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Imperial Fortune

Persona 4: Social Link 16.3
von

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Rank 9

Rise hielt Naoto in einem erstaunlich festen Griff eisern gefangen und zog sie regelrecht hinter sich zum Tofuladen ihrer Großmutter. Naotos Wut über Kanjis unüberlegtes Handeln war in pure Verwirrung verpufft, denn sie hatte nicht den blassesten Schimmer, was in Rise gefahren war.

„Rise-chan, was..?!“, fragte Naoto, doch Rise antwortete ihr nicht.

Rises Großmutter sah überrascht auf, als ihre Enkelin und mit Naoto an der Hand in den Laden gestürmt kam, doch hatte kaum eine Gelegenheit nachzufragen, was denn passiert war, denn Rise führte Naoto gleich an ihrer Großmutter vorbei in den hinteren Bereich des Ladens. Zwei Türen und einen kleinen Korridor später fanden sie sich auf einem kleinen Innenhof wieder, auf dem sich der Eingang zum Wohnhaus von Rises Großeltern befand. Doch auch hier verschwendeten sie keine Zeit und Rise führte Naoto hinter sich in das Haus. Naoto bemerkte gerade noch, dass sie eine steile Treppe erklommen, ehe sie auch schon in einem äußerst farbenfrohen Zimmer standen.

Rise ließ sie los, doch drehte sich mit wütend funkelnden braunen Augen ihr um. Licht fiel durch ein Fenster über einem pinken Schreibtisch ein und beleuchtete Rise von hinten, sodass ihr Gesicht im Schatten lag, doch Naoto konnte sehen wie sich Rises Brustkorb rasch hob und wieder senkte.

Sie war eindeutig außer Atem.

Und Naoto ging es überraschender Weise nicht anders.

Einen Moment standen sie nur schwer atmend voreinander, ohne etwas zu sagen und sahen sich einfach nur an.

Naoto schluckte und sog tief Luft ein. Es war, als würde mit der eingesogenen Luft auch ihre Wut wiederkehren.

„Was sollte das denn jetzt?“, wollte sie erbost von Rise wissen.

Doch Rise gab nicht klein bei, sondern warf ihre Tasche auf das Bett an der Wand und stemmte die Hände in die Hüften. Nur um gleich wieder ihre Pose aufzugeben und wütend die Hände zu Fäusten zu ballen.

„Argh!“, stieß sie aus. „Naoto-kun, ich frage mich echt, wie du nur so blind sein kannst?!“ Aufgebracht fing sie an, im Zimmer auf- und abzugehen und wild zu gestikulieren. „Kanji-kun kann einem aber wirklich leidtun!“

Kanji-kun?! Was hat er denn hiermit zu tun?“, verlangte Naoto nun auch aufgebracht zu wissen und deutete zwischen sich und Rise hin und her. Rises Auf- und Abgehen hatte sie mit in die Nervosität gerissen.

„Was er...?!“, begann Rise schon fast außer sich. „Alles!“

Naoto stockte in ihren Bewegungen und auch in ihren Gedankengängen. Sie verstand gerade wirklich nur Bahnhof.

Währenddessen sah Rise wirklich so aus, als sei sie kurz davor, sich die Haare zu raufen.

„Ich hab ihm zwar versprochen nichts zu sagen, aber das ist ja wirklich mittlerweile nicht mehr mitanzusehen!“

Als sie dies sagte, hatte sie sich schon ihrem pinken Schreibtisch zugewandt und zog äußerst rabiat eine der Schubladen auf und begann wild darin zu kramen.

„Was sagen? Und wem?“, hakte Naoto nun wesentlich verwirrter als wütend nach.

„Wem?! Dir, du… Nuss, du!“, antwortete Rise und wedelte mit etwas Weißem in der Hand umher. „Hier“, meinte sie und drückte Naoto das weiße Etwas in die Hand.

Stirnrunzelnd betrachtete Naoto den Gegenstand.

Es war ein Brief. Aus kariertem Papier, fein säuberlich zusammengefaltet und auf einer Seite stand in einer ziemlich kantigen Handschrift ihr Name, Naoto Shirogane.

„Was…?“, fragte Naoto verwirrt.

Allerdings bei genauerer Betrachtung kam ihr die Schrift irgendwie bekannt vor…

„Den hast du schon einmal bekommen“, erwiderte Rise mit einem Nicken in Richtung des Briefes und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vor ein paar Wochen. Ich hab ihn aus dem Müll gefischt.“

Nur noch schwammig konnte Naoto sich daran erinnern, einen speziellen Brief bekommen zu haben. Die einzigen Nachrichten, die ihr in letzter Zeit im Gedächtnis geblieben waren, waren die Karten des „Phantomdiebes“.

