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What do you want from me

a Craig x Tweek story
von

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the first step down

Sou~ nach einem Monat warten geht's jetzt endlich weiter xD'

Ich wollte mich nur noch mal ganz, ganz herzlich für die lieben Kommentare bedanken, hab mich wirklich über jedes sehr gefreut <3~ Und genauso hoffe ich, dass euch die Story weiterhin gut gefällt~ ^.^

naja, nun aber viel Spaß beim Lesen~

n_m_g
 

___________________________________________
 

Die weißen Wände in jedem Zimmer des Krankenhauses sahen gleich aus. Genauso blass wie die Patienten, genauso kalt, wie der Schnee. Hier und da hing mal ein modernes Kunstwerk, bei dessen Anblick man sich fragte, ob die kahle Wand nicht schöner wäre. Craig saß auf einem schwarzen Stuhl und begutachtete von dort, wie der Doktor an Tweeks Bett saß und ihm scheinbar einige Fragen stellte. Seine Verletzungen schienen gut verbunden und behandelt zu sein. Er verstand nicht alles, über das sie sprachen, nur Bruchteile. Der Blonde blickte den Mann in Weiß nur emotionslos an, sah kein einziges Mal zu dem Schwarzhaarigen herüber. Das war ja weiterhin nichts Schlimmes, trotzdem gefiel ihm der Ausdruck und diese Gleichgültigkeit in Tweeks Augen nicht.

„Kannst du mir noch einmal schildern, an was genau du dich erinnern kannst?“, der Arzt kritzelte auf seinem Block weiter, sah Tweek dann aber aufmerksam an.

„Ich weiß es nicht, wie oft denn noch? Ich bin aufgewacht, aus dem Auto gestiegen und wusste nicht wo ich bin. Also hab ich mich ans Wasser gesetzt und bin dort sitzen geblieben.“ Der Blonde schilderte es mit einem gleichbleibenden, ruhigen Ton. Kein Zucken unterbrach ihn.

„Weißt du, wie du deine Verletzungen bekommen hast?“

„Nein. Ich habe sie nicht einmal bemerkt“, gestand er.

„Na“, schmunzelte der Arzt, „dann hast du ja noch einmal Glück gehabt. Deine Verletzung ist zwar schnell versorgt gewesen, aber wenn du noch weiter Blut verloren hättest, wäre das nicht so einfach gewesen. Du hast deinem Freund ganz schön viel zu verdanken.“

Der Doktor lachte etwas, Tweeks Mine veränderte sich nicht. Sein Blick wanderte nur ungeniert und misstrauisch zu Craig. Dieser wich jedoch aus. Er wusste nicht wieso, aber er konnte ihn nicht ansehen. Er wollte nicht so von ihm angesehen werden.

„Oh… stimmt ja… kannst du dich an ihn auch nicht erinnern?“

„Nein…“

„Naja, dann… möchtest du dich nicht vorstellen?“, der Vorschlag war nett gemeint, doch Craig zückte nur seinen Mittelfinger, ohne sich die Mühe zu machen den Doktor anzusehen oder etwas Erläuterndes von sich zu geben. Die Gestik der Tuckers war schon beinahe jeder in South Park gewohnt, weshalb sich der Mann in Weiß nicht beleidigt fühlte. Besonders er kannte die beiden recht gut, da sie nach ihrem Kampf in der dritten Klasse von ihm behandelt wurden. Seufzend wandte sich der Mann wieder zu Tweek.

„Dieser Junge ist Craig Tucker.“

„… Craig?“, wiederholte der Blonde leise, seine Augen nicht von dem Schwarzhaarigen nehmend.

„Ja. Ihr wart lange Zeit Schulfreunde-“, die Versuche des Arztes Tweek die früher herrschende Beziehung zwischen den beiden zu erläutern, wurden uninteressiert von dem verletzten Jungen unterbrochen. „Schön, mag sein. Daran kann ich mich aber nicht mehr erinnern.“

Craigs Eingeweide zucken und verkrampften sich seltsamer Weise bei dieser neutralen und einfach angenommenen Feststellung von Tweek. Seinen Kopf und auch den Großteil seines Körpers, immer noch von den beiden abgewandt, versuchte er darauf keine äußerliche Reaktion zu zeigen. Unbemerkt und langsam krallte er seine Finger an den blauen Stoff seiner Jacke, drückte mit seiner Hand gegen seinen Magen, in der Hoffnung, dass es dieses unangenehme Gefühl stoppen würde.

