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Zum Fremdgehen verführt

Und das mit nur einem Versuch
von

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Phase 2: Auf Konfrontation mit der Konkurrenz gehen und sich näher kommen

Das Essen verlief ohne weitere Zwischenfälle, auch wenn ich immer wieder Todesblicke meines Cousins kassierte oder zweideutige Blicke meiner Familie bemerkte, aber es interessierte mich nicht wirklich. Ich unterhielt mich lieber mit Rui über dies und das, scherzte etwas mit ihm und flirtete auch ein wenig. Ich hatte einfach Spaß, auch wenn mein Cousin das wohl anders sah.

Nach der Mahlzeit stand ich auf und zog mir schon die Schuhe an, als Sora sich zu mir gesellte und mich prompt fest an die Wand drückte. Abschätzend sah ich zu ihm hinab, blieb aber sonst ganz ruhig. Angst hatte ich keine, aber ich wollte erst gucken, was er von mir wollte.

„Du billiges Luder!“, zischte er und funkelte mich wütend an. „Lass deine Finger von meinem Freund!“

„Lass mich los!“, knurrte ich zurück. „Wenn ich billig bin, bist du umsonst! Und Rui kann selber entscheiden, wen er bei sich haben will!“

Im nächsten Moment verpasste er mir eine Ohrfeige. Fassungslos sah ich ihn an. Aber nicht nur ich. „Sora!“, entkam es Rui ungläubig. „Was zur Hölle soll das?“

„Nichts. Das ist eine Sache zwischen Jui und mir“, meinte mein Cousin zu seinem Freund. „Ich gehe in mein Zimmer.“ Noch bevor einer von uns etwas sagen konnte, war er die Treppe hinauf verschwunden.

Rui rührte sich als erster wieder. „Bist du okay?“

„Ich denke schon“, erwiderte ich mit etwas wackeliger Stimme und strich mir über die prickelnde Wange. „War ja nur eine Ohrfeige.“

„Nur… Was ist nur mit ihm los? Es tut mir leid.“

Ich schüttelte den Kopf. „Das ist doch nicht deine Schuld. Aber können wir bitte los? Ich brauche ein bisschen frische Luft.“

Er nickte und sah mich besorgt an. Das war ja irgendwie total süß von ihm. Weil sein Freund mich geohrfeigt hatte, machte er sich Sorgen um meine Gesundheit.

Schweigend verließen wir das Haus und schlugen den Weg zum Wald ein. Die Sonne stand zwar schon tief, aber eine Weile würde es noch hell sein. Und wenn nicht, Dunkelheit war auch nicht schlecht.

„Geht es dir wirklich gut?“, fragte Rui noch einmal nach. „Du bist so still.“

„Das ist nur der Schreck“, antwortete ich leise und strich mir über die immer noch leicht kribbelnde Wange.

„Erschrocken war ich auch. Ich weiß wirklich nicht, was er hat.“

„Ich schon“, gab ich leise zu und lief etwas näher neben Rui.

„Aber anderes Thema. Du wolltest für mich singen.“

Leich lächelte ich ihn an. „Du wolltest mich hören.“

„Machst du es immer noch oder bist du im Moment zu durcheinander?“

Einen Moment antwortete ich nicht. Was sollte ich denn überhaupt singen? Einfach improvisieren war wohl das Allerbeste. Kurz dachte ich über ein Thema nach, aber auch da fiel mir nicht wirklich etwas ein. Ich hatte nur eine Melodie im Kopf, zu der ich singen wollte, und wenn ich im Text erst den Anfang hatte, würde der Rest von allein kommen.

„Du musst es nicht tun“, meinte er leise und blieb stehen, hielt mich am Arm fest und sah mich sorgenvoll an.

Stattdessen summte ich kurz und fing dann an zu singen.
 

