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Eternal Search

Die Suche nach dem Hier
von

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Der geheime Ort

Ich stöhne auf, als ich versuche mich aufzusetzen. Unter all dem hin und her ist mir entgangen, wie sehr ich meine Kraft überstrapaziert habe. Jetzt heißt es wohl oder übel erstmal ausruhen – nichts mit neuen Welten für eine Weile.

Während ich mir die schmerzenden Muskeln und den schweren Kopf reibe, werfe ich einen Blick auf die Ruinen zu beiden Seiten. Anscheinend hat, wer auch immer entscheidet, wo ich nach der Rückreise lande, was für Ironie übrig. Ich bin genau da, wo mir damals zum ersten Mal Way begegnet ist. Seufzend komme ich auf die Füße, klopfe mir den Staub von der Kleidung und als ich aufschaue, trifft mich ein reinblaues Paar Augen.

„Destiny…“, stoße ich hervor und meine Stimme bricht dabei ziemlich unschön. Diesmal lächelt sie nicht, aber sie läuft auch nicht weg und vor allem sieht sie nicht weg. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und scharre daher nur verlegen mit dem Fuß, als Destiny plötzlich vor mir steht, mein Handgelenk ergreift und hinter sich herzieht.

Widerstandslos laufe ich mit, verstehe aber nicht im Ansatz, was sie vorhat. Wir gehen nur ein Stück die Hauptstraße entlang, dann beordert sie mich in eine schmale Gasse, wo sie mein Handgelenk loslässt und auffordernd auf ein Loch in der Wand neben uns deutet. Verdutzt betrachte ich den Riss, der eigenartig dreieckig geformt ist und gerade groß genug, dass ein Mensch von Ways Größe hineinschlüpfen könnte. Erst als ich kurz aufschaue, erkenne ich, dass es zwei zusammengestürzte Gebäude sind, die den Eingang bilden.

Und offenbar möchte Destiny, dass ich reingehe. Weil ich noch immer zu befangen bin, um Fragen zu stellen, komme ich ihrem Fordern nach und ducke mich unter dem Stein hindurch ins Innere.

Drinnen angekommen nehme ich ein paar Schritte, halte dann aber erstaunt an und richte mich wieder auf. Die Decke des kleinen Komplexes ist zwar schief und krumm, weist aber einige feine Ritzen auf, durch die Tageslicht einströmen kann. Das wiederum sorgt dafür, dass ich all die Zeichnungen und Worte erkennen kann, die an den Wänden prangen.

Fast vergessend, wie ich überhaupt hergekommen bin, gehe ich auf eine Wand zu und berühre vorsichtig das Miniaturportrait eines Mannes in einem langen Mantel. Es ist nicht Luxord, auch nicht Roxas, aber was er trägt, scheint genau das gleiche Kleidungsstück zu sein, das auch sie anhatten.

„Ich habe diese Steine gefunden“, holt mich Destinys sanfte Stimme unvermittelt aus der Betrachtung. „Wenn man sie über die Wände schleift, hinterlassen sie Spuren.“ Sie hält eine Handvoll dunkelgrauer plattenförmiger Steine hoch und lächelt.

„Das ist wunderschön“, sage ich leise und streiche über ein weiteres Bild. Es zeigt ein eher kleines Wesen mit großen runden Ohren und einer Stupsnase. Eine Maus? Unweit davon steht eine Zeile geschrieben.

„Kannst du dir das merken?“, lese ich laut vor. Destinys glockenhelles Lachen erklingt.

„Das sind Worte, die die Personen gesagt haben, denen ich begegnet bin. Aber es sind noch nicht viele.“ Fragend blicke ich sie wieder an. „Ich möchte gern noch mehr Bilder und Sätze hier malen, aber ich bin ja noch nicht allzu lange auf der Suche.“

Nachdenklich betrachte ich erneut die Zeile.

„Wie ist das eigentlich möglich? Wo doch keine Zeit in dieser Welt existiert… Wie ist es da möglich, etwas zu verändern ?“

Leichtfüßig tritt sie neben mich und legt die Fingerspitzen auf die Zeichnung eines merkwürdigen Baumes. Sein Stamm ist ungewöhnlich schmal und statt Ästen sind da nur lange, fedrige Blattwedel. Trotzdem kommt es mir unwirklich vertraut vor.

