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Schattenspiele

von

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Elefantenelchmitamputiertemgeweih

„Okay, was ist das?“
 

„Ein, äh, Schneemann?“
 

„Ein Schneemann? Wo zum Teufel siehst du denn da einen Schneemann?“
 

„Keine Ahnung, ich seh eigentlich gar nichts, außer ein paar unidentifizierbaren…Klumpen.“
 

„Hast du was mit den Augen oder was?“
 

Aufgebracht wedelt Maxim mit den Händen vor meiner Nase herum, bevor er sie wieder vor die Wand hält, die wir mit seiner schnieken rotglühbirnigen Pornoatmosphärennachttischlampe angestrahlt haben. Ich zucke nur leicht hilflos mit den Schultern und versuche das Grinsen, das sich schon die ganze Zeit auf mein Gesicht drängeln will, im Zaum zu halten.
 

„Okay, und was ist das?“
 

„Ähm.“
 

Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe und versuche eine ernste Miene zur Schau zu stellen. Leider muss ich dann doch grinsen und schüttle leise lachend den Kopf. Verloren. Ist aber auch zu herrlich, wie er sich hier ins Zeug legt.
 

„Ein Affe? Keine Ahnung.“
 

„Das ist doch kein verdammter Affe! Los, was ist das?“
 

Mit konzentrierter Miene glubscht er auf das Gebilde seiner Hände und kraust leicht die Nase, um seine Brille, die ihm schon wieder ein Stück von der ebenjener gerutscht ist, nicht ganz zu verlieren. Schmunzelnd beobachte ich ihn und richte meinen Blick erst schnell wieder interessiert auf seine Finger, als er mir den Ellenbogen gegen die Brust rammt.
 

„Also?“
 

„Ähm…“
 

„Guck, das ist die, äh, ‚Nase’“, – er wackelt mit dem linken Zeigefinger –, „und das sind die- Gott, wie nennt man das denn? Stoßhörner oder so.“
 

„Stoßzähne?“, will ich lachend aushelfen und er versucht unter der Decke nach mir auszutreten, ist aber auf dem Rücken liegend und durch seine Verrenkungen etwas gehandicapt. Ich würd ja mal sagen; knapp daneben ist auch vorbei.
 

„Das ist nicht witzig, verdammt. Rat jetzt!“
 

„Babe“, fange ich langsam an und rutsche ein wenig an ihn heran. „Tut mir Leid dir das jetzt unter diesen Umständen sagen zu müssen und ich wünschte du würdest es auf eine andere Art und Weise erfahren, aber;…ich glaube Schattenspiele sind nicht ganz so dein Ding.“
 

Empört öffnet und schließt er den Mund, was in der Folge aussieht wie ein Fisch an Land und nun muss ich erst recht lachen. Zischend boxt er mir hart gegen die nackte Brust und ich halte sie mir feixend. Wirklich wehgetan hat das durch die nichtvorhande Kraft in seinen Spargeltarzanarmen natürlich nicht, aber allein der Versuch ist schon wieder extrem niedlich.
 

„Ach, halt doch die Klappe, du Blödarsch! Du bist nur total beschissen im Erraten, da liegt das Problem!“
 

Blödarsch? Hammer, da hatte er aber auch schon einige bessere Beleidigungen drauf. Da er mich wohl aber, seit ich hier bin, schon mit seinem ganzen beträchtlichen Repertoire belegt und schätzungsweise fünf neue dazu erfunden hat, sind ihm vielleicht auch einfach die originellen Beschimpfungen ausgegangen. Schade, dabei ist doch sein ständiges Gefluche neben der Tatsache, wie schnell man ihn mit den richtigen Sätzen auf die Palme bringen kann, eines meiner Lieblingseigenschaften an ihm.
 

Natürlich mag ich sehr viel mehr an ihm, angefangen von seiner schmächtigen Hühnerbrust über seine unmoderne Streberbrille, seine zu 24 Stunden an 7 Tagen die Woche zu einer missmutigen Fresse verzogenen Schnute und seinen ständig zerzausten Haare; die immer aussehen, wie gerade aus dem Bett geklettert oder permanent durchgerauft. Bis hin zu seiner ausgeprägten Fresssucht, die ihn alles in ihn stopfen lässt, was sich schon von einem Kilometer Entfernung als fetttriefend und ungesund erkennen lässt. Ich glaube ich habe ihn fast noch nie Obst oder anderes Gemüse, als matschigen Tiefkühlpizzabelag essen sehen.
 