***
 

„Wow“, meinte Rui leise und sah mich fasziniert an. „Ich bin… sprachlos. Du hast wirklich Talent.“

„Danke.“ Ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete und meine Wangen zu glühen begangen. Ich hatte ab und zu vor Menschen gesungen, aber noch nie für eine einzelne Person speziell. Und erst recht nicht für jemanden, den ich wirklich mochte.

„Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, aber du bist wirklich gut.“ Wieder lag ein Lächeln auf seinem Gesicht, während er mich dazu antrieb, weiter in den Wald zu gehen.

„Ich bin nur ein Schüler, der gern singt und im Unterricht lieber Songtexte schreibt als aufzupassen“, erwiderte ich und sah ihn an. „Rui… Du lächelst die ganze Zeit. Das ist nicht schlecht, aber… Ist dein Lächeln echt? Was versuchst du zu verbergen?“ Ich biss mir fest auf die Unterlippe und sah auf den Waldboden. Vielleicht ging ich zu weit, aber ich wollte die Antwort wissen.

„Ich versuche nichts zu verheimlichen.“ Und doch war sein Blick traurig, als er mich ansah.

„Rui, bitte. Ich mag dich wirklich. Sei ehrlich zu mir. Ich verberge doch auch nichts vor dir.“

„Es ist nur so, dass nicht einmal mein Freund davon weiß.“ Dieses Mal sah er auf den Boden.

Aus einem spontanen Impuls machte ich einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. „Du musst nicht darüber reden, ist schon gut. Ich hätte nicht fragen sollen. Aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin, wenn du reden willst.“

Mein Herz klopfte unruhig in meiner Brust, als er zuerst gar nicht reagierte. Als er die Umarmung allerdings erwiderte, machte es einen erleichterten Hüpfer. Es fühlte sich so verdammt gut an, ihn zu umarmen und zu spüren, dass er nichts dagegen hatte.

„Weißt du, Jui… Ich komme nicht aus so guten Verhältnissen wie ihr, und dabei geht es nicht ums Geld. Ich kann nur auf Soras Schule gehen, weil ich hart arbeite und ein Stipendium bekommen habe. Meine Eltern… Meine Mutter ist tot. Und von meinem Vater würde ich es mir wünschen, er trinkt und nimmt Drogen. Ich arbeite neben der Schule, um uns irgendwie durchzubringen, aber ich kann nicht alles allein machen. Haushalt, Job und gute Leistungen in der Schule… Das ist einfach zu viel.“

„Und um es dir und allen anderen nicht zu zeigen, lächelst du immer. Damit niemand sieht, wie es wirklich in dir aussieht.“ Tröstend strich ich ihm durch die Haare. „Es ist gut, dass du mir davon erzählt hast. Ich kann zumindest versuchen, dir zu helfen. Und lange kann es doch auch nicht mehr sein, bis du von Zuhause abhauen kannst.“

„Neun oder zehn Monate. Jui, ich brauche kein Geld und kein Mitleid. Ich bin nicht schwach.“

„Ich weiß. Aber stark ist nur, wer Freunde erkennt und deren Hilfe annimmt.“ Ich seufzte und sah ihn an, als er den Blick hob und mich anlächelte. Und dieses Mal war sein Lächeln zu 100 Prozent echt, wobei ich es auch schon vorher gesehen hatte. „Danke. Mit Sora könnte ich nie darüber reden.“

„Ist doch kein Problem.“ Spontan küsste ich ihn auf die Wange. „Ich gebe dir meine Handynummer, wenn wir wieder im Haus sind, und du kannst mich immer anrufen.“

„Warum tust du das?“, fragte er und machte Anstalten, weiterzugehen, nahm aber meine Hand. Automatisch machte mein Herz einen kleinen Sprung. Von meiner Hand aus breitete sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Körper aus, wegen dem ich fast zu antworten vergaß. „Weil ich so bin“, war dann doch meine ruhige Antwort. „Ich will helfen. Zumindest den Menschen, die ich mag, und du gehörst dazu. Ich bin anders, als ich mich den meisten gegenüber gebe.“

