefangen halten sondern auch noch als Sklaven verkaufen!"
 

Hamarem hatte also unter anderem in Mutars Namen gesprochen. Und wenn der junge Darashy wirklich unirdisches Blut hatte, war es wahrhaft frevelhaft, ihn gefangen zu halten. "Habt ihr denn einen Vorschlag, wie wir dem Gefangenen dieses Schicksal ersparen können?"
 

Mutar machte den Mund zu einer Erwiderung auf, aber dann schloß er ihn abrupt wieder. Nach einem Augenblick sagte er dann: "Herr, bittet Ashan, ihn ohne Lösegeld freizulassen." Aber das war offensichtlich nicht, was Mutar ursprünglich hatte sagen wollen.
 

"Vielleicht bringt Farhan heute abend ja noch das Lösegeld", beschwichtigte Nefut ihn.
 

"Ja, Herr", antwortete Mutar aber glaubte offensichtlich ebensowenig daran wie Nefut selbst.
 

*
 

Als Farhan am späten Abend aus der Kameloase zurückkehrte konnte er erwartungsgemäß nur berichten, daß aus den Zelten der Darashy keine Antwort zur Gefangennahme von Amemna Darashy gekommen war. Nefut begab sich ins Gefangenenlager, um Hamarem die Neuigkeit selbst zu überbringen und endlich mit ihm zu sprechen. Er fand seinen Zweiten wieder im Zelt der Befehlshaber, diesmal allein. "Farhan hat keine Lösegeldzahlung für den jungen Darashy gebracht."
 

Hamarem nickte und begann dann eifrig: "Herr, unser Gefangener hat einen Vorschlag gemacht, wie er für einen Ersatz des Lösegeldes sorgen kann."
 

"Und wie sieht dieser Vorschlag aus?" wollte Nefut wissen.
 

"Er sagte, daß nördlich von Hannai, in Nemis, ein Heer gesammelt wird und für jeden, der sich als Söldner meldet, ein großzügiges Handgeld gezahlt wird, für größere Einheiten sogar ein Bonus. Er meint, wenn sich alle oder ein größerer Teil der Bande dort meldet, würde allein der Bonus reichlich das zu erwartende Lösegeld für ihn aufwiegen. Außerdem ist das Kriegsgeschäft technisch gesehen zwar nichts anderes als das Banditendasein aber doch viel ehrenhafter."
 

Nefut mußte schmunzeln. Mit der Art von Geschäften, die Ashan zur Zeit betrieb, hatte das Kriegsgeschäft nicht das Geringste zu tun, aber hier zeigte sich einmal mehr die auffällige Naivität Hamarems in einigen Dingen, so wie er in anderen Dingen kenntnisreich und weise war, wie ansonsten nur Männer, die das Doppelte an Jahren gesehen hatten. Nefut hielt sich mit einer direkten Erwiderung zurück, gab nur zu bedenken: "Allerdings müßten wir den Gedanken nun noch Ashan schmackhaft machen, und das könnte schwierig werden." Immerhin hatte er nun mehr für eine Unterredung mit Ashan in der Hand als nur eine Bitte.
 

*
 

Ashan saß mit einigen seiner Unterführer zusammen, als Nefut ihn nach der Waffenübung am nächsten Morgen in seinem Zelt aufsuchte.
 

"Meine Männer schicken mich, die Freilassung Amemna Darashys zu erbitten", begann er sein Anliegen vorzutragen.
 

"Und mit welcher Begründung? Lösegeld wurde bisher nicht für ihn bezahlt."
 

"Es heißt, er sei von unirdischer Herkunft und sie wollen nicht den Zorn der Götter auf sich laden, indem er weiter gefangengehalten wird", sagte Nefut vorsichtig.
 

"Von unirdischer Herkunft?" Ashan lachte aus vollem Halse. "Ein Ostler-Bastard ist er. Vermutlich wollen ihn die Darashy deswegen nicht wiederhaben. Und seine Ostlerfamilie in Ma'ouwat ist dort bisher nicht aufzutreiben. Wenn sie sich nicht bald melden, werden wir ihn als Sklaven verkaufen."
 

Terhan und die drei anderen Anwesenden lachten mit Ashan, wenn es auch bei einigen eher nach Pflichterfüllung aussah. Offenbar war nicht allen wohl bei dem Gedanken, doch möglicherweise einen Unirdischen gefangen zu halten.
 

