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Cappuccino und Kuchen

Teil 1
von

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Falsche Versuchung

Als ich wieder unser Haus betrete bin ich überglücklich. Ich pfeife vor mich hin und strahle was das Zeug hält. „Sag mal, was ist denn mit dir passiert?“, fragt Sophie und sieht mich schmunzelnd an.

„Ach, nichts nichts. Ist nichts besonderes. Ich bin heute nur einfach gut drauf.“ Ich möchte ihr nicht sagen, was ich gehört habe, kann ja sein, dass es gar nicht stimmt und ich es nur geträumt habe.

Nein, ich habe es natürlich nicht geträumt und das weiß ich auch, aber ich habe einfach Angst, dass Shane gar nicht mich gemeint hat. Und das würde mir einfach das Herz brechen, daher will ich lieber weiter daran glauben.

Sophie zuckt mit den Schultern und sieht mich nachdenklich an. „Hast du dich wieder mit Shane vertragen?“, fragt sie spitzbübisch und ich werde sofort rot. „Äh..ja, ja wir haben uns...vertragen.“

Sie grinst breit und ich wende meinen Blick ab. „Was grinst du so? Ist doch gut, wenn wir uns vertragen. Was ist daran witzig?“

„Ach..nichts. Finny ich freue mich nur für dich.“, sagt Sophie und streicht mir durch meine Haare. Dann läuft sie weiter den Gang entlang. „Bis später.“, ruft sie mir über die Schulter zu und ist plötzlich verschwunden. Was war das denn? Wieso ist sie jetzt einfach weg? Ich verstehe Sophie nicht. Sie ist immer so geheimnisvoll. Und meistens kommt etwas blödes bei ihren Ideen raus.

Seufzend gehe ich weiter. Aber als ich in meinem Zimmer ankomme, ist Shane verschwunden. Man sieht nur noch die aufgewühlte Decke und seinen Abdruck im Kissen.

Ich lasse mich auf dem Bett nieder und betrachte es. Hier hat Shane geschlafen? In meinem Bett? Mir wird heiß, als ich daran denke und schnell springe ich wieder auf und setzte mich an meinen Schreibtisch. Ok Finny. Du musst einen kühlen Kopf bewahren. Am besten du reißt jetzt erst einmal das Fenster auf und lenkst dich ab, indem du ein Buch liest oder Hausaufgaben machst. Denke nur nicht an Shane. An alles andere, aber nicht daran.

Ich mache das, was ich mir selbst sage, stehe auf, öffne das Fenster, nehme ein Buch und setzte mich auf das Fensterbrett. Ich atme ein paar mal tief ein und schlage das Buch auf. Aber auf die Story kann ich mich nicht wirklich konzentrieren. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Shane ab. Was ist nur los mit mir? Liebe ich nicht eigentlich Noel?

Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich liebe Noel nicht. Nein. Ich schwärme nur für ihn. Eine blöde, nicht druchdachte Kinderschwärmerei. Aber bin ich nicht irgendwo auch verliebt? Es fühlt sich doch immer so schön an, in seiner Nähe. Und ich habe immer so ein Kribbeln im Bauch. Heißt das nicht eigentlich...dass ich verliebt bin?

Was mache ich mir überhaupt einen Kopf? Die Antwort ist doch leicht herauszufinden. Noel hat Shane seine Liebe gestanden. Was halte ich davon? Es macht mich unglücklich. Aber das Shane nichts von ihm will, macht mich wiederum glücklich. Es freut mich, dass Noel nicht das Glück findet, was mir zustehen würde. Ich bin so ein egoistisches Kerlchen. Ich verwünsche Noel wirklich alles Gute. Dann kann ich ja auch gleich einen Voodoozauber verwenden.

Ich seufze auf. Meine Gedanken schweifen schon wieder viel zu weit ab. Aber wenigstens weiß ich jetzt, dass ich Noel scheinbar nicht liebe. Oder doch? Ich bin im Moment viel zu verwirrt, um irgendetwas zu wissen.

Kurzer Hand beschließe ich also, Marie aufzusuchen. Sie wird vermutlich gerade zu Hause sein. Ich denke jedenfalls nicht, dass sie noch in der Schule hockt. Obwohl, sie muss ja heute Nachhilfe geben. „Am besten ich rufe sie an.“, sage ich laut zu mir selbst, um diese Stille zu verdrängen, die mich nur wieder zum Nachdenken bringt. Ich schnappe also mein Handy und wähle ihre Nummer.

