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Abschied eines Waldgeistes.

Mido auf Reisen!
von

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Guten Morgen, liebe Sorgen!

Mit einem letzten Blick auf das Bild begab ich mich ebenfalls zu dem Bett. Dieses Mädchen machte mich noch völlig meschugge. Bedacht löste sie den geflochtenen Zopf braunen Haares, zog das Haarband heraus und warf es gedankenlos auf den Zimmerboden, bevor sie es ausbreitete. Durch den Druck, der auf ihm lag, warf es Wellen, der Haaransatz war hingegen recht glatt. Sie schien nach einem Gesprächsthema zu suchen, damit wir uns nicht anschweigen mussten. Auch, wenn wir uns nicht sonderlich grün waren. Gwen hatte die Hände ihrer Mutter geerbt, jedoch waren diese rauer, weil sie wohl öfter ihrem Vater bei der Arbeit auf dem Hof half. Als sie ein Thema fand schnalzte sie laut mit der Zunge und eröffnete das Gespräch.

„Du hast doch gesagt, du kommst vom Wald? Wie ist es da? Gibt es da eine Stadt? Hast du schon mal einen Kokiri gesehen?“, löcherte sie mich und ich hob die Brauen. Zu viele Fragen in viel zu kurzer Zeit. Ich setzte mich in den Schneidersitz und lehnte meine Arme auf die Knie.

„Es ist ganz nett dort. Eine Stadt würde ich das aber nicht nennen, mehr ein Dörfchen…“, sagte ich und überdachte meine Worte. Ja, wir waren nichtmal ein Dörfchen. Vielleicht eine kleine Ansammlung von Häuschen. Dann versuchte ich mich auf ihre letzte Frage zu konzentrieren. „Ja, ich wohnte bei ihnen. Aber dann bin ich gegangen. Ist eine ziemlich lange Geschichte.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du willst mich auf den Arm nehmen! Echt? Ich würde sie gerne mal sehen… Aber… Deine Kleidung… Bist du ein Kokiri?“ Ihre Stimme war dermaßen neugierig und ihr Blick durchbohrte mich fast. Ihre dunklen, grünen Augen blitzten interessiert auf und sie lehnte sich näher zu mir herüber, um mir genauer zuzuhören. Schnell und aufmerksam klimperte sie mit den Wimpern. Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Da war die Müdigkeit, und da war die Tatsache, dass ich nicht wusste, wer oder was ich war. Ich war einfach nur. Und das reichte. Ich zuckte die Schultern. Sie blickte mich noch verwirrter als zuvor an, als sie zu begreifen schien und ihr Blick sich veränderte. Ihre Unterlippe schob sich ein Stück nach vorne, sie sah traurig aus. „Natürlich nicht, du bist ja viel zu alt, um einer zu sein… Und eine Fee hast du auch nicht…“ – „Ich hatte mal eine.“

Ja, und dass ich sie verloren hatte, war nichtmal einen halben Tag her. Zumindest war ich in der Gewissheit, dass es ihr Zuhause gut ging und sie sich nicht mit mir herumquälen musste. Die Erinnerung an sie machte mich etwas traurig. Durch die ganze Aufregung wäre ich fast davon abgelenkt gewesen.

„Wie toll… Ich hätte auch gern eine.“

Sie ließ sich auf das Bett fallen und lag, die Viere von sich gestreckt, dort.

Na, ob sie wirklich eine wollte, nur, um sie später zu verlassen, war eher zweifelhaft. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man mich Merle gar nicht nahe gebracht hätte. Eine andere Frage tauchte auf – wie war ich in die Wälder gekommen? Wie sollte ich dort gelandet sein? Ich war sicher nicht vom Himmel gefallen. Aber wenn ich es herausfinden würde, vielleicht würde es schmerzhafter sein, als die Ungewissheit, mit der ich bisher gestraft war. Dann lebte ich lieber weiter mit der Illusion.

„Aber… Warum hast du denn keine mehr?“, fragte sie schließlich.

„Naja, es hat sich herausgestellt, dass ich wohl doch kein Kokiri bin. Deswegen musste ich auch gehen. Leider.“

„Dann hast du ja gar nichts mehr…“

Ihre Stimme klang so bedauernd, dass es fast weh tat, sie zu hören.

