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Robin Hood

von

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Wie alles begann...

~*~1~*~
 

"Robin!!!!" Ein junger Mann mit langen, schwarzen Haaren rannte durch die Gänge des Schlosses und machte ein böses Gesicht. "Robin!! Antworte endlich!" Doch Robin antwortete nicht. "Wenn ich dich erwische!", grollte der junge Mann und verschwand in einem Zimmer. Hinter ihm hörte man laut die Tür knallen. Ein Kopf mit langen, blonden Haaren tauchte neben der Tür auf dem Schrank auf. Das Mädchen, dem der Kopf gehörte war nicht viel jünger wie der Mann, der sie eben so aufgebracht gesucht hatte. Sie kicherte leise und schwang sich dann elegant von dem Schrank. Sie trug ein weites Leinenhemd, das an den Ärmeln mit ledernen Armbändern gehalten wurde. Außerdem trug sie eine enge Leinenhose, ganz in grün. Dazu feste Stiefel und auf dem Rücken einen Köcher mit Pfeilen. Auf Zehenspitzen schlich sie an dem Zimmer vorbei und verschwand einem dunklen Gang. Ihr Verlobter war nun sicher wütend, doch das machte überhaupt nichts. Er war eigentlich ein netter Mensch und konnte gar nicht wirklich böse sein. Zumindest nicht zu ihr. Sie kicherte noch einmal und drückte dann gegen einen Stein, worauf eine in der Wand versteckte Tür aufschwang. Niemand kannte die Geheimgänge dieses Schlosses besser als sie. Sie schlüpfte hinein und verschloss den Durchgang wieder. Dann rannte sie durch den Gang, der sie zum Schlossgarten führte. Sie schlang ihre Haare um den Kopf und verbarg sie unter einer einfachen Mütze, an der sie probeweise noch etwas zupfte. Dann verließ sie den Gang und trat in den Garten. Dort waren ein paar Jäger gerade damit beschäftigt, sich gegenseitig im Zielschießen zu übertreffen. Robin lachte leise, als sie den Männern zu sah und trat dann aus einem Gebüsch hervor. Die Männer drehten sich sofort zu ihr um und beäugten sie skeptisch. "Was willst du hier, Junge?" Sie jauchzte innerlich. Die Tarnung war perfekt! "Ich wollte euch herausfordern!", sagte sie keck und hob ihren Bogen in die Höhe. Die Männer betrachteten sie spöttisch und lachten dann. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass du uns besiegen kannst, oder?" Sie nickte lebhaft. "Doch." Die Jäger sahen sie jetzt mit einer Mischung aus Ärger und Spott an. "Na dann zeig uns mal, was du kannst!" Sie lachte und nickte. Als Mädchen durfte sie eigentlich weder Bogenschießen, noch diese Männer herausfordern. Deshalb verkleidete sie sich ab und zu und mischte sich unter die Leute. Die Verlobte vom Sohn des Sheriffs kannte jeder, doch ein junger Bursche mit leicht zerfetzten Hosen fiel niemandem auf. Sie stellte sich vor die Zielscheibe und zog einen Pfeil aus dem Köcher. Vorsichtig zupfte sie die Federn am hinteren Ende zurecht und legte den Pfeil an. Tief einatmend zielte sie und schoss ab. "Treffer!", rief sie. Der Pfeil war genau in der Mitte des schwarzen Feldes stecken geblieben. Einige der Männer murmelten anerkennend. "Ganz nett. Aber das können wir