„Marie? Ja hey, ich bins. Hast du kurz Zeit? Ich wollte mal mit dir reden...“ Ich höre ihr kurz zu und meine dann: „Na ja..ich bin etwas verwirrt und wollte dich um deine Meinung bitten.“ Sofort ist Marie bereit für das kleine Date. „Ok, dann bis gleich.“, murmel ich und lege auf. Eine knappe halbe Stunde später sitze ich im Park auf einer Bank. Ich sehe Marie schon vom Weiten auf mich zukommen. Sie wedelt aufgeregt mit den Armen und nimmt mich erstmal in eine feste Umarmung.

„Also, was ist los? Erzähl. Alles und alles ausführlich.“, bittet sie mich und ich nicke leicht.

„Also gestern, da...waren wir ja auf einer Party. Ich habe mich betrunken, nachdem Noel Shane aus heiterem Himmel seine Liebe gestanden hat. Aber das weißt du ja eigentlich alles. Jedenfalls hat Shane mich nach Hause gebracht. Als ich dann heute früh aufgewacht bin, musste ich ich erst mal schön viel auf der Toilette übergeben. Als Shane dann nach mir gesehen hat, haben wir über alles gesprochen und uns wieder vertragen. Dann ist Shane wieder eingeschlafen und dann sagte er: Ich liebe dich...Finny.“, bringe ich schnell hervor. Ich setzte kaum einen Punkt beim reden. Ich will es einfach schnell hinter mir haben. Nur beim letzten Satz muss ich kurz stocken. Es fällt mir selber schwer, dass zu glauben und es zu sagen.

Marie starrt mich erst ungläubig an, dann strahlt sie. „Aber das ist doch schön! Wo liegt dann jetzt dein Problem?“ Ich überlege kurz, wie ich es ihr sagen soll. Ich weiß es ja selber nicht so genau, dass ist das Problem. „Na ja..ich meinte doch, ich wäre in Noel verliebt. Aber das gerät jetzt langsam ins Schwanken. Ich glaube, ich habe nur für ihn geschwärmt, aber sicher bin ich mir da nicht. Und was ich für Shane empfinde, weiß ich so wie so nicht. Also gar nicht. Deshalb...vielleicht weißt du es, wenn ich dir beschreibe, wie ich mich in deren Gegenwart verhalte.“

Marie nickt ganz aufgekratzt und knuddelt mich noch einmal durch. „Dann erzähl mal. Ich bin ganz Ohr. Heute habe ich sogar mal zwei Ohren für dich.“, sagt sie und zwinkert mir zu.

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, wie froh ich bin, sie als Freundin zu haben? Ich glaube schon, aber man kann es nicht oft genug loswerden.

„Also bei Noel, wird mir ganz komisch. Ich habe so ein Kribbeln im Bauch und ich freue mich ihn zu sehen. Und na ja..bei Shane. Ich kenne ihn a schon so lange. Also, es ist momentan schon anders, als sonst. Aber das muss ja nichts heißen. Ich habe mich über das Geständnis gefreut. Mir wird..warm, wenn ich ihn sehe und ich bin überglücklich, dass wir uns wieder vertragen haben.“, gebe ich unsicher zu und Maries Lächeln wird immer breiter.

„Also für mich hört es sich so an, als wärst du sowohl in Shane verknallt, als auch dass du für Noel schwärmst. Da musst du dich wohl für einen von Beiden entscheiden.“ Ich schlucke. Entscheiden? Das klingt so hart. Als würde ich einen von beiden einfach fallen lassen. Aber das will ich auch nicht. „Meinst du, Noel und ich können auch einfach so Freunde bleiben?“, frage ich sie und sie nickt. „Ich weiß, dass klingt jetzt vielleicht hart Finny, aber du musst zugeben, dass Noel ja nicht auf dich steht. Er sieht dich ja eh nur als guten Freund und nicht als Affäre, Schwarm, Verehrer oder sonstiges. Und schon gar nicht als Freund. Also wird das kein Problem sein.“, meint sie nachdenklich. Ich seufze. Wo sie recht hat, hat sie recht. Noel beachtet mich ja so gesehen kaum, wenn Shane in der Nähe ist.

„Also meinst du, ich sollte mich lieber an Shane versuchen und Noel links liegen lassen?“, frage ich unsicher. Sie nickt und sagt erfreut: „Dann haben wir endlich erreicht, was wir wollten.“

„Wir? Erreicht? Was wolltet ihr?“, frage ich und sehe sie misstrauisch an.

„Na Marie und ich. Wir hatten vor euch beide, also Shane und dich, zu verkuppeln!“, gibt sie lachend zu. Ich haue sie in die Seite und meine maulig: „Aber sonst? Das könnt ihr doch nicht hinter unserem Rücken planen!“

„Na gut, dann planen wir es nächste mal vor eurem Rücken. Aber trotzdem so, dass ihr nichts davon hört.“ Sie lacht weiter und irgendwann falle ich in ihr Lachen mit ein. Schon bin ich wieder gut drauf. Ich wusste, dass Marie mir helfen kann. Sie ist schließlich immer für mich da und eine echt gute Stütze für Probleme.

