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Outnumbered

Zombiecalypse
von

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Dearborn, Michigan

-Ein verlassener Highway nicht weit von Minnesota entfernt-
 

Flimmernde Hitze tagsüber, klamme Kälte des Nachts.

Steine und Sand… Soviel Sand…

Wenn man nicht aufpasste konnten die Straße und die Einsamkeit einen in den Wahnsinn treiben.
 

So auch die beiden Männer, die mitten in der Nacht auf dem Weg nach Idaho waren.

Sie reisten meistens nachts im Schutz der Dunkelheit und immer auf der Suche und auf der Jagd.
 

Aaron Baker saß auf der Ladefläche eines geklauten Pic Ups und rauchte schweigend eine etwas lädiert aussehende, ebenfalls geklaute Zigarette und ließ sich die kühle Nachtluft um die Nase wehen.

Tonlos summte er eine Melodie vor sich hin und war mit den Gedanken ganz weit entfernt von dieser zu stillen Straße.
 

Leo Coleman, der meistens nur Cat gerufen wurde, hatte die Rolle des Fahrers übernommen und im Gegensatz zu seinem jüngeren Freund und Kollegen wusste er wie man den Pic up fahren musste um lebend in die nächste Stadt zu gelangen.

Sie Beide waren auf der Jagd nach Untoten, nach Zombies, die zunehmend zu einer Bedrohung wurden und mittlerweile ihren Lebensunterhalt finanzierten.

Zum rauchen wurde Aaron nach „draußen“ verbannt, denn würde er es wagen in der Fahrerkabine zu rauchen, würde Cat ihn vermutlich erwürgen.

Aaron war mit seinen neunzehn Jahren sowieso zu jung zum rauchen, aber was sollte Cat da schon machen? Er sollte in diesem Fall lieber nicht mit Steinen werfen…
 

Durch die Monotonie des Fahrens, der endlosen Sterne und der erdrückenden Stille verlor man irgendwann jegliches Gefühl für Zeit und Distanz.

Wie spät mochte es sein?

Aaron lag auf dem Rücken und schnippte den Zigarettenstummel in den Sand.

Der Himmel war Wolkenlos, der Mond neigte sich schon wieder über den Horizont, war aber noch weit davon entfernt diesen zu erhellen und den nächsten Morgen anzukündigen.

Der Teenager war nachdenklich, nur eine weitere Eigenschaft, die Cat, der selber eher impulsiv und hitzig war, nicht an ihm schätzte.

Wieso waren sie hier? Nicht unbedingt im philosophischen Sinn, denn egal wie sehr Aaron darüber nachdachte, ihm fiel kein plausibler Grund ein, wieso er mit einem fast Fremden und einem geklautem Pic Up in Richtung nirgendwo unterwegs war.

Naja bis auf die Leiche neben ihm.

Ein leises, resignierendes Seufzen entfuhr ihm.

Achja, die Leiche.

Die brünette Frau hatte schon in dem Wagen gelegen, als sie sich diesen in einer Stadt „ausgeborgt“ hatte, nachdem Cat’s alter Wagen den Geist aufgegeben hatte.

Sie waren keine Totengräber oder wirre Perverse, sie wollten nur helfen.

Aber eigentlich wollte Aaron alles, nur nicht darüber nachdenken wie selbstverständlich Cat mit der Toten umgegangen war, sie nach Personalien abgesucht hatte und dann schließlich beschloss sie erstmal mitzunehmen.
 

Manchmal fragte sich Aaron, ob er eigentlich völlig irre gewesen war, als er beschloss Cat auf seiner Reise zu begleiten.

Aber vielleicht sollte man beim Anfang beginnen.
 

Als Aaron das erste Mal auf Cat traf, war sein Eindruck von dem etwas ungepflegten, nicht mehr ganz jungem Mann sicher nicht der beste gewesen.

Er saß an der Bar, trank Bier wie Wasser und trug trotz der schummrigen Verhältnisse ausnahmslos eine verspiegelte Sonnenbrille.

Dennoch, er hatte etwas an sich, das Aaron dazu veranlasste ihm mehr als nur einen Blick zu würdigen.

Damals, was hieß damals, das war vielleicht drei Wochen her, arbeitete Aaron noch aushilfsweise in der Bar seines besten Freundes – nur einer seiner Jobs um sich über Wasser zu halten.

Mehr als ein Blick genügte um bestimmen zu können, dass der Fremde Mann nicht von hier, Dearborn, Michigan, Aarons Geburtsort, stammen konnte.

Aaron fragte sich, ob der Mann Jäger war, sie tauchten in letzter Zeit häufiger in „seiner“ Stadt auf und verbreiteten eine schlechte Stimmung.
 

