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Silent Hill

Faults - Complete Edition
von

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Ein Brief - Zwei Geschichten

Dunkelheit und beinahe unmenschliche Stille. Dies und die dicke Staubschicht würden jedem Beobachter, der nicht genauer hinsieht den eindruck vermitteln, dass das Apartment seit Jahren leer stünde. Erst bei eingehender Betrachtung würden ein paar vom Staub verschonte ungeöffnete Briefe auf dem Tisch und vereinzelte noch ungeöffnete Umzugskisten ins Auge fallen.

Wer auch immer in diesem Apartment wohnte, das aus einem Raum mit integrierter Kücher und einem winzigen Badezimmer bestand, scherte sich nicht um Dekoration, oder Einrichtung. Bis auf einer alten Couch, einem Telefon, einem leeren Regal und dem Tisch gab es in dem Raum buchstäblich nichts. Keine Pflanzen, Bilder an der Wand, nichtmal ein Fernseher.

Endlich unterbrach ein Geräusch die Stille. Ein Schlüssel der herumgedreht wurde, gefolgt vom knarrenden Öffnen der Apartmenttür.

Als diese wieder in Schloss fiel stand ein Mann im Zimmer der, obwohl er erst in den frühen 30ern war, sehr alt und müde wirkte. Er machte sich nicht die Mühe seine Schuhe, oder die grüne Jacke auszuziehen, sondern liess sich einfach auf die Couch sinken. Er rieb sich die vom Schlafmangel gezeichneten Augen und glitt dann mit den Fingern über die Stirn, streifte durch das Blonde Haar und ließ seine Hand schließlich im Nacken verweilen.

So saß er mit gesenktem Haupt und geschlossenen Augen einfach da, bevor er sich klar machte, dass er die Briefe früher oder später eh in Angriff nehmen müsste.

So schaltete er das Licht ein und widmete sich dem Stapel, der in den letzten Tagen eine beachtliche Höhe erreicht hatte.

Die obersten beiden waren Werbung und wurden achtlos beiseite geschoben.

Der nächste war ein Brief des Maklers. Es war nur eine Information darüber, dass sein altes Haus verkauft wurde. Anschließend kam eine Rechnung über die Reperatur eines Schadens an seinem Wagen.

Es war der nächste Brief, der ihn schwer schlucken und seinen Atem anhalten ließ.

Ungläubig berührte er den Namen auf dem Umschlag, doch zuckten seine Finger sofort wieder zurück, aus Angst die Buchstaben könnten verschwinden.

Zittrig setzte sein Atem wieder ein, als der Umschlag geöffnet wurde und sich die Zeilen wie Feuer in seinen Geist brannten.

Beinahe war es so als würde er den Brief nicht lesen, sondern die Verfasserin selbst zu ihm sprechen.

"In meinen rastlosen Träumen sehe ich diese Stadt.

Silent Hill.

Du hattest versprochen, noch einmal mit mir dorthin zu gehen.

Aber du hast es nie getan.

Nun, ich bin jetzt alleine hier.

An unserem "speziellen Ort".

Ich warte auf dich."

Noch einmal las er den Namen auf dem Umschlag.

Mary ...War das irgendein kranker Witz? Doch wem könnte es Spaß machen einen Mann runter zu drücken, der bereits am Boden liegt? Wer wusste von dem Urlaub in Silent Hill? Wusste von dem Versprechen?

Konnte dieser Brief wirklich von ihr sein? Er hatte sich gegen Ende nicht mehr getraut sie im Krankenhaus zu besuchen, nie ihre Leiche gesehen. Sollte sie wie durch ein Wunder noch leben? Auf ihn wartend?

Die Flut an Fragen brandete auf ihn ein und der Brief glitt ihm aus der Hand. Wie erstarrt regte er sich nicht. Eine Zeit die ihm wie Stunden vorkam verging, bis das Telefon ihn zurück in die Wirklichtkeit holte.

Viele male ließ er es läuten, bevor er den Hörer abnahm und mit trockener Stimme ein einziges Wort hervorbrachte.

"Ja?"

Es antwortete die rauhe Stimme eines alten Mannes.

"Hallo James."

"Was willst du?"

Der mit James angesprochene hatte noch immer genug damit zu tun seine Gedanken zu sammeln und war dementsprechend nicht auf ein langes Gespräch mit seinem Vater aus.

"Ist das eine Art seinen Vater zu begrüßen? Ich dachte du könntest etwas Gesellschaft vertragen. Wie wäre es wenn du vorbei komms? Dieses Loch, dass du neuerdings dein Zuhause nennst, hebt deine Stimmung auch nicht."

