Zum Inhalt der Seite

Bittersüßer Wein

Gilbert Nightray x Oz Bezarius
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sternenklare Nacht

Gilbert stand auf dem Balkon des Rainsworth Anwesens und sah in die sternenklare Nacht hinaus, während, wie üblich, eine Zigarette in seinem Mundwinkel hing. Er blies den Nikotinrauch lange aus, so lange bis er meinte, dass seine Bronchien platzen müssten. Doch nichts dergleichen geschah, denn der Druck in seiner Brust rührte von etwas ganz anderem. Wenn er jetzt daran zurück dachte, konnte er die Röte seiner Wangen wieder mal nur mit einer Hand verdecken.

Ein paar Tage zuvor war wieder einer dieser ausgelassenen Abende gewesen, die wirklich selten waren, wenn man die ganze Zeit gegen Chains kämpfte und den Erinnerungen von Alice nachjagte. Und dementsprechend wurde auch gefeiert: viel Fleisch für den idiotischen Hasen, viel Süßkram für B(F)reak und Alkohol im Überfluss für den Rest.

Der Schwarzhaarige lehnte sich mit überkreuzten Armen auf die Brüstung des Balkons und seufzte tief. Dunkelroter, bitterer Wein war es gewesen. Er setzte diesen auf Platz 2 seiner Liste der schlimmsten Erzfeinde. Auf Platz 1 waren nach wie vor Katzen und Zwei war auf Platz 3 verdrängt worden.

Er fuhr sich durchs Haar als seine Gedanken immer brisanter wurden. Unter Alkoholeinfluss war er wirklich nicht zu gebrauchen. Wieso konnte Oz so viel trinken und blieb nüchtern? Obwohl sein Körper um einiges kleiner war. Das war einfach nicht fair! Nur was war schon fair im Leben?

Der Nightray sank noch etwas mehr zusammen, weil sein Gehirn ihm jetzt wieder genau vor Augen führte, was er an diesem Abend eigentlich getan hatte.
 

„Ich liebe dich, Bocchan.“ Gilbert und Oz waren allein hier gestanden, auf diesem Balkon. Es war über ihn gekommen, der Wein hatte seine Zunge gelockert. Das war keine Bewunderung eines Dieners, der seinem Gebieter schmeicheln wollte. Ganz und gar nicht. Es war ein Liebesgeständnis, Liebe, die ein Vasall nicht für seinen Herrn fühlen durfte. Und trotzdem hatte er es sogar nochmal wiederholt: „Oz… ich liebe dich!“ Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren, so weit entfernt. Ihm war fiebrig zumute, wahrscheinlich war er schon wieder so rot wie eine Tomate. Allerdings war das in diesem Moment alles egal. Er hatte es gewagt und nun gab es kein Zurück mehr. Deswegen folgte auch prompt die nächste Kurzschlussreaktion. „Gil…“ Der Schwarzhaarige musste sich nur leicht runter beugen, die Hand hatte er eh schon an die Wange seines Angebeteten gelegt. Dann fühlte er sie, die weichen Lippen des Blonden, wie sie seine eigenen benetzten. Davon hatte er sich nicht mal träumen lassen, diese himmlische Süße!
 

Gil ging in die Knie und schlug mit seinem Kopf gegen die steinernen Pfeiler der Brüstung, krallte die Finger in den Marmor, dass seine Fingernägel schon anfingen zu bröckeln. Für Außenstehende musste er wie ein Geisteskranker wirken und das war er ja auch irgendwie. Wie konnte er es nur wagen, seinen unwürdigen Mund auf den von Oz zu drücken? Wie konnte er es nur wagen, seine schmutzigen Gefühle dem anderen zu offenbaren? Wo es doch so offensichtlich war, dass es aussichtslos war?

Er lehnte die Stirn gegen das kühle Gestein und atmete einige Male tief durch. Die kühle Luft durchflutete seine Lunge und erneut überkam ihn das Gefühl des Zerberstens. Könnte er es doch sofort, wo er im Inneren schon längst so zerrissen war.
 

Der Große zuckte heftig zusammen, da ihm jemand seinen Hut auf den Kopf drückte. Nur eine Person tat es auf die Weise, nur eine Person hatte so warme Haut, dass man diese durch den Stoff fühlte. Langsam, in negativer Lichtgeschwindigkeit, wandte er seinen Kopf um und was er erblickte, ließ ihn zunächst schlucken. Smaragdgrüne Augen strahlten ihm entgegen, goldblonde Haarsträhnen wiegten leicht in der nächtlichen Brise. „Gil! Was treibst du denn so lange hier draußen?“ fragte Oz auch schon unverhohlen und blickte auf ihn herab.

