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Grim's academy

Gleichgewicht der Elemente
von

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Eine schlaflose Nacht

~Aloha ihr Lieben!
 

Es ist zwar ein wenig kürzer geworden, aber ich finde, dass das Ende für dieses Kapitel einfach keinen besseren Zeitpunkt hätte haben können ^.^
 

Ich hoffe wirklich sehr, dass es euch gefallen wird :)
 

In diesem Sinne störe ich gar nicht länger, sondern wünsche euch ganz viel Vergnügen beim Lesen!
 

LG

Galenhilwen~
 


 

Die Stille war erdrückend. Tödlich geradezu. In jedem Fall unerträglich.
 

Sasori seufzte lautlos. Es war eine andere Stille als vor einem Tag noch in seiner Wohnung. Dort war es still gewesen, weil es nichts und niemanden gegeben hatte, der ein Geräusch hätte verursachen können. Hier jedoch...
 

Er lag in der Dunkelheit und das Einzige, was ihn ein wenig ablenken konnte war sein Herzschlag, den er jedoch mehr spürte, als dass er ihn wirklich hören konnte. Seit sie vom Abendessen zurück waren, hatten Deidara und er kein Wort miteinander gesprochen. Und entgegen aller Erwartungen fühlte sich das alles andere als gut an. Nein. Es verursachte diese erdrückende Stille, die voller unausgesprochener Vorwürfe und verurteilender Wut war.
 

Langsam öffnete er seine Augen wieder und starrte an den Lattenrost über sich, der in dieser Dunkelheit nicht viel mehr als eine Mischung dunkler und noch dunklerer Schatten war. Nicht einmal das Kissen oder die Decke über ihm raschelte. Da war kein Atemgeräusch, kein gar nichts. Nur diese anklagende Stille.
 

Seit einer geschlagenen halben Stunde fragte er sich immer wieder, wie er das mit seinen Medikamenten machen sollte. Noch hatte er welche. Aber irgendwann müsste er sich Nachschub besorgen. Irgendjemandem müsste er die Wahrheit sagen. Vermutlich würde er sich an Grim wenden. Aber noch schien dies bereits eine unmögliche Hürde zu sein. Es war schon peinlich genug, dass er sie brauchte. Es war noch peinlicher, dass er sich trotzdem elend und am Ende fühlte. Und am Peinlichsten war es wohl, dass er Angst hatte dieses Geheimnis zu offenbaren oder darüber zu sprechen.
 

In dem festen Glauben, dass Deidara bereits schlief, drehte er sich nach einer Stunde reglosen Ausharrens auf die Seite. Wie ein Trommelfeuer wirkte das Rascheln seines Bettzeugs nach dieser schier ewig andauernden Lautlosigkeit.
 

Er kniff die Augen zusammen, als plötzlich ein Licht im Zimmer anging und ihn, so unverhofft es gekommen war, unangenehm blendete. Aus schmalen Schlitzen sah er, wie weiches, blondes Haar von oben herabfiel, das Gesicht Deidaras mit einem Mal an der Kante kopfüber auftauchte und blaue Augen ihn eindringlich musterten. Sie sahen sich eine ganze Weile einfach an, gewöhnten sich augenscheinlich an die Helligkeit, ehe der Blonde plötzlich unverhohlen fragte: „Wieso hast du so ein Problem damit?“
 

Irritiert hob er eine Augenbraue: „Womit?“ - „Mit Homosexualität.“ Seine Kinnlade klappte herunter. Wollte Deidara ihn verarschen? Er schüttelte den Kopf: „Wie kommst du auf die Idee? Das habe ich nicht.“ - „Klar... Deswegen bist du auch vorhin so ausgetickt, weil du kein Problem damit hast.“ Sasori setzte sich auf, ohne dabei den ungläubigen Blick von dem Blonden zu nehmen. Wieder schüttelte er den Kopf: „Das hatte damit doch gar nichts zu tun.“ - „Ach, womit dann, bitte?“ Er wich dem Blick der wütend funkelnden Augen aus und raunte leise: „Das... geht dich nichts an.“
 