Um sich auf keine Diskusion einzulassen sagte James schlicht:

"Ich überlege es mir."

und legte ohne ein weiteres Wort auf.

Auch wenn er es nicht vorhatte, ließ er sich den Gedanken dennoch durch dne Kopf gehen. Vielleicht wäre das wirklich keine schlechte Idee. Ausserdem war das Apartmentgebäude in South Ashfield, in dem sein Vater Hausmeister war, nur wenige Minuten Autofahrt von Silent Hill entfernt.

Sorgfältig steckte er den Brief wieder zurück in den Umschlag. Der restliche Stapel war ihm in diesem Augenblickvöllig egal.

Als er den Lichtschalter betätigte und die Tür hinter ihm zugefallen war, erweckte das Apartment den selben Eindruck von Verlassenheit wie zuvor. Der einzige Unterschied zu vorher bestand darin, dass kein einziger Brief mehr auf dem Tisch lag.
 

Die restliche Nacht verging Ereignlislos. James erwähnte den Brief nicht und sein Vater versuchte nicht ihm ein Gespräch aufzuzwingen. Schweigend tranken beide das vom Vater kaltgestellte Bier und James blätterte in einem alten Fotoalbum. Schon bald machte sich der Schlafmangel zusehends bemerkbarer und er legte das Album beiseite. Der alte Mann ging ins Nebenzimmer und kam mit einer Decke wieder, die er seinem Sohn reichte. Dieser nahm sie mit einem knappen Nicken an und bettete sich zur Nachtruhe. Sein letzter Gedanke vorm Einschlafen galt seiner Frau.

Mary.
 

Am nächsten Morgen befand sich ein anderes Mitglied der Familie in seinem Büro, im nur wenige Kilometer entfernten North Ashfield und versuchte die Müdigkeit durch einen Becher Kaffee abzuschütteln, während ein Deckenventilator unablässig bemüht war die Luft im Raum etwas abzukühlen.

"Schmeckt nach Dreck."

stellte er nüchtern fest und setzte die Tasse ab.

"Was erwartest du Jack? Guten Kaffee gibt es nur für die hohen Tiere. Bei uns reicht es uns wach zu halten, bis der Befehl zum Ausrücken kommt."

Das kam von Marty Carson, einem langjährigen Freund und Kollegen von Jack.

"Schließlich sind wir die entbehrlichen Truppen."

Diese Worte entlockten ihm einen bitteren Seufzer.Vor einer Woche war Roger Masters durch einen Schuss in den Hals getötet worden.

Noch bevor sich der Gedanke daran mit den Bildern im Kopf festsetzen konnte öffnete sich die Tür und Jacks vorgesetzter stand in ihr.

"Hey Sunderland, Carson. Zeit euer Geld zu verdienen. Cybill Bennett, eine Polizistin aus Brahms, ist verschwunden als sie den Verlust jeglichen Kontaktes zur Stadt Silent Hill untersuchte. Wir wurden damit beauftragt die Situation zu Untersuchen und Bennett zurück zu bringen. Allerdings haben die Kollegen aus South Ashfield nach einem Scharfschützen gefragt, da ihre ausgefallen sind. Ihr beide seid die einzigen mit Scharfschützenausbildung die wir derzeit entbehren können. Macht untereinander aus, wer was übernimmt."

Für Jack war die Entscheidung sofort klar. Silent Hill war für ihn ein Hort der Erinnerungen. Jedoch nicht seiner eigenen. Es war ein Ort der das Leben symbolisierte, das er hätte haben können - Wenn sie sich nicht für James entschieden hätte...

Doch hätte sich etwas geändert? Hätte er ihren Tod verkraften können, wenn sie ihr Leben mit ihm geteilt hätte? War es vielleicht besser für ihn, dass James Mary heiratete und er selbst ihr nie nah genug kam um von ihrer Krankheit so in Mitleidenschaft gezogen zu werden wie James?

Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab und warf Marty einen fragenden Blick zu, den dieser mit einem verstehenden Nicken quittierte.

Noch bevor der Vorgesetzte den Raum verlassen konnte, sagte Marty:

"Sir, ich werde nach Silent Hill gehen."

Der Mann der im Begriff war die Tür zu schließen wandte sich verdutzt um. So schnell hätte er mit keiner Entscheidung gerechnet.

Niemand würde freiwillig nach Silent Hill gehen, da sich in letzter Zeit merkwürdige Gerüchte um diesen Ort rankten.