„Komm. Ich lade dich auf ein Eis ein.“, meint sie und zieht mich von der Bank. Ich nicke und folge ihr. Schnell hacke ich mich bei ihr unter und wir laufen summend durch den Park. Auf einmal werde ich von einem kleinen Hund angesprungen. Ich quietsche erschrocken auf und falle zu Boden. „Wer bist du denn?“, frage ich und muss kichern. Auch Marie beugt sich hinunter und krault den kleinen Welpen. „Du bist ja süß.“, sagt sie erfreut und hebt ihn hoch, von mir runter.

„Ah..tut mir Leid. Er ist mir ausgebüchst. Ist alles in Ordnung bei ihnen?“ Ich sehe auf und bemerke einen Jungen, der panisch auf uns zu läuft. Ich lächel und stehe wieder auf. „Alles klar. Ist das dein Hund?“, frage ich ihn freundlich und er nickt. Er scheint ein Jahr jünger als ich zu sein, vermutlich siezt er mich deshalb auch. „Du kannst 'du' zu mir sagen. Ich bin Finny, freut mich.“, sage ich kontaktfreudig und strecke meine Hand aus. Er ergreift sie und mein grinsend: „Rick. Freut mich.“

Dann geht er auf Marie zu und nimmt ihr den kleinen Hund wieder ab. „Ich bin Marie. Der kleine ist ja wirklich süß!“, sagt sie und strahlt über beide Wangen. „Ja...Milo ist wirklich niedlich. Ich habe ihn auch erst vor wenigen Tagen gekauft. Er ist gerade mal drei Monate alt.“, präsentiert Rick stolz seinen Hund.

Ich lächel ihn an und sage: „Wir wollten gerade ein Eis essen gehen, möchtet ihr uns begleiten?“

Rick strahlt uns entgegen und nickt. „Ich bin neu hier, müsst ihr wissen. Und daher habe ich noch nicht so viele Freunde.“ Ich verstehe wie er sich fühlt. Als ich in die Wohngemeinschaft gezogen bin, waren auch alle so eng befreundet, dass ich mich komplett fehl am Platz gefühlt habe. Aber dank Shane, war das Gefühl ja schnell wieder verschwunden.

So gehen wir drei nun erst einmal ein Eis essen und lernen uns besser kennen. Es freut mich, dass Rick so offen ist. Und ich frage mich, wie der Junge noch keine Freunde hier haben kann. Er ist doch genauso kontaktfreudig wie ich.

„Ich muss dir mal Noel vorstellen. Er ist echt ein klasse Typ. Und meinen besten Freund Shane. Mit dem verstehst du dich sicher auch total gut.“

„Würde mich nicht wundern, er ist ja vom Verhalten her so wie du Finny.“, wirft Marie da lachen ein. Ich zucke mit den Schultern und strecke ihr die Zunge heraus.

„Also ist sein Verhalten wohl perfekt.“; sage ich eingebildet, lache aber auch. Rick grinst breit und Milo bellt erfreut.

„Ssht..nicht so laut kleiner. Sonst fühlen die anderen Gäste in dem Café sich doch gestört.“, flüstert Rick leise seinem Hund zu. Milo sieht ihn schwanzwedelnd und mit schief gelegtem Kopf an, als würde er nicht verstehen, was Rick meint. Aber er bleibt leise, also muss er es ja doch kapiert haben. Als Belohnung holte Rick ein kleines Leckerli aus seiner Tasche und gab es Milo. „Bist ein braver Hund.“, meinte er und zwinkerte. Dann wandte er sich wieder an uns.

„Gerne. Ich würde mich freuen, noch ein paar Kontakte knöpfen zu können.“ Wir nicken. Ich sehe kurz auf meine Uhr und meine dann: „Oh Mist! Ich muss los. Ich muss ja noch ein Bild fertig machen! Habe ich total vergessen. Marie kommst du mit? Du kannst mir doch bestimmt helfen.“ Ich sehe sie flehend an und sie grinst. „Klar. Und was bekomme ich dafür als Gegenleistung?“ Das ist sie. Meine beste Freundin. Immer zur Stelle, wenn sie dafür etwas bekommt. Nein, natürlich macht sie auch vieles ohne Gegenleistung. Aber manchmal ist sie wirklich so frech, etwas zu erwarten.

