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Crimson Snow

Ivan x Gilbert
von

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Sonnenblumen im Schnee

A/N: Tiefsinnige Anspielungen, warum Gilbert für Ivan ein Häschen ist.

Wer aufgepasst hat und in folgenden Kapiteln weiterhin aufpasst, wird es vielleicht erkennen... oder auch nicht. Egal^^
 

Der frühe Morgen brach gerade an, als Sadiq die Freunde, diesmal am Haupteingang, verabschiedete.

Die aufgehende Sonne tauchte alles in ein warmes Orange und überdeckte die aufkommende Müdigkeit der durchgemachten Nacht.

"Wenn ihr zügig geht, dann erwischt ihr Matthias bestimmt noch am Hafen." sagte der Herzog zu ihnen. Ludwig nickte und streckte ihm seine Hand entgegen. "Also, vielen Dank für die Hilfe und-"

"Ach, sei doch nicht so steif! Wir sind doch jetzt Freunde!" lachte Sadiq und zog den reichlich überforderten Ludwig in eine Umarmung. "Oh jaaa! Eine Gruppenumarmung!" rief Feliciano von hinten und heftete sich an die zwei Männer, was Elizabeta, Lili und Antonio ihm lachend gleichtaten. Etwas unwirsch zwangen die beiden Mädchen Roderich und Vash auch hinein, während Lovino sich nur an Antonios Arm festhielt und trotzig auf die Seite starrte. Sesel lachte fröhlich, auch sie schien nichts gegen den Körperkontakt zu haben und Gupta war das wohl schon gewohnt.

Ludwig empfand es als etwas merkwürdig, schließlich kannten sie sich erst seit ein paar Stunden, aber er wollte jetzt auch nichts sagen, da sie Sadiq wirklich viel zu verdanken hatten.

Als sich das Gruppenkuscheln wieder auflöste und Ludwig wieder frei atmen konnte, klapperte das prachtvolle Schwert etwas. Er hatte es in eine Scheide gesteckt und auf seinen Rücken gepackt, weil es so nicht im Weg war.

"Wir werden uns sicher wiedersehen!" sagte Sesel noch zu allen und stellte sich neben Sadiq.

"Gehst du nicht wieder zurück?" fragte Ludwig die Wahrsagerin.

Sie schüttelte den Kopf und erwiderte: "Nein, mir gefällt es hier im Palast. Außerdem hat mich der werte Herzog gefragt, ob ich nicht jemand für ihn aufspüren könnte."

"Wird jemand vermisst?" fragte Vash nach.

Der Herzog kratzte sich etwas am stoppeligen Kinn und meinte: "Meine Nummer 1 ist irgendwie abhandengekommen..."

Die acht Freunde blinzelten verwirrt. Nummer 1 war mit Sicherheit seine erste Frau... Wie konnte die denn abhandenkommen? Waren die nicht alle in dem Harem?

"Ihr müsst wissen, Nummer 1 ist ein schwieriger Fall." Der Herzog seufzte tief. "Vermutlich ist er mal wieder auf einem seiner Spaziergänge eingeschlafen..." Ludwig stutzte. Er?

"Naja, soll nicht eure Sorge sein. Ich wünsche euch noch viel Erfolg auf eurer Reise und passt mir gut auf die Damen auf!" Er lächelte charmant und küsste Elizabeta, Lili und Feliciano einmal die Hand. Vash und Ludwig zogen scharf die Luft ein. Der Deutsche hatte ja ganz vergessen zu erwähnen, dass der Italiener nicht das war, was er zu sein schien. Doch jetzt war es auch egal.

Elizabeta hingegen lachte nervös und schlug dem überraschten Herzog auf den Kopf. Dann drehte sich die Brünette mit hochrotem Kopf um und stapfte in Richtung Markt los. Roderich konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und eilte der jungen Frau hinterher, ebenso die anderen, die noch ein letztes Mal die Hand zum Gruß hoben. Doch gerade als sie Roderich und Elizabeta eingeholt hatten, stockte die junge Frau und rannte noch einmal zurück. Sie sprach kurz mit Sesel, überreichte ihr etwas und eilte dann wieder zurück.

"Was hast du ihr gegeben?" fragte Ludwig nach.

"Ich bat sie, einen Brief an Feliks zu schicken, der ihn über die neusten Ereignisse aufklären sollte. Ich denke es ist wichtig, dass irgendjemand weiß wo wir sind."

Ludwig nickte. Es war sicher nicht verkehrt, wenn der Schneider über die neusten Entwicklungen aufgeklärt war, solange er es nicht in der Gegenwart des Königs ausplauderte.
 

Die acht eilten durch die staubigen Straßen, vorbei an den Händlern, die ihre Stände wieder aufschlugen und sahen schon bald das Stadttor vor sich aufragen. Sie durchquerten es, kamen wieder an dem kleinen Häuschen von Heracles vorbei, doch diesmal war es unbesetzt.

Lovino war insgeheim froh darüber, denn der katzengeile Fremde war ihm nicht geheuer gewesen, genau wie die zwei Wachen. Die hatten vorhin wieder Antonios Katzenschwanz beobachtet, bis der Italiener den Schwanz unter das Wüstengewand des Spaniers gesteckt hatte.

Auf dem Hafen herrschte ebenso schon reges Treiben, überall hing wieder der Geruch von Fisch in der Luft und es wurden Befehle einander zugeschrien.

Doch es dauerte nicht lange, da entdeckten sie das vertraute Holzschiff mit dem niedlichen Drachenkopf und Ludwigs Schlafanzug als Segel.
 

"...Und dann hab ich gesagt: Vergiss es, ich bin besser als du." erzählte der großgewachsene Kapitän gerade seinen Männern und alle brachen in schallendes Gelächter aus, während sie wieder Kisten verluden und das Schiff klar machten.

"Matthias!" rief Lili dem Kapitän zu und lief winkend auf ihn zu. Der Blonde drehte sich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck um und als er die acht sah, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus.

"Wenn das nicht meine geheimnisvollen Freunde sind!" donnerte er und ließ von seiner Heldenpose ab, um sie zu empfangen.

"Habt ihr euch nach meinem prachtvollen Selbst verzehrt oder wie kann ich euch helfen?"

Die Jungs (außer Feliciano und Antonio) warfen sich vielsagenden Blicke zu, ehe Ludwig antwortete: "Nicht wirklich. Aber wir haben eine Bitte."

"Immer raus damit, ich werde sehen was sich tun lässt."

"Könntest du uns mit zur Insel des Riesen nehmen?"

Verdutzt sah der Kapitän sie an, was ihn irgendwie dämlich aussehen ließ. "Wieso denn das?"

In dem Moment hatte Ludwig beschlossen, dass sie Matthias vertrauen konnten. Er wollte ihm die ganze Geschichte erzählen, aber nicht jetzt.

"Wenn du uns mitnimmst, dann erzählen wir dir alles." Matthias schien kurz nachzudenken (falls er so etwas überhaupt je tat) und meinte dann nach einem kurzen Augenblick: "Also schön! Wenn ihr mitanpackt, dann kommen wir auch schneller hier weg!"

Ludwig bedankte sich bei Matthias und alle begannen sofort der Mannschaft zu helfen. Die freuten sich sehr über die Rückkehr der einzigen Damen an Bord und der munteren Gesellschaft von Feliciano und Antonio.

Nur Lovino schien wieder griesgrämig wie eh und je und verkrümelte sich an Deck.
 

"Du bist wirklich ein Idiot." murmelte Noah neben Matthias und sah Elizabeta zu, wie sie eine Kiste mit Leichtigkeit alleine an Bord trug. Fragend sah der Kapitän den Kleineren an. "Wieso denn?"

"Du lässt wohl jeden einfach so an Bord, ohne Geld zu verlangen."

Lachend wuschelte Matthias Noah durchs Haar und erwiderte: "Die sind doch in Ordnung und manchmal ist eine gute Geschichte mehr wert, als alles Geld der Welt."