"Unser Gefangener weiß eine Möglichkeit, auf andere Weise zu dem Geld zu kommen, das uns durch seine Freilassung als Lösegeld entgeht", warf Nefut ein, als das Lachen abebbte. Ashan forderte ihn mit einem Wink auf, weiterzusprechen und Nefut legte den Plan dar, wie er ihn von Hamarem gehört hatte.
 

Ashan strich sich danach versonnen über seinen Kinnbart. "Das ist in der Tat eine wertvolle Nachricht. Aber ich denke immer noch, daß er als Sklave mehr Geld einbringt. Und jetzt Schluß mit dem ganzen Unfug, laßt uns speisen." Er klatschte in die Hände, um auftragen zu lassen.
 

Nefut zog sich unter murmeln einer Höflichkeitsfloskel zurück und wurde vor dem Zelt vom Unterführer Doshan um ein Gespräch gebeten. Nefut lud ihn in sein Zelt ein.
 

*
 

Nach der ersten Tasse Tee begann Doshan gerade heraus: "Nefut, es ist zu befürchten, daß der Unirdische als Sklave verkauft wird."
 

"Ashan hat es eben beschlossen", bestätigte Nefut. "Er ist nicht der Meinung, daß Amemna Darashy von unirdischem Blute ist."
 

"Aber das ist doch offensichtlich", widersprach Doshan auffällig leise. "Und wir werden den Zorn der Götter auf uns ziehen, wenn wir zulassen, daß er als Sklave verkauft wird." Er griff nach dem Tyrima-Amulett an seinem Hals um das üble Schicksal für sich abwenden.
 

"Ashan bringt die Argumente eines Städters", entgegnete Nefut vorsichtig.
 

Doshan spuckte aus. "Natürlich, denn in Wahrheit ist er einer. Irgendjemand muß ihn zur Vernunft bringen, oder das ganze Lager ist in Aufruhr. Überall gärt es und meine Männer sprechen davon, Ashan abzusetzen!"
 

In all den Jahren hatte bisher niemand in Nefuts Gegenwart so offen gegen Ashans Anführerschaft gesprochen. Er hatte das Gefühl, auf einem Haufen Eier zu balanchieren. "Viele sind unzufrieden mit der Situation", gab er leise zurück.
 

Wie die anderen Unterführer hatten auch Nefut und Doshan Ashan die Treue geschworen. Wenn einzelne Männer unzufrieden mit dem Anführer waren, ließen sie sich gewöhnlich ihren Anteil des Schatzes auszahlen und zogen allein oder mit ihren Leuten davon, um sich einer anderen Gruppe Stammesloser anzuschließen - oder um zu versuchen, mit ihrer Beute als Startkapital eine ehrbare Existenz in einer der Städte am Rande der Wüste aufzubauen. Den gewählten Anführer abzusetzen war undenkbar.
 

Aber die jetztige Situation war anderes. Eine Reihe von Männern war durch Ashans Haltung gegenüber dem unirdischen Jungen auf das Äußerste beunruhigt. Sein gotteslästerliches Verhalten würde auf alle die ihm folgten zurückfallen, und auch unter den Stammeslosen gab es nicht viele, die diese Aussicht unberührt ließ.
 

Nefut rang mit sich. Einerseits hatte er zwar nur als treuer Gefolgsmann Ashans die Aussicht, nach seinem Tod die Gärten der Freude betreten zu dürfen, andererseits mochte der Darashy aber tatsächlich unirdisches Blut haben, Hamarem zumindest war anscheinend davon überzeugt. Und Ashan war nicht der Anführer, dem zu folgen Nefut stolz machte. Also sagte Nefut schließlich: "Laß uns beraten, wie wir Ashan vielleicht überzeugen können, seinen Entschluß zu ändern."
 

*
 

Nefut goß seinem Gast gerade die zweite Tasse Tee ein, als sich plötzlich Unruhe im Lager ausbreitete. "Befreit Amemna Darashy!" rief jemand und das Geräusch gegeneinanderschlagender Schwerter war zu hören.
 

Alarmiert rannte Nefut aus seinem Zelt, Doshan folgte ihm. Tatsächlich kämpfte eine Handvoll Männer vor dem Zelt des Anführers gegen Ashans Wachen. Zuvorderst stand Enwar, Doshans rechte Hand, und da war auch Nefuts eigener Mann Mutar unter den Aufständischen.
 

"Was sollen wir nur tun?" fragte Doshan leise. "Ich hoffe, wir müssen nicht kämpfen."
 