Das Seufzen des Arztes und das Kratzen seines Stuhles am Boden, als er sich erhob, ließen Craig aufhorchen. Der Mann sagte noch etwas zu Tweek, dann hörte der Schwarzhaarige ihn auf sich zukommen. Schleunigst nahm er seine Hand von seiner Jacke und löste seine Zähne aus seiner Unterlippe. Ganz normal und monoton blickte er den Arzt an, als er ihn bat mit vor die Tür zu kommen.

Das leise Klacken des Türschlosses riegelte sie schließlich von Tweeks Präsenz ab. Langsam folgte Craig dem Mann in Weiß auf eine der freien Bänke.

„Hör zu Craig, die Sache ist die: Tweek hatte allem Anschein nach einen Autounfall und kann sich an nichts mehr erinnern“, er machte eine kurze Pause und wartete auf Craigs Zusicherung, zuzuhören, die dieser ihm durch ein Nicken gab, „leider bezieht sich der Verlust seines Gedächtnisses nicht nur auf eine Zeitspanne von Stunden oder Tagen vor dem Unfall. Er kann sich an rein gar nichts mehr erinnern. Nicht daran, wer er ist, wer seine Eltern und wer seine Freunde sind, woher er kommt – es ist einfach alles weg.“

Mit jedem Wort das Craig hörte zogen sich seine Innereien erneut zusammen. Das hörte sich überhaupt nicht gut an. „Also… eine Amnesie?“, fragte er und zu seiner Verwunderung klang seine Stimme ganz normal. Als wäre nichts mit ihm los.

Der Arzt lachte kurz, schaffte es dadurch aber nicht, die Situation aufzulockern, zumal sein Lächeln bald in eine erneut ernste Mine verfiel, „Amnesie ist ein weiträumiger Begriff. Es gibt dutzende Arten von Gedächtnisschwund. Eine dissoziative Amnesie können wir zum Glück ausschließen, da diese nicht durch Schädelhirntrauma hervorgerufen wird, was bei Tweek wohl sehr wahrscheinlich passiert ist. Ich fürchte, dass er während des Aufpralls bei seinem Unfall nicht nur die äußere Wunde davon getragen hat, sondern dass er innere Blutungen in seiner rechten Gehirnhälfte hatte. Sollten diese stark gewesen sein oder erneut vorkommen, kann es weitere psychische Schäden einleiten oder lebensbedrohlich werden. Doch so wie der Junge aussieht, scheint dies glücklicherweise nicht der Fall zu sein und er wird sich schnell erholen, wir werden heute noch eine Kernspinduntersuchung durchführen, um uns abzusichern. Jedoch zeigt er Anzeichen von Analagesie und Depersonalisation…“

Craig hob nur eine Augenbraue, da der Arzt in Gedanken versank. „Und das heißt…?“

„Oh“, der Mann lächelte entschuldigend, „er ist relativ schmerzunempfindlich und seine Person und sein bisheriges Wesen scheinen komplett verändert zu sein. Letzteres ist oft bei lokalisierter Amnesie zu beobachten und legt sich meistens wieder, sobald die Personen anfangen sich an ihre Vergangenheit zu erinnern, aber…“

Bei diesem ersten Teil wagte Craig es beinahe schon wieder Hoffnung zu schöpfen. Doch diese schlug den sofortigen Weg nach unten ein, als er das kleine Wörtchen am Schluss hörte.

„…aber es sieht leider nicht so aus, als würde es bei ihm einfach werden. Zumal es sich nicht nur um eine lokale Amnesie, sondern eher um eine systematische handelt. Falls sein episodisches Gedächtnis von den Hirnblutungen beschädigt wurde, heißt das, dass ein Großteil seiner Emotionen und persönlichen Erinnerungen verloren gegangen ist. In diesem Fall unwiderruflich.“

„Was-“, die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich. Er bekam kurzzeitig keine Luft mehr und seine Pupillen fixierten den, ihn nicht ansehenden Arzt, starr. „heißt dass… dass er nie wieder der Alte wird…?“ Seine Lippen zitterten ungewollt, dämpften und drückten die Lautstärke seiner Worte gezwungen herab.

