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Footsteps In The Rain

HP/LV, DM/HG, Grindeldore
von

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Barty

Vielen Dank für alle Reviews zum letzten Kapitel. <3
 

Mein ganz besonderer Dank gilt dieses Mal Robino, die so freundlich war, dieses Kapitel zu korrigieren. <3

Und gleichzeitig möchte ich mich auch bei Black Phoenix bedanken, die bisher als meine Beta für diese FF tätig war. Danke, dass du dir die Zeit dafür genommen hast. *verbeug* Allerdings haben wir aus Zeitgründen unsere Zusammenarbeit beendet, weshalb ich nun auf der Suche nach einer neuen Beta für „Footsteps In The Rain“ bin.
 

Wenn du dich also angesprochen fühlst, chronisch gelangweilt bist, die Grammatik- und Rechtschreibregeln kennst, mich in Grund und Boden kritisieren willst und Lust hast, mir in den Hintern zu treten, wenn es nach einem Monat immer noch kein neues Kapitel von mir gibt, melde dich bei mir. Ich würde mich freuen. <3
 

Doch jetzt wünsche ich euch allen viel Spaß mit diesem Kapitel.

Liebe Grüße, eure Ayako

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Barty
 

Harry stand am Rand einer Klippe und starrte in die finsteren Wogen der Nordsee. Um ihn herum rieselte der Schnee in unaufhaltsamen Bahnen auf die Erde und bedeckte alles mit einem sanften Weiß. Es war kalt, arschkalt, kein normaler Mensch würde bei diesem Wetter – und vor allem bei diesem Wind – hier stehen und ins Meer starren. Aber Harry war kein normaler Mensch.
 

Ein ferner Beobachter hätte vielleicht geglaubt, er sei dabei, seinem Dasein ein Ende zu bereiten. Zumindest würde Harry selbst das glauben, wenn er zufällig auf dem nahen Wanderweg entlang gelaufen käme und ihn dort stehen gesehen hätte. Allerdings lag ihm nichts ferner, als Selbstmord zu begehen.

Er wollte nur allein sein.
 

Seiner Mutter hatte er gesagt, dass er bei Ron war. Für den Fall, dass sie in den nächsten Stunden aus ihrem Labor hervorkommen würde und sich bei den Weasleys erkundigte, würde sein Freund wissen, was zu tun war. Wahrscheinlich würde er glauben, dass er sich mit einem Mädchen traf.

Hoffentlich glaubt er nicht, dass es Hermione ist.

In diesem Fall... könnte seine Abwesenheit doch für einige Schwierigkeiten sorgen. Doch das spielte momentan ohnehin keine Rolle.

Es ging hier nicht um Ron oder Hermione oder seine Mutter. Es ging noch nicht einmal um Sirius.

Nein, es ging um ihn.
 

Drei Tage zuvor war der Weihnachtsball im Hause des Dunklen Lords gewesen. Drei Tage zuvor waren sie alle brav und folgsam seinem Ruf gefolgt und hatten sich bei ihm versammelt, bei ihm getanzt, gegessen, Kontakte geknüpft und sonstige Dinge getan, die man eben tun musste, wenn man in diesem England überleben wollte.

War seitdem wirklich schon soviel Zeit vergangen? Harry kam es so vor, als sei es erst gestern gewesen.
 

Langsam setzte er sich auf die Spitze der Klippe und ließ seine Füße baumeln. Ein paar Meter unter ihm trafen hohe Wellen auf das Festland, die ihn ohne Mühe mitreißen würden, sollte er beim Aufstehen ausrutschen oder auf sonstige Weise den Halt verlieren, aber das war ihm egal.

Heute brauchte er das Risiko, nicht zuletzt, da ihm diese Umgebung auf eine seltsame Art und Weise beruhigte. Sie hatte es schon immer getan.

Egal, ob Sommer, Winter, Regen, Schnee oder Sonne, er kam immer wieder hierher und starrte in die Weite des Meeres hinaus. Hier konnte ihn nicht einmal der Wald beunruhigen, der hinter ihm wie eine unüberwindbare Mauer das Küstengebiet von den nächsten Wohnorten trennte. Von seinem Platz aus konnte er bis zum Horizont blicken. Vor ihm... lag die Freiheit.

Eine Freiheit, die ich nie erreichen werde.
 

Seufzend schloss er seine Augen, ehe er sich einfach auf dem Rücken fallen ließ. Nun wurde er wie seine Umgebung zugeschneit. Ein Muggel oder Squip würde nun erfrieren, doch glücklicherweise hatte er unter seiner Kleidung ein paar Wärmezauber gewirkt, die noch für eine ganze Weile anhalten würden. Erfrieren würde er also schon einmal nicht – vorerst.

Um ihn herum war nichts zu hören als das Pfeifen des Windes, das Rauschen der Wellen und das Rascheln der Bäume hinter ihm. Er war mitten in der Natur, mitten im Sturm und bis ihn hier jemand finden würde, würde jede menge Zeit vergehen.

Zeit, die er damit verbringen konnte, die letzten Tagen zu analysieren.
 

Also fangen wir an. Was ist passiert?

Es war Weihnachten gewesen. Am fünfundzwanzigsten Dezember hatten sie lange geschlafen, um sich von dem Ball zu erholen. Danach hatte es Geschenke gegeben und Essen. Remus war gekommen, er hatte müde gewirkt. Und natürlich war Severus da gewesen, aber der gehörte jetzt eben einfach dazu. Nichts, was er ändern konnte. Seine Mutter hatte diese Entscheidung getroffen. Er hatte sich da nicht einzumischen.
 