„Einen Kuss auf die Wange und einen tritt weniger in den Hintern.“, sage ich kichernd und sie sieht mich schmollend an.

„Wie wäre es, wenn ich mal ein Bild von dir geschenkt bekomme?“ Ein Bild? Was für ein Bild denn? Meint sie ein selbst gezeichnetes oder was? Na ja, auch egal. Ich willige ein und wir stehen auf.

„Dann treffen wir uns morgen oder so einfach um die gleiche Zeit im Park wieder, ok?“, frage ich Rick und er nickt. „Bin so wie so immer mit Milo hier.“ Wir verabschieden uns schnell und machen uns auf den Weg nach Hause. „Was musst du denn noch beenden?“, fragt mich Marie verwundert.

„Ich muss noch das Aktmodell beenden. Habe zwar die Konturen und das gröbste fertig, aber mir fehlen noch die Feinheiten.“

„Und wie soll ich dir bitte helfen?“, fragt mich Marie und sieht mich verständnislos an. „Na ja, wenn ich nicht mehr weiß, wie die Schatten gefallen sind, zum Beispiel, könntest du dich ja genau so posieren wie sie. Nur halt mit Klamotten an.“

Marie grinst. „Ich kann mich auch für dich ausziehen.“ Sie lacht, aber ich sehe beschämt zur Seite.

„H-hör auf, so etwas zu sagen. Das ist mir total unangenehm.“

„Aber wieso? Vor dem Modell hast du dich auch kaum geschämt?“ Ich sehe sie an und meine dann schulterzuckend: „Ja, aber das Modell kannte ich auch nicht persönlich. Und vermutlich sehe ich die Frau auch nie wieder.“

„Finny, du bist so süß, wenn du schüchtern bist.“, sagt Marie da plötzlich und umarmt mich. Ich muss stehen bleiben und erwidere die Umarmung. „Ja du auch.“, sage ich und grinse. „Aber nicht nur, wenn du schüchtern bist. Du bist immer total süß. Und frech. Ja, das bist du vor allem.“

Sie grinst fröhlich vor sich hin. „Ja, aber sonst wäre ich ja nicht mehr ich, richtig?“

Ich stimme ihr zu und wir laufen weiter. Nach kurzer Zeit sind wir angekommen und verkriechen uns schnell in mein Zimmer. Zwischendurch kommt Sophie kurz vorbei, um uns etwas zu trinken und essen zu bringen und um Marie zu begrüßen.

„Ach Finny. Ich sollte dir von Shane noch ausrichten, dass er heute lange außer Haus sein wird. Du sollst dir keine Sorgen machen und ihn nicht suchen.“

Als Sophie das sagt, wird mir komisch im Magen. Ist es nicht eindeutig, dass er scheinbar nicht möchte, dass ich bei ihm bin? Verheimlicht er mir etwas? Oder hat er das heute früh vielleicht gar nicht einfach so im Schlaf gesagt? Ich danke ihr für die Info und zeichne weiter an meinem Bild. Aber ich bin nicht mehr wirklich konzentriert.

„Finny? Ist alles in Ordnung? Was ist denn los? Du brauchst doch keine Angst haben. Bestimmt ist es Shane nur peinlich was er gesagt hat und er hat sich daran erinnert.“, versucht Marie mich aufzumuntern, aber ich schüttel den Kopf.

„Nein. Er verheimlicht mir etwas, oder möchte mir ausweichen. Dabei haben wir uns doch erst wieder vertragen.“, murmel ich leise und sehe bedrückt drein. Marie nimmt mich kurz in den Arm.

„Mach dir doch nicht immer so viele Gedanken. Bestimmt hat er einen guten Grund, dass er heute fern bleibt. Und ich wette, der hat nichts mit dir zu tun!“

Ich wünschte, ich könnte auch mal so positiv denken, wie die anderen. Aber meine Gedanken fallen immer wieder in das negative ab. Ich seufze herzzerreißend auf und bringe ein schiefes Lächeln zu Stande. „Danke Marie.“, sage ich und gebe ihr flüchtig einen Kuss auf die Wange. Sie grinst und meint: „Schau mal da. Da musst du noch Schatten setzten.“

Ich schaue zurück auf mein Bild, schmunzle kurz und meine dann: „Bist du sicher? Meinst du nicht, dass dort das Licht hingefallen ist?“ Marie schüttelt den Kopf. Dann positioniert sie sich so, wie die Frau auf dem Bild.

„Schau. Hier ist Schatten.“ Sie deutet auf die Schattenstelle und ich muss feststellen, dass sie recht hatte. „Ach man. Ich muss mich wieder besser konzentrieren.“, murmel ich und fange an, den Schatten zu setzten.

