Erstes Jahr
Liebe Lily.
Es ist nun 10 Jahre her, dass ich sie das letzte Mal sah und damals waren sie blass und schwach. Doch heute Abend leuchteten sie mich aus der Menge der neuen Erstklässler. Ich spreche von deinen Augen. Doch es war nicht dein Gesicht, das ich erblickte, sondern das deines Mannes. Dein Sohn hat es also tatsächlich geschafft. Dumbledore hatte schon so lange davon gesprochen, das Harry Potter dieses Jahr auf die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei kommen wird. In dem ersten Moment wusste ich nicht, wie ich reagieren soll, du weißt damals lief es nicht gut zwischen deinem Mann und mir und jetzt ist es sein Gesicht in dem ich deine funkelnden Augen erblicke.
Ich habe es nie über mich gebracht, auch nur daran zu denken, wieder mit dir zu sprechen. Doch glaube nicht, dass ich aufgehört habe an dich zu denken, das kann ich nicht. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht einmal das Bild von unserem ersten Sommer ansehe. Es ist noch mit einer Muggelkamera gemacht. Es hält keine Bewegungen fest, es ist nichtmal wirklich schön. Ich hab filzig schwarze Haare im Gesicht, aber du bist so schön, wie du es immer warst. Dein langes rotes Haar ist zu einem Zopf geflochten und deine Augen strahlen , zwar nicht wirklich so wie sie es an diesem Tag taten und dennoch wird mir warm ums Herz wenn du mich aus diesem Bild heraus ansiehst.
Ich bin jetzt Lehrer in Hogwarts. Zaubertränke. Du weißt ja, das einzige, für was ich wirklich Talent hatte. Professor Dumbledore hat mir die Stelle angeboten, nachdem Du-weißt-schon-Wer verschwunden war. Gleich am nächsten Tag bin ich nach Hogwarts gereist. Die Leuten feierten Tage lang. Doch für mich gab es nichts zu feiern. Mein Ziel war es, zu meinem normalen Leben wieder zurück zu finden und es weiterzuleben. Ich wollte nicht den Tag zelebrieren, an dem der dunkle Lord gefallen ist. Dieses Datum hat mich nie daran erinnert, dass wir nun frei sind , jedes Jahr kamen das drückende Gefühl wieder, das mir sagte das du dafür gestorben bist. Du bist der Grund wieso die Menschen diesen Tag feiern können.
An dieser Stelle wurde das Papier etwas wellig und Teile der Schrift war verschwommen.
„Liebe Lily“
Es ist kaum zu glauben wie schnell ein Jahr doch vergangen ist. Dein Junge tut sich ein wenig schwer in der Schule. Zumindest im Brauen von Zaubertränken hat er eindeutig nicht dein Talent geerbt. Es war ein hartes Jahr für ihn. Er, dessen Name nicht genannt werden darf, ist zurück. Der Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte ihn wie einen Keim in sich getragen und seinen Körper für dessen Zwecke zur Verfügung gestellt. Doch dein Sohn hat sich tapfer geschlagen. Er hat es mit zwei weiteren Schülern geschafft den Stein der Weisen von Voldemort retten. Ein Junge und ein Mädchen sind es übrigens. Die Jahrgangsbeste, ein gewisse Hermine, eine Muggelstämmige. Sie würde dir gefallen. Der Junge hätte der James-Truppe angehören können, er zieht mit, bei allem was Harry tut.
Oh Lily, wenn du nur wüsstest, wie schwer es für mich ist, in das Gesicht, das selbe Gesicht wie seines, zu sehen und zu versuchen, die Wut zu kontrollieren. Doch dann sind dort deine Augen, die dafür verantwortlich sind, dass ich ihn nicht hassen kann…
Du kannst dir nicht vorstellen, wie leid mir alles tut, alles was ich gesagt habe. Jedes einzelne Wort brennt immer noch in mir, auch heute noch. Am schlimmsten ist es jedoch, das ich mich nie mit dir versöhnt habe, was ich jetzt bereue, jetzt wo es zu spät dafür ist.
Ich werde wieder an dich schreiben Lily Evans und ich schwöre dir, ich werde Acht geben, dass deinem Sohn nichts passieren wird. Auf das dein Opfer nicht vergeblich war.
In ewiger Liebe
Severus.