„Diese Welt mag zeitlos sein“, flüstert sie, „aber wir alle sind berührbare Wesen, in denen Zeit und Gefühl existiert – wir sind lebendig. Und es könnte doch möglich sein, dass wir ein wenig von unserer Zeit auf diesen Ort abfärben.“ Sie lacht. „Im wahrsten Sinne des Wortes.“

Ich weiß nichts zu erwidern, aber Destiny gibt mir auch gar nicht die Gelegenheit dazu. Sie nimmt meine Hand und legt einen der Malsteine hinein.

„Gib auch du diesem Ort ein wenig von deiner Lebendigkeit, Demon.“ Damit dreht sie sich um und schlängelt sich flugs wieder zum Loch hinaus. Ich schaue ihr ungläubig nach, zucke dann aber die Schultern und suche nach einer guten Stelle. Mir ist nämlich direkt eine Idee gekommen.

An einer breiten Steinplatte, die wie ein Schild an der Wand lehnt, gehe ich in die Hocke und beginne die Zeile einzuritzen. Destiny hat Recht; dort, wo ich die scharfe Kante des Steins entlangführe, bleibt eine weiße Spur zurück. Und während ich sorgfältig Wort für Wort ziehe und nur das Schaben zu hören ist, überkommt mich eine undefinierbare Nostalgie. Die Steine, die weißen Muster darauf, ein geheimer Ort… Das… Rauschen… in der Ferne…

Kopfschüttelnd reiße ich mich aus der Trance und mustere mein Werk. Als ein zaghafter Schritt am Höhleneingang meine Aufmerksamkeit erweckt. Ich wirbele herum und versteife mich unbewusst, als ich Way erkenne.

„Destiny hat dich geschickt“, stelle ich heiser fest.

„Ich glaube, sie will, dass wir uns vertragen“, meint er schlicht und kommt auf mich zu. Ich lasse den Stein zu Boden sinken und stelle fest, dass ein schlechtes Gewissen Magenschmerzen verursachen kann. Way geht vor mir in die Hocke und sieht mich lange an, ohne dass einer von uns beiden ein Wort sagt. Schließlich bin ich diejenige, die das Schweigen bricht.

„Es tut mir Leid.“ Ich räuspere mich, aber meine Stimme klingt immer noch brüchig. „Ich war… ich hatte Angst… Ich wollte dir nicht wehtun. Bitte verzeih mir.“ Auf einmal spüre ich seine Hand auf meinem Kopf, die mir das Haar verwuschelt.

„Hör schon auf, dich zu entschuldigen, D.“ Verwundert hebe ich die Brauen.

„Bist du gar nicht sauer?“

„Doch, natürlich bin ich sauer“, erwidert er ruppig und verpasst mir einen Stups vor die Stirn. „Du hast mich genau in diesen spitzen Stein gestoßen.“ Er hält den rechten Arm hoch, der mit einem Verband umwickelt ist. Als er mich wieder ansieht, lässt er ihn jedoch schnell wieder sinken. Ich kann mir vorstellen, wie mein Gesicht aussieht, aber es zu ändern ist auch nicht machbar. Verletzt… ich habe Way verletzt.

„Es tut mir so Leid…“ Er seufzt.

„Bitte hör auf damit. Ich bin doch selbst Schuld.“ Das wundervolle schelmische Way-Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus. „Ich weiß doch, was du von Berührungen hältst.“

„Das ist nicht deinetwegen“, stoße ich hervor.

„Das weiß ich. Und ebenso müsstest du wissen, dass ich dir nicht böse bin. Jedenfalls nicht, wenn du mir ein Lächeln schenkst.“ Sein Tonfall ist so frech, dass ich schon lächle, bevor er überhaupt das letzte Wort aussprechen kann. „Vergeben und vergessen, D.“ Ein paar Sekunden schweigt er nachdenklich.

