Zum Inhalt der Seite

Lebensdrehungen

Denn es gibt keine Definition
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

| zehn |

Überrascht keuchte Daniel auf. Ein wenig überfordert erwiderte er Kevins Kuss und schlang die Arme um ihn. Sein Herz bollerte wie verrückt in seiner Brust. Es war ein inniger Kuss, der sich zunehmend in die Länge zu ziehen schien, bis Kevin plötzlich nach hinten wegsprang.
 

„Verdammt“, murrte er.
 

Daniel war verwirrt – und zugegebenermaßen auch verletzt. Was sollte das? Warum küsste Kevin ihn, nur um ihn gleich darauf wegzustoßen?

Er fixierte ihn und wartete auf eine hoffentlich gute Erklärung.
 

Kevin seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Nicht du. Diese ganze bescheuerte Situation.“
 

„Muss ich alles einzeln hinterfragen, oder erklärst du mir mal von dir aus was?“, fragte Daniel knurrend.
 

Kevin schaute ihn ein wenig perplex an.

„Ich bin schwul“, sagte er schließlich.
 

Daniel zog eine Augenbraue hoch.

„Toll. Ich auch.“
 

„Krieg das jetzt bitte nicht wieder in den falschen Hals, aber ich will nicht schwul sein! Wenn das rauskäme! Das würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und - “
 

Der Blonde seufzte. Kevin sah wirklich mitleiderregend aus, wie er so verzweifelt da stand.

„Vielleicht bist du ja auch nicht schwul.“

Kevin entfuhr ein ungläubiges Schnauben.

„Wirklich. Du kömmtest auch bi sein.“

Der Dunkelhaarige verdrehte die Augen. „Sag mal, was soll das jetzt?“

Das frage ich mich auch. Endlich hat er es kapiert und ich Idiot bin gerade dabei, es ihm wieder auszureden … Manchmal verstand Daniel sich selbst nicht mehr und hätte sich gern geohrfeigt für seine Dummheit.
 

„Ich versuche, dich aufzumuntern“, blaffte er gereizt. Sollte er sich jetzt darüber ärgern, dass es nicht funktionierte, oder doch lieber freuen?
 

„Oh.“ Kevin entfuhr tatsächlich ein kleines Grinsen. „Das ging aber gründlich schief.“
 

„Das hättest du mir jetzt nicht extra sagen müssen“, brummte Daniel.
 

Kevin zuckte lässig mit den Schultern. Im Gegensatz zu der Situation vor ein paar Minuten wirkte er fast unheimlich heiter.

„Du kannst besser küssen als aufheitern.“
 

„Soll das eine Aufforderung sein?“ Daniel grinste frivol.
 

Kevin lächelte. „Nur, wenn du es als solche verstehst.“
 


 

Durch das Zuknallen der Tür wurden die beiden in die Realität zurückgerissen.

„Verdammt!“, fluchte Kevin erneut.
 

Daniel legte den Kopf schief.

„Ich hoffe, das sagst du jetzt nicht immer, wenn ich dich küsse.“
 

Kevin murmelte irgendetwas Unverständliches, packte Daniel am Arm und zog ihn mit sich zur hinteren Seite der Disco. Dort war eine verlassene Baustelle, auf der außer einem verrosteten Bagger nichts und niemand zu sehen war.

Überrumpelt stolperte Daniel hinter seinem Freund her.

„Was soll das?“, fragte er, als Kevin hinter einer Mauer zu Stehen kam.
 

„Es muss ja nicht jeder alles mitbekommen“, nuschelte er und zog Daniel wieder zu sich heran.

Aber dies er sträubte sich. „Warte. Wer muss was nicht mitbekommen?“
 

„Das alles hier. Dich und mich. Uns.“ Kevin machte eine allumfassende Handbewegung. „Ich will keinen Druck haben.“
 

Druck war untertrieben. In dieser Stadt wurde Homosexualität ungefähr genauso gern wie die Pest gesehen. Es war vollkommen verständlich, dass Kevin lieber vorsichtig war.

Aber dennoch …

„Früher oder später wird es eh allen klar werden“, murmelte Daniel. Lieber früher als später.
 

„Ja … Bald“, murmelte Kevin. Er küsste Daniel. „Nächsten Monat vielleicht.“ Noch einmal. „Irgendwann.“
 

„Mhh …“

Bisher hatte Daniel – abgesehen von Valerie – noch keinerlei Kusserfahrungen, aber auch so war ihm klar, dass Kevin ein außerordentlich guter Küsser war. Im Handumdrehen brachte er ihn dazu, alles um sich herum zu vergessen. Unglaublich, wie er es schaffte, ihn zu überzeugen … Aber wovon eigentlich?
 