„Wir wissen wie gesagt noch nicht, ob das der Fall ist. Wir werden einige Tests durchmachen und danach eine Lösung suchen. Er wird auf jeden Fall an klinischen Behandlungen teilnehmen, die darauf ausgerichtet sind, das Gedächtnis wieder in Schwung zu bringen. Die Medizin hat auf diesem Gebiet schon einige Fortschritte gemacht, keine Sorge.“

Er wollte das nicht annehmen, trotzdem nickte Craig zögerlich, worauf der Arzt weiter sprach.

„Doch vor allem ist es wichtig, dass er mit seiner Familie oder seinen Freunden versucht sich an Dinge zu erinnern. Bekannte Orte, an denen sich Momente abgespielt haben, die ihm wichtig sind, die ihn vielleicht geprägt haben, Tätigkeiten, die er routiniert erledigt hat – das sind die bedeutendsten Faktoren, um seine Erinnerungen wieder herzustellen. Selbst wenn die Aktivierung seines episodischen Gedächtnisses geblockt sein sollte, ist es möglich, durch die Konfrontation solcher Situationen, es wieder in Gang zu bringen.“

Craig legte den Kopf etwas schief. „Sie meinen, er soll nicht hier bleiben, sondern gleich wieder nach Hause?“

„So schnell wie möglich! Mit jedem Tag, an dem er keine Fortschritte macht, besteht die Gefahr, dass sein Gedächtnis endgültig zerfällt. Und wenn er in sein bisheriges Leben einsteigt, auch wenn er nicht weiß, dass es das ist, ist die Chance auf ein Wiedererinnern am größten. Du hast doch sicher schon einmal von diesen berühmten ‚Geistesblitzen’ gehört, die Leute mit Amnesie manchmal haben.“

„Ja.“

„Das ist nicht nur ein billiger Trick, um Filme spannend zu machen, es ist wirklich wahr. Erinnerungen können sich manchmal über Jahre im Gehirn halten, im Unterbewusstsein. Je früher man sie wieder erlangt, desto stärker sind sie.“

Craig hielt sich seufzend eine Hand vor die Stirn, schloss die Augen und rieb sich die Schläfen. Mal davon abgesehen, dass ihm sein Kopf nun von Fachbegriffen, X-tausend Arten von Amnesien und deren Auswirkungen schwirrte, hatte er nur so viel verstanden, dass es ernster war, als er gehofft hatte. Schöne Scheiße. Jetzt war Tweek wirklich ein psychologischer Patient. Das, wovor er sich so gefürchtet hatte. Der Blonde hatte immer Angst davor gehabt, dass ihn sein Vater in eine Anstallt schicken würde, weil er immer noch Unterhosenwichtel sah. Und jetzt war er in einer. Zwar nur für Gedächtnistraining, aber er war in einer. Er würde dort genauso behandelt werden, wie jeder andere Verrückte. Der Schwarzhaarige fühlte die Hand des Doktors auf seiner Schulter, die ihn fest und zusichernd drückte.

„Ich weiß, dass ist nicht angenehm für dich. Es wird für alle seine Freunde eine Umstellung sein, ebenso für seine Familie. Ich werde seine Eltern anrufen. Wenn du willst, kannst du hier bleiben.“

„Nein“, Craig setzte sich wieder aufrecht hin und öffnete die Augen, sah den Arzt kurz an, „ist schon gut. Ich geh heim.“, damit erhob er sich und wandte sich ohne ein weiteres Wort der Treppe zu, die ins Erdgeschoss führte. Der Doktor nickte verständnisvoll, was er nicht mehr mitbekam.

„Craig“ Das Rufen des Mannes ließ seine Schritte noch einmal verebben und er blickte sich um.