Mit seinem gleichgültigen und unterkühlten Blick sah Noah den anderen an. "Entweder bist du der kitschigste Romantiker überhaupt oder noch dämlicher als ich dachte." Damit ließ er Matthias dann stehen und schien mit sich selbst zu sprechen.

Lächelnd sah der Kapitän seinem kleinen Freund nach. Noah musste noch eine Menge lernen...
 

"Das müssen sie sein." sagte der Mann mit dem mit den rabenschwarzen Augen. In ihnen war nicht mal mehr die Iris zu sehen, es war als würde man in einen finsteren Abgrund blicken.

Er trug eine schwarze Uniform, auf der ein weißes, kunstvoll verziertes J eingearbeitet war. Das J stand für Joker. Der Kommandant der Kartenleibgarde von Prinzessin Natalia.

Neben Joker stand ein Karo, dass die fünf Zielpersonen identifiziert hatte. Es hatte sie bei dem Zusammentreffen in Elizabetas Häuschen gesehen. "Aber die anderen drei kenne ich nicht, Kommandant." fügte das Karo noch hinzu.

Ein teuflisches Grinsen umspielte die Lippen von Joker. "Das macht nichts, die Prinzessin sagte, alle aus dem Weg räumen die mit den fünf anzutreffen sind. Aber wer ist das, mit dem sie an Bord gegangen sind?"

Ein Herz meldete sich zu Wort: "Das Schiff liefert für einen Möbelhersteller namens AEKI."

Nachdenklich legte Joker seine, hinter der Maske versteckte, Stirn in Falten. Es wäre zu auffällig und gefährlich sie hier und jetzt zu stellen. "Wir werden sie verfolgen. Macht das Schiff klar und sorgt dafür, dass sie uns nicht bemerken, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Wir werden ihnen dort dann einen gebührenden Empfang bereiten..."

Die Herzen, Piks, Asse und Karos salutierten, ehe sie dann davoneilten. Selbst ihnen war der ominöse Kommandant nicht geheuer. Er verbarg sein Gesicht hinter einer bunt angemalten, grinsenden Fratze und schien der Liebling der Prinzessin zu sein. Joker selbst verehrte Natalia und auch den König. Natalia vielleicht noch etwas mehr. Er war hingerissen von ihrer grausamen Art, ebenso wie von der des Königs.

Er wusste um die Liebe der Prinzessin und verstand nicht, wie sein König sie nur so ablehnen konnte, doch auch das führte er auf die Grausamkeit seines Herrschers zurück und kam nicht umhin, ihn dafür zu bewundern. Selbst seine eigene Schwester quälte er bis aufs Blut. Das war ein König, dem er dienen wollte und wenn diese Kinder das Leben seines Königs oder das der Prinzessin bedrohten, so würde er sie ohne zu zögern ausschalten.

Mit einem bösen Grinsen zupfte er seine Lederhandschuhe zurecht, selbst in der Hitze nahm er sie nicht ab und schlenderte zu seinem Schiff zurück.
 

~*~
 

Nur schwer konnte sich Gilbert überwinden seine Augen zu öffnen.

Das Aufwachen fiel ihm in letzter Zeit immer schwerer, weil das Bett einfach so warm und weich war, während draußen sibirische Temperaturen herrschten. Doch er konnte ja nicht ewig die Augen geschlossen halten, also öffnete er sie und erblickte als Erstes blasse Haut. Nackte Haut, die allem Anschein nach Ivan gehörte. Wenn nicht, wäre Gilbert eindeutig im falschen Bett!

Ivan hatte einen Arm um ihn gelegt und das gleichmäßige Heben und Senken der Brust, deutete darauf hin, dass der König noch schlief. Gilbert konnte es kaum fassen, dass er tatsächlich mal vor Ivan wach war. Das führte dazu, dass er nachdenken konnte.

Der Albino musterte den großen Blonden während er schlief und es ärgerte ihn, dass er gestern tatsächlich auf so einen billigen Trick reingefallen war. Genauso gut hätte Ivan nur "Sex!" schreien müssen und Gilbert wäre vermutlich auf ihn draufgesprungen. Der Gedanke ließ ihn erröten und er schüttelte schnell den Kopf. Aber ernsthaft, so ging das nicht!
 

Gilbert sah in Ivans ruhendes Gesicht und kam nicht umhin zu grinsen. Wenn der Größere so schlief sah er ziemlich dämlich aus, wie ein dummes kleines Kind, mit einer winzigen Andeutung von Pausbäckchen, die man aber in seinem wachen Zustand so gar nicht wahrnahm. Gilberts Grinsen wurde breiter. Es war langsam an der Zeit, dass er sich rächte!

So vorsichtig es ging, setzte der Albino sich auf, rutsche ein Stück nach oben, sodass er mit Ivan auf Augenhöhe war. Langsam beugte er sich herab, legte seine Lippen an das linke Ohr des Größeren, holte tief Luft und pustete hinein.

Die Methode hatte er schon oft bei Ludwig und Roderich angewandt, die jedes Mal beinahe an die Decke gegangen waren und auch diesmal verpasste sie ihre Wirkung nicht. Wie auf Kommando schossen Ivans Augenlider nach oben und er fuhr wie von der Tarantel gestochen aus den Laken hoch.

"Was zur...?" murmelte er und rieb sich über das verschlafene Gesicht. Gilbert begann schallend loszulachen und grinste ihn dreist an.

"Du hättest mal dein blödes Gesicht sehen sollen!" rief er und wedelte mit dem Zeigefinger vor Ivans Nase herum.

Dieser knurrte unwillig und verengte seine Augen leicht. "Warst du das?"

"Schon möglich..." erwiderte der Albino und grinste weiter.
 

Ivan gab einen abschätzenden Laut von sich. Er konnte es gar nicht leiden geweckt zu werden und schon gar nicht auf so eine Art und Weise.

Er blickte in die rubinroten Augen seines Häschens, die schalkhaft aufblitzten. Er sah noch kurz zu, wie sich Gilbert im Glanz des Sieges sonnte, ehe sich dann ein dunkles Lächeln auf seine Lippen legte und er mit einer Bewegung den Albino zurück auf die Matratze beförderte und sich über ihn beugte.

"So ein freches Häschen~" flötete er dem Kleineren zu, als er sich hinabbeugte und ihn leicht in den Hals biss.

"Geh runter!" hörte er Gilbert unter sich meckern, doch er sah auch schon wieder die geröteten Wangen. Einfach herrlich!
 

Eigentlich hätte er ja damit rechnen müssen, dass Ivan das nicht so ohne weiteres hinnehmen würde. Aber was Gilbert gerade vielmehr beunruhigte war, dass er nur von diesem bisschen schon wieder erregt wurde. Ihr letztes Mal lag gerade ein paar Stunden zurück und er verspürte schon wieder das Bedürfnis zu...

Gilbert sah zu, wie Ivan gerade sein Gewicht über ihm verlagern wollte und nutzte die Unachtsamkeit des Größeren, um ihn von sich zu stoßen. Doch der etwas überraschte Ivan zog ihn mit, sie rollten einmal herum und dann saß Gilbert auf Ivan drauf. Und kaum fand sich der Albino in seiner momentanen Position wieder, verstärkte sich der Drang in ihm noch mehr.

Er sah Ivan mit großen Augen an und dieser fragte grinsend: "Willst du etwa schon wieder den aktiven Part übernehmen?"

Bei den Worten fiel Gilbert der gestrige Reinfall wieder ein und er drehte sich mit roten Wangen weg. Das war so peinlich gewesen! Überhaupt nicht seiner Großartigkeit entsprechend!

Genervt brummend kletterte er von Ivan wieder hinunter und legte sich mit dem Rücken zu dem Größeren zurück ins Bett. Natürlich war er nicht beleidigt, so was waren nur Mädchen, aber er war jetzt eben... leicht verstimmt.