Wieso sollte er Deidara die Wahrheit sagen? Selbst wenn er wollte... Er hatte nie über seine Probleme gesprochen, wusste ja nicht einmal wie das ging. Er wusste nur, dass dafür Vertrauen notwendig war. Und er vertraute niemandem. Nie hatte ihm jemand auch nur einen Grund dafür gegeben. Außerdem machte es doch keinen Unterschied aus welchen Gründen er etwas gesagt oder getan hatte. Oder nicht? Er konnte sich auch keinen Grund vorstellen, wieso es den Blonden interessieren sollte. Um ihn zu hassen waren noch nie vernünftige Gründe nötig gewesen. Das wäre das erste Mal...
 

Deidara verzog das Gesicht zu einer Grimasse und knurrte: „Arschloch.“
 

Ruckartig sah er wieder auf. Wie war das, bitte? Was sollte das? Wütend entgegnete er ebenfalls knurrend: „Was willst du eigentlich von mir?“ - „Ich will wissen, wieso du so ein Faschist bist.“ - „Fa...? Hallo?! Nur weil ich es nicht einsehe mit dir darüber zu reden, heißt das noch lange nicht, dass ich ein Faschist oder Schwulenhasser bin. Es geht dich nichts an, wieso ich ausgerastet bin und ich möchte auch nicht darüber reden.“
 

Aufgebracht ließ er sich wieder ins Kissen fallen und drehte dem Blonden demonstrativ den Rücken zu, der jedoch die Beendung dieser Diskussion als solche nicht zu akzeptieren schien und raunte: „Ich muss mich wirklich korrigieren: homophobes Arschloch!“
 

Sasori schlug seinen Kopf innerlich gegen die Wand, als sein Mund schneller reagierte, als sein Verstand, und einfach verstimmt brummte: „Wäre ungünstig, wenn es so wäre...“ Mit einem Mal lief er rot an und war nur froh, dass der Blonde nur seinen Rücken sehen konnte. Auch rang er seine Neugier nieder, die mit jeder Sekunde größer wurde, in der keinerlei Antwort kam. Er würde doch schon gerne sehen, was Deidara so die Sprache verschlug... und vor allem auf welche Art und Weise.
 

Nach einer endlos wirkenden Zeit hörte er das Bettzeug seines Zimmergenossen rascheln, ehe er einen Windhauch spürte und schließlich das Geräusch nackter Füße auf dem steinigen Boden vernahm. Seine Matratze hob und senkte sich, ehe er die unerwartet sanfte Stimme hörte: „Du... bist selber... schwul?“
 

Er vergrub sein rot glühendes Gesicht noch weiter unter seiner Decke und schluckte schwer. Da hatte er sich ja wieder ein grandioses Eigentor geschossen! Angespannt rollte er sich zusammen. Vielleicht... würde der Blonde ja einfach gehen? Er biss sich auf die Unterlippe und wurde sich gerade darüber klar, wie lächerlich er sich in seiner Hilflosigkeit benahm, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und er erschrocken herumfuhr.
 

Die azurblauen Augen musterten ihn in einer Mischung aus Erheiterung und Besorgnis. Wieder klang Deidaras Stimme so... unverhofft sanft: „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Mit tiefrotem Gesicht setzte er zu einer Antwort an, hielt jedoch inne und bekam keinen Ton heraus. Ein dicker Kloß saß in seinem Hals fest und unterband jedes Wort, das er hätte sagen wollen. Das alles machte ihn nervös. Er wusste nicht, was er tun, lassen, sagen oder denken sollte. Verzweifelt wandte er den Blick ab.
 