Eben Angesprochener wendete seinen Blick ab und rückte den Hut auf seinem Haupt etwas zurecht. Was er hier machte? „Rauchen.“ War die einzig logische Antwort, die ihm einfiel. Und es war keine Lüge, denn das hatte er tatsächlich getan. Es war nur nicht die komplette Wahrheit. Er richtete sich zügig auf und strich sein Gewand glatt.

Der Bezarius lehnte sich an das Balkongeländer und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Würde er ihn jetzt darauf ansprechen? Auf den Kuss? Seitdem war er ihm mehr oder weniger erfolgreich aus dem Weg gegangen. Was jedoch aus dem Mund des Kleineren kam, verwunderte ihn sehr. „Gib mir eine Zigarette!“ Gilbert öffnete seine Lippen, um zu widersprechen, aber ihm fiel nichts Plausibles ein. Also ergab er sich einfach dem Befehl seines Herrn und zückte die Zigarettenschachtel. Er holte einen Glimmstängel raus und reichte ihn an Oz weiter. Dieser nahm ihn zwischen die filigranen Finger und führte ihn an seine Lippen. Als der Blick des Dieners dem Schauspiel folgte, wurde er erneut rot. Mit seinem Feuerzeug entzündete er das Stängelchen und wartete ab, was passierte.
 

Erst zaghaft schlossen sich die Lippen von Oz um den Filter und er zog daran. Das war das erste Mal, dass er rauchte. Er hatte es schon so oft bei Gil gesehen und wollte es nun auch probieren. Außerdem hatte der andere danach geschmeckt, als sie sich geküsst hatten. Doch als der dunkle Rauch in ihn eindrang, wurde ihm augenblicklich etwas schlecht und er fing fürchterlich an zu husten. „Oz!“ hörte er sogleich Gils besorgte Stimme in seinem Ohr. Der Kleinere winkte ab, hustete etwas in seine Hand und drückte die Zigarette auf der Brüstung aus. „Wie kannst du das nur genießen?“ wollte er von dem anderen wissen. Für ihn war Rauchen definitiv kein Genuss. Der Gefragte zuckte nur mit den Schultern und hatte ein mildes Lächeln auf den Lippen. Wenigstens verspottete er ihn nicht. Der Blondschopf streckte sich etwas, ehe er sich einfach auf den Boden setzte und die Beine von sich streckte. Sein Diener folgte wortlos und platzierte sich neben ihm, nahm den Hut dabei aber wieder ab. Oz wendete sein Antlitz zur Seite und betrachtete den anderen eine Weile, eine seiner Hände wanderte automatisch in das rabenschwarze Haar. Dort kraulte er seinen Freund etwas. So sah er den anderen nämlich: als Freund. Wenn nicht sogar als noch viel mehr…
 

Gilberts Blick wanderte gen Boden, wie interessant diese Marmorfliesen hier waren. Dass Schamesröte sein Gesicht zierte, brauchte kaum mehr erwähnt zu werden. Er wusste, dass es eine nette Geste des anderen war, ihm durchs Haar zu kraulen. Jedoch machte ihn das halb verrückt. Wenn Oz so verdammt nah war, konnte er einfach für nichts mehr garantieren. Egal ob er betrunken war oder nicht.

„Hey Gil… Gil?... Gil!!!“ drang es erst nach einiger Zeit zu ihm. Er zog eine Augenbraue hoch und wandte sich an den Kleineren. „Was?“ wollte er mit müder Stimme wissen.

„Hast du schon mal mit jemandem geschlafen?“ „Natürlich hab ich mit je-…“ er stockte und sein Herz setzte einige Schläge aus. Es war ihm so peinlich, dass man imaginären Dampf aus seinen Ohren austreten sah.

Oz kicherte daraufhin nur. Wie kam der Junge nur auf so eine Frage? Okay, mit 24 sollte man eigentlich keine Jungfrau mehr sein. Aber mit wem hätte er denn sollen?
 

„Ich meinte Sex.“ gab der Blonde amüsiert von sich. „Ich weiß!“ brummte Gil als Antwort. „Also?“ schließlich hatte der Große noch keine anständige Erwiderung verlauten lassen. Der Schwarzhaarige seufzte tief und schüttelte dann minimal seinen Kopf. Das Thema war ihm sichtlich unangenehm, aber es war förmlich eine Spezialität des anderen, ihn in Verlegenheit zu bringen. Es grenzte an Folter, was Oz aber nicht davon abhielt. Dieser schien sich köstlich zu amüsieren.