„Ich weiß, dass ihr euch schon lange und gut kanntet. Du kennst ihn vielleicht sogar besser als jeder andere. Ich sage das nicht ohne Grund, er war oft bei mir wegen Tabletten und ich habe einen kleinen Einblick in sein Leben bekommen… auch wenn es nicht leicht wird, bitte versuche ihm zu helfen. Tweek braucht dich gerade jetzt mehr als jemals zuvor.“

Einen Moment lang schwieg er. Nur langsam hob er den Arm und zeigte dem Arzt seinen Mittelfinger.

Natürlich würde er ihm helfen.

Dann wandte er sich ab. Und nahm die erste Treppenstufe abwärts.
 

Craigs erster Gang, als er zuhause angekommen war, führte automatisch ins Bad und an den Siegelschrank, um sich Kopfschmerztabletten einzuwerfen. Er war es gewohnt, nach Parties dort zu landen und immerhin war er auf einer gewesen. Doch erst, als er die Dose in der Hand hielt bemerkte er, dass er überhaupt keine Schmerzen hatte. Er hatte wirklich keinen Kater… obwohl er fast wünschte, er hätte einen. Dann könnte er wenigstens nicht so gut nachdenken. Genau das war es nämlich, was ihm Kopfschmerzen hätte bereiten können. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, schon seit er die Praxis verlassen hatte, arbeitete er immer wieder durch, was geschehen war und trotzdem… trotzdem konnte er es nicht begreifen. Das war doch unmöglich. Sich an nichts mehr zu erinnern, nur wegen eines dummen Unfalls?! Sogar er war in der Lage, sich alles ins Gedächtnis zu rufen, obwohl er angetrunken war. Wieso konnte Tweek es nicht mehr?! Wieso ausgerechnet Tweek…?

„Craig? Alles in Ordnung? Du bist aber früh wieder hier, ich dachte du wolltest heute noch länger bei Token bleiben.“ Die Stimme seiner Mutter ertönte neben dem Quietschen der Badtüre.

„Nein“, gab er monoton zurück und schloss den Schrank, „war nicht so der Bringer. Ich bin eher gegangen.“

Normale Eltern wären vielleicht sogar froh, wenn sie hören würden, dass ihre Kinder NICHT besonders begeistert von solchen Saufgelagen zurückkommen. Und Tokens Party war ein Saufgelage… auch wenn er selbst es nicht von dem sonst so wohlerzogenen Schwarzen erwartet hätte. Aber vielleicht war genau das der Grund, dass sich seine Mutter, die Arme verschränkend, in die Tür stellte und motzte. „Das ist aber nicht nett! Ich bin mir sicher Token und seine Familie haben sich Mühe bei der Organisation gegeben!“

„Jaja“, murrte ihr der Schwarzhaarige entgegen, während er sich an ihr vorbei schob, „Mühe bei der Organisation ihrer Ehrengäste ‚Gin’ und ‚Wodka’ vielleicht….“ Der Mittelfinger durfte bei seiner Argumentation natürlich nicht fehlen. Keine ungewohnte, oder Aufsehen erregende Geste in seiner Familie, doch seine Mutter lies ihn dennoch nicht davon kommen.

„Himmel, Craig! Was ist denn los? Du bist kein besonders emotionaler Mensch, aber Token ist immerhin einer deiner besten Freunde, so bist du noch nie von ihm nach Hause gekommen. Ist irgendwas passiert, was-“

„Nein, Verdammt! Es ist NICHTS passiert, kapiert?!“ Ungewollt laut verließen diese Worte seine Lippen, als er sich ruckartig herumdrehte und seine Mutter anfuhr. Das aufkommende Gefühl von Übelkeit machte die Sache nicht besser. Seit wann fühlte er sich schlecht dabei zu lügen? Seine zu Fäusten geballten Hände zitterten an seinen Seiten. Die Fingernägel hinterließen kleine Kerben in seinen Handflächen. Aber dieses leichte Ziehen linderte wenigstens das schlechte Gefühl in seinem Magen.

„Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen?! Ihr kümmert euch doch sonst auch nie um mich, wieso gerade jetzt, hä?!“ Wieso jetzt? Wieso gerade alles an diesem Tag? An diesem verschissenen Tag, von dem er sich bereits am Morgen zu Recht gewünscht hatte, er hätte nie begonnen.