Sirius war – wie erwartet – nicht erschienen.
 

Gestern war der sechsundzwanzigste Dezember gewesen. Harry und seine Mutter waren bei den Weasleys eingeladen gewesen, während Severus die Malfoys aufgesucht hatte. Es war ein schöner Nachmittag gewesen, besonders, da fast alle Weasleys da gewesen waren, eine Seltenheit, seitdem die fünf ältesten Söhne ihr eigenes Leben führten. Mrs. Weasley war richtig aufgeblüht und auch Lily war ungewöhnlich gelöst gewesen.

Nach dem Essen hatte er mit Ron, Ginny, den Zwillingen und Bill Quidditch gespielt. Charlie und Percy hatten nur zugesehen. Sein Team hatte gewonnen, aber nur, weil er sich mit Fred und George verbündet hatte. Es war wirklich schön gewesen, sie wiederzusehen.

Normal.

Alles normal.
 

Doch seit jener Nacht war alles anders.

Er öffnete seine Augen wieder und blickte den Schneeflocken entgegen.

Tom und seine Schlange Nagini. Er hatte immer noch keine Ahnung, wer genau dieser Tom eigentlich war, ehrlich gesagt hatte er sich auch nicht getraut, jemanden danach zu fragen.

Harry mochte vielleicht keine so guten Noten wie Hermione oder manch andere seiner Klassenkameraden haben, aber das bedeutete nicht, dass er dumm war. Er wusste ganz genau, dass Tom (noch) nicht wollte, dass er wusste, wer er eigentlich war. Dafür konnte es nur zwei Gründe geben. Entweder sollte Harry allein herausfinden, wer er war oder Tom würde ihn eliminieren müssen, wenn er dahinter kam. Aus diesem Grund hielt er es für sicherer, niemanden zu fragen und abzuwarten.

Vielleicht würde es erfahren, wenn sie sich das nächste Mal trafen.
 

Eine besonders starke Windböe kam plötzlich auf ihn zu und drohte, ihn mit sich zu reißen. In letzter Minute konnte er sich an einem Steinbrocken festhalten, woraufhin er darauf wartete, dass sie abschwächte. Sobald wieder alles ruhig war, stand er auf und eilte zu den Bäumen. Hier oben war es heute doch etwas zu gefährlich. So ein Mist aber auch.

An den Baumstämmen führte ein Pfad entlang, von dem aus man jederzeit das Meer sehen konnte. Diesem folgte er nun, während er immer wieder misstrauisch in das Dickicht zu seiner Seite spähte. Er hasste Wälder. Sobald er seinen Schulabschluss hatte, würde er in die Arktis auswandern, dort würde er wenigstens von diesen ätzenden Pflanzen verschont bleiben.
 

Schlecht gelaunt vergrub er seine Hände in seinen Manteltaschen und dachte weiter über die Nacht nach, die er mit Tom verbracht hatte. Er musste zugeben, dass sie ganz schön an seinem Stolz gekratzt hatte. Harry war zu ihm gekommen, um sich verführen zu lassen und was hatte er bekommen? Drei Schachspiele, die er allesamt haushoch verloren hatte. (Allerdings war das zu erwarten gewesen, selbst ein Erstklässler konnte besser spielen als er. Natürlich kannte er die Regeln und zumindest seine Mutter konnte er dann und wann besiegen, aber für jemanden wie Tom stellte er keine Herausforderung dar.)

Seltsamerweise hatte es diesen nicht gestört, im Gegenteil, umso mehr Zeit vergangen war, umso entspannter hatte er gewirkt.

Warum?
 

Der Pfad, dem er folgte führte zu einem kleinen Bächlein, das gemächlich zum Meer floss. Obwohl eine Brücke darüber führte, blieb Harry direkt davor stehen und sah sich um. Meilenweit war nichts und niemand zu sehen – na ja, nichts, was nicht hierhin gehörte zumindest. Gut so.

Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, sprang er direkt ins Wasser, das glücklicherweise noch nicht zugefroren war. Sofort wurde er von eisiger Kälte umschlossen, die sich jedoch innerhalb weniger Sekunden zu einer angenehmen Kühle verwandelte, sobald er seine Verwandlung gemeistert hatte. Nun ließ er sich einfach von der Flut mitziehen, die ihn direkt in die Nordsee treiben würde. Nur dann und wann, wenn er sich zu sehr dem Ufer näherte, benutzte er sein Flossen, um seinen Kurs zu navigieren, doch ansonsten ließ er sich ganz vom Wasser treiben.
 

Wie sehr hatte er es doch vermisst, ungestört schwimmen zu können! Das war das einzige, was ihm niemals an Hogwarts gefallen würde, dort konnte er das einfach nicht tun. Seine Freunde waren dafür zu neugierig und die Lehrer zu aufmerksam. Gut, dass es also auch noch Ferien gab.
 

Er war schon immer ein Animagus gewesen. Im Gegensatz zu seinem Vater und Sirius, die während ihrer Schulzeit bestimmte Rituale und Zauber durchführen hatten müssen, um ihre Tiergestalten zu finden und anzunehmen, war Harry mit der seinen geboren worden.

