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Ha cessato di piovere

Es hat aufgehört zu regnen
von

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Il tradimento (der Verrat)

Squalo hatte Xanxus niemals für einen eifersüchtigen Mann gehalten. Sicher, ihre Beziehung war bei weitem nicht das, was man harmonisch nennen konnte. Die einzigen Tage, an denen sie nicht stritten, waren die, an denen Squalo auf Missionen unterwegs war. Und wenn einer von ihnen mal einem anderen Mann (oder gelegentlich auch einer Frau) hinterher sah, meinte der anderer spaßeshalber, dass ein Seitensprung nichts ausmachen würde.

Das war ihm immer etwas komisch vorgekommen, hatte dazu geführt, dass er sich unbehaglich fühlte, wenn solche Situationen aufkamen. Für Xanxus war das nie ein Problem gewesen. Er kam vermutlich mit allem klar. Dann wiederum hatte Squalo auch niemals vorgehabt, seinen Freund zu betrügen.

Bis zu seinem letzten Aufenthalt in Japan. Es war ein Fehler gewesen, das war ihm bereits klar gewesen, als er dem Bengel ungeniert auf den Arsch gestarrt hatte. Was ein knapper Monat Abstinenz aus einem professionellen Mörder machen konnten...

Jetzt stand er vor der Tür zu Xanxus' Arbeitszimmer, die plötzlich viel bedrohlicher schien als sonst. Seine Hand verweilte schon minutenlang über der Türklinke, wagte dennoch nicht, diese hinunterzudrücken und einzutreten. Squalo wusste nicht, wie sein Freund reagieren würde. Er wusste wohl, was er an dessen Stelle getan hätte – und das wäre wirklich nichts, worauf er hätte stolz sein können –, aber das half ihm wenig.

Frustriert seufzend beschloss er, nicht länger zu zögern und sich mit dem ›Was wäre, wenn...‹ auseinanderzusetzen. Xanxus konnte unmöglich wissen, dass er ihn betrogen hatte. Mit mehr Selbstvertrauen als zuvor öffnete Squalo also die Tür, trat ein und schloss sie wieder. Sein erster Blick fiel auf die großen Fenster hinter Xanxus, hinter denen träge Wolken am grauen Himmel vorbeizogen. Mittlerweile regnete es bestimmt; ein Wetter, das Squalo nur begrüßen konnte. Da keine Lampe brannte, lag das Zimmer in einem kühlen Licht da. Xanxus saß still, regungslos in den Schatten.

Wartete. Wartete ungewöhnlich geduldig auf das, was Squalo hinauszögern wollte. Und sah ihn dabei aus lodernd roten Augen an.

»Du stinkst nach Verrat.«

Seine Stimme troff vor Verachtung, ließ Squalo unwillkürlich zusammenzucken. Eine Reaktion, die ihn vor den geschulten Augen seines Freundes verriet. Er zuckte erneut, als ein Glas knapp neben seinem Kopf an der Wand zerschellte.

»Wer war es?«

Obgleich Xanxus äußerlich ruhig und ausgeglichen schien, verrieten seine leicht zusammengezogenen Augenbrauen und der Unterton in seiner Stimme Squalo, dass dem nicht ansatzweise so war. Sein Freund war wütend, so wütend wie lange nicht mehr. Wenn er es recht bedachte, hatte er ihn das letzte Mal so gesehen, kurz nachdem er mit nur noch einer Hand aus dem Krankenhaus entlassen worden war.

Ihm gegenüber lehnte Xanxus sich noch etwas weiter vor, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf auf seinen gefalteten Händen gebettet.

»Mit wem hast du dich in Japan vergnügt?«

Das Schlucken fiel Squalo schwer. Er wollte sich verteidigen, fragen, wieso Xanxus denn annahm, dass er ihn betrogen hatte. Doch kein Wort kam über seine Lippen.

»War es Sawadas Regenwächter?«

Xanxus' Frage klang so viel mehr nach einer Feststellung, dass Squalo geschockt, ertappt die Augen aufriss.

»Woher weißt du das?«, fragte er leise und ging unbewusst einen Schritt zurück, als Xanxus sich in seinem Sessel zurücklehnte.

»War geraten.«

Weil er stetig davon ausging, Squalo könnte ihn betrügen, hintergehen. Über die Jahre waren seine Vermutungen zu etwas herangewachsen, das jeder andere Mensch als Angst bezeichnet hätte. Doch Xanxus fürchtete sich nicht, niemals. Zumindest hatte Squalo das bisher immer gedacht.

»Aber anscheinend lag ich damit richtig.«

Derweil schob er seinen Sessel ein wenig nach hinten, fixierte Squalo mit einem stechenden Blick, den dieser nicht ertragen konnte. Hastig suchte er nach irgendetwas in dem großen Raum, das er statt seinem Freund ansehen könnte.

»Habt ihr euch geküsst?«

Natürlich hatten sie das. Das und so viel mehr, aber darüber wollte er nicht mit ihm reden. Schlimm genug, dass Squalo diesen gottverdammten Fehler begangen hatte. Er musste Xanxus nicht auch noch die Details auf die Nase binden. Darum lachte er rau auf, kratzte sich mit einer Hand am Hinterkopf.