„Aber was das mit Void angeht…“

„Das fünfte“, unterbreche ich ihn flüsternd, weil ich befürchte meine Stimme könnte wieder splittern. „Das war das fünfte Mal, dass er mich… dass er mich provoziert hat…“ Gerade noch rechzeitig formuliere ich mich um. Wenn Way wüsste, was eigentlich zwischen Void und mir passiert ist, würde er nicht lange fackeln, loszulaufen und ihm den Kopf abzureißen.

So reicht es ihm, seine Faust auf den Boden zu schlagen.

„Warum tut er das, D? Ich meine, dieser Vollidiot war schon immer fies und streitlustig, aber bei dir… Was hat er gegen dich?“ Erschöpft lasse ich das Kinn auf die Brust fallen.

„Wenn ich das nur wüsste…“ Wieder schweigen wir eine Weile.

„Versprichst du mir etwas?“, sagt Way dann und klingt für seine Verhältnisse überaus gesetzt.

„Ja“, erwidere ich kurz angebunden. Wie könnte ich ihm auch jetzt noch irgendwas ausschlagen? Doch bei seinen nächsten Worten bereue ich meine schnelle Einwilligung schon.

„Wenn er dich das nächste Mal angreift, sag es mir.“ Statt Antwort zu geben, hebe ich den Kopf und starre auf die Worte, die ich eben noch in den Stein gekratzt habe. „D?“

„Wenn ich das tue, wirst du nur wütend.“

„Ja, natürlich!“, platzt er hervor, so laut, dass ich erschrocken den Blick auf ihn richte. „Was erwartest du denn, D?! Dass ich einfach dasitze und das sang- und klanglos an mir vorbeigehen lasse? Wir sind Freunde! Es ist mein gutes Recht, zu wissen, wenn es dir schlecht geht! Es ist mein Recht, dich zu trösten, dir zuzuhören und ebenso dich zu verteidigen. Begreif das doch endlich.“ Fahrig bringt er sein Haar in Unordnung. Dann erhellt ein halbes Grinsen sein Gesicht und er sieht mich wieder an. „Ich hab lange genug durchgehen lassen, dass du mir das wegnimmst. Aber… irgendwann ist Schluss mit lustig.“

Als er die Worte verwendet, die ich noch vor nicht allzu langer Zeit zu ihm sagte, scheint mein Herz bis zu den Füßen runterzurutschen. Aber gleichzeitig muss ich lächeln.

„Das stimmt… Also gut. Versprochen, Way.“
 

Ich träume fast nie.

Oder vielleicht tue ich es doch, kann mich anschließend aber nicht mehr daran erinnern. Wenn jedoch die Ausnahme der Regel auftritt, sind meine Träume anstrengend, beängstigend und dunkel. Ich glaube, so etwas nennt man Albtraum.

Als ich nach all den Ereignissen der vergangenen Stunden schließlich müde auf mein Lager sinke und der Schlaf mich hinabzieht, träume ich seit langem wieder. Ich hätte eigentlich ahnen können, dass meine Erinnerungen den Kampf noch nicht aufgegeben haben. Sie wollen alles, sind gnadenlos; nach ihnen muss ich jedes Detail nochmals durchleben.

Mein Bewusstsein kann sich dagegen zur Wehr setzen. Aber mein Unterbewusstsein ist ihnen schutzlos ausgeliefert. Und so kommt es wohl, dass ich einen Traum habe. Einen, der auch die letzten Seiten der Vergangenheit aufschlägt.
 

Es war Rot.

Die erste Farbe, die ich in völliger Reinheit sah. Die Augen und Haare all jener, die mir zuvor begegnet waren, waren nicht vollkommen einfarbig gewesen. Ihre Kleidung zwar schon, aber ich hatte nichts von dem, was ich gesehen hatte, vergleichen können. Und wirklich darauf geachtet hatte ich auch nicht. Aber jetzt war es unmöglich, auszuweichen.

Das Rot. So viel davon. So viel Rot…

Meine Augen waren nur halb geschlossen. Ich lag auf der Seite, Arme und Beine nahe am Körper und fühlte nur Schwere. Merkwürdig. Wenn man sich so winzig klein, so unbedeutend vorkommt und der Körper gleichzeitig so schwer ist, dass das eigene Gewicht einen zu erdrücken droht. Das ist doch widersprüchlich, nicht?