Als James noch gelebt hatte, waren sie fast jeden Tag hier gewesen, damit Harry seine Verwandlung hatte perfektionieren können (als Kind hatte er sie oft nicht kontrollieren können und hatte sich zum Beispiel einfach in der Badewanne transformiert – sehr zum Schrecken seiner Mutter). James war immer in seiner Hirschgestalt neben ihm am Ufer entlang gelaufen, während er selbst im Bach schwimmen geübt hatte. Erst nach seinem Tod hatte er sich ins Meer getraut und seitdem immer wieder.
 

Süßwasser war ja schön und gut, aber nichts ging über Salzwasser – oder gar die unendliche Weite des Meeres, in die er in diesem Moment wieder eintauchte. Freudig spannte er seine Beinmuskulatur an und schoss dann blitzschnell durch das kalte Wasser. Aus Zeitgründen würde er leider nicht allzu weit hinaus schwimmen können, aber er wollte wenigstens bis zur Insel kommen, die sich ein paar Meilen von hier befand. Bei Ebbe konnte man sogar dorthin spazieren, aber bei Flut, wie es momentan der Fall war, war sie für jeden unerreichbar – außer er war wie Harry ein Wassertier.
 

Glücklich genoss er das Gefühl der Freiheit, das er nur im Meer bekommen konnte. Selbst fliegen fühlte sich nicht so wunderbar an, als mit der Strömung zu schwimmen oder sich auf den Wellen treiben zu lassen. Manchmal gefiel es ihm so gut, dass er überhaupt keine Lust hatte, wieder zu einem Menschen zu werden, aber letztendlich konnte er sich doch immer wieder dazu überwinden. Für seine Mutter. Für seine Freunde. Und vielleicht auch für sich selbst.
 

Es dauerte etwa eine Viertelstunde bis er an der Insel ankam und etwas unbeholfen in seinem Tierkörper an Land kletterte. Eigentlich war die Insel nichts weiter als eine Sanddüne, die an dieser Stelle höher aus dem Wasser heraus guckte als sonst wo, aber das kümmerte ihn nicht. Insel war Insel, egal, wie Geologen es nennen würden.

Sobald er sich ganz an Land gekämpft hatte, begutachtete er mit seinen nach wie vor grünen Augen – warum mussten Animagi nur immer irgendein unnatürliches Merkmal haben? Gemein! – seinen Körper. Sofort fiel sein Blick dorthin, wo in seiner Menschengestalt sein linker Oberarm gewesen wäre. Wie er sich bereits vorher gedacht hatte, war es immer noch da.
 

Er gab einen verärgerten Laut von sich und sprang wieder ins Wasser, um sich abzureagieren. Das war doch eine Unverschämtheit! Was fiel diesem Idioten nur ein?! Und vor allem, was hatte es zu bedeuten?!

Er wusste nicht mehr warum, aber die Nacht des Weihnachtsballs hatte er komplett bei Tom verbracht. Irgendwann zwischen den Schachspielen und dem nächsten Morgen war er eingeschlafen und als er aufgewacht war, war Tom fort gewesen. Nur noch Nagini hatte auf ihrem Sessel gelegen und ihn durch ihre unergründlichen Augen angestarrt, als er sich aus dem Staub gemacht hatte.

Danach war er nach Hause gekommen, wo noch alles geschlafen hatte. Deshalb war er unbehelligt in sein Zimmer gekommen und hatte sich umgezogen. Und dabei hatte er dann das Mal entdeckt.
 

Es war nicht das dunkle Mal. Harry wusste, wie das dunkle Mal aussah, Severus hatte es ihm einmal gezeigt, als er ihn darum gebeten hatte. Es war schwarz und zeigte einen Totenkopf, aus dessen Mundhöhle eine Schlange gekrochen kam. Nur Todesser trugen es und es diente als Kommunikationsmittel zwischen ihnen und ihrem Lord.

Dem Dunklen Lord.

Harry hatte damals seine Gedanken ausgesprochen und gesagt, dass ihn das Ganze an die Brandzeichen erinnerte, mit denen Muggel-Cowboys ihr Vieh markierten. Es war das erste und einzige Mal gewesen, dass Severus ihn geschlagen und seine Mutter ihm eine Woche Hausarrest gegeben hatte. Seine Meinung zu der Sache hatte es nicht geändert, aber er hatte dadurch gelernt, dass man manche Gedanken lieber unausgesprochen ließ. Eine der besten Lektionen seiner Kindheit wie er fand.
 

Das, was ihn nun auf seinen Arm begleitete, war jedenfalls kein dunkles Mal, aber es war genauso schwarz und irgendetwas sagte ihm, dass es auf dieselbe Art und Weise angebracht wurde. Auf den ersten Blick hatte er es für ein Tattoo gehalten, doch es brannte ab und zu und er war überzeugt, dass davon Magie ausging. Ob sie nun gut oder schlecht war, war hierbei eine andere Frage.
 

Es hatte die Form einer Schlange.
 

Schlangen. Was hatten der Dunkle Lord, Tom und die ganzen Slytherin nur mit ihren Schlangen?

Gut, diese Tiere waren intelligenter, als man glauben mochte, aber sie waren bei Merlins rosaroter Unterhose Reptilien! Wechselwarme Tiere, die bei abnehmender Temperatur einfroren und sich nicht mehr bewegen konnten! Harry jedenfalls war froh, dass die Beweglichkeit seiner Animagusform nicht im geringsten vom Wetter abhängig war. Es ging eben nichts über Säugetiere und Vögel!
 