Nefut unterdrückte den Impuls, das Schwert zu ziehen und sich zu Ashans Wachen zu stellen. Eigentlich sollte er sich sofort für Ashan ins Getümmel werfen, aber es widerstrebte ihm zutiefst. Die Situation zwischen den Aufständischen und Ashans Wachen sah noch ausgeglichen aus, aber er mußte nun wohl unwiderruflich Farbe bekennen, auch wenn ihm gar nicht wohl in seiner Haut war. Nefut seufzte und rief dann: "Alle hierher, die den Unirdischen frei sehen wollen!"
 

Sofort erhielt Nefut Zulauf aus den Zelten, während sich ein Teil von Ashans Gruppe dem neuen Gegner zuwandte. Und auch Ashans Wachen erhielten Verstärkung durch Terhan und einige andere Männer, sogar Ashan selbst trat aus seinem Zelt. Diesen Moment der Formierung der beiden Parteien nutzte Enwar. Er stürzte sich mit blanker Waffe auf den unbewaffneten Anführer der Stammeslosen, durchbohrte Ashan und fiel gleich darauf selbst durch Terhans Schwert.
 

Und nun entbrannte der Kampf zwischen den restlichen Aufständischen und Terhans Männern um Ashans noch zuckenden Leib um so heftiger.
 

"Hört auf zu kämpfen!" rief Nefut, aber das Handgemenge um Terhan wurde schlimmer. Und auch die bisher friedlichen Männer um Nefut herum griffen nachihren Schwertern. Doshan hielt seinen Mann Oremar, der schon losstürmen wollte, am Arm zurück.
 

"Ashan ist tot! Befreit den Unirdischen!" gellte plötzlich Tyrimars Stimme durch den Kampfeslärm und ein Speer, auf dem das bluttriefende Haupt Ashans steckte, wurde hoch über den Köpfen der Kämpfenden geschwenkt. Der Schreck über diese Bluttat, dem niedergestreckten, aber noch lebenden Anführer den Kopf abzuschneiden, lähmte die Kontrahenten für einen Moment und in die plötzliche Stille rief Nefut: "Ashan ist tot! Alles kann neu verhandelt werden!"
 

Diesmal ließen die Kämpfenden tatsächlich zögernd voneinander ab und schufen Abstand zwischen sich. Die überlebenden vier Aufständischen - Nefuts eigener Mann Mutar, Farhans Männern Nefut und Tyrimar und einer von Doshans Männern - zogen sich, die Waffen noch in den Händen und nach allen Seiten sichernd, zu Nefut zurück. Die Wächter Ashans sammelten sich um Terhan, ebenso wie die meisten Unterführer. Nur Doshan und Farhan hatten sich wie Nefut gegen ihren Eid entschieden.
 

Zwischen den beiden Gruppen, direkt vor dem Eingang zu Ashans Zelt, hatte Tyrimar den Speer mit der grausigen Trophäe in den Sand gerammt, daneben lagen Ashans blutüberströmter Körper, der tote Enwar und eine weitere Leiche. Der Anblick der Toten brachte die alle anscheinend wieder zur Besinnung, denn die Schwerter und Messer verschwanden aus den Händen und leise begannen die Männer auf beiden Seiten, untereinander über das weitere Vorgehen zu diskutieren.
 

"Laß uns eine Einigung finden, Terhan", rief Nefut über das Raunen seinem Gegner zu.
 

Terhan nickte. "In Ordnung." Sie trafen sich in der Mitte. "Ich werde auf die Hinrichtung der Aufständischen bestehen müssen", sagte Terhan so leise, daß nur Nefut ihn hören konnte.
 

"Das ist mir klar", antwortete Nefut ebenso leise. "Und ich bestehe auf den freien Abzug aller anderen Männer, die sich mir angeschlossen haben."
 

Terhan sah ihn zweifelnd an. "Wie willst du deine paar Männer denn ernähren? Für Überfälle seid ihr zu wenig."
 

Nefut schaute zu der kleinen Gruppe um Farhan und Doshan hinüber. Mit ihm selbst waren es vierzehn Männer, davon drei eidbrüchige Unterführer und vier Totgeweihte. Ein wirklich kümmerliches Häufchen für eine Banditenschar.
 

"Wir werden nach Nemis gehen", sagte Nefut spontan. Vielleicht gelang es auf diese Weise sogar, den jungen Darashy zu befreien und Nefut gegenüber zur Dankbarkeit zu verpflichten.
 

"Und euch als Zehnereinheit verpflichten?" fragte Terhan nach. "Da fehlt euch noch ein Mann."
 

Natürlich. "Dann gib uns den letzten Gefangenen", forderte Nefut.
 

Terhan schob die Hände in den Gürtel. "Laß uns verhandeln."
 

* * *
 



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