Sein Herz schien in seiner Brust schier explodieren zu wollen, als sich weiche und warme Finger an seine glühende Wange legten und seinen Blick auf ein lächelndes und liebevolles Gesicht dirigierten. Deidara schüttelte sanft den Kopf: „Das... muss dir doch nicht peinlich sein.“ Panik ergriff den Rothaarigen. Er drückte den Blonden von sich und schüttelte energisch den Kopf: „Ist es nicht... ich... lass mich...“ Er sah den hilflosen Blick seines Gegenüber, der vorsichtig fragte: „Wieso bist du denn so explodiert? Ich verstehe das nicht...“
 

Deidara trat einen Schritt zurück. Sasori saß im Bett und zitterte am ganzen Leib. So langsam beschlich ihn eine Ahnung, was Kakashi bei der Präsentation mit der Vorsicht gemeint hatte. Auch Gaia hatte ihm, während sie gewartet hatten, noch einmal ins Gewissen geredet, dass er es mit einem sehr komplizierten und verstörten Zimmergenossen zu tun kriegen würde. Er hatte gesagt, dass er das schon hinkriegen würde, aber nun... Nun war er sich da gar nicht mehr so sicher. Er hatte sich nicht im Ansatz eine Vorstellung von dem machen können, was hier gerade passierte. Und er ahnte, dass das nur der Anfang war.
 

Scheinbar schien Sasori nicht diese... Verbindung zu bemerken. Wenn er den Rothaarigen betrachtete, dann fühlte er selbst sich unheimlich gut. Glücklich. Fast schon selig. Auch wenn er nicht sagen konnte, welches Gefühl das eigentlich war, so war es wundervoll. Als würden sie sich schon ewig kennen, zusammengehören. Und gerade deshalb hatte der Ausraster unheimlich weh getan. Ja, es war wie ein Stich ins Herz gewesen, dass Sasori ihn so angefahren hatte. Aber scheinbar war es nicht persönliches gewesen, so viel stand für Deidara nun allmählich fest.
 

Mit einer plötzlichen Entschlossenheit kam er dem Akasuna wieder näher. Gaia hatte etwas angedeutet, als sie gewartet hatten. Zunächst hatte er es nicht verstanden, aber nun schien es ihm absolut klar zu sein. Sie hatte ihm erklärt, dass eine schwierige Aufgabe mit viel Verantwortung auf ihn zukommen würde. Und eine Bindung, die viel komplizierter sein würde, als er sich das vorstellen könnte. Ja, so langsam wurde ihm klar, was sie damit gemeint hatte...
 

Zuversichtlich lächelte er Sasori an und legte diesem seine Hand wieder auf die Schulter, begann vorsichtig über den Rücken des Zitternden zu streichen und hauchte sanft: „Hey, schon okay. Wenn irgendetwas ist, dann komm ruhig zu mir. Ich beiße nicht und helfe dir, wenn du mich brauchst.“ Plötzlich sahen die braunen Augen ihn panisch an.
 

Sasori schüttelte ungläubig den Kopf. Was sollte das denn jetzt? Versuchte Deidara sich da gerade sein Vertrauen zu erschleichen? Wollte er sich so an ihm rächen? Niemand wollte ihm helfen oder für ihn da sein. Dieser plumpe Versuch der Rache war ja wohl mehr als offensichtlich. Es würde nie jemanden geben, der ernsthaft sein Vertrauen wollte. Es würde auch niemals jemanden geben, der es wirklich verdiente. Sein Leben, sein Dasein, seine Existenz und Vertrauen waren wie Feuer und Wasser. Sie taten sich gegenseitig einfach nicht gut und gehörte nicht zur selben Zeit an denselben Ort.
 

Er schlug Deidaras Hand von sich, sprang auf und fauchte den Blonden hilflos an: „Lass mich in Ruhe!“ Noch immer zitternd und völlig verstört stürmte er zur Zimmertür, ignorierte die besorgten Fragen seines Zimmergenossen und lief ziellos nach draußen.
 

Das Licht flackerte seicht auf, wo er vorbei kam. Seine unbekleideten Füße patschten auf dem kalten Stein. Er bog links ab, rechts, wie es ihm gerade in den Sinn kam, Hauptsache weg von Deidara, weg von diesem Zimmer, weg von dieser Freundlichkeit... Ob es aufgesetzt war, dass der Blonde so nett zu ihm war, oder nicht, das war einerlei. Er konnte es nicht ertragen, nicht damit umgehen. In allem sah er einfach einen Angriff, Anfeindungen, Niedermachungen...
 