Könnte ihm aber vielleicht jemand erklären, warum dieses blöde Tattoo/Mal/was auch immer auch jetzt zu sehen war?! Wenn er ein Mensch war, konnte er damit leben, wofür gab es Abdeckcreme und lange Ärmel? Doch als Tier war es für alle sichtbar, die genauer hinsahen und offenbarte ihn als einen Animagus. Reichte es nicht, dass er schon seine grünen Augen behalten musste? Das Leben war einfach nur unfair!
 

Wenigstens wird mich heute keiner so sehen.

Es war viel zu kalt, als dass ein normaler Mensch hier unterwegs wäre. Tatsächlich schien es, seit Harry wieder ins Wasser gesprungen worden war, noch kälter geworden zu sein. Wahrscheinlich lag es daran, dass bald Nacht werden würde, er sollte wirklich langsam wieder nach Haus...
 

Da, direkt über ihn an der Wasseroberfläche sah er einen schwarzen Schemen vorbeifliegen. Für einen Vogel war dieser definitiv zu groß und für einen Drachen zu klein.

Unentschlossen verharrte er kurz an ein und derselben Stelle, bevor er doch vorsichtig aufwärts trieb und mit seinem Kopf vorsichtig durch die Oberfläche stieß. Er konnte ohnehin etwas Sauerstoff vertragen, somit war es vielleicht gar nicht so schlecht, sich umzusehen.
 

Der Schneefall hatte aufgehört, aber dafür war nun das ganze Ufer – der Strand, die Bäume, die Büsche, ja sogar der Fluss, mit dem er vorhin ins Meer getrieben war – zugefroren. Den Grund dafür konnte Harry nur allzu deutlich sehen: Dementoren.

Es kam öfter vor, dass sich einer von ihnen auf der Suche nach einer frischen Seele hierher verirrte, da Askaban nur wenige Meilen von hier entfernt war. Harry hatte sie in seiner Animagusform öfter beobachtet und geduldig darauf gewartet, dass sie wieder verschwanden. Sie hatte kein Interesse an Tieren, weshalb er momentan auch absolut sicher vor ihnen war und sich nur bedingt Sorgen machte.
 

Das seltsame war allerdings, dass es sich heute weder um ein, noch zwei, noch drei Dementoren handelte – was der Norm entsprochen hätte – sondern um ein gutes Dutzend. Was hatten die hier zu suchen? War jemand aus Askaban ausgebrochen? Nein, das war unmöglich. Niemand würde das schaffen. Gut, ein Animagus vielleicht schon, aber die wurden in speziellen Zellen untergebracht, die es ihnen unmöglich machte, sich zu verwandeln. Außer natürlich die Person war wie er – und sein Vater und Sirius – nicht registriert.
 

Das hätte auch keiner geschafft. Das Meer um Askaban ist eiskalt. Da überlebt keiner lange genug, um zum Festland zu kommen.

Aus Neugier war Harry vor Jahren einmal dorthin geschwommen. Er hatte viele Meilen vorher umdrehen müssen. Die Kälte war nicht auszuhalten gewesen.
 

Warum also waren so viele von ihnen hier? Und warum ausgerechnet dann, wenn ich hier schwimme?

Vorsichtig schwamm er etwas näher, bis er mehr Details erkennen konnte und erhielt damit automatisch seine Antwort. Wegen Harry waren sie nicht her. Dafür aber wegen einem Mann, der über den Strand schlitterte und von den Kreaturen verfolgt wurde.

Dafür gab es zwei Erklärungen. Erstens: Er war ein Verbrecher und verdiente es nicht anders, von ihnen gejagt zu werden, oder zweitens: Er war ein unschuldiger Passant, der nun das überaus ehrenvolle Schicksal hatte, zu ihrem Abendessen zu werden.
 

Jeder normale Mensch wäre an Harrys Stelle jetzt umgedreht und hätte sich so weit wie möglich von hier entfernt, um ja nicht in die ganze Sache verwickelt zu werden. Harry jedoch schoss im nächsten Augenblick auf den Strand zu.

Es war nicht so, dass er einen Heldenkomplex hatte und unbedingt jeden retten musste, der in Schwierigkeiten war. Im Gegenteil, in der Vergangenheit hatte er schon oft interessiert dabei zugesehen, wie andere – meist kleine Kinder, deren Eltern die Flucht ergriffen und sie zurückgelassen hatten – den Todeskuss eines Dementors erhalten hatten. Er liebte es auch, dabei zuzusehen, wie seine Klassenkameraden während der Schwarze-Magie-Stunden Insekten quälten.

Er war kein Held.
 

Trotzdem transformierte er in dem Moment, in dem er das Wasser verlassen hatte wieder zu einem Menschen, zog seinen Zauberstab und rief: „Expecto Patronum!“

Ein leuchtender Hirsch erschien vor ihm und schoss sofort auf die Dementoren zu. Für einen kurzen Augenblick versuchten sie, sich gegen ihn zu wehren, doch sie hatten keine Chance. Harrys Patronus' war vom ersten Tag an stark genug gewesen, um eine ganze Armee von ihnen zu vertreiben. Nicht, dass es jemand außer ihm und Remus, der es ihm in seinem dritten Schuljahr in Hogwarts beigebracht hatte, gewusst hätte. Deshalb dauerte es auch heute nicht lange, bis die Kreaturen einen schrecklichen, klagenden Laut von sich gaben und dann wieder auf das Meer davonflogen.
 

Harry nahm sich gar nicht erst die Zeit, ihnen hinterher zu sehen – sie würden bald mit noch mehr Verstärkung wiederkommen. Eine Seele, die einen so mächtigen Patronus erschaffen konnte, war stark und um einiges sättigender, als alles andere, was sie in den letzten Jahren gesehen hatten. Das würden sie sich kaum entgehen lassen wollen.