„Gut.“ kommentierte dieser das Ganze. Gut? Was war daran bitte schön gut? Bevor der Nightray allerdings den Mund aufmachen konnte, war sein Herr ihm so nah, dass er kein anständiges Wort heraus bekommen hätte. Wäre es möglich gewesen, wäre er noch weiter nach hinten gerutscht, doch sein Rücken drückte schon gegen das Balkongeländer.
 

Oz stützte seine Hände zwischen Gils Beinen ab und fixierte diesen mit Adleraugen. Schließlich beugte er sich vor und versiegelte ihre Lippen miteinander. Der Größere wusste nicht, wie ihm geschah und erschauderte heftig von dieser Aktion. Trieb der anderen einen Spaß mit ihm?

Als sich ihre Münder lösten, spürte er eine warme Zunge an seiner Unterlippe und kleine Nebelwölkchen zwischen ihnen, von dem heftigen, heißen Atem. Er konnte dem harten Blick des anderen nicht ausweichen und bekam eine Gänsehaut. „Du gehörst mir.“ raunte ihm der Bezarius entgegen. Er fühlte sich fast schon in die Vergangenheit zurück versetzt, vor zehn Jahren, wo er noch der kleine ungeschickte Tollpatsch war, der von Oz immer rumkommandiert wurde. So unbeholfen kam er sich momentan vor.
 

Als sein Herr dies merkte, entspannte sich dessen Gesichtszüge und er lächelte liebevoll. Er strich dem Schwarzhaarigen einige Strähnen aus der Stirn und sprach nun sanfter mit ihm: „Du bist immer noch mein Gil.“ Ein Finger streichelte beruhigend über Gilberts Wange. „Was ich eigentlich sagen wollte… Ich liebe dich auch!“ hauchte Oz in sein Ohr. Sein Herz pochte so laut, dass er gar nichts anderes mehr hören konnte und sein Mund war so trocken, dass er nichts erwidern konnte.

Der Kleine entfernte sich wieder etwas von ihm und lachte dann herzhaft über diese Reaktion. Er erhob sich und hielt dem Größeren die Hand hin. „Komm… lass uns ins Bett gehen!“ sagte er mit verschmitztem Grinsen und zog den anderen hoch.

Gilbert stolperte ihm hinterher in ihr Zimmer. Was sein Liebster wohl jetzt im Bett wollte?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LisaTachibana
2014-10-17T09:54:53+00:00 17.10.2014 11:54
Gilberts Blick wanderte gen Boden, wie interessant diese Marmorfliesen hier waren.
Diese Satz, ich liebe ihn einfach. Ohne Worte. Der Mamor. x3 <3

War wirklich sehr knuffig und ließ sich super lesen! Ich ship ja eigentlich nicht so wirklich Yaoi aus Pandora Hearts, bin aber auch nicht abgeneigt und muss sagen das das genau die richtige Mischung für mich war. :3

Wobei ich ehrlich gesagt, bezweifle das Gilbert ihm die Zigarette gegeben hätte. Wahrscheinlich wäre das eher in einem Streit ausgeartet.

Mi-chan
Von:  Cherry23
2011-11-09T14:09:13+00:00 09.11.2011 15:09
Hi!

Der One Shot hat mir sehr gut gefallen.

Gilbert und Oz sind ein supersüßes Paar!!

Gut, dass der Wein Gils Zunge gelockert hat. Sonst wären die beiden ja nie zusammen gekommen.

Vile Grüße
Von:  Cayde-6
2011-11-02T19:54:43+00:00 02.11.2011 20:54
Puh, nur ein Kommi? :o
Also ich fand die FF sehr süß! :]
Nicht zu übertrieben, nicht zu dramatisch und nicht zu schwul! x'D
Ich weiß gerade gar nicht, ob mir Reaktionen der beiden einfallen, die geeigneter gewesen wären x'D Beide sehr gut getroffen, obwohl ich jedoch nicht weiß, ob Gil ihm die Kippe wirklich gegeben hätte ;P
Selbst betrunken nicht! x'D Andererseits wars ein Befehl... mhm x]

Ich mag deinen Schreibstil sehr gerne! <3
Du schreibst locker, verständlich, aber dennoch nicht langweilig!
Alles in allem, eine schöne Fanfic!

Liebe Grüße :]
Von:  Momoka_chan
2011-10-21T19:39:09+00:00 21.10.2011 21:39
Süße FF :)
Ich finde du hast Gilbert sehr gut getroffen und Oz auch :3
Die beiden sind sooo süß zusammen *___* <33


Zurück