Der Ausdruck in ihrem Gesicht wurde immer trüber, sie senkte den Blick und zog schließlich die Decke über sich. Ich legte mich hin und tat es ihr gleich. Ja, dann hatte ich gar nichts mehr. Und so, wie sie es sagte, war es etwas Schlechtes, dabei hatte ich gerade vorgehabt, neuen Mut zu fassen und mir ein neues Leben aufzubauen. Aber was, wenn man mich auch hier verstoßen würde? Eine abstoßende Nervosität breitete sich in meiner Magengegend aus und ich drehte mich auf die linke Seite, betrachtete den Splitter, den ich mir in der Hand gefangen hatte, zog ihn vorsichtig mit den Fingern heraus und warf ihn auf den Fußboden. Selbst, als ich die Augen schloss, sah ich ihr Gesicht mit den rosigen Wangen und den Mandelaugen vor mir, wie sie mich bedauerte.

Umso näher ich dem Dämmerzustand kam, umso mehr verschmolz es mit dem von Salia.

Am Ende blieb mir doch nichts anderes übrig, als zu schlafen.
 

Geweckt wurde ich durch ein sanftes Rütteln am Arm und der Aufforderung, aufzuwachen. Das Rütteln wurde immer fester, bis ich schließlich die Augen öffnete. Auf gleicher Höhe sah ich den Saum eines ockerfarbenen gemusterten Kleides. Ich drehte mich auf den Rücken und sah gen Decke, wo ich auch das Gesicht meines Weckdienstes sah. „Na, endlich bist du wach. Es gibt Frühstück.“ Gwen legte die Hände an die verlängerten Stoffenden ihrer Halbschürze, die sie sich um die Hüfte band. Ihr Haar war schon geflochten. Allgemein sah sie nicht so schrecklich aus, wie gestern Abend. Nur beschwerlich konnte ich mich aufsetzen, streckte mich, sodass alle Knochen knackten, und gähnte herzhaft, bevor ich aufstand.

Ich zog die Hose unter dem Nachthemd an, wodurch sie nichts sehen konnte.

„Ein Kleid? Ist das nicht unpraktisch zum Arbeiten?“, fragte ich sie.

„Oh, ich muss heute nicht arbeiten. Du bist ja da. Heute helfe ich Mama im Haushalt. Du solltest viel Frühstücken, es wird nämlich anstrengend.“

Auch, wenn es mich ärgern sollte, dass sie die harte Arbeit auf mich abwälzte, wurde mir in Sekundenschnelle klar, dass ich auch das versprochen hatte und sie dafür wohl einmal faulenzen konnte. Vermutlich hatte sie es sich verdient. Ich zog das Nachthemd über den Kopf aus und runzelte die Stirn.

„Wo ist denn mein Hemd?“

„Kaputt? Der Wolfsheimer hat es zerrissen. Wir haben es weggeworfen.“

Sie steckte sich einige Haarnadeln fest, wobei sie mit zusammengezogenen Augenbrauen in den Spiegel sah und mich beobachtete.

„Achja. Stimmt ja… Hast du einen Gürtel oder so was für mich?“

„Klaro. Bedien dich an meinem Kleiderschrank, wenn es dir nicht zu feminin ist.“

„Ich will ja nur einen Gürtel.“, brummte ich, als sie wohl schon innerlich begann, mich als Mädchen abzustempeln. So stand ich auf und ging zum Kleiderschrank, fand einen etwas breiteren, abgetragenen Gürtel vor, wobei ich Zeit hatte, den Rest ihrer Garderobe zu betrachten. Sie bestand zum größten Teil aus Shorts und Hosen und ein paar Blusen, die weiter waren, um sich besser darin bewegen zu können. Außerdem Kniestrümpfe und kurze Strümpfe. Ich nahm das Nachtgewand von letzter Nacht an mich und warf es über, zog es mit dem Gürtel fester und enger, damit es mir nicht im Weg war.