"Gut. Carson: Die Einsatzbesprechung ist um 11:00 Uhr. Sunderland: Du wirst um 13:20 abgeholt. Sei einsatzbereit."

In dem Augenblick in dem sich die Tür schloss läutete das Telefon.

"Sunderland?"

"Jack, hier ist dein Vater. James ist verschwunden, du musst mir helfen."

"Für sowas ist die reguläre Polizei verantwortlich. Außerdem ... Außerdem könnte ich es verstehen, wenn er gerade niemanden um sich haben will."

Die Stimme seines Vaters klang aufgebracht, als er antwortete.

"Du verstehst nicht. Er hat im Schlaf etwas von Mary gestammelt, dass sie in Silent Hill ist und er sie suchen muss. Er glaubt, dass sie noch lebt. Etwas stimmt mit dieser Stadt nicht. Bitte du musst ihn suchen!"

Diese Nachricht traf ihn wie ein Schlag. Mary könnte am Leben sein? In einer Stadt zu der jeglicher Kontakt abgebrochen war? Das etwas dort nicht stimmen konnte war auch ihm klar. Ohne Grund entsandte man kein SWAT-Team. Er hatte sie Jahre nicht mehr gesehen und war auch nicht auf ihrer Beerdigung. Was wenn ein Fehler unterlaufen war? Sofort waren jegliche Gedanken der Distanz zu ihr verschwunden und seine Entscheidung änderte sich schlagartig.

"Ist gut. Ich werde nach Silent Hill fahren."

Ohne das "Danke" seines Vaters abzuwarten legte er auf und wandte sich an seinen Kollegen, von dessen Schultern gerade eine Last gefallen zu sein schien. Denn auch wenn er bereit war Jack diesen Gefallen zu tun, so kannte auch er die Gerüchte und konnte sich weitaus schönere Orte vorstellen.

"Frag garnicht erst. Mir ist nichts lieber, als dir das zu überlassen."

Ohne weiter nachzudenken lief er aus seinem Büro und direkt zu seinem vorgesetzten, der gerade dabei war das Team für die Silent Hill Mission zusammenzustellen. Ohne große Erklärung sagte er:

"Wir haben uns umentschieden. Ich werde mit nach Silent Hill gehen!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RyuKusanagi
2011-09-24T18:34:39+00:00 24.09.2011 20:34
Muss ich zu deinem Schreibstil eigentlich noch viel sagen? Er ist sauber, liest sich flüssig, eigentlich genau so, wie ich es gewohnt bin. Oder hat er sich nicht vielleicht sogar verbessert?
Du hast allerdings (achtung, keine Kritik, nur kurze Hilfeleistung) ein paar kleine (mein alter Lehrer würde sagen es sind) "Struddelfehler" im Text. Es ist nichts, was sich nicht schnell beheben lässt.
Und mal abgesehen davon, schliesse ich mich "Alona" an. Dein Umgang mit Worten hat sich wirklich um einiges verbessert und das freut mich natürlich.

Die Charaktere hast du meiner Meinung nach sehr gut getroffen. Wie du das Verhalten von James und Jack beschrieben und begründet hast, hat mir wirklich gut gefallen. Dadurch wirkten sie sehr lebendig. Auch ihr Vater kam ziemlich gut rüber.
Ausserdem hast du es geschafft eine tolle Atmosphäre zu erzeugen.

Den weiteren Verlauf der Story kenne ich ja im Prinzip schon, aber ich bin trotzdem gespannt auf die Umsetzung. Ernsthaft, das war gerade "erst" der Prolog und ich bin jetzt schon begeistert! Ich hätte offen zugegeben schon damals immer gerne gewusst, wie du wohl die Ereignisse um den "eigentlichen Anfang" gestaltet hättest.
Von:  Flordelis
2011-09-10T21:56:16+00:00 10.09.2011 23:56
OMG, fünf Jahre. D:
Gott, ist das alles ewig her.
*starrt verträumt in die Entfernung, während sich ein Flashback anbahnt*
... Oh Gott, damals hatte ich noch meinen alten Namen. x_x

Dein Schreibstil hat sich wirklich enorm gesteigert im Laufe der Jahre, das muss man lobend anerkennen. In solchen "Neuauflagen" merkt man das ja oft am besten.
Dieser Anfang gefällt mir auf jeden Fall sehr gut und ich bin mal gespannt, was du noch so alles aus dem Projekt herausholst. ;)

So, mehr bleibt mir nach dem Prolog eigentlich nicht zu sagen. Ich bin mal auf die Stadt gespannt. ^^


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