„Nicht da! Da!“, meint Marie da plötzlich und ich bemerke, dass ich ein Feld zu weit hochgesprungen bin. „Ich bin echt ein Tropf.“, sage ich lachend und radiere den Schatten so gut es geht wieder weg. Da zerreißt mir das Bild und ich starre erst mal ein paar Sekunden auf das Blatt.

Marie verzieht ihr Gesicht und beißt sich auf die Lippen. „oh.“, bringt sie hervor und ich nehme das Blatt aus meinem Block, lege es neben mich und fange an, das komplette Bild erneut zu zeichnen.

Marie hält lieber ihren Mund. Ist vielleicht auch besser so. Ich bin momentan so genervt von mir selbst und meinen Gefühlen, dass ich am liebsten irgendwo gegen schlagen würde.

Ich seufze erneut. Zum Glück bekomme ich das Bild in einer knappen Stunden wieder in Ordnung. Nun beginne ich erneut die Schatten zu setzten, aber diesmal richtig. Marie hat sich währenddessen auf mein Bett gefletzt und den Fernseher angemacht. Jetzt zappt sie durch die Kanäle und schaut sich merkwürdige Serien an.

„Fertig!“, berichte ich mit stolz und zeige ihr vorsichtig mein vollendetes Bild. Sie klatscht kurz in die Hände und meint erfreut: „Das ist wunderschön geworden! Sogar noch besser, als das vorige. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, dass du es zerrissen hast.“ Sie zwinkert mir zu und ich lächel schwach. „Na ja. Wie man es sieht, würde ich sagen. Liegt ja im Auge des Betrachters.“

Und da Marie bisher alle meine Bilder mag, denke ich, ich sollte noch eine weitere Meinung mit ein nehmen. Am besten ich frage Shane.

Da fällt mir ein, dass der Kerl ja vor mir flüchtet und nichts mit mir zu tun haben will. Wütend lege ich meinen Stift jetzt erst mal zurück in meine Tasche und packe das Bild weg, nicht dass es unter meinem Frust doch noch zerstört wird.

„Ich gehe ein bisschen raus.“, sage ich zu Marie und sie winkt ab. „Ich werde mal ein wenig mit Sophie reden. Also sehen wir uns nachher bestimmt noch mal.“

Ich verlasse das Zimmer und gehe wieder nach draußen. Immer wenn ich Probleme habe, gehe ich ein wenig spazieren, um meinen Kopf frei zu bekommen. Ich kicke einen Stein ein paar mal hin und her und wechsele dann zu einer Dose über, die ich mit einem gekonnten tritt in den Mülleimer befördere. Woher ich das kann? Ganz einfach. Ich war früher wirklich mal in einem Fußballverein, auch wenn man mir das vermutlich nicht glauben würde.

Nach einiger Zeit herumlaufen bleibe ich kurz stehen und strecke mich. Ich suche mir ein schönes Plätzchen im Schatten und setzte mich auf die Wiese. Ich schließe meine Augen und lausche den Geräuschen um mich herum. Ich höre den Wind leise durch die Blätter streichen, ein paar Vögel zwitschern und Kinder in einiger Entfernung spielen. Außerdem höre ich eine Gitarre, die mir sehr wohl bekannt vorkommt. Ich öffne meine Augen wieder und schleiche leise an Noel heran. Ich verstecke mich hinter einem Gebüsch. Ich schiele zu Noel herüber und beobachte ihn beim spielen.

Ist da nicht noch jemand? Als ich mich etwas anders positioniere und erneut hinschaue erkenne ich Shane. Was macht der denn hier? Ich dachte er kann Noel auf den Tod nicht ausstehen? Ich beobachte die beiden einige Zeit. Sie scheinen ganz normal zu reden, sich nicht anzuschreien oder an zu motzen. Sie sitzen da, spielen Gitarre, singen und reden. Irgendwie tut mir das Herz schon wieder weh, bei diesem Anblick.

Als Shane und Noel aufstehen und sich ein Getränk holen, folge ich ihnen unbemerkt. Ich bin gut im verstecken, was auch ein wenig mit meiner Größe zu tun hat. Aber was kann ich dafür, dass ich kaum noch wachse? Eigentlich ja gar nichts.

Zurück zum eigentlichen Geschehen. Jetzt sitze ich hier und stalke meinen besten Freund und meinen ehemaligen Schwarm, wie sie sich lachend unterhalten. Als Noel sich vorbeugt, um Shane einen Kuss auf die Wange zu drücken, denke ich, dass Shane ihn wegschiebt, aber er lässt es zu und unternimmt nichts. Ich versuche mir zu erklären, was da gerade abläuft, aber ich komme immer nur auf eine unangenehme Lösung.