Deshalb schlitterte er zu dem Mann, der inzwischen auf dem Eis zusammengebrochen war, und drehte ihn um, um sein Gesicht sehen zu können.
 

Das erste, was Harry auffiel, waren seine zusammengepressten Lippen, ganz offensichtlich hatte er in seiner Panik nicht mitbekommen, dass sie verschwunden waren. Das zweite war, dass er ziemlich attraktiv war. Nicht so attraktiv wie Tom oder Draco Malfoy, aber doch anziehend auf seine eigene Art und Weise. Er hatte ein hübsches, junges Gesicht – er konnte keine zehn Jahre älter als Harry sein – war rasiert und hatte kurzes, braunes Haar, das offenbar dazu neigte, Locken zu bilden. Seine Kleidung war viel zu dünn für dieses Wetter und sein linker Ärmel war ihm sogar abgerissen worden, weshalb Harry einen guten Blick auf das dunkle Mal hatte, das auf seiner Haut verewigt worden war.

Ein Todesser!?
 

Warum sollte ein Todesser vor Dementoren weglaufen? Waren sie und der Dunkle Lord nicht Verbündete?

Sehr merkwürdig.
 

Der Mann bemerkte schließlich doch noch, dass er gerettet worden war und öffnete vorsichtig seine Augen. Sie waren haselnussbraun und voller Leben. Gut, seine Seele hatte er also noch. Allerdings waren seine Pupillen geweitet, was darauf schließen ließ, dass er immer noch unter Schock stand. Harry musste ihn hier wegbringen und zwar schnell.
 

Sein Patronus kam in sein Blickfeld und blieb ein paar Schritte von ihnen entfernt stehen. Die Augen des Mannes weiteten sich, als er ihn sah und wurden noch größer, als Harry dem Hirsch zunickte und ihn damit entließ. Tja, es kam eben nicht alle Tage vor, dass man einen so jungen Menschen fand, der zu so etwas fähig war.
 

Harry spürte, wie sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. „Es sieht so aus, als stündest du jetzt in meiner Schuld, mein Lieber.“

Ein Todesser, der eine Lebensschuld bei ihm hatte! Es war definitiv eine gute Idee gewesen, diesen Mann zu retten.
 

>>> Footsteps In The Rain <<<
 

Harry war froh, volljährig zu sein, ansonsten hätte er es niemals geschafft, den Todesser nach Hause zu bringen. Sobald dieser nämlich erkannt hatte, dass ihm von Harry keine Gefahr drohte, hatte er seiner Erschöpfung nachgegeben und war ohnmächtig geworden. Gut also, dass er immer einen Portschlüssel bei sich trug, mit dem er nach Hause zurückkehren konnte.
 

Er landete in der Küche. Auf dem Ofen köchelte ein einsamer Zaubertrank vor sich hin – ein Experiment seiner Mutter – und ein Blech frisch gebackener Muffins stand auf dem Küchentisch. Diese plötzliche friedliche, warme Stimmung war ein wahrer Schock, nachdem er vor wenigen Minuten noch Dementoren gegenübergestanden hatte, doch es war gleichzeitig äußerst beruhigend. Er war Zuhause. Er war in Sicherheit. Und sein Gefährte war es jetzt auch.
 

Vorsichtig legte er den Mann auf dem Küchenboden ab, als auch schon seine Mutter in das Zimmer gerauscht kam. „Harry, du bist aber früh zurück, ich hatte dich nicht vor...“ Sie verstummte, als sie den Fremden sah. „Was...?“

„Ich habe ihn vor einer Horde Dementoren gerettet“, meinte Harry. „Ich glaube, er braucht Wärme und Schokolade... der Ärmste konnte offenbar keinen Patronus heraufbeschwören...“
 

Innerlich zählte er von drei aus rückwärts. Sobald er bei null war, ging es auch schon los: „Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass du bei diesem Wetter an der Nordsee gewesen bist, oder?“

Sie gab ihm keine Zeit zum antworten, sondern keifte sofort weiter, setzte sich aber zu ihm und betrachtete den Fremden mit einem fachmännischen Blick. „Da draußen tobt ein Schneesturm, ich will gar nicht wissen, wie schlimm es erst dort gewesen sein muss. Und was soll das heißen, du hast ihn vor einer Horde Dementoren gerettet? Du weißt doch, wenn du sie siehst, sollst du wegschwimmen, das ist zu gefährlich! Stell dir vor, dein Patronus wäre nicht stark genug gewesen! Hast du auch nur einen Augenblick daran gedacht, wie gefährlich das gewesen war?“
 

Die Antwort war: Nein. Er hatte keinen einzigen Moment an die Gefahr gedacht. Er hatte nur an das Meer gedacht und an die Freiheit, die er dort spüren konnte. Und danach hatte er nur noch diesen Mann retten wollen, warum auch immer. Ehrlich gesagt war er nach wie vor über seine Heldentat verdutzt. Ob es sich gelohnt hatte, würde sich noch herausstellen müssen.
 

„Mom... dieser Mann braucht Hilfe.“

„Und er ist ein Todesser“, sagte sie mit einem Blick auf seinen nackten Arm. „Du weißt, dass ich nicht gerne Todesser im Haus habe.“

Harry verdrehte die Augen. „Du schläfst mit einem.“

„Das ist etwas anderes.“

Natürlich war es etwas anderes. Ihr Lover war immerhin Severus Schniefelus Snape. Wie konnte Harry es jemals wagen, ihn mit einem gewöhnlichen Todesser gleichzusetzen? Manchmal könnte er kotzen.

