Zum Inhalt der Seite

Ain't afraid to die - the unknown life

[KaoruxDIE] - [DIExToshiya]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Drei Wochen sind nun vergangen, seit ich das Krankenhaus in Aomori verlassen durfte und aufgrund einer wichtigen Geschäftsreise von Kaoru ins Ausland bin ich derzeit bei meiner Familie zu Hause. Es ist recht angenehm hier mit ihnen zu sein, da mich zum Glück jeder im Dorf von klein auf her kennt und ich mich hier nicht so leicht verlaufen kann. Oft verbringe ich den Tag unten am Fluss oder bei meinen Großeltern väterlicherseits, einfach nur um zu entspannen und um mit mir selbst klar zu kommen. Selbst meine großen Schwestern und meine beiden Neffen sind mit gekommen, um das Sternenfest hier mit der gesamten Familie zu feiern. Endlich etwas, wo ich mir nicht all zu sehr den Kopf darüber zu zerbrechen brauche, wer ich denn eigentlich in Wirklichkeit bin. Außerdem muss ich mir gegenüber zugeben, dass ich mich hier draußen viel wohler als in Osaka fühle und ich kann mich dahingehend einfach nicht verstehen, weshalb ich in jungen Jahren die große Stadt gezogen bin. Die einzigen Personen die ich kenne und mit denen ich zu tun habe sind selbst vor langer Zeit nach Osaka zugezogen, daher kann ich nicht gerade groß behaupten, dass ich jemand in dieser Stadt kenne. Außer bei Shinya bin ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher, ob er doch aus Osaka stammt. Irgendwie freue ich mich schon ihn wieder zu besuchen, denn dann kann ich mit ihm über Toshiya reden ohne das Kaoru davon spitz kriegt und auf ein Treffen mit Kyo freue ich mich auch, weil ich mit ihm verschiedene Videospiele durch zocken kann. Apropos Toshiya, ich versuche mehr über ihn auf eigene Faust in Erfahrung zu bringen, doch ich habe immer noch keinen klaren Anhaltspunkt dafür gefunden, dass er mit Toshimasa Hara etwas gemeinsam hat. Ich sitze gerade in meinem Zimmer und gehe verschiedene Fotoalben durch, da es draußen fürchterlich regnet. Ein Lächeln huscht mir auf die Lippen, als ich meine Freunde darauf erkenne. Diese Fotos stammen also aus meiner Zeit vor meinem schweren Unfall. Bei einem Foto werde ich recht nachdenklich und ich verspüre ein vertrautes Stechen tief in meiner Seele. Tief betrübt starre ich es lange an, da es zwei junge Männer zeigt, die richtig glücklich zu sein wirken und ich frage mich gerade, wer sie denn sind und wie ich zu diesem Foto gelangt bin. Konnte ich das wirklich tun? Konnte ich wirklich meine Familie nach der Herkunft dieses Bildes fragen? Ich bin mir unsicher, da ich mich ja vor knapp drei Wochen auf einer DVD mich selbst nicht wieder erkannt habe. Lange starre ich also das Foto an und mir fallen beim linken Mann rote Haare auf. // Dann muss das wohl ich sein // denke ich gerade, da mir Kaorus Worte wieder einfallen und der Mann neben meinem damaligen rothaarigen Ich ähnelte überhaupt nicht im Geringsten Kaoru. Toshiya eventuell? Vielleicht war es ja auch Toshimasa. Tief seufzend lasse ich mich in mein Bett fallen, strecke meine Arme von mir und starre lange die Zimmerdecke an.
 

„Wer bist du? Warum geisterst du in meinem Leben herum?“ frage ich mich selbst gerade, seufze kurz auf, lasse meine Gedanken endlos im Kreis laufen und bekomme dadurch nicht mit, wie meine Schwester das Zimmer betritt. „Daisuke Nii-san, kommst du bitte? Die Tochter unseres Nachbarn will dir etwas geben“ sagt sie nun zu mir, wobei ich mich nun langsam aufsetze, rasch nicke und mit ihr ins Vorzimmer gehe, wo die Kleine schon auf mich wartet. Sie lächelt mich auf scheue Art an, dann reicht sie mir ein Bündel, verbeugt sich noch und ist dann aus der Tür hinaus. Mit dem Bündel kehre ich in mein Zimmer ein, schließe die Tür ab und öffne es, dabei werden meine Augen groß. Es sind verschiedene inländische Magazine die über Dir en Grey berichtet haben und am Titelblatt des ersten Magazins ist ein Mann mit leicht gewellten schwarzen Haaren abgelichtet. Anhand des Datums erkenne ich sofort, dass es sich um eine aktuelle Ausgabe handelt und ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm lösen. Tief in meine Gedanken versunken streiche ich mit meinen Fingern über das Bild und auf einmal bekomme ich das Gefühl, diesen für mich wunderschönen Körper schon einmal berührt zu haben. Ohne es zu verhindern renne ich nur anhand dieses einen Gedankens rot an und mir selbst gerade wieder Vernunft einredend blättere ich in diesem Magazin. Es sind nur Fotos von ihm in verschiedenen Posen drinnen, wobei einige deutlich seine Gesichtszüge zeigen. Warum schmerzt es mich innerlich so sehr, wenn ich nur anhand dieser Fotos erkennen muss, dass er wohl tief in seiner Seele leidet? Bei einem Foto beiße ich mir sogar verstärkt auf die Lippen, denn die leeren Augen sind in Richtung des grauen Horizonts gerichtet und er sitzt am Rande des Daches eines Hochhauses. Seine Fans, sein Verleger und auch der Fotograph bemerken scheinbar nicht, welcher Schmerz an seiner Seele nagt, doch ich sehe es ihm sofort an. Daneben ist ein kleines Interview, welches ich mir genau durchlese, dabei finde ich heraus, dass die Person die hier fotographiert wurde der Bassist von Dir en Grey - Toshiya - ist. // Wie sehr kann sich ein Mensch bitte verstellen um solche Antworten zu geben? // denke ich mir gerade, lasse das Magazin auf mein Schoss sinken und streiche erneut über das Bild auf der Titelseite. Diesen kleinen Schatz muss ich vor Kaoru als auch Shinya versteckt halten, denn nur kami-sama allein weiß was passiert, wenn sie dieses Interview von ihm lesen. „Wenn ich nur wüsste wo du steckst, dann könnte ich dir all deine Schmerzen nehmen“ bringe ich seufzend hervor, dabei ruhen meine Finger auf dem Cover und ich schaue traurig auf das Bild.
 