Er kuschelte sich tiefer in die Decke, sodass nur sein weißer Schopf noch hervorlugte. Hinter sich vernahm er das Rascheln von Stoff, ein leichtes Seufzen bis Ivan sich schließlich über ihn beugte und in die Wange piekste.

"Bist du jetzt beleidigt? Ich hab dir doch gesagt, dass Häschen ihren König nicht ignorieren dürfen!" Er ärgerte ihn weiter und irgendwann spürte Gilbert wie sich eine Hand unter die Bettdecke bahnte.

Der Albino wusste wirklich nicht was los war, aber er bekam sofort wieder dieses Lustempfinden. Es kostete ihn wirklich alles, sich nicht sofort umzudrehen und sich von Ivan richtig hart und.... Nein, nein, nein! Er durfte nicht daran denken!

Also griff er unter der Decke nach Ivans Hand und hielt sie fest.

"Musst du nicht langsam aufstehen und irgendwas königliches machen?" murmelte Gilbert in sein Kissen und rang sich schließlich auch dazu durch, sich zu dem König umzudrehen. Normalerweise war Ivan um diese Zeit immer beschäftigt und Gilbert musste sich zu Tode langweilen oder auf das Erbarmen von Toris angewiesen sein, damit dieser etwas Zeit mit ihm verbrachte. Das klang irgendwie... armselig.

Auch wenn viele von ihm dachten, selbst sein Bruder, dass er eher ein Einzelgänger war, so hasste er es allein zu sein. Wer sollte schon seine Großartigkeit loben, wenn niemand da war? Aber außer seiner Familie hatte Gilbert ja niemanden und da Vash und Lili sich sowieso immer abkapselten und dem Albino auch nicht entgangen war, dass Ludwig und Roderich sich in mancher Hinsicht sehr viel ähnlicher waren, als er und sein Bruder, blieb er meistens immer für sich.

Wie auch immer, der Gedanke dass Ivan sich demnächst wieder zurückzog, behagte Gilbert nicht. Aber er würde den Teufel tun, DAS zuzugeben!
 

Ivan hatte sich auf die Seite gedreht und seinen Kopf auf einer Hand abgestützt, während er Gilbert dabei betrachtete.

"Nein, ich glaube ich habe heute keine Lust aufzustehen." sagte er dann und piekste Gilbert noch einmal in die Wange. Es war einfach zum Niederknien, wenn sein Häschen ihn böse anfunkelte, wenn er es ärgerte. Fehlten nur noch die zuckenden Hasenohren und Ivan würde ihn sofort vernaschen.
 

Gilbert richtete sich etwas auf und fragte: "Heißt das du bleibst hier?" Sofort biss er sich aber auf die Zunge, als er das ausgesprochen hatte. Das hatte jetzt enthusiastischer geklungen, als er es beabsichtigt hatte. Doch seltsamerweise schien es Ivan gar nicht aufgefallen zu sein, er hatte sich wieder auf den Rücken gedreht und starrte zur Decke.

"Ja. Ich habe wirklich keine Lust einen dieser Dilettanten zu sehen." Gilbert dachte an Natalia und den Vater und verspürte auch keine große Lust denen zu begegnen. Er warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, dass der Himmel mal wieder grau verhangen war, aber ausnahmsweise schneite es nicht. Die Sonne aber schien sich seit seinem ersten Tag auf dem Schloss verabschiedet zu haben.

Sein Blick fiel noch einmal auf Ivan, der einen Arm über seine Augen gelegt hatte und vor sich hindämmerte. Träge rutschte Gilbert aus seiner sitzenden Position wieder ab und kuschelte sich in die Decke. Ihm fehlte jegliche Motivation etwas zu tun. Kaum lag er aber mit geschlossenen Augen da, legte sich von hinten ein Arm um ihn und er wurde an Ivans Brust gezogen.

Erst versteifte sich der Albino, doch dann drehte er sich um und rückte näher heran. Er war insgeheim froh, dass Ivan da war und er nicht wieder alleine sein musste.
 

Ivan legte sein Kinn auf dem Kopf seines Häschens ab und küsste dann seine Stirn.

Es überraschte ihn doch ein wenig, dass der Albino so bereitwillig näher gekommen war. Aber es machte ihn irgendwie... glücklich. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal einfach nur im Bett gelegen hatte und nichts getan hatte. Er wusste noch nicht einmal, ob er es überhaupt je getan hatte.

Er strich einmal mir der Rückseite seines Zeigefingers über Gilberts Wange, bis er spürte wie dieser plötzlich unruhig wurde. "Was hast du?"
 

Gilbert genoss sichtlich die Zuwendung. Und nur weil er gerne mal eine große Klappe riskierte, hieß es nicht unbedingt, dass er es nicht zu schätzen wusste, wenn alles mal etwas ruhiger war. Vielleicht war er aber einfach auch nur schon zu lange auf diesem Schloss eingesperrt.

Ivan strich ihm gerade über die Wange, als sich wieder dieses Empfinden in Gilbert breitmachte. Unruhig begann Gilbert mit den Beinen zu zappeln und sein Blut rauschte in sein Gesicht und ließ seinen Körper erhitzen. Was passierte nur gerade?!

"N-Nichts." antwortete er auf Ivans Frage. Er musste sich gottverdammt nochmal beruhigen! Angestrengt versuchte er an etwas anderes zu denken, doch alles was in seinen Gedanken kreiste hatte etwas mit Ivan und gewissen Aktivitäten zu tun.

Gilberts Blick huschte unruhig durch den Raum, bis er schließlich auf Ivans Mantel fiel. Er blinzelte zweimal, ehe er dann zu dem Größeren aufsah und ihn fragte: "Was hattest du eigentlich gestern in deiner Manteltasche?"

Ivan schien kurz nicht zu wissen, von was Gilbert da sprach, bis sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen legte.

"Finde es doch heraus...~"

"Warum sollte ich, wenn du es mir auch einfach sagen kannst?" erwiderte der Albino leicht genervt.

"Weil ich sehen will, wie du dich heute beim Laufen anstellst~" kicherte Ivan und sah den Kleineren herausfordernd an. Dieser wusste im ersten Moment nicht, was Ivan meinte, doch dann kam ihm die Erkenntnis und er funkelte ihn böse an.

"Arsch." knurrte er wütend und wollte mit einem Mal nicht mehr wissen, was in der Manteltasche war. Ivan kicherte noch mehr, strich Gilbert durchs Haar und konterte: "Jeder von uns hat einen, aber deiner ist mir mit Abstand am Liebsten...~"

Bei diesen Worten konnte der Albino nicht verhindert, dass er knallrot wurde.

"Halt die Klappe!" rief er aufgebracht und begann damit, auf Ivans Brust einzuschlagen.

"Nana, mein Häschen. Das gehört sich aber nicht." meinte Ivan und hielt seine Handgelenke fest.

Wütend versuchte sich der Albino zu befreien, aber der König hatte ihn fest im Griff. Wieso musste Ivan auch ein 2 Meter großer Kerl, mit übertriebenen Kräften sein?! Frustriert versuchte sich Gilbert umzudrehen, damit er Ivan nicht länger ansehen musste. Dieser Kerl traf ihn immer so unvorbereitet mit seinen dämlichen Obszönitäten. Es war ja nicht so, dass Gilbert nicht selbst die Herrlichkeit der Zweideutigkeit verwendete, aber Ivan schaffte es irgendwie immer, ihn bloßzustellen!

Das, und die Tatsache, dass er sich bei Ivan nie seiner Großartigkeit entsprechend benahm, hasste Gilbert am Meisten.
 

"Sei doch nicht immer so dickköpfig, mein Häschen." murmelte Ivan hinter ihm in sein Ohr und begann wieder ihn in die Seite zu pieksen.

Ach hätte er diesen Idioten doch nur nie aufgeweckt! Aber eigentlich war es das wert gewesen, Ivans dämlichen Gesichtsausdruck zu sehen. Er würde das bei Gelegenheit sicher wiederholen. Das brachte Gilbert wieder dazu, siegessicher zu grinsen. Und er würde diesem Idioten-König auch zeigen, dass er in seiner vollen Pracht laufen konnte- So toll war Ivan schließlich nicht!