Anstatt sich weiter mit ihr zu streiten, bedachte er seine Mutter mit einem ernsten Blick. „Helfen wir ihm nun oder nicht?“
 

Sie seufzte und holte ihren Zauberstab hervor. Damit zauberte sie eine Trage unter den Mann. „Bring ihn ins Gästezimmer. Ich schick dir Severus rauf. Er wird ihn kennen und wissen, wie man ihn am besten verarzten muss.“ Sie sah ihren Sohn streng an. „Über deinen Ausflug sprechen wir später noch einmal, mein Lieber.“

„Ich bin volljährig, Mutter“, entgegnete er kühl und holte seinen eigenen Zauberstab hervor, um die Trage damit fliegen zu lassen. „Auch wenn du das gerne vergisst.“
 

Er brachte den Todesser nach oben und verfrachtete ihn dort ins Gästezimmer, wo er auch sofort ein Feuer im Kamin entfachte und ein paar Decken über ihn legte. Dementoren nahmen Menschen genau zwei Dinge: Glück und Wärme und dieser Verlust führte oft zu absoluter Hoffnungslosigkeit. Im Sommer zu seinem dritten Schuljahr hatte Harry an eigener Haut erfahren müssen, wie es war, von ihnen umzingelt zu sein, was ein Hauptgrund dafür gewesen war, warum er Remus angefleht hatte, ihm den Patronuszauber beizubringen. Er wollte ihnen nie wieder hilflos gegenüberstehen.
 

Er wollte niemandem jemals wieder hilflos gegenüberstehen.
 

Da ihm nichts anderes übrig blieb, als nun auf Severus zu warten, setzte er sich auf die Bettkante und betrachtete den Todesser. Bis auf seine Kleidung hatte er ein gepflegtes Äußeres und unter dem Angstschweiß, meinte Harry ein Aftershave riechen zu können. Vorsichtig hob er die Decke an, um noch einmal den Stoff seiner Kleidung unter die Lupe zu nehmen. Das war ganz eindeutig keine normale Baumwolle, sondern irgendein teures Material, vielleicht Angorawolle oder Kaschmir. Also war dieser Mann reich und wohlhabend. Was hatte er dann bei diesem Wetter an der Nordsee zu suchen gehabt?
 

Plötzlich begann der Mann sich zu regen, weshalb Harry ihn vorsichtig wieder zudeckte und dann darauf wartete, dass er die Augen aufschlug. Der Mann ließ sich viel Zeit damit. Wahrscheinlich versuchte er, sich zunächst mit seinen anderen Sinnen zu orientieren. Harry hätte nichts anderes getan.

Aus diesem Grund war er auch nicht überrascht, dass der Mann, als er seine Augen endlich doch noch öffnete, zuerst die Umgebung betrachtete, ehe er seinen Blick auf Harry richtete.
 

„Wo bin ich?“

Seine Stimme war klarer, als Harry erwartet hatte.

„In Godric's Hollow“, erklärte er ihm bereitwillig. „Ein Heiler ist schon auf dem Weg.“ Gut, Severus war kein ausgebildeter Heiler, aber als Tränkemeister verstand er sich auf Medizin und klassische Heilverfahren. „Du bist jetzt in Sicherheit.“

Der Mann nickte leicht, wobei er Harry nicht einmal für einen Moment aus den Augen ließ. „Wie heißt du?“

„Wie heißt du?“, stellte er sofort die Gegenfrage.

Der Mann lächelte leicht. „Bartemius Crouch. Aber du kannst mich gerne Barty nennen.“
 

Crouch. Der Name kam ihm bekannt vor. Wahrscheinlich hatte Severus ihn irgendwann einmal erwähnt.

„Warum haben dich die Dementoren verfolgt?“

„Willst du mir nicht zuerst sagen, wie du heißt?“, fragte Barty sanft. „Ich möchte doch wissen, in wessen Schuld ich stehe.“

Was überaus berechtigt war. Harry war kein Experte in diesem Thema, aber er wusste, dass diese Lebensschuld bis zu Bartys Tod anhalten würde. Angeblich waren sie jetzt durch ihre Magie miteinander verbunden, wobei Harry davon nichts spüren konnte. Eigentlich hatte er überhaupt keine Ahnung, was das jetzt für ihn bedeuten würde. Ungut...
 

„Harry!“

Harry blickte auf und sah Severus an der Tür stehen. Argwöhnisch blickte er zwischen ihm und Barty hin und her, ehe er bestimmt sagte: „Geh deiner Mutter helfen. Ich kümmere mich um alles.“

Normalerweise hätte er ihm widersprochen – schon allein aus Prinzip – doch heute nickte er fröhlich und stand auf.

„Bye, Barty“, rief er fröhlich und verließ den Raum, stieg sogar brav die Treppe hinunter, um Severus davon zu überzeugen, dass er tatsächlich von dannen zog. Allerdings wusste er genau, wie er lautlos wieder nach oben schleichen konnte, weshalb er kurz darauf wieder vor dem Gästezimmer stand und lauschte.

Was sollte er machen? Er war eben neugierig.
 