auch! Wetten, dass du bei doppeltem Abstand nicht mehr triffst?", spottete ein anderer. Sie machte eine auffordernde Geste und jemand verrückte die Zielscheibe. "Ihr zuerst.", bot sie an und machte eine kleine Verbeugung. Der Mann sah spöttisch auf sie hinunter und legte den Pfeil an. Er traf genau ins Schwarze. "Sehr gut!", lobte sie. "Das werde ich wohl kaum überbieten können.", meinte sie gespielt bedauernd. "Wenn allerdings die Zielscheibe noch um ein paar Fuß nach hinten verschoben würde..." Sie wurde unsanft unterbrochen, als ihr Bruder Will hinter ihr auftauchte und sie am Arm wegzog. Die Jäger betrachteten beide erstaunt. "Entschuldigt uns bitte einen Moment.", meinte Will höflich. Die Jäger nickten. Hatten sie ihn doch eindeutig als zukünftigen Schwager des zukünftigen Sheriffs(ha, ha ich weiß... wusste nicht, wie ich es sonst ausdrücken sollte) erkannt. Will zerrte Robin hinter einen Busch und gab ihr eine Kopfnuss. "Sag mal, was fällt dir eigentlich ein?" Robin sah ihn beleidigt an. "Ich war gerade dabei zu gewinnen!", meinte sie böse. Will schnaufte verächtlich. "Du bist wirklich unmöglich! Du kannst doch nicht einfach als Mann verkleidet durch die Gegend rennen!" Robin funkelte ihn an. "Ach nein? DU hast ja keine Probleme. Schließlich bist du keine Frau. Weißt du eigentlich, wie es ist, wenn man immer nur schön aussehen darf? Wenn ich das nicht tun würde, dürfte ich nicht einmal Bogenschießen, weil sich dass für eine Frau nicht gehört." Will seufzte. "Du musst wirklich besser aufpassen. Bald wirst du den zukünftigen Sheriff heiraten. Da darfst du dir keine Patzer erlauben." Robin verzog das Gesicht. "Wenigstens ist das keine von diesen versprochenen Hochzeiten! Marrin hat selbst beschlossen, dass er mich heiraten will und dass nicht mal sein Vater ihm da reinreden kann. Und im Gegensatz zu vielen anderen Leuten MAG er meine stürmisch Art!" Robin schimpfte wie ein Rohrspatz. Will wurde immer kleiner. Er war zwar der Ältere, doch in allen anderen Dingen war er seiner Schwester leicht unterlegen. "Bitte, Marrin hat mich geschickt, um nach dir zu suchen. Ich bin unschuldig!", versuchte er, sich aus der Affäre zu ziehen. Robin grinste. "Na gut, William Scarlett. Ich verzeihe dir." Versöhnlich umarmte sie ihn. "Wo ist eigentlich dein John?" Will sah sie böse an. "Weiß nicht...", murmelte er dann leise. Robin grinste noch breiter. "Na dann wollen wir mal zu meinem Liebsten gehen.", meinte sie dann und zog ihren Bruder mit zum Haupteingang. Nicht einmal ihm hatte sie von den Geheimgängen erzählt. "Ich muss mich noch schnell umziehen. Geh schon mal vor, ja?" Will nickte und ging weiter. "Warte!", er drehte sich noch einmal zu seiner Schwester um. "Versprich mir, dass du ihm nichts sagst!" Sie sah ihn ernst an. Er nickte und lächelte. "Gut!" Sie hob ihm den kleinen Finger hin und er hakte ein. Dann rannte sie schnell weiter in ihre Gemächer. Will sah ihr etwas besorgt nach, drehte sich dann aber ebenfalls wieder um und ging gemütlich in Richtung von Marrins Arbeitszimmer.