Ohne Ivan auch nur noch eines Blickes zu würdigen, richtete sich Gilbert auf, zog die Decke um seine Schultern und schwang die Beine über den Bettrand.

Neugierig und leicht amüsiert beobachtete Ivan sein Tun, als Gilbert schließlich die nackten Füße auf den Boden brachte und langsam aufstand. Sein Hinterteil schmerzte durchaus, aber es war lange nicht so wie beim ersten Mal und er konnte sogar frei stehen. Gilbert bedachte Ivan mit einem arroganten Blick und tat dann seinen ersten Schritt. Es ging eigentlich, also schenkte er dem König im Bett auch ein großspuriges Grinsen.

Ivan lächelte zurück und begann spöttisch zu applaudieren. "Gut gemacht mein Häschen. Dann weiß ich ja, dass ich mich beim nächsten Mal nicht so zurückhalten muss."

Kaum merklich verrutschte Gilberts Grinsen, aber Ivan bemerkte es nicht. "Wer sagt denn, dass es ein nächstes Mal geben wird?" erwiderte der Albino selbstgefällig. Was stimmte denn nicht mit dem Kerl, wenn er sich die ersten beiden Male noch "zurückgehalten hatte"?!

Ivan schüttelte nur seinen Kopf, wie ein Lehrer der eine wirklich dumme Frage gestellt bekommen hatte. "Du musst noch viel lernen, mein unwissendes Häschen~"

"Einen Scheiß muss ich!" knurrte Gilbert und ging jetzt zu dem Mantel, weil ihm das Geheimnis der Manteltaschen einfach keine Ruhe ließ.
 

Er beugte sich über den Sessel, auf dem der Mantel lag und begann in den Taschen herumzukramen. In der ersten war nichts, aber in der zweiten stieß er sofort auf die Sonnenblumenkerne.

Stirnrunzelnd fischte er eine Handvoll heraus und besah sie genauer. "Kerne? Warum zum Teufel trägst du Kerne mit dir rum? Willst du Vögel füttern oder was?" fragte er Ivan kritisch, der ein undurchdringbares Gesicht aufgesetzt hatte.

"Ist doch unwichtig." murmelte er nur und sah dann weg. Überrascht blinzelte Gilbert. Was hatte der denn plötzlich?

Nachdenklich sah der Albino die Kerne an. Was waren das wohl für welche? Vielleicht für Fleischfressende Pflanzen?

Vor seinem inneren Auge sah er, wie Ivan, Natalia und der alte Knacker vor einer Grube mit den Pflanzen standen und unhörige Untergebene hineinwarfen. Er hielt einen Kern hoch und fragte sich ob man sie wohl essen konnte. Er widerstand dem Drang, einen in den Mund zu nehmen, stattdessen warf er es dem immer noch geistig abwesenden Ivan an den Kopf.

"Was machst du da?" fragte dieser und hob den Kern auf, der vor ihm lag.

"Mir ist langweilig und die Teile sind doch sowieso nutzlos." meinte Gilbert nur und warf noch einen Kern auf Ivan. Dieser hob blitzschnell die Hand und fing ihn auf.

Bei den Worten verdunkelte sich sein Gesicht und ehe Gilbert etwas tun oder lassen konnte, war Ivan aufgesprungen und entriss ihm grob die anderen Kerne. Es störte den König wohl nicht, dass er gerade im Adamskostüm vor dem Kleineren stand.

"Sie sind nicht nutzlos!" zischte er gefährlich und packte Gilbert grob am Arm. Dieser war im ersten Moment verschreckt, setzte dann aber schnell sein Poker-Face auf.

"Und warum nicht? Was sind das überhaupt für Kerne?"

"Das geht dich nichts an!" meinte Ivan nur, ehe er sich dann abwandte und nach seiner Hose griff.

Wut stieg in Gilbert auf. Was sollte dieses kindische Theater?! Es machte ihn wütend, dass Ivan so abblockte. Er sollte immer das tun, was Ivan von ihm verlangte, er hatte Ivan von seiner Mutter erzählt, obwohl er es hasste über sie zu sprechen, gottverdammt, er hatte sich von ihm ficken lassen! Und alles was er dafür bekam, war diese abwehrende Haltung und einen launischen König!

"Weißt du was? Erstick doch daran!" rief Gilbert aufgebracht. Zornig griff er nach seinen Klamotten, zumindest die, die er in der Eile erhaschen konnte und schritt auf die Tür zu. Er wollte keine Sekunde länger mit Ivan in einem Raum sein.

Er war gerade an der Tür und wollte sie aufreißen, als Ivan hinter ihm sagte: "Sonnenblumen."

Verwirrt blieb Gilbert stehen. "Was?"

"Die Kerne. Es sind Sonnenblumenkerne." murmelte Ivan.
 

Gilbert ließ den Türgriff los und drehte sich um. Ivan stand, halb angezogen, im Raum und betrachtete die Sonnenblumenkerne in seiner Hand. Ein leicht trauriges Lächeln umspielte seine Lippen.

Gilbert musste schlucken und eine Seite in ihm schrie geradezu danach, schnell zu verschwinden, weil er mit Gefühlsdingen so gar nicht klarkam. Das war Lilis Ding oder vielleicht auch Roderichs. Der hatte immerhin Jane Austen Romane gelesen!

Doch die lautere Stimme in ihm, die die andere mit einer Bratpfanne zum Schweigen brachte, sagte ihm, er sollte jetzt unverzüglich zu Ivan gehen. Da die Bratpfannen-Stimme irgendwie lauter und gefährlicher war, ging Gilbert zögernd auf den Größeren zu. Im Moment sah er überhaupt nicht mehr wie der mächtige und sadistische König aus, sondern wie ein kleiner Junge, der nicht wusste wo er hingehörte.

Kurz sah Gilbert aus dem Fenster, es hatte zu schneien begonnen. Dann wieder zu den Kernen und kam nicht umhin zu fragen: "Was willst du mit Sonnenblumenkernen? Die können hier doch gar nicht wachsen."
 

Die Worte trafen Ivan unerwartet hart, besonders das "hier".

Er wusste doch selbst, dass in diesem Eisloch nichts wachsen konnte, schon gar nicht seine geliebten Sonnenblumen.

Er hatte sie einmal in Akiba, in einem Park gesehen. Der Herzog hatte ihm großzügiger Weise ein paar Kerne geschenkt, aber natürlich wuchsen sie bei Ivan nicht. Nein, Sonnenblumen brauchten Sonne, Wärme. Bei ihm gab es nichts, weder richtige Sonne und schon gar keine Wärme.

"Ich weiß." erwiderte er also nur und starrte weiter auf die unschuldigen Kerne. Sie machten ihn langsam wütend.

Wieso musste er nur in dieser ständigen Kälte leben? Warum konnte er nicht in Akiba leben, in einem ganzen Meer aus Sonnenblumen und die Sonne spüren? Genau deshalb hasste er den Herzog nur noch mehr. Gegen den Schnee hatte Ivan nichts, er war weich und überdeckte alles hässliche, nur die Kälte hasste er.

Seufzend ballte er seine Hand mit den Kernen zu einer Faust. Es war frustrierend!

"Hey, pass auf! So zerquetscht du sie nur." riss ihn plötzlich Gilbert aus seinen Gedanken. Der Albino legte seine Hände auf seine eigene und öffnete sie vorsichtig. Verwirrt sah Ivan auf die weiße Hand des Kleineren.

Gilbert. Er hatte diese schneeweiße Haut, er sah aus wie der Schnee, die Haut so weich wie der Schnee und doch war sein kleines Häschen warm. Gilbert war der warme Schnee, den Ivan sich immer gewünscht hatte.

"Sie sind noch alle heil. Also, was willst du mit Sonnenblumenkernen?" hakte Gilbert weiter nach und sah ihn mit seinen rubinroten Augen an.