************
 

Toshiyas POV:
 

Es war nun Anfang Juli und das Sternenfest steht kurz bevor. Ich bin seit meinem unerwarteten Besuch in Osaka in Korea zu verschiedenen Shootings unterwegs gewesen und gerade auf die Fähre wartend stehe ich rauchend am Kai. Der Wind weht mir leicht durchs Haar, ich lehne an der Mauer und blicke wehmütig aufs Meer hinaus, da mich der Geruch des Meeres stark an ihn erinnert. Damals in Aomori bevor es zu dem schrecklichen Unfall kam waren wir am Morgen unseres Soundchecks spazieren gegangen und wir haben uns in einer leer stehenden Lagerhalle geliebt. Allein die Erinnerung daran schmerzt mich, denn ich war einfach von der Tatsache ausgegangen, dass er sich für mich entschieden hat. Ist das etwa der Grund, weshalb ich in letzter Zeit so ungern am Meer bin? Nur weil eine für mich wertvolle, aber auch schmerzvolle Erinnerung damit zusammenhängt? Ich weiß es nicht, denn seit seinem Unfall habe ich angefangen mich von anderen Leuten zu distanzieren. Nur um allein die Hoffnung für unsere Fans aufrecht zu erhalten habe ich ein Job als Model angenommen; nur deswegen tue ich mir den mentalen Stress mit meiner nervigen Managerin an und lasse mich vorerst nur im asiatischen Raum für Fotoshootings buchen. „Hara-san, die Fähre ist nun da“ sagt der Assistent meines Fotographen zu mir, nicke nur rasch, rauche meine Zigarette aus und schnippe das Ende meiner Kippe in Richtung Ozean. Um meiner Managerin zu entkommen habe ich ihm zugestimmt, mit ihm in die Präfektur Mie zu reisen, da er einerseits Verwandte dort hatte und andererseits Fotos von dort machen wollte. Ich sollte dabei im Yukata abgelichtet werden und ich war mit seiner Idee, eine kleine Dokumentation mit mir darin zu filmen vollkommen einverstanden. Mir egal, ob sie mir deswegen ein riesen Trara machen wird, dass ich ein Angebot einer Firma aus Sydney abgeschlagen habe, aber momentan habe ich eher das Gefühl in Reichweite zu ihm bleiben zu müssen, auch wenn Kaoru sicherlich etwas dagegen haben wird. Schmunzelnd schließe ich meine Augen, schüttle leicht meinen Kopf und setzte mich neben den Assistenten, dabei muss ich an unsere erste Reise als Dir en Grey nach Korea denken. Ja, zu diesem Zeitpunkt war noch alles in Ordnung und selbst Kaoru unternahm noch etwas mit mir. „Hara-san? Ist alles in Ordnung?“ fragt er mich gerade, da er mir scheinbar meine Nachdenklichkeit ansieht und ich nicke nur rasch, wobei ich gerne wieder mit Kyo, Kaoru, Shinya und auch Daisuke quer durch die Welt reisen will um auf einer Bühne zu stehen.
 

„Ich hoffe nur, dass unser Management unserem Zweitgitarristen noch genug Zeit zum Erholen lässt“ antworte ich ihm nur, lehne mich leicht zurück und habe dabei beide Hände hinter dem Kopf. „Dann ist Andou-san also wieder auf den Beinen?“ fragt mich nun der Fotograph, der schon seit einigen Jahren mit uns als Band arbeitet und ich nicke nur um ihn zu antworten. Ohne ein weiteres Wort zu sagen lassen sie das Thema Dir en Grey vorerst ruhen und um ehrlich zu sein bin ich ihnen dafür auch dankbar. Ich brauche im Moment niemanden, der mich wegen Daisukes Zustand ausfragt. Ich bin auch froh, dass die Presse noch nicht Wind bekommen hat, wann er entlassen worden war und ertappe mich geistig fast jeden Tag bei dem Gedanken, dass ich wie Kyo und Shinya von den ausländischen Magazinen für ein exklusives Interview um Daisukes Genesung aufgesucht werden könnte. // Zum Glück für uns alle weiß bis heute niemand innerhalb als auch außerhalb Japans von seinem schweren Unfall // denke ich gerade, entspanne mich dabei ein klein wenig und meine Gedanken schweifen wieder zu ihm. Auch wenn ich nicht mehr das Recht dazu habe, mich weiterhin als sein bester Freund zu bezeichnen; so kann ich einfach nicht aufhören, an ihn zu denken und ihn zu vermissen.
 

************
 

Am Abend bin ich recht schweigsam und ich sitze noch in meinem Zimmer, als meine Schwester hinein kommt und mich fragend ansieht. Mir ist total entglitten, dass ja heute Abend das Fest stattfindet. Ich mache ihr klar, dass ich gleich soweit bin, schlüpfe aus meinen alltäglichen Sachen und ziehe mir den indigofarbenen Yukata an, denn mir meine Mutter für das Sternenfest hergerichtet hat. Rasch noch meine Haare richtend sause ich ins Vorzimmer, wo schon alle geduldig auf mich warten und mit einem verlegenen Grinsen entschuldige ich mich sofort dafür, dass ich sie so lange warten habe lassen. Zum Glück hat der Regen aufgehört und draußen riecht es echt angenehm nach frisch gewaschenen Bäumen und Wiese. Nebenbei kann man ganz klar das Lied der vielen Zikaden hören und ich bin ziemlich begeistert von den Glühwürmchen, die wir am Weg zum Tempel zu sehen bekommen. Beim Tempel angekommen komme ich kaum aus dem Staunen heraus, da ich bis jetzt noch nicht so viele Leute und auch Stände an einem Ort auf einmal gesehen habe. Neugierig gehe ich von Stand zu Stand, um zu sehen was da alles angeboten wird und bei einigen der angebotenen Spiele versuche ich sogar mein Glück. Mit einem Ballon und auch einem Goldfisch die ich gewonnen habe, bin ich nun auf der Suche nach meiner Familie, die ich in diesem Trubel aus den Augen verloren habe und ich drehe mich automatisch um, als jemand nach mir zu rufen scheint. Leicht fragend meinen Kopf zur Seite legend schaue ich die junge Frau mit knallrosa Haaren an, die mich gerade strahlend ansieht und ehe ich mich versehe ist da noch eine zweite, deren Haar nur teilweise die Farbe Rosa aufweist. Die beiden quietschen und quieken nur herum, dabei macht mich eine dritte junge Frau freundlicherweise darauf aufmerksam, dass es sich bei ihnen um deutsche Touristen handelt und sie gerne ein Erinnerungsfoto mit mir hätten. Diese hat ebenfalls mehrere Farben in ihrem blonden Haar verteilt und höflich wie ich bin sage ich ihnen, dass sie mich gerade mit jemand der ziemlich bekannt ist verwechseln würden. Gerade als ich das sage tauchen noch mehr von denen auf und da normales Reden mit ihnen scheinbar nicht funktioniert, nehme ich kurzerhand meine Beine in die Hand und laufe was das Zeug hält. // Verdammt..... warum hat mir Kaoru verschwiegen, dass ich selbst zuhause von Ausländern erkannt werden kann? // denke ich gerade, wobei ich deutlich spüre, wie mir vom Laufen die Brust weh tut und ich will nur kurz stoppen um Luft zu schnappen, aber da hat mich die Gruppe der deutschen Touristinnen schon eingeholt. Innerlich fühle ich mich gerade, als ob ich fast ersticke und ich wünsche mir gerade ein Paar Flügel um ihnen zu entkommen. Gerade als ich mich von ihnen gestellt fühle, nimmt sich mir ein schwarzhaariger Mann an, der eine Fuchsmaske trägt und mich vor den Augen der jungen Frauen einfach abführt. // Das war eben Rettung in letzter Sekunde // denke ich gerade, schließe kurz meine Augen, lehne mich leicht bei ihm an und ich kann einen vertrauten Geruch einatmen der mich sofort beruhigt. Die Schmerzen sind immer noch da und ich bemerke gerade, dass er mich etwas abseits vom ganzen Trubel gebracht hat. Unter einem Baum habe ich endlich die Möglichkeit zu sitzen und besorgt wie ich gerade um meinen Fisch bin stelle ich fest, dass er noch in Ordnung ist. Der Schwarzhaarige mit der Fuchsmaske nimmt mir den Fisch ab und geht damit auf den kleinen Teich zu, den ich erst dank der vielen Glühwürmchen bemerke. Erneut meine Augen schließend gebe ich meinem Körper nun die Möglichkeit, sich von diesem kurzen Stress zu erholen und schlummere dabei leicht ein. Die Ruhe die hier herrscht ist angenehm. Nur die Zikaden und die Musik des Festes sind hier nur zu hören und ich öffne meine Augen, als ich deutlich fühlen kann, dass mir jemand versucht die Haare zu richten.
 