„Das ist doch nicht wahr, Craig! Wir machen uns Sorgen und - hey, wo willst du hin?“

Noch ehe das Elternteil ausreden konnte, hatte Craig ihr den Rücken zugekehrt und ging die Treppe runter.

„Tweaks’…“

„Was? Was willst du denn jetzt bei den Tweaks? Wenn du bei ihnen nur deine Wut ausleben willst, dann -“

„Das geht dich einen SCHEIßDRECK an!“, schon wieder ertappte er sich dabei, seine Mutter anzuschreien. Aber warum stellte sie ihm auch heute solche Fragen? Wieso regte er sich überhaupt so auf. War doch nicht sein Problem… „Frag sie doch gottverdammt noch mal selber! Ihr tauscht doch sonst auch jeden Furz in der ganzen Nachbarschaft per Telefon aus! Heute ist ein blendender Tag dazu – los, komm! Renn an deinen verfickten Fernsprechapparat und red mit dem, aber lass mich dafür den Rest der Woche um Himmels Willen in Ruhe!“

»BAM«

Damit war die Haustüre krachend ins Schloss gefallen und die verwirrte, vor den Kopf gestoßene Mrs. Tucker blickte ihrem davon stapfenden Sohn durch das Fenster nach.
 

Craig war wirklich nur Gelegenheitsraucher. Bis jetzt. Doch im Moment brauchte er das Nikotin mehr als alles andere. Um diese klirrende Kälte zu vergessen, die er so hasste. Um diese Stadt zu vergessen, die er hasste. Um die Ereignisse, die darin tagtäglich passierten, zu vergessen, die er ebenso hasste. Um seine Eltern, die Vorschriften, die dummen Fragen, seine Schulkollegen, die Party, den Unfall – einfach diese beschissene Situation zu vergessen. Aber es half nichts. Auch nach der ersten Zigarette war er immer noch in South Park, er war immer noch Craig Tucker, er ging immer noch mit den selben Leuten auf die gleiche Schule, er war auf dieser Party gewesen und es war nach wie vor so kalt, dass er seine Finger nicht mehr spürte. Und auch nach einem zweiten Glimmstängel wurde es nicht besser. Eine halbe Stunde später kam er dann endlich vor Tweeks Haus an. Der Weg hier her war nicht so weit, aber mitten unterm Laufen hatte er es sich anders überlegt und einen Umweg gemacht. Als ob das etwas ändern würde. Doch dieses ständig stärker werdende mulmige Gefühl in seinem Bauch, intensivierte sich mit jedem Schritt, den er Tweeks Haus näher kam. Fast als hätte er Angst. Lächerlich. Wie kam das denn? Er – Craig Tucker – und Angst vor einem Haus. Selbst wenn dort sein ehemaliger Freund ohne Erinnerungen saß. Er hatte dem Doktor gesagt, er würde ihm helfen. Auch wenn er noch keinerlei Ideen hatte, wie er das bewerkstelligen sollte.

Das Café war heute geschlossen, wie ein Schild vor dem Eingang verkündete. Der Lieferwagen von Mr. Tweak stand mit offenen Türen ziemlich quer vor der Ausfahrt. Craig nahm sich die Freiheit und schloss diese, bevor er an der Haustüre klingelte. Dort erfuhr er auch denn Grund für das fahrlässige Umgehen mit dem Wagen. Tweeks Eltern waren völlig aufgelöst. Sie verwechselten ihn sogar mit Clyde, obwohl er diesem ja nun mal gar nicht ähnelte. Auch entschuldigte sich seine Mutter mindestens zehnmal dafür bei ihm.

„Es- es tut mir so leid. Aber – Ich – Wir wissen einfach nicht was wir tun sollen“, schluchzend lies sich die braunhaarige Frau auf einen der Stühle sinken. Richard, Tweeks Vater, stellte sich hinter seine Frau und versuchte sie wenigstens ein bisschen zu beruhigen, indem er ihre Schultern massierte. Aber auch der Mann sah vollkommen mitgenommen aus. Selbst Craig spürte bei diesem Anblick, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Er hatte immer den Eindruck gehabt, dass diese beiden Menschen die einzigen Vernünftigen in ganz South Park waren. Zumindest Mrs. Tweak. Mal davon abgesehen, dass sie ihren Sohn von Kindesalter an mit Koffein vollgepumpt hatten, hatten sie doch immer die vernünftigsten Vorschläge und ein offenes Ohr, versuchten zu helfen, so wie Chefkoch. Diese Beiden nun so hoffnungslos zu erleben, hätte er sich nicht im Traum ausmalen können.