"Ich... Ich wollte sie einpflanzen. Aber sie wachsen hier nicht, weil es zu kalt ist. Sonnenblumen strahlen so eine Wärme aus und hier ist es immer so kalt und..." schließlich verstummte Ivan und wusste nicht mehr was er noch sagen sollte.
 

Der Anblick, als Ivan die Erklärung vor sich hin stotterte war irgendwie verstörend. Nicht auf eine kranke Art und Weise, sondern weil jetzt absolut nichts mehr von dem grausamen König von Ninsoare Lume übrig war.

Was hatte Toris nochmal zu ihm gesagt? Nun, er ist immer noch genauso kindlich, naiv und bockig. Er ist wie ein großes Kind.

Da war tatsächlich etwas dran. Plötzlich konnte sich Gilbert Ivan richtig gut als kleines, pausbäckiges Kind vorstellen, dass durch die großen Flure streifte, immer weg von dem verrückten Vater. Eigentlich hatte der Albino immer gedacht, Ivan würde diese Kälte lieben, aber dem war wohl nicht so.

"Du wolltest also die Sonnenblumen hier pflanzen..." wiederholte Gilbert noch einmal nachdenklich. Ivan nickte nur und seufzte dann. "Eigentlich hast du Recht. Sie sind nutzlos."

Gilbert sah zu Ivan und dann wieder zu den Kernen in seiner Hand. Eigentlich brauchten die Sonnenblumen doch nur Erde und Sonne...

Wäre er zu Hause, würde er sie ja in einem Gewächshaus anbauen. Vielleicht hatten sie so etwas ja auch hier...?

"Habt ihr so etwas wie ein Gewächshaus?" fragte der Albino schließlich. Ivan blickte ihn verwirrt an. "Ich weiß nichts... Ich glaube Katyusha hat mal etwas erwähnt..."

Entschlossen packte Gilbert die Hand des Königs fester und zog ihn zur Türe. "Na dann los! Suchen wir sie und fragen sie einfach danach!" Unternehmungslustig wollte der Albino die Türe schon aufreißen, als Ivan ihn zurückhielt.

"Was denn?!" fragte der Kleinere ungehalten.

"Vielleicht sollten wir uns erst mal richtig anziehen, mein hitziges Häschen~"

Gilbert sah an sich herunter und stellte fest, dass er nach wie vor nur eine Bettdecke um die Schultern hatte, während Ivan gerade eine Hose und seine Stiefel anhatte.

"Sollten wir vielleicht tun..." brummte Gilbert und fischte nach seinem Hemd.
 

Wenig später eilte Gilbert mit Ivan an der Hand durch das Schloss, auf der Suche nach Yekaterina.

Ivan musste über den Eifer seines Häschens lächeln, wie er ihn durch die Gänge zog. Es war einfach zu niedlich, wie selbstbewusst sein Häschen werden konnte, wenn man ihm nur etwas Kontrolle überließ. Es machte danach umso mehr Spaß, es ihm wieder auszutreiben.

Doch neben diesen Gedanken, war da auch die Tatsache, dass Gilbert diese Sonnenblumen-Sache so ernst nahm. Ivan hatte es noch niemanden erzählt, weil er wusste wie die anderen reagieren würden. Sein Vater würde wie immer spotten und seine Versuche im Keim ersticken, während Natalia vermutlich sein Problem nicht mal verstanden hätte. Er hatte es deshalb auch Gilbert nicht sagen wollen, doch jetzt war der Albino ganz Feuer und Flamme und das ließ Ivans Herz schneller schlagen. Ließ ihn ununterbrochen lächeln.
 

Nach einiger Zeit fanden sie Yekaterina schließlich in einem kleinen Teesalon.

Sie saß mit ein paar ihrer Dienerinnen um einen Kaffeetisch und unterhielt sich mit ihnen. Eigentlich konnte man die Dienerinnen schon mehr als Freundinnen bezeichnen, so wie sie ungezügelt mit ihrer Herrin sprachen.

Gilbert wollte schon in die Teerunde einfach reinplatzen, doch Ivan hielt ihn zurück und bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. Er klopfte schließlich zweimal, bis Yekaterina sie hereinrief.

Es roch so wunderbar weiblich in dem Salon, nach Parfum, Teekräutern und Gebäck. Doch zu Gilberts Erstaunen hatte er diese Weiblichkeit nicht vermisst. Er war ganz froh, so wie es war. Mit Ivans herben Geruch und seinen Händen...

Erschrocken stellte der Albino fest, dass seine Gedanken schon wieder in die völlig falsche Richtung abdrifteten. Verdammt, warum benahm er sich denn plötzlich so komisch?!

"Guten Tag, Katyusha." lächelte Ivan ihr entgegen und Gilbert nickte leicht, immer noch mit seinen eigenen, verstörenden Gedanken kämpfend.

"Vanya! Das ist aber ein seltener Anblick, dich um diese Tageszeit anzutreffen." rief sie und erhob sich. Sie kam auf die beiden zu und begrüßte dann auch Gilbert mit einem Lächeln. "Was kann ich für dich tun?"

Über die Schulter seiner Schwester warf Ivan den Dienerinnen einen kalten Blick zu und die Damen erhoben sich schleunigst, um in den angrenzenden Raum zu verschwinden. Der König wollte allem Anschein nach alleine mit seiner Schwester reden.

"Also?" Abwartend sah Yekaterina ihren kleinen Bruder an.

"Gibt es hier ein Gewächshaus?" fragte Gilbert, bevor Ivan auch nur ansetzen konnte. Er musste sich einfach von diesen penetranten Gedanken ablenken, ehe er sich vergaß!

Überrascht sah Yekaterina den Albino an. Sie war durchaus erstaunt, dass Ivan seinem Spielzeug nicht gleich den Mund verboten hatte oder es sonst irgendwie bestrafte. Überhaupt sah Gilbert noch genauso aus, wie als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Keine sichtbaren Verletzungen, die sie behandeln musste. Irgendwas war anders mit ihm, als mit den anderen...

Schließlich schüttelte sie aber leicht den Kopf und antwortete: "Nun, ich habe mir ein Gewächshaus hinten im Schlossgarten einrichten lassen, ihr dürft es euch gerne ansehen. Aber wozu braucht ihr es überhaupt?"

"Wir wollen etwas austesten." kam nur die ausweichende Antwort von ihrem Bruder.

Keinen Augenblick später war Yekaterina wieder alleine. Sie lächelte stumm in sich hinein, als sie den Blick gesehen hatte, mit dem die beiden sich angesehen hatten. Gilbert schien ihrem Bruder irgendwie gut zu tun...
 

"Dann müssen wir wohl rausgehen." meinte Ivan, als sie wenig später wieder in der Halle standen.

Die Wachen an den Flügeltüren standen unbewegt da, aber Gilbert wurde den Verdacht nicht los, dass wenn Ivan und er wieder weg waren, sie sich hinsetzten und einfach zu quatschen anfingen. Zumindest würde er es so machen.

Als Ivan das Rausgehen erwähnte, horchte Gilbert auf. "Rausgehen? Du meinst so richtig nach draußen?" fragte er aufgeregt nach. Die Aussicht nach etwas Abwechslung hob seine Stimmung noch einmal.

Ivan kicherte, als er Gilberts Aufregung bemerkte. Das sah einfach zum Anbeißen aus!

"Worauf wartest du dann noch? Lass uns gehen!" rief der Albino und sah sich ruhelos um. Am liebsten würde er einfach aus dem nächstbesten Fenster springen. Endlich konnte er mal wieder nach draußen! Tagelang eingesperrt zu sein, schadete seiner Großartigkeit!

"Nicht so stürmisch, mein kleines Häschen. Wir sollten dir erst mal etwas Warmes anziehen, sonst bist du nachher ein Eishäschen."

"So was blödes hab ich ja noch nie gehört!" erwiderte Gilbert trotzig, ließ sich dann aber doch zurück zum Zimmer führen.
 