Er seufzte. „Ich wünschte, ich hätte dich vor Sora kennengelernt. Du bist wirklich hübsch, süß und nett. Vielleicht wären wir zusammen, wenn wir uns zuerst getroffen hätten.“

Mir wurde gerade sehr heiß. Er zog eine Beziehung mit mir in Erwägung. Oh mein Gott. „Aber du willst dich doch von ihm trennen? Hast du mir doch erzählt, oder habe ich etwas falsch verstanden?“ Wenn er sich nicht von Sora trennen wollte, könnte ich aufgeben. Er war zu nett, um in einer glücklichen Beziehung fremdzugehen.

„Hast du nicht, aber ich kann nicht einfach mit ihm Schluss machen.“

Ich war drauf und dran, ihm ‚ZU NETT‘ an den Kopf zu schmeißen, aber irgendwie fand ich das ja einfach süß. Sollte ich ihn tatsächlich von mir überzeugen können und wir wären zusammen, müsste ich verdammt gut aufpassen, ob er wirklich glücklich war oder nur so tat.

„Und wenn du dich in einen anderen verliebst? Wäre das für dich kein Grund? Es wäre doch Sora gegenüber unfair.“ Mit der freien Hand strich ich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Das könnte jetzt meine Chancen offenlegen.

„Du meinst, wenn ich mich in dich verliebe?“ Geheimnisvoll lächelte er mich an.

Ich wollte ihm auf gar keinen Fall etwas von meinen sich anbahnenden Gefühlen erzählen. Wir kannten uns nicht einmal einen Tag, verdammt! Das könnte man dann wohl Blitzliebe nennen. „Zum Beispiel“, wich ich aus. „Wenn wir uns ineinander verlieben würden, würdest du Sora für mich verlassen?“

Er schien einen Moment nachzudenken, was mich schon verunsicherte, nickte dann aber. „Alles andere würde Sora und dir nur wehtun und die Fronten noch heftiger aufeinander krachen lassen.“

„Das geht gar nicht“, winkte ich ab und strich unauffällig mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Warum fühlte es sich nur so verdammt gut an, seine Hand zu halten? Und wollte nicht ich ursprünglich ihn für mich gewinnen, und nicht umgekehrt?

„Das glaube ich nicht. Ich verstehe aber auch nicht, warum ihr so verfeindet seid. Ihr seid doch eine Familie.“

Ich zuckte mit den Schultern und legte den Kopf in den Nacken. „Sora und ich sind verfeindet, so lange ich daran zurückdenken kann. Wir haben uns schon früher wegen jedem Schwachsinn gestritten. Der eine wollte immer das, was der andere hatte. Richtig schlimm wurde es vor fünf Jahren. Wir waren zwölf und haben angefangen, uns damals noch um Mädchen zu streiten. Ich hatte damals meine beste Freundin mit hier. Nach dem Wochenende hat sie kein Wort mehr mit mir gesprochen. Sora meinte, er hätte ihr alles über mich erzählt. Mit 14 hatten wir beide aber gemerkt, dass Mädchen nichts für uns sind. Und vor zwei Jahren ist das Unglaubliche wahr geworden.“ Ich erschauderte. DAS war wirklich etwas, an das ich mich nicht gern erinnerte.

„Ihr habt euch geküsst?“, riet Rui. Aber das wäre für mich wohl keine große Katastrophe geworden. Zumindest im Nachhinein, denn zu dem Zeitpunkt war es gut gewesen.