Erst da fallen mir die braunen Augen des Schwarzhaarigen auf, die so vertraut auf mich wirken und ich strecke vorsichtig meine Hand nach ihm aus. „Komm, ich trag dich“ sagt er nun zu mir, lächelt mich leicht an und ich verstehe gerade, dass er mich von hier wegbringen will. Mit einem Nicken klettere ich nun auf seinen Rücken, dann geht er mit mir los in Richtung Dorf, dabei schließe ich erneut meine Augen und erneut kann ich diesen vertrauten Geruch wahr nehmen. „Danke, dass du mich gerettet hast“ murmle ich gerade vor mich hin, dabei bekomme ich nicht mit, wie er mich ins Dorfgasthaus bringt und schmiege mich mehr bei ihm an. „Keine Ursache, schließlich kann ich doch nicht zulassen, dass du von deinen Fans in diesem Zustand entdeckt wirst“ sagt er nur, dabei öffne ich nun meine Augen und verwirrt blicke ich ihm tief in die Augen, da wir uns nun in seinem Zimmer befinden. „Du ist doch Toshiya, oder?“ frage ich nun unsicher nach, strecke meine Hand nach ihm aus und ich bin sichtlich überrascht, dass er meine Hand nimmt und sich mir direkt gegenüber setzt. Ein leichtes Nicken nur von seiner Seite her, dabei legt er nun einen Arm um mich und ich lehne mich instinktiv bei ihm an. „Ich habe meine Entscheidung gefällt. Sag nur ein Wort und ich werde für immer mit der Musik aufhören, ansonsten werde ich mich als Bassist für Dir en Grey bereit erklären“ höre ich ihn nun sagen, worauf ich ihn nun fragend anschaue und mich gerade wundere, ob Kaoru von seiner Entscheidung Bescheid weiß. „Dann bleib doch; ich werde Kaoru darum bitten, mich zu unterrichten und das er dich wieder in die Band lässt“ kommt nur aus mir hervor, schmiege mich bei ihm an und atme in aller Ruhe diesen vertrauten Geruch ein, den Toshiya verströmt. „Diesmal habe ich wohl dir zu danken, Daisuke“ sagt er nun mit sanfter Stimme zu mir, streicht mir über den Kopf und ein Schauer durchläuft meinen Körper, da eigentlich nur meine Familie mich bei meinem richtigen Namen nennt. Müde wie ich von der Lauferei bin schlafe ich schließlich bei ihm angeschmiegt ein und ich ahne nicht einmal ansatzweise, welchen wichtigen Teil er zur Lösung meiner verlorenen Erinnerungen spielt. Seelenruhig schlafe ich durch, dabei träume ich erneut von Toshimasa Hara und wie nahe ich ihm bin.
 

Am nächsten Morgen wache ich recht verwirrt auf, da mir meine Wärmequelle abgeht und ich stelle gerade fest, dass ich nicht im Haus meiner Eltern bin. Den Yukata von gestern Abend noch tragend gehe ich die Stufen hinab und meine Nachbarn scheinen ziemlich überrascht zu sein mich hier vorzufinden. In kurzen Worten erkläre ich ihnen, weshalb ich mich hier befinde und an ihren Gesichtern kann ich ablesen, dass sie nun verstanden haben was der Schwarzhaarige beim Verlassen zu ihnen gesagt hat. Dankbar akzeptiere ich das von ihnen angebotene Frühstück, danach kehre ich ins Haus meiner Eltern zurück und selbst ihnen muss ich in kurzen Worten berichten, warum ich gestern plötzlich vom Fest verschwunden bin. „Ich werde sofort Kaoru verständigen“ meint meine Mutter nur darauf, als ich ihr von den deutschen Touristinnen erzähle, die darauf drängten ein Foto mit mir zu schießen und vor denen ich regelrecht flüchten musste. Auch wenn ich erst seit drei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen bin, so weiß ich jetzt über meine Grenzen Bescheid, in wie weit ich meinen noch angeschlagenen Körper belasten kann und während meine Mutter telefoniert sitze ich im Wohnzimmer und lasse mir durch den Kopf schweifen wie diese jungen Frauen mich überhaupt erkennen konnten. Tief seufzend lehne ich mich zurück, schließe meine Augen und eine weitere Frage taucht in mir gerade auf. Wie hat Toshiya mich gefunden? Ihm habe ich es schließlich zu verdanken, dass ich nicht wegen Luftknappheit kollabiert bin und er hat mich sogar vor den jungen Frauen regelrecht gerettet. Da muss Kao ihn wieder in die Band aufnehmen nach dieser Aktion, egal was vor meinem Unfall zwischen ihnen genau vorgefallen ist.
 

Leider brechen meine Schwestern schon auf, da sie am nächsten Tag wieder arbeiten gehen müssen und mein bester Freund die Langeweile sucht mich heim. Da ich nicht genau weiß was ich mit mir anfangen soll, schnappe ich mir kurzerhand das Telefon und wähle den Operator. „Toshimasa Hara bitte“ sage ich, als mich die Stimme des Operators fragt, wohin ich eine Verbindung haben will und auf einmal überkommt mich eine leichte Nervosität. Wie er wohl reagiert, wenn er mich hört? Weiß er schon Bescheid, dass ich schon aus dem Krankenhaus entlassen bin? Will er noch etwas mit mir zu tun haben, nachdem ich ihm damals so verletzt habe? So viele Fragen, die mir gerade durch den Kopf schießen und ich werde dadurch noch nervöser. Außerdem ist die Warterei ein weiterer Faktor, weswegen ich auch eine leichte Panik bekomme und innerlich bin ich gerade froh, dass es nicht Kaorus Telefon ist von dem ich ihn anrufe. „Moshi, Moshi, Hara desu“ vernehme ich nun die Worte bei denen ich innerlich auf der Stelle einfriere und der Klang der Stimme ist in einer gewissen Art vertraut. Vor lauter Schreck als auch Nervosität lege ich wieder auf, stelle das Telefon wieder auf die Ladestation und eile mit klopfenden Herzen in mein Zimmer. Verdammt, welcher Teufel hat mich da jetzt eben geritten? Ich weiß es einfach nicht und irgendwie will mein Herz nicht aufhören so wild zu schlagen. Meine Augen geschlossen habe ich gerade eine Mischung aus Toshiya und Kaoru vor mir und ich schiebe es totaler Übermüdung zu, dass ich schon meine Freunde im Kopf zu kreuzen beginne. Gesagt, getan haue ich mich für eine Weile aufs Ohr und ich ahne im Moment nicht, dass Shinya sich mit dem nächsten Zug zu mir befindet.
 