Aber das sind ja alles unwichtige Kleinigkeiten und Äußerlichkeiten. Wenn ich einen Auslöser nennen müsste, der mich dazu gebracht hat mich mehr oder weniger unkontrolliert in den gar nicht so kleinen Idioten hier zu verknallen, dann wäre es sicher dieser Blick, mit dem er einen immer bedenkt und bei dem man andauernd das Gefühl hat, als wäre man eine ekelhafte Kakerlake, die es mit dem Schuh zu zerquetschen gilt. Ja, ich denke das kann man so sagen.
 

Wenn er doch mal nur so viel an mir finden würde, wie ich Gefallen an seiner ganzen seltsamen Art. Klingt so eine peinliche Teenagerschwärmerei eigentlich erbärmlich und irgendwie auch ziemlich beschämend für einen Kerl in meinem halbwegs erwachsenen Alter? Ja? Okay, dann checkt er es vielleicht ja auch bald mal.
 

„Genau, red dir nur ein, dass es meine Schuld ist, wenn dein Stolz braucht“, schnaufe ich lachend und er durchbohrt mich mit einem Paradebeispiel eines vernichtenden Kakerlakenblickes. Angepisst verschränkt er die Arme vor der ebenfalls nackten Brust und richtet seinen Blick gen Zimmerdecke.
 

„Och, nicht doch“, schnurre ich sofort und meine Hand schiebt sich fast ganz ohne mein Zutun über seinen Arm und seinen Brustkorb zu seinem Hals, legt sich dann an seine Wange. Mit Nachdruck drehe ich sein Gesicht in meine Richtung und grinse ihn an. „Kleiner Schmollmoooops.“
 

„Wichser“, zischt er und abfällig schnaubend ruckt er mit dem Kopf, um sie abzuschütteln und wieder an die Decke zu glotzen. Na, geht doch. Da kommt man sich doch gleich wieder um ein tausendfaches geliebter vor. Ernsthaft jetzt. Wen beleidigt er schon nur annähernd so oft wie mich? Das muss was heißen.
 

Schmunzelnd drücke ich ihm einen Kuss auf die schmale Schulter, fahre die Kontur der langen, blauen Ader unter der blassen Haut seines Halses nach und über sein auffällig hervorstehendes Schlüsselbein zurück zu seiner Brust. Die Gänsehaut, die sich dabei über seine Haut zieht, ist nicht zu übersehen und ich verstecke mein Grinsen lieber in seinen verstrubbelten Haaren. Am Ende hackt er mir dafür heute noch was ab. Kann ja auch mal wieder aufhören ihn zu verspotten, sonst läd er mich demnächst nicht mehr zu sich ein, wenn er ‚krank’ zu Hause hängt und sich furchtbar einsam und allein in seinem Bett fühlt.
 

„Hab ich jetzt tatsächlich deinen merkwürdigen Stolz verletzt?“, frage ich und streiche zärtlich mit den Lippen über seinen Hals. „Das wollte ich nicht, tut mir Leid.“
 

„Das hat überhaupt nichts mit Stolz zu tun.“ Fast sofort kann man sehen, wie sich die Anspannung in seinem Körper ein bisschen löst. Na bitte. Einschleimen wirkt doch einfach immer. „Ich hab mich voll ins Zeug gelegt und du gibst dir nicht mal Mühe ordentlich zu raten.“
 

„Ich hatte halt keinen Bock auf Schattenspiele.“ Ein paar weiter Bettspiele hätten mein Interesse sehr viel mehr getroffen.
 

„Du hast gesagt ich soll dich unterhalten.“
 

„Ich hab gesagt du sollst mir was erzählen. Eine Geschichte oder was über dich, aber davon, dass du einen halben Zoo an deine Wand projizieren sollst, war keine Rede.“
 

Nun löst er die Arme von seiner Brust und wirft mir einen kurzen Seitenblick zu.
 

