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Wie immer

OS-Sammlung
von

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Ludwig

Unsensibel.
 

War es nicht das, was sie ihm vorhielten? Dass er zu hart war? Keinen Spaß verstand? Gar gruselig erschien, weil seine Miene immer so finster wirkte?
 

Verdrehten sie nicht hinter seinem Rücken die Augen, wenn er wie besessen zu Putzen anfing? Nur wegen eines ach so kleinen Flecks?
 

Waren sie nicht insgeheim genervt, wenn er das Kommando an sich riss damit alles in geregelten Bahnen ablief und Konferenzen nicht in ein heilloses Durcheinander gerieten? Obwohl sie sich doch alle an den regelmäßigen Streitereien erfreuten, weil es eine willkommene Abwechslung zu dem sonst so tristen und organisierten Alltag war? Zu den Bergen von Arbeit, die man als Nation tagtäglich abzuarbeiten hatte?
 

Natürlich gab es Ausnahmen. Allen voran Feliciano und Kiku. Sie störten sich nicht an seinen Eigenarten.
 

Aber es war auch nicht das, woran er litt.
 

Nicht wegen dem, was die anderen Länder taten. Sagten. Dachten. Damit konnte er leben. Damit hatte er sich abgefunden. Büßte, was er seinerzeit getan hatte. Leistete Wiedergutmachung.
 

Und doch bestand darin sein Problem. Nicht, was er jetzt tat. Viel eher litt er unter jenen Konsequenzen von einst, die er selbst zu spüren bekommen hatte. Noch immer spürte.
 

Er hatte rücksichtslos gehandelt.
 

Er hatte blind auf das gehört, was sein damaliger Vorgesetzter ihm befohlen hatte.
 

Er hatte regelrecht unterstützt, dass Unschuldige als Kanonenfutter dienen mussten.
 

Er hatte die, die zu ihm standen, seine Verbündeten – Freunde – in unsagbare Gefahr gebracht.
 

Aber was viel schwerer auf seinen Schultern lastete war etwas anders: Er hatte zugelassen, dass sein Bruder sich für ihn aufgegeben und geopfert hatte. Dass dessen Nation von den Landkarten gefegt wurde und er selbst elendig zu Grunde gegangen war.
 

Das war es, was er sich am wenigsten verzeihen konnte. Was ihn nicht mehr wirklich glücklich hat werden lassen – trotz der Freunde, die noch immer zu ihm hielten und für ihn da waren.
 

Er konnte sich das einfach nicht verzeihen.
 

Dennoch saß er an seinem Schreibtisch.

Wie immer.
 

Wollte sich ablenken; trotz der späten Stunde und den dunklen Schatten unter seinen Augen.
 

Wie immer.
 

Eine große Thermosflasche mit Kaffe gefüllt neben sich.
 

Wie immer.
 

Doch trotz den Bergen an zu erledigenden Papierkram konnte er seine Gedankengänge nicht unterbinden.
 

Wie immer.



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