Überall Rot.

Ich konnte mir nicht erklären, woher es kam. Aber ich lag darin, wurde davon getränkt und rührte mich nicht. Leise Angst beschlich mich. Warum? Wieso fürchtete ich mich beim Anblick des Rotes? Wieso verspürte ich plötzlich den Drang, wegzulaufen, um es von meinem Körper zu spülen? Wieso war mir diese Farbe so zuwider? Ich blieb liegen, weil die Schwere stärker war. Die Frage war nur, wie lange das so bleiben würde.

Rot. Ein See aus Rot.

Sollte ich nicht wissen, was das war? Woher es kam?

Es war zu schwer, sich daran zu erinnern und ich wollte mich nicht mehr anstrengen. Ich wollte nur hier liegen bleiben und weiteratmen. Nicht denken. Nicht fühlen. Weiter in der angenehmen Leere treiben.

Rot. Wie… Blut.

Das Wort genügte. Nur der Gedanke und schon stürzten die Säulen der Erinnerung über mir zusammen. Das Monster. Das Blut. Da bestand ein Zusammenhang. Mehr als das. Ich igelte mich noch weiter ein, kniff die Augen zu, presste die Hände auf die Ohren und versuchte verzweifelt, die Stimmen fernzuhalten, die in meinem Schädel herumsprangen.

„Nein, bitte! Bitte!“

„Verschwinde, du Bestie!“

„Nein, nicht! Mach, dass du wegkommst!“

„Was habe ich getan?“, keuchte ich, riss die Augen auf und erfasste die dunkle Blutlache, nun mit einer durchaus anderen Sicht. Obwohl mein ganzer Körper heftig protestierte, rappelte ich mich auf die wackligen Knie und wich panisch zurück. Auch wenn es kaum einen Sinn hatte; das Blut war überall. Es klebte an meinen Händen, hatte mein Kleid durchnässt, hatte mir überall verkrustete Spuren aufgemalt. Und wenn ich mit der Zunge über meine Lippen gestrichen wäre, hätte ich es auch schmecken können.

Aber wessen Blut war das? Aufgrund der zahlreichen Schnitte und Quetschungen stammte ein Großteil davon mit Sicherheit von mir. Ein Großteil.

Demon…

„Nein! NEIN! Verschwinde! Lass mich in Ruhe!“ Ich wollte mich abwenden und weglaufen, weg von diesem schrecklichen Rot, weg von allem, was hier geschehen war. Aber die Wunden blieben nicht ohne Wirkung. Schon nach ein paar Metern wurde mir wieder schwindelig und ich klappte wie eine Puppe zusammen. Blieb liegen.

Warum so ängstlich? Komm, öffne dich der Finsternis. Lass sie dich umfangen und du wirst schlafen. Friedlich träumen. Übergib mir die Kontrolle und lass dich fallen…

Fallen lassen… Aufhören. Nur die Augen schließen. Das war so leicht…

„Was haben wir denn da?“, erklang wie aus dem Nichts eine gehässige Stimme in Kombination mit einigen markanten Schritten; auffallend scharf voneinander abgehoben. „Ah, ich weiß! Du bist das Monster, das hier vorhin Krieg gespielt hat, oder? Tz, hätte nicht gedacht, dass sich dahinter so ’n spindeldürres Püppchen verbirgt.“

Etwas tippte mir gegen die Schulter. Der Druck wurde stärker, bis es mich zur Seite warf, sodass ich flach auf dem Rücken lag. Es war eine Schuhspitze gewesen. Und sie gehörte zu einem Jungen, der über mir stand und grinste. Kein verspieltes lockeres Grinsen wie bei dem blonden Jungen von zuvor, sondern eine spöttische, nahezu boshafte Verzerrung davon.

Sein, mit schwarzen Strähnen versetztes, rotes Haar stand wild ab und eine stechend blaue Iris umgab die Pupillen seiner Augen. Ich fletschte die Zähne, aber das Grollen, das hinterherkam war nur ein dünnes Knurren. Ich war so schwach…

Der Junge musterte mich noch eine zeitlang, dann ging er urplötzlich in die Knie und beugte sich, einen Arm rechts einen links von mir abgestützt, über mich, sodass seine Nasenspitze fast meine berührte.