************
 

Toshiyas POV:
 

Um nicht so schnell erkannt zu werden habe ich mir sofort am ersten Stand eine Fuchsmaske gekauft und ich trage sie solange wir auf dem Fest sind. Ich verhalte mich eher wie ein stiller Beobachter und mein Blick ruht auf einem jungen Mann mit langen dunklen Haaren, der scheinbar außer Atem ist. Dem Assistenten von meinem Fotografen sage ich Bescheid, dass ich schon aufbrechen werde und schreite auf die Gruppe von jungen Frauen zu, die ihn wie eine hungrige Meute umzingeln. Bevor sie auch nur reagieren können schnappe ich ihn mir und verlasse gleich mit ihm das Festgelände, damit er sich erholen kann und vorerst in Sicherheit ist. // Daisuke... // denke ich nur, dabei huscht ein Lächeln über meine Lippen, da er sich gerade bei mir leicht anschmiegt und ich ahne gerade, wer diese jungen Frauen in Wirklichkeit sind. Unter einem Glyzinienbaum setze ich ihn ab, nehme ihm den Fisch ab und setze ihn im Teich aus, da er sonst den nächsten Tag kaum erleben würde. Langsam gehe ich nun auf ihn zu, nehme mir die Maske ab, richte seine Haare und mir fällt auf, dass er dadurch wach wird. Da er müde zu sein scheint, biete ich ihn an ihn zu tragen und er klettert auf meinen Rücken. Als er mir dafür dankt, dass ich ihn eben geholfen habe, fühle ich deutlich wie er sich bei mir anschmiegt und im Gasthaus angekommen setze ich ihn in meinem Zimmer ab. Durch meine Antwort scheint er regelrecht verwirrt zu sein und er streckt mir sogar seine Hand entgegen, als er mich fragt ob ich nicht Toshiya bin. Mit einem Lächeln nehme ich sie an, setze mich genau ihm gegenüber, nicke nur auf seine Frage hin und lege einen Arm um ihn, woraufhin er sich bei mir anschmiegt. Er schläft neben mir anschmiegt ein, nachdem er mir anrät weiterhin ein Mitglied von Dir en Grey zu bleiben und ich gehe kurz darauf auch zu Bett, dabei kuschle ich mich selbst im Schlaf bei ihm an.
 

Am nächsten Morgen müssen wir leider schon früh los, da ich einen wichtigen Termin in Aomori habe und ich verlasse ihn ungern. Vor unserem Aufbruch in den Norden des Landes sage ich den Betreiber des Gasthauses Bescheid, dass Daisuke noch friedlich in dem von mir gebuchten Zimmer schläft und tief in meinem Inneren fälle ich die Entscheidung, während meiner Reise nach Aomori Shinya über die Fans zu erzählen, die mir gestern beim Sternenfest aufgefallen waren. Ich schnappe mir nun mein Handy, steige ins Auto meines Photographen und wähle sofort die Nummer unseres Drummers, da mir mein Bauchgefühl gerade sagt, dass Kaoru nicht abheben wird wenn ich ihn anrufe. „Terachi desu“ vernehme ich nun klar seine Stimme, worauf ich erleichtert bin ihn zu erreichen und in kurzen Worten erkläre ich ihm die momentane Lage, in die Daisuke gestern unfreiwillig hinein geraten ist. „Ich leite diese Neuigkeit sofort an Kaoru weiter“ sagt er nur darauf, weswegen ich nun doch etwas lächeln muss und bitte ihn noch darum, noch heute in das Dorf zu fahren wo Daisuke zuhause ist. „Mach dir keine Sorgen, ich bin schon am Weg“ vernehme ich noch von ihm, dann ist der Anruf mit Shinya beendet. Wenigstens habe ich nun eine Sorge weniger, trotzdem schreibe ich eine kurze & sachliche E-Mail an Kaoru, damit er auch von meiner Seite her erfährt, dass ich Daisuke niemals bewusst Schaden zufügen würde. Außerdem verfasse ich noch eine Mail an unser Label, damit Kaoru sich mit uns - also Kyo, Shinya und auch mir - vor Ort für die Zukunft der Band zusammen setzen und diese besprechen kann. Ich tue all das nur, weil Daisuke mich darum bittet, weiterhin ein Bestandteil dieser Band zu bleiben. Selbst wenn ich nur auf diesem Weg Kaoru gegenüber beweisen kann, wie wichtig mir Dir en Grey und auch Daisuke in Wirklichkeit sind.
 

************
 

Es ist schon später Nachmittag, als mich meine Mutter aufweckt und mir sagt, dass ich Besuch habe. Ich nicke nur und rausche schnell ins Bad, um mir eine schnelle Dusche zu genehmigen. Gesäubert wie ich nun bin schlüpfe ich rasch in ein frisches T-Shirt der Marrow of the Bone Tour und ein Paar verschlissenen Jeans die ich in der Eile finden kann, dann begebe ich mich schnell ins Wohnzimmer und ich bin sichtlich überrascht Shinya samt seinem kleinem Hund hier zu sehen. „Was machst du denn hier, Shin?“ frage ich nun leicht grinsend nach, setze mich ihm direkt gegenüber und bedanke mich bei meiner Mutter, dass sie mich geweckt hat. „Dich abholen“ sagt er zu mir, blickt mich genau an, dabei ahne ich gerade, weswegen er wirklich hier ist. „Weiß Kao etwa Bescheid?“ frage ich nur nach, streiche mir etwas verlegen mein noch nasses Haar hinters Ohr und schaue ihm direkt in die Augen. „Er ist ebenfalls dafür, dass du die nächsten zwei Tage zu mir sollst“ ist nun seine Antwort, dabei lege ich nun leicht meinen Kopf schief aufgrund seiner Aussage. „Ebenfalls dafür? Dann hat Toshiya mit ihm geredet?“ löchere ich nun nach, da ich mich nur aufgrund meiner wörtlichen Wiederholung daran erinnern kann, dass der Bassist von Dir en Grey mir geholfen hat. Ein Nicken von seiner Seite bestätigt nur meine Vermutung und geduldig wie ich momentan bin, ruht mein Blick auf meinen Eltern, denen Shinya gerade Kaorus Entscheidung erklärt. Auch wenn ich ungern von hier weg gehe, so tue ich das nur, weil meine Eltern zustimmen und auch weil ich Kaoru zu 100% vertrauen kann. Shinya hilft mir schnell ein paar Sachen zusammen zu packen, dabei stecke ich in einen unbeobachteten Moment das Magazin mit den Fotos von Toshiya in meine Tasche. „Hast du alles, was du brauchst?“ fragt mich nun meine Mutter, worauf ich nur kurz nicke und ich sage ihr, dass ich bei den ersten Anzeichen von Unstimmigkeiten sofort wieder hier wäre. Mit einem Lächeln nimmt sie mich in die Arme, dann übergibt sie mich in Shinyas Obhut.
 