Die Ruhe wurde erneut gestört - durch Daniels Handy. Es klingelte immer lauter und ließ sich bald nicht mehr ignorieren.

„Dein Handy klingelt“, sagte Kevin an seinem Ohr.
 

„Ich weiß.“ Kevins heißer Atem auf seiner Haut machte ihn wahnsinnig. „Ich nehm' gleich ab …“ Er umschlang ihn mit seinen Armen und zog ihn näher an sich.
 

Kevin lachte leise. „Daniel!“
 

Grummelnd ließ er ihn los und griff nach dem Störenfried. Es war Eriks Name, der ihm vom Display entgegenblinkte. Verflucht, den habe ich ja total vergessen! Verlegen nahm er ab.

„Hey, Erik.“
 

„Wo bist du?“, verlangte Erik zu wissen. Er klang wütend.
 

Daniel zögerte.

„Wo bist du denn?“
 

„Vor dem Arilla. Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist kurz nach Mitternacht!“
 

Der Schreck durchfuhr Daniel und beinahe hätte er das Telefon fallen gelassen. Wie zum Teufel hatte die Zeit so schnell vergehen können!?

Sein Vater war längst zu Hause – wahrscheinlich sogar seine Mutter! Den Stress, der ihn erwartete, wollte er sich lieber gar nicht vorstellen.
 

„Beweg dich mal lieber hierher. Und zwar schnell!“
 

„Bin schon unterwegs.“
 

Daniel legte auf und sah Kevin mit vor Schreck geweiteten Augen an.

„Ich muss nach Hause! Mein Vater bringt mich um!“
 

Kevin runzelte die Stirn und verstand den Sinn dieser Aussage offenbar nicht, kam aber dernnoch mit, als Daniel gehetzt zum Eingang der Disco lief, wo Erik schon auf ihn wartete.

„Na endlich“, raunzte dieser und scheuchte ihn zu seinem Auto.
 

„Warte“, sagte Daniel und schaute Kevin an. „Wie kommst du heim?“

„Vivien fährt.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

Die Worte versetzten Daniel einen Stich. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um eifersüchtig zu sein, aber er wollte sich Vivien und Kevin nicht zusammen in einem Auto vorstellen …

„Fahr doch bei uns mit“, schlug es deshalb vor.
 

Erik warf ihm einen bitterbösen Blick zu, doch Kevin winkte dankend ab. „Ich muss ja sowieso mit ihr reden. Wir, ähm, sehen uns morgen. Ich hole dich ab.“

Er sah ihm noch einmal kurz in die Augen und verschwand dann wieder in der Disco.
 

Daniel starrte ihm nach, bis Erik ihn entschieden zu seinem Wagen bugsierte.

„Du kannst bei mir übernachten, und deinen Eltern sagen wir dann, wir haben für die Schule gelernt, weil du Mathe nicht verstehst. Wenn du das richtig formulierst, lügst du nicht einmal, schließlich ist allgemein bekannt, dass du in Mathe eine Niete bist.“
 

„Mhm.“ Irgendwie war ihm das gerade ziemlich egal. Er verspürte einen dumpfen Schmerz in der Magengegend, der sich überhaupt nicht mit seinem hämmernden Herzen verstand.

Und seine Fantasie ließ ihrer gesamten Kreativität freien Lauf, indem sie ihm erbarmungslos intime Bilder von Kevin und Vivien zeigte.
 

xXx
 

Hi, ihr Lieben. Sorry, dass es mit den Antworten auf Kommis und Mails nicht so klappt, aber ich stehe unter ungeplantem Dauerstress und bin eigentlich schon froh darüber, dass ich noch wöchentlich hochladen kann.

Trotzdem lese ich natürlich jeden Kommentar, also hört ja nicht auf zu schreiben! Und ich muss sagen, ich war überrascht, dass sich so viele darüber beschwert haben, dass ich "so fies zu meinen Leuten" bin. Das richtige Leiden fängt erst an! xD

Joa... ich dachte mir, nach den ganzen Mädels müssen die Jungs auch mal ran, ehehe >;D
 

Liebe Grüße

San



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  tenshi_90
2012-01-13T21:26:24+00:00 13.01.2012 22:26
Eine echt tolle Story :)

Bin gespannt, wie das zwischen den beiden noch weiter gehen wird :)

Liebe Grüße
Von:  kmolcki
2012-01-12T18:12:30+00:00 12.01.2012 19:12
Gut geworden dieses Kapitel!!!!!! Du hast einen sehr flüssigen, gut zu lesenden Schreibstil und das Deutsch ist 1A!!!!! Die Story ist auch sehr interessant und ............
LG Kmolcki


Zurück