„Ich mochte die Idee. Und ich kann keine Geschichten erzählen.“ Isser nicht süß? Ernsthaft, wer könnte dieser beleidigt verzogenen Gusche tatsächlich widerstehen? Man möchte glatt spontan anzweifeln, er sei nicht 23 sondern gerade erst mal 13.
 

„Was war es denn nun eigentlich?“, lenke ich noch weiter ein und eine seiner Hände schiebt sich nun warm unter die meine, die auf der Bettdecke liegt.
 

„Ein Elefant.“
 

„Ein Elefant?“, lache ich und nehme den Kopf ein bisschen zurück, um ihn ansehen zu können. „Das sah höchstens aus wie ein Elch mit amputiertem Geweih.“
 

Augenblicklich zieht er seine Hand wieder zurück, was es mich sofort bereuen lässt. Verdammt, denk doch mal nach, bevor du loslaberst. Los ablenken, lass dir was einfallen, Ivo.
 

„Ähm, aber-… Das liegt nur daran, dass ich furchtbar unfähig bin und völlig nutzlos und nicht daran, dass du etwa ein schlechter Tierschattenandiewandwerfer wärst. Nie im Leben. Das ist allein meine Schuld.“
 

Und jetzt noch ein bisschen treudoof mit den Glubschern geblinkert und schon kann ich da auch endlich mal wieder ein Grinsen in seinem Mundwinkel zucken sehen. Haha, Superivo schafft es auch Muffelmaxim das Lachen zu lehren. Mission erfolgreich beendet, dann können wir uns ja gleich wieder der nächsten widmen. Mir würde da auch direkt was einfallen.
 

„Sag mal“, fange ich an, bevor wir das Thema noch ausweiten können und lächle ihn einnehmend an, rutsche näher an ihn heran. „Ich hätte da noch eine Idee, wie wir uns die grausame Langeweile vertreiben könnten. Dabei kannst du sogar deine Zauberhände einsetzen.“
 

Die Stirn runzelnd sieht er zu mir rüber, dann folgt sein Blick aber misstrauisch meiner Hand, die sich unter die Decke und über seinen Bauch schiebt. Ihm einen Kuss auf die Wange drückend, schmiege ich mich an seine Seite und er rümpft wieder kurz die Nase.
 

„Ich weiß nicht, ob du das verdient hast“, schnüpft er und ich ziehe meine Hand doch noch einmal hervor, um ihm vorsichtig die Brille von der Nase zu ziehen. Ich lege sie neben die Pornoatmosphärenlampe auf den Nachttisch und rolle mich über ihn.
 

„Nein, nein. Sieh es als eine Art Entschuldigung. Eine sehr ausführliche Entschuldigung.“
 


 

„Wolf!“
 

„Ja!“
 

„Gans!“
 

„Ja!“
 

„Schmetterling!“
 

„Gut!“
 

„Äh, ich weiß nicht- Kaninchen?!“
 

„Yes!“
 

Grinsend lasse ich die Hände sinken und drücke dem ebenfalls grienenden Maxim einen dicken Schmatzer auf den Mund.
 

„Wir hätten schon vorher die Rollen tauschen sollen, dann hätten wir uns das Gezicke gespart.“
 

„Ich hab nicht gezickt“, erwidert er, allerdings keineswegs so verschnupft wie vorhin und schlingt seine Arme um meinen Hals, lässt sich gegen mich sinken. Ich lasse mich wieder nach hinten auf das Bett fallen und er purzelt hinterher, löst seine Lippen erstmal nicht von meinen.
 

Eine Hand schiebe ich in die Haare in seinem Nacken und die andere streichelt über seine Seite, runter zu dem kleinen süßen Knackpo, den er da sein Eigen nennt. Es ist absolut anbetungswürdig, wie überschwänglich und begeistert er plötzlich bei der Sache sein kann und ich werd ihm da jetzt ganz bestimmt keinen blöden Spruch reinwürgen, um seine seltene Laune zu killen. Vor allem nicht, wenn er da gerade offensichtlich so ein äußerst gutes Ziel verfolgt.
 