Robin schloss ihre Tür und drehte den Schlüssel um. Dann zog sie als erstes den Hut von ihrem Kopf. Ihr blondes Haar fiel zerzaust über die Schultern bis zu ihrem Hosenbund. Sie zog das Hemd, die Armbänder und die Hose aus und verstaute Bogen und Köcher in einem Geheimfach ihres Schrankes. Dann wusch sie sich schnell und setzte sich an ihren Frisiertisch. Langsam und unter leisem Fluchen begann sie, ihr Haar zu kämmen. Sie hasste es furchtbar, denn es ziepte immer so. Doch ihre Mutter war immer dagegen gewesen, dass sie es abschnitt und deswegen behielt sie es so lange. Als Andenken an ihre Mutter.

Als sie fertig war und ihr Haar fast wie flüssiges Gold über ihre Schultern floss, nickte sie zufrieden und zog sich ein Unterkleid an. Das schwierigste war immer, sich ein passendes Kleid auszusuchen. Sie hatte inzwischen so viele, dass sie sich nie entscheiden konnte. Nach langem überlegen entschied sie sich für ein einfaches, rotes ohne irgendwelche Schleifen und Rüschen, dass fast gerade zu Boden fiel. Ihr Haar flocht sie an der Seite zu einem langen Zopf und band eine rote Schleife darum. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Ja, so konnte sie sich zeigen! Sie schnappte sich ihre Stiefel und drehte den Schlüssel um. Im letzten Moment fiel ihr ein, dass sie zu einem Kleid unmöglich ihre Lederstiefel anziehen konnte. Sie grinste verlegen und suchte nach ein paar passenderen Schuhen. Dann machte sie sich endlich auf den Weg.

Will saß auf einem bequemen Sessel am Feuer und sah Marrin zu, wie er ungeduldig auf und ab ging. "Und sie hat gesagt, dass sie gleich kommt?" Will nickte und grinste unbeholfen. Er wusste, dass sie sich erst umziehen und zurechtmachen musste, aber das konnte er seinem Gegenüber ja kaum erzählen, oder? "Ich glaube, sie wollte sich noch umziehen und etwas frisch machen. Sie war etwas an der frischen Luft, als ich sie gefunden habe." Das war gut! Und es war nicht einmal gelogen! Will lobte sich in Gedanken. Auf Marrins Lippen zeigte sich ein liebevolles Lächeln. "Das ist schön! Frische Luft tut Robin gut." Dann nahm sein Gesicht wieder ernstere Züge an. "Dann können wir ja noch etwas geschäftliches besprechen, bis sie kommt." Will nickte und strich sich eine kurze, rotblonde Strähne aus dem Gesicht. "Ich wollte dir vorschlagen, mein Stellvertreter zu werden. Sobald ich Robin heirate, werde ich den Posten meines Vaters übernehmen und dann brauche ich jemanden, der für mich alles erledigt. Schließlich erledigt der Sheriff von Nottingham nicht alles selbst. Wenn man so eine wichtige Position hat, dann muss man hauptsächlich Präsent sein und auf Bällen und Feiern erscheinen. Für den Rest ist der Stellvertreter zuständig. Könntest du dich mit dieser Position anfreunden?" Will überlegte. "Gerne, aber es wäre schön, wenn mein Freund John auch bei Euch arbeiten könnte." Marrin nickte. "Das ist kein Problem." William lächelte und seine grünen Augen strahlten. "Gut! Dann mache ich es gerne." Genau in dem Moment platzte Robin in den Raum. Marrin schenkte ihr ein Lächeln und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Wange. "Da bist du ja, mein Liebling! William hat mir erzählt, dass du spazieren warst. War es schön?" Robin warf ihrem Bruder einen dankbaren Blick zu und nickte dann. "Setzt dich doch zu uns, Liebes." Er schob Robin einen Sessel zurecht und sie ließ sich erschöpft hineinsinken. "Danke." Sie strich geziert ihr Kleid zurecht. "Ich habe William gerade die Stelle als mein Stellvertreter angeboten, sobald ich Sheriff bin." Robin sah ihren Bruder überrascht an. Der lächelte und hob seinen kleinen Finger. "Und er hat zugestimmt." Robin wandte sich wieder ihrem Verlobten zu. "Das ist aber schön. Dann muss er nicht zu weit weg und ich kann ihn auch ab und zu sehen." Marrin nickte. "Das muss ich nur noch mit meinem Vater abklären, aber der ist gerade verreist." Robin erhob sich wieder und lächelte freundlich. "Das ist wirklich wunderbar. Weiß den John schon von seinem Glück?" Marrin schüttelte den Kopf. "Ich werde es ihm nachher erzählen.", meinte Will schnell. Robin nickte. "Das ist schön. Aber sag, warum hast du mich denn gesucht, Liebling?" Marrin lächelte. "Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass wir heute Abend auf einen Ball eingeladen sind. Dein Bruder und John können auch gerne mitkommen." Robins blaue Augen begannen noch heller zu leuchten. "Ein Ball!", rief sie begeistert. "Fein, dann werde ich jetzt gleich gehen und mir etwas passendes heraussuchen." Marrin geleitete sie zur Tür und schloss diese hinter ihr wieder. Dann warf er William einen entschuldigenden Blick zu. "Mach dir nichts draus! Als Kind musste ich immer mit ihr tanzen.", erzählte William, worauf Marrin laut lachte.