»Fällt dir keine bessere Frage ein?«

Die Worte hätten gespielt amüsiert über seine Lippen kommen, das Geschehene herunterspielen sollen. Doch sie taten es nicht. Xanxus bedachte ihn weiterhin mit vor Hass und Abscheu blitzenden Augen. Rote Augen, die über ihn richten würden, egal wie seine Antwort auch lauten würde.

»Na?«

Beschämt sah Squalo zu Boden, die Stimme leiser als sonst.

»...ja, haben wir.«

Das nächste Glas zersprang dicht neben seinem Kopf an der Wand. Xanxus war aufgesprungen, die nächsten Worte erinnerten mehr an Donnergrollen als an alles andere. »Verräter.« Blutroter Hass in seinen Augen. »Elender Verräter.«

Auf einmal flossen die Worte aus Squalo heraus. Während Xanxus mit jeder Sekunde näher kam, erzählte er ihm alles, jedes noch so kleine Detail. Sah ihn dabei unablässig an und flehte ihn beinahe an, ihm zu vergeben.

»Jedenfalls ist der Hosenscheißer jetzt zu dem Namimori-Bengel zurück gerannt«, beendete er seine Verteidigungsrede kleinlaut und schloss die Augen, schluckte ein paar Mal, wurde das Kratzen in seinem Hals aber dennoch nicht los. Seine Augen wieder zu öffnen oder gar aufzusehen wagte Squalo nicht, wollte nicht wissen, mit welchem Blick Xanxus ihn ansah.

»Und du glaubst, das entschuldigt deinen Fehler?«, raunte er dicht neben seinem Ohr, sodass Squalo erschrak. Doch ehe er reagieren, sich rechtfertigen konnte, spürte er einen dumpfen Schmerz an der linken Seite seines Kopfes; Xanxus hatte ausgeholt und ihm einen derart heftigen Schlag verpasst, dass Squalo benommen zu Boden fiel.

Binnen Sekunden war Xanxus über ihm, schloss eine Hand um den schlanken Hals seines Gegenübers. Squalo wehrte sich nicht, war er doch zu überrumpelt um zu handeln. Außerdem war er der Überzeugung, dass dies seine gerechte Strafe war. Wenn Xanxus ihn für diesen Verrat umbrachte, so war das sein gutes Recht – immerhin hatte er ihm vor so vielen Jahren ewige Treue geschworen.

Und Treue, Loyalität, bedeutete nicht, mit dem Feind ins Bett zu springen.

»Siehst du, was du dir damit einbrockst?«

Er hörte kaum etwas, zu schnell rauschte das Blut durch seinen Körper, betäubte seine Sinne. In seinen Ohren ein dumpfes Pochen, ein Schleier vor seinen Augen, der seine Sicht trübte. Atemnot brachte ihn zum Husten, trocknete seine Kehle immer mehr, aber der Druck um seinen Hals wurde stetig fester. Mit beinahe manischem Grinsen griff Xanxus in Squalos Haare, zog dessen Kopf nach hinten.

»Wenn du mich hintergehst, bringe ich dich um.«

Squalo wusste, dass sein Freund nicht log, und das machte die Wahrheit umso schmerzvoller. Mühsam fokussierte er Xanxus' wütende Fratze über sich, blinzelte einige Male, bevor er mit heiserer Stimme krächzte:

»Mi dispiace. Sinceramente.«

Und wie ernst es ihm war. Warum er diesen Fehler begangen hatte, wusste er jetzt nicht mehr. Umso bewusster war ihm dafür, dass es ihm aufrichtig leid tat, seinen Freund hintergangen zu haben. Ihm Sicherheit genommen zu haben. Denn Squalo wusste nur zu gut, dass er der einzige Mensch war, dem Xanxus vollständig vertraute. Bisher zumindest.

Endlos lange schien Xanxus zu überlegen. Wog ab, ob er seinem Regenwächter glauben konnte oder nicht. Ob er das überhaupt wollte. Schließlich bedachte er Squalo mit einem letzten verachtenden Blick, ehe er von ihm abließ, sich wieder erhob und mit mühsam gestrafften Schultern zu seinem Schreibtisch zurückging.

»Bugiardo

Hustend setzte Squalo sich auf, kam wankend auf die Beine. Lügner, Lügner, Lügner. Das Wort hallte in seinem Kopf wider wie eine grässliche Kakophonie. Xanxus hatte ihm den Rücken zugewandt, wollte nicht mehr mit ihm sprechen. So leicht wollte er jedoch nicht aufgeben. Doch als er zu einer weiteren Entschuldigung ansetzte, schnitt sein Freund ihm das Wort ab.

»Verschwinde endlich.«

Er fuhr herum, die Hände mittlerweile gefährlich nah an seinen Waffen. An Squalos Entschluss änderte dies nichts. Sollte Xanxus ihn erschießen, wenn er ihm nicht vergeben konnte. Bedachte er es recht, war ihm dieses Ende sogar lieber, als mit der Gewissheit zu weiterzuleben, seinen besten Freund betrogen zu haben.