Immer noch stirnrunzelnd sah sie Rise erneut an.

„Lies ihn. Jetzt“, sagte diese nur sehr bestimmt.

Mit einem skeptischen Blick in Rises Richtung entfaltete sie den Brief und begann zu lesen. Schon nach den ersten drei Worten wusste sie, dass es sich um einen Liebesbrief handeln musste und schlagartig kam ihre Erinnerung wieder. Vor ein paar Wochen hatte Kanji diese sonderbare Erkältung gehabt, die verursacht hatte, dass er gelegentlich nicht mehr sprechen konnte und grün um die Nase wurde. Um dieselbe Zeit hatte sie die erste Karte des „Phantomdiebes“ erhalten und ihn nach Informationen gefragt. Aber sie hatte auch einen Brief weggeworfen, worüber sich Rise aufgeregt hatte…
 

Naoto,
 

ich schreibe dir diesen Brief, weil ich nicht weiß, wie ich es dir anders mitteilen soll.

Als wir uns das erste Mal begegnet sind, dachte ich noch, du wärest ein Junge. Trotzdem hat es mich sehr gefreut, als du gemeint hast, du hättest Interesse an mir. Ich weiß mittlerweile natürlich, dass du ‚berufliches Interesse‘ gemeint hast und nichts anderes, aber damals hat dieser kleine Satz schon für eine mittelschwere Identitätskrise gesorgt (wie dir sicher unschwer durch Yosuke-senpais Reaktionen aufgefallen ist), auch wenn es mich erfreut hat und ich angefangen habe, dich zu mögen. Sehr zu mögen. So zu mögen, dass ich nicht mehr vernünftig denken kann.

Mir ist klar, dass du nie die Absicht hattest, diese Gefühle in mir hervorzurufen, aber ich wollte sie dir trotzdem mitteilen. Allerdings bekomme ich jedes Mal, wenn du vor mir stehst und mich mit deinen großen blauen Augen anschaust, kein klares Wort heraus und stammele irgendeinen Unsinn vor mich hin. Deswegen habe ich mich für den feigen Weg entschieden und dir diesen Brief geschrieben.

Ich kann vollkommen nachvollziehen, wenn du nicht so fühlst wie ich – immerhin mache ich auch meiner Mutter nichts als Ärger – und dich lieber für jemand bodenständigen wie Souji-senpai entscheiden würdest, aber ich wollte es dir trotzdem irgendwie mitteilen. Wenn irgendetwas in Teddies Welt schieflaufen sollte, will ich nichts bereuen müssen – egoistisch, ich weiß, aber so bin ich leider nun mal.
 

Kanji Tatsumi
 

Noch während des Lesens hatte Naoto sich hingesetzt, wahrscheinlich auf Rises Bett, aber sie war sich nicht sicher und es war auch eigentlich egal. Ihr Kopf war wie mit Watte gefüllt und sie merkte erst nach einigen Augenblicken, dass ihr Mund offen stand.

Sein ganzes Verhalten machte auf einmal einen ganz anderen, neuen Sinn…

Vollkommen überfordert mit dieser gänzlich unerwarteten Situation blickte sie wieder zu Rise auf, die mittlerweile neben ihr saß. Zumindest schien sie nicht mehr wütend zu sein, sondern betrachtete Naoto nachdenklich.

„Geh schon“, sagte sie leise.

Und Naoto stand auf und verließ den Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Blue-Eyes-B-Dragon
2012-02-12T17:50:05+00:00 12.02.2012 18:50
Sorry das ich mich beim letzten Kapitel nicht gemeldet habe aber gelesen hab ich es.
Man kan sich wirklich gut vorstellen das Naoto mit der Situation etwas überfordert ist und trotzdem muss sie sich auch solchen Situationen stellen. Ich bin auch gespannt auf das nächste Kapitel^^
Also bis zum nächsten mal^^
Von:  Flordelis
2012-02-12T13:44:56+00:00 12.02.2012 14:44
> Vollkommen überfordert mit dieser gänzlich unerwarteten Situation blickte sie wieder zu Rise auf, die neben mittlerweile neben ihr saß.
Hier ist ein "neben" zu viel. ;)

Wieder ein kurzes Kapitel, hat mir aber wieder sehr gut gefallen, auch wenn ich Kanjis Brief fast schon zu wortgewandt empfand. Kennt er diese Wörter wirklich alle? :,D
Aber whatever, ich bin schon mal auf das nächste Kapitel gespannt, auch wenn es das Ende bedeutet. Q_Q
(Und yay für den Rise-Gehalt dieses Kapitels!)


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