„So schrecklich sind wir aber auch nicht, DIE“ sagt nur Shinya schmunzelnd zu mir, mit dem ich nun in Richtung Bahnhof aufbreche und ich kann es mir nicht nehmen, ohne mich noch bei meinen Großeltern zu verabschieden von hier weg zu gehen. Er hat wenigstens großes Verständnis dafür und ich eile rasch die kleine Straße hinab zu ihrem Haus. Ich habe von daheim einen Krug mit Umeboshi mitgehen lassen, die ich immer meinem Großvater bringe, wenn ich ihn besuche und er freut sich sehr darüber, da er sie regelrecht liebt. Ihnen gegenüber verspreche ich so rasch wie möglich wieder vorbei zu kommen, dann bin ich auch mit ihren Segen zum Aufbruch in die große Stadt entlassen. Auf dem Weg zum Bahnhof fällt mir tief in meinem Inneren auf, dass ich mich über die Tatsache freue das Kaoru & Toshiya sich wieder verstehen. Es stimmt mich positiv wenn ich weiß, dass meine Freunde miteinander problemlos sich unterhalten können. „Sag mal, Shin, können wir bitte nach Aomori fahren?“ frage ich nun nach, als wir den Bahnhof erreichen und er gerade am Schalter die Fahrkarten für uns kaufen will. „Warum willst du nach Aomori?“ will er nun von mir wissen, da er doch recht überrascht über meinen Wunsch ist und sieht mich genau an. „Weil ich erstens etwas nachfragen muss und zweitens weil ich gerne den Ort mit eigenen Augen sehen will, an dem ich meinen Unfall hatte“ antworte ich ihm, da beides ja der Wahrheit entspricht und ja sonst mit Kaoru ins Spital gefahren wäre, dass für zehn Jahre meine Unterkunft bildete. Shinya nickt nur, kauft zwei Tickets nach Aomori und er macht mir nur anhand eines Handzeichens klar, dass ich Kaoru gegenüber kein Wort erwähnen darf. „Du willst mit der Ärztin sprechen, die für dich verantwortlich war, deswegen willst du nach Aomori?“ fragt mich Shinya nun, mit dem ich auf unseren Zug warte und ich nicke rasch auf seine Frage. „Es gibt da etwas, dass ich wissen will“ antworte ich nur, grinse ihn leicht an und folge ihm artig zum Bahnsteig, wo unser Zug gerade angekündigt wird. Anders als bei Kaoru reiße ich mich diesmal zusammen und bleibe in unmittelbarer Nähe zu Shinya.
 

Nach ein paar Minuten fährt unser Zug endlich los und ich muss ihm nun erzählen, warum er von Kaoru zu meinem persönlichen Aufpasser wurde. „Ich wäre fast aus Luftmangel zusammengebrochen, wenn Tosh nicht gewesen wäre“ gebe ich nun zu, blicke Shinya genau an und für einen Augenblick scheint mir, dass er gedanklich gerade woanders ist. „DIE, wenn Toshiya nicht ein Shooting gehabt hätte, dann wäre er dein Aufpasser geworden“ bringt Shinya nun hervor, wobei ich ihn nun mit riesigen Augen ansehe und ich mir innerlich versichern muss, dass ich gerade richtig zugehört habe. // Kao... ich werde mich dafür bei ihm erkenntlich zeigen müssen, dass er ihm wieder zu vertrauen begint // denke ich gerade nur, nicke nur kurz und ich ertappe mich noch dabei, dass ich keinem meiner Freunde der deutschen Touristengruppe ausgesetzt hätte. „Hauptsache ist, dass ich noch lebe“ bringe ich nun grinsend von mir, worauf Shinya nur den Kopf schüttelt und freundschaftlich auf die Schulter klopft. Während der Fahrt steht Shin kurz auf, um für seinen Hund frisches Wasser zu besorgen und ich stelle erleichtert fest, dass ich auch von Shinyas Haustier gemocht werde. Lächelnd kraule ich hinter den großen Ohren, worauf sich das Tier auf die Seite legt, seine Augen fast schließt und erst da bemerke ich, dass es sich um ein Weibchen handelt. „Wie ich sehe mag dich Miyu“ höre ich nun Shinya, zu dem ich nun aufblicke und dankend die Bentobox annehme, die er mir mitgebracht hat. „Ich bin charmant, wusstest du das nicht?“ frage ich nur grinsend nach, worauf Shinya mit einme Lächeln den Kopf schüttelt und wir uns nun dem Essen widmen. „Das würde auch erklären, warum du auch soviele weibliche Fans neben Kao und Kyo hast“ kontert mir nun Shinya, der Miyu gerade etwas von ihrem Futter gibt. „Erde an Shinya - ich bin nur noch ein normal sterblicher Ottonormalverbraucher und kein weltberühmter Rockstar á la Van Halen oder Yngwie Malmsteen“ warf ich nun ein, bevor ich in eine Garnele in Tempurateig beisse und blicke den Braunhaarigen genau an.
 