„Du hast ihn doch gefunden, nicht wahr? Gott, danke, dass du ihn zu einem Arzt gebracht hast! Wer weiß, ob er da draußen nicht verblutet wäre, oder erfroren. Er kann sich an nichts mehr erinnern, wie er dort hingekommen ist oder - …“

„Schon…gut. Kein Ding…“ Der Blick des Schwarzhaarigen schweifte schnell auf den Boden ab, sobald er seinen Mund öffnete. Tweeks Eltern bedanken sich bei ihm dafür, dass er ihren Sohn gefunden hatte. Sie bedanken sich bei dem Menschen, der ihren Sohn überhaupt dazu getrieben hatte, gedemütigt und blindwütend von Tokens Party zu flüchten und gegen einen Baum zu fahren. Absichtlich oder nicht. Gott… was wenn es kein Unfall war? Wenn Tweek es wirklich darauf abgesehen hatte…?! Abwesend schüttelte er seinen Kopf. Diesen Gedanken wollte Craig gar nicht erst weiter führen.

„Ich weiß ja, dass er unser Sohn ist, aber…“, Mrs. Tweeks Worte zogen seine Aufmerksamkeit erneut in die Gegenwart, „aber er weiß es nicht mehr! Er- er kennt uns nicht mehr und, er… er trinkt noch nicht einmal seinen Kaffee!“ Zum Satzende brach die gute Frau letztlich lauthals weinend auf ihre verschränkten Arme zusammen. Das war wirklich nur schwer zu ertragen… Immer wieder entschuldigte sie sich dafür, muffelte zwischen Schluchzern etwas in ihre Ärmel, das niemand verstand.

„Tweek ist oben in seinem Zimmer, geh doch bitte zu ihm, vielleicht redet er mit dir“, selbst die Augen des Mannes wurden feucht, als er vergeblich versuchte seine Frau zu beruhigen und Craig letztlich nach oben schickte. Wahrscheinlich mit nicht viel Hoffnung, einfach nur um ihm diesen Anblick zu ersparen. Und der Schwarzhaarige war froh darum. Zumindest solange, bis er vor Tweeks Tür stand.

Sollte er klopfen? Nein. Er hatte noch nie geklopft und er würde jetzt nicht damit anfangen.

Unangekündigt öffnete er die Zimmertür und trat ein. Tweek stand am gegenüberliegenden Fenster. Erst das leise Klacken beim Schließen der Türe bewegte den Blonden dazu, sich umzudrehen und seinen Besuch zu registrieren. Und da war er wieder. Dieser kalte, nichts sagende und absolut untypische Blick von Tweek, der Craig von vorn herein bemerkten ließ, dass er unerwünscht war.

„Was willst du schon wieder?“, gelangweilt klangen die Worte an sein Ohr. „Wohnst du etwa auch hier?“

„Nein…“, gab Craig zurück, bemüht um seinen normal monotonen Tonfall.

Tweek sah ihn noch ein paar Sekunden unvermittelt an, bevor er sich einfach wieder umdrehte und weiter zum Fenster hinaussah, „na zum Glück… hast du vielleicht schon einmal etwas von ‚Anklopfen’ gehört?“ Dieses Bissige, beinahe Sarkastische in seiner Stimme war so sonderbar. Würde Craig nicht wissen, was dem Blonden zugestoßen war, hätte er ernsthaft geglaubt, er wäre von Aliens entführt und ausgetauscht worden.

„Hast du das nicht alles vergessen?“, murrte der Schwarzhaarige zurück, während er sich an die Wand neben die Türe lehnte und die Arme verschränkte.

„Du hast doch den Arzt gehört. Ich habe mein Umfeld und meine Bekanntschaften vergessen, nicht die Umgangsformen und Normen“, erläuterte der Junge kühl.