Jäger waren unangenehme Zeitgenossen, was sie eigentlich jagten war „streng geheim“, beziehungsweise wusste jeder über die Gerüchte einer Solanumausbreitung und einem eventuellen Krieg mit Untoten. Wie viel man davon glauben durfte war unklar, Tatsache war nur, dass die Spinner mehr wurden und Dearborn für seine Verhältnisse nahezu überrannt wurde.
 

Kein Wunder also, warum Aaron Cat gegenüber zuerst feindlich, aber auch neugierig gestimmt war.

Der Junge schätzte ihn auf mindestens dreißig Jahre, vielleicht auch älter, aber auf jeden Fall hatte er mit Sicherheit mehr erlebt und mehr verwegene Geschichten vorzuweisen als sein eigenes, langweiliges Leben.

Eine Eigenschaft die auf Aaron anziehend wirkte und ihn mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht hatte.

Wirkte der Ältere weiser und besonnener auf Aaron, so musste dieser später entdecken, das dies ein klassischer Fall von Fehleinschätzung war.

Cat war nämlich alles andere als ruhig und besonnen.

Cholerisch, raubeinig und mit einer ordentlichen Portion angepisster Wut gesegnet vertrieb er jeden Anderen, der es wagte sich ihm zu nähern.

Bis auf Aaron.
 

An dem Abend, wo sie sich das erste Mal begegneten, lehnte Aaron gelangweilt am Tresen und begutachtete die einzelnen Stammgäste, die jeden Tag hier waren.

Meistens gaben sie ihm Trinkgeld, wenn er sie in Ruhe ließ, oder wenn er wortlos das Bier nachfüllte und so stand Aaron meistens nur herum und redete mit dem anderen Personal.

In der Woche war nie fiel los, darum fiel ihm der Fremde Mann auch sofort auf.

Jäger hin oder her, Aaron langweilte sich, und wenn seine einzige, potenzielle Abwechslung darauf hinauslief sich Reiseberichte anzuhören, dann würde er dies eben in Kauf nehmen.
 

Cat war schon ziemlich angetrunken, als er den Jungen erspähte.

Eben erst hatte er eine Jagd verloren und nun war er angepisst und streitsüchtig.

Er musterte Aaron argwöhnisch und verlangte von dem Barkeeper zu wissen, wieso Kinder in der Bar arbeiten durften.

Aaron reagierte immer etwas empfindlich auf sein Alter und empörte sich auch sogleich lautstark darüber, vergaß seinen ursprünglichen Plan sich mit dem Fremden anzufreunden.

„Ich bin Neunzehn, Arschloch.“

Die meisten Leute hielten ihn für Sechzehn oder noch Jünger und sein zierlicher Körper und seine hellblonden Haare halfen ihm nicht gerade den Eindruck zu schmälern.

„Eben. Neunzehn und nicht einundzwanzig.“, grunzte Mike, Aarons bester Freund und reichte dem Fremden ein weiteres Bier.

Nachdem Cat Aaron eine Weile beim jammern und anschließendem schmollen zugesehen hatte, seufzte er und wandte sich an Mike, der sich als Barkeeper eher totlangweilte als totarbeitete und murrte:

„Nun gib ihm schon irgendwas zu trinken, das ist ja nicht mit anzuhören.“

Mike zuckte mit der Schulter, grinste amüsiert und drückte seinem besten Freund ein kaltes Bier in die Hand.

„Bedank dich bei dem netten Onkel.“, schnarrte er so, dass es Cat nicht hören konnte und brachte sich rechtzeitig vor Aarons Tritten in Sicherheit.

„Das Übliche.“

„Schon klar.“, Aaron verdrehte die Augen.

Sie grinsten sich kurz, vielsagend an und Mike war wieder schwer beschäftigt damit die Gläser zu polieren.

Sein Laden wurde nie kontrolliert, dazu kannte er die Bullen zu gut und so kam es auch nicht drauf an ob er Aaron Alkohol ausschenkte oder nicht.

Aaron setzte sich neben Cat, musterte kurz das braune, ungewaschene Haar, die sichtbaren Schrammen auf der Haut und fragte sich, was ihn hierher verschlagen hatte und viel wichtiger, was mit ihm passiert sein mochte, damit er nun so aussah.

„Hey, danke für das Bier, Mister…“

„Coleman. Leo Coleman, aber komm nicht auf die Idee mich so zu nennen, ich bin Cat.“

Aaron überlegte kurz ob Cat vielleicht eine Kurzform war, verwarf den Gedanken aber wieder und stellte sich seinerseits vor.
 

Erst Wochen später würde Aaron klar werden, wie gut der Name Cat zu dem Mann passte, zu dessen Allüren und Macken und zu seinem Charakter an sich.