Als die Nacht anbricht haben wir unser Gesprächsthema schließlich geändert und ich erfahre gerade, dass er in den letzten zehn Jahren studiert und sich einen Abschluß als Diplompädagoge in Musik geholt hat. Dadurch ist er nun berechtigt, Kinder als auch Jugendliche am Schlagzeug zu unterrichten und ich bin richtig überrascht über diese Entwicklung. Auf mich wirkt er wie der stille Beobachter; ein introvertierter Mensch, auf den man sich verlassen kann und der immer für einen da ist. „Shin, weißt du zufällig, was Kao in dieser Zeit getan hat?“ frage ich ihn nun, da es mich schließlich interessiert und irgendwie das Bedürfnis verspüre, mehr über meine Mitmenschen wissen zu wollen. „Er ist keinen einzigen Tag von deiner Seite gewichen. Kyo musste jedes Monat einmal nach Aomori fahren und ihn dazu bringen, auf andere Gedanken zu kommen“ antwortet Shinya nun mit einem abwesenden Lächeln, der kurz aus dem Fenster schaut und ich ahne nur ansatzweise, wie hart diese zehn Jahre für sie alle wohl gewesen sein mussten. „Kao...“ murmle ich nur leise vor mich hin, da ich mir bis jetzt kaum vorstellen konnte, dass er tagtäglich an meinem Bett Wache gehalten hat und ich senke meinen Blick. „Wir konnten ihn wenigstens davon überzeugen per Fernstudium sein Abschluß in Jura nachzuholen“ kommt nun von Shinya, dem ich nun in die Augen schaue und ich fühle mich gerade miserabel. Warum bekomme ich nun das Gefühl, dass ich auch Kaoru gegenüber tief in der Schuld stehe? Weshalb fühle ich mich auf einmal so unwohl bei dem Gedanken, dass ich einem Phantom meines Herzens nachwassere? Wieso belastet es mich innerlich sehr, nun da ich weiß was Kaoru alles für mich aufgeopfert hat? Dieses vertraute Ziehen tief in meiner Brust, warum wird es nun auch ausgelöst, wenn ich an Kaoru denke? „Er hätte das nicht tun brauchen“ bringe ich nur murmelnd vor mich her, doch Shinya scheint meine Worte noch hören zu können und ich kann deutlich bemerken, wie er gerade zögert etwas zu mir zu sagen. Schweigend steht Shin nun auf, geht mit Miyu aus dem Abteil und in diesem Augenblick danke ich ihn dafür alleine zu sein. Dieser Zweispalt meiner Seele als auch meines Herzens - warum fiel er mir nicht schon früher auf? Wann hat es begonnen, dass ich gleich für zwei Personen idente Gefühle entwickelt habe? Wo in aller Welt steckt der Daisuke von vor zehn Jahren, der mir Auskunft darüber geben kann? Tief seufzend lasse ich mich auf die Sitzreihe fallen, starre auf die Decke des Abteils, lasse eine Hand hängen und ich beginne nur schrittweise zu verstehen, was mich eigentlich an Toshimasa Hara als auch Kaoru Niikura bindet. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragt mich nun Shinya, als ich vor lauter Nachdenken fast eingeschlafen wäre und blinzle ihn müde an. „Hai, bin nur hundsmüde“ gebe ich nun zu, helfe ihm dabei das Bett herzurichten und innerlich mache ich mir eine Memo, dass ich mir rasch eine feste Freundin anschaffen muss. // Je eher, desto besser // denke ich nur, bevor ich ganz ins Land der Träume gleite und zu meinem Glück erhalte ich eine traumlose Phase.
 

Shinya weckt mich erst, als wir knapp vor Aomori sind und ich nehme dankbar die beiden Doriyaki an, die er mir nun entgegen hält. „Die habe ich in meiner Tasche gefunden“ gibt er lächelnd zu, worauf ich nur mit dem Kopf nicke und ich wundere mich gerade, ob man die Erinnerung des Herzens nicht austauschen kann. „Ich lade dich zu einem ordentlichen Frühstück ein, wenn wir angekommen sind“ sage ich nun zu ihm, da ich mich bei Shinya revanchieren will und er nickt nur lächelnd. Ich mag ihn so wie er ist. Es ist recht angenehm mit ihm über belanglose Dinge reden zu können und ich löchere ihn gerade mit Fragen über Dir en grey aus. Es gibt so vieles an Dingen, dass ich wissen will und tue das doch nur, um endlich heraus finden zu können, welche Art von Mensch ich gewesen bin. In Aomori angelangt führe ich Shinya ohne Umwege zum Ryokan, in dem ich mit Kaoru übernachtet habe und es erstaunt mich gerade, dass ich problemlos dorthin gefunden habe. „Kannst du bitte hier auf mich warten, Shin? Ich schaue nur kurz im Krankenhaus vorbei“ frage ich ihn nun, der mit Miyu eine Runde gehen will und er stimmt wortlos zu. Mit einem Lächeln breche ich auf, wobei ich vom Ryokan direkt zum Krankenhaus finde und freundlich die Schwestern beim Eintreten begrüße. Zu meinem Glück hat meine Ärztin heute Dienst und ich weiß noch ganz genau, wo ihr Büro liegt. „Ohayo gozaimasu, Mr. Andou“ begrüßt sie mich, als ich höflich an der Tür anklopfe und auf ihr Zeichen hinein trete. Ich erzähle ihr von den letzten drei Wochen die ich nun außerhalb des Spitals verbracht habe und sie scheint leicht besorgt aufgrund meines Berichtes zu sein. Sie checkt noch kurz meine Werte, dann schreibt sie mir eine Überweisung für einen Spezialisten für Amnesie der sich in Osaka befindet aus. „Mr. Andou, kleiner Tip am Rande: vermeiden Sie jegliche sportliche Aktivität, bei der Sie rasch außer Atem kommen“ gibt mir meine Ärztin noch als Ratschlag mit, dann verabschiede ich mich freundlich bei ihr und mache mich auf den Weg zurück ins Ryokan. Nachdenklich wie ich nun bin starre ich die Überweisung an, die mir die Ärztin mitgegeben hat und ich werde Kyo & Shinya darum bitten, mit mir hin zu gehen falls Kaoru erneut zu beschäftigt ist. // Mir ist es aber wichtig, dass all meine Freunde bei diesem Termin anwesend sind // denke ich gerade, weil es auch für sie wichtig ist zu wissen, in wie weit ich jemals meine vollständigen Erinnerungen erhalte.
 

Wie versprochen lade ich Shinya auf ein Frühstück ein, auch wenn dieses recht verspätet ist und er schlägt mir vor, am Nachmittag mit mir zum Hotel zu gehen indem ich meinen Unfall hatte. „DIE, darf ich dich etwas Persönliches fragen?“ kommt nun von Shinya, als wir wieder im Ryokan in unserem Zimmer sind, nicke nur als Antwort und blicke ihm direkt in die Augen. „Was ist das Letzte an das du dich vor deinem Unfall erinnern kannst?“ bringt er nun die Frage hervor, die ich als angesehen bemesse und nur allein durch diese eine Frage bringt er mich zum Nachdenken. Das Letzte, an das ich mich vor meinen Unfall erinnern konnte - das zu beantworten ist schwerer als gedacht für mich, da die verbliebenen Fragmente zu ungenau bzw. zu verschwommen sind. Trotzdem konzentriere ich mich, um selbst mir gegenüber eine passende Antwort zu finden, doch ich bleibe leider ergebnislos. „Sumimasen, Shinya, aber die paar Fragmente die ich noch habe sind zu verschwommen als das ich mich noch genau daran erinnern könnte“ antworte ich ihm nun, schaue ihn etwas verlegen an und senke dabei leicht meinen Blick. „Du brauchst dich doch nicht deswegen bei mir zu entschuldigen, DIE“ meint er nun mit sanfter Stimme zu mir, schließt mich kurz freundschaftlich in die Arme und da erst wird mir bewusst, dass er mir nur meinem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen wollte. „Arigato Shin. Ehrlich gesagt bin ich wirklich froh darüber, dich als Freund zu haben“ kommt nun auf ehrliche Weise von mir, dabei senkt Shinya verlegen geworden seinen Kopf und tief in mir keimt nun der Verdacht auf, dass ich meinen Freunden nie gegenüber gezeigt habe, wie sehr ich ihre Anwesenheit eigentlich schätze. Am Nachmittag bricht schließlich Shinya mit mir zu jenem Hotel auf, in dem wir vor zehn Jahren zu Gast waren und ich bin überrascht darüber, dass die Fenster angeschlagen und grau wirken. Über einen weiteren Eingang, den Shin noch im Kopf hat können wir auf den Innenhof hinein und auf einmal ist mir, als würde mir mit einem Schlag vollkommen übel werden. Ich muss mich fast übergeben und breche darauf fast zusammen, als ich an der abgeblätterten Fassade nach oben blicke. „Daisuke“ vernehme ich nun eine Stimme zu mir sagen, wobei ich nur fühlen kann, wie mein gesamter Körper zu zittern beginnt und ich deswegen kaum in der Lage bin selbstständig zu gehen. Ein paar Arme stützt mich nun ab, dabei vernehme ich einen wahrlich vertrauten Geruch wahr und ich schließe meine Augen.
 

