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ZWaNG-Stories

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Lehrerzimmer

Mit Schwung öffnete sich die Türe zu dem elegant eingerichteten Zimmer und unterbrach jegliche Diskussion die im Raum noch stattgefunden hatte. Erwartungsvolle Blicke wandten sich dem Neuankömmling zu, während deren Besitzer beinahe schon verzweifelt darauf hofften er würde interessante Themen mit in den Raum bringen. Vergebens. Die schwere Tasche hinter sich her schleifend, nahm er nur seinen üblichen Platz an den Gruppentischen ein und begrüßte die drei weiteren Lehrer dort mit einem simplen Nicken und einem
 

Möller: „Preuß, Sie sollten sich daran erinnern können, dass Rauchen im Lehrerzimmer und generell innerhalb des Gebäudes immer noch strengstens untersagt ist.“.
 

Danach wurde die Rahmenlose Brille noch auf der Nase wieder zurecht geschoben und ein paar Dokumente oder auch Klassenarbeiten aus der Tasche geholt, damit man sie noch einmal verdeutlichend auf das Pult werfen konnte.
 

Preuß: „Vor unseren Schülern auf dem Schulhof zu rauchen ist auch soviel fördernder. So lernen die Kleinen gleich einmal sich beim Anzünden einer Zigarette nicht die Finger, Haare oder Kleidung zu verbrennen.“
 

Die Zigarette qualmte weiter vor sich hin. Die Diskussion fand ein Ende.
 

Erichsen: „Sagen Sie Möller, Sie unterrichten doch als Klassenlehrer diese...Enttäuschung eines Sohnes eines erfolgreichen und hart arbeitenden Firmenchefs, nicht wahr? Frederick von Richter, wenn ich mich recht entsinne.“
 

Klassenarbeiten wurden beiseite geschoben, der Stuhl noch einmal näher an den Tisch heran gezogen und während die Beine überschlagen wurden, die eine Hand das Kinn stützte, versuchte die Andere sich den Qualm des Krebserregers aus der Sicht zu winken.
 

Möller: „Was wollen Sie damit sagen, Erichsen?“
 

Erichsen: „Irgendwie müssen Sie den Bengel ja unter Kontrolle halten. Wie stellen Sie das nur an?“
 

Eine Rauchwolke weiter.
 

Preuß: „Fällt das nicht unter Schweigepflicht der Vertrauenslehrer?“
 

Erichsen: „Preuß, Sie hat niemand gefragt. Von Ihnen bin ich sowieso enttäuscht.“
 

Preuß: „Und dabei gebe ich mir doch so viel Mühe Ihnen zu gefallen, Erichsen.“
 

Anschließende Konversationen trugen sich vorerst zwischen den beiden aus. Kurz die Brille von der Nase gegriffen um sich den Nasenrücken zu massieren. Ein prüfender Blick in Richtung der Lehrkraft, welche neben ihm saß und mit vor Freude funkelnden Augen an einem Mikado, aus Land XYZ, knabberte und zugleich begeistert auf den kleinen Bildschirm seines Mobiltelefons blickte.
 

Möller: „Sie sollten nicht so viel mit ihm schreiben, Graf.“
 

Kurze Stille, dann nur ein irritierter Blick von Blau auf Braun.
 

Graf: „Tun Sie nicht so, als würden Sie keinen Nutzen daraus ziehen, Christian.“
 

Ein flüchtiges Grinsen des Einen und der unzufriedene Blick eines Anderen.
 

Graf: „Ich lasse mir nur von einem Experten erklären, wie ich die Maschine im Nebenraum zu bedienen habe.“
 

Möller: „Den Computer?“
 

Graf: „Den PC.“
 

Möller: „Also doch den Computer.“
 

Graf: „Computer sagt doch heute keiner mehr, Christian.“
 

Möller: „Und trotzdem wird er auch Computer genannt.“
 

Graf: „Umgangssprachlich bezeichnet man ihn auch als 'Rechner'. Schon faszinierend, diese Wortvielfalt.“
 

Kein Kommentar. Wurde auch nicht benötigt, schließlich waren all ihre Kollegen stets dazu bereit sich einzumischen und einem Einzelnen diese Aufgabe abzunehmen. Ein Räuspern und ein Stapel Klassenarbeiten, der nach Aufmerksamkeit ringend auf den Tisch vor sich geklopft wurde. Erichsen erhob das Wort in der Runde.
 