Robin saß in ihrem Zimmer und betrachtete ihren Schrank. Eigentlich hatte sie nicht gerne diese pikfeinen Kleider an, in denen man sich vorkam wie ausgestopft, aber auf Bällen trug man so etwas nun einmal und Bälle liebte sie über alles, da man auf ihnen so viel tanzte. Sie zog ein paar Kleider aus dem Schrank und klingelte dann nach ihrer Zofe. Ein Mädchen, vielleicht sechzehn kam herein und machte einen Knicks. "Sag mal, Elly, was soll ich heute Abend anziehen?" Eleanor grinste und zog ein dunkelblaues Kleid aus dem Schrank. "Ach nein, das ist so unbequem!", meckerte Robin. "Ihr könnt eben schlecht in euren Leinenhosen erscheinen, Mylady!" Robin warf der Zofe einen beleidigten Blick zu. "Nenn mich nicht immer Mylady! Außerdem wäre doch auch mal witzig, meinst du nicht?", fragte sie sarkastisch. Eleanor war ihre beste Freundin, seit sie auf Nottingham wohnte. Sie war auch außer ihrem Bruder die einzigste, die von Robins kleinen Ausflügen wusste.

In der Zwischenzeit hatten Marrin und William einen Vertrag aufgesetzt und William unterschrieb. "Ich gehe jetzt John suchen, damit er auch unterschreiben kann." Er deutete eine Verbeugung an und ging aus dem Raum. Er glaubte, ziemlich genau zu wissen, wo er John finden konnte.

John Little war unheimlich groß. Er überragte alle um fast zwei Kopf. Außerdem war er braun gebrannt und hatte Muskeln am ganzen Körper. Der Riese hatte ein freundliches Gemüt und seine braunen Augen sprühten fast immer vor Glück. Gerade jetzt lag er auf einer Wiese, über ihm mindestens zehn kleine Jungen. "Hilfe, ihr habt mich überrumpelt!", meinte er lachend. Die Jungen schrieen begeistert auf. "Jetzt ist aber genug. Irgendwann muss ich ja auch noch arbeiten, oder?" Er setzte sich auf und die Jungen purzelten vergnügt auf die Wiese. "Eure Mütter machen sich sicher schon Sorgen. Heim mit euch, aber dalli!" Er richtete sich auf und scheuchte die Kleinen von der Wiese. Am Gatter stand William und lachte. "Lach nicht, mein Lieber! Versuch doch selber erst einmal, mit so einer kleinen Rasselbande fertig zu werden!" William hörte auf zu lachen und grinste stattdessen breit. "Wie geht's deinen Schafen?" John deutete auf die Wiese. "Sie haben die Rasselbande überlebt.", meinte er grinsend. "Was willst du denn hier?", fragte er dann neugierig. "Ich kommen von Marrin. Er hat mir angeboten sein Stellvertreter zu werden, sobald er Sheriff ist." John wurde ernst. "Na dann hast du ja eine richtig wichtige Position.", meinte er anerkennend. William nickte. "Und er hat gefragt, ob du nicht auch Lust hättest. Jemanden wie dich kann man immer gut gebrauchen." John sah den Rotschopf traurig an. "Das ist nichts für mich, Will. Ich bleibe lieber bei meinen Schafen." Will ließ den Kopf hängen. "Aber... diese blöden Schafe!", meinte er dann eingeschnappt. John lachte laut los. "Lass mal die armen Schafe aus dem Spiel. Die können nun wirklich nichts dafür." Will verzog beleidigt sein Gesicht. John wuschelte ihm durch die Haare. "Was sollte ich denn bei Marrin machen?" Will funkelte ihn an. "Du solltest mir helfen. Aber du könntest auch Hauptmann der Wache werden, oder so was...", meinte er. John schüttelte den Kopf. "Also nee, das ist nichts für mich. Ich kann ja Marrins Schafe hüten!", meinte er diplomatisch. Jetzt lachte auch Will. "Du bist echt unmöglich, aber na gut. Vorschlag angenommen." Beide schüttelten sich mit ernsten Gesichtern die Hände und lachten dann wieder los. "Ach übrigens, wir sind heute Abend zu einem Ball eingeladen." John hob eine Augenbraue. "Wirklich?" Will nickte. "Und wie kommen wir zu der Ehre?" Will zuckte mit den Schultern. "Na ja, ich bin der Bruder von Robin und du bist ein guter Freund. Reicht das?" John schüttelte den Kopf. "Ich hab doch gar nichts, was ich anziehen kann." Will grinste. "Doch, hast du." "Wie soll ich das verstehen?" "Frag Robin..."