Sie laufen weiter und Noel ergreift Shanes Hand und schmiegt sich an ihn. Ich schlucke schwer und stehe auf. Leise folge ich ihnen, beobachte sie bei ihrer Flirterei und bin kurz vor dem Würgen. Ok, ich übertreibe leicht, aber es ist trotzdem nicht schön mit an zu sehen.

Nach einiger Zeit bleiben sie erneut stehen und Shane macht sich eine Kippe an. Noel hindert ihn nicht daran, sondern zieht ebenfalls kurz daran. Ich sehe sie abwertend an und plötzlich dreht sich Shane um.

Mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn an. Ich spüre, wie meine Beine anfangen zu zittern und ich langsam ein paar Schritte rückwärts mache. Shane fällt die Zigarette zu Boden und er ruft erschrocken: „Finny! W-was machst du denn-“ Weiter kommt er nicht. Meine Beine haben sich mechanisch alleine in Gang gesetzt und fangen an zu rennen. Ich drehe mich um und renne einfach. Ohne auf meine Umgebung zu achten rempel ich einige Leute an, entschuldige mich knapp und renne weiter. Mir steigen erneut die Tränen in die Augen. Wie kann Shane mir das an tun? Warum macht er so etwas? Ich verstehe ihn nicht. Was habe ich ihm denn getan, dass er mir immer wieder weh tun muss?

Und auch Noel verwünsche ich dafür, was er getan hat. Wenn die beiden zusammen sind, dann soll Shane es mir sagen und Noel mir sofort einen Korb geben. Aber sie sollen mich nicht anlügen! Das verletzt mich doch nur noch mehr!

Das ist falsch! Falsch, falsch, falsch! Shane hat das falsche getan! Diese Versuchung, die er gestartet ist, war komplett falsch! Und das weiß er, denn ich höre, wie er mir hinterher rennt und meinen Namen ruft.

„Lass mich in Ruhe!“, schreie ich ihn an. „Du bist so ein Arsch! Wie kannst du mir das antun?! Erst sagst du mir, dass du mich liebst, und jetzt? Wenn du mit Noel zusammen bist, dann krieche doch zu ihm zurück! Lass mich in Ruhe! Spann jemand anderem seine Schwärme aus!“

Das hat scheinbar gesessen. Shane wird langsamer, bis er letztendlich ganz stoppt. Er sieht mir mit traurigen Augen hinter her, aber ich sehe es nicht. Ich laufe blind weiter und ignoriere seine Rufe.

„Denk doch mal nach, was du mir angetan hast! Du hast dich doch in Noel verknallt! Du bist doch auch nicht besser als ich! Hör auf mich zu benutzen, verdammt nochmal!“

Geht das überhaupt? Sich nach weniger als sechs Stunden erneut zu streiten? Und dann auch noch über das gleiche Thema wie vorher? Immer diese bescheuerte Liebe! Die brauch doch keiner!

Ich weiß nicht, wo ich hin soll. Was soll ich jetzt machen Mit Marie und Sophie reden? Nein, ich wollte sie nicht schon wieder mit hinein ziehen. Das wäre auch nicht gut. Die beiden haben ja schon kein eigenes Leben mehr, bei Shanes und meinen Streitereien.

Ich betrete das Haus und sperre mich sofort in mein Zimmer ein. „Finny?“, höre ich da Sophies Stimme hinter meiner Tür. „Finny, ist alles in Ordnung? Was ist passiert?“

Ich schweige. Ich möchte jetzt nicht reden. Ich will einfach nur weg hier. Ich hole meinen Rucksack hervor und packe einige Sachen hinein. Ich werde Morgen im Park bestimmt Rick sehen. Dann kann ich ihn gleich fragen, ob ich eine kurze Zeit bei ihm übernachten kann. Ich muss ja nicht den ganzen Tag bei ihm hocken. Aber wenigstens wüsste dann keiner, wo ich bin.

„Shane? Was ist passiert?“, höre ich Sophie fragen, als Shane gerade das Haus betritt.

„Lass mich in Ruhe! Ich will nicht drüber reden!“, motzt er sie an. Das finde ich nicht in Ordnung. Er soll seinen Frust nicht an unseren Freunden auslassen, aber ich sage dennoch nichts.

Ich liege nur still auf meinem Bett und weine. Ich schluchze leise auf und drücke mich ins Kissen, damit es niemand hört.