Dort kramte Ivan etwas herum und zog schließlich einen dicken Wintermantel hervor. "Der dürfte dir zwar noch etwas zu groß sein, aber einen kleineren hab' ich nicht."

Gilbert fühlte sich natürlich wieder indirekt angegriffen durch die Erwähnung des Größenunterschieds und schnappte sich etwas beleidigt den Mantel. Er schlüpfte hinein und tatsächlich gingen die Ärmelenden weit über seine Hände und er versank fast in dem weichen Stoff. Wenigstens war es warm.

Ivan grinste ihn nur an und sagte: "Wenn du dich sehen könntest. So niedlich~"

"Ich bin nicht niedlich! Und nur weil du so ein riesen Berg bist und keine normalgroßen Klamotten hast, ist das nicht meine Schuld!" fauchte Gilbert zurück. Ivan lachte nur und nahm den Albino dann bei der Hand und führte ihn durch das halbe Schloss, bis sie schließlich zu einer einzelnen Tür gelangten, die sich im hintersten Teil des Schlosses befand. Sie war weder besonders groß noch prachtvoll. Sie war schlicht aus Holz und schwarz gestrichen.

"Wo sind wir?" fragte Gilbert.

"Das ist der Hintereingang. Wir müssen ja nur in den Schlossgarten, da wollte ich nicht extra das Drama veranstalten und zum Haupteingang raus." Zudem sein Vater dann wüsste, dass Ivan seinen königlichen Pflichten nicht nachging und lieber bei Gilbert war. Denn sobald der König das Schloss verließ, wurde ein riesiger Aufstand gemacht und mindesten 1000 Menschen mussten ihn dann begleiten. Deshalb vermied es Ivan auch, das Gebäude zu verlassen. Manchmal hatte er sich mit Toris rausgeschlichen, aber auch das war eher selten geworden.

Wie auch immer, Ivan drückte die Klinke hinab und öffnete die Tür. Sofort wehte ihnen ein eiskalter Wind entgegen und das prachtvolle Weiß erschien in ihrem Blickfeld.

Auch wenn es verdammt kalt war, so hinderte das Gilbert nicht daran, aufgedreht zu werden und an Ivan vorbei, ins Freie zu laufen. Gott, wie hatte er es doch vermisst! Gilbert liebte es draußen zu sein, dort konnte man erst so richtig seine Freiheit spüren, wie er fand.
 

Ivan sah seinem Häschen nach und unterdrückte ein Lachen, als Gilbert sich umsah, als würde er zum ersten Mal Schnee erblicken. Er beobachtete wie der Albino seine Augen schloss und einmal tief durchatmete.

Doch dann wurde Ivan auch klar, dass es nicht einfach für Gilbert sein musste. Wenn er so darüber nachdachte, wusste er gar nichts über ihn. Wo kam er her? Hatte er eine Familie? Freunde? Bis jetzt hatte Ivan es nie interessiert, woher seine Spielzeuge kamen. Doch plötzlich verspürte er den Drang, alles über Gilbert erfahren zu müssen und doch fürchtete er es auch. Er wollte nicht, dass Gilbert noch andere Menschen hatte, die ihm wichtig waren. Sein Häschen sollte nur ihn brauchen und sonst niemanden! Auch wenn er Gilbert dafür einsperren musste, er wollte nicht, dass er wieder dorthin ging, woher er kam.

Seufzend schüttelte Ivan seinen Kopf. Er würde Gilbert nicht fragen. Es sollte so bleiben, wie es jetzt war.

"Kommst du auch mal, oder was?" rief ihm Gilbert entgegen. Lächelnd trat Ivan aus der Tür und schloss sie hinter sich.

"Ungeduldig wie immer.." murmelte er.
 

Gilbert versank beinahe knietief im Schnee, während Ivan noch relativ gut damit klarkam.

Der Größere hielt Gilbert an der Hand, der sich verbissen hinter ihm durchkämpfte. Wie weit war es denn noch?! Dieser sogenannte "Schlossgarten", war eher ein Schlosspark. Er war einfach riesig und man wurde ganz blöd von dem vielen Weiß um einen herum.

Sie liefen sogar an einem großen, zugefrorenen Teich vorbei, an einem kleinen Wald und hier und da stand eine schneebedeckte Bank, die man bestimmt brauchte um eine Pause einzulegen, weil eine Durchquerung des Gartens, mehr einer Wanderung glich.

Jetzt war Gilbert doch froh, dass er Ivans zu großen Mantel hatte, weil der ihn gut warm hielt. Und Ivans Hand in seiner war nochmal eine ganz andere Wärmequelle. Nur seine Ohren froren langsam ab und einnen Schal hätte sicherlich auch nicht geschadet. Aber natürlich würde Gilbert sich nicht beschweren, er war ja keine Sissy.

"Es ist nicht mehr weit." sagte Ivan und deutete mit seiner freien Hand nach vorne.

Tatsächlich konnte Gilbert dort langsam etwas erkennen und einige, schneebehinderte, Meter weiter, erreichten sie schließlich ein kleines, gläsernes Gewächshaus. Neugierig besah Gilbert das kleine Häuschen. Es musste aus einem besonderen Glas bestehen, denn es war nicht beschlagen oder vereist und das müsste es eigentlich, bei diesen extremen Temperaturen.

"Wollen wir dann, mein Häschen?" fragte Ivan, doch kaum hatte er es ausgesprochen, wurde er von Gilbert auf den Eingang des Gewächshauses gezogen.

"Was denkst du denn?" grinste ihn der Kleinere an und öffnete schließlich die Tür. Ivan musste über sein stürmisches Häschen lachen.
 

Im Inneren umhüllte sie sofort eine unerwartete Wärme. Überrascht blieben beide stehen, konnten aber keine Wärmequelle ausmachen.

Sofort schälte sich Gilbert aus dem Mantel und legte ihn neben der Tür, auf einem kleinen Tisch ab. Ivan tat es ihm gleich und so sahen sie sich dann um.

Yekaterina hatte allerlei Pflanzen angepflanzt. Es rankte sich ein Rosenbogen um die Tür, dort waren Tulpen, Gemüse, Kräuter, Narzissen und Blumen die Gilbert nicht kannte. Ivans Augen wurden immer größer und er konnte es gar nicht glauben, dass seine große Schwester so ein kleines Paradies geschaffen hatte. Warum hatte sie es ihm nie gezeigt?

Gilbert schritt durch den schmalen Gang, zwischen den verschiedenen Beeten und erblickte einen Korb, in dem geerntetes Gemüse beziehungsweise Obst lag. Erdbeeren, Himbeeren, Karotten und sogar Tomaten. Die brauchten doch eigentlich viel Sonne. Wie hatte Yekaterina das nur gemacht?
 

Schließlich fand Gilbert eine freie Stelle, neben einem unscheinbaren Strauch, der vermutlich irgendein Kraut darstellen sollte.

"Hey, Ivan! Komm her, ich habe eine Stelle gefunden." rief Gilbert dem König zu, der gerade gebannt auf eine große Blume starrte, die ihre Farbe je nach Blickwinkel änderte. Als Gilbert ihn rief, blickte er auf und bahnte sich einen Weg zu dem Kleineren.

Gilbert hatte seine Ärmel hochgekrempelt und grub gerade drei kleine Mulden in die Erde. Als er fertig war, sah er fragend zu Ivan auf. "Willst du sie einsetzten?"

Der Größere nickte nur und kniete sich dann neben Gilbert. Vorsichtig holte er drei Kerne aus seiner Manteltasche und legte sie in die Mulden. Dann begrub er sie unter der Erde und klopfte noch einmal darauf.

"Warte, ich hole so ein Schild, wo man sie beschriften kann und eine Gießkanne." Sofort war Gilbert aufgesprungen und holte von dem kleinen Tisch neben der Tür Stift und das Schild und griff beim Zurückgehen nach einer Gießkanne.

Er reichte Ivan das Schild und ließ es ihn beschriften, während er selbst über die frisch eingesetzten Sonnenblumen goss.