Robin lag auf ihrem Bett. Ihre Haare waren noch nass und lagen wie ein Kranz um sie herum. Irgendwo unter dem Bett lag ein Buch, dass sie bis jetzt noch gelesen hatte. Ungeduldig wartete sie auf ihren Bruder und den riesigen John. "Elly, wo bleiben sie bloß?" Die Zofe zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, aber ihr solltet eure Haare trocknen, sonst erkältet ihr euch noch." Robin seufzte und setzte sich hin. "Wenn es unbedingt sein muss.", meinte sie genervt. "Aber wenn sie nicht bald kommen, dann gehe ich sie holen!" Eleanor nickte und machte sich daran, die Haare ihrer Herrin zu trocknen. Als sie fast fertig war, klopfte es an der Tür. "Dürfen wir reinkommen, Schwesterchen?" "Ja!" Die Tür öffnete sich und Will und John traten ein. "He, Robin, du solltest dir mal was anziehen!" Robin sah an sich hinunter. Sie trug nur einen weißes Nachthemd. Verlegen grinste sie. "Oder willst du, dass unserem John die Augen rausfallen?" John hatte sich weggedreht und war knallrot. "Ich mach ja schon!" Schnell zog Robin sich ein Kleid über und kam dann wieder in den Raum. "Jetzt zu euch!" Sie zog unter lautem Ächzen eine Truhe hervor, in der eine Menge Kleider lagen. "Sucht euch was aus! Die Sachen müssten eigentlich passen." Sie öffnete die Truhe und schmiss ihrem Bruder ein paar Sachen zu. "Aber das kann ich doch nicht annehmen!", meinte John, der immer noch rot im Gesicht war. "Doch, kannst du!" Robin stemmte die Hände in die Hüfte und sah ihn streng an. "Oder willst du etwa so zum Ball erscheinen?" Will grinste. "Mach lieber, was sie sagt. Robin kann echt unangenehm werden." John nickte und nahm ein paar Sachen aus der Truhe. "Da hinten könnt ihr euch umziehen." Robin deutete auf ein kleines Nebenzimmer. Als sie wieder herauskamen, strahlte Robin glücklich. "Ihr seht toll aus. So nehme ich euch gern mit!" Beide hatten weiße Leinenhemden und schwarze Hosen an. Will trug schwarze Schuhe mit feinen Gamaschen und eine braune Weste, die ausgezeichnet zu seinen Haaren passte. John trug Lederstiefel und eine weite Jacke mit feinen Verzierungen. "Und was wirst du tragen, Schwesterherz?", fragte Will gespannt. Robin machte eine unwirschte Bewegung Richtung Bett, auf dem das dunkelblaue Kleid lag. Will grinste. "Ich weiß, dass du es nicht magst, aber ich finde, es steht dir einfach super. Danke für die Kleider, wir gehen dann mal." Fluchtartig verließen beide die Gemächer, um sich vor diversen fliegenden Kissen in Sicherheit zu bringen.
 