„Finny..“, murmelt Sophie mitfühlend. „Wenn du reden magst, komm einfach zu mir ins Zimmer, Ok?“ Sie verschwindet leise und ich bin wieder alleine. Mit verheulten Augen, die schon anfangen zu brennen und mit Kopfschmerzen, die mich fast umbringen und meinem Kater locker gewachsen sind und ihn so mit verdoppeln schlafe ich ein. Ich schlafe unruhig, träume von Shane und Noel, wie sie sich über mich lustig machen und mir aus dem Weg gehen. Wie sie mich hintergehen und meine Freundschaft ausnutzen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es noch sehr früh. Es ist gerade mal halb sechs, somit ist auch noch keiner wach. Ich bin froh darüber, denn so kann ich in ruhe duschen gehen, ohne dass mich jemand bemerkt. Ich lasse das warme Wasser auf meiner Haut prickeln und genieße die Stille, die es in diesem Haus kaum gibt. Danach trockne ich mich schnell ab und verschwinde wieder im Zimmer. Als ich mich umgezogen habe, gehe ich in die Küche.

Ich stelle den Kaffeekocher an und schließe die Tür, damit die anderen nicht wach werden. Darauf kann ich gut verzichten. Ich habe es nicht nötig erneut Mitleid zu empfangen, was mich nur weiter runter zieht. Und auf Shane habe ich erst recht keine Lust.

Als mein Kaffee fertig ist, mache ich mir schnell ein Brötchen. Ich stopfe es in mich hinein und würge es hinunter. Eigentlich habe ich ja gar keinen Hunger, aber ich habe gelernt, dass es wichtig ist, dass man morgens immer etwas isst, also mache ich es auch.

In meinem Zimmer ziehe ich den Rucksack von gestern hervor. Ich schaue hinein und gucke, ob noch etwas fehlt an Sachen. Meine Zahnbürste und die Zahnpasta hole ich noch schnell aus dem Bad. Wechselklamotten und Unterwäsche habe ich dabei. Genauso wie Geld und Fahrkarte, die ich selten benutze diesen Monat.

Zufrieden verlasse ich mein Zimmer, schließe ab und packe den Schlüssel ein. Wenn Rick mich nicht bei sich wohnen lässt, schlafe ich halt irgendwo unter einer Brücke. Im Spiegel im Flur style ich noch einmal kurz meine Haare. Als alles perfekt ist, verlasse ich leise das Haus.

Im Park ist es zu dieser Zeit noch relativ kühl und leer. Also lasse ich mich auf die Bank vor dem Café nieder, bei dem Marie und ich Rick gestern kennengelernt haben.

Ich hole meinen I-Pod hervor und drehe die Musik voll auf. Ich entspanne mich und schließe die Augen. Müde bin ich zwar nicht mehr, aber kaputt schon etwas. Mir geht es so dreckig. Meine Augen und mein Kopf schmerzen noch immer und mein Herz macht sich auch bemerkbar, indem es vorgibt, von tausenden von Messer durchstochen worden zu sein. Mein Magen hat sich heute früh nach dem Frühstück erst einmal umgedreht und ich würde am liebsten in den nächstbesten Busch kotzen. Aber ich reiße mich zusammen und lasse es über mich ergehen.

Nach einiger Zeit ist die Sonne schon hoch am Himmel zu sehen. Sie scheint mir direkt ins Gesicht und ich spüre ihre Hitze auf mir liegen. Es ist ein angenehmes Gefühl, so früh am morgen. Denke ich jedenfalls, doch als ich auf die Uhr schaue, ist es bereits zwölf. Bin ich doch noch einmal eingeschlafen? Scheint so, denn die Leute betrachten mich, als wäre ich ein besoffener Penner.

Ich muss bei dem Gedanken grinsen. Dann entschließe ich mich wieder aufzustehen und mich zu strecken. Rick müsste eigentlich gleich vorbei kommen. Und als könnte er meine Gedanken lesen, läuft er gerade um die Ecke.

Ich winke ihm fröhlich zu und sein Hund Milo springt mich wieder an. Er scheint mich wieder

erkannt zu haben und das freut mich riesig. „Morgen~“, ruft Rick, der seinem kleinen Hund erst einmal hinter her laufen muss. „Guten Morgen.“, sage ich freundlich und wuschel Rick kurz durch die Haare. Er sieht mich schmollend an und streicht sie wieder glatt. Ich muss lachen, als ich das sehe und er fällt in mein Lachen mit ein.

„Hier.“, sage ich und gebe ihm Milo zurück. Er dankt mir und meckert erst einmal mit dem kleinen. „Hör auf Leute immer einfach so anzuspringen, das macht man doch nicht. Die erschrecken sich doch.“ Er sieht Milo erst böse an, lächelt dann aber. „Obwohl ich denke, dass es Finny eher weniger ausmacht.“ Ich nicke und wir laufen noch ein wenig weiter.