Ein beinahe verletztes Grinsen schlich sich auf Craigs Lippen, „das unwichtige Zeug hast du behalten… schon scheiße gelaufen…“

Daraufhin gab der Junge ihm gegenüber nur ein abwertendes Schnauben von sich und wandte sich zynisch lächelnd zu ihm um. Craig hielt diesen Ausdruck in Tweeks Gesicht keine halbe Sekunde aus. Stattdessen schweifte sein Blick gezwungenerweise ab, über das Bett, zum Schreibtisch, auf welchem verlassen eine blass grüne Tasse stand. Mit einem leichten Stups, stieß sich der Schwarzhaarige von der Wand ab und schritt langsam, ohne den Blick zu heben, auf das Möbel zu. Wohl wissend, dass jede seiner Bewegungen von den misstrauischen, aber neugierigen Augen des Blonden verfolgt wurde.

Der Inhalt der Tasse war schwarz, kalt und unberührt.

„Willst du den nicht trinken?“, fragte Craig, die Tasse immer noch fixierend.

„Nein. Das Zeug stinkt.“ Tweek wandte sich uninteressiert ab, schenkte weder der Tasse noch seinem Besuch Beachtung. Nun riss Craig seinen Kopf hoch und starrte die Person, die am Fenster stand und aussah, wie sein ehemaliger Freund, schockiert an.

Tweak Tweek verschmähte seinen Kaffee? Das Getränk, für das er seit seinem 2 Jahr auf Erden lebte?! Das war… nein das konnte nicht mehr Tweek sein. Jetzt verstand er auch, weshalb seine Eltern so verzweifelt aufgaben, nachdem sie ihm von der Kaffee-Misere berichtet hatten. Wenn schon er, als Schulfreund, sich nicht vorstellen konnte, Tweek Kaffee hassend zu sehen, wie schwer traf es dann seine Eltern? Die zudem verantwortlich für seine Kaffee-Phillie waren und einen ganzen Laden davon besaßen.

Fast schon bedauernswert lies Craig seine Finger über den Henkel der Tasse gleiten. „Achso…“

Hätte diese Tasse Gefühle, würde sie wohl leise weinend ihre kleinen Keramik-Tränchen auf dem Tisch verteilen. So brutal und kalt abgeschoben zu werden, von der Person, die einen gestern noch geliebt hatte, musste furchtbar weh tun.

Oh ja… das musste es…

Craig mochte diese Stille nicht. Sonst war er ein Mensch, der es genoss, sobald es ruhig war, niemand etwas sagte oder etwas Lautes tat. Doch jetzt wünschte er sich, dass wenigstens ein Radio die Ruhe stören würde. Er hatte ja nicht einmal ein Thema, auf das er Tweek hätte ansprechen können. Der Blonde hatte alles vergessen und es schien so, als könnte Craig ihn für Nichts interessieren. Wie sollte er denn bitte sein Gedächtnis zurückbringen, wenn er keinen Anhaltspunkt bei Tweek hatte. Als erstes war ihm natürlich durch den Kopf geschossen, den Jungen einfach mit Kaffee zu konfrontieren. Immerhin war das ein ausschlaggebender Teil seines bisherigen Lebens und der Arzt hatte doch gesagt, dass Routineabläufe, Gewohnheiten oder besonders prägende Ereignisse sein Gedächtnis am wahrscheinlichsten zurückholten. Aber das war wohl ein Fehlschlag.

„Wenn du hier schon nichts anderes zu tun hast, als nur herumzustehen, wieso gehst du dann nicht einfach und hebst dir das für morgen in der Schule auf? Vielleicht fällt dir bis dahin ja etwas Besseres ein.“

Craig hätte beinahe die Tasse umgestoßen, so sehr schreckten ihn die plötzlichen einwandfreien und klaren Worte des Blonden auf.