Erichsen: „Wie auch immer, ich glaube kaum, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, sich über die korrekte Bezeichnung des PCs im Nebenraum zu kümmern. Wie Sie wissen, plane ich eine Klassenarbeit in Mathe in einer Woche. Graf, das sollte doch Vergleichsarbeit sein. Habe ich das richtig mitbekommen zwischen Tür und Angel, dass Sie Ihre Klassenarbeit wegen diesem neuen Schüler verschoben haben? Ich bin niederschmetternd enttäuscht..."
 

Mit einem dumpfen Geräusch wurde das Handy zugeklappt.
 

Graf: „Sehen Sie, Christian? Es heißt PC. Selbst Erichsen sagt es.“
 

Möller: „Wenn es für mich Computer heißt, werde ich auch weiterhin Computer sagen.“
 

Graf: „Und was sagen Sie zu ihrem Handy? Mobiltelefon?“
 

Treffer versenkt. Lautes Rascheln und Gepolter. Weißes Papier flog durch das Zimmer, landete am Boden und blieb vorerst dort liegen.
 

Erichsen (2): „Herr Speyer, Sie sind ein Tollpatsch.“
 

Darauf eine leises Sprechen.
 

Preuß: „Irgendwie habe ich nun damit gerechnet, dass Sie überaus enttäuscht darüber wären, wie Ihre Frau mit unserem Chef spricht, Erichsen.“
 

Schweres Schlucken. Vielsagende Stille.
 

Speyer: „Entschuldigen Sie. Ah, Herr Hickel ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie die Belege dort liegen lassen könnten!“
 

Hickel: „Auf dem Boden? Aber Moment, sind diese Rechnungen nicht von vor einem Jahr?“
 

Speyer: „Wichtige Dokumente, Herr Hickel. Wichtige Dokumente...“
 

Behre: „Schon tragisch, wenn sich Leute in Ihrem Alter schon von nichts mehr trennen können.“
 

Speyer: „Aber, aber Frau Behre.“
 

Angenehmes Lachen, schallte durch den Raum.
 

Graf: „Wir sitzen mit der Klasse gerade an einem komplizierten Thema. Emilio hätte auf die kurze Zeit keine Chance den ganzen Stoff aufzuholen und im Vergleich der beiden Klassen, würde die Sechs in der Arbeit die Klasse von Möller nur unnötig runter ziehen. Wir verschieben das Ganze eben auf die nächste Klassenarbeit, wenn Sie gestatten Anton?“
 

Deutendes Räuspern von dem Brünetten an seiner Seite und ein übertrieben sanftmütiges Lächeln auf seinen Lippen. Weiterer Rauch wurde ins Zimmer geblasen.
 

Preuß: „Soweit ich informiert bin, wäre es sowieso keine Vergleichsarbeit gewesen, die hätte sein müssen. Erichsen, ein bisschen weniger Selbstüberzeugung würde Ihnen gut stehen. Wir wissen alle wie sehr Sie von Ihrer Klasse im Fach Mathematik überzeugt sind und Sie müssen wirklich nicht damit prahlen.“
 

Erichsen: „Ich prahle nicht. Ich versuche lediglich meine Aussagen auf etwas stützen zu können, damit Sie alle einen Einblick davon erlangen, was für eine tägliche Enttäuschung ich durchleben muss!“
 

Ein zartes Schmunzeln und wildes Tippen auf dem Mobiltelefon.
 

Graf: „Mathematik ist auch ein idiotisch Fach. Auf lange Zeit gesehen.“
 

Möller: „Sprach der Mathematiklehrer und entsandte einem seiner Schüler ein mathematisches Rätsel. Sagte ich nicht bereits, dass Sie nicht so häufig mit ihm schreiben sollen? Mich wundert es nicht mehr, dass ich noch lange darauf warten kann, bis dieser Junge seine Hausaufgaben in meinem Fach erledigt.“
 

Graf: „Ach seien Sie nicht so streng mit ihren Schülern, Christian!“
 

Erichsen: „Enttäuschend wie wenig Einsicht Sie an den Tag legen, Graf.“
 

Eine schrille Glocke, Schritte auf den Fluren und das unerträgliche Geräusch wenn Stühle mit Gewicht über den Boden geschoben wurden.
 

Möller: „Auf Wiedersehen, die Herren. Meine nächste Stunde ruft nach mir.“



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