Schließlich steckte Ivan das Schild in die Erde und dort stand nun: Gilberts und Ivans Sonnenblumen
 

Mit leicht geröteten Wangen registrierte Gilbert die Beschriftung, sagte aber nichts. Es war ja nicht so, dass es ihm nicht gefiel... Aber zugeben wollte er das trotzdem nicht. Also stand er hastig auf und tat so, als müsste er jetzt und auf der Stelle die Gießkanne aufräumen.

Als der Albino sich wieder zu Ivan drehte, kniete dieser immer noch vor ihrem kleinen Beet und starrte auf die Erde.

Gilbert trat hinter den Größeren und dieser fragte dann ohne aufzublicken: "Was glaubst du, wie lange es dauert, bis sie zu wachsen beginnen? Ich will das nämlich nicht verpassen." Wieder erinnerte er Gilbert an ein kleines Kind, das die Wunder der Welt erleben wollte.

"Keine Ahnung. Aber es dauert bestimmt ein paar Tage, wir können ja dann nochmal vorbeikommen." meinte Gilbert.

Ivan nickte nur und blickte weiter gebannt auf die Erde, als würde jeden Augenblick eine Sonnenblume aus der Erde schießen. Dann aber richtete er sich und lächelte Gilbert an. "Ja, wir kommen dann einfach noch einmal vorbei."

Damit ging er dann zur Tür zurück und zog seinen Mantel wieder an. Gilberts Herz hatte einen kleinen Sprung gemacht bei Ivans Lächeln und das ließ den Albino leicht erröten. Um es zu überspielen hastete er dem König hinterher und schlüpfte auch wieder in seinen Mantel.

Ivan nahm ihn an der Hand und öffnete die Glastür, um wieder zurück in die Kälte zu gehen.
 

Als sie nach draußen traten, kam es Gilbert noch kälter vor, als vorher. Die Wärme im Gewächshaus hatte süchtig gemacht und plötzlich hatte er große Lust zurückzugehen.

Ivan drückte seine Hand etwas fester und ohne Vorwarnung war da plötzlich wieder dieses übermannende Gefühl der Lust in dem Albino. Es war, als würde alles in ihm danach schreien und die Bilder von Ivan und ihm wirbelten durch seine Gedanken. Sein Herz begann schneller zu schlagen und sein Blut kam wieder in Wallung. Ohne es zu merken, begann Gilbert schneller zu atmen und widerstand dem Impuls, Ivan zu packen und sich mit ihm auf der Stelle in den Schnee zu werfen.
 

Ivan bemerkte Gilberts geistige Abwesenheit und versuchte den Albino wieder zurückzuholen. Doch der Kleinere reagierte auf nichts und da kam Ivan eine Idee.

Mit einem Grinsen ließ er Gilberts Hand los, der einfach weiterging und gar nichts zu bemerken schien, schaufelte Schnee in seine Hand und formte ihn zu einem großen, runden Ball. Abschätzend betrachtete Ivan sein Werk, holte dann aus und der Schneeball zerplatze an Gilberts Kopf.
 

Gilbert, der gerade in seinem Kopf alles unattraktive dieser Welt durchging, um sich zu beruhigen, stieß einen überraschten Schrei aus, als der Schneeball ihn traf. Hinter sich hörte er Ivan laut loslachen und drehte sich mit funkelnden Augen um. "Was soll das?!" rief er aufgebracht.

"Unaufmerksame Häschen werden eben bestraft~" flötete Ivan und ehe Gilbert reagieren konnte, traf ihn ein weiterer Schneeball, diesmal mitten im Gesicht. Er musste wirklich ein dämliches Gesicht gemacht haben, denn Ivan lachte noch lauter.

Wütend knirschte der Albino mit den Zähnen. Wenn das eine Herausforderung sein sollte, so nahm er sie gerne an! Immerhin war er der führende General in jeder Schneeballschlacht gewesen. Er hatte jeden, selbst seinen Vater, schamlos vernichtet.

Blitzschnell hob er also den Schnee auf und pfefferte keinen Augenblick später einen Schneeball in Ivans blödes, lachendes Gesicht. "Ha! Leg dich nicht mit mir an!" tönte Gilbert und lachte sein gemeines Gilbert-Lachen.

Ivan war im ersten Moment überrascht, doch dann verengte er seine Augen. Sein Häschen hatte ihn nur unvorbereitet erwischt.

Und wenig später entbrannte eine heftige Schlacht, in deren Verlauf Ivan plötzlich verschwunden war.

Verwirrt blickte sich Gilbert um. Gerade hatte Ivan da noch gestanden und plötzlich war er weg.

Da traf ihn unvermittelt ein Schneeball am Hinterkopf und der Albino wirbelte herum. Niemand war zu sehen. Wütend marschierte Gilbert quer durch den Garten und suchte nach dem Größeren.
 

Kichernd stand Ivan hinter einem Baum und sah seinem ratlosen Häschen zu. Es war einfach zu niedlich, wie Gilbert herumirrte und hinter jeden Busch und jeden Baum sah.

Ab und zu warf Ivan einen Schneeball nach dem Kleineren und versteckte sich dann woanders. Als Gilbert schließlich mit zornig funkelnden Augen unter einem Baum stehen geblieben war, sah Ivan seine Chance.

Mit einem gezielten Wurf in die Baumkrone, erzitterte der Baum leicht und der ganze Schnee fiel auf sein überrumpeltes Häschen hinab.
 

"Verdammte Scheiße!!" brüllte Gilbert, als eine gefühlte Tonne Schnee über ihm einbrach. Als er sich halb davon befreit hatte, sah er den lachenden Ivan auf ihn zukommen und stieß einige unschöne Bezeichnungen für ihn aus.

"Du blödes Arschkind!" fauchte Gilbert und richtete sich vor dem Größeren auf. Der Schnee drang über den Nacken durch seinen Mantel und lief seinen Rücken hinab. Er unterdrückte ein Zittern.

"Na, na mein kleines Schneehäschen. Das war aber ungezogen...~" meinte Ivan nur lächelnd und zog den gerade wieder aufgestanden Gilbert mit sich zurück in den Schnee. Er drückte den Albino unter sich und hielt grinsend seine Hände fest.

Augenblicklich kamen die verdrängten Gedanken von Gilbert zurück, als er den König auf sich spürte. Ihm so nahe war und den Geruch vernahm... Sofort wollte er Ivan loswerden, bevor er noch etwas Peinliches tat.

"Geh runter!" knurrte der Albino und wand sich.

"Neeein~" meinte Ivan nur und Gilbert kämpfte weiter, bis Ivan plötzlich innehielt. Etwas irritiert sah Gilbert zu ihm auf und sah wie er etwas zu beobachten schien.

"Schau mal da." flüsterte Ivan ihm plötzlich zu und deutete auf etwas hinter Gilbert. Der König lockerte etwas seinen Griff, sodass Gilbert sich umdrehen konnte, aber immer noch von Ivan gehalten wurde.

Erst sah Gilbert nichts, doch dann bewegte sich etwas Plüschiges einige Meter entfernt im Schnee. Ein Kaninchen. Ein weißes Kaninchen. Doch es war nicht alleine, ein anderes Kaninchen tauchte auf und die beiden begannen sich zu beschnuppern. Das eine Kaninchen schien um die Aufmerksamkeit des anderen zu kämpfen und versuchte es von allen möglichen Seiten.

Über ihm kicherte Ivan und sagte: "Es ist gerade Paarungszeit, da sind sie immer ganz wild~"
 

Ivan dachte kurz an sein eigenes verstorbenes Häschen zurück, das jetzt irgendwo im Wald begraben lag.

Doch er verdrängte den Gedanken sofort wieder, schließlich hatte er jetzt ein viel besseres Häschen bekommen, mit dem man viel mehr anstellen konnte...~

Er blickte zu Gilbert unter ihm, der wie gebannt auf die beiden Rammler im Schnee blickte. Was hatte er denn?
 