Erst, als er das Rufen Deidaras nicht mehr hören konnte, verlangsamte sich sein Lauf und er ging weiter. Er war ein paar Treppen nach oben gerannt und hatte wirklich keine Ahnung mehr, wo genau im Gebäude er sich befand. Innerlich lachte er trocken auf. Naja, er hatte eine Woche, um zum Zimmer zurückzufinden...
 

Ein kühler Lufthauch strich über seine unbedeckten Arme und er war nicht böse darüber, dass er wenigstens Shorts und sein Lieblingsshirt trug. Er hatte nicht halbnackt vor einem Fremden herumlaufen wollen...
 

Er blieb stehen und sah sich fröstelnd um, bis er eine schwere, dunkle Tür entdeckte, die einen Spalt breit offen stand. Vorsichtig trat er an die Tür heran und riskierte einen Blick durch den Spalt. Eigentlich wusste er selbst nicht so genau, wieso ihn die Neugier gepackt hatte. Vermutlich war es einfach nur die Macht der Gewohnheit. Immerhin war es ungewöhnlich, dass mitten in der Nacht eine Tür offenstand, durch die auch noch kalte Luft zog. Seine Erfahrungen hatten ihn einfach misstrauisch gemacht...
 

Hinter der Tür eröffnete sich ihm ein atemberaubender Anblick. Er konnte auf das Dach der Akademie gucken. Die dunklen Wolken und das rote Licht wirkten so unglaublich nahe. Fast greifbar schienen die blutroten Blitze zu sein, die den Nachthimmel durchbrachen.
 

Vorsichtig schob er die Tür weiter auf und trat ins Freie, ehe er stehenblieb und seinen Gegenüber etwas ertappt ansah. Schwarz umrandete, türkis funkelnde Augen musterten ihn mit einer ähnlichen skeptischen Distanziertheit, wie er sie von sich selber kannte.
 

Gaara erhob sich und musterte ihn durchdringend, ehe seine tiefe, kalte Stimme die Stille zwischen ihnen brach: „Was willst du hier?“ Sasori erwiderte den Blick. Diese abweisende Art... sie war immerhin etwas Bekanntes. Nicht schön, aber vertraut. So blieb ihm zumindest das Repertoire an Reaktionen, derer er sich bedienen konnte und die wie automatisch abliefen. Nicht weniger unfreundlich knurrte er zurück: „Das geht dich nichts an.“
 

Plötzlich huschte ein fast kaum merkbares, flüchtiges Lächeln auf die Lippen des Tätowierten: „Du bist der Erste, der mich hier gefunden hat.“ Sasori verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte unterkühlt. Er konnte es nicht genau beschreiben, aber zwischen ihnen lag eine Art Spannung, die sich mit dem tosenden Gewitter über ihnen vergleichen ließ. Nicht unbedingt lebensgefährlich, nicht absolut unsympathisch, aber angespannt, lauernd, ebenbürtig.
 

Er nickte Gaara zu und grinste: „Keine Sorge, es war eher Zufall. Ich würde wohl so schnell nicht wieder her finden.“ Der Angesprochene nickte und setzte sich wieder hin, richtete den Blick zum Himmel und knurrte leise: „Trotzdem.“ Der Rothaarige sah ihn aus den Augenwinkeln an. „Was treibt dich eigentlich dazu, mitten in der Nacht durch die Akademie zu rennen?“
 

Etwas ertappt wandte Sasori den Blick ab: „Mein Zimmergenosse.“ Gaara lachte trocken auf: „Verstehe.“ - „Und was treibt dich dazu, mitten in der Nacht auf dem Dach zu hocken?“ Der Tätowierte grinste ihn kühl an: „Mein Zimmergenosse.“ Der Akasuna nickte: „Verstehe. Ich suche den Weg zurück.“
 