„Gehst du oft am Tag mit Milo spazieren?“, frage ich ihn, da ich mich noch nicht traue, das eigentliche Thema anzusprechen. „Ja, mit dem kleinen muss ich öfter mal raus. So ganz stubenrein ist der auch noch nicht.“ Rick grinst mich an und ich merke, dass er wirklich noch jünger ist als ich. Auch wenn es sich komisch anhört, da ich mich manchmal auch wie ein kleines Kind benehme.

„Wie alt bist du eigentlich?“, frage ich also und Rick sieht nochmal, was Milo gerade wieder macht. Der kleine hat ein Maulwurfshügel entdeckt und umkreist ihn schnuppernd und schwanzwedelnd.

„Ich bin 16 Jahre alt. Und du?“ Ich sehe ihn erstaunt an. „16? Ich bin schon 18. Dann bin ich ja im Gegensatz zu dir steinalt.“ Ich muss lachen und betrachte Rick schmunzelnd.

„Ich hätte dich auf 17 geschätzt.“, gebe ich zu. Er zuckt mit den Schultern. „Ich werde immer älter geschätzt, als ich bin. Aber ich werde ja in einem knappen viertel Jahr 17. Dann könnt ihr mich alle richtig schätzen.“ Er lacht und ich kicher ein bisschen.

„Und du bist schon 18? Hätte ich auch nicht gedacht. Ich dachte du bist auch so sechzehn, siebzehn.“ Ich sehe ihn gespielt beleidigt an. „Soll dass eine Andeutung auf irgendetwas sein?“

Er schüttelt wild den Kopf und entschuldigt sich.

„Ach ist doch kein Ding.“, sage ich grinsend. Als Milo wieder zu uns zurück rennt und einen toten Vogel vor Ricks Füßen ablegt, der ihn nur angeekelt betrachtet, gebe ich mir dann einen Ruck und frage: „Sag mal Rick. Würde es dich stören...also, würde es dir was ausmachen...ähm. Dürfte ich vielleicht...ein paar Tage..bei dir übernachten?“ Unsicher und leicht verlegen kratze ich mir am Hinterkopf. Rick sieht mich verwundert an. „Wieso dass denn?“, fragt er unsicher und ich lächel schief. „Ich habe mich mit Shane verkracht. Mein bester Freund. Weißt du doch. Und ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll.“

Rick überlegt kurz, sieht zu Milo, sieht wieder zu mir und seufzt dann. „Klar, wenn du sonst niemanden hast, der dich aufnehmen kann. Aber wehe, du hast irgendwelche Hintergedanken und nutzt es aus, dass wir uns gestern kennengelernt haben!“

Holla, der Junge musste ja schlechte Erfahrung gemacht haben. „Danke.“, sage ich leise und wir gehen langsam Richtung Ausgang des Parks. Dass die anderen sich womöglich um mich sorgen werden, ist mir momentan echt egal. Ich muss auch mal an mich denken und so ziehe ich für wenige Tage bei Rick ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Marco82
2014-05-16T11:40:57+00:00 16.05.2014 13:40
Man ist kompliziert.Erst Vertragen sich Finn und Shane und kurz darauf verkrachen sich die beiden ern
Man ist das kompliziert.Erst Verkrachen sich Finn und Shane,dann versöhnen Sie sich.Und dann muß Finn zusehen,wie Shane mit Noel rummacht.Und dann verkrachen Sie sich aufs neue.Ich dachte,das Shane Noel nicht ausstehen kann.Ich würde an Finn seiner Stelle auch abhauen um Abstand zu gewinnen.Und es wäre mir zunächst auch vollkommen egal,ob die anderen sich Sorgen machen und mich vremissen.Und Finny tut mir so leid.Der Junge scheint total fertig zu sein.Zumal Er und Shane sich schon so lange kennen.Ich kann nur hoffen,das die beiden wieder zusammen kommen.Und ich denke auch,das Shane bemerkt,das er totale Scheiße gebaut hat und merkt,was er Finny damit antut.Ich freue mich schon jetzt auf eine Fortsetzung und bin gespannt,wie es mit den beiden weitergeht.




Von:  Loona_Strange
2012-04-01T11:52:23+00:00 01.04.2012 13:52
gott nein das gibts doch nicht, könne die nicht wie normale menschen miteinander umgehen
nein streiten sich dauernd, schlimmer als der kindergarten (joke)
ein kleiner spaß am rende
das chap ist echt gut und ich freu mich schon aufs nächste
der arme finny is ja voll überfordert
und shane was ist jetzt los lass noel und geh zu finny verdammt
okay dann freu mich schon



glg lost_angel :D


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