„Jetzt bist du gar nicht mehr so Furcht erregend, was?“, raunte er mir zu und fixierte mich mit seinen Augen. Die Farbe war widerwärtig und bedrückend. „Jetzt, wo du keine Krallen mehr hast oder Flügel…“ Er nahm eine Hand neben mir fort und schloss nacheinander die Finger um mein Kinn. Ich wollte mich losreißen, aber ein scheußlicher Schmerz schoss mir dabei in den Nacken, sodass ich nur zu einem fähig blieb; flach atmen.

Der Junge lächelte gewinnend.

„Lion sagte, du würdest Demon heißen… Treffend, sage ich.“

Meine Hände zuckten, aber das war alles. Ich konnte ja kaum die Augen offen halten. Dass er mir so nahe war, machte mich halb wahnsinnig. Innerlich schrie und zerrte es an mir, doch äußerlich war ich leblos wie der Stein unter uns.

„Ich bin übrigens Void.“

„Treffend“, brachte ich zerknirscht hervor und der Griff um mein Kinn wurde fester, während ihm das selbstgewisse Lächeln aus dem Gesicht fiel. Anscheinend hatte ich einen wunden Punkt gefunden. Es stand kein Spott mehr in seinen überhellen Augen geschrieben, nur noch kalte Wut.

„Ich sage dir das nur einmal, Missgeburt: Wenn du mir irgendwelche Probleme machen solltest, kann ich dir versichern, dass dein Aufenthalt hier nicht besonders angenehm wird.“

Während er das zischte, fuhr seine Hand vom Kinn zu meinem Hals hinunter und dann – als wüsste er genau um den Effekt – berührte er die Haut in meinem Nacken.

Der lodernde Schmerz kam so unerwartet, so brutal, dass ich wider meine poröse Kehle aufschrie. Undeutlich durch meine verzerrte Stimme konnte ich Voids Gelächter hören und er bohrte die Fingerspitzen noch tiefer in meine Haut.

Schließlich überwiegte die Folter alles andere und mein halbtoter Körper ging, der Verletzungen zum Trotz, auf Widerstand. Ich erinnere mich nur dunkel daran, wie ich die Augen aufschlug und Void in den Arm biss. Es war nicht mein Bewusstsein gewesen, das gehandelt hatte, sondern das zweite Ich, das Monster in meinem Inneren. Sofort schmeckte ich Blut im Mund und ließ erschrocken wieder los, obwohl die Bestie in mir danach verlangte, zu reißen…

Void gab einen grässlichen Schmerzenslaut von sich, löste die Hand in meinem Nacken und brachte eilig mehr Platz zwischen sich und mich. Seine Eisaugen waren vor Angst geweitet. Angst… Als ich den Kopf zur Seite fallen ließ und ausspuckte, um den widerlichen Geschmack des Blutes loszuwerden, war es mehr als bloße Scham, die mir die Tränen in die Augen trieb.

„Tz, glaub ja nicht, dass ich mich davon beeindrucken lasse“, schnappte er und kam auf die Beine, während er eine Hand auf die blutige Bisswunde presste. Ehe ich es richtig begriff, spürte ich einen harten Tritt an der Schläfe, der meinen Kopf auf die andere Seite beförderte und die Umgebung flimmern ließ.

„Du willst also unbedingt eine Kostprobe, was?“ Er machte sich bereit, nochmals zuzutreten und meine Muskeln versteiften sich in Erwartung von neuem Schmerz. Als ein Rufen uns beide innehalten ließ.

„Demon!“ Ich hörte meinen Namen wie durch Watte hindurch, aber ich erkannte die Stimme sofort wieder. „Demon! Wo bist du?“

„Ah, der Retter naht“, bemerkte Void zynisch und schenkte mir einen durchdringenden Blick, den ich durch den weichen Ring aus Betäubung kaum entziffern konnte. „Fürs Erste sind wir hier wohl fertig, Monster. Aber präg’ dir eins ein: Ich bin kein einfacher Gegner.“

Damit drehte er ab und verschwand im Nu zwischen den Ruinen. Ich konnte den Sinn seiner Worte nur schwer erfassen, aber etwas in mir mahnte, darüber nachzudenken. Was hatte er nur gemeint mit dem, er würde kein einfacher Gegner sein?