Sasori hatte sich bereits abgewandt, als Gaaras Stimme wieder hinter ihm ertönte: „Kannst auch bleiben. Ich kann eh selten schlafen und soll... Gesellschaft üben. Das scheint mir hier mit dir einfacher zu sein, als mit Naruto auf dem Zimmer.“ Er drehte sich wieder um. Irgendwie wusste er, dass es ein ernst gemeintes Angebot war. Gaara schien sehr puristisch, geradezu spartanisch zu sein, was Kommunikation anging. Da war es leicht zu erkennen, was dieser so meinte und was nicht. Wie er selbst würde der Rothaarige auf dem Dach wohl nichts sagen, wenn er es nicht für nennenswert erachtete.
 

Lautlos nahm er in einiger Entfernung zu dem Anderen Platz und blickte auch gen Himmel. Er konnte verstehen, wieso Gaara hier war. Dieser raue, unbarmherzige Anblick des Himmels hatte trotz seiner urbanen Wirkung auch etwas beruhigendes. Über seinem Kopf tobte eine Kraft, die absolut zerstörerisch sein könnte, es aber nicht war. Eine Kraft, die er mit jeder Pore spüren, regelrecht aufsaugen konnte, die aber ihre wahren Ausmaße nicht freisetzte.
 

Sasori seufzte leise. Gaara sollte sich also darin üben, Gesellschaft zu haben. Der Gedanke, dass es mit jemandem einfacher war, der einem sehr ähnlich zu sein schien, war gar nicht mal so schlecht. Er selbst fühlte auch, dass ein gewisses Maß an Anspannung von ihm abließ. Diese Spannung zwischen ihnen war ungebrochen, aber...
 

Es fühlte sich ein wenig so an, als hielte man zwei Minuspole aneinander. Sie hatten einen ähnlichen Kern, würden sich aber niemals näher kommen, als notwendig. Irgendwann würde diese unsichtbare Barriere, die auch zwischen zwei negativen Polen bestand, so stark sein, dass es gar nicht möglich war, die gewollte Distanz zu überbrücken, während ein Pluspol bei ihnen beiden angeschossen käme, ohne dass sie etwas dagegen würden tun können.
 

Langsam schloss er seine Augen und genoss die Entspannung, die sich in ihm ausbreitete. Hier brauchte er keine Angst haben, dass Gaara ihm näher käme, als er das wollte. Und er würde dies umgekehrt ebenso wenig versuchen. So merkwürdig das anmuten mochte, so angenehm war es. Diese unsichtbare Barriere stieß sie war auf eine gewisse Art voneinander ab, ließ aber ein Zusammensein zu, dessen Grenzen gewahrt wurden. Und das entspannte ihn.
 

Gaara widmete sich ebenfalls seinen Gedanken und beobachtete die zuckenden Blitze, ohne sie dabei wirklich wahrzunehmen. Es war in der Tat erstaunlich, dass es nach zwei Jahren, in denen er hier war, das erste Mal war, dass ihn jemand hier gefunden hatte. Und er war dankbar darüber, dass er sich trotzdem keinen neuen Platz suchen musste. Naruto schlief so tief und fest, der wusste nicht einmal, dass er kaum eine Nacht schlief oder des nachts nicht einmal auf dem Zimmer war.
 

Er hatte auch keinerlei Interesse daran, dass dieser das je herausfinden würde. Eigentlich mochte er den Blonden ja, aber... Aber was er gar nicht ausstehen konnte war diese penetrante Art und die ständigen Versuche ihn zu ändern. Er war kein fröhlicher, durchgeknallter und ewig gut gelaunter Clown und würde es niemals sein.
 

Sicherlich war er dankbar dafür, dass er in diesen 2 Jahren umgänglicher geworden war und nicht mehr versuchte, jedem den Hals umzudrehen, der es auch nur im Ansatz wagte ihn anzusprechen. Und das hatte er Naruto zu verdanken, so ungern er das auch zugab. Gesellschaft war schon okay. Aufdringlichkeit aber nicht.
 