Mit ernster Miene zog er sich den Handschuh seiner rechten Hand aus, hielt sie hoch, damit Xanxus sie sehen konnte. Dieser hatte dafür nicht einmal ein müdes Lachen übrig.

»Was soll das werden, maiale

Er ließ sich nicht verunsichern, nicht jetzt.

»Soll ich mir für dich auch noch die rechte Hand abschlagen?«, fragte Squalo, die Stimme tief und belegt vor Überzeugung. Wider Erwarten lachte Xanxus, sah ihn belustigt an, aber Squalo wusste, dass dies nur eine Maske war, die er aufgesetzt hatte. Eigentlich, so glaubte er, war Xanxus viel mehr nach einem Tobsuchtanfall. Er wollte schreien, zerstören, vielleicht auch vor Wut weinen.

In seinen nächsten Worten klang Misstrauen mit, Ablehnung: »Warum solltest du das tun?«

Ihre Blicke trafen sich, dunkelrote Enttäuschung gegen silberne Aufrichtigkeit.

»Wenn du mir dafür vergibst, würde ich es ohne zu zögern tun.«

Für eine Weile war es still zwischen ihnen. Nur der Regen, der unbemerkt von den beiden vor einigen Minuten eingesetzt hatte, prasselte unentwegt gegen die großen Fensterscheiben. Xanxus haderte mit sich selbst, das konnte er ihm ansehen. Und egal, welche Antwort es am Ende sein würde; Squalo war bereit, für ihn bis ans Äußerste zu gehen.

Langsam schritt Xanxus auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen, sodass Squalo seinen Kopf leicht in den Nacken legen musste, um ihren Augenkontakt aufrecht zu erhalten. Beinahe zögerlich hob Xanxus eine Hand, legte sie auf die Wange seines Gegenübers und wischte ihm mit dem Daumen grob ein wenig Blut aus dem Gesicht.

»Vergiss niemals, zu wem du gehörst.«

Mit diesen Worten wandte er sich wieder von ihm ab, ging zurück zu seinem Schreibtisch und würdigte ihn keines Blickes mehr. Squalo brachte allerdings ein kleines Lächeln zustande. Leicht schüttelte er den Kopf, sah schließlich hinab auf seine linke Hand.

Wie würde er das jemals vergessen können?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Neal
2013-06-16T21:18:27+00:00 16.06.2013 23:18
Okay. Next one. ^^
Erst mal: Squalo und Yamamoto? Ahaha. Wie amüsant:D
Aber hier bemerkt man den Gefühlschaos nur zu deutlich...Wie Xanxus mit sich herum hadert und versucht die Situation abzuschätzen, ist einfach nur amüsant und regt meine Fantasie mit "Was wäre wenn" immer mehr an. Es ist teils traurig und irgendwie auch herzergreifend, wie sehr Squalo zu ihm steht. Es ist mit Sicherheit eine Frage des Vertrauen und der Hingabe, welche Squalo mit ihm teilt. Auch wenn es nicht scheint, dass sie eigentlich Freunde sind, so bemerkt man es hier umso mehr, dass sie einander dennoch brauchen.
Und das macht es auch schlussendlich aus.
Von:  Yukiko-Arakawa
2013-04-08T13:21:31+00:00 08.04.2013 15:21
Takeshi und Squalo?!
Oh Gott der arme XanXus, ich verstehe ihn schon irgendwie :O
Nur gut, dass er Squalo anscheinend so sehr liebt ^^

glg Kiko
Von:  Dorobbong
2012-06-28T18:20:33+00:00 28.06.2012 20:20
Ich hasse dich! ;____;
Kitschig? War es, für Varia Verhältnisse, aber in geregeltem Maße und ne... im Ernst. Quanto, ti odio, dafür, dass du so wundervoll schreiben kannst.
Okay, ich gebe zu, obwohl ich das Kapitel wahnsinnig gut fand, floss es nicht so geschmeidig daher, wie die vorigen. (Kritik! xD)
Aber die Idee allein... eine Beziehung. Keine Beziehung. Verrat. Kein Verrat. Ein eifersüchtiger, tobsüchtiger Xanxus... Wieso tust du mir so etwas an? ;3;
Squalo und Takeshi? Ich bin pairring-technisch kein Fan, aber kann es nachvollziehen... Du hast ihn ja immerhin zurück zu seinem kleinen Kyouya geschickt. Da schlägt mein 8018-Herz direkt höher. :'D
Nein, mal im Ernst. So stellt man sich die Beziehung der Beiden vor. Verquer und eben anders, aber dennoch sooo tiefschürfend, wobei mir ja bei dem Satz; "[...] als mit der Gewissheit zu weiterzuleben, seinen besten Freund betrogen zu haben." sowas wie "Friends with benefits." durch den Kopf ging, aber das ist okay! xDDDDDDD

Ach, ich weiß nicht, was ich noch schreiben soll, außer das es toll war und ich mehr davon will. Sofort! °________° +rumroll+ :D



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