„Ich glaube, so kann ich heute leben.“, merkte ich an und stopfte das Hemd in meine Hosen. Sie wandte sich um und zuckte gleichgültig die Schultern. „Du musst wissen, wie du arbeiten kannst.“

Charmant war auch etwas Anderes.

„Wieso so schlecht drauf? Immerhin hast du heute nur Haushalt.“, meinte ich etwas erstaunt.

„Nur? Ich hasse den Haushalt! Ich darf wieder kochen, nähen, bügeln, putzen, staubwischen und was weiß ich nicht! Argh! Und die blöde Spange will auch nicht halten!“ Sie rammte sie in ihren Pony, der über ihre linke Gesichtshälfte schräg abfiel. „Zieh dich adrett an, hat sie gesagt. Eine Frau trägt nicht dauernd Hosen…“

Leise fluchte sie in sich hinein.

Ich hob die Brauen.

„Ja, aber du bist doch ein Mädchen. Du solltest dich darüber nicht beschweren. Ihr seht viel schöner aus, als wir, darum solltet ihr das auch zeigen.“, meinte ich recht überzeugt und nickte, mich selbst bestätigend. Ja, man musste sagen, dass Männer nicht das schönste Geschlecht waren. Aber sie schien einfach nicht in die Rolle einer Frau hineingeboren zu sein.

Gwen schnaubte.

„Du hast ja Recht. Jetzt lass uns aber frühstücken gehen. Ich hab alles vorbereitet, meine Eltern stehen auch jeden Moment auf.“ Sie hatte alles vorbereitet? Das Mädchen riss das Fenster auf, um durchzulüften, dann verließen wir gemeinsam das Zimmer. Der wohlriechende Duft von frisch gebackenen Brötchen strömte durch das Haus – da hatte sie sich aber mehr als genug Mühe gemacht.

„Ich wasche mir noch die Hände und das Gesicht.“, meinte ich. Sie nickte und ging nach unten.

Irgendwie war ich gespannt, was heute passieren würde. Ich wusste aus Erzählungen, dass es noch eine Ranch in der hylianischen Steppe gab, die wesentlich bekannter war, aber die hielten wohl keine Ziegen und Schafe. Der Gedanke an eine neue Arbeit machte mich aufgeregt und ich freute mich schon darauf, etwas Neues kennenzulernen. Vielleicht würde es ja ganz lustig werden! Mit einem Handtuch trocknete ich mein Gesicht und ließ mir den gestrigen Abend noch einmal durch den Kopf gehen.

So unausstehlich war das Mädchen ja nicht und vielleicht konnte ich so zu ihr durchdringen, dass man im Stande war, ein normales Gespräch zu führen. Vielleicht konnte sie mir Kakariko zeigen, wenn wir mit der Arbeit fertig waren. Ich musste sie unbedingt fragen!

Schnell stolperte ich die Treppen hinunter.

„Gwen? Magst du mir nach der Arbeit Kakariko zeigen?“, fragte ich sie mit überschwänglicher Freude. Sie zog die Brauen zusammen und sah mich an, als würde ich scherzen.

„Wenn du nach der Arbeit noch genug Kraft dazu hast, könnten wir darüber nachdenken.“

„Ist es denn so anstrengend?“

„Du wirst dich noch wundern.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ViGaMi
2014-11-09T14:48:15+00:00 09.11.2014 15:48
So, jetzt muss ich mich bei Gwen entschuldigen... Sie ist so riiiichtiiiiig sympatisch geworden :D *sich herzhaft bei Gwen entschuldig* *Gwen einen Keks geb*
Von:  -x-NAni-x-
2011-09-14T15:02:11+00:00 14.09.2011 17:02
och ich mag die geschichte immer mehr :D
und ich liebe Gwen ! *__*
Von:  WolfWolfi
2011-09-12T19:08:57+00:00 12.09.2011 21:08
Echt tolle kapi :D
Gwen ist aber echt nicht ohne xD
Freu mich schon auf die nächsten seiten^^
Von:  -Ciel_Phantomhive-
2011-09-12T06:20:50+00:00 12.09.2011 08:20
hallo ^^
hab es schon durch gelesen X3
wie immer toll ^^ und freu mi wenn es weiter geht ;)

Lg. -Ciel_Phantomhive-


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