„Er hat mir das Leben gerettet“, hörte er Barty gerade sagen. „Ohne ihn hätten die Dementoren mich erledigt. Ich stehe auf ewig in seiner Schuld.“

„Und wahrscheinlich bist du froh, dass er es war und kein hässliches Mädchen mit einer Warze auf der Nase“, entgegnete Severus trocken, während ein leichtes Knacken zu hören war. Wahrscheinlich zerbrach er gerade eine Tafel Schokolade. „Lass deine Finger von ihm. Er ist viel zu jung. Außerdem kennst du ihn gar nicht.“

„Du denkst immer nur das schlechteste von mir, Severus. Ich habe eine Lebensschuld bei ihm, da bin ich sicher nicht so verrückt, ihn zu einem meiner One Night Stands zu machen. Du weißt, im Gegensatz zu dir halte ich nichts von Langzeitbeziehungen. Ich frage mich nur, wo er herkam... der Strand war leer gewesen.“
 

„Wahrscheinlich hast du ihn in deiner Angst übersehen. Warum bist du auch alleine dorthin gegangen?“

„Weil ich nicht damit gerechnet habe, dass der Alte sich ausgerechnet auf Dementoren eingelassen hat, um sein Versteck zu beschützen. Verdammter Mistkerl, sie sind die einzigen Wesen, gegen die ich nicht einmal den Hauch einer Chance habe.“ Barty klang darüber ziemlich verärgert.

Severus bemerkte es ebenfalls: „Es ist erstaunlich, dass ein so talentierter Zauberer wie du nicht einmal in der Lage ist, einen Patronus heraufzubeschwören“, erklärte er spitz. „Hier, iss deine Schokolade.“
 

Eine kurze Pause folgte, in der er wahrscheinlich die Schokolade verzehrte. Dann: „Man braucht eine starke, glückliche Erinnerung, um einen heraufzubeschwören. So etwas besitze ich nicht.“

„Rührend“, kommentierte Severus sarkastisch. „Ich habe keine Zeit für deinen Vaterkomplex oder deine unzähligen, gescheiterten Beziehungen. Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“
 

„Ich habe den Eingang gefunden und ich weiß, wie ich hineinkomme. Allerdings ist es besser gesichert, als ich vermutet habe. Das nächste Mal werde ich mehrere Begleiter mit mir nehmen, um weiter vorzudringen. Ich glaube, der Alte hat uns die ein oder andere Überraschung hinterlassen.“
 

Harry runzelte vor der Tür die Stirn.

Der Alte. Wer sollte das sein? Und wonach hatte Barty gesucht?

Was war das für ein Versteck, von dem er sprach?

Warum wusste Severus davon?

Was ging hier vor sich?

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er das alles lieber nicht hätte hören sollen. Trotzdem wollte er mehr wissen, weshalb er sich etwas mehr zur Tür beugte, in der Hoffnung, besser hören zu können.
 

„Lauschen ist unhöflich“, flüsterte ihm da plötzlich eine Stimme ins Ohr.

Sein Herzschlag setzte für einen Moment aus und es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, um nicht zusammenzuzucken. Wo kam er denn auf einmal her?! Vorsichtig drehte er seinen Kopf, bis er direkt in Toms braune Augen blicken konnte, die ihn amüsiert musterten.

Der Mann stand etwa einen Meter von ihm entfernt. Heute trug er unter seinem schwarzen Umhang einen grünen Rollkragenpullover und eine dunkle Hose. Irgendwie nahm ihm dieser Aufzug etwas von der Autorität, die er das letzte Mal ausgestrahlt hatte, aber es war immer noch offensichtlich, dass man bei ihm besser vorsichtig sein sollte. Nicht, dass Harry sich davon beeindrucken ließ.
 

Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte er sich ganz um, verschränkte die Arme, lehnte sich an den Türrahmen hinter sich und sah ihn herausfordernd an. „Es mag unhöflich sein, aber es gibt keine bessere Methode, um Informationen zu bekommen, die dir niemand geben will.“

Toms Mund verzog sich zu einem Grinsen. Hatte Harry in der letzten Stunden wirklich geglaubt, Barty wäre attraktiv? Er war kein Vergleich zu Tom. „Da hast du vollkommen Recht. Lauschen hilft dabei ungemein. Allerdings sollte man immer aufpassen, dass man von niemanden erwischt wird, nicht wahr?“
 

„Und heute wurde ich auf frischer Tat ertappt“, entgegnete er und zog einen Schmollmund. „Du hättest dich ruhig etwas lauter fortbewegen können.“

„Ich habe gehört, dass ein Patient im Haus ist, da dachte ich, ich versuche zumindest etwas Rücksicht zu nehmen“, meinte Tom, der ihr Gespräch offenbar genauso sehr genoss wie Harry selbst. Schon seltsam, das war ihre zweite, richtige Begegnung – das Schachspielen zählte seiner Meinung nicht – und doch fühlte es sich an, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. Merkwürdig.
 

„Bist du wegen ihm hier?“, fragte Harry interessiert und wurde wieder ernst.

So amüsant es auch war, ihn zu necken, er war immer noch verstimmt wegen dieser blöden Schlange, die auf seinem Arm verewigt worden war. Apropos... warum brannte sie jetzt auf einmal? Es war kein unangenehmes Brennen, eher ein leichtes, warmes Kribbeln, das man aushalten konnte, aber definitiv nicht ignorieren. Hatte es mit Toms Anwesenheit zu tun? Hundertprozentig hatte es damit zu tun.
 