„Demon! Endlich, da bist du ja!“ Matt ließ ich den Kopf zur anderen Seite kullern, bis ich eine Silhouette erkannte, die auf mich zugerast kam. Verworrenes, blondes Haar kam in Sicht und diese lichten grünen Augen. Kaum hatte er mich erreicht, ließ er sich auf die Knie fallen und zerrte sich den Pullover über den Kopf. Es war der gleiche, den er mir schon vorher angeboten hatte. Er hob mich vorsichtig an, schob den warmen weichen Stoff unter mich und wickelte ihn behutsam um meine Schultern. Dadurch wurde mir erst klar, wie sehr ich fror.

„Du…“, hauchte ich nur und hoffte, dass er den Rest der Frage in meinem Gesicht lesen konnte. Er konnte es.

„Way. Mein Name ist Way.”

„Way“, wiederholte ich lautlos, während meine Lider immer schwerer wurden und jede Faser um Erholung bat. Ich wollte ihn fragen, wieso er hier war. Warum er, wie selbstverständlich, einen Arm unter meine Knie schob und einen um meine Schultern legte und mich hochhob. Aber ich brachte längst kein Wort mehr hervor. Nicht mal, dass er mich berührte, drang jetzt noch zu mir durch.

Und darum überließ ich mich seiner Führsorge, lehnte den Kopf gegen seine Brust und erlaubte meinen Augen sich zu schließen, meinen Muskeln sich zu lösen, meinem Geist zu ruhen und zu vertrauen…
 

Heute weiß ich, dass es so jemanden nicht gibt. Aber ich weiß, dass es jemanden gibt, dem es trotzdem egal ist. Der zurückschreckte, ja, aber nicht ging.

Er drehte sich um.

Und sah nicht noch mal weg.
 

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Ich entwarne an dieser Stelle: Das Flashback ist hiermit offiziell abgeschlossen. Die blutigen depressiven Szenen haben fürs Erste wieder Ruhepause, also keine Sorge. ^-^’

Letzten Endes ist es mehr geworden, als ich geplant hatte. Aber ich will es auch nicht kürzen, weil jede dieser Erfahrungen wichtig für die Geschichte und Demons weitere Entwicklung ist.

Ich denke, jeder erkennt das Zitat, das Destiny da an die Wand geschrieben hat, oder? ^-^

Die Galerie wird in Zukunft noch eine sehr wichtige Rolle spielen, besonders das, was Demon dort verewigt hat – was ich noch nicht verrate. ;)

Ich hoffe, es hat euch gefallen!
 

Vielen, lieben Dank fürs Lesen!

Rainblue



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Xaris
2011-09-25T00:00:45+00:00 25.09.2011 02:00
Wunderschöne gute Nacht, werte Dame X3 *weiterles* xD

Was will denn Destiny von ihr? O.O
Hm, wer ist denn da aufn Bild? >.> Fiiiies, will das jetzt wissen *auf Boden werf und Aua schreit* Ehem...ich warte doch lieber, vielleicht erfahre ichs ja bereits in den nächsten Sätzen. ^-^
WAS?! Sie ist Axel begengnet? Noiiiin, die Chance, dass Demon also auf ihn trifft ist dann eher gering, oder? Oder?! XD
Ich glaub, ich sitz hier gerade auf heißen Kohlen. p.q XD
Hm, was will denn nun Way? will Destiny die beiden verkuppeln? Hmmmm, ne, der Xarisverkupplungsalarm reagiert da nicht. xD
Ach ja, ich erinnere mich, die habn sich ja gezankt. xD
Die haben in deiner Story i-wie alle Strähnen. O.O XD Aber ich mag die Kombi von schwarz und rot. <3333
Oh, okey...Rückblendenzeit. XD Void isn Arsch. p.q Der nervt sie sogar in Träumen!
Mal gucken, was im nächsten Kapitel passiert! <3


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