„Wir hatten Sex. Und wenn ich direkt an den Moment denke, war es da nicht schlecht gewesen, aber jetzt könnte ich kotzen. Seitdem bekriegen wir uns nur noch mehr.“

Rui schüttelte den Kopf. „Ganz ehrlich, ihr habt euch da schon gehasst, warum habt ihr dann miteinander geschlafen?“

Ich zuckte wieder mit den Schultern. „Wir beide hatten Stress mit unseren Eltern und waren deswegen scheiße drauf, dann hatten wir eine Menge getrunken und sollten uns beim Flaschendrehen küssen. Wir beide wollten auch endlich unser erstes Mal hinter uns haben, eines kam zum anderen und es ist einfach passiert. Frust, Alkohol, Neugier und Lust auf Sex.“

„Aber man schläft doch nicht einfach so mit jemandem. Zumindest ich nicht.“ Rui sah mich nur ruhig an. „Seid ihr nicht langsam alt genug, um vernünftig zu sein und den Krieg zu beenden?“

Ich schüttelte den Kopf. Dafür saß der Hass zu tief. Aber das war ganz sicher etwas, das er nicht nachvollziehen konnte.

Ich hatte kaum bemerkt, dass der Rundweg uns schon wieder nach Hause geführt hatte, und so richtig bewusst wurde es mir auch erst, als Rui meine Hand losließ. Sicher wäre es auch nicht gut gewesen, wenn mein Cousin uns so gesehen hätte.

„Wie dem auch sei“, meinte Rui und sah mich an. „Ich will nicht wie ein Spielzeug sein, um das ihr kämpft. Wenn du dich ehrlich für mich interessierst, ist es gut, aber setze mich nicht als Waffe gegen Sora ein.“

Ich nickte und schenkte ihm ein Lächeln. Sicher, ursprünglich hatte ich ihn nur benutzen wollen, aber das war vorbei.

Es ging nicht nur um Sora und den Krieg zwischen uns, nicht mehr zumindest, sondern darum, dass ich auf Rui scharf war. Dadurch würde er zwangsläufig zwischen die Fronten geraten, das ließ sich nicht ändern und das war ihm sicherlich auch klar.
 

Ich lag die halbe Nacht wach. Zuerst hatte ich einen kleinen Streit zwischen Sora und Rui mitbekommen, die in einem Zimmer neben meinem untergebracht waren. Das hieß, ich vermutete, dass sie gestritten hatten, aber es hätte auch harter Sex gewesen sein können, so genau hatte ich das nicht verstehen können.

Danach war es zwar völlig ruhig gewesen, aber ich hatte ständig an Rui denken müssen, und jedes Mal begann mein Herz wie wild zu klopfen.

Mittlerweile war ich dazu übergegangen, mich mit meinem MP3-Player und einem halbfertigen Songtext zu beschäftigen. Wenn ich schon nicht schlafen konnte, konnte ich auch etwas Nützliches tun. Nur kam ich mit dem Songtext nicht weiter. Er erzählte eine Geschichte von Freundschaft, die zu Feindschaft umschlug, aber auf Liebe basierte.

Völlig in Gedanken bemerkte ich nichts mehr um mich herum. Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich zwei Hände auf meinen Schultern spürte.
 

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Nächtlicher Besuch. Gruselig. >D

Ich dachte mir einfach mal, dass es Zeit für das dritte Kapitel wäre und hab's dann gleich hochgeladen.

Mal gucken, wie lange ich noch für die letzten beiden Kapitel brauche. Bis zum 31.12. muss ich wohl oder übel alle hochgeladen haben, abgetippt sind sie nämlich schon längst.
 

Wer eine ENS möchte, gibt mir bitte Bescheid, aber Favonehmer kriegen eigentlich ja auch per Einstellung eine.^^'
 

Hikari
 

P.S. Übrigens zuerst völlig vergessen.

*** = http://www.youtube.com/watch?v=Q-agF65zV2c



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-11-19T21:21:10+00:00 19.11.2011 22:21
Oh mein Gott!!!
Das ist voll die böse Stelle um auf zuhöhren!!!
Ich find die beidne ja süß!
Bin echt gespannt wer sich da an Jui heranschleicht, aber ich könnte mir vorstellen das es Rui ist...
Ich hoffe es geht schnell weiter!!!
LG -^.^-


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