Toms Grinsen wurde breiter. „Ich wäre auch lieber als dein Gast hierhergekommen, nicht zuletzt, weil du mich bei unserem Frühstück versetzt hast. Da ist man einen Moment weg und schon verschwindest du“, er schüttelte bedauernd mit dem Kopf. „Irgendwann werden wir das nachholen müssen. Doch bedauerlicherweise bin ich heute aus beruflichen Gründen hier.“
 

„Warum? Bist du für den Transport von Patienten verantwortlich?“, mutmaßte Harry mit gehobenen Brauen. Tom hatte mit ihm frühstücken wollen? Das erklärte, warum Nagini so gezischt hatte, als er abgehauen war.

„Der Transport von Patienten?“, wiederholte Tom. „Keineswegs, dafür gibt es genug andere Handlanger. Außerdem gibt es keinen Grund, Bartemius zu transportieren, immerhin ist Severus Snape hier. Er war es, der mich gerufen hat“, fügte er hinzu, als Harry bereits zu einer Frage ansetzte.
 

Hatte er das? Wie denn? Durch das dunkle Mal? Natürlich durch das dunkle Mal. Wie sonst?

Die Frage war nun, was Tom mit Barty zu tun hatte?

Offenbar ist er im Auftrag des Dunklen Lords unterwegs gewesen. Dabei wurde er angegriffen... und nun will der Dunkle Lord wissen, ob er trotzdem Erfolg gehabt hat.

Eigentlich ziemlich logisch. Doch war Tom wirklich der Lord?
 

„Würdest du so freundlich sein und mich in das Zimmer lassen?“, fragte Tom in einem höflichen Tonfall. „Ich habe etwas mit den beiden zu besprechen, etwas, das niemand hören sollte, der nicht das absolute Vertrauen unseres Lords genießt.“

„Das hört sich kriminell an“, bemerkte Harry. „Fast so wie diese Muggelmafia.“
 

Toms Lippen verzogen sich zu einem grausamen Grinsen. „Das magische England braucht keine Mafia, Harry. Die Bösen sind bei uns bereits an der Macht. Bisher will es nur keiner wahrhaben.“ Er wuschelte ihm wohlwollend durchs Haar. „Ich würde dir empfehlen, weitere Lauschaktionen zu unterlassen. Es wäre zu schade, wenn ich dich zum Schweigen bringen müsste.“
 

Harry hob protestierend seine Hände und versuchte, sein ohnehin widerspenstiges Haar wieder etwas zu glätten. „Schon verstanden“, entgegnete er verstimmt. „Ich verschwinde brav nach unten und halte mich aus der Politik raus.“

Er stieß sich von dem Türrahmen ab und lief an ihm vorbei Richtung Treppe. Dabei streifte er ihn absichtlich mit seiner Schulter und war nicht überrascht, als Toms Hand sich um seinen Arm schloss und ihn zurückhielt. Harry sah über seine Schulter, um ihn ansehen zu können. „Ja?“
 

„Wir werden uns bald wiedersehen“, versprach ihm Tom. „Und bis dahin möchte ich, dass du auf dich aufpasst. Keine Kämpfe mit Dementoren mehr, ja?“

Harry blinzelte. Machte der Mann sich etwa Sorgen um ihn? Doch er nickte. „Ich... werde vorsichtig sein.“

„Gut.“ Er ließ ihn wieder los. „Geh jetzt und genieße deine restlichen Ferien.“
 

Harry nickte abermals und lief weiter zur Treppe. Hinter ihm öffnete Tom die Tür zum Gästezimmer. Barty und Severus, die sich die ganze Zeit weiter unterhalten hatten, verstummten für einen Augenblick, bevor Severus' Stimme ihn als: „Mr. Riddle“ begrüßte.
 

Harry erstarrte mitten auf der Treppe. Riddle? Tom Riddle? Sein Tom war der Tom Riddle?

Mit einer beinahe mechanisch wirkenden Bewegung drehte er sich um und sah noch einmal zurück. Tom stand immer noch in der Tür und beobachtete ihn. Sein Gesicht war mit einem Mal ausdruckslos, beinahe abweisend.

Mit zusammengebissenen Zähnen wandte Harry sich wieder ab und stieg weiter nach unten.
 

Tom Riddle. Er war von Tom Riddle geküsst worden! Dem unnahbarsten Menschen in ganz England. Dem skrupellosesten Mann in den Reihen der Todesser.

Der Rechten Hand des Dunklen Lords.
 

Oh Merlin, wenn das mal gut ging.
 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2012-05-02T10:24:54+00:00 02.05.2012 12:24
ein super kapitel!!!
richtig spannend, vorallem das ende!!!

schreib weiter so!!
Lg Duski1
Von:  Kagomee16
2012-04-20T10:53:57+00:00 20.04.2012 12:53
ein intressantes neues kapi^^
ich habe aber irgentwie immer noch nicht kapiert was genau harry als animagi ist XD
nunja zumindest weis herry etwas mehr von seinem tom^^
mach weiter so^^

lg kagomee16
Von:  mimaja56
2012-04-19T10:55:02+00:00 19.04.2012 12:55
vielen Dank für das neue Kapitel.

Harrys Erinnerungen an die Zeit mit seinem Vater waren einfach schön.
Viel zu kurz war diese Zeit.

und nun werden ihm langsam die Augen geöffnet - ja, Tom sein Tom ist
Riddle - nur einen Denkfehler hat er da noch ..... von wegen die Rechte Hand vom Lord ;)

lg
mimaja
Von:  sasa56
2012-04-18T19:50:35+00:00 18.04.2012 21:50
super kapitel
freu mich aufs neue kapitel
lg
sasa56


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