„Du… kommst morgen schon wieder in die Schule?“, lenkte er ungläubig ab. Vorsichtig schob er die Tasse ein wenig auf dem Tisch hin und her, warf Tweek nur gelegentliche Seitenblicke zu, als dieser lange auf seine Antwort warten ließ. Der Schwarzhaarige fühlte, was er ihm sagen wollte. Er störe hier nur und solle endlich gehen. Genau das, was er ihm vorhin schon deutlich gemacht hatte. Craig wusste nicht wieso, aber sein Gehirn wollte diese Information einfach nicht verarbeiten. Einfach nicht wahrhaben. Tweek war nie so abweisend gewesen. Er hatte sich immer über Besuch gefreut. Er hatte IHN nie abgewiesen…

„Ja. Der Arzt meinte, ich solle so schnell wie möglich wieder in ‚meinen Alltag’ einsteigen.“

„Mh…“ Stimmt. Das hatte er gesagt.

Zu mehr kam es bei diesem Besuch auch nicht. Craig hielt es in diesem Haus nicht mehr lange aus und war schon nach kurzer Zeit wieder auf dem Rückweg. Bei sich Zuhause angekommen fiel ihn zu allem Überfluss auch noch seine Mutter an. Sie hätte mit Mrs. Tweak geredet, sie wisse jetzt, was passiert war und es täte ihr so leid. Sie verstünde jetzt, wieso er so aufgebracht war, es wäre nicht leicht zu verkraften.

Fuck, Nein!

Einen Scheißdreck wusste sie. Nichts verstand sie. Wenn nicht einmal Tweeks Mutter über die Wahrheit bescheid wusste, wie sollte sie es dann bitte seiner Mutter erklären? Wieso konnte sie überhaupt mit ihr an der Strippe darüber reden und sonst nicht?

Allein er wusste, was wirklich vorgefallen war und warum. Er und Tweek. Oder besser gesagt diese fremde Person, die Tweek innerhalb eines einzigen Tages geworden war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Klein_Ryu
2011-09-28T20:33:16+00:00 28.09.2011 22:33
waaah >.<
super kapitel =D
freu mich shcon aufs nächste *-*
Von:  Klein_Ryu
2011-09-28T20:33:16+00:00 28.09.2011 22:33
waaah >.<
super kapitel =D
freu mich shcon aufs nächste *-*
Von:  Kai-san
2011-09-28T14:31:03+00:00 28.09.2011 16:31
;__________; Gott das ist so traurig Q____Q
Tweek ohne kaffee Oo ich hab erst gedacht ich les net richtig.

Craig kann einem leid tun und hoffe das kommt alles wieder in ordnung die beiden gehoeren einfach zusammen Q___Q

Liebe Gruesse Alena
Von:  Kenny-Mon
2011-09-27T19:25:21+00:00 27.09.2011 21:25
...ich glaub nen ordentlichen Kommentar bekommst du erst wenn ich wieder richtig sehe und nicht so verschwommen ...q.q
...das Kapitel is so.... verdammt traurig*schnief*
..Tweek ohne Kaffee
..ich hab mir gedacht das es schlimm werden würde.. aber so schlimm???

Mir tut Craig jetzt schon Leid..
..also ich wüsste nicht was ich in so einer Situation machen würde.
ABer meine Mutter hätte ich zu 100% genauso angegiftet*kennt solche Situationen nurzugut indenen man einfach zu fertig ist um bei ienem normalen Tonfall zu bleiben*
Würde mich nicht wundern wenn das nächste Kapitel daraus bestände:

'Zuhause angekommen warf Craig sich auf sein Bett, tränen rollten ihm über sein Gesicht, er konnte sie nicht aufhalten, .. er wollte nicht.
War er Schuld?
Konnte er etwas ausrichten?
er fühlte sich nutzlos [...]

...Als seine Mutter spät Abends betrat um nach ihrem Sohn zu sehen fand sie ihn in komplett bekleidetem Zustand auf sienem Bett liegend, ..er war eingeschlafen.
Vorsichtig, bedacht darauf ihn nicht zu wecken zog sie ihm die Schuhe aus und deckte ihn zu.
Dabei fiel ihr auf das der Schwarzhaarige etwas in seiner Hand hielt,
ein Stück Papier, bei genauerem Hinsehen erkannte sie das es ein Foto war, ....ein Foto von Craig Tucker und Tweek Tweak, dem Kaffeesüchtigen blonden immerzitternden Jungen der einst Craigs bester Freund gewesen war....'

befor ich mich hier jetzt noch künstlerisch verewige ...
LG
Kenny


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