Anders als erwartet verstanden sie sich auf Anhieb ganz gut und Cat fand in Aaron einen aufmerksamen Zuhörer zu seinen Berichten.

So begann ihre erste Begegnung mit zwei oder drei geteilten Bieren, etwas Smalltalk und nun fuhren sie gemeinsam durch das nächtliche Amerika.

Schon verrückt wie das Leben manchmal spielte.
 

„Untote“, hatte Cat ihm irgendwann in der Nacht ihres Kennenlernens erzählt, „machen mehr Probleme als man derzeit wahrhaben will. Lästige Biester.“

Sie saßen mittlerweile an einem eckigen Tisch und Cat fuhr fahrig mit seinem Zeigefinger über eine zerschlissen aussehende Landkarte Mittelamerikas.

„Hier und hier sind die ersten Lager. Warst du schon mal dort?“, er deutete wage auf Idaho und New Mexiko.

Aaron verneinte. Er lauschte den Geschichten des Älteren mit brennendem Interesse, merkte aber dass der Alkohol ihn langsam müde machte.

„Stell dir die Lager wie verlassene Siedlungen vor, nur ein bisschen unterirdisch, mehr so wie eine Grube, nur riesig, nein, überdimensional! Es waren mal normale Städte die von dem Solanum-Virus heimgesucht wurden, da es aber irgendwie immer noch Menschen sind, dürfen diese Lager nicht einfach vernichtet werden. Die Regierung hat quasi beschlossen einen Nichtangriffspakt mit Untoten zu schließen, irre wenn du mich fragst, denn diese Zombies haben selbst kaum genug Grips um überhaupt zu verstehen was ein Nichtangriffspackt sein soll. Manchmal frage ich mich welche Seite weniger Gehirn hat.“

Cat lachte trocken und rückte seine Sonnenbrille zurecht.
 

Cat und seine Sonnenbrille. Seit dem Beginn ihrer Reise hatte Cat sie nicht einmal abgesetzt, oder zumindest nie wenn Aaron in der Nähe war, und er wollte ihm auch partout nicht sagen warum er sie immer trug.

Selbst jetzt beim fahren, mitten in der Nacht, hatte er sie auf.
 

„Hat sie sich gerührt?“, der Blonde zuckte zusammen, warf automatisch der toten Frau neben sich einen kurzen Blick zu und spähte durch das kaputte Rückfenster des Wagens, das ihn von der Fahrerkabine trennte.

„Nein, sie ist tot.“

„Wunderbar, dann beweg deinen Hintern wieder rein und ließ die Karte für mich.“

Eine weitere Sache, die Aaron schnell an Cat feststellte, war dessen bemerkenswertes Talent nicht eine Karte lesen zu können und sich eigentlich mehr schlecht als recht orientieren konnte.

„Es ist ein Wunder, das du dich nicht auf einer geraden Strecke verfährst.“, brummte der Jüngere und kletterte zurück auf den Beifahrersitz.
 

Vielleicht war dies auch einer der ausschlaggebenden Gründe warum Cat ihn überhaupt mitnahm.

Mit einem kurzen, prüfenden Blick stellte Aaron fest das Cat die Karte falsch herum hielt und sie vermutlich die ganze Zeit in die falsche Richtung fuhren.

„Siehst du dieses große, nicht zu übersehende „N“? Das bedeutet NORDEN. Norden sollte in der Regel nach oben zeigen. Komm schon, so schwer ist es doch nicht…“

„Fick dich und sag mir wo ich langfahren soll.“

„Das nächste Lager ist ein ganzes Stück entfernt, vorausgesetzt wir sind auch wirklich da wo wir sein sollten. Kann es sein, das ich diese Lager niemals sehen soll?“, triezte er ihn weiter und runzelte konzentriert die Stirn.

Eigentlich war es unmöglich in drei Wochen so wenig voran zu kommen…
 

Zu Beginn hätte Aaron den seltsamen Mann für einen Einzelgänger gehalten, aber statt ein Einzelgänger zu sein kam die Idee Aaron mitzunehmen sogar von Cat selber.

Diesem war klar, dass sich in seinem, bislang recht ereignislosen, Leben selten wieder die Chance bieten würde dieses hinter sich zu lassen und so stimmte er ohne wirklich darüber nachzudenken auf der Stelle zu.

Den entsetzten Blick von Mike würde er dabei nicht mehr so schnell vergessen.

Cat hatte ihm klar gemacht dass seine Heimatstadt auch irgendwann befallen sein könnte und es an Aaron selbst lag sich und seine Freunde zu beschützen, notfalls auch im Kampf.