Gilbert biss sich leicht auf die Unterlippe und vergrub seine Finger im Schnee, ballte sie krampfhaft zu einer Faust.

Paarungszeit also... Er wusste selbst nicht so genau warum ihn das beunruhigte, doch die Tatsache, dass Ivan gerade so nah war und die beiden Kaninchen... Er begann heftiger zu atmen und krallte sich noch tiefer in den Schnee.

Er bemerkte gar nicht, dass seine Hände schon taub waren und seine Lippe zu bluten begann, bis Ivan ihn dann mit einem Ruck hochzog und der Bann gebrochen war.
 

Ivan blickte zu seinem Häschen hinunter, das schwer zu atmen schien, dessen Augen leicht glasig waren und nicht mal seine blutende Unterlippe bemerkte. Zudem zitterte er ziemlich, was auch kein Wunder war, schließlich war er über und über mit Schnee bedeckt.

Er strich Gilbert einmal über die Wange, griff nach seiner Hand und sagte dann: "Wir sollten langsam zurück gehen..."

Wenn ihn nicht alles täuschte, dürfte es mittlerweile schon später Nachmittag sein. Er wartete gar nicht auf eine Antwort von Gilbert, sondern zog ihn auf den unscheinbaren Hintereingang zu.

Gilbert stolperte etwas hinterher und warf noch einmal einen letzten Blick auf die beiden Kaninchen, wobei das Männchen endlich bekommen hatte was es wollte.
 

Als sie endlich wieder im Inneren des Schlosses waren, bemerkte Gilbert erst, wie kalt es ihm eigentlich war.

Der geschmolzene Schnee rann über seinen Rücken, seine Brust und ließ ihn nur noch mehr zittern. Seine komplette Kleidung war nass und er konnte ein Niesen nicht unterdrückend.

Ivan blieb stehen und sah ihn nachdenklich an, ehe sich sein Gesicht erhellte und er sagte: "Ich habe eine Idee!" Und damit führte er Gilbert wieder durch das halbe Schloss, doch wider Erwarten ging er nicht zu ihrem Zimmer und Gilbert fragte sich schon, ob er sich jetzt eine Lungenentzündung einfangen sollte, als Ivan vor einer Flügeltür stehen blieb.

Sie befanden sich in einem ziemlich abgelegenen Teil des Schlosses, denn hier schien alles etwas heruntergekommener, sie waren niemanden begegnet und vor den Türen standen auch keine Wachen.
 

Ivan öffnete die Tür und lotste Gilbert hinein, ehe er sie dann hinter sich schloss. Verwirrt sah Gilbert Ivan an, der ihn aber nur anlächelte.

Sie befanden sich in eine Art Wohnzimmer oder vielleicht auch Salon. Dort war ein Kamin, in dem ein Feuer prasselte, davor stand eine Sitzgruppe, bestehend aus zwei Sesseln und einem Sofa.

Überraschenderweise, war nicht alles in schwarz und weiß, sondern erinnerte Gilbert vielmehr an den viktorianischen Stil bei Signor Vargas zu Hause. Der Boden war mit einem weichen Teppich ausgelegt und dort stand sogar eine Bar. Es war alles aus Holz und strahlte irgendwie Gemütlichkeit aus.
 

"Warte hier und zieh deine Sachen aus, sonst erkältest du dich noch." meinte Ivan, ehe er in einen versteckt angrenzenden Raum ging. Etwas misstrauisch sah Gilbert dem König nach, bevor er aber eine Decke über der Sofalehne entdeckte.

Schnell zog Gilbert die nassen Sachen aus und wickelte sich in die Sofadecke ein. Ihm war immer noch kalt und er wollte näher an den Kamin heranrücken, als Ivan zurückkam. Er stellte sich hinter Gilbert und murmelte: "Mach schön deine Augen zu."

Erst wollte Gilbert widersprechen, doch dann seufzte er und gehorchte. Nur um sicher zu gehen, band Ivan ihm dann noch die Augen zu und Gilbert hatte plötzlich die Befürchtung, das könnte in eines von Ivans perversen Spielen ausarten. Was ja jetzt nicht so schlimm wäre... Für diesen Gedanken biss sich Gilbert selbst auf die Zunge.

Doch zu seinem heimlichen Missfallen hörte er nur einige dumpfe Geräusche und Ivan fasste ihn nicht an. Dann aber wurde er an der Hand genommen und, der zunehmenden Wärme nach, zum Kamin geführt. Seine nackten Füße berührten plötzlich nicht mehr den Teppich, sondern einen weichen, anderen Stoff. Schließlich drückte Ivan ihn sanft nach unten und nahm ihm die Augenbinde ab.

Als Gilbert sich umsah, fand er sich auf einem improvisierten Nachtlager wieder, vor dem prasselnden Kaminfeuer. Es war so warm und kuschelig, dass Gilbert sich am liebsten sofort reinkuscheln würde.

Der Albino konnte seine Begeisterung nur schwer unterdrücken. "D-Das ist... großartig! Wo sind wir hier?" fragte er dann und sah in Ivans lächelndes Gesicht. Auch er hatte mittlerweile seinen Mantel und seine Stiefel ausgezogen, doch war im Gegensatz zu Gilbert noch mit Kleidung bestückt.

"Das ist das einzige Zimmer im Schloss, das noch so ist, wie es der erste König hinterlassen hat. Toris hält sich hier manchmal auf, macht aber jeden Tag Feuer. Ihm gefällt es hier und um sich aufzuwärmen ist es genau richtig." Er sah Gilbert an und strich ihm dann über die Wange. "Ich will ja ein gesundes Häschen~"

Gilbert nickte bei der Erklärung. Kein Wunder gefiel es Toris hier. Das waren seine Farben, das ruhige Braun des Holzes und das Waldgrün der Polstermöbel.

Als Ivan über seine Wange strich, begann sein Herz wieder schneller zu schlagen und er dachte kurz an die Kaninchen.

Er musste schlucken und beobachtete das zuckende Licht auf Ivans Gesicht.
 

Dieser bemerkte den Blick des Albinos und zog ihn näher. Es jetzt fiel ihm auf, dass er sein Häschen den ganzen Tag über noch nicht geküsst hatte. Er musterte die leicht geröteten Wangen und zog ihn dann schließlich in einen Kuss.

Kaum berührten sich ihre Lippen, rückte Gilbert noch näher, setzte sich auf Ivans Schoß und konnte sich nicht mehr kontrollieren. Er griff fest in Ivans blondes Haar und erkämpfte sich den Eintritt in Ivans Mund.

Die Decke rutsche von seinen Schultern und bedeckte mittlerweile nur noch seinen Schoß, aber kalt war ihm ohnehin nicht mehr. Ivan riss kurz erstaunt die Augen auf, als Gilbert so heftig die Initiative ergriff. Dann musste er aber in den Kuss grinsen, packte Gilbert fester am nackten Rücken und ließ ihn langsam auf das provisorische Nachtlager vor dem Kamin gleiten.

Er löste sich kurz von dem Kuss, sah den schwer atmenden Albino an, dessen Augen ihn begierig anfunkelten, beugte sich dann hinab und flüsterte in sein Ohr: "Danke, Gilbert." Bevor er dann seine Lippen wieder auf die des Albinos presste und langsam die Seiten hinunterwanderte.
 

Gilbert wollte fragen wofür sich Ivan sich bedankte, doch als der Größere ihn dann wieder küsste, war es ihm auch egal. Er konnte ja später nachfragen...

Und bevor sich sonst noch etwas in sein Bewusstsein schieben konnte, ließ Gilbert seine, schon den ganzen Tag, unterdrückten Instinkte zu. Er wusste nicht, woher er sie auf einmal hatte, was sie zu bedeuten hatten, aber im Moment war es ihm wirklich mehr als egal. Er stöhnte einmal auf, als Ivan leicht in seinen Hals biss und rieb sich am Körper des Größeren. Endlich bekam er was er wollte...



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