Als ich wieder zu mir komme, fällt mir sofort auf, dass ich mich wieder im Ryokan befinde und ich höre, dass sich Shinya gerade mit jemand nebenan unterhält. Ich erkenne diese Stimme wieder, dabei frage ich mich gerade, wie er uns so schnell ausfindig machen konnte. Langsam stehe ich auf, stütze mich sicherheitshalber bei der Wand ab und gehe ein paar Schritte auf die bis zu einem Spalt breit geöffnete Tür zu. Ich beisse mir auf die Lippen, als ich deutlich hören kann, über was die Beiden gerade reden und ich entschließe mich gerade dazu hinaus in den Garten zu gehen. Es regnet in Strömen, doch es stört mich nicht im Geringsten, da er meine Tränen verbirgt, die mir gerade die Wangen herab rinnen. Ich will nicht, dass Shinya sich durch meine Anwesenheit gestört fühlt, deswegen bleibe ich draußen und setze mich auf die Stufen. Warum tut es mir gerade tief in meiner Seele weh, dass Kaoru mit seiner Aussage mit größter Wahrscheinlichkeit recht hat? Nebenbei bemerkt verstehe ich immer noch nicht, warum mir vorhin so schlecht geworden war, als wir uns beim Hotel befanden. Der Stich in meinem Herzen wird stärker, da ich gerade umarmt werde und instinktiv weiß ich sogar, wer es ist. „Ich habe endlich den Mut gefunden, Shinya zu sagen, dass ich seine Gefühle für mich niemals beantworten kann“ sagt er gerade zu mir, wobei er mich sanft zu sich zieht und auf einmal scheint mir, dass sich eine leise Hoffnung in mir breit macht. Ich hebe nun meinen Kopf, um ihm direkt in die Augen schauen zu können und allein die Tatsache, dass Toshiya sich nicht für Shinya interessierte beruhigt mich. „Woher...?“ will ich ihn gerade fragen, als er nun lächelt und mir die Haare richtet. „Eine alte Angewohnheit von dir“ antwortet Toshiya mir, stupst mir leicht die Nase, geht mit mir hinein ins Zimmer und mir fällt gerade auf, dass Shinya nicht da ist. „Woher wusstest du, dass wir in Aomori sind?“ stelle ich ihm nun meine eigentliche Frage, da ich mich noch daran erinnern kann, dass Toshiya ja aufgrund eines Shootings nicht mein von Kaoru erwählter Aufpasser war. „Nicht weit von hier ist ein Park indem ich mein Shooting hatte, daher bin ich euch gefolgt, als ihr das Ryokan verlassen habt“ antwortet er mir nur, zieht mir mein nasses T-shirt aus und ich fühle deutlich ein mir noch unbekanntes Gefühl aufsteigen. „Danke nochmals für alles, was du bisher für mich getan hast, Tosh“ sage ich nun zu ihm, beuge mich leicht zu ihm nach vorne und hauche ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann ziehe ich das trockene T-shirt an, dass er mir entgegen reicht. „Keine Ursache“ sagt er nur darauf, zieht mich nun zu sich und ein wohliges Kribbeln breitet sich gerade in meinem gesamten Körper aus, da er mich küsst. Diesen Kuss zu beschreiben, da fehlen mir einfach die Worte dazu. Ich lasse ihn zu und gehe sogar darauf ein.
 

Ich spüre deutlich, dass unsere Herzen im Einklang schlagen. Nach dem Kuss schmiege ich mich bei ihm an und lasse meine Augen geschlossen, als Shinya mit Miyu von seinem Rundgang zurück kommt. „Wie geht es dir, DIE?“ fragt er mich nun, wobei ich mich aufsetze und ihn direkt anschaue. „Besser als vorhin. Ich weiß selbst nicht, warum mir auf einmal so schlecht wurde“ gebe ich wahrheitsgetreu von mir, dabei fühle ich deutlich, wie Toshiya seinen Kopf auf meine Schulter legt und ich lese an Shinya klar ab, dass er etwas besorgt wirkt. Lange richte ich meinen Blick auf ihn, da er scheinbar noch etwas zu mir sagen will, aber er geht schweigend nebenan und ich bin sichtlich verwirrt. „Was ist nur los mit ihm?“ murmle ich nur, lehne mich bei Toshiya an und ich richte meinen Blick nun auf die Schiebetür durch die Shinya verschwunden ist. „Du hättest nicht hingehen sollen, Daisuke. Er leidet ja selbst noch darunter, was dir passiert ist“ antwortet er mir, dabei kann ich deutlich aus seiner Stimme heraus hören, dass es ihn wohl am Härtesten getroffen hat. „Kao hat mir gesagt, dass Shinya mich gefunden hat“ bringe ich nur hervor, dabei schließe ich kurz meine Augen und seufze tief auf. Seit wann gehe ich so vertraut mit Toshiya um? Wir kennen uns ja noch nicht so lange und doch sagt mir meine innere Stimme, dass ich ihn länger kenne als ich gerade vermute. Ein Schweigen liegt nun im Raum. Ich halte weiter meine Augen geschlossen und denke über das Gespräch zwischen Shinya und Toshiya nach. Leidet er etwa darunter, dass Toshiyas Herz einer anderen Person gehört? Wenn ja, warum lässt er es auf ungewohnte Weise dann an mir aus? Wieso passt es ihm nicht, dass sich Toshiya um mich kümmert? Warum kommt in mir nun der leise Verdacht auf, dass Shinya mit Kaoru eine Vereinbarung ausgemacht hat, in welcher mir jegliche Information zu Toshimasa Hara verboten wird? Leicht seufzend öffne ich nun wieder meine Augen und mir fällt auf, dass Toshiya bei mir angelehnt eingeschlafen ist. Mit einem leichten Lächeln streiche ich ihm die ins Gesicht fallenden Haare zur Seite und ich reagiere sofort, als ich Shinya auf mich zugehen sehe.
 