Es ging, trotz aller Veränderungen, niemanden etwas an, wieso er so war, wie er war... Introvertiert, möglicherweise unfreundlich, abweisend. Doch der Blonde akzeptierte diese Tatsache einfach nicht. Dieser wollte vielleicht „nur helfen“, aber ein Nein war ein Nein. Da gab es keine Diskussion. Andere schienen diese Entscheidung ja auch zu verstehen, nur Naruto schien zu meinen, dass er nicht gut so war, wie er war.
 

Sicherlich mochte er sich selbst nicht sonderlich gut leiden, aber er war so lange der Einzige gewesen, den er gehabt hatte. Er war alleine gewesen. Und am Schlimmsten war es geworden, nachdem seine Schwester über Nacht verschwunden war... Sie hatte immer behauptet, stets für ihn da zu sein. Und auch wenn er dieses Angebot niemals angenommen hatte, so hatte es ihn sehr gekränkt, als sie ohne ein Wort einfach fort war. Sie hatte ja nicht mit den Konsequenzen leben müssen, die sich dadurch daheim ergeben hatten...
 

Langsam schloss Gaara seine Augen. Zeit seines Lebens hatte sein Vater ihn für den Tod seiner Mutter verantwortlich gemacht. Zu recht. Immerhin war sie bei seiner Geburt gestorben. Temari war dadurch immer das Wichtigste Familienmitglied zu Hause gewesen. Und als sie nach ihrem Streit plötzlich über Nacht verschwunden war, da hatte sein Vater ihn rausgeschmissen. Ihm den Vorwurf gemacht, nun auch noch seine Schwester auf dem Gewissen zu haben. Vor lauter Verzweiflung hatte sich auch sein Bruder nach kurzer Zeit abgesetzt und war in eine andere Stadt gezogen.
 

Die Essenz der Dunkelheit in ihm hatte seiner Mutter sämtliche Lebensenergie gestohlen. Sie hatte ihn immer beschützt, wenn ihm jemand zu nahe kam. Wie ein gieriger, endloser Schlund hatte sie Menschen verschlungen, verletzt, getötet. Langsam hatte er sie unter Kontrolle und konnte sie so nutzen, dass sie das Gleichgewicht beschützte und nicht wahllos in der Nacht um sich schlug, wenn er schlief. So manches Kindermädchen war dabei umgekommen. So manche Verletzung hatte seine Familie davongetragen.
 

Die Dunkelheit war eine Last. Ein Element, welches er niemandem wünschte. Sie war auf der einen Seite so friedlich, bedeckte die Nacht mit ihrer Anwesenheit und schuf Frieden. Doch das zu tun hatte lange Zeit des Lernens nötig gehabt. Als Kind hatte sie wie ein schwarzes Loch auf seine Gefühle reagiert. Die Schatten anderer angegriffen, Visionen heraufbeschworen, die Menschen sämtliches Leben aus dem Körper gesogen hatten. Viel zu oft hatte er als Kind bereits Menschen gesehen, die ob dieses Anblicks wie Schrumpfköpfe ausgesehen hatten, nur eben am ganzen Leib.
 

Temari war sein einziger, winziger Halt gewesen. Hatte nie Angst vor ihm gehabt, ihn nie verabscheut. Das zumindest hatte er immer gedacht. Bis zu dem Tag, an dem sie fortging. Sie hatte ihn auch fallen gelassen, wie alle anderen auch. Und das hatte er noch immer nicht verziehen, auch nach den 2 Jahren nicht, in denen sie beide hier waren und er die wahren Gründe kannte. Er verstand es nicht, wieso sie nicht wenigstens ein Wort gesagt hatte... wieso sie einfach gegangen war, ohne sich zu verabschieden...
 