"Darf ich dir behilflich sein?" Marrin hob Robin elegant aus der Kutsch. Sie lächelte glücklich. "Du siehst wirklich bezaubernd aus.", sagte Marrin und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Robin trug ihre Haare hochgesteckt und mit Perlen verziert. "Du aber auch." Marrin trug eine Art Uniform. Sein Haar war streng zurückgekämmt und im Nacken zusammengebunden. Robin hakte sich bei Marrin ein und hob ihr Kleid etwas an, um auf der Treppe nicht zu stolpern. Hinter ihnen fuhr die Kutsche weg und machte der nächsten Platz, aus der William und John stiegen. Robin drehte sich kurz zu ihnen um. "Na, habt ihr niemanden gefunden, der mitwollte?", fragte sie keck. William verzog das Gesicht. "Gott bewahre, ich komme lieber alleine, als mit einer dieser kreischenden Furien." John lachte. "Darf ich ihnen meinen Arm anbieten, Madame?", fragte er und machte ein wichtiges Gesicht. "Aber immer doch, mein Herr." Will klimperte mit den Wimpern und hakte sich bei John ein. Robin schenkte den beiden einen bösen Blick. "Ihr könnt aber auch nichts ernst nehmen!" Die Männer lachten und Will ließ Johns Arm wieder los. Sie nahmen die letzten Stufen der Treppe und ein Diener öffnete ihnen die großen Flügeltüren. Ein Diener nahm ihre Einladungen entgegen und führte sie dann durch einen langen Gang in den Ballsaal. "Sir Marrin deLacey mit seiner Verlobten Robin von Locksley. Sowie William Scarlett und John Little.", wurden sie angekündigt. Einige drehten sich nach dem zukünftigen Sheriff und der Tochter des Earl von Huntington um und murmelten leise hinter vorgehaltener Hand. Robin ließ Marrins Arm los und schritt elegant durch den Saal, um sich an einen Tisch in einem Eck zu setzten. Marrin gesellte sich zu ein paar Männern, mit denen er wild zu diskutieren begann. William und John verkrümelten sich und machten den Damen schöne Augen. Robin sah ihnen zu und lächelte. Eigentlich würde sie jetzt auch lieber mit jemandem Scherzen, als hier alleine zu sitzen, doch das gehörte sich für einen feine Dame nun einmal nicht. Sie musste hier sitzen und warten, bis jemand sie zum Tanz aufforderte oder Marrin sich zu ihr setzte. Leise seufzend lehnte sie sich zurück. Ihr war ja so unheimlich langweilig. "Lord High Sheriff von Nottingham, Sir William deLacey!", kündigte der Diener am Eingang an und die Tür wurde geöffnet. Robin sah überrascht auf. Marrin hatte gar nicht erwähnt, dass sein Vater auch zu diesem Ball erscheinen würde.

Der Sheriff von Nottingham ging durch den Saal, grüßte hier und da jemanden und gesellte sich dann zu seinem Sohn. "Ich muss mit dir reden, mein Sohn." Marrin sah seinen Vater überrascht an. "Es ist wichtig." Marrin nickte und verabschiedete sich von seinen Freunden. Dann folgte er seinem Vater in einen Nebenraum. "Ich hätte es gerne unter anderen Umständen besprochen, doch ich muss Morgen wieder verreisen." Marrin nickte und setzte sich in einen der Sessel. "Ich wollte mit dir über deinen zukünftigen Stellvertreter sprechen. Hast du schon jemanden ins Auge gefasst?" Marrin nickte. "Ich dachte an William Scarlett. Er ist der Bruder von Robin und wird, so bald ich sie heirate den Namen Huntington tragen. Auch wird er den Titel eines Earls erhalten, wenn der jetzige Earl, sein Stiefvater, stirbt. Außerdem halte ich ihn für sehr fähig, diese Stellung zu meistern." DeLacey verzog das Gesicht. "Du meinst diesen schmalen, rothaarigen Burschen?" Marrin nickte. DeLacey schüttelte den Kopf. "Das meinst du nicht ernst, oder? Er hat doch keinerlei Erfahrung und ihm fehlt die nötige Bildung." "Oh, er hat eine ausgezeichnete Bildung und was die Erfahrung betrifft, er verwaltete eine Zeit lang Huntington. Den Rest wird er lernen." DeLacey ging zur Tür. "Wir werden sehen...", meinte er und ging nach draußen. In dem großen Saal sah er sich zuerst um. Als er Robin entdeckte, ging er auf sie zu. Wenn er schon hier war, war es seine Pflicht, wenigstens mit der Verlobten seines Sohnes zu tanzen. "Darf ich bitten, Mylady?" Er verbeugte sich und bot ihr seine Hand an. Sie lächelte und erhob sich. Die Musiker spielten etwas lauter auf und die Tanzfläche leerte sich für die beiden. DeLacey achtete jedoch nicht auf all das. Er war zu sehr damit beschäftigt, über das eben Gehörte nachzudenken. Dass ein Nachkomme von Huntington der Seneschall des Sheriffs wurde, musste um jeden Preis verhindert werden. Es fehlte gerade noch, dass der Seneschall mehr Macht hatte, als sein Vorgesetzter, der Sheriff. Nein, auf der Position hätte er lieber seinen jetzigen Seneschall, Sir Guy of Gisbourne gesehen. Der rundliche Mann war sehr pflichtbewusst und hundertprozentig loyal. Wenn er Seneschall blieb, konnte deLacey seinen Sohn zumindest überwachen. Die Musik wurde leiser und verstummte dann ganz. DeLacey verbeugte sich und führte Robin wieder zurück zu ihrem Platz. Dann begab er sich Richtung Tür.