„DIE, wir müssen los“ bringt er nur hervor, dabei weiß ich ganz genau, was er mir dadurch sagen will. Je eher wir noch aus Aomori aufbrechen, desto eher sind wir noch vor Kaoru wieder in Osaka. Mit einem Nicken deute ich ihm an, dass ich verstanden habe und bevor ich gehe hauche ich ihm noch rasch einen Kuss auf die Lippen. „Ich freue mich sehr, wenn ich dich wieder sehen kann“ flüstere ich ihm noch zu, bette ihn sanft aufs Futon, decke ihn zu und gehe dann auf leisen Sohlen aus dem Zimmer hinaus. Mit Shinya will ich mich gerade auf den Weg zum Bahnhof machen, als wir von einem jungen Mann erkannt werden und dieser uns anbietet nach Osaka zu fliegen. Shinya denkt nicht lange nach und stimmt sofort dem Angebot zu, wobei wir ihm nur unsere Autogramme dafür geben müssen. Etwas aufgeregt, da ich seit meiner Entlassung noch nicht geflogen bin sitze ich genau neben Shin und ich atme tief ein & aus. // Bitte kami-sama, lass mich wohlbehalten ankommen // denke ich gerade, schnalle mich an und ich kann es kaum glauben, als die Cessna des jungen Mannes vom Boden abhebt. Wie ein kleines Kind klebe ich so gut es geht an der Fensterscheibe und starre auf die Landschaft unter uns. Es ist wahrlich atemberaubend für mich, über den Wolken zu sein und gleichzeitig soviel von meinem Heimatland sehen zu können. Der Flug nach Osaka dauert nicht lange und innerlich bin ich doch recht enttäuscht, dass wir nach ca. 1½ h landen. Genau wie Shinya bedanke ich mich beim jungen Mann und innerlich mache ich mir eine Memo, dass ich Kaoru darum fragen werde, mit mir zu fliegen. Vom Flughafen aus fahren wir per Taxi zum Haus, indem ich ja momentan mit Kaoru lebe und mit einem Grinsen begrüße ich Kyo, der in seinem Kapuzenpulli gehüllt bei der Eingangstüre angelehnt ist. Wortlos stapft er nach mir ins Haus hinein, nachdem ich endlich den richtigen Schlüssel für die Tür gefunden habe und Shinya macht sich sofort daran Tee zu kochen. „Kaoru tobt förmlich, weil das weltweite Netz von dir Bescheid weiß“ sagt Kyo in genau jenem Moment zu mir, als ich mit ihm alleine im Wohnzimmer bin und verwirrt & auch etwas unsicher schaue ich ihn direkt an.
 

„Woher...“ bringe ich nur brüchig hervor, da ich mich gerade wie der totale Vollidiot vorkomme und ihn um Entschuldigung bittend anschaue. Für einen Moment herrscht eine unangenehme Stille im Raum und ich bin froh, das Shinya mit dem Tee kommt. „Irgend eine Durchgeknallte aus Deutschland hat über Twitter vor knapp 18 Stunden verkündigt, dass sie dir am Sternenfest begegnet sei“ murrte er vor sich hin, worauf ich nur schlucken muss und meinen Blick etwas senke. „Bitte sag mir, dass es nicht wahr ist, Kyo“ kommt es nun von Shinya, der scheinbar genau ahnte was in den kommenden Tagen auf uns zukommen würde und er zeigt Shin als auch mir über sein Handy die Twittereinträge, auf die er gestoßen ist. Innerlich überkommt mich nun ein unangenehmes, beklemmendes Gefühl. Diese Gruppe von deutschen Touristinnen hat mir ehrlich gesagt gereicht, erneut wollte ich mich nicht so einer Situation ausetzen. „Kann ich nicht irgendwie Einspruch erheben?“ frage ich nun nach, wobei Shinya & Kyo mich nun anschauen und beide wirken etwas neben der Spur aufgrund meiner Frage. Da ich keine Antwort bekomme, stehe ich schließlich auf und sage ihnen nur Bescheid, dass ich rasch duschen und mich hinlegen will. Wortlos nicken die Beiden nur, dann verschwinde ich ins obere Stockwerk und begebe mich ins Bad. Tief seufzend lehne ich mich nun an der Tür an, lasse mich an ihr herab rutschen, ziehe meine Knie enger an meinen Körper und starre auf den verfliesten Boden. Warum in aller Welt war ich nur in so einer chaotischen und verrückten Welt wieder aufgewacht? Weswegen habe ich nun das Gefühl, dass mich in dieser Zeit mehr Gefahren erwarten als mir eigentlich lieb ist? Wieso haben wildfremde Personen mich auf einem Fest in meinem Heimatdorf so leicht erkennen können? Woher wusste diese Reisegruppe eigentlich, wie ich momentan ausschaue? Soweit ich mich erinner wurde bisher noch kein einziges Foto von mir gemacht, seit ich aus dem Koma erwacht bin. Fragen über Fragen, die durch meinen Kopf schießen und ich wünsche mir in diesem Augenblick nur, dass Kaoru rasch wieder zu mir heimkehrt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Cookie-Hunter
2012-11-01T09:53:10+00:00 01.11.2012 10:53
Ein sehr schöner, sehr interessanter Plot. Ich mag auf jeden Fall weiter lesen.
Manchmal gibt es noch ein paar Wort- und Satzbaufehler, die den Lesefluss ein bisschen ins Stolpern bringen, würde dir daher raten noch einmal drüber zu lesen oder dies von jemand anderem machen zu lassen. Ach ja, das Wort 'ident' gibt es nicht. Das solltest du gegen 'identisch' austauschen, was bestimmt von dir gemeint war ;)
Sehr gut finde ich das Gefühlschaos der Personen beschrieben. Es fällt einem als Leser sehr leicht sich in den jeweiligen Charakter hinein zu fühlen. Das hast du wirklich gut gemacht.

Speziell zu diesem Kapitel:
Seit wann steht Shinya denn schon auf Toshiya, dass dieser ihm JETZT erst sagt: Sorry, aber aus uns wird nichts?
Dass Daisuke unbedingt zu dem Hotel gehen wollte, war eine gute Idee. Manchmal hilft es Leuten mit Amnesie ja wirklich zu dem Ort zurück zu kehren, aber bei ihm hat das Gehirn wohl wegen Überlastung einfach die Notbremse gezogen. Schade eigentlich. Hätte ihm ja fast gewünscht, dass zumindest ein paar Fetzen wieder kehren.
Dass der gute im Übrigen noch nicht wieder fit für einen Sprint ist, ist ja wohl auch klar. Im Krankenhaus werden die ihn eher darauf trainiert haben die Feinmotorik zu beherrschen, als für Ausdauersport.
Mich persönlich würde es ja, so als kleiner Kyo-Fan, brennend interessieren, was dieser in den 10 Jahren gemacht hat.
Ach ja, und irgendwer sollte dem armen Gitarristen mal die Bedienung eines Computers und das Surfen im Internet näher bringen. Dann hätte er mit seiner Suche nach Antworten nicht so große Probleme^^

Oh man. Ich weiß gar nicht für wen Daisuke such schlussendlich entscheiden soll. Beide lieben ihn schließlich aus tiefstem Herzen. Und beide haben es schon verdient glücklich zu werden. Aber am Ende bleibt es ja deine Entscheidung.
Favorisiert ist die FF. Werde das also weiterhin gespannt verfolgen :)
Mach weiter so und liebe Grüße
Cookie


Zurück