Kurz blickte er zu Sasori herüber. Er konnte sich von allen wohl noch am Ehesten vorstellen, was dieser hatte durchmachen müssen. Er selber war am Anfang ein ähnliches Nervenbündel gewesen. Hatte sich wie ein Igel eingerollt und war glücklich darüber gewesen, wenn sich die anderen an seinen Stacheln verletzt hatten, denn so hatten sie ihn nicht verletzen können. Doch manchmal ließ er zumindest einen Blick auf das zu, was die Stacheln beschützten. Lernte, dass er vertrauen musste. Lernte, dass Naruto ihm nichts wollte außer helfen. Und doch war es noch immer schwierig. Es fühlte sich nicht mehr unmöglich an, aber eben ungemein schwer.
 

Ein leichtes Gefühl von Zuversicht und sogar Freude legte sich flüchtig um sein schweres Herz. Zwei Jahre war er hier, in der Naruto darum kämpfte, dass er diesem wirklich zu vertrauen begann. So sehr ihm diese Versuche des Veränderns manchmal missfielen, so deutlich war ihm, dass der Blonde sich wirklich seinetwillen bemühte. Und dafür war es eben durchaus dankbar. Irgendwann würde er es vielleicht sogar mal sagen, ausdrücken können. Aber das würde wohl noch viel Zeit, Arbeit und Nerven kosten, und zwar für alle...
 

Sasori strich sich durchs Haar. So angenehm es hier war, er würde sich überlegen müssen, was er Deidara zu seiner Flucht sagen sollte... ob er überhaupt etwas sagen sollte, ob der Blonde überhaupt noch etwas dazu hören wollte. Er wusste es nicht und schob den Gedanken vorerst auch gekonnt beiseite. Noch waren ein paar Stunden Zeit. Darüber hinaus war diese Stille zu friedlich, um sie mit unliebsamen Gedanken zu trüben.
 

Aber es beruhigte ihn, einen Ort gefunden zu haben, an den er fliehen konnte, wenn es ihm zu viel wurde. So wie es Gaara scheinbar auch tat. Hier gab es keine neugierigen Fragen, keine aufgedrehten Zimmergenossen und keine Anfeindungen. Es war... perfekt...
 

Er schloss seine Augen und reckte sein Gesicht dem frischen Wind entgegen. Zum ersten Mal, seit er sich zurückerinnern konnte, verspürte er einen Anflug von Freiheit in sich. Die Freiheit, so zu sein wie er war, ohne schwerwiegende Konsequenzen befürchten zu müssen. Und alleine für diesen Moment hatte sich die Entscheidung gelohnt, sein Leben für immer für verändern...
 

Grim trat einen Schritt zurück und entfernte sich wieder von der Tür zum Dach. Innerlich lächelte er leicht, während er sich zurück zu seinem Büro begab. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, aber es kam ihm nicht ungelegen. So aufgelöst, wie Deidara vor knapp zehn Minuten vor ihm gestanden hatte wusste der Direktor, dass der Blonde mit dieser Aufgabe alleine überfordert sein würde. Und er selbst konnte sich um dieses Problem nicht wirklich kümmern.
 

Deidara schien eine etwas zu große Portion Lebensfreude und Energie für Sasori zu sein. Und Naruto noch immer für Gaara. Aber vielleicht konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Vielleicht sollte er die Vier von Anfang an näher zusammenbringen, damit die beiden Rothaarigen voneinander das lernen konnten, was ihnen bei den beiden Blonden eindeutig fehlte, aber unumgänglich für ihrer aller Bindung war.
 

Sasori musste lernen, dass auch ein Mensch wie Deidara ihm nichts Böses wollte. Und Gaara musste lernen, dass Naruto ihn nicht verändern wollte. Alle beide hatten die Lektion definitiv noch vor sich, dass sie vertrauen mussten, und dass es hier Menschen gab, die sie so mochten und liebten, wie sie waren. Und dass sie diese Zuneigung verdienten. Sie auch erwidern konnten und durften.
 

Doch all das würde nie funktionieren, wenn sie nicht beginnen würden, Vertrauen zu fassen. Und da, so sah es jedenfalls für Grim aus, würden sie sich vielleicht behilflich sein können.
 