"Ihr wollt doch nicht etwa schon gehen?" Der Sheriff drehte sich langsam um, um zu sehen, wer so respektlos war. "Ah, Earl! Ich hatte nicht erwartet, dass ihr auch hier seid.", meinte er, als er sah, wen er vor sich hatte. Der Earl von Huntington schenkte ihm einen misstrauischen Blick. "Das ist schade. Wollt ihr nicht mit uns feiern?" "Nein, ich bedaure, aber ich muss leider so schnell wie möglich wieder zurück nach Nottingham und einige wichtige Dinge erledigen." Der Earl war noch immer misstrauisch. "Hat das nicht Zeit bis morgen?" DeLacey sah sich gehetzt um. Er wusste, dass er nicht die Macht hatte, einem Earl die Stirn zu bieten. Aber er konnte auch um keinen Preis hier bleiben. "Nein, ich bedaure, aber es ist äußerst dringend, wie ich schon sagte." Der Earl hob eine Augebraue. "Nun gut, dann geht, wenn eure Angelegenheiten so dringend sind." DeLacey atmete erleichtert auf und verließ den Saal.

"Was war denn hier los?" Marrin setzte sich zu Robin und sah sich verwundert in dem Saal um. "Dein Vater hatte gerade ein sehr...nun ja ernstes Gespräch mit meinem Vater.", meinte sie bedauernd. Marrin nickte. Es war kein Geheimnis, dass der Earl von Huntington und der Sheriff von Nottingham sich nicht ausstehen konnten. "Willst du noch ein wenig tanzen, meine Liebe?" Robin nickte und ließ sich von Marrin auf die Tanzfläche führen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2005-01-17T11:54:32+00:00 17.01.2005 12:54
^.^echt klasse deine Fanfic ^o^, wäre schön wenn dur weiter schreibst
Von: abgemeldet
2004-06-11T12:36:42+00:00 11.06.2004 14:36
freche Frage, gedenkst du irgendwann weiterzuschreiben?
dein Anfang ist wie gesagt vielversprechend
du hast eine erfrischende Art zu erzählen und zu beschreiben, abgesehen von ein zwei Tippfehlern liest es sich sehr flüssig

fände es wirklich schade wenn es nicht weitergeht....

sean
Von: abgemeldet
2004-03-05T17:03:32+00:00 05.03.2004 18:03
Hola!
Das ist hier mal eine ganz andere FF von Robin Hood oder?
Ich finde sie interessant und auch gut geschrieben.
Wann geht es dann weiter? Aber worauf läuft das alles denn hinaus??
Bis zum nächsten Mal! :)

Bye Reeks
Von: abgemeldet
2004-01-25T15:32:35+00:00 25.01.2004 16:32
Hallo? Also wenn du schon angefangen hats zu schreiben, dann solltest du die ff auch weiter scheiben ne?
Sonst ist der Anfang ganz gut geworden...
Shadowgirl
Von: abgemeldet
2003-06-28T19:55:39+00:00 28.06.2003 21:55
nicht schlecht
Von: abgemeldet
2003-06-24T08:39:24+00:00 24.06.2003 10:39
Also das ist doch schon einmal, ein sehr viel versprechender Anfang. Die Idee ist gut und ich freu mich schon auf mehr davon. Hoffe du schreibst irgendwann mal daran weiter....

gruss sean-bea


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