Seine Lippen lösen sich von den meinen, setzen ihren Weg aber über mein Schlüsselbein, meine Brust und den Ansatz meines Bauches fort. Grinsend fahre ich mit der Hand durch seine weichen, nun eindeutig wirren Haare und er wirft mir unter seinem zotteligen Pony einen Blick zu. Schnell versuche ich das debile Grinsen zu tilgen, aber das lässt sich im Moment schwer bewältigen.
 

Scheint ihm dann im Falle aber auch egal zu sein, denn er setzt seinen Weg in tropische Gebiete fort und seine Hände streichen meine Beine hinauf.
 

Ich glaube ich möchte, dass Maxim öfter ‚krank’ ist und spontan beschließt sich vor der Uni zu drücken. Könnte zwar in meinem eigenen Ausbildungsbetrieb etwas merkwürdig kommen, wenn ich ebenfalls ständig fehlen würde, aber das würde ja immerhin viel Aufmerksamkeit von Maxim bedeuten und so viele Kakerlakenblicke wie ich will.
 

Und vielleicht auch bald mal einen Schritt weiter in irgendwas, was sich mehr wie eine Beziehung definieren lässt. Und an die Schattenspiele kann ich mich auch gewöhnen, wenn er dann mindestens genau so eifrig bei der Sache ist, wie-…hhng, jetzt gerade.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schwarzer_Fussel
2011-10-20T16:47:36+00:00 20.10.2011 18:47
Wieso hast du es gekürzt? o:
Ich fand ihn vorher auch sehr schön!
Und ich würde durchaus gern, mehr von den beiden lesen (:
lg, Fussel
Von:  tamci
2011-10-20T10:55:42+00:00 20.10.2011 12:55
Hallihallo & Hallöchen :'D

Ah. Ich bin zufällig auf diesen OneShot gestoßen, als ich nach neuem Lesestoff gesucht habe. Und da ich von dir schon zwei bis drei andere kleine Geschichten gelesen habe, dachte ich mir, dass ich da dann auch mal reinschauen kann. Haha! Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert. Ohne Witz. Als das mit diesem Schneemann kam, habe ich erst einmal gedacht, dass die zwei Jungs draußen sind. Aber als das Wort 'Affe' fiel, habe ich mich gewundert. Mit den Gedanken, wie will man aus Schnee bitteschön ein Affe machen? Nun gut. Dann habe ich gedacht, die sind in einem Zelt – haha – frag mich nicht, wie ich darauf gekommen bin. Kam mir plötzlich in den Sinn. Als ich dann endlich mitbekommen habe,
Dass Ivo und Maxim im Bett liegen, meine Güte, ich war kurz vor einem Lachanfall. Ohne Scheiß.
Maxim war ja auch wirklich niedlich, als er beleidigt im Bett lag und geschmollt hat. Haha. Aber Ivo hat ja die Situation schön gerettet. Wuhu! Und dann kam Marie – dam – dam – daaaam ~ (Musste sein, sorry ^_________^“)
Am Anfang war sie mir wirklich sympathisch. Ist doch nett, nach dem kranken Bruder zu schauen. Und sie hat ja auch gelächelt, als Ivo so nackt neben der Tür stand. Uh! Was ich richtig geil fand, war, als Ivo vorgeschlagen hat, sich als Stehlampe zuverkleiden. Oh my Gosh! Ich musste so kichern. Marie hätte das bestimmt nicht mitbekommen. Neeeeeiioooon ~ :D Sie doch nicht.
Erst als dieser Satz kam: „Ivo? Ausgerechnet Ivo?!“ ! Da habe ich auch wirklich gedacht. What the Fuck! Ivo ist doch wirklich zum Grinsen komisch. Ach! Hätte ich so ein Freund, würde ich mit Dauergrinsen durch die Welt latschen :D
Jo :) Insgesamt hat mir der OneShot sehr gefallen. Richtig amüsant & hat mich für ca. 10 Minuten in eine andere Welt gebracht. Dankeschön :`) Ich hoffe, dass ich von Ivo und Maxim eventuell noch mehr zu lesen bekomme (:

Mit freundlichen Grüßen

Awie ㋡


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