Er gab ein kurzes, schrilles Pfeifen von sich und schritt zunächst unbeeindruckt und unverändert weiter. Es war unumgänglich, dass er Deidara und Naruto einweihte. Allmählich nahm der Plan in seinem Kopf konkretere Formen an. Es war ihnen allen klar gewesen, dass eine komplette kosmische Truppe den Ablauf durcheinanderbringen würde. Sie durften jetzt nicht panisch an irgendwelchen Regeln festhalten, sondern mussten improvisieren.
 

Spätestens morgen früh bei Konferenz würde er auch Gaia, Luna und Solarion einweihen. Grim spürte so deutlich, dass diese Gruppe, zum ersten Mal, das Potential dazu hatte, die zweite Stufe der kosmischen Elemente zu erreichen. So stark war es ihm noch nie aufgefallen, in all den Jahrhunderten nicht. Ja, er hatte es absolut im Gefühl. Dieses Mal könnte alles anders werden...
 

Er blickte zur Seite, als eine behaarte, große Vogelspinne auf seiner Schulter landete, die sich von der Decke abgeseilt hatte. Er lächelte dem missverstandenen und gefürchteten Geschöpf zu: „Danke, dass du so schnell gekommen bist, Tara.“ Die Spinne gab ein paar Laute von sich und erwiderte den Blick. Grim strich ihr mit seinem Fingerknöchel über den Kopf, was ihr beinahe so etwas wie ein Schnurren entlockte. Nachdem er mit der Streicheleinheit fertig war, erklärte er der Achtbeinigen, was er wollte: „Würdest du so gut sein und Deidara und Naruto zu mir ins Büro schicken? Ich muss sie dringend sprechen.“
 

Wieder antwortete Tara mit leisen Geräuschen, ehe sie mit schnellen Schritten von Grims Schulter krabbelte und in einer Ritze im schwarzen Stein verschwand. Der Verhüllte war wirklich froh und dankbar, nicht jedes Mal überall hin laufen zu müssen, da Tara ihm diese Botengänge gelegentlich abnahm. Nicht viele mochten seine kleine Gehilfin, aber die Meisten hatten sich zumindest daran gewöhnt.
 

Er grinste innerlich. Das würde gleich im Büro zwar erst einmal Theater geben, aber das machte nichts. Er wusste ganz genau, dass Naruto es so gar nicht leiden konnte, wenn Tara aufkreuzte. Noch viel weniger gefiel es dem Blonden, wie diese ihn weckte. Aber seine kleine Freundin hatte jedes Mal so einen großen Spaß daran, dass er einfach selten widerstehen konnte.
 

Sie kitzelte Naruto nämlich immer so lange mit ihren Haaren an der Nase, bis dieser niesend wach wurde und selten darüber erfreut war, dass ihm eine Vogelspinne im Gesicht saß. Grim kicherte leise, aber zutiefst schadenfroh. So ging es immerhin schnell, was bei dem Uzumaki ja immer so eine Sache sein konnte... und bei Deidara nicht wirklich besser war.
 

Zufrieden bog er in den Gang ein, auf dem sein Büro zu finden war. Es würde nicht lange dauern, bis die beiden Gewünschten hier waren. Und dann konnte er damit beginnen, die Gruppe in die richtige Richtung zu stubsen. All seine verlorenen Hoffnungen legte er in diese Vier. All die Zuversicht, endlich Nachfolger auszubilden, die es wirklich als solche schaffen konnten.
 

Und auch sein längst verloren geglaubter Optimismus schlich sich wieder ein, durch diese Vier vielleicht die Chance zu erhalten, von seinen Qualen erlöst zu werden und endlich den Hüter der Zeit wiederzufinden...
 

Und die Zeit war es, die zeigen würde, ob sich seine Hoffnungen als solche, oder aber als utopische Narretei herausstellen würden...
 

Er erreichte gerade die Tür zu seinem Büro, als ein markerschütterndes Kreischen durch die Gänge hallte und ihm wieder ein schadenfrohes Grinsen bescherte.



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