Sie hatten nie weitere Worte darüber verloren, aber Aaron war sich ziemlich sicher das Cat‘s Heimat längst zu einem der verseuchten Gebiete zählte.
 

Darum waren sie nun unterwegs.

Rache?

Cat versicherte ihm das sie etwas gegen die Zombies und gegen die Verantwortlichen Unternehmen würden.

Vielleicht waren sie auf der Suche nach einer Heilung, einem Gegenmittel?

Unmöglich, wie Cat immer wieder betonte, es gab kein Mittel das dass Solanum stoppen konnte.

Das Virus würde sich einfach weiterverbreiten, sich neue Wirte suchen und sich durch Zellen und Gewebe fressen.

Irgendwann waren die nächsten Städte dran, irgendwann vielleicht sie selber.
 

Cat bremste abrupt und Aaron starrte erschrocken zu seinem Begleiter.

„Was? Wen du mir schon nicht hilfst…“, er hatte die Karte wieder an sich genommen und brachte den Blonden damit schief zum Grinsen.

„Gib schon her.“, somit wechselte die Karte ein weiteres Mal ihren Besitzer.

Cat fuhr trotzdem nicht weiter, er beobachtete den Jüngeren, wie dieser die Karte musterte und mit den Fingern einige Routen entlangfuhr, denen Cat widerstandslos folgen würde.

„Was ist?“, fragte Aaron ohne aufzusehen.

Cat zuckte mit der Schulter, antwortete nicht und starrte stattdessen aus dem Fenster.

Ein letzter Blick auf die Karte und Aaron strich sich einige der hellen Strähnen zurück hinters Ohr und sah Cat nun ganz an.

„Ich habe eine Strecke.“

„Oh, das ist gut. Wirklich gut.“

Aaron schmunzelte und strich mit seiner linken Hand über Cat’s Kinn.

„Wir haben beide eine Rasur bitter nötig. Und eine Dusche. Vor allem eine Dusche.“, fügte er augenzwinkernd hinzu und ignorierte die Tatsache das sein eigenes, blondes Haar mittlerweile schmutzig und staubig und ganz sicher nicht mehr so ansehnlich war wie vor ein paar Tagen.

„Willst du mir damit sagen, dass wir durch eine Stadt fahren?“, brummte Cat zerknirscht, er hasste es Umwege durch Städte zu nehmen.

„Jetzt ja. So wie ich das sehe brauchen wir auch neue Vorräte.“

Cat startete den Motor und warf Aaron einen Seitenblick zu.

„Also weiter?“

Aarons Augen blitzten kurz und er ertappte sich selbst dabei, wie er nach Cat’s Sonnenbrille greifen wollte und so als ob dieser die Idee geahnt hätte, schüttelte er den Kopf und flüsterte:

„Nicht…“, dabei griff er nach der Hand, die noch unschlüssig zwischen ihnen in der Luft schwebte und hielt sie fest.

Der Jüngere seufzte und verhakte ihre Finger miteinander, ehe er sie sinken ließ.

Verdammte Neugier.

„Tut mir leid.“

„Schon gut.“, Cat löste ihre Hände und wuschelte Aaron kurz durch die Haare.

„Ein anderes Mal.“

„Okay, schon klar.“

Der seltsame, unangenehme Moment war verflogen und sie setzten ihre Reise fort –

nächster Halt die nächstgelegene Stadt.

Sie fuhren dem Morgengrauen entgegen.

Schweigend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-09-09T11:51:26+00:00 09.09.2011 13:51
Hallöchen =)

Bin beim Rumgeistern über deine FF gestolpert und dachte mir, ich führe sie mir mal zu Gemüte, während ich so... geister. Ich mag Zombiegeschichten. Erst recht, wenn sie sich so toll lesen lassen wie deine, aber hey... ich will nicht vorschnell sein. Habe ja erstmal den Prolog gelesen, aber da kannste mal sehen - von dem war ich schon begeistert genug. ;)
Ich mag die beiden Protagonisten. Aaron und Cat scheinen ja auf den ersten Blick wirklich kaum zusammen zu passen, aber... scheinbar haben sie sich gut miteinander arrangiert. Da herrscht eine gewisse Vertrautheit. Das spürt man sofort.
Sehr gut hat mir gefallen, dass du ihr Kennenlernen beschrieben hast. Nicht zu ausschweifend, sondern punktgenau. So muss es sein. Mit zu vielen Informationen wäre der Leser nur überfordert. So reicht es vollkommen aus.
Und ich mag sie jetzt schon. ;)
Dann les ich mal weiter und bin gespannt auf die ersten Zombies. Mal sehen, ob die Alte auf der Ladefläche sich nicht